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Predigten zu Matthäus 6,14

"Denn wenn ihr den Menschen ihre Vergehungen vergebet, so wird euer himmlischer Vater auch euch vergeben;"

Autor: Martin Luther (* 10.11.1483; † 18.02.1546) theologischer Urheber der Reformation
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Vergebt, und euch wird vergeben werden

Das ist ein wundersamer, aber doch sehr kostbarer Zusatz! Und es mag uns wundern, wieso Gott gerade bei diesem Satz (»Vergib uns unsere Schuld …«) solchen Zusatz anfügt. Er hätte doch auch bei der Bitte ums tägliche Brot einen solchen Zusatz machen und sagen können: »Gib uns unser täglich Brot, wie wir es unseren Kindern geben«, oder bei: »Führe uns nicht in Versuchung, wie wir niemand in Versuchung führen.« Oder auch: »Erlöse uns von dem Übel, wie auch wir unserem Nächsten die helfende Hand entgegenstrecken und Vergebung gewähren. « Aber er tut das, wie auch bei allen anderen Bitten, nicht. Nun sieht es aber aus, als könnten wir die Vergebung unserer Sünden erwerben. Was bleibt dann aber von unserer Lehre, dass wir die Vergebung nur durch Christus im Glauben empfangen können? Darauf antworte ich, dass uns Christen durch Christi Werk am Kreuz von Gott alles vergeben worden ist, sodass wir in den Himmel kommen können, aber hier auf Erden haben wir nur Frieden im Herzen, wenn wir auch bereit sind, unseren Nächsten immer alles zu vergeben. Zorn und Groll verderben das ganze übrige Gebet. Wenn ein Christenmensch aber vergibt, so ist er gesinnt wie sein himmlischer Vater, weil er in rechter Weise glaubt und liebt. Was darüber hinaus an Gebrechen an ihm ist, »das soll in dem Gebet verzehrt werden und alles vergeben und geschenkt sein«.


Autor: Christoph Blumhardt (* 01.06.1842; † 02.08.1919) deutscher evangelischer Theologe, Pfarrer und Kirchenlieddichter
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Der Spruch ist ein Anhang zum Vaterunser, oder eine Erklärung, warum in dem Letzteren bei der Bitte: „Vergib uns unsre Schulden“ der Beisatz gemacht wird: „wie wir vergeben unsern Schuldigern“. Bei allem Nichtvergeben setzen wir uns also der Gefahr aus, daß Gott uns nicht vergebe. Deswegen giebt uns der HErr aus wichtigem Grunde die Weisung, doch ja jedem seine Fehle zu vergeben, und keinen es fühlen zu lassen, daß wir's gegen ihn haben, wenn es nicht zu seiner Besserung, also aus Liebe, geschehen kann und oft muß. Was man nicht vergibt, legt man schon an und für sich gleichsam auf die Waagschale des Gerichts. Daher, daß mit dem Nichtvergeben in der Regel die Anwünschung eines göttlichen Gerichts, oder wenn Letzteres scheinbar erfolgt, eine Befriedigung und Schadenfreude verbunden ist. Man will's zwar damit oft ein wenig besser machen, daß man sagt: „Gott soll's dir verzeihen; aber ich kann dir's nicht verzeihen.“ So sagt der Mund, aber was denkt das Herz? Andere sagen: „Vergeben will ich's, aber vergessen kann ich's nicht.“ Merkst du denn, du harter Mensch, da nicht den Schalk in dir? - Genau genommen ist das Nichtvergeben das, bei dem auch von Gott nicht vergeben werden soll. Stärker ist's freilich, wenn man's ausdrücklich vor Gottes Gerichtsstuhl bringen will, oder wenn man an den gerechten Gott appelliert, der es heimsuchen, und nicht etwa nur die Unschuld dartun soll, wie Paulus es meint (1.Kor.4,4.5), wenn er von Gott redet, der ihn, - nicht seine Ankläger richten und alles offenbar machen werde. Da sagen sie oft: „Drüben wollen wir's mit einander ausmachen.“ Aber merke: Wer dort andere gestraft wissen will, wird selbst am Kopf genommen.

