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Predigten zu Römer 8,26

"Desgleichen aber nimmt auch der Geist sich unserer Schwachheit an; denn wir wissen nicht, was wir bitten sollen, wie sich's gebührt, aber der Geist selbst verwendet sich für uns in unaussprechlichen Seufzern."

Autor: Martin Luther (* 10.11.1483; † 18.02.1546) theologischer Urheber der Reformation
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Bitten mit unaussprechlichem Seufzen

Wenn du um irgendetwas bittest, musst du auch wünschen und verlangen, dass es wirklich geschieht. Das ist das eigentliche Bitten, das Christus meint, wenn er sagt: »Bittet!« Solch ein Bitten haben einige »das Herz zu Gott erheben« genannt. Wenn sich das Herz zu Gott aufschwingt und von ihm etwas begehrt und darum seufzt, dann sagt es: »Ach, ich hätte gern dies oder das.« Dieses Seufzen macht Paulus in Römer 8 sehr bedeutsam und nennt es ein »unaussprechliches Seufzen « des Geistes. Das heißt: Der Mund kann gar nicht so herzlich und mächtig reden, wie das Herz es sich wünscht. Das Sehnen übertrifft alle Worte und Gedanken. Daher kommt es auch, dass der Mensch gar nicht empfindet, wie tief sein Seufzen oder Begehren ist. Als Zachäus den Herrn zu sehen begehrte, merkte er selbst nicht, wie sehr sein Herz sich wünschte, dass Christus mit ihm reden und in sein Haus kommen möchte. Als es aber geschah, war er sehr froh, wie einer, dessen Wünsche und Bitten alle in Erfüllung gegangen waren – weit mehr, als er mündlich hätte fordern oder begehren dürfen. Genauso schrie Mose in 2. Mose 14, sodass Gott zu ihm sagte: »Was schreist du zu mir?«, obwohl er mit seinem Mund stillschwieg. Aber sein Herz seufzte tief in seiner Not, und das nennt Gott »einen Schrei«. So sagt auch Paulus in Epheser 3: Gott ist mächtig, mehr und höher zu wirken, als wir bitten oder verstehen. Zu diesem Seufzen dienen uns Anfechtungen, Ängste und Nöte. Die lehren uns recht seufzen!


Autor: Martin Luther (* 10.11.1483; † 18.02.1546) theologischer Urheber der Reformation
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Der in uns betet

Wir sind schnell geneigt zu denken: ›Was sollen wir elenden Menschen tun, die wir in allen möglichen Sünden gegen die erste und die zweite Tafel des Gesetzes gelebt haben? Wie sollen wir Sünder, die da bald ein Ende nehmen und nicht mehr sein werden auf Erden (Ps 104,29), wie sollen wir vor den ewigen und allmächtigen Gott, der ohne Ende ist, treten (Ps 102,28) und ihn bitten, er möge uns solche Not lindern und uns helfen?‹ Doch wir haben einen Gott, der uns über Bitten und Verstehen geben kann. Und wenn wir selbst nicht recht wissen, was oder wie wir bitten sollen, so seufzt doch der Geist Gottes, der in den Herzen der Gläubigen wohnt, für uns und vertritt uns mit unaussprechlichen Seufzern und erlangt auch unaussprechliche Dinge. Darum sollen diese Worte aus dem Römerbrief unsere Herzen erwecken und ermuntern, dass wir unseren Mund in getrostem Gebet zu Gott auftun, und uns nicht dadurch abschrecken lassen, dass wir, die wir NICHTS sind, vor den hintreten, der ALLES ist.


Autor: Carl Olof Rosenius (* 03.02.1816; † 24.02.1868) schwedischer Laienprediger und Initiator einer neuevangelischen schwedischen Erweckungsbewegung

"Desgleichen hilft auch der Geist unserer Schwachheit auf."

