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Predigten zu Matthäus 15,22

"und siehe, ein kananäisches Weib, das von jenen Grenzen herkam, schrie [zu ihm] und sprach: Erbarme dich meiner, Herr, Sohn Davids! meine Tochter ist schlimm besessen."

Autor: Martin Luther (* 10.11.1483; † 18.02.1546) theologischer Urheber der Reformation
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Der Kampf des Glaubens

Dies ist ein hohes Evangelium, von dem wir wissen müssen, dass es nicht von Kinderspiel oder Puppentheater redet, sondern von dem sehr harten Kampf und von der Todesangst, die zum Glauben an Gott gehören. Wir sollen daraus lernen, dass uns nichts vom Rufen und Beten zu Gott abschrecken soll, selbst wenn es scheint, als ob er »Nein« sagt. Da kann man Todesnöte erfahren, wenn der Teufel uns hetzt und ängstigt mit bösen Gedanken und uns einreden will, unser Gott wolle uns nicht hören. Dann geht es uns furchtbar schlecht, wenn die schwarzen, dicken Wolken uns die liebe, helle Sonne wegnehmen und zudecken. Das ist die schlimmste aller Nöte. Solch ein Kampf wird hier in der Frau vorgestellt, deren Umstände nicht böser sein können. Sie ist eine Heidin, kein Kind Abrahams, und hat deshalb kein Recht zu bitten. Das hätte sie dermaßen vor den Kopf stoßen können, dass sie hätte sagen mögen: »Was soll ich bitten? Es ist sowieso alles verloren. Ich bin eine arme Heidin, eine Fremde, er aber ist ein Jude und wurde nur zu den Juden gesandt.«


Autor: Martin Luther (* 10.11.1483; † 18.02.1546) theologischer Urheber der Reformation
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Gläubiges Beten

»Und er antwortete ihr kein Wort.« Würden wir so schrecklich abgewiesen, dann verlören wir schnell den Mut, sodass wir mit dem Beten aufhörten. Denn es ist kein Scherz, wenn das Gewissen aufsteht und spricht: »Ach, du gehörst gar nicht zu denen, die beten dürfen. Du gehörst nicht zu Christus. Lass Paulus oder Petrus beten, dich wird unser Herr nicht anhören. Du hast keinen Glauben und bist für ein so hohes Werk zu gering. Vielleicht bist du gar nicht erwählt und darfst nicht vor Gott treten.« Mit solchen Gedanken kann uns der Teufel zur Verzweiflung bringen, denn das ist ein sehr harter Stoß. Nun sieh aber hier auf diese arme Frau und lerne von ihr! Sie geht hin und sieht all dieses nicht, sie ist wie blind im Geist, dass sie gar nicht daran denkt, dass sie eine Heidin und er ein Jude ist. Denn das Vertrauen ihres Herzens auf Christus ist so groß, dass sie sich sagt: »Er wird mich nicht verlassen.« Mit diesem Glauben löscht sie allen Zweifel aus, auch dass sie eine Heidin ist. Das könnte sie ohne Glauben niemals tun. Wäre sie ohne Glauben, meinte sie, alles Beten sei vergebens. Dann spräche sie: »Mag sein Volk beten, dir bringt das alles nichts«, und hätte das Beten ganz aufgegeben. Denn wer nicht glaubt, kann nicht beten.


Autor: Martin Luther (* 10.11.1483; † 18.02.1546) theologischer Urheber der Reformation
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Nicht erhörte Gebete

