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Predigten zu Psalm 119,1

"Glückselig, die im Wege untadelig sind, die da wandeln im Gesetze der HERRs!"

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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Die ersten acht Verse beginnen mit einer Betrachtung der Glückseligkeit, die dem Halten der Gebote des HERRN entspringt. Das Thema wird sehr ehrfürchtig behandelt und weniger in lehrmäßiger Weise. Herzensgemeinschaft mit Gott genießt man durch die Liebe zu dem Wort, das Gott gebraucht, um durch den Heiligen Geist mit der Seele Verbindung aufzunehmen. Gebet und Lob und alles, was wir zu Gottes Ehre tun und was wir empfinden, scheint wie Sonnenstrahlen durch einen Olivenhain. Man wird nicht nur belehrt, sondern auch zu heiligen Gefühlen bewegt, und man bekommt Hilfen, diese ausdrücken zu können.

Liebhaber des heiligen Gotteswortes sind gesegnete Menschen, weil sie vor Verunreinigungen bewahrt bleiben (Vers 1), weil sie zu praktischer Heiligung gelangen (Verse 2-3) und weil sie angeleitet werden, Gott aufrichtig und mit aller Kraft nachzufolgen (Vers 2). Wir erkennen, dass ein heiliger Wandel erstrebenswert ist; denn Gott hat ihn befohlen (Vers 4); deshalb bittet eine fromme Seele darum (Vers 5) und begreift, dass Trost und Mut davon abhängen, dass man sich daran hält (Vers 6). Im Hinblick auf erhörte Gebete ist das Herz selbstverständlich voller Dankbarkeit, wenn es Gebetserhörung erlebt (Vers 7), und hält fest an dem feierlichen Entschluss, den Segen nicht zu versäumen, zu dem uns die Gnade befähigt (Vers 8). Die unterschiedlichen Gedanken kommen in folgenden Worten zum Ausdruck: »Weg« – »im Weg untadelig«, »auf Seinen Wegen wandeln«, »o, dass doch meine Wege beständig wären«; »halten, bewahren, beachten« – »Seine Zeugnisse bewahren«, »dass man sie eifrig beachte«, »geboten zu halten«, »ich will halten«; und »wandeln« – »wandeln im Gesetz«, »wandeln in Seinen Wegen«. Das sind keine Tautologien, keine sinngleichen Wiederholungen, auch wenn es oberflächlichen Lesern leicht so erscheinen mag.

Wahre Frömmigkeit ist nicht kalt und trocken; sie kennt laute Rufe des Schmerzes und des Entzückens. Sie ist immer praktisch, denn sie erlaubt uns nicht, uns in stoischer Ruhe selbst zu gefallen, sondern erregt in uns eine Sehnsucht danach, dass unser tägliches Leben mit ihr übereinstimmt. Ein Segen ist denen versprochen, die das Wort des Herrn hören, lesen und verstehen; doch ein weit größerer Segen liegt darin, tatsächlich gehorsam zu sein und das in unserem Tun und Reden anzuwenden, was wir bei der Erforschung der Heiligen Schrift gelernt haben. Reinheit in unserem Leben und Wandel ist die tiefste Segnung. Der Weg mag rau, das Gesetz streng und die Schule hart sein – all dies und noch mehr wissen wir –; trotzdem finden sich in einem gottesfürchtigen Leben tausendfach aufgehäufte Segnungen, für die wir den Herrn preisen. Es ist für Gläubige nicht genug, dass sie nicht zu tadeln sind, sie möchten aktiv Gerechtigkeit wirken. Ein Eremit mag sich in die Einsamkeit retten, damit er keine Schandtat begeht; aber ein Heiliger lebt mitten in der Gesellschaft, um seinem Gott dadurch zu dienen, dass er in Seinen Wegen wandelt. Die sicherste Weise, vor dem Bösen bewahrt zu werden, ist, völlig mit dem Gutestun ausgefüllt zu sein.