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Predigten zu Psalm 90,7

"Denn wir vergehen durch deinen Zorn, und durch deinen Grimm werden wir hinweggeschreckt."

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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Es muss für Mose ein sehr beklagenswerter Anblick gewesen sein, das ganze Volk während der vierzigjährigen Pilgerschaft dahinschwinden zu sehen, bis niemand mehr übrig blieb von allen, die aus Ägypten ausgezogen waren. Wenn Gottes Gunst Leben bedeutet, ist Sein Zorn der Tod; Gras kann genauso gut im glühenden Ofen wachsen, wie Menschen zu gedeihen vermögen, wenn Gott zornig auf sie ist. Das Empfinden für den göttlichen Zorn verwirrte sie – sie lebten als Menschen, die um ihr Todesurteil wussten. Das trifft in gewisser Weise auch auf uns zu, aber nicht gänzlich; denn jetzt sind Leben und Unvergänglichkeit ans Licht gebracht worden durch das Evangelium.

Der Tod hat eine andere Gestalt bekommen und ist für die an Jesu Glaubenden nicht mehr die Vollstreckung eines gerechten Urteils. Zorn und Grimm sind die Stacheln des Todes, und damit haben die Gläubigen nichts mehr zu tun. Jetzt leiten uns Liebe und Gnade auf dem Weg durch das Grab zur Herrlichkeit. Es ist nicht richtig, diese Worte bei einer christlichen Beerdigung ohne erklärende Worte zu verlesen, ohne einen deutlichen Versuch, zu zeigen, wie wenig sie sich auf jemanden beziehen, der an Jesus glaubt, und welche großen Vorrechte wir gegenüber denen genießen, die Ihm nicht wohlgefallen, »deren Leiber in der Wüste fielen«. Wenn sich allerdings eine Seele ihrer Sünde bewusst ist, trifft die Sprache dieses Psalms genau deren Lage und empfiehlt sich wie von selbst dem beunruhigten Gemüt. Kein Feuer ist so verzehrend wie der Zorn Gottes, und kein Schrecken ängstet das Herz mehr als der vor Seinem Grimm. Vor Gott gibt es keine Geheimnisse; Er bringt die dunkelsten Dinge der Menschen aus dem Verborgenen ans Tageslicht. Aber das Licht der Sonne kann niemals mit dem Licht dessen verglichen werden, der die Sonne schuf und von dem geschrieben steht: »Gott ist Licht und gar keine Finsternis [ist] in Ihm.« Wenn hier mit Seinem Angesicht Seine Liebe und Gunst gemeint ist, kann sich die Abscheulichkeit der Sünde nicht deutlicher zeigen als in der Undankbarkeit, mit der sie einem so guten und freundlichen Gott begegnet. Rebellion gegen das Licht der Gerechtigkeit ist schwarz; aber gegen das Licht der Liebe ist sie teuflisch. Wie können wir einen so guten Gott betrüben? Die Kinder Israels waren mit hoher Hand aus Ägypten gebracht, von freigebiger Hand in der Wüste gespeist und mit sanfter Hand geleitet worden. Darum waren ihre Sünden so besonders abstoßend. Und wir, die wir durch das Blut Jesu erlöst und durch Seine große Gnade gerettet wurden, machen uns gewiss schuldig, wenn wir den Herrn verlassen. Was für Menschen sollten wir doch sein! Wie sehr sollten wir um Reinigung von den verborgenen Sünden bitten!

Wer kann einem rechtmäßig zornigen Gott standhalten? Wer dürfte es wagen, die Schärfe Seines Schwertes herauszufordern? Ach, möchten wir uns als sterbende Sünder diesem unsterblichen Gott unterwerfen; denn Er kann uns in einem Augenblick befehlen, Staub zu werden, um von dort in die Hölle geworfen zu werden.