Buch-Rezension: Stolpersteine der Schriftauslegung - Wie man sorgfältig und korrekt mit der Bibel umgeht

Stolpersteine der Schriftauslegung

Autor:

Das Buch wendete sich im englischen Original ursprünglich an Studenten der Theologie. Bei der Übersetzung ins Deutsche wurde vom Verlag auf Allgemeinverständlichkeit geachtet, so dass diese Abhandlung auch von einem theologischen Laien mit Gewinn gelesen werden kann. So verfügt das Buch über ein Begriffsregister, in dem theologische Fachbegriffe erklärt werden. Für weiterführende Nachforschungen ist ein umfangreicher Fußnotenapparat vorhanden. Die einzelnen Abschnitte des Buches sind durch Unterabschnitte sehr übersichtlich gestaltet und erleichtern das Auffinden bestimmter Themen.

Ziel des Buches ist es, in die Grundlagen der Exegese eines Bibeltextes einzuführen. Erfreulich ist, dass der Autor auf einem soliden evangelikal-bibeltreuen Fundament steht und somit der Irrtumslosigkeit der Bibel verpflichtet ist.

Im ersten Kapitel behandelt Carson klassische „Fehlschlüsse im Wortstudium“. Die darin enthaltene Problematik wird demjenigen, der den Grundtext selbst lesen kann, eher zugänglich sein. Aber auch dem unkundigen Leser wird bei der Lektüre dieses Abschnitts deutlich, dass das Rekurrieren auf den Wortlaut im Urtext bei streitigen Auslegungsvarianten nicht immer so einfach ist, wie es von einigen Auslegern manchmal dargestellt wird. Auch der Abschnitt über die Grammatik wird dem theologisch ausgebildeten Leser einen größeren Nährwert geben als dem Laien.

Eine wahre Fundgrube an Beispielen und Gedanken für eine saubere Auslegung finden sich in dem Kapitel über „logische Fehlschlüsse“. In verschiedenen Unterabschnitten zeigt Carson unzulässige Auslegungen auf. Die Beispiele reichen von der Auslegung einzelner isolierter Bibelstellen bis hin zu hochstreitigen Themen. Dabei scheut der Autor sich nicht, selbst klar und deutlich Stellung zu beziehen. Er warnt davor, die Bibel nur heranzuziehen, um das eigene theologische Programm legitimieren zu wollen, sondern appelliert, objektiv an die Auslegung der Bibel heranzugehen. Der Ausleger soll herausfinden, was der Bibeltext aussagt, und nicht eigene Erfahrungen oder Anschauungen in den Text hineinlesen.

Schließlich streift Carson am Ende des Buches die Problematik der geschichtlichen Einordnung biblischer Texte. Er kritisiert die häufig zu beobachtende spekulative Rekonstruktion der jüdischen und frühchristlichen Geschichte durch moderne Theologen.

Alles in allem ein empfehlenswertes Buch. Auch wenn der theologische Laie nicht jeden Teil vollständig zu erfassen vermag, eröffnet dieses Buch ihm einen Einblick in die Methodik der Auslegung.

 Die Rezension/Kritik stammt von: Dr. Sebastian Merk
 Kategorie: Kommentare, Auslegung, Lexika

  Verlag: Betanien Verlag e.K.
  Jahr: 2007
  ISBN: 978-3-935558-79-2
  Seiten: 158
 €    Preis: 4,90 Euro
Buch-Rezension: Stolpersteine der Schriftauslegung - Wie man sorgfältig und korrekt mit der Bibel umgeht

Stolpersteine der Schriftauslegung

Autor:

Der Autor ist ein kanadischer calvinistischer Theologe und Professor für Neues Testament an der Trinity Evangelical Divinity School in Deerfield bei Chicago. „Der Leser, der die Irrtumslosigkeit der Schrift nicht mit seiner eigenen Deutung verwechselt, wird in diesem Buch einen wertvollen Leitfaden haben“, schreibt Robert Yarborough im Rückentext. Das ist richtig, wenn der Leser entsprechend akademisch gebildet ist und etwas von griechischer Grammatik, Zeitformen und Semantik versteht, wenn er weiß, was induktive Studien und Konditionalsätze sind und eine konzeptionelle Parallelomanie.

Die deutschen Herausgeber haben sich bemüht, die wichtigsten Fremdwörter in einem Glossar zu erklären, auf die im Text an den entsprechenden Stellen hingewiesen wird. Doch auch der unbedarfte Leser wird genügend Beispiele finden, die er versteht und durch die er gewarnt wird. Denn auch viele Spezialisten, hingegebene Gläubige, „welche die Bibel zu ihrem Fachgebiet in Beziehung bringen wollen“, sind schon dem Fehlschluss der falschen Parallelen anheimgefallen. „Sie halten sich für bibelfester als sie wirklich sind – und das Ergebnis ist allzu oft fürchterlicher Unsinn.“ (S. 133)

Das klingt nicht besonders freundlich, aber es ist schon so, dass wir allzu leicht „übernommene traditionelle Ansichten in den Bibeltext hinein[lesen]. Auf diese Weise verlagern wir die Autorität der Schrift unbewusst auf unsere Traditionen und verleihen diesen einen falschen, ja sogar götzendienerischen Grad von Sicherheit.“ (S. 17)

Der Autor versucht, möglichst neutral zu argumentieren und sich schon in Vorwort und Einführung gegen alle möglichen Argumente abzusichern, wo er die Wichtigkeit dieser Studie darlegt, aber auch ihre Gefährlichkeit und Grenze.

Der Rezensent kann sich jedoch des Eindrucks nicht erwehren, dass der Autor sich allzu oft selbst verteidigt, wie z. B. auf S. 111f.

 Die Rezension/Kritik stammt von: Karl-Heinz Vanheiden
 Kategorie: Kommentare, Auslegung, Lexika

  Verlag: Betanien Verlag e.K.
  Jahr: 2007
  ISBN: 978-3-935558-79-2
  Seiten: 158
 €    Preis: 4,90 Euro

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