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Predigten zu Matthäus 22,2

"Das Reich der Himmel ist einem Könige gleich geworden, der seinem Sohne Hochzeit machte."

Autor: Ludwig Hofacker (* 15.04.1798; † 18.11.1828) deutscher evangelischer Pfarrer
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Wenn der König nicht nur seinen Sohn dahingibt für uns aus unbeschreiblicher Liebe, sondern auch noch inmal über das andere uns rufen, bitten, inständig bitten läßt, daß wir doch möchten nicht unser eigenes Verderben, sondern das Leben wählen - was wäre unsere Pflicht? Offenbar das, daß wir diesem Ruf, den der König durch seine Knechte, aber nicht nur durch seine Knechte, sondern noch viel öfter durch seinen Geist in unserm Innern, durch allerhand Schickungen, durch die Stimme der Weisheit auf der Gasse an uns kommen läßt, Folge leisten, daß wir uns wirklich aufmachen und uns anschicken, zum Hochzeitsmahl zu gehen; dies wäre unsere Pflicht. Wie betrübend muß es für den Heiland sein, wenn seine Gnadengüter, die er so sauer verdient hat, und die er nun der Welt, der armen Welt einmal um das andere antragen läßt, geringgeschätzt werden, wenn die Stimme seiner Boten in den Wind geschlagen und seiner Gnade das Nichtige weit vorgezogen wird von den Seelen, die er so gern selig hätte! Der Apostel Jakobus sagt: »Siehe, der Lohn der Arbeiter, die euer Land abgeerntet haben, den ihr ihnen vorenthalten habt, der schreit, und das Rufen der Schnitter ist gekommen vor die Ohren des Herrn Zebaoth« (Jak 5,4).

Dies meint er von irdischen Arbeitern, von einem irdischen Lohn. Aber welch eines viel größern Gerichts wird der schuldig sein, welcher dem König aller Könige den Lohn seiner Schmerzen, den Lohn seiner Todesarbeit entzieht, nämlich sich selber, und diejenigen, welche diesen Lohn einfordern sollen, schnöde von sich weist! Das wäre also unsere heiligste Pflicht, das unsere Schuldigkeit, daß wir schon oft und viel und auch heute Geladenen alle sprächen: Ja, wir wollen kommen, wir wollen uns bekehren, wir wollen den Herrn suchen, und daß man es dann nicht bloß sagte, sondern daß man auch anfinge, daß man sich auf seine Knie niederwürfe vor dem Heiland, daß man auch umkehrte von seinen verkehrten Wegen, vom Geiz, von der Liederlichkeit, von den faulen Geschwätzen, daß man sich auch herzlich nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit ausstreckte.

Ach Gott, vom Himmel sieh darein und laß dich des erbarmen: Wie wenig sind der Heilgen dein, verlassen sind wir Armen! Dein Wort man läßt nicht haben wahr, der Glaub ist auch verloschen gar bei allen Menschenkindern.


Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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Was es heißt, Gottes Volk zu sein, hat Jesus den Männern von Jerusalem in drei Gleichnissen mit herrlicher Klarheit gezeigt. Sie sind Gottes Söhne, Gottes Arbeiter und Gottes Gäste. Jedes dieser Gleichnisse gilt von allen, die zu Gottes Volk gehören, und sie alle sind nicht abwechselnd jetzt nur dies und dann nur dies, jetzt nur die Söhne, denen der Vater das Leben gab und die er in seine Gemeinschaft aufnahm, dann nur die Arbeiter, denen er seinen Weinberg zur Bebauung übergab, dann nur die Gäste, die er zum Feier seines Festes an seinen Tisch einlädt. Zusammen beschreiben ihnen diese Gleichnisse ihr Verhältnis zu Gott und sie können dieses nicht in Stücke zerlegen, können nicht Söhne sein, wenn sie Gott nicht dienen, können nicht Gäste sein, wenn sie nicht seine ihm gehorchende Söhne sind. Sie erleben darum im Verkehr Jesu mit ihnen dies alles im selben Vorgang. Durch Jesus sagt ihnen der Vater als seinen Söhnen: geht in meinen Weinberg, und weil sie die von Gott in den Weinberg gesetzten Arbeiter sind, bittet sie der Sohn, dass sie Gott geben, was Gottes ist, und weil sie Bürger in Gottes Stadt sind, lädt Jesus sie ein zur Feier des Festes, das der König seinem Sohne macht. Je heller aber Jesus Gottes Gnade leuchten lässt, an der jeder teilhat, der zu Gottes Volk gehört, um so dunkler und schrecklicher wird eines jeden Schuld. Nein, sagen die Söhne, die der Vater in seinen Weinberg schicken will. Nein, sagen die Weingärtner, die Gott seine Frucht geben sollten. Nein sagen die Gäste, die zum König gerufen sind, weil er seinem Sohn die Hochzeit bereitet und diese nicht einsam feiern will. Mit diesem letzten Nein spricht die Gottlosigkeit ihr hässlichstes Wort, wie uns auch Jesus seine Größe dadurch besonders deutlich zeigt, dass er sich auch auf dem Weg zum Kreuz als den beschreibt, der uns an seinem Feste Anteil gibt. Israel hat nicht recht, wenn es Jesus verwirft; du forderst uns zur Buße auf; das ist ein hartes Wort, und was du verlangst, ist ein schweres Gebot. Freilich duldet Jesus keinen Raub an Gott und ist von jenen Söhnen geschieden, die den Vater nur mit leeren Worten ehren. Er weckt uns auf aus unserer Erstarrung in Lieblosigkeit und macht unserem boshaften Unrecht ein Ende. Aber sein Wort ist nicht nur Gebot und nicht nur Gericht, das uns zur Buße treibt, sondern ist Evangelium, ist Einladung zur Gemeinschaft mit ihm an Gottes festlichem Tisch an Gottes herrlichem Tag. Das ist der Abschluss der Sünde, durch den wir sie vollenden, wenn wir zu seinem Evangelium sagen: nein, wir kommen nicht.

Du machst, Vater, aus unserer Buße ein freudiges Werk und aus unserem Gehorsam eine süße Pflicht und aus unserem Hoffen eine uns reinigende Kraft. Gib mir, wenn mich bedrückt, was in mir natürlich und verwerflich ist, einen Blick in die Feier Deines großen Tags. Amen.