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Predigten zu Römer 15,3

"Denn auch der Christus hat nicht sich selbst gefallen, sondern wie geschrieben steht: "Die Schmähungen derer, die dich schmähen, sind auf mich gefallen.""

Autor: Samuel Keller (* 15.03.1856; † 14.11.1924) deutscher protestantischer Theologe und Schriftsteller

"Denn auch Christus nicht Gefallen an ihm selber hatte."

Bei ihm hätte es einen Sinn und eine Berechtigung gehabt; denn er war gewiss von einer Schönheit und einem Adel der Seele, für die uns Worte fehlen. Aber wir? Wer weiss denn nicht mancherlei von sich selbst, was er lieber heute als morgen los wäre. Und dennoch diese unaustilgbare Torheit, immer wieder Gefallen an sich selbst zu haben! Das ist die Keimzelle der meisten Sünden. Was spielt unser liebes Ich für eine Rolle in unseren Reden! Wie viel mehr in unserm Träumen und Sehnen. Unsere Empfindlichkeit, wenn jemand uns antastet oder nicht die ausgesuchteste Rücksicht auf uns nimmt - hält sich die Waage mit dem unausgesprochenen Verlangen, dass man unsere Versäumnisse selbstverständlich entschuldige, unsere Übereilungen, die nur unserem Naturell entspringen, übersehe und vergesse. Wie selbstsüchtig sind wir bis in das Allerheiligste unseres Gebetslebens! Solange wir aber so Gefallen an uns selbst haben, spielt Gott, Christus, Glauben und Lieben und Pflicht gegen den Nächsten - alles nur eine nebensächliche Rolle. Selbstverliebtheit, Eitelkeit, Wohlgefallen an sich selbst haben, kann für die Seligkeit gefährlicher sein als Trunksucht und Unzucht, die den Leib ruinieren und sich auf Erden schmerzlich strafen.

Ich beuge mich, Herr Jesu, und bekenne mich schuldig! Vergib mir diese böse Art und reinige mich davon, wenn es auch weh tut. Dann lass die ganze Liebe meines Herzens auf dich hin sich wenden. Amen.


Autor: Ludwig Hofacker (* 15.04.1798; † 18.11.1828) deutscher evangelischer Pfarrer
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Wenn eine Seele wacker läuft, so sucht Satan sie wo möglich aufzuhalten, und kann er ihr keine groben Hindernisse in den Weg legen, worüber sie fällt, so greift er sie bei der verwundbarsten Seite an; er spiegelt ihr große Dinge von ihrem Christentum vor, und wenn sie nicht anhält mit Gebet und Wachen, so kann es kommen, daß er sie in eine falsche Ruhe einschläfert, in einen falschen Trost der Vergebung der Sünden, in einen falschen Trost vom Frieden Gottes einwiegt. Nun bemächtigt sich der Seele der törichte Wahn: Ja freilich, ich bin eine bekehrte, wiedergeborene Seele, die schon manche Erfahrung gemacht hat, und so gut vom Christentum und von Erfahrungen reden kann als je einer. Mit diesen Gedanken legt sie sich auf ihre Lorbeeren und bringt sich um das Erbteil der Heiligen im Licht. So ging es dem Bischof zu Laodizea. Er hatte ernstlich und wacker begonnen: aber er geriet in die elenden Lügengedanken hinein, daß er wähnte, er sei ein bewährter, erfahrener Christ, er sei reich und habe gar satt und bedürfe nichts, so daß der Heiland, als er ihm Licht über seinen Zustand geben wollte, ihm geradezu sagen mußte: Arm bist du, elend bist du, jämmerlich, blind und bloß bist du. Und eben diese Vorspiegelungen und Einbildungen, diese Phantasien, diese Spinnengewebe der Eigenliebe sind eine große Krankheit unserer Zeit, eine Seuche, die im Mittag verderbt. Es ist recht traurig, daß so viele von ihrem Christentum hoch denken, daß sie elende Lügengedanken von ihrer Weltüberwindung, von ihrer Verleugnung im Kopfe haben, so viele Lügengedanken von ihrer christlichen Erfahrung, von ihrer Kenntnis des Wortes Gottes, Gedanken, die alle wahre Kraft des Geistes lähmen, und entweder die träge Ruhe des Fleisches befördern, oder den Wandel in der Demut und Liebe, im Geist und in der Wahrheit verhindern.

Würdigster Jesu! Ehrenkönig! Du suchtest deiner Ehre wenig und wurdest niedrig und gering; du wandeltest vertieft auf Erden, in Demut und in Knechtsgebärden, erhubst dich selbst in keinem Ding. Herr, solche Demut lehr auch mich je mehr und mehr stetig üben; Jesu, hilf du, hilf mir dazu, daß ich demütig sei, wie du.


