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Predigten zu Psalm 17,1

"{Ein Gebet; von David.} Höre, der HERR, die Gerechtigkeit, horche auf mein Schreien; nimm zu Ohren mein Gebet von Lippen ohne Trug!"

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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Das geängstigte Herz ruft ungestüm den Großen Richter an in der Überzeugung, dass bei Ihm Hören so viel wie Helfen ist. Wenn unser Gott uns nicht hören könnte oder wollte, sähe es in der Tat traurig für uns aus. Und doch halten manche, die sich Christen nennen, so wenig von dem Gnadenthron, dass Gott sie aus dem einfachen Grund nicht erhört, weil sie es versäumen, zu Ihm zu beten. Wer kann einem Schrei widerstehen? Ein wirklich von Herzen kommendes bitterliches, flehentliches Weinen könnte fast einen Felsen schmelzen; und da ist nicht zu fürchten, dass es bei unserem himmlischen Vater nichts ausrichte. Ein Schrei ist unsere erste Lautäußerung und in vieler Hinsicht der natürlichste menschliche Laut. Sollte unser Gebet wie das Schreien eines Säuglings mehr natürlich als überlegt und mehr ernsthaft als elegant sein, so ist es darum nicht weniger wichtig für Gott.

Der Psalmist war verleumdet worden, gemein und boshaft verleumdet; und nachdem er seinen Fall vor das höchste Gericht gebracht hat, sieht er wie alle ehrlichen Menschen keinen Grund, der Untersuchung auszuweichen, sondern fleht dringend um ein Urteil. Er bittet nicht um Geheimhaltung, sondern möchte das Ergebnis vor aller Welt bekannt machen. Gläubige wollen keinen anderen Richter als Gott, sie wollen auch nicht dem Urteil entgehen oder gar nach den Grundsätzen der Parteilichkeit gerichtet werden. Nein, unsere Hoffnung beruht nicht darauf, von Gott bevorzugt zu werden, oder dass für uns das Gesetz außer Kraft gesetzt wird. Wir wollen nach denselben Grundsätzen wie alle Menschen gerichtet werden, und durch das Blut und die Gerechtigkeit unseres Erlösers werden wir das Urteil unbeschadet überstehen. Es ist in höchstem Maß beruhigend, wenn wir uns gleichzeitig auf den Herrn berufen können und unseren Richter auffordern können, für uns als Zeuge aufzutreten.

In der Anfechtung ist es nicht leicht, die richtige Haltung zu bewahren. Es ist nicht leicht, eine Kerze brennend zu erhalten, wenn viele Neider sie ausblasen wollen. In bösen Zeiten ist das Gebet besonders nötig; darum nimmt, wer weise ist, sofort seine Zuflucht zum Beten. »Du hast mich stets erhört, mein Gott, und darum nahe ich Deinem Altar wieder mit der größten Zuversicht! « Erfahrung ist ein gesegneter Lehrer. Wer die Treue Gottes in Zeiten der Not erprobte, legt seine Angelegenheiten mutig vor Gottes Thron. »Neige Dein Ohr zu mir, höre meine Rede!« Er bittet den Herrn, ihm Sein volles Gehör zu leihen, wie es Menschen tun, wenn sie sich hinüberlehnen, um jedes Wort des Freundes zu verstehen. Der Psalmist kommt hier auf sein erstes Gebet zurück und gibt uns damit ein Beispiel, wie wir immer und immer wieder unsere Sache vorbringen sollen, bis wir ganz sicher sind, dass wir erhört wurden.