»Da traten zu ihm seine Jünger, baten ihn und sprachen: Lass sie doch von dir, denn sie schreit uns nach.« Nun werden die Jünger des Geschreis müde und sind vermeintlich sogar frömmer geworden als Christus selbst, weil sie meinen, er sei zu hart und unfreundlich. Deshalb greifen sie ein und bitten für die arme Frau: »Ach Herr, gib und hilf ihr, sie hört sonst gar nicht auf …« Das ist ein schönes Beispiel dafür, dass man von dem Gebet niemals ablassen, sondern sagen soll: »Ich kann jetzt nicht diskutieren, ob ich fromm oder böse oder würdig oder unwürdig bin. Dafür habe ich jetzt keine Zeit. Ich habe etwas anderes und Nötigeres zu erledigen. Meiner Tochter geht es ganz schlecht, sie wird vom Teufel geplagt, da muss ich Rat und Hilfe holen. Wo tief im Herzen ein solcher Ernst vorhanden ist, da müssen die schwersten Widerstände im Herzen wie in ein tiefes Wasser fallen. Doch schon kommt die nächste Anfechtung, denn Christus sagt: »Ich bin nicht gesandt denn nur zu den verlorenen Schafen von dem Hause Israel.« Damit erweckt er den Anschein, als stoße er auch die Jünger vor den Kopf, weil er offenbar weder die Frau noch andere, die für sie bitten, hören will. Bei diesen Worten Christi mag sie sicher gedacht haben: ›Wie hart ist dieser Mann doch, der auch andere, die ungefragt für mich eintreten wollen, nicht hören will!‹


Autor: Martin Luther (* 10.11.1483; † 18.02.1546) theologischer Urheber der Reformation
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Verweigerte Bitte

»Sie kam aber und fiel vor ihm nieder und sprach: Herr, hilf mir!« Diese Frau ließ sich dadurch nicht anfechten und überlegte auch bei sich selbst nicht: ›Du gehörst nicht zu Israel, du bist eine Verworfene und nicht wert, dass dich die Erde trägt.‹ Das ist eine harte und gefährliche Anfechtung, wenn der Teufel dem Herzen auf diese Weise zusetzt, dass er sagt: »Was willst du noch lange beten? Du bist sowieso mein; fang lieber an, Gott zu fluchen, weil doch alles verloren ist und du niemals selig wirst.« Solche teuflischen Gedanken können ein ungeübtes Herz so sehr behindern, dass es gar nicht mehr betet, sondern in Verzweiflung fällt. Darum ist diese Geschichte unsertwegen aufgeschrieben, damit wir uns nicht daran stoßen, dass der böse Feind uns vorhält: »Du bist kein Christ, dein Beten bringt nichts.« Nein, höre unter keinen Umständen darauf, sondern sprich also: »Ich mag sein, wie ich will, danach frage ich nicht. Denn wenn ich auch böse bin, so ist mein Herr Christus nicht böse, sondern bleibt immer barmherzig und gnädig. Darum will ich getrost zu ihm rufen und schreien und mich sonst um nichts kümmern. «


Autor: Martin Luther (* 10.11.1483; † 18.02.1546) theologischer Urheber der Reformation
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Nicht auserwählt

»Ich bin nicht gesandt denn nur zu den verlorenen Schafen von dem Hause Israel.« Die Frau bleibt aber vor dem Herrn stehen, als wollte sie sagen: »Ich habe jetzt keine Zeit, darüber zu diskutieren, ob ich erwählt bin oder nicht.« Sie gehört zwar nicht zu den Erwählten, weil sie eine Heidin ist. Trotzdem betet sie weiter und lässt sich dadurch am Gebet nicht hindern. So will auch ich beten, denn ich muss ebenfalls dies und jenes haben. Von wem wollte ich es sonst nehmen oder erbitten, wenn nicht von Gott im Himmel durch seinen Sohn, meinen Erlöser Jesus Christus? Das ist ein Meisterstück und ein sehr großes Wunder des Glaubens bei dieser heidnischen Frau. Nun steht im Text, dass sie schreit: »Ach Herr, du Sohn Davids, erbarme dich mein!«, und sie klagt ihre Not: »Meine Tochter wird vom Teufel hart gepeinigt!« Solches Schreien hört Christus wohl, aber er antwortet ihr nicht ein Wort. Das ist die zweite große Enttäuschung, dass der Herr ihr zeigt, was sie in Wirklichkeit ist. Sie ist eine Heidin, die keinen Anteil an dem Erbe und auch keinen Anspruch auf irgendeine Wohltat hat. Dennoch läuft sie Christus nach, doch er schweigt stockstill, als habe er gar nichts mit ihr zu schaffen.