Hier ist die tiefe Quelle der unaussprechlichen Seufzer aller Kinder Gottes: "Unsere Schwachheit". Es ist ein Wort, das wir verstehen, ein unserem Herzen entnommenes Wort, "unsere Schwachheit". Der Apostel sagt "unsere Schwachheit", wodurch er auch sich selbst unter diejenigen einschließt, die ihre Schwachheit empfinden. Je länger wir unter der Zucht des Geistes leben, um so tiefer fühlen wir unsere Schwachheit, so dass wir schließlich sagen: Alles, was in uns ist, ist lauter Schwachheit. Was Gott ist und tut, ist etwas anderes; aber in uns ist lauter Schwachheit. Das empfinden wir am fühlbarsten in allem, was uns am teuersten und wichtigsten ist, wie z. B. in unserem geistlichen Verständnis, in unserem Glauben, in unserer Hoffnung, in unserer Liebe, in unserem christlichen Ernst, in unserer Wachsamkeit, in unseren Gebeten usw. In allem fühlen wir die größte Schwachheit.

Obwohl Gott uns ein neues Verständnis gegeben hat, sind wir zu gewissen Zeiten doch ganz blind und sehen auch das Deutlichste im Worte nicht. Daselbst stehen uns die größten Trostgründe vor Augen, ja, gerade für ratlose Sünder, und dennoch ist es, als sähen wir sie nicht. Wir gleichen einem Manne, der dicht vor einer Mauer steht, sie aber trotzdem nicht sieht. Wir glauben nicht nur, dass Gott allgegenwärtig ist, wir fühlen es auch in unserem Gewissen. Wir fühlen, dass Er auch unsere geheimsten Gedanken sieht; und dennoch verleben wir Stunden und Tage so, als ob kein Gott vorhanden wäre. In den Stunden der Versuchung fürchten wir Ihn nicht, und in der Stunde der Not oder des Gebetes haben wir von Seiner Nähe keinen Trost. Wiewohl Gott uns Seinen Sohn verklärt hat, so dass wir nichts für so groß und so wert halten wie Christus, scheint es uns dennoch zu gewissen Zeiten so, als ob kein Christus vorhanden sei, sondern als ob wir mit unserer eigenen Gerechtigkeit vor Gott bestehen müssten. Wiewohl Gott uns die stärksten Gründe für unsere Seligkeitshoffnung gegeben hat, ist es doch oft so jämmerlich um unsere Hoffnung und unser Warten bestellt, dass wir lange Zeit brauchen, daran zu denken, dass wir einer ewigen Herrlichkeit entgegengehen. Diese Hoffnung ist uns nur wie ein Traum. Im Herzen und dem Gefühl nach ist es uns so, als ob es nach diesem Leben mit uns vorbei wäre. Obwohl Gott eine neue Liebe in unserem Herzen bewirkte, merken wir doch oft, wie wir in erster Linie nur unser eigenes Wohlergehen bedenken! Obwohl mit der Kindschaft ein Geist des Gebets in unseren Herzen geboren ist und das Gebet uns zudem das sein müsste, was es wohl zu gewissen Zeiten ist - das allerliebste für die Kinder Gottes -, so sind wir doch zu anderen Zeiten geradezu des Gebetes überdrüssig und können mitten im Gebet mit verfänglichen Gedanken erfüllt werden. Solches alles ist gewiss eine große Schwachheit.

