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Predigten zu Psalm 12,1

"Rette, der HERR! denn der Fromme ist dahin, denn die Treuen sind verschwunden unter den Menschenkindern."

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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"Hilf, Herr."

Dies Gebet ist an sich schon merkwürdig, denn es ist kurz, aber kernhaft, kräftig und kindlich. David war bekümmert, dass die Heiligen abgenommen hatten und der Gläubigen wenig war unter den Menschenkindern; und darum richtete er sein Herz empor im Gebet; weil die Geschöpfe ihn verließen, floh er zum Schöpfer. Offenbar fühlte er seine eigne Schwachheit, sonst hätte er nicht um Hilfe geschrieen; zugleich aber hatte er die aufrichtige Absicht, sich aufzumachen für die Sache der Wahrheit und für sie zu kämpfen, denn das Wort "hilf" hat keinen Sinn, wo wir nicht auch selbst tätig eingreifen. Es ist in diesem kurzen zweiwortigen Gebet eine große Offenheit, Deutlichkeit des Verlangens und Bestimmtheit des Ausdrucks; viel mehr, wahrlich, als in den weitschweifigen Herzensergiessungen mancher Christenleute. Der Psalmist geht geradesweges zu seinem Gott mit einer wohlerwogenen Bitte; er weiss, was er sucht, und weiss, wo er's sucht. Herr, lehre uns beten, wie David betete! Die Veranlassungen zu diesem Gebet finden sich oft. Wie ist es so vortrefflich geeignet bei Heimsuchungen der göttlichen Vorsehung, wenn schwergeprüfte Gläubige erfahren müssen, dass sie keinen Helfer finden. Ebenso finden oft ernstgesinnte Christen, die im Worte Gottes forschen, bei Zweifeln über diesen oder jenen Gegenstand ihres Glaubens eine kräftige Hilfe, wenn sie den Heiligen Geist, den großen Lehrer, anrufen: "Hilf, Herr." Christliche Streiter dürfen im innern Kampfe bei dem Gnadenthrone um Zuzug und Verstärkung flehen, und dies Gebet dient ihnen dabei zum Vorbild für ihre Bitte. Arbeiter im himmlischen Acker können gleichfalls auf diesem Wege in Zeiten der Not Gnade und Erquickung empfangen. Heilsbegierige Sünder können in Zweifeln und Ängsten diese nämliche kräftige Bitte ergehen lassen. "Hilf, Herr," gilt für Leben und Sterben, für Dulden und Kämpfen, für Leid und Freud. Unsre Hilfe stehet allein bei Ihm, so lasset uns nicht träge sein, Ihn anzurufen. Die Erhörung des Gebets ist gewiss, wenn es aufrichtig dargebracht wird in Jesu Namen. Des Herrn Treue verbürgt es uns, dass Er die Seinen nicht verlässt; seine nahe Verwandtschaft als unser Vater und Bräutigam seiner Gemeinde stellt uns seine Hilfe sicher; seine Hingabe Jesu ist ein Pfand aller Gütigkeit; und fest steht seine Verheißung: "Fürchte dich nicht, ich helfe dir."


Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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»Rette, HERR!« Ein kurzes, aber schönes, eindringliches, passendes und nutzbringendes Gebet; eine Art Engelsschwert, das wir immer wieder und zu jeder Gelegenheit anwenden sollten. Der Psalmist erkennt die schreckliche Gefährlichkeit seiner Lage; denn ein Mensch würde unter Löwen sicherer sein als unter Lügnern. Er empfindet seine eigene Unfähigkeit, mit solchen Teufelskindern umzugehen, und darum wendet er sich an den allgenugsamen Helfer, den HERRN, der Seinen Knechten nie die Hilfe versagt und dessen Beistand für alle ihre Nöte ausreicht. »Rette, HERR!« ist ein sehr wirksamer Hilfeschrei, den wir in allen Notlagen zum Himmel emporsenden dürfen, sei es bei der Arbeit, beim Lernen, Leiden, Kämpfen, Leben oder Sterben. Wenn gottesfürchtige Menschen sterben, von uns gehen und weniger werden, so sollte das ein Trompetensignal sein, das uns zu intensiverem Gebet ruft. Allerdings sollten wir an dieser Stelle kein zu schnelles Urteil fällen; denn Elia irrte sich, als er meinte, der einzige lebende Knecht des Herrn zu sein, wo Gott doch Tausende in Reserve hielt. Die Gegenwart erscheint uns immer besonders gefährlich, weil sie unserem ängstlichen Blick am nächsten ist; und die herrschenden Übel sind jedermann offensichtlich, während die Fehler vergangener Zeiten weiter entfernt liegen und leicht unterschätzt werden. Doch wir erwarten das für die letzten Tage, »weil die Gesetzlosigkeit überhand nehmen und die Liebe in vielen erkalten wird«, und dann müssen wir uns umso eindeutiger von den Menschen abwenden und uns dem Herrn der Gemeinde zuwenden, durch dessen Hilfe die Pforten des Hades daran gehindert werden, uns zu überwältigen.