Autor: Hugh E. Alexanders (* 1884; † 1957) englischer Evangelist, der Anfang des 20. Jahrhunderts in der französischen Schweiz wirkte

Dieses Wort sollte uns packen und zur Besinnung bringen. Es geht bis an die Wurzel unseres Christenlebens, wo so oft Selbstgefälligkeit herrscht. Gefallen an sich selbst haben, bedeutet nicht nur, daß man zufrieden ist mit sich, sondern auch, daß man strebt nach dem, was uns angenehm ist, was unseren Wünschen entspricht und in unserem eigenen Interesse liegt. Unser Retter aber, unser Vorbild, hatte, obschon Ihm alles gehörte, nicht an sich selbst Gefallen. Er sagte: «Ich bin ... von Herzen demütig ... Ich suche nicht meinen Willen, sondern den Willen des Vaters, der mich gesandt hat» (Matthäus 11,29; Johannes 5,30). Im Licht dieser Worte wollen wir uns selbst prüfen und danach streben, Seinem Beispiel zu folgen. Auch der älteste Christ unter uns, der am meisten Erfahrung hat, sollte nie vergessen, daß das natürliche Herz in seinem Innern immer bereit ist, das Wort zu ergreifen und etwas für sich zu verlangen. Das «Ich» ist nie gefährlicher, als wenn es unter einem religiösen Deckmantel auftritt und sich in geistliche Dinge mischt. Laßt uns vermeiden, Gefallen an uns selber zu haben durch Streben nach Befriedigung unserer Wünsche, unseres Ehrgeizes und unserer Interessen im Dienst für Gott, denn «Christus hatte nicht an sich selbst Gefallen».

Laßt uns auch vermeiden, im Umgang untereinander nach dem zu verlangen, was angenehm und vorteilhaft ist und uns in den Vordergrund rücken könnte, denn «Christus hatte nicht an sich selbst Gefallen». Laßt uns alle innerliche Selbstgefälligkeit vermeiden. Laßt uns die gute Meinung, die wir von uns selber haben, verdammen; wir wollen «in Demut einer den anderen höher achten als sich selbst … Denn ihr sollt so gesinnt sein, wie es Christus Jesus auch war» (Philipper 2,3.5). Und «Christus hatte nicht an sich selbst Gefallen». Hier liegt die Ursache so vieler Schwierigkeiten unter Christen, so vieler trauriger Zustände, welche die Einheit des Geistes unterbrechen und den Heiligen Geist betrüben.

Das Vorbild unseres Retters sollte uns zur Besinnung und zur Erkenntnis unserer Sünde bringen, damit wir durch Seinen Geist zu Seiner Ähnlichkeit heranwachsen können. Denn «Christus hatte nicht an sich selbst Gefallen».


Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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Immer neue Strahlen lässt Paulus aus dem Kreuz Christi hervorleuchten. Er hat die Liebe Jesu gepriesen, die ihn bewogen hat, für die, die Gottes Feinde waren, zu sterben, und seinen Gehorsam als unsere Rechtfertigung beschrieben, weil durch seinen Gehorsam alles, was aus Adams Ungehorsam entstanden sei, beseitigt ist. Nun spricht er vom innersten Vorgang, an dem die Echtheit der Liebe und des Gehorsams die Erprobung bekommt, davon, dass er sich durch sein Verhalten inwendig nicht ein Wohlgefallen bereitete, das ihn befriedigte und bei sich selbst verweilen ließ. Haftet nicht am Gehorsam das süße Bewusstsein, das uns mit uns selbst zufrieden macht, und wächst nicht an der Liebe die liebliche Blüte, dass wir nicht nur die anderen, die wir lieben, sondern auch unser eigenes Bild mit Wohlgefallen betrachten? Das bringt aber unseren Gehorsam und unsere Liebe in Gefahr. Gefährdet ist dadurch ihre Selbstlosigkeit, der entschlossene Ernst, mit dem wir uns von uns selbst wegwenden und nicht den eigenen Willen tun, sondern den Willen dessen, dem wir gehorchen und nicht den eigenen Vorteil suchen, sondern nach dem begehren, was den anderen heilsam ist. Seht auf Jesus, sagt Paulus, wenn Eitelkeit, die sich selbst gefällt, euren Gottesdienst beflecken will. Er steht in seinem Gehorsam und in seiner Liebe als der Selbstlose vor euch. Denn er ließ sich die Schmähung wohl gefallen. Niemand begehrt geschmäht zu werden, und erst noch von denen, die Gott schmähen, weshalb die Beschimpfung, die auf Jesus fiel, zur Lästerung Gottes wurde und die Schande, in die Jesus hinabgestoßen wurde, zur Verdunkelung der Ehre Gottes führte. Dass Gott an ihm geschmäht werde, das hat Jesus nicht begehrt und an diesem Zustand kein Wohlgefallen gehabt. Das war letzte Entäußerung und schmerzlichste Entsagung und eben darum die Vollendung seines Gehorsams und die Verklärung seiner Liebe.

Wenn mein Auge trübe wird und Gutes und Böses vermengt, komme ich, Herr Jesus, zu Dir, weil Du mir zeigst, was Gehorsam ist, und mir deutlich machst, was Liebe ist. Du wehrst es mir, wenn ich mir selber gefalle. Lass mich Dir gefallen, lieber Gott, in allem und behüte mich, dass ich keine andere Ehre begehre als die, die Dich ehrt. Amen.