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Predigten zu Psalm 50,7

""Höre, mein Volk, und ich will reden, Israel, und ich will wider dich zeugen! Ich, ich bin Gott, dein Gott."

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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Dieses Wort richtet sich direkt an alle, die sich zu Gottes Volk bekennen. Natürlich ist zuerst Israel gemeint; aber es ist genauso auf jede sichtbare Gemeinde Gottes zu allen Zeiten anwendbar. Hier wird erklärt, wie sinnlos äußerlicher Gottesdienst ist, wenn geistlicher Glaube fehlt und man sich nur auf den Vollzug von Zeremonien verlässt.

Gott hatte Israel vor allen anderen Nationen zu Seinem besonderen Volk gemacht, und sie hatten auf feierlichste Weise Ihn als ihren Gott anerkannt. Das war der besondere Grund, weshalb Er sie zur Rechenschaft zog. Das Gesetz begann mit: »Ich bin der HERR, dein Gott, der Ich dich aus dem Land Ägypten … herausgeführt habe.« Nun wird die Gerichtssitzung mit der Erinnerung an ihre einzigartige Situation, ihr Vorrecht und ihre Verantwortlichkeit eröffnet. Es geht nicht nur darum, dass der HERR Gott ist, sondern darum, dass Er »dein Gott« ist; aus diesem Grund hast du, Israel, diesen scharfen Tadel verdient. Sie hatten das Äußerliche an Seinen Gottesdiensten nicht versäumt. Und selbst wenn sie es getan hätten, so wollte Er sie dafür nicht zur Verantwortung ziehen. Es ging Ihm um etwas viel Wichtigeres. Sie meinten, die täglichen Opfer und die zahlreichen Brandopfer seien alles. Er jedoch rechnete sie für nichts, wenn die inneren Opfer eines Ihm ergebenen Herzens übersehen wurden. Was bei ihnen für das Größte gehalten wurde, galt bei Gott als das Geringste. So ist es auch heute noch. So genannte Sakramente und heilige Riten sind für die unbekehrten, aber religiösen Menschen das Wichtigste; dem Höchsten aber geht es allein um die geistliche Anbetung, die sie völlig außer Acht lassen. Mag auch das Äußerliche ganz genau nach den göttlichen Anordnungen gehandhabt werden: Wenn das Verborgene und Geistliche fehlt, sind es alles eitle Opfergaben und tote Rituale, ja, sogar ein Gräuel vor dem Herrn. Die Opfer an sich sind nicht viel wert vor Gott; sondern die inneren Regungen der Liebe, die der Erinnerung an Gottes Güte entspringen, werden als das Wesentliche anerkannt. Sie sind der Inhalt und die Seele des Opfers.

»Rufe Mich an am Tag der Not!« Welch ein gesegneter Vers! Ist denn das nun ein Opfer? Bedeutet es ein Opfer, um Almosen zu bitten? Genauso ist es. Der König selbst sieht es so an. Denn hier wird Glaube offenbar, hier erweist sich Liebe; weil wir in der Stunde der Gefahr zu denen fliehen, die wir lieben. Es scheint etwas Geringes zu sein, zu Gott zu beten, wenn wir im Elend stecken; doch das ist ein Gott wohlgefälligerer Gottesdienst als die gedankenlose Darbringung von Stieren und Böcken. Wir sehen also, was ein wahres Ritual vermag. Hier lesen wir inspirierte liturgische Anweisungen. Geistlicher Gottesdienst ist das Wesentliche, Große, um das es geht. Alles andere, ohne das, erzürnt Gott eher, als dass es Ihn erfreut. Als Hilfe für die Seele waren äußerliche Opfer wunderbar; aber wenn der Mensch nicht darüber hinausgelangt, betrachtet der Himmel selbst seine geheiligten Dinge als gemein.