10.798 biblische Andachten und Predigten von Spurgeon, MacArthur, MacDonald, Christlieb, Eichhorn, Hofacker, Zinzendorf, Luther ...

Predigten zu Matthäus 13,19

"So oft jemand das Wort vom Reiche hört und nicht versteht, kommt der Böse und reißt weg, was in sein Herz gesät war; dieser ist es, der an den Weg gesät ist."

Autor: Christoph Blumhardt (* 01.06.1842; † 02.08.1919) deutscher evangelischer Theologe, Pfarrer und Kirchenlieddichter
Zitate von Christoph Blumhardt anzeigen

Das Wort wegzunehmen, ist der Arge bemüht. Wir müssen das neutestamentlich nehmen. Es ist das Wort von der Versöhnung, das Wort vom Kreuz, von Christo dem Gekreuzigten, das Wort von der großen Gottesgnade, die Er mitzuteilen bereit ist, das Wort von Seiner großen Sorgsamkeit, mit der Er uns in Seine Hände gezeichnet hat, - das alles ist das Wort vom Reiche, das wir hören und beherzigen sollten. Manche hören's nun wohl, aber verstehen's nicht, oder wollen's nicht verstehen. Weil's denn da so locker oben auf liegt, kommt der Arge und reißt es weg, daß es ihnen auch aus dem Gedächtnis verschwindet, oder von ihnen als bedeutungslos in den Winkel geworfen wird. Daher giebt es immer so viele Leute, die das Wort von der Versöhnung, obwohl sie's hören, nicht glauben können, der Teufel hat's ihnen weggenommen. Sie sagen, wenn vernünftelnd und grübelnd: „In diese Lehre kann ich mich nicht finden,“ - oder wenn besser, aber vom Gewissen beunruhigt: „Jedermann gilt's, nur mir nicht,“ - oder, wenn in noch größerer Anfechtung: „Ich habe die Sünde wider den heiligen Geist begangen, kann also keine Vergebung mehr finden.“ Diesen allen hats der Feind genommen, weil sie sich das Verständnis nicht angelegen sein lassen.

Weil das Verständnis fehlt, kann der Feind hin, und auch den Glauben nehmen, durch welchen ja allein dem Menschen geholfen wird. Der Arge will nicht, daß der Mensch es glaube, daß Gott ihm gnädig sei. Darum, wer du auch seiest, der mit solchen Gedanken des Mißtrauens gegen Gott und den Heiland geplagt ist, denke nur gleich, der Arge habe dir das Beste weggenommen, weil du's nicht wert genug gehalten hast, - denke aber dazu, daß dir's wieder zurückgegeben werden kann, wenn du's verlangst. Laß dir's sagen, es festzuhalten und zu denken: „Ich bin doch in Seine Hände gezeichnet; wenn ich auch jetzt bin wie eine verstörte Stadt, so sind auch diese Mauern immerdar vor Ihm, daß Er sie wieder aufrichte, daß Er mein Herz wieder tröste, und mir's gebe, mich ganz unter Seiner Gnade stehend zu denken.“ Wenn's der Teufel auch fort hat, so wird dir's ja wieder gepredigt; und hörst du's wieder und vielleicht mit besonderen Eindrücken. So hebe es mit Nachdenken darüber fest, bis du einiges Verständnis bekommst; dann kann dir's der Teufel nicht mehr nehmen.

Ach, daß der HErr uns so stellete, daß uns der Arge nichts mehr wegnehmen kann! Wenn wir's freilich nur so obenhin hören, und des Nachdenkens nicht wert achten, dann kanns der nächste Windhauch stets wieder fortnehmen. Lernen wir daher mit ganzem Gemüt hören, daß es eindringt und der Gier des Bösewichts nicht mehr blos liegt. Wir harren einer neuen Gnade des heiligen Geistes, durch welche die einfältigen Menschen dazu kommen mögen, es besser zu machen.

Mel. Wer nur den lieben. Dieß laß ich kein Geschöpf mir rauben, Dieß soll mein einig Rühmen sein; Auf dieß Erbarmen will ich glauben, Auf dieses bet' ich auch allein. Auf dieses duld' ich in der Not, Auf dieses hoff' ich noch im Tod.


Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
Zitate von Adolf Schlatter anzeigen

