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Predigten zu Sacharja 3,1

"Und er ließ mich den Hohenpriester Josua sehen, der vor dem Engel des HERRN stand; und der Satan stand zu seiner Rechten, ihm zu widerstehen."

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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"Der Hohepriester Josua, stehend vor dem Engel des Herrn."

In Josua dem Hohenpriester sehen wir ein Bild eines jeglichen Kindes Gottes, das nun, nahe geworden durch das Blut Christi, des Altars pfleget und eingehet durch den Vorhang ins Allerheiligste. Jesus hat uns Gott zu Priestern und Königen gemacht, und schon hienieden auf Erden stehen wir im Priestertum eines geheiligten Wandels und eines wohlgefälligen Gottesdienstes. Aber von jenem Hohenpriester heißt es, er "stehe vor dem Engel des Herrn," das will sagen: er stehe, seines Priesteramtes zu pflegen. So sollte ein jeglicher, der treu am Glauben festhält jederzeit erfunden werden. Jeder Ort ist Gottes Tempel, und sein Volk kann Ihm im täglichen Beruf und unter der geschäftigen Arbeit ebenso wahrhaft dienen wie in seinem Hause. Sie pflegen allezeit des Altars, und opfern geistliche Opfer des Gebets und Danks, und bringen sich selber dar zu einem "lebendigen Opfer." Aber beachtet wohl, wo Josua steht, Hohenpriester-Amts zu pflegen; er steht vor dem Engel Jehovahs. Nur durch die Dazwischenkunft eines Mittlers ist's uns armen, befleckten Menschen möglich geworden, Priester Gottes zu werden. Was ich opfere, das stelle ich dar vor dem Messias, dem Engel des Bundes, dem Herrn und Heiland Jesus; und durch Ihn sind meine Gebete, die Er in seine Gebete mit einschließt, Gott angenehm und finden Erhörung; meine Loblieder werden lieblich und voll angenehmen Dufts, weil sie zusammengebunden sind in Bündlein mit Myrrhen und Aloe und Kezia aus dem eignen Gewürzgarten Christi. Ich kann Ihm nichts als meine Tränen bringen, und Er bringt sie mit seinen eignen Tränen dar in seinem Gefäss, denn auch Er hat einst Tränen geweint; wenn ich Ihm nichts bringen kann als mein Seufzen und Sehnen, so nimmt Er dies an als ein angenehmes Opfer, denn Ihm brach einst das Herz vor Schmerz, und Er seufzte tief im Geist. Wenn ich in Ihm stehe, so bin ich angenehm gemacht in dem Geliebten; und alle meine befleckten Werke, obgleich an und für sich verwerflich vor Gott und ein Greuel vor seinen Augen, werden so aufgenommen, dass sie Ihm zu einem süssen Geruch des Wohlgefallens werden. Er ist zufrieden, und ich bin reichlich gesegnet und selig. Siehe darum, welche Würde und Heiligkeit dem Christen geschenkt ist, dass er sein darf "ein Hoherpriester, stehend vor dem Engel des Herrn."


Autor: Martin Luther (* 10.11.1483; † 18.02.1546) theologischer Urheber der Reformation
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In Anfechtungen

Lieber Vater, hilf allen Menschen, die in Sterbensnöten und in der Anfechtung solcher Verzweiflung geängstigt werden. Vergib ihnen und uns alle Schuld, tröste sie und nimm sie in Gnaden an! Gib uns Deine Güte für unsere Bosheit; darum bitten wir Dich. Bringe den grausamen Lästerer und Verkläger, den Bösen, zum Schweigen, der jetzt und in unserer Todesstunde in den Ängsten unseres Gewissens unsere Sünden vor Dir groß macht. Wir versagen es uns ja auch, zu lästern und die Sünden anderer groß zu machen. Verurteile uns nicht nach der Anklage des Teufels und unseres elenden Gewissens. Höre nicht auf die Stimme des bösen Feindes, der uns Tag und Nacht vor Dir verklagt, wie auch wir nicht auf die bösen Nachreden und Anklagen anderer hören. Nimm die schwere Last der Sünden von uns und unserem Gewissen, damit wir mit leichtem, fröhlichem Herzen und in sicherer Erwartung Deiner Barmherzigkeit leben und sterben mögen.


Autor: Hermann Friedrich Kohlbrügge (* 15.08.1803; † 05.03.1875) niederländischer reformierter Theologe

Sacharja sah den Hohenpriester Josua in unreinen Kleidern, darin durfte er aber nicht vor dem Herrn stehen; denn er musste nach dem Gesetz weiße, reine Kleider anhaben, um sein Amt zu verwalten. In unreinen Kleidern aber war er verdammt samt seinem ganzen Dienst. Das ist uns eine Lehre, dass wir wissen, wie wir vor Christo stehen; denn wir wollen alle große Männer sein, und da meinen wir, dass wir in ganz reinen Kleidern vor dem Herrn stehen, und es sind dennoch unreine Kleider, sie dünken uns aber rein; wir haben sie anfertigen lassen, es sind aber keine Kleider, die uns der Herr hat anziehen lassen; und dabei steckt uns der große Mann im Kopf, der große Priester, und wir meinen, weil wir solch große Priester geworden sind, sind wir über jede Unreinheit hinaus und seien voller guten Werke.

