10.798 biblische Andachten und Predigten von Spurgeon, MacArthur, MacDonald, Christlieb, Eichhorn, Hofacker, Zinzendorf, Luther ...

Predigten zu Römer 12,2

"Und seid nicht gleichförmig dieser Welt, sondern werdet verwandelt durch die Erneuerung [eures] Sinnes, dass ihr prüfen möget, was der gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist."

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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"Und stellet euch nicht dieser Welt gleich."

Wenn es möglich ist, dass ein Christ selig werden kann, obgleich er sich dieser Welt gleichstellt, so ist es jedenfalls so, dass er wie ein Brand aus dem Feuer gerettet wird. Eine solche nackte Errettung ist fast eher zu fürchten, als zu wünschen. Lieber Freund, möchtest du wohl wünschen, aus dieser Welt zu scheiden in der dunkeln Nacht eines verzweiflungsvollen Sterbebettes, um zum Himmel einzugehen als ein schiffbrüchiger Seefahrer, der sich über die Felsen der heimatlichen Küste hinaufrettet? Dann bleibe weltlich; halte dich zu den Mammonsdienern, und weigere dich, mit Christo außer dem Lager zu gehen und seine Schmach zu tragen. Aber du möchtest gern hienieden schon den Himmel haben, und den Himmel droben nicht missen; du möchtest mit allen Heiligen begreifen, welches da ist die Höhe und die Tiefe, die Länge und die Breite der Liebe Christi, die alle Erkenntnis übersteigt; du möchtest einen überschwenglichen Eingang erhalten zu deines Herrn Freude, - dann gehe aus von dieser Welt und sondere dich von ihr aus, und habe nichts gemein mit dem, was unheilig ist. Möchtest du gern völlige Versicherung deines Glaubens erlangen? Du gewinnst sie nicht, solange du der Sündenfreunde Freund bist. Möchtest du mit inbrünstiger Liebe brennen? Deine Liebe wird von der Schwemme leichtsinniger Gesellschaft ertränkt. Du kannst vielleicht ein Säugling der Gnade sein, aber du kannst nicht zum vollkommenen Mannesalter Christi gelangen, wenn du dich den Sitten und Grundsätzen der Menschen dieser Welt anschmiegst. Es steht einem Erben des Himmels übel an, mit den Erben der Verdammnis auf vertrautem Fuße zu leben. Es geht nicht, dass ein königlicher Kammerherr mit den Feinden seines Fürsten innig befreundet sei. Selbst kleine Gefügigkeiten sind gefährlich. Kleine Dornen machen große Schmerzen, kleine Motten zerstören kostbare Gewänder, und kleine Leichtfertigkeiten und kleine Schelmereien rauben unsrem inwendigen Leben tausend Freuden. O Christ, der du dich von den Sünden zu wenig fern hältst, du weißt nicht, was du durch dein Benehmen verlierst. Es zerschneidet die Sehnen deiner Kraft, und du kannst nur kriechen, wo du solltest nachjagen. Wenn du also ein Christ bist, so beschwöre ich dich um deinetwillen, sei ein ganzer und entschiedener Christ.


Autor: Carl Eichhorn (* 11.07.1810; † 08.02.1890) deutscher lutherischer Pastor
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Weltförmiges Christentum

"Stellt euch nicht dieser Welt gleich!"

Dies bezieht sich auf das äußere Benehmen und Auftreten, auf die ganze Lebenshaltung, kurz, auf den äußeren Wandel in seinem ganzen Umfang. Im irdischen Beruf, im Geschäftsleben, im geselligen Verkehr.

