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Predigten zu Psalm 113,5

"Wer ist wie der HERR, unser Gott, der hoch oben thront;"

Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Ein großes Staunen spricht aus diesem Wort. Wie ganz anders ist doch der lebendige Gott als wir Menschen: Je höher ein Mensch gekommen ist, desto weniger kann er sich kümmern um die Kleinigkeiten. Je erhabener er ist, desto weniger sieht er „das Niedrige". Wie könnte etwa der Generaldirektor eines großen Industriewerkes sich kümmern um den kleinen Laufjungen! Es ist unmöglich, dass der Divisionsgeneral jeden kleinen Rekruten beachtet.

Ganz anders ist es bei unserem Gott! „Er hat sich hoch gesetzt und sieht auf das Niedrige." Es gibt in der lateinischen Sprache das Wort despicere. Dies Wort heißt seinem Stamm und seiner wörtlichen Bedeutung nach: „herabsehen“. Aber es ist doch bezeichnend, dass dieses selbe Wort in der lateinischen Sprache den Sinn bekommen hat von „verachten". Das ist bezeichnend für die Art des Menschen. „Herabsehen" und „verachten" ist für ihn dasselbe.

Wie anders ist es bei unserem Gott! Wenn einer „herabsehen" kann, dann ist Er es. „Wer ist wie der Herr, unser Gott? der sich so hoch gesetzt hat!" Wie gering und armselig ist alles Menschenwesen vor Ihm! Wie unheilig und unrein sind wir vor Seinen Augen! Der Psalmist sagt so drastisch: „Wir sind Arme, Niedrige und Geringe im Kot."

Und doch: Gott verachtet uns nicht. Bei Ihm heißt „herabsehen" nicht „verachten". Bei ihm heißt „herabsehen" wunderbarerweise ebensoviel wie „lieben" und „erretten". Nun verstehen wir das Staunen des Psalmisten. Je mehr wir die Größe, Macht und Herrlichkeit unseres Gottes erkennen – je deutlicher uns in Seinem Lichte unsere Niedrigkeit, unsere Armut und der Schmutz der Sünde wird, in der wir stehen – desto unbegreiflicher und wunderbarer ist uns Sein gnädiges Herabsehen in Jesus Christus, durch den Er uns aufrichtet und erhöht. Amen.