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Predigten zu Psalm 33,13

"der HERR blickt von den Himmeln herab, er sieht alle Menschenkinder."

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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"Der Herr schauet vom Himmel und siehet aller Menschen Kinder."

Vielleicht zeigt uns kein Redebild Gott in einem gnadenreicheren Licht, als wenn es von Ihm heißt, Er steige hernieder von seinem Thron und komme vom Himmel herab, um mitleidsvoll auf die Leiden der Menschen zu achten und die Not der Menschenkinder sich zu Herzen dringen zu lassen. Wir lieben Ihn; denn da Sodom und Gomorrha mit Gottlosigkeit erfüllt waren, wollte Er diese Städte nicht zerstören, bevor Er dieselben nicht mit seiner persönlichen Heimsuchung begnadigt hätte. Wir können nicht anders, wir müssen unser Herz in Liebe gegen unsern Herrn ausschütten, der aus der höchsten Herrlichkeit sein Ohr zu uns herniederneigt, und es an die Lippen des sterbenden Sünders legt, dessen ermattete Seele sich nach Versöhnung und Frieden sehnt. Was können wir anders als Ihn lieben, dieweil wir wissen, dass Er auch die Haare auf unserm Haupte alle zählet, auf jeden unsrer Tritte achtet, und uns auf allen unsren Wegen leitet? Besonders nahe tritt uns diese Wahrheit und bewegt unser Herz, wenn wir bedenken, wie aufmerksam Er ist, nicht allein auf die zeitlichen Bedürfnisse seiner Kreaturen, sondern ganz besonders auf ihre geistlichen Anliegen. Obgleich ein unermesslicher Abstand besteht zwischen dem endlichen Geschöpf und dem unendlichen Schöpfer, so sind doch beide durch unzerreissbare Bande miteinander verbunden. Wenn eine Träne aus deinem Auge fällt, so glaube nicht, dass Gott sie nicht wahrnehme; denn "wie sich ein Vater über Kinder erbarmet, so erbarmet sich der Herr über die, so Ihn fürchten." Dein Seufzen kann das Herz Jehovahs bewegen; dein Lispeln zieht sein Ohr zu deinen Lippen nieder; dein Gebet kann seiner Hand Stillehalten gebieten; dein Glaube kann seinen Arm bewegen. Stelle dir nicht vor, Gott throne in der Höhe, ohne deiner zu gedenken, noch deiner Tritte zu achten. Der Herr siehet auf dich, wie arm und elend du auch seiest. Denn des Herrn Augen schauen alle Lande, dass Er stärke die, so von ganzem Herzen an Ihm sind. "Er schaut deiner Füße Tritt'; Siehe, wie sein Auge wacht! Wo du gehest, geht Er mit, Und bewahrt dich Tag und Nacht. Er hat seine starke Hand Dir zum Schutze vorgewandt."


Autor: Ludwig Hofacker (* 15.04.1798; † 18.11.1828) deutscher evangelischer Pfarrer
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Wie macht es denn der treue Heiland, was tut er, um einen toten Sünder verlegen zu machen über sich selber? Er tut es durch seinen heiligen Geist: Aber wie und wo und wann er es tue, darin ist keine Regel; der gute Hirte ersieht eben die Stunde, wo er dem armen verirrten Schaf am geeignetsten beikommen kann. Es gibt Seelen, die in einer langen Bearbeitung des Heilandes stehen, bevor er es bei ihnen zu etwas Entscheidendem bringen kann. Sie werden jahrelang von einer gewissen innern Unruhe geplagt; sie können nicht so ruhig sündigen wie die andern; sie können sich dem Rausch der Lust nicht so vergnügt überlassen wie die andern; sie bekommen in ihrem Inwendigen zuweilen Vorwürfe, Angst und Beklemmung, und dies sind lauter Anmeldungen dessen, der vor der Tür steht und begehrt, eingelassen zu werden. Bei andern ist es ganz anders. Sie können ruhig sündigen; sie sind in ihrem irdischen Sinn, in ihren Sündenwegen, in der Eitelkeit ihres Herzens so ruhig, wie wenn das so sein müßte; sie treiben und wirbeln sich in den Gedanken ihres Herzens rastlos fort; da ist kein Aufhalten, kein Stillstand, kein Aufmerken, keine Nüchternheit. Da geht es von Tag zu Tag, von Nacht zu Nacht, vom Sommer in den Winter, und vom Winter in den Sommer unaufhaltsam fort. Man säet jetzt, heißt es, wenn ein solcher Mensch ein Bauer oder Weingärtner ist, und dann ist er mit seinem ganzen Gemüt im Säen begriffen; man erntet jetzt, man herbstet jetzt, man drischt jetzt, man versieht sich jetzt auf den Winter, und er ist mit seiner ganzen Seele in diesen Geschäften; dazwischen hinein kommen viele Sünden, man lügt, man verleumdet, man beneidet seinen Nächsten, man sucht seinen Vorteil auf unrechte Art, man lebt in Zwietracht mit seinem Nachbar, mit seinem Weib, man überläßt sich seinen fleischlichen Trieben, man frißt und sauft usw.; es geht in einem fort, das Leben ist wie eine Schnur, die von einem Haspel abgehaspelt wird; es kommt kein Knoten an dieser Schnur; es gibt keinen Stillstand, kein Aufmerken auf die Ewigkeit, kein Trachten nach dem Reich Gottes. Da liegt etwa in einem solchen Menschen von der Jugend her ein Sämlein der göttlichen Wahrheit; aber es kann sich nicht regen, es kann nicht gedeihen, der Schutt der Sünde und der Welt ist über dasselbige hergefallen, es kann nicht wachsen, es ist nahe am Ersticken. Treue Lehrer oder Eltern und Erzieher haben diesen lebendigen Samen der Wahrheit in das Herz gelegt; es hat einmal ein schönes Sprüchlein, oder ein Gesang, oder eine Erzählung vom Heiland, oder eine Beschreibung der himmlischen Seligkeit, oder eine Schilderung des Elends der Verdammten einen Eindruck auf das Herz des Kindes gemacht, und dieser Same hat angefan- gen, Früchte zu zeigen: Aber siehe, da kamen die Triebe und Lüste und Sünden der Jugend, da kam der rastlose irdische Umtrieb, das Traumleben, das Schattenleben, das Gewühl in dem Nichtigen, die Grundsätze, die angenommenen Gewohnheiten, die eingesogenen Vorurteile des Weltgeistes, der Weltart, und das göttliche Saatkorn wurde bedeckt mit diesem Schutt der Eitelkeit und Sünde.

Ach, wie viel und große Gnaden hast du mir schon zugedacht! Doch mir selbst zu Schand und Schaden nehm ich sie nicht treu in Acht. Deine Wahrheit halt ich auf, laß der Sünde ihren Lauf; ich erweck nicht meine Gaben und hab oft mein Pfund vergraben.