Im häuslichen Leben, in der Kindererziehung, in der Kleidung, überall soll ein Gotteskind sich von der Welt unterscheiden. Es hat sich mit der Zeit ein weltförmiges Christentum breitgemacht. Das wahre Christentum bedeutet den Tod des alten Menschen. Es bringt ihm den Untergang. Beim weltförmigen Christentum wird mit ihm ein Vertrag geschlossen. Er muss ein christliches Gewand anziehen, christliche Formen und Gebräuche annehmen, alsdann kann er am Leben bleiben. Die Spitzen und Stacheln, die das alte Wesen tödlich verwunden, fallen weg. Die Selbst- und Weltverleugnung, die so bitter ist, wird als etwas Gesetzliches und Engherziges, als Weltflucht oder als ein Stück Mönchstum bezeichnet, als ungesundes, pietistisches Wesen gebrandmarkt. Die Freiheit, die man dem alten Menschen lässt, wird als echt evangelisch gepriesen. Weil man sich mit der Welt sehr gut verträgt und im täglichen Verkehr sich von ihr in keiner Weise unterscheidet, so bleiben einem Hass und Schmach um Christi willen erspart. Wir leben ja nicht unter Heiden, so heißt es, sondern unter lauter getauften Christen. Die Zeiten der Verfolgung gehören der Vergangenheit an. In Wirklichkeit zeigt sich der Hass gegen die wahren Christen inmitten der verweltlichten Christenheit ebenso stark wie einst von seiten der Heiden. Diese Art von Christentum ist weder kalt noch warm. Es ist ein Hin- und Herschwanken zwischen Gott und der Welt. Man ist da und dort nichts Rechtes. Geteiltes, halbherziges Wesen entbehrt aller Kraft. Vor diesem matten, schlaffen Christentum hat auch die Welt keinen Respekt. Die Ganzen werden gemieden und gehasst, aber doch heimlich von der Welt respektiert. Die Doppelherzigen wollen vereinigen, was unmöglich sich miteinander verträgt. Wer der Welt Freund sein will, ist der Feind Gottes, ob er will oder nicht. Nur entschiedenes Christentum hat etwas Kraftvolles, ist mit einem festen, sicheren Auftreten verbunden. "Denn des Herrn Augen sehen alle Lande, dass er stärke die, welche von ganzem Herzen an ihm sind" (2. Chronik 16, 9). Sie stärkt er, dass sie dem Satan und all seinen heimlichen Dienern - das sind die weltlich gesinnten Christen - ein Schrecken sind. Er stärkt sie, dass sie feste und gewisse Tritte tun. "Wie lange hinkt ihr auf beiden Seiten?" Tretet einmal ganz auf des Herrn Seite, dann wird aus dem Hinken ein fester, zielbewusster Gang. Wir gehören einer anderen Welt an, in der Wahrheit, Reinheit und Liebe herrschen, und nicht dieser Welt voll Scheinwesen und Lüge, Gewissenlosigkeit und Unsauberkeit. Vergleiche Jesu Benehmen (Lk. 14, 1-24)!


Autor: Samuel Keller (* 15.03.1856; † 14.11.1924) deutscher protestantischer Theologe und Schriftsteller

"Stellet euch nicht dieser Welt gleich ..."

Diese Welt! Wie hatte Paulus sie kennengelernt, als die Macht der Mode, als den Glanz des Diesseits, als die Lust des Augenblicks, aber vor allem in dem heißen Hass gegen Christum und seine Apostel und die Predigt vom Kreuz! Wie konnte es da überhaupt eine Möglichkeit für wirkliche Christen geben, diese Weltart anzunehmen? Die Gefahr bestand darin, dass die Welt gleichsam eine Schablone für den Einzelfall erfunden hatte und versprach, die Christen in Ruhe zu lassen, wenn sie sich mit dieser Schablone zeichnen ließen. Gebot nicht die Klugheit, dieses äußere Schema anzunehmen? Nein, die äußere Zustimmung zu der Weltschablone ist schon Abfall. Viele Christen behalten leider, um mit der Welt Frieden zu halten, der Welt Form bei und tun so, als wäre wirklich Religion "Privatsache". Feigheit schafft Gefügigkeit gegen die Weltschablone, und daraus entsteht ein falsches Christentum, das sich nach der Mode richten muss, bis es seine Gotteskraft ganz verliert und vom Herrn verworfen und von der Welt verachtet wird. Darum, mein Herz, sei auf der Hut, dass du deine Selbständigkeit dieser Welt gegenüber und deine Gebundenheit an Jesum nicht preisgibst! Lieber Hass und Feindschaft, als Schablone dieser Welt!

Herr Jesu, ich spüre die Gefahr; ich erkenne meine schmiegsame, schwache Art. Bewahre du mich, dass ich im Zusammenhang mit dir bleibe, dass mich weder die gottlose noch die christliche Weltart gefangen nehme. Du bist mein Muster und mein Meister und meine Hilfe. Amen.


