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Predigten zu Matthäus 8,3

"Und er streckte seine Hand aus, rührte ihn an und sprach: Ich will; sei gereinigt! Und alsbald wurde sein Aussatz gereinigt."

Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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Wusste Jesus, was der Aussatz ist? Auch wir wissen es nicht, wenn uns auch heute der menschliche Leib nicht nur in seinen Umrissen sichtbar ist, wie für Jesus und seine Zeitgenossen. Uns ist aber doch, obschon wir nur einen kleinen Teil von dem sehen, was unseren Leib herstellt, die Wunderbarkeit seines Baus und die Festigkeit der Gesetze, die ihm alle seine Bewegungen geben, deutlicher enthüllt als den früheren Geschlechtern. Wir wissen darum auch etwas mehr von dem, was geschieht, wenn der Aussatz Stück um Stück des Leibes zerstört. Ändert das etwas am Verhalten Jesu? Wird es kleiner, vielleicht untypisch? Nichts ändert sich. Ob wir viel oder wenig vom Leib wissen, immer steht er als das andere vor uns, das wir nicht machen, weil wir es auch nicht kennen, und zu jeder Zeit erkannte jeder im Aussatz einen den Tod bewirkenden Vorgang, wenn er auch die Prozesse nicht im einzelnen kannte, die den Tod bewirken. Das wusste Jesus wie jedermann, als er sprach: „Ich will es, sei rein.“ Wie nahe, wie wirklich war ihm Gott, und nicht nur ihm selbst war er nahe, ihm in der Tiefe seines vom Geist erfüllten Herzens, nein, auch dem Aussätzigen, seinem Leib und seinen verfaulenden Gliedern. Auch bei ihm war Gott gegenwärtig in seiner Schöpfermacht. Nahe ist er, aber unsichtbar. Was hier geschah, ist alles andere als eine Vermenschlichung Gottes und hat nichts mit Träumen eines Visionärs gemein, der Gott zu schauen meint. Alles bleibt ganz in jenes Geheimnis gehüllt, das Gottes Schaffen immer verbirgt. Nur der Ausgang macht es offenbar. Als der Aussätzige vor dem ihn prüfenden Priester stand, sagte auch dieser das Wort, das vor ihm Jesus sprach: „Du bist rein.“ Es gibt nichts, was die Natur so machtvoll heiligt und ihren Zusammenhang mit Gott so deutlich ins Licht stellt als Jesu Wundertun.

Ich bedarf, Vater, Dich und Deine Gnade nicht nur für mein inwendiges Leben, sondern auch für meinen Leib, ohne den ich kein inwendiges Leben habe. Aber auch unser entstellter und sterblicher Leib ist von deiner gnädigen Macht umfasst. Dafür sei Dir Lob und Dank gesagt. Amen.


Autor: Hermann Bezzel (*18.05.1861; † 08.06.1917) deutscher lutherischer Theologe
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Und Jesus sprach: Ich will's tun, sei gereinigt.

Ich will es tun, o größtes aller Jesusworte, in das er seine ganze Treue hineingebetet und hineingewebt hat. Kein Wort, wie und wann und wo, keine große Verheißung, kein reiches Bild, allein die Königszusage der Taufe: Ich will es tun. Ja er wird, er will es tun. Er will unser Volk verneuen, er will durch die einsamen Häuser gehen und ihnen den längst vergessenen Artikel wieder predigen von der großen Gemeinschaft der Heiligen, die der Tod nicht scheidet, er will durch die Witwenstübchen gehen und mit seinem Troste erscheinen: Weine nicht, schaue nicht niederwärts, hebe deine Augen empor, er ist daheim, den deine Seele liebte . . . Was wäre das für eine Freude, wenn unser Volk nach diesem schwersten aller Kriege eine Wiedergeburt erfahren dürfte! Jesus will sie, Jesus schenkt sie, er gibt sie, so wahr er Jesus heißt. Nur einer kann sie vereiteln, und das ist unser liebes Volk selbst. Das kann die Geburtsstunde vorüberziehen und das Gnadenwerk vorbeigehen und den Gnadenwillen umsonst sein lassen, wovor Gott es behüte!