Es greift da überhaupt alles wunderbar ineinander. Mit deinem Nichtvergeben hältst du auch, je nachdem sich's um etwas handelt, die Vergebung auf, die dein Beleidiger für sich von Gott erwartet. Denn es gilt in gewissem Sinne bei jedem Christen, wie bei denen, die das Amt haben, was der HErr sagt: „Welchen ihr die Sünden behaltet, denen sind sie behalten,“ oder: „Was ihr auf Erden bindet, soll auch im Himmel gebunden sein“. Dein Beleidiger kann also unter Umständen wirklich durch dein Nichtvergeben im Gericht Gottes hangen bleiben, gleichwie ihm viel leichter Gnade und Vergebung von Gott zukommen kann, wenn du vergeben hast nach dem Wort : „Welchen ihr die Sünden erlasset, denen sind sie erlassen“ (Joh.20,23). So lange wir innerlich uns so beleidigt und gekränkt fühlen, kann Gott dem Beleidiger nicht in gewünschter Weise seine Schuld vergeben; und so kannst du Ursache werden zu schweren Züchtigungen, die über deinen Beleidiger kommen, wenigstens vorübergehend. Wird dir's wohl dabei sein? Überleget's! Wie viel hängt nicht dran, daß wir vergeben lernen! Gott helfe uns dazu und beuge unsre harte Herzen!

Mel. Mein's Herzens JEsu. Wir haben alle Gottes Gnad' In Einem HErrn zu finden; Ein Born im heil'gen Wasserbad Macht rein uns von den Sünden; Ein Leib und Blut uns alle speist: Wie sollte nicht Ein Herz und Geist Uns allesamt verbinden?


Autor: Elias Schrenk (* 19.09.1831; † 21.10.1913) deutscher Theologe und Erweckungsprediger des Pietismus

Denn so ihr den Menschen ihre Fehler vergebet, so wird euch euer himmlischer Vater auch vergeben. Wo ihr aber den Menschen ihre Fehler nicht vergebet, so wird euch euer Vater eure Fehler auch nicht vergeben.

Diese Worte des Herrn stehen unmittelbar nach dem Vaterunser und sind eigentlich eine Wiederholung und Verstärkung der Bitte: vergib uns unsere Schulden, wie wir vergeben unsern Schuldigern. Eben deshalb haben sie für uns besondere Bedeutung. Sie zeigen uns, dass Gott sich uns gegenüber stellt, wie wir uns unsern Mitmenschen gegenüber stellen. Du kannst also getauft, unterrichtet, konfirmiert sein und zum Abendmahl gehen; du kannst eine ganz richtige Kenntnis von allem haben, was Christus für dich getan hat, und du hast doch nicht Vergebung der Sünden. Warum? Der Heiland sagt zu Simon: wem viel vergeben ist, der liebet viel. Du liebest aber wenig, oder gar nicht; du bist unversöhnlich, hart, bitter; damit beweisest du, dass du selber nicht mit Gott versöhnt bist, sonst wärest du auch versöhnlich. Wir können nur durch den heiligen Geist an Jesu Versöhnungsblut glauben, zur Vergebung der Sünden; so lange wir mit Wissen und Willen den Geist der Unversöhnlichkeit in unsern Herzen beherbergen, versperren wir dem heiligen Geist den Weg in unsere Herzen, so dass er den Glauben an die Versöhnung durch Jesum Christum nicht wirken kann. So schließt sich also der Unversöhnliche selber aus von der Versöhnung Jesu Christi; sein Glaube ist eitel, sein Gebet ist eitel, seine Hoffnung ist eitel; sein Abendmahlsgenuss wird ihm zum Gericht. Wie furchtbar ernst! Da gilt es, allen Menschen zu vergeben und sich zu fürchten vor aller Unversöhnlichkeit, damit wir volle Vergebung erlangen in Jesu Blut. Er schenkt sie aus Gnaden.

Herr, mein Gott! lass nichts Unversöhnliches in mir sein, damit ich vollen Anteil habe an der Versöhnung in Christo. Wirke in mir den priesterlichen Sinn, der vergeben und lieben kann. Amen