Autor: Carl Olof Rosenius (* 03.02.1816; † 24.02.1868) schwedischer Laienprediger und Initiator einer neuevangelischen schwedischen Erweckungsbewegung

"Stellet euch nicht dieser Welt gleich!"

Der Ausdruck "diese Welt" bedeutet dem Grundtext nach eigentlich "dieser Zeit Lauf", nämlich die ganze Zeit dieses Erdenlebens als Gegensatz zur zukünftigen Welt. Da aber die Zeit oder der Zeitgeist von dem Geist und dem Wesen der Menschen abhängt und darin besteht, so wird hier gerade diese Welt gemeint, nämlich die große herrschende Menschenmasse und ihr eitles, böses Wesen, die Maße, die nach der gefallenen Natur und nach dem Geist dahinlebt, der sein Werk in den Kindern des Unglaubens und in der Finsternis dieser Welt hat", dem Geist, der darum"der Fürst dieser Welt"genannt wird. Diese Welt ist darum immer arg gegen Gott streitend, verführerisch und gefährlich, weshalb der Apostel (Gal. 1) sie auch"diese gegenwärtige arge Welt"nennt. Dieser Welt können wir also weder folgen noch uns derselben gleichstellen, wenn wir uns Gott opfern und Seinen Willen tun wollen. Wer ein wahrer Christ sein und dieses Leben hindurch Seinem Herrn nachfolgen will, der muss von dem gewöhnlichen Wesen der Welt ganz Abschied nehmen, muss in seiner Denkweise, seiner Rede- und Lebensweise hier auf Erden einen ganz neuen Weg betreten. Das meint der Apostel, wenn er ermahnt:"Stellet euch nicht dieser Welt gleich."

Sollen wir aber dieser Ermahnung folgen, dann ist es notwendig, "sich selbst zu einem Opfer zu begeben", weil es dann oft überaus bitter wird, sich so einsam und wunderlich zu stellen, dass man die ganze Welt, auch Vater, Mutter, Gatten, Geschwister und viele wohlmeinende, angesehene Menschen zu Gegnern hat. Lass dich dann weder niederschlagen noch irreleiten! Der Herr Christus und alle Seine Nachfolger sind diesen Weg vor dir gegangen, ja, viele Tausende sind deshalb Märtyrer geworden, weil sie sich dieser Welt nicht gleichstellen konnten.

Darum musst du so denken: "Obwohl ich meine Nachbarn und alten Freunde, ja, meine Nächsten einen ganz anderen Weg gehen sehe, wobei sie die Achtung und Freundschaft der Welt haben, so will ich doch lieber Christus und Seinen Freunden folgen. Ich habe eine weit herrlichere Gesellschaft als die, die ich fahren lasse. Ich habe Gott und die guten Engel, ja, alle Heiligen mit mir. Gott helfe mir nur, bis ans Ende treu zu bleiben!"

Ebenso wird es sein, wenn du siehst, dass viele, die sich dessen rühmen, Christen zu sein, zu gleicher Zeit in gutem Verhältnis zu den Feinden Christi stehen und mit ihnen vielleicht an vielen eitlen Dingen teilnehmen können. Dann musst du, der du Christus wirklich nachfolgen willst, darüber nachdenken, ob auch Er und Seine Jünger etwas Derartiges taten, und dann lieber dem Beispiel dieser Heiligen folgen. Wenn du siehst, dass viele, die Christen sein wollen, immer von Christus und der Seelengefahr der Unbekehrten schweigen können, dann musst du bedenken, ob dies noch mit der Liebe und mit dem Beispiel Christi vereinbar ist, und du solltest darin deine Richtschnur haben. So wirst du sowohl in grösseren als auch in kleineren Dingen lernen, "dich nicht dieser Welt gleichzustellen".

Beachte aber genau, dass dies nur solche Dinge betrifft, die irgendeine Sünde enthalten und gegen das klare Wort Gottes oder gegen das Gesetz der Liebe streiten. In allen anderen Dingen sollen wir dagegen wie andere Menschen sein, ein ungekünsteltes Benehmen behalten und uns nicht durch ein angenommenes oder nachgeäfftes Wesen oder durch nutzlose Eigenheiten auffällig machen. Der Hochmutsgeist versucht zuweilen auch Fromme dazu, sich wie die Heuchler zu verstellen, ein besonderes Außehen, eine sie bezeichnende Wunderlichkeit in Art und Weise ihres Auftretens anzunehmen. Dass kann auch "sich nicht dieser Welt gleichstellen" genannt werden, es ist aber keineswegs das, was der Apostel hier meint. Es ist im Gegenteil eine schädliche Torheit, die nur dem "Lästerer Raum gibt".