Autor: Martin Luther (* 10.11.1483; † 18.02.1546) theologischer Urheber der Reformation
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Der Sieg des Glaubens

»Es ist nicht fein, dass man den Kindern ihr Brot nehme und werfe es vor die Hunde.« Höre doch nur, was er zu dieser Frau sagt. Und denke doch einmal daran, was das für diese Frau bedeutet haben muss, als Christus ihr sagte, sie sei nicht mehr als ein Hund. Hätte er mir das gesagt, ich wäre sicher sofort fortgelaufen. Denn das ist schlimmer, als hätte er sie nur eine Heidin genannt. Darum ist dies ein treffliches Beispiel, an dem man sieht, welch ein gewaltiges Ding der Glaube ist. Der ergreift Christus sogar beim Wort, wenn er eine solche Antwort gibt, und macht aus einem harten Wort ein tröstliches Wortspiel, wie wir hier sehen. Sie sagt nämlich: »Du sprichst, ich sei ein Hund. Ich lass es geschehen und will gern ein Hund sein, halte mich wie einen Hund. Gib Deinen Kindern das Brot, denn solches begehre ich nicht. Lass mich nur unter dem Tisch die Brosamen auflesen und gönne mir das, was die Kinder sowieso nicht essen werden und was sonst nur umkommen würde. Daran will ich mir genügen lassen.« Kämpfe also mit dem Herrn Christus, indem du seine eigenen Worte gebrauchst. Ja, noch mehr: Mit dem Hunderecht gewinnt sie das Kindesrecht! Denn wo will er nun hin, der Herr Jesus? Er hat sich selbst gefangen. Ach, wenn wir es nur recht verständen! So lässt er sich nämlich von Herzen gern fangen!


Autor: Martin Luther (* 10.11.1483; † 18.02.1546) theologischer Urheber der Reformation
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Zu wem sollen wir gehen?

»Ja, Herr; aber doch essen die Hündlein von den Brosamlein, die von ihrer Herren Tisch fallen.« Sie hat ihn mit seinen Worten gefangen. Denn wo will er nun hin, der Herr Jesus? Er hat sich selbst gefangen. Ach, wenn wir es nur recht verständen! So lässt er sich nämlich von Herzen gern fangen! Dies Wort der Frau ist ein rechtes Meisterstück des Glaubens und ein ganz besonderes und seltenes Vorbild! Es ist uns deshalb aufgeschrieben, damit wir daraus lernen, uns von diesem Mann nicht abweisen zu lassen – einerlei, ob er uns Hunde oder Heiden nennt! Hunde haben einen Herrn nötig, damit sie Futter bekommen, und die Heiden brauchen Gott. Mit diesem beständigen Anhalten und solchem festen Glauben ist der Herr gefangen und antwortet: »O Weib, dein Glaube ist groß! Dir geschehe, wie du willst.« Denn das war eine besondere Freude für ihn, weil er doch erlebt hatte, dass die Juden sich an seinem Wort schnell geärgert hatten, als er ihnen sagte, sie müssten sein Fleisch essen. Diese Frau aber hält immerdar an der Hoffnung fest, dass er ihr helfen werde, und lässt sich davon nicht abbringen.


Autor: Martin Luther (* 10.11.1483; † 18.02.1546) theologischer Urheber der Reformation
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Wach auf, Herr!