Der Herr wird Seine Auserwählten zur rechten Zeit erhören, die Tag und Nacht zu Ihm schreien, und wenn Er auch ihre Unterdrückung eine lange Zeit zulässt, wird Er sie doch plötzlich rächen. Beachtet, dass die Unterdrückung der Heiligen als solche ein Schrei zu Gott ist, selbst wenn sie diese Unterdrückung still erdulden. Nichts erregt einen Vater mehr, als wenn seine Kinder schreien. Das lässt ihn aufspringen und seine Kräfte sammeln. Er wirft den Feind zu Boden und setzt seine Geliebten in Sicherheit. Der Arme wagte nicht zu sprechen und konnte nur im Verborgenen seufzen; aber der Herr hörte es und konnte nicht länger stillhalten, sondern gürtete Sein Schwert zur Schlacht. Das ist ein Tag des Heils, wenn unsere Seele Gott in unsere Kämpfe mit einbezieht. Philistäa wird diesen Tag verwünschen. Die dunkelsten Stunden in der Nacht der Gemeinde sind jene, die der Morgendämmerung vorausgehen. Der Menschen Verlegenheiten sind Gottes Gelegenheiten. Jesus wird gerade dann kommen, wenn Seine Bedrängten seufzen, als sei alle Hoffnung für immer dahin. Er, der verspricht, uns in Sicherheit zu bringen, meint damit Bewahrung hier auf Erden und ewige Errettung im Himmel.


Autor: William MacDonald (* 07.01.1917; † 25.12.2007) US-amerikanischer Prediger der Brüdergemeinden
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"Rette Herr! - denn der Fromme ist dahin, denn die Treuen sind verschwunden unter den Menschenkindern." Psalm 12,1

Die Treue unter den Menschen ist vom Aussterben bedroht; sie verringert sich rasch auf der Erde. Wenn David ihr Verschwinden schon zu seiner Zeit beklagte, dann müssen wir uns oft fragen, wie es ihm wohl heutzutage zumute wäre.

Wenn wir von einem treuen Menschen sprechen, dann meinen wir damit jemand, der verlässlich, vertrauenswürdig und zuverlässig ist. Wenn er ein Versprechen gibt, hält er es. Wenn er eine Aufgabe hat, erledigt er sie. Wenn ihm Ehrenämter anvertraut sind, verwaltet er sie absolut zuverlässig.

Der treulose Mensch trifft eine Verabredung, hält sie dann aber nicht ein oder kommt unentschuldigt zu spät. Er übernimmt den Unterricht in einer Sonntagsschulklasse, kümmert sich aber nicht um Ersatz, wenn er nicht da sein kann. Man kann sich nie auf ihn verlassen. Sein Wort gilt nichts. Kein Wunder, dass Salomo sagt: "Ein zerbrochener Zahn und ein wankender Fuß: so ist das Vertrauen auf einen Treulosen am Tage der Drangsal" (Sprüche 25,19).

Gott sucht nach treuen Männern und Frauen. Er möchte Verwalter, die sich treu um Seine Interessen kümmern (1. Korinther 4,2). Er sucht Lehrer, die als treue Leute die großen Wahrheiten des christlichen Glaubens weitergeben (2. Timotheus 2,2). Er sucht Gläubige, die dem Herrn Jesus treu sind und Seine Verwerfung teilen und Sein Kreuz auf sich nehmen. Er sucht Menschen, die kompromisslos treu zu Seinem inspirierten, irrtumslosen, unfehlbaren Wort stehen. Er sucht Christen, die der örtlichen Versammlung treu sind, anstatt als religiöse Nomaden von Gemeinde zu Gemeinde zu wandern. Gott sucht Heilige, die treu sind anderen Gläubigen gegenüber und ebenso gegenüber den Ungläubigen.

Wie bei allen anderen Tugenden ist der Herr Jesus unser herrliches Vorbild. Er ist der treue und wahrhaftige Zeuge (Offenbarung 3,14), ein barmherziger und treuer Hoherpriester in den Sachen mit Gott (Hebräer 2,17), treu und gerecht, uns unsere Sünden zu vergeben und uns zu reinigen von aller Ungerechtigkeit (1. Johannes 1,9). Seine Worte sind wahr, Seine Verheißungen gewiss und Seine Wege absolut zuverlässig. Auch wenn die Menschen vielleicht keinen großen Wert auf Treue legen, Gott tut es dennoch. Der Herr Jesus lobte die Treue Seiner jünger mit den Worten: "Ihr aber seid es, die mit mir ausgeharrt haben in meinen Versuchungen; und ich verordne euch, gleichwie mein Vater mir verordnet hat, ein Reich" (Lukas 22,28.29). Und die letzte und höchste Belohnung für Treue wird es sein, Seine feierliche Auszeichnung zu hören: "Wohl, du guter und treuer Knecht! ... gehe ein in die Freude deines Herrn" (Matthäus 25,21).