Auch Christus war Seiner ganzen Art nach "wie ein anderer Mensch und an Gebärden als ein Mensch erfunden", die Sünde ausgenommen. Hast du einen gesunden, christlichen Sinn, dann sollst du auch hierin Sein Nachfolger sein. Du musst immer bedenken, was zum Nutzen des Nächsten dient; denn das ist die Richtschnur unseres Lebenswandels. Durch deinen Glauben und dein Bekennen, deinen Eifer für die Ehre des Herrn und für das Heil der Seelen, ja, durch Wachsamkeit über dich selbst wirst du der Welt immer wunderlich erscheinen. Lass es dich nicht bekümmern! Als Fremdlinge und Pilger auf Erden, nach unserem himmlischen Vaterland strebend, werden wir jederzeit der Welt, die ihre Heimat und ihr Alles auf Erden hat, als Toren erscheinen. Aber gerade in diesen wesentlichen Stücken, die die Sache Gottes, unser ewiges Heil und das der anderen betreffen, sollen wir uns nicht dieser Welt gleichstellen. Das ist es, was der Apostel uns hier ans Herz legt.

Mit Ird'schem zufrieden, die Welt allezeit In Sünd' und im Tande hat all ihre Freud', Drum folge ich, siegende Heere, euch nach Und nehme als Ehre der Kreuzfahne Schmach.


Autor: Christoph Blumhardt (* 01.06.1842; † 02.08.1919) deutscher evangelischer Theologe, Pfarrer und Kirchenlieddichter
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Da wird unsern lieben Abreisenden doch noch etwas Ernsteres nachgerufen. Wollen sie jetzt wieder in die Welt hinein, und nach dem Lauf dieser Welt sich stellen? Das doch wohl nicht, wenn sie die Heiligen Gottes bleiben wollen. Setzten sie sich doch damit gleich wieder weit vom lieben Gott, so daß Sein Schutz sie, so zu sagen, nicht mehr erreichen könnte. Wer als ein Heiliger vom HErrn bewahrt sein will, - das versteht sich von selbst, - darf dieser Welt sich nicht mehr gleich stellen; und es darf bei ihm nicht mehr nach dem alten Wesen gehen, wie es der natürliche Mensch nach der in ihm wohnenden Sünde gewohnt ist. Vielmehr werden die Heiligen, die unter den Schutz Gottes sich stellen, immer und überall sich prüfen, wie weit in all ihrem Thun der gute, der wohlgefällige und der vollkommene Wille Gottes mitlaufe. Wenn sie merken, daß es irgendwo fehlt, so machen sie's anders. Sie erneuern immer wieder ihren Sinn dem Willen Gottes nach, prüsen Euch allezeit, mit was sie's gut, Gott wohlgefällig und ganz recht machten, und werden so erst die rechten Heiligen Gottes. Je weiter es darin Einer bringt, desto herrlicher wird auch die Bewahrung sein, die er von dem HErrn erfahren darf.

Sind wir in dem, was zur Erneuerung gehört, treu, so werden wir auch leicht über den Kleinmuth und die Verzagtheit hinüberkommen, wie es uns oft befallen will, wenn das Gedränge groß wird. Treue erhält den Mut auch bei Schwachheiten, und läßt uns immer wieder mit Vertrauen seufzen: „HErr hilf mir!“ Solche Seufzer aber hört der HErr. Der bewahre unsre Seelen auch in dem, daß wir im Vertrauen nicht matt werden, in der Erneuerung unseres Sinnes nicht nachlassen, dem Treiben der Welt nicht zu nahe kommen, damit Ihm nie Ursache gegeben werde, uns Seinen helfenden Schirm und Schutz zu entziehen! Er gedenke derer, die jetzt abreisen, und gedenke derer, die bleiben, und wolle Seine Liebeshand nach allen ausstrecken und alles in allem zum Guten lenken nach Seiner Barmherzigkeit!

