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Predigten zu Psalm 45,7

"Gerechtigkeit hast du geliebt und Gesetzlosigkeit gehaßt: darum hat Gott, dein Gott, dich gesalbt mit Freudenöl, mehr als deine Genossen."

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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"Du hassest gottloses Wesen."

Zürnet und sündiget nicht. Es kann kaum etwas Gutes in einem Menschen sein, wenn er sich nicht über die Sünde erzürnt; wer die Wahrheit lieb hat und aus der Wahrheit ist, hasst alle falschen Wege. Wie hasste doch unser Herr Jesus die Versuchung so tief, wenn sie sich Ihm nahte! Dreimal stürmte sie in jedesmal andrer Gestalt auf Ihn ein, und jedesmal trat Er ihr mit dem Wort entgegen: "Hebe dich weg von mir, Satan!" Er hasste das gottlose Wesen in andern; und das nicht umso weniger von ganzem Herzen, wenn Er auch diesen Hass öfter in Tränen des Mitleids, als in Worten des Vorwurfs ausdrückte; und dennoch könnte keine Sprache strenger, Eliasgleicher sein, als die Worte: "Wehe euch, Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr der Witwen Häuser fresset, und wendet lange Gebete vor." Er hasste die Sünde so sehr, dass Er sein Herzblut vergoss, um sie auf den Tod zu verwunden; Er litt den Tod, um sie zum Tode zu bringen; Er ward begraben, damit Er sie mit begraben möchte in seiner Gruft; und Er erstand vom Tode wieder, damit Er sie auf ewig möchte unter seine Füße treten. Christus ist uns im Evangelium geschenkt, und dies Evangelium ist dem gottlosen Wesen in jeder Gestalt abhold und widerstehet demselben. Die Gottlosigkeit schmückt sich mit schönen Gewändern und redet mit heuchlerischer Zunge die Sprache der Heiligkeit; aber Jesu gewaltige Lehre treibt, seiner unsanften Geißel aus Stricken gleich, sie zum Tempel hinaus, und mag sie in seiner Gemeinde nicht dulden. Und so ist auch in einem Herzen, wo Christus wohnt, ein erbitterter Krieg zwischen Christus und Belial! Und wenn unser Heiland uns einst als Richter erscheint, dann werden die donnernden Worte: "Gehet hin von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer" (die in der Tat nichts andres sind, als die Fortsetzung seiner Lehrvorträge über die Sünde), seinen Abscheu vor aller Gottlosigkeit bezeugen. So warm und innig seine Liebe zu den Sündern ist, so heiss ist sein Hass gegen die Sünde; so vollkommen seine Gerechtigkeit ist, so vollständig wird die Vernichtung jeder Art von Bosheit sein. O Du siegreicher Held im Schmuck der Heiligkeit, Du herrlicher Überwinder des Bösen, "Du liebst Gerechtigkeit und hassest gottloses Wesen, darum hat Dich Gott, Dein Gott, gesalbt, mit Freudenöl, mehr denn Deine Gesellen; Dein Stuhl bleibet immer und ewig."


Autor: Dora Rappard (* 01.09.1842; † 10.10.1923) Schweizer Missionarin und evangelische Kirchenlieddichterin

"Gott, dein Gott, hat dich gesalbt mit Freudenöl." Ps. 45,7; Hebr. 1,9

Eine sehr betrübte Mutter kniete inmitten einer kleinen Schar von Betern. Nicht lange zuvor war ihr heissgeliebter Sohn ihr durch den Tod entrissen worden, und tiefe Traurigkeit lagerte sich um ihr Gemüt. Aber in dem Leid hing sie dennoch an ihrem Herrn. Auch suchte sie die Gemeinschaft mit seinen Kindern auf. Dort war es ihr wohl, weil Jesu Gegenwart sich gerne offenbart, wo zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind. Es sei dies ein Wink für andere Leidtragende.

Ein edler Greis in Silberhaaren leitete die Andachtsstunde und in tiefem Mitgefühl betete er: "Herr, unser Haupt, der Du gesalbt bist mit Freudenöl, giesse aus Deiner Fülle in die betrübten Herzen Deiner Glieder ein Tröpflein Freudenöl von Dir!"

Freudenöl. Nicht nur stille Ergebung? Das wäre ja schon viel. Aber Er, der gesprochen hat: Tue deinen Mund weit auf, lass mich ihn füllen! erhörte das glaubensvolle Flehen und ließ wirklich etwas von dem Öl seiner Freude fließen in die verwundete Seele. Sie blickte hinweg von sich und sah auf zu Jesu, dem herrlichen Heiland. Und dieser Blick brachte ihr tausendfach Heil zurück: Ruhe, Kraft und Zuversicht, Freudenöl mitten im Schmerz.

Ein Tropfen von dem Freudenöl, Das weiss ich ganz gewiss, Kann wandeln meine finstre Höhl' In lichtes Paradies.