Wenn wir das jetzt nicht nur einsehen und erkennen, sondern wirklich erfahren, dass unsere Schwachheit so groß ist, dann sind wir geneigt, ganz zu verzweifeln. Aber dann sagt der Apostel: Verzweifelt nicht, wir haben einen Helfer. "Der Geist hilft unserer Schwachheit auf." - "Der Geist" ist nun der große Helfer, Leiter, Tröster und Fürsprecher, dem der himmlische Vater auf das Verdienst und die Fürbitte des Sohnes hin den Auftrag gab, Seinen Kindern während ihrer Wanderung auf Erden zu folgen und sie zu beschützen. Mit allem, was Gott uns durch Christus gegeben hat, und mit allen Gnadenmitteln und dem ganzen Werk des Geistes in unseren Herzen können wir doch nicht glücklich durch die sich uns auf unserem Wege entgegenstellenden Gefahren und Schwierigkeiten hindurchkommen, wenn nicht "der Geist selbst" uns schützt, leitet, warnt und erquickt. Solches deutete auch Jesus Seinen Jüngern an, als Er sie auf Seinen Weggang von ihnen vorbereitete und gerade damals die Verheißung von einem anderen Tröster so oft wiederholte. Er hatte ihnen versichert, dass Er sie, obwohl Er jetzt von ihnen ginge, dennoch nicht Waisen sein lassen wollte; sie würden Ihn wiedersehen und eine Freude haben, die niemand von ihnen nehmen sollte. Er hatte ihnen gesagt, dass in Seines Vaters Hause viele Wohnungen seien, und dass Er jetzt hinginge, ihnen die Stätte zu bereiten; dass sie den Weg wüssten, nämlich, dass Er selbst der Weg sei, dass Er wiederkommen und sie zu sich nehmen werde usw. Aber bei allem erklärte Er, dass sie noch nicht vor allen Gefahren recht gesichert wären, und zu wiederholten Malen gab Er ihnen die Verheißung, dass Er ihnen einen anderen Tröster senden werde, den Geist der Wahrheit, der immer bei ihnen bleiben, sie in alle Wahrheit leiten und sie erinnern würde alles dessen, was Er ihnen gesagt hatte.

Dies müssen wir alle tief in unsere Herzen schreiben, dass wir nämlich keineswegs uns selbst, unserer eigenen Fürsorge überlassen sind und dass unser Sieg in den Kämpfen nicht von unserer eigenen Stärke abhängt. Dann wären wir gänzlich verloren. "Der Geist selbst hilft unserer Schwachheit auf." Das Wort "aufhelfen" ist im Grundtext sehr bedeutungsvoll. Es bezeichnet eigentlich "sich annehmen", "mit anfassen" oder "mit einem, dem man helfen will, Hand ans Werk legen". Der Geist fasst also mit uns unsere Schwachheit an, nicht, um sie schon ganz wegzunehmen, sondern um sie so zu leiten, dass Seine Kraft in unserer Schwachheit offenbar werden wird und wir schließlich Ihn, Seine Weisheit, Treue und Allmacht bewundern und preisen werden.

O, Du Geist der Kraft und Stärke, Du gewisser Heilger Geist! Förd're in uns Deine Werke, Wenn sich Satan grimmig weist; Schenk uns Waffen in dem Krieg Und verleih uns stets den Sieg.


Autor: Aiden Wilson Tozer (* 21.04.1897; † 12.05.1963) US-amerikanischer evangelischer Pastor und Autor (besser bekannt als A. W. Tozer)
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Das Gebet und Gottes Geist

Wahrscheinlich weiß keiner von uns so viel über das Gebet, wie er sollte - doch da wir das Wort Gottes studieren, stimmen wir vielleicht der Feststellung zu, dass nur der Heilige Geist wirksam beten kann.

Schon oft wurde behauptet, es sei gut, in einen »Gebetskampf « einzutreten, doch das stimmt nicht. Wir unterziehen uns solch außergewöhnlicher religiöser Praktiken oft aus keinem anderen Motiv heraus, als dass wir unseren eigenen Weg gehen wollen!

Die geistliche Qualität des Gebetes liegt nicht in seiner Eindringlichkeit, sondern in seinem Ursprung. Wenn wir das Gebet zu bewerten versuchen, dann sollten wir fragen, wer eigentlich betet - unser entschlossenes Herz oder der Heilige Geist? Wenn das Gebet seinen Ursprung im Heiligen Geist hat, dann kann ein Gebetskampf schön und wunderbar sein. Aber wenn wir die Opfer unserer überhitzten Wünsche sind, so kann unser Gebet ebenso fleischlich sein wie andere Handlungsweisen.

Sehen wir uns doch Jakobs Ringen im Gebet am Jabbok an. »Da rang ein Mann mit ihm, bis die Morgenröte anbrach. « Doch nachdem Jakob auf das Hüftgelenk geschlagen worden war, rief er: »Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn.« Dieser Kampf hatte seinen Ursprung in Gott, und welcher Segen daraus folgte, das weiß jeder, der die Bibel gut kennt!


Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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Von den Juden und Heiden sagte Jesus, sie plappern beim Beten und machen viele Worte. Von der Christenheit sagt Paulus: wir wissen nicht, was wir beten sollen, und von dem Geist sagt er: er steht uns dadurch bei, dass er uns klagende Seufzer schenkt, für die es keine Worte gibt. Je weiter weg der Beende von Gott steht, desto mehr verkürzt sich sein Gebet. Warum braucht der Mensch, bevor er Jesus begegnet ist, für sein Beten viele Worte? Er meint, sagte Jesus, wegen der Menge seiner Worte werde er erhört. Dann ist es freilich nötig, dass er aus seinem Gebet ein Kunstwerk mache, damit auf diese Weise sein Gott geehrt sei. Daher wiederholt er auch die Formeln seines Gebets, damit sie sicher wirken, und wenn er in Not ist, beschreibt er sie, um Gott zu rühmen. Hier geht das Gebet vom Menschen aus, der im Gebet ein Mittel sieht, um Gott zu bewegen. Nun wird das Gebet freilich eine schwierige Sache. Wer an sein Gebet glaubt, der macht es lang. Warum stellt dagegen die Christenheit in vielen Fällen das Gebet ein? Sie meidet auch im Gebet die Versündigung und will so beten, wie es sich gebührt. Dazu muss sie wissen, um was sie beten soll; denn sie kann nicht gegen Gottes Willen beten, sondern einigt betend ihren Willen mit Gottes Willen. Hier zeigen sich aber Schranken, über die sie nicht hinwegkommen kann. Wenn sie aber nicht weiß, was sie bitten soll, so schweigt sie vor Gott. Warum gibt ihr der Geist nicht die Erleuchtung, die ihr zeigt, was sie bitten soll, sondern lässt sie in ihrer Unwissenheit? Weil der Geist nicht dazu bei uns ist, damit uns das Glauben erspart sei, sondern damit wir es empfangen und es auch behalten, wenn wir nicht wissen, was wir begehren und tun sollen. Dadurch sind wir in das Leiden versetzt. Nicht beten können, nicht wissen, was geschehen soll, ist Not. Dass wir diese Not fühlen, dazu hilft uns der Geist. Er macht sie uns empfindlich und erweckt die Klage in uns. Allein dieses vom Geist gewirkte Stöhnen ist das Gebet, das erhört wird. Obwohl es keine Worte hat, bringt es die Hilfe herbei.

Eins weiß ich, was ich bitten darf, nicht nur mit Seufzen, sondern als klar erfasstes Ziel, nicht mit vielen Worten, als müsste ich Dich erst unterweisen. Es ist die Bitte Deines lieben Sohnes: Geheiligt werden Dein Name. Amen.


Autor: Elias Schrenk (* 19.09.1831; † 21.10.1913) deutscher Theologe und Erweckungsprediger des Pietismus

Desselben gleichen auch der Geist hilft unserer Schwachheit auf. Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich's gebühret; sondern der Geist selbst vertritt uns auf's beste, mit unaussprechlichem Seufzen.

