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Predigten zu Psalm 69,6

"Laß nicht durch mich beschämt werden, die auf dich harren, Herr, der HERR der Heerscharen! Laß nicht durch mich zu Schanden werden, die dich suchen, Gott Israels!"

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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»Du, o Gott, hast meine Torheit erkannt.« David kann das wohl gesagt haben, nicht aber Davids Herr; es sei denn, man versteht dies als einen Appell an Gott, daran zu denken, dass Er frei von der Torheit war, die man Ihm zur Last legte, als man sagte, Er sei von Sinnen. Was die Menschen als Torheit betrachteten, war der Gipfel an Weisheit bei Gott. Wie oft müssten wir diese Worte in ihrer natürlichen Bedeutung gebrauchen! Wären wir nicht so töricht, dass wir blind für unsere eigene Torheit sind, käme dieses Bekenntnis häufig über unsere Lippen. Wenn wir merken, dass wir töricht waren, sollten wir nicht mit dem Beten aufhören, sondern es vielmehr eifriger und dringlicher tun. In Vers 7 rief David zuerst zu dem HERRN der Heerscharen, ihm mit Seiner Macht zu helfen, dann zu dem Gott Israels, ihm wegen Seiner Bundestreue Rettung zu verschaffen. Wenn der Hauptmann versagt, was wird dann aus der Mannschaft werden? Wenn David flieht, was werden die Gefolgsleute tun? Wenn der König der Gläubigen seinen Glauben unbelohnt findet, wie werden die Schwachen dann bei der Stange bleiben? Das Verhalten unseres Herrn während Seiner härtesten Kämpfe ist für uns kein Grund zum Schämen; Er weinte, weil Er ein Mensch war; aber Er murrte nicht, denn Er war der sündlose Mensch. Er rief: »Mein Vater, wenn es möglich ist, so gehe dieser Kelch an Mir vorüber«, denn Er war ein Mensch wie wir; aber Er fügte hinzu: »Doch nicht wie Ich will, sondern wie Du (willst)«, denn Sein Menschsein war unbefleckt von Auflehnung. In der tiefsten Drangsal entschlüpfte Ihm kein Wort des Murrens; denn da war kein Murren in Seinem Herzen. Der Herr der Märtyrer legte ein gutes Bekenntnis ab. Er wurde in der Stunde der Gefahr gestärkt und ging daraus als mehr als ein Sieger hervor, wie auch wir es tun werden, wenn wir unser Vertrauen bis ans Ende standhaft festhalten.

Weil Er des Vaters Willen ausführen und die Wahrheit lehren wollte, waren die Leute zornig. Weil Er erklärte, Gottes Sohn zu sein, tobte die Priesterschaft. Sie konnten keinen wirklichen Fehler an Ihm entdecken, so waren sie gezwungen, eine erlogene Anklage zu erfinden, bevor sie ihr Schandurteil fällen konnten. Der Grund des Streits lag darin, dass Gott mit Ihm und Er mit Gott war, während die Schriftgelehrten und Pharisäer ihre eigene Ehre suchten. Angeklagt zu werden, ist zu allen Zeiten für einen ehrenhaften Menschen äußerst schmerzlich, und es muss mit besonderer Schärfe jemanden getroffen haben, der einen so unbefleckten Charakter hatte wie unser Herr. Doch seht, wie Er sich an Seinen Gott wandte und Trost in der Tatsache fand, dass Er alles um Seines Vaters willen ertrug. Derselbe Trost gehört allen fälschlich bezichtigten und verfolgten Heiligen.


Autor: Jakob Kroeker (* 1872; † 12.12.1948) wichtigster Vertreter des freikirchlichen russländischen Protestantismus
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"Lass nicht zuschanden werden an mir, die Deiner harren, Herr, Herr Zebaoth; lass nicht schamrot werden meinethalben, die Dich suchen, Gott Israels!" Ps. 69,7

Gerade in Krisenzeiten, Volksleidenschaften, Wirtschaftsnöten, Geschichtskatastrophen steht auch die Welt des Glaubens in Gefahr, mit erschüttert zu werden. Nicht von Gott aus, der sie wirkt, steht sie in Gefahr. Ihr droht Gefahr von uns aus, die wir angeben, in ihr zu leben. Geben wir sie in der Stunde der Versuchung preis, verlassen wir sie als unsere einzige Position und Stärke, suchen wir uns auf jenen Boden zu retten, von der aus die Welt die Krisen meistern und die Zukunft gestalten will, dann wird die Welt des Glaubens unsichtbar. Sobald die Liebe in den vielen zu erkalten beginnt, die Glaubenden sich der Sünde teilhaftig machen, durch welche die Welt sich Gericht um Gericht schafft, dann wird die Macht Gottes unsichtbar im Weltgeschehen und die Herrlichkeit des Herrn zieht sich zurück aus dem Jüngerleben.

Wir wissen nicht, wie sehr die kommenden Zeiten uns noch zu einer Stunde der Versuchung werden können. Eins ist aber wohl auch bei allen Überraschungen, die an Gutem oder Bösem die Zukunft uns bringen mag, klar: es wird nicht an Versuchen fehlen, die Glaubenden aus ihrer eigentlichen Position, aus der Welt Gottes in "die Stunde des Menschen" zu ziehen.

Wie lebendig wird da die Sehnsucht: "Nicht zu Schanden lass werden an mir, die Deiner harren, nicht beschämt lass werden an mir, die Dich suchen, Gott Israels." Umfasst letzthin diese Sehnsucht doch das ganze Gebiet unserer prophetischen Sendung an die Welt, den ganzen Opferdienst der Liebe, zu dem uns das größte Opfer der Welt erlöst hat. Berief doch Jesus die Jünger in seine Nachfolge, damit sie von der Welt seines Vaters aus hinfort zum "Licht der Welt" und "Salz der Erde" werden möchten. Wie rang Paulus als Apostel später um die einzelnen Glieder der Gemeinde, wie warnte er die Stehenden vor geistlicher Berauschung an sich selbst, damit nicht auch ihr Leben und Dienen zu einem Fall und damit zum Skandalon für alle Schwachen und Suchenden werden möchte.

Das ist heilige Sehnsucht nach kindlicher Glaubensbewährung! Laodicäa kennt sie nicht mehr. Sie ist aber zu Hause in dem leidenden Smyrna, in dem ringenden Pergamon und in dem kleinen Philadelphia. Nicht Leiden wie in Smyrna, nicht Kämpfe wie in Pergamon, nicht Schwachheiten wie in Philadelphia hindern Gott, uns im Leben und Dienen so bewährt zu machen, dass wir durch sie zu einer Stärkung und Erquickung für andere werden. An Lot mussten einst schamrot werden alle, die in seinem Zeitalter Gott zu finden und zu dienen suchten. Abraham dagegen wurde in seinem bewährten Umgang mit Gott zum Vater der Gläubigen durch die kommenden Geschlechter und Jahrtausende hindurch.