Mel. Warum sollt ich mich. „Wird er Mein,“ spricht Er, „begehren, Will in Eil Ich mein Heil freundlich zu ihm kehren. Weil er meinen Namen nennet, Schütz' ich ihn, Ohn'Verzeih'n, Wenn die Not ihn brennet.“ „Ruft er an, will ich ihn reißen Aus der Pein, Bei ihm sein, Ehre ihm erweisen, Sättigen mit langem Leben Ihn, und will Noch in Füll' All mein Heil ihm geben.“ (Nach Ps.91,14-16)


Autor: Ludwig Hofacker (* 15.04.1798; † 18.11.1828) deutscher evangelischer Pfarrer
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Wie mancher steht in dem elenden Wahn, er erfülle dies Gebot Gottes, weil er sich zu denen halte, von welchen er glaubt, daß sie wahre Glieder Christi seien, weil er mit dem törichten, unsinnigen Wesen dieser Welt nicht mehr fortlaufe, sondern mitsinge, mitbete. Aber das macht's noch nicht. Da könnte er lange dahin oder dorthin laufen und Christum da oder dort suchen. Wenn das sein ganzes Christentum ist, so wird's ihn nichts nützen. Auf die Grundgedanken kommt es an. Sehet, in jedem weltlich gesinnten Menschen steht sein Ich oben an; um dieses sein Ich drehet sich ihm alles herum, es ist gleichsam der Mittelpunkt der ganzen Welt, und daraus entspringt dann die Eigenliebe, der Eigensinn und anderes mehr. Und dergleichen Dinge können oft solche noch an sich haben und in sich tragen, die schon zu einigem Leben aus Gott gekommen sind. Darüber also untersuche dich, ob du nicht darin auch noch der Welt gleichstehst. Bist du nicht auch noch verliebt in dich selbst? In deine Sachen und Anschläge, und sehr schwer davon abzubringen? Ich will ein Beispiel anführen. Du bist ein Dienstbote, ein Untergebener. Ich weiß, wenn man dient, muß man häufig seinen Willen brechen, es gibt allerhand Übungen, nun sieh zu, wie du darin bestehst! Wie wenn du etwas getan hast und nach deiner Art und hast es nach bestem Wissen und Gewissen getan, und es ist denen, welchen du dienst, erst nicht recht, sie setzen dies und das daran aus, sie verwerfen es, was regt sich da in dir? Sieh, was sich da in dir regt, das ist nicht von Gott, sondern von der Welt. Oder du hast eine gläubige Herrschaft, nun bist du nachlässiger als gegen eine rohe, unchristliche Herrschaft, du meinst sogar, du dürfest der Herrschaft den Gehorsam, die Achtung nicht beweisen, weil sie ja mit dir denselben Weg gehen, weil der Herr oder die Frau ein Bruder oder eine Schwester ist, du willst also aus dem Umstand, daß dir der Herr einen christlichen Vorgesetzten geschenkt hat, Vorteil für den alten Menschen ziehen. Sieh, das heißt sich der Welt gleichstellen (1. Tim 6,1.2). Und wieviel Beispiele könnten noch von Dingen angeführt werden, in denen es Kinder Gottes wohl seiner, aber in Wahrheit nicht anders machen, als die Welt.

Herr, ich bin dein und will es ewig sein. Ach zeuch mich ganz hinein, daß ich nicht wanke! Wann kommt die Zeit, daß ich dir, ganz geweiht, zum heiigen Schmuck bereit, als Sieger danke?

Doch deine Gnad, die angefangen hat, wird auch nach deinem Rat das Werk vollenden. Ich traue dir; ach stärk den Glauben mir! Ich laß mich für und für nur deinen Händen. Mein einzges Gut, in dem mein Sehnen ruht! Du machst mich wohlgemut in deiner Liebe; o hauche dann den Funken stärker an, daß ich dich lieben kann, mit mächtgem Triebe!