In diesen Worten redet der Apostel von Kindern Gottes, die das Zeugnis; des Geistes haben, von Heiligen. Also auch bei ihnen kommt die Schwachheit vor, dass sie nicht wissen, was sie beten sollen. Der ordentliche Zustand kann das nicht sein, dass man nicht weiß, was man beten soll; in gewöhnlichen Zeiten wissen wir ja wohl, was wir beten sollen. Kommt aber eine Zeit großer Not, so kann ein Zustand eintreten, in dem man keine Worte mehr findet, sondern nur noch stöhnen kann. Eine große Frage ist immer, wie, in welch innerem Zustand wir in die Not eintreten; ob die Not von uns verschuldet, oder mitverschuldet ist, oder ob Gottes erziehende Weisheit und Liebe uns hineingeführt hat. Hat man einen Zustand, in dem man nicht mehr weiß, was man beten soll, durch Untreue selbst verschuldet, so ist selbstverständlich der heilige Geist betrübt worden. Wird der heilige Geist betrübt, so erfolgt von seiner Seite ein gewisses Sichzurückziehen, je nach dem Grade seiner Betrübnis. Wir dürfen aber solches Sichzurückziehen nicht so ansehen, als habe er uns verlassen. Zwar kann es wie bei Saul zum Verlassen kommen; aber das ist Gott sei Dank! bei weitem nicht immer der Fall. Bittet doch der gefallene David: nimm Deinen heiligen Geist nicht von mir. Hat der heilige Geist sich in Folge von Betrübnis, durch spezielle Verschuldung, von jemand für eine Weile zurückgezogen, so tröste man sich nicht mit seinem Seufzen für uns, sondern mit Jesu hohepriesterlichem Seufzen, das den Bußfertigen gehört. Hat aber dein Gott dich in seiner Weisheit und Liebe in innere Prüfung hineingeführt, dann ist es ein herrlicher Trost: der heilige Geist vertritt mich Gott gefällig. Vielleicht standest du in irgend einer Ecke, hobest deine Augen zum Himmel empor, innerlich getrieben zu stöhnen. Ja diesem Stöhnen ist des Geistes Seufzen, das der Vater wohl versteht und erhört. O, die zarte, treue Fürsorge Gottes für die Seinen! Wie muss uns das trösten auf die Stunden hin, wo das Herz stille stehen will, man kaum mehr denken und nicht mehr beten kann! Da ist droben der barmherzige Hohepriester, der für dich eintritt und in deinem Herzen ist der heilige Geist, der für dich seufzt. Ist das nicht eine Antwort auf die Frage: Wer will uns scheiden von der Liebe Gottes?

Ja Vater, wie treu Du bist! Wie lässest Du Dich herab zu unserer Schwachheit! In Deiner Liebe will ich ruhen; Du kannst mich nicht lassen. Amen


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Der Geist selbst vertritt uns mit unaussprechlichem Seufzen

Wir lesen in diesem Kapitel von einem dreifachen Seufzen.

1. Die Schöpfung seufzt (Vers 22)

Die Leiden der Tierwelt unter der grausamen Tyrannei des Menschen: bei schwerem Dienst; in den Folterkammern der Bivisektion; um des Vergnügens, der Nahrung und der Kleidung willen – alles dies muss wie ein gewaltiges Stöhnen gen Himmel steigen. Die Seufzer der ungezählten Felder, die dazu verurteilt sind, den giftigen Mohn zu tragen, oder die Pflanzen, die zum Brennen des verderblichen Schnapses verwandt werden, dies Seufzen muss den weiten Raum der Erde durchdringen. Es ist ein Misston, ein Druck der Eitelkeit wahrnehmbar in der ganzen Schöpfung um uns her, worin die himmlische Macht des Bösen sich verrät. Goethe sagt, die Natur komme ihm vor, wie eine gefangene Jungfrau, die laut um Befreiung schreie.

2. Die Kinder Gottes seufzen (Vers 23)

Wir warten auf die Offenbarung unserer Kindschaft, auf die Erlösung unsers Leibes von den letzten Überresten des Sündenfalls; dabei seufzen wir noch unter dem gegenwärtigen Druck, unter der Last der Vergänglichkeit, und sehnen uns nach der herrlichen Wiederkunft unsers Herrn.

3. Der heilige Geist seufzt (Vers 26)

Der Druck der Sünde und des Schmerzes in der Welt lastet schwer auf Ihm, und Er seufzt bitterlich, wie Jesus es tat, als Er am Grabe seines entschlafenen Freundes stand.

Aber diese Seufzer zielen auf Leben, nicht auf Tod. Sie sind voller Hoffnung, nicht voll Verzweiflung. Sie sind Geburtswehen; denn aus diesem Todeskampf wird der neue Himmel und die neue Erde geboren werden. D'rum harre aus – so wird bei Glaub' bewähret, So wirket Herrlichkeit, was dich beschweret. Harr' aus! Harr' aus!