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Predigten zu Psalm 79,5

"Bis wann, der HERR? Willst du immerfort zürnen, soll wie Feuer brennen dein Eifer?"

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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Der HERR hatte viel Grund, eifersüchtig zu sein, weil man Götzenbilder aufgestellt hatte und Israel sich von Seinen Gottesdiensten abgewandt hatte. Aber der Psalmist fleht den Herrn an, Sein Volk nicht gänzlich wie mit Feuer zu verzehren, sondern dessen Herzeleid zu mildern. Manchmal scheint die Vorsehung mit den Gerechten härter zu verfahren als mit den Gottlosen, und Vers 6 ist ein mutiger Appell, dem diese Vorstellung zugrunde liegt. Denn eigentlich besagt er: »Herr, wenn Du Deine Zorneskelche ausschütten musst, fang doch bei denen an, die überhaupt nicht mit Dir rechnen, sondern Dich öffentlich bekriegen, und lass es Dir gefallen, Dein Volk zu schonen, das trotz aller Sünden Dir gehört.«

In den Augen der Heiden war Gottes Herrlichkeit mit dem Sieg über Sein Volk und der Entweihung Seines Tempels beschädigt; darum rufen Seine trauernden Knechte Ihn um Hilfe an; Er möge doch Seinen großen Namen nicht mehr dem Spott der lästernden Feinde preisgeben. Sünde – die Wurzel allen Übels – wird gesehen und bekannt; man sucht die Vergebung der Sünden wie auch die Rücknahme der Züchtigung, aber beides wird nicht als Rechtsanspruch betrachtet, sondern als Gnadengeschenk. In Vers 9 wird der Name Gottes angeführt. Gläubige sind gut beraten, wenn sie diesen hohen Appell sehr oft benutzen; es ist nämlich die größte Kanone in unserem Krieg und die mächtigste Waffe im Arsenal des Gebets. Der Glaube wächst beim Beten. Der Appell an Gottes Barmherzigkeit wird hier von einem weiteren vervollständigt, der sich an die göttliche Macht richtet, und der Bittsteller wendet sich von der Bitte für die Erniedrigten zum Gebet für die am Rand des Todes Stehenden, für die zur Hinrichtung bestimmten Schlachtopfer. Wie tröstlich ist es für unglückliche Gläubige, daran zu denken, dass Gott selbst solche retten kann, die schon unter dem Todesurteil stehen. Menschen und Teufel mögen uns für den Untergang bestimmt haben, Krankheiten können uns an den Rand des Grabes bringen und Sorgen uns in den Staub sinken lassen; aber es gibt Einen, der unsere Seelen am Leben erhalten und uns aus tiefster Verzweiflung führen kann. Ein Lamm wird im Rachen des Löwen leben können, wenn der Herr es will. Die Dankbarkeit der Gemeinde ist dauerhaft und tief. Auf ihren Denkmälern sind große Errettungen festgehalten, und solange es sie gibt, werden sich ihre Söhne mit Freuden daran erinnern. Wir haben eine Geschichte, die alle anderen Berichte überdauern wird, und sie strahlt auf jeder Zeile wider von der Herrlichkeit des Herrn. Gottes Herrlichkeit geht aus den schrecklichsten Katastrophen hervor, und die finstersten Tage Seines Volkes werden zum Auftakt für außerordentliche Offenbarungen der Liebe und Macht des Herrn.