Wie verhält sich der, der „nicht versteht“? Meint Jesus, es fehle ihm das Denkvermögen, so dass er das Wort nicht zu begreifen und zu beweisen imstande ist? Sicherlich nicht. Er freute sich am Willen seines Vaters, der die Armen im Geist durch sein Reich reich macht und die Unmündigen erleuchtet. Nicht Fleisch und Blut hat es dir geoffenbart, hat er zu Petrus gesagt, als dieser wagte, Jesus den zu nennen, der uns zum Herrn gegeben ist. Denn dieser Gedanke übersteigt alles, was die Natur uns zeigt. Er hört zwar, sagt Jesus, aber er merkt nicht auf; er vernimmt die Botschaft, nimmt aber nichts wahr. Der Verständige ist der, der seine Lage mit klarem Blick erfasst und Menschen und Dinge richtig beurteilt. Das Wort spricht ja von den großen Wirklichkeiten, vor die wir gestellt sind, von dem, was geschieht, was Gott tut, von Gottes Reich, von den Ereignissen, durch die Gottes Gnade zu uns kommt, vom Sämann, der den Acker mit Gottes Saat versieht, vom Senfkorn in seiner Kleinheit und von dem daraus entstehenden großen Gewächs, und vom Schatz, der reicher macht als jede andere Habe. Das sind Tatbestände, Wirklichkeiten, das, was geschehen ist und geschieht. Darum verlangt das Wort von dem, der es hört, die Fähigkeit, wahrzunehmen, das sehende Auge, das denkende Herz, den urteilenden Verstand. Das fehlt bei denen, die Jesus mit der Saat vergleicht, die auf den Weg gefallen ist. Sie hören nichts als ein Wort, eine Lehre, eine Theorie. Darum geben sie auch das Wort gern her. Warum sollten sie es auch dann festhalten, wenn eine andere Stimme zu ihnen spricht, die sich mit Ernst und Macht darum bemüht, Gottes Werk zu hindern? Ein Wort ohne Inhalt, eine Meinung ohne Grund, eine Lehre ohne Gegenstand wird mit leichtem herzen preisgegeben. Was uns der Satan zeigt, ist nicht nur Rauch und Schaum. Die Lust der Sinne ist glühende Lust und die Jagd nach dem Geld ringt nach einem greifbaren Besitz und die Macht ist nicht nur ein scheinbarer Gewinn. Wird die begehrliche Eigensucht in uns wach, so streckt sie sich nach Dingen, die ernsthafte Wirklichkeit haben. Der, der nicht versteht, hält sie für die einzige und für die heilsame Wirklichkeit und deshalb sagt ihm Jesus sein Wort umsonst.

Wenn ich auf Dein Wort nicht aufmerke, heiliger Gott, so muss ich mich anklagen. Du hast mir das Vermögen gegeben, aufzumerken und wahrzunehmen, was von Dir kommt und was von unten kommt, was gerecht und was verwerflich ist, was mir Leben bringt und was Unheil wirkt. Vergib mir und Deiner Christenheit die Sünden, die wir an Deinem Wort begehen. Amen.


Autor: Elias Schrenk (* 19.09.1831; † 21.10.1913) deutscher Theologe und Erweckungsprediger des Pietismus

Wenn jemand das Wort von dem Reich höret, und nicht verstehet, so kommt der Arge und reißt es hin, was da gesäet ist in sein Herz; und der ist es, der an dem Wege gesäet ist.

Himmelreichsgedanken sind vielen Leuten fremd, weil sie irdisch gesinnt sind; es hat bei ihnen nichts Platz neben dem Alltäglichen. Hören sie Gottes Wort, so langweilt es sie, sie haben nichts davon. Ist das immer so gewesen bei ihnen? Nein! Wie begierig hörten sie einst in zarter Jugend biblische Geschichten, und gerne falteten sie ihre Händchen zum Gebet. Statt aufwärts ging aber ihre Entwicklung abwärts, in die Welt hinein. Die innere Empfänglichkeit für das Göttliche wurde abgestumpft und hörte auf, bis sie sich endlich ganz der Welt zuwendeten. So gibt es viele Christen; sie haben die gute Sitte, Gottes Wort zu hören, noch nicht ganz aufgegeben, aber man hat nichts mehr davon, man versteht es nicht, weil kein inneres Bedürfnis, keine innere Empfänglichkeit da ist. Bei solchen Leuten fällt der Same des Wortes immer nur auf die Oberfläche, wie der Same am Weg gesäet. Es ist daher dem Feinde ein leichtes, wieder alles wegzunehmen. Immerhin hält er es der Mühe wert, das Wort wegzunehmen. Es wäre ja möglich, wenn das Wort nur im Gedächtnis bliebe, wenn es also nicht einmal in das Gewissen gedrungen wäre, dass es doch zu einer Wirkung käme. Das darf nicht sein, und darum macht der Teufel saubern Tisch, das Wort muss ganz fort. Das geschieht meistens bald nach dem Hören, oft schon vor der Kirchtüre durch Schwatzen, Scherzen und andere Dinge. Es gibt Vögel genug, die dem Argen dienstbar sind. Doch gibt es auch Menschen, die Gottes Wort verstehen möchten, wenn sie es jetzt auch noch nicht verstehen; es ist ein gewisses inneres Bedürfnis da, und sie sind dankbar, wenn man ihnen Aufschluss gibt. Sobald innere Empfänglichkeit vorhanden ist, bleibt eher etwas hängen, und der Feind hat es nicht so leicht, alles hinzureißen. Bei solchen Seelen ist es wichtig, dass sie jemand pflegt.

Dir meinem treuen Gott verdanke ich es, dass mein Herz offen ist für Dein Wort. Heilige mich durch dasselbe Dir zur Ehre. Amen