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Predigten zu Psalm 41,1

"Glückselig, wer achthat auf den Armen! am Tage des Übels wird der HERR ihn erretten."

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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Dies ist der dritte Psalm, der mit einer Seligpreisung beginnt. Sie weist gegenüber den beiden vorhergehenden Psalmen eine Steigerung auf. Das Forschen in Gottes Wort kommt zuerst, Vergebung der Sünden ist das Nächste, und nun bringt der begnadigte Sünder Frucht für Gott, die anderen zum Guten gereicht. Dies wird wie in den vorhergehenden Fällen deutlich betont, und ebenso auch die darauf folgenden Segnungen.

In mitleidiger Liebe gedachte er der Armut anderer, und darum wird auch Gott seiner gedenken. Gott gibt uns entsprechend unseren Maßstäben. Trübsaltage kommen selbst über den Großherzigsten, doch wer in guten Zeiten anderen ein Dach über dem Kopf anbot, hat damit die klügste Vorbereitung für regnerische Tage getroffen. Die Verheißung lautet nicht, der Edelmütige werde niemals Kummer haben, sondern dass er darin bewahrt und zur rechten Zeit daraus errettet wird. Die Freude am Gutestun, die schöne Reaktion eines Menschen, den man glücklich machte, dass der Himmel dem Herzen anerkennend zulächelt, wenn nicht gar in Bezug auf irdisches Vermögen, all dies kennt die knauserige Seele nicht. Selbstsucht birgt in sich selbst einen Fluch, sie ist wie ein Krebsgeschwür für das Herz, während Freigebigkeit Glück bedeutet und »das Gebein labt«. In dunklen Tagen können wir uns nicht auf vermeintliche Verdienste durch Almosen berufen; aber doch bringt die Musik der Erinnerung keinen geringen Trost, wenn man sich an die Witwen und Waisen erinnert, denen man geholfen hat, und an die Gefangenen und Kranken, denen man gedient hat. Hier finden wir das Teil all derer, die ihrem Herrn ähnlich wurden: Sie segnen, und sie werden gesegnet, sie bewahren, und sie werden bewahrt, sie wachen über das Leben anderer, und sie selbst sind kostbar in den Augen des Herrn. Der Geizhals ist wie ein Schwein zu nichts nütze, bis es geschlachtet wird – mag er sterben. Der Gerechte ist sein Leben lang nützlich wie der Ochse – möge er leben. Wir dürfen nicht annehmen, die in diesen Versen ausgesprochenen Seligpreisungen gelten allen, die gelegentlich Geld für die Armen spenden oder sie im Testament bedenken oder Hilfsorganisationen unterstützen. Es ist einerlei, ob solche Menschen es nun aufrichtig machen oder nur der Sitte entsprechend handeln – von ihnen ist hier nicht die Rede. Die Segnungen gelten solchen, die von innen heraus ihren Nächsten lieben wie sich selbst, die um Christi willen die Hungrigen speisen und die Nackten bekleiden. Einen Menschen für einen Heiligen zu halten, der nicht wo immer er kann der Armen gedenkt, bedeutet, einen fruchtlosen Feigenbaum als annehmbar anzuerkennen. An diesem Punkt wird es vielen Bekennern schlecht ergehen an jenem Tag, wenn der König wiederkommt in Seiner Herrlichkeit.


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Glückselig, wer acht hat auf den Armen

Rings um uns her liegt dies Gebiet der Glückseligkeit; zu jeder Stunde können wir es betreten und darin alle Tage unsers Lebens zubringen. Unser Genuss dieser Glückseligkeit ist durchaus nicht durch äußere Umstände bedingt. – Wenn du dich im Verkaufslokal eines großen Geschäfts umsiehst und die Leute ein wenig betrachtest, so kannst du da sehr viel lernen. Dort sitzt eine sein gekleidete Dame, der die Vergnügen des Reichtums, der Gesellschaft, der Mode zu Gebote stehen; aber an ihrem Benehmen, an ihrem ganzen Ton merkst du, wie unbefriedigt, wie abgemattet sie ist. Ihr gegenüber, auf der anderen Seite des Ladentisches, steht das junge Mädchen, das sie bedient; ihr bleiches Gesicht und ihre einfache Kleidung erzählen von mancher Entbehrung; aber ihr Ausdruck, ihre ganze Haltung bezeugen eine innere Ruhe und Kraft, einen unerschöpflichen Vorrat von Geduld und Sanftmut. Solche Gegensätze treffen wir überall; – auf allen Seiten senkt sich die Glückseligkeit in demütige, stille Herzen ein. Kennen wir sie?

Die Seligpreisungen Jesu eröffnen uns acht Tore, deren jedes uns in unmittelbare Berührung bringt mit diesem Gebiet; hier ist noch ein solches Tor; „Glückselig, wer acht hat auf den Armen!“ Auch dann, wenn du ihm nicht helfen, ihm keine wesentliche Erleichterung verschaffen kannst, so achte doch auf ihn; lass es ihn empfinden, dass du an ihn und für ihn denkst; habe Geduld, wenn er dir seine lange, traurige Geschichte erzählt; mache es ihm behaglich bei dir; behandle ihn mit christlicher Höflichkeit und Achtung. Fange damit sogleich an. Du bist umgeben von vielen, die, wenn auch nicht arm an irdischen Gütern, doch arm sind an Liebe, an Hoffnung und an Erkenntnis Gottes. Sage ihnen von dem „Segen des HErrn, der da reich macht ohne Mühe“. Gold und Silber magst du nicht besitzen, was du aber hast, das gib. Bemühe dich, andere zu verstehen, und achte sie.