Vor Christo sind wir alle nichts, wir mögen sein, wer wir auch seien. Da musste es heißen: Gehe nicht in's Gericht mit deinem Knecht, denn vor dir ist keiner, der lebt, gerecht. Wer an den Sohn Gottes, an Christum denkt, der hat an einen solchen Christum zu denken, vor welchem er, der Mensch, schuldig steht, und musste an und für sich ein Wehe – mir ausrufen. Denn Christus ist zwar unsere Gerechtigkeit und Heiligkeit, nämlich wenn wir glauben; da ist es aber nicht so, als ob wir nun an und für uns selbst ohne Sünde wären. Denn der Herr hat uns selbst gelehrt beten: Vergib uns unsere Schulden. Da sehen wir, dass wir Schulden haben. Wenn aber Vergebung da ist, so werden uns die Schulden nicht angerechnet, sondern Christi Gerechtigkeit.

Ach, rechnest du die Sünden
dem Übertreter zu,
wer kann dann Rettung finden?
Wer zürnet, Herr, wie du?
Allein du kannst vergeben,
du tilgest alle Schuld,
dass wir hinfort dir leben
und preisen deine Huld.


Autor: Hermann Friedrich Kohlbrügge (* 15.08.1803; † 05.03.1875) niederländischer reformierter Theologe

Hier sehen wir, dass der Satan voller Zorn und Wut ist, wo Christus und Gott sollen verherrlicht und ein armer Sünder aus seinen Klauen herausgerissen werden, auch dass er da allerlei vorrückt. Der Hohepriester sollte rein werden von seiner Unreinigkeit, der Satan wollte ihn aber in seiner Unreinigkeit halten; er dachte, dann ist er doch endlich meine Beute. Wie er nun aber sah, dass es darum ging, dass Josua sollte rein werden, da hob er seine Anklage an: Seine Kleider sind zu schmutzig, er ist gar zu unrein, er darf nicht Hoherpriester sein, er ist nicht nach dem Gesetz, er musste verdammt bleiben.

Daraus können alle Mühseligen und Beladenen sehen, was des Teufels Beschäftigung ist, und woher es kommt, dass sie nicht mit aller Freudigkeit hinzutreten zu dem Thron der Gnade, um Gnade zu empfangen und Hilfe, nämlich weil der Satan ihnen widersteht. Sie denken, dass Gott sie nicht haben will, weil sie so viele Sünden haben, dass der Herr sie verworfen hat, weil sie gar zu gottlos sind; da werden sie voller Angst und fliehen mit ihrem Herzen vor Gott und Christo. – Das ist aber nicht wahr, dass der Herr sich ihrer nicht annehmen will; denn er hat gesagt: Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch Ruhe geben für eure Seelen. Es ist nicht wahr, dass der Herr sein Erbarmen über sie sollte zugeschlossen haben. Mit solch bangen Gedanken erfüllt sie der Satan, der ihnen widersteht, auf dass sie nicht durchbrechen zu dem Herzen Gottes, sondern allen Mut verloren geben.

Wenn der Kläger mich verklagt,
Christus hat mich schon vertreten;
wenn er mich zu sichten wagt,
Christus hat für mich gebeten.
dass mein Bürge für mich spricht,
das ist meine Zuversicht.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Wie mag der Prophet Sacharja erschrocken sein, als er diese Gerichtsstunde sah! Der Richter ist die allerhöchste Stelle, gegen deren Urteil es keine Berufung mehr gibt. Das ist der Herr Jesus Christus. Er wird hier „der Engel des Herrn" genannt. Von Ihm sagt auch Petrus zum Hauptmann Kornelius: „Er ist verordnet von Gott zum Richter der Lebendigen und der Toten."

Und neben diesem höchsten Richter sehen wir als Staatsanwalt den schrecklichsten und hartherzigsten Ankläger stehen: den Satan. „Satan" heißt auf deutsch: „der Widersacher". Der ist also so recht in seinem Element: „ . . . daß er ihm widerstünde." Und wer ist der Angeklagte? Vielleicht ein blutbefleckter Tyrann? Ein schlimmer Sünder? Ein Mörder? Ein Wollüstling? Ach nein! Der Angeklagte ist — wie mag Sacharja erschrocken sein! — der Hohepriester Israels, Josua. Dies Bild macht allen Christen erschütternd deutlich, daß — wie Gottes Wort es sagt — „das Gericht anfängt am Hause Gottes". Das sollte uns den Mut nehmen, über die Welt herzuziehen, sie zu verurteilen und zu richten. Wir, ja wir sind die Leute, mit denen der Herr zu reden hat. Und wir, ja wir sind die Leute, gegen die Satan seine entscheidenden Anklagen erhebt.

Israel war damals, nach der Heimkehr aus der babylonischen Gefangenschaft, in großer Not, überall umgeben von Trümmern, Elend und Verzagtheit. Da wollte der Herr ein Neues schaffen. Aber ehe Er das tut, will Er Seine Gemeinde reinigen. Darum steht Josua vor dem Richterstuhl. Nur eine Gemeinde, die sich richten läßt, kann der Herr erneuern und zu Großem gebrauchen. Amen.