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Predigten zu Psalm 60,1

"Gott, du hast uns verworfen, hast uns zerstreut, bist zornig gewesen; führe uns wieder zurück!"

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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Vor den Tagen Sauls war Israel sehr gering geworden, und während seiner Regierung wurde es von inneren Zwistigkeiten erschüttert, dann endete seine Herrschaft mit jener schauerlichen Katastrophe auf den Höhen von Gilboa. David sah sich selbst als Inhaber eines wankenden Throns, der durch zwei Übel gleichzeitig bedroht war: Zwietracht von innen und Invasion von außen. Er führte sofort das Unglück auf seine wahren Wurzeln zurück und fing bei der Quelle an. Er besaß die Klugheit, die aus der Frömmigkeit erwächst und am Ende das Weiseste und Richtigste ist. Er wusste: Das Missfallen des Herrn hatte das Elend über das Volk gebracht, und er ging mit ernstem Gebet daran, dieses Missfallen zu beseitigen.

David erkennt sehr deutlich die Früchte des göttlichen Zorns. Er führt die Flucht der Kämpfer Israels, die Erschütterungen im ganzen Land und dessen politische Zerrissenheit auf die Hand Gottes zurück. Was auch immer in zweiter Linie diese Katastrophen verursacht hatte – immer sieht er die Hand des Herrn als den auslösenden Anlass und fleht wegen dieser Angelegenheit zu Ihm. Israel glich einer Stadt mit einer durchbrochenen Mauer, weil ihr Gott ihr zürnte. An den ersten Versen mit ihrem niederschmetternden Bekenntnis kann man die Größe seines Glaubens ermessen, der sich in den folgenden Versen besserer Tage rühmt, weil der Herr sich wieder in Gnaden zu Seinem Volk wenden wird. Es war nötiger, dass sich Gott wieder zu ihnen wandte, als dass die Soldaten mutiger oder Joab und die anderen Offiziere klüger wurden. »Gott mit uns« ist wichtiger als starke Bataillone. Gottes Missfallen ist schlimmer als alle Edomiter, die je ins Salztal eingefallen sind, oder als alle Teufel, die der Gemeinde widerstanden haben. Kehrt sich der Herr zu uns, was kümmern uns dann die Syrer von Mesopotamien oder der Tod oder die Hölle? Zieht Er aber Seine Gegenwart zurück, erzittern wir, wenn ein Blatt zu Boden fällt.

Im sechsten Vers klingt ein neuer Ton an. Der Herr hat Seine Knechte zu sich zurückgerufen und sie zu Seinem Dienst bestimmt. Dazu gab Er ihnen ein neues Feldzeichen, das sie im Kampf vorantragen sollten. Ihre Anfechtungen führten sie dazu, heilige Furcht zu zeigen, doch weil sie dadurch für die Gunst des Herrn empfangsbereit waren, gab Er ihnen eine Fahne, um die sie sich als Heer scharen sollten. Sie war der Beweis dafür, dass Er sie in den Kampf geschickt hatte, und garantierte ihnen den Sieg. Mit der Fahne werden gewöhnlich die Tapfersten betraut, und es ist gewiss, dass solche, die Gott fürchten, weniger Menschenfurcht haben als andere. Der Herr hat uns die Fahne des Evangeliums gegeben. Lasst uns sie hoch halten und, falls nötig, für sie sterben, um sie zu verteidigen! Unser Recht, für den Herrn zu kämpfen, und unser Grund, weshalb wir den Sieg erwarten, liegen in der Tatsache begründet, dass der Glaube einmal den Heiligen überliefert wurde, und das von dem Herrn selbst.


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Führe uns wieder zurück!

Hatte Gott sein Volk verstoßen? – In gewissem Sinn kann dies niemals geschehen. Er wird keine Menschenseele verstoßen, die Schutz gesucht hat im Schatten seiner allmächtigen Flügel. Die fühlbare, freudige Empfindung seiner Gegenwart mag Er entziehen; aber Er kann nicht auf ewig verstoßen in dem Sinn, dass Er einen Flüchtling seinen Feinden oder dem Los, das er fürchtet, ausliefern würde.

Und dennoch gibt es gewissermaßen ein Verstoßen, wenn wir ungläubig und ungehorsam gewesen sind. Da lässt uns Gott unsere eigenen Wege gehen, damit wir ihre Bitterkeit erfahren. Er lässt uns hungern und dürsten, auf dass wir erkennen, wie verfehlt es ist, unsere Befriedigung irgendwo anders als bei Gott zu suchen; Er übergibt uns unseren selbsterwählten Göttern, um uns von ihrer Ohnmacht in überzeugen. Also hatte Gott vor alters sein Volk verstoßen; Er zeigte sich hart gegen sie und ließ sie ernten, was sie gesät hatten.

Aber jetzt flehen sie um Wiederaufnahme. „Führe uns wieder zurück in unsere frühere Stellung; bringe uns in das richtige Verhältnis zu dir, tröste uns wieder!“ Der Herr hat dies getan an Petrus, als Er ihn wieder der Apostelschar voranstellte; Er hat es an Markus getan, als Er ihm, der auf seiner ersten Missionsreise entwich, erlaubte, ein Evangelium zu schreiben; Er hat es an manchen Märtyrern getan, die beim ersten Ausbruch heftiger Verfolgung unterlagen, denen Er aber hernach desto mehr Überwindungsgnade schenkte, Glaube an die zurechtbringende Gnade Jesu, der nicht nur vergibt, sondern die reuige, gläubige Seele auch zurückführt an das Plätzchen, das sie vor ihrem Fall inne hatte. Es ist ja sogar schon bemerkt worden, dass die verlorenen Söhne bei ihrer Heimkehr besser daran sind, als solche, die niemals irre gingen. Dem ist zwar nicht also; aber wohl hört man Gesänge und Reigen, wenn der Verlorene gefunden, der Tote lebendig wird.