Autor: Aiden Wilson Tozer (* 21.04.1897; † 12.05.1963) US-amerikanischer evangelischer Pastor und Autor (besser bekannt als A. W. Tozer)
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Glück: Wenn es dir nur darum geht, Jesus ähnlicher zu werden

Die Annahme, die Menschen seien geboren, »um glücklich zu sein«, wird in der heutigen Gesellschaft von kaum einem infrage gestellt, und die Auswirkungen dieses modernen Hedonismus spürt man auch im Volk Gottes. Das christliche Evangelium wird nur allzu oft als Mittel zum Glücklichsein, zu Herzensfrieden und Sicherheit angepriesen. Es gibt sogar solche, die die Bibel zum »Relaxen« benutzen – so, als sei sie eine Droge. Wie falsch das ist, kann man leicht entdecken, wenn man das Neue Testament einmal ganz und unter ernstem Nachdenken liest. Dort liegt der Nachdruck nicht auf Glück, sondern auf Heiligkeit. Gott interessiert sich mehr für den Zustand unserer Herzen als für den Zustand unserer Gefühle. Ohne Zweifel bringt der Wille Gottes denen, die gehorsam sind, am Ende Freude. Aber die wichtigste Angelegenheit ist nicht, wie glücklich wir sind, sondern wie heilig! Das kindische Geschrei nach Glück kann zu einer richtigen Falle werden, weil man sich leicht betrügen kann, indem man eine Religion der Freude kultiviert, ohne das dazugehörende gerechte Leben zu praktizieren. Für alle, die das Gesagte ernst nehmen, habe ich einen Vorschlag: Geh zu Gott und verschaffe dir Klarheit. Sag Ihm, du wollest gern heilig sein, koste es, was es wolle – und bitte Ihn niemals, dir mehr Freude als Heiligkeit zu geben! Sei dir sicher: Du wirst am Ende genauso froh sein, wie du heilig bist. Aber im Augenblick richte dein ganzes Verlangen darauf, Gott zu dienen und Christus ähnlich zu werden!


Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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Die Welt kann ich nicht verändern; erneuern aber kann ich meine Gedanken, und wenn diese neu werden, dann wird auch mein Verhalten neu. Dann gibt es eine Umformung und Neubildung, durch die diejenige Gestalt, die diese Welt mir aufprägt, beseitigt wird. Unser Anteil an unserem Volkstum gibt uns allen eine große Aehnlichkeit und diese Gemeinsamkeit ist eine starke Hilfe dazu, daß wir zusammenleben. Der Klang unserer Sprache färbt sich gleichartig mit der der anderen. Mode, Sitte und Staatsgesetz ordnen unser Verhalten nach derselben Regel, und auch im inwendigen Leben werden wir alle von seelischen Wellen bewegt, die mit großer Macht durch uns alle durchfahren und unser Empfinden, Denken und Wollen gleichartig machen. Warum ist es nun nötig, daß ich mich dieser Gemeinsamkeit entziehe und mich dieser Welt nicht anpasse? Was will ich? Den Willen Gottes will ich tun, und dieses Ziel reißt mich aus der nachgiebigen Abhängigkeit von den anderen heraus. Ich kann nicht mehr fragen: was tut jedermann? was ist Brauch und Gewohnheit? was gefällt und trägt Beifall ein? Die Christenfrage ist: was ist Gottes Wille? und für diese Frage reichen die alten Gedanken, die von jeher in der Menschheit vorhanden waren, nicht aus. Dazu brauche ich einen neuen Verstand. Neu muß er werden auch im Vergleich mit dem, was ich selbst von jeher besaß und schon in der Kindheit lernte, weil es in der Kirche so üblich war. Denn jede neue Lage stellt an mich einen neuen Anspruch, dem ich mit meinen alten Gedanken nicht genugtun kann. Es gilt zu erfassen, wohin mich Gott jetzt führt und was er mir in dieser meiner Lage als meine Pflicht zuteilt. Ist es mir denn möglich, neue Gedanken zu bekommen? Vor seine Mahnung hat Paulus das Wort gesetzt: „Durch Gottes Barmherzigkeit ermahne ich euch.“ Wir starren, wenn wir nach Gottes Willen fragen, nicht in einen leeren, finsteren Raum hinein, sondern erheben unseren Blick zu dem, der das Licht der Welt ist. Er läßt keinen im Dunkeln wandern, der nach seinem Willen fragt.

Du hast, lieber Herr, deinen Jüngern gesagt: macht es wie der Haushalter: er braucht Altes und Neues je nach Bedarf. Dein altes, längst gesagtes Wort leitet mich und dein Geist gibt neue Weisung, wie ich sie für den neuen Tag bedarf. Altes und Neues, beides reicht uns die eine Hand dar, die gebende, die deine. Gib mir Einsicht und Verstand für das, was der neue Tag von mir verlangt. Amen.