»O Weib, dein Glaube ist groß! Dir geschehe, wie du willst.« Obwohl unser Herr und Gott uns manchmal lange warten lässt, so sollen wir doch nicht aufhören zu bitten und fest daran glauben, er werde schließlich »Ja« dazu sagen. Und wenn er es jetzt noch nicht laut und öffentlich sagt, so hat er es doch im Verborgenen in seinem Herzen längst festgemacht. Die Zeit kommt, da du es erfahren und sehen wirst, sofern du nur nicht ablässt vom Beten und dich an ihn klammerst. Das sieht man auch, wenn man ein anderes Beispiel nimmt: Joseph schrie zwölf Jahre und noch länger, Gott möge ihm helfen. Aber es ging ihm je länger, je ärger. Und je mehr er betete, umso übler ging es ihm. Genauso geht es heute uns Christen. Auch wenn sie lange gerufen und zu Gott geschrien haben, so erleben sie doch keine Besserung, sondern noch mehr Kummer, genauso wie Joseph. Hätte Gott nun den Joseph eher erlöst, dann wäre sicher sein Vater Jakob froh geworden, aber er selbst hätte weiter Schafhirte sein müssen. Weil Gott aber die Rettung hinauszog, wurde er zum Herrn über ganz Ägypten, und es gibt in der Heiligen Schrift keinen Menschen, der in der weltlichen Regierung höher aufgestiegen ist als Joseph.


Autor: Martin Luther (* 10.11.1483; † 18.02.1546) theologischer Urheber der Reformation
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Ich habe lange gewartet

»Und ihre Tochter ward gesund zu derselben Stunde.« Genauso will Gott es heute noch mit uns machen. Wenn er uns lange unsere Bitten verweigert und immer »Nein« gesagt hat, wir aber an ihm festgehalten haben, so wird schließlich aus dem »Nein« doch noch ein »Ja« werden. Denn sein Wort wird nicht lügen: »So ihr den Vater etwas bitten werdet in meinem Namen, so wird er’s euch geben.« Aber unsere Vernunft ärgert sich sehr über solchen Verzug und will, dass Gott sofort erhört. Da ist es nötig, dass man sich nicht darüber ärgert. Unser Herr und Gott mag die Erhörung eines Gebetes ein Jahr, zwei Jahre, drei Jahre und noch länger aufschieben. Doch hüte dich davor, dass du dir die Hoffnung und den Glauben an seine Verheißung aus dem Herzen rauben lässt. Am Ende wirst du sehen, dass er viel mehr geben wird, als wir erbeten hatten.


Autor: Hermann Bezzel (*18.05.1861; † 08.06.1917) deutscher lutherischer Theologe
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Ach Herr, du Sohn Davids, erbarme dich mein! Meine Tochter wird vom Teufel übel geplagt!

Wenn wir lauter gute Tage hätten, würde kein Mensch glauben. Wenn die Sonne immer über dein Leben schiene und das Licht immer über deinem Tag glänzte, alle deine Wünsche dir hinausgingen und all dein Verlangen befriedigt würde, würde kein Mensch glaubensfroh, geschweige denn glaubensstark werden; denn man hat ja alles und man sieht und fasst ja alles. Darum hat der treue himmlische Erzieher eine Größe in diese Welt geschickt, so dunkel und doch so teuer, so trüb und doch so licht. Er hat dir und mir ein großes Maß von Leid gegeben. Bei dir ist es das Leid um die Gesundheit, bei dir das Leid um deine Kinder, bei dir ist es das Leid um deine Ehre und bei dir ist es das Leid um die Gemeinde des Herrn, dass sie verloren gehe, verstreut werde und des rechten Weges verfehle. So tritt auch das arme Weib unseres Textes an uns heran mit der Fülle ihres Leides: ihre einzige Tochter war schwermütig, tief betrübt und von furchtbaren Selbstmordgedanken gequält. Das kanaanäische Weib wäre wohl nie zu Jesus gekommen, wenn nicht so viel Leid in seinem Herzen gewohnt hätte. Und du hättest dich nie um Gott gekümmert, wenn er nicht in dein Leben den Ernst des Kreuzes und des Leibes eingefügt hätte aus lauter Güte.