Buch-Rezension: Trends 2000. Der Zeitgeist der Christen

Trends 2000. Der Zeitgeist der Christen

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Wer meint, endlich ein Buch vor sich zu haben, das für den unter konservativen Christen so beliebten Klagegesang über die ach so böse Welt die Noten liefert, wird enttäuscht werden.

Dr. Stephan Holthaus, Dekan an der FTA und Dozent für Kirchengeschichte und Konfessionskunde analysiert zwar die moderne Kultur und ihren Einfluß auf die Christen und zieht dabei auch neueste Untersuchungen von Soziologie und Trendforschung zu Rate, aber er bleibt dort nicht stehen.

Wer die pointiert geschilderten Trends der postmodernen Gesellschaft in jedem der neun Kapitel auf sich wirken läßt und ihren Einfluß auf die evangelikale Christenheit gezeigt bekommt, fühlt sich freilich nicht besonders "erbaut". Stichworte wie Pluralismus und Relativismus, Selbstverliebtheit und Werteverfall, Genußsucht und Technisierung, Informationsüberflutung, Harmoniesucht und Erlebnisbesessenheit machen deutlich, wohin es geht.

Doch der Verfasser versucht in jedem Kapitel von der Bibel her zu zeigen, wo und wie man den gesellschaftlichen und den von da beeinflußten gemeindlichen Trends entgegensteuern müßte: Wahrheit gegen Relativismus, Gemeinschaft statt Individualismus, Biblisches Ethos gegen Moralrevolution, Verzicht statt Konsum, Christusorientierung statt Erlebnisorientierung.

Stephan Holthaus zeigt deutlich, daß die Antwort auf die postmoderne Welt gerade nicht in der von vielen Christen propagierten Absonderung und dem Rückzug in eine eigene Subkultur besteht, denn dieser Weg kann einerseits gar nicht konsequent durchgehalten werden und ist andererseits sogar selbst Teil der modernen Lebenskultur. "Nach außen poliert man die fromme Fassade, innen schlägt man sich jedoch die Köpfe ein. Sonntags spricht man die Sprache Kanaans, montags die Sprache der Gosse." (S. 100)

Selbstverständlich aber kann eine Anpassung an den Zeitgeist auch nicht die Antwort sein, obwohl große Teile des Protestantismus genau in diese Richtung marschieren. Aber wer das versucht, muß die Schrift relativieren und ihre Wahrheiten verleugnen. Holthaus schlägt einen dritten Weg vor, den er "konstruktive Ablehnung" nennt. Er selbst hält ihn zwar für nicht ungefährlich, sieht darin aber die einzige Möglichkeit, der Moderne zu begegnen und nicht durch Passivität oder Fatalismus schuldig zu werden. Weiterhin rät er, unbedingt die von der Bibel geforderten Verhaltensweisen im Blick auf unsere Mitmenschen zusammen mit Gelassenheit und Gottvertrauen neu einzuüben.

Der Spagat zwischen einer sorgfältigen Zeitanalyse und einem Aufruf zu einer biblisch orientierten Gegenkultur scheint dem Verfasser gelungen zu sein, wenn er auch an Vorschlägen nicht mehr bringen kann, als Christen, die sich wirklich an der Bibel orientierten, schon immer bekannt waren. Andererseits müssen wir die Trends dieser Welt (auch die in der frommen Welt) kennen, damit wir auf dem Fundament der Heiligen Schrift Alternativen für die Praxis unseres Glaubens anbieten können.

 Die Rezension/Kritik stammt von: Karl-Heinz Vanheiden
 Kategorie: Sonstiges

  Verlag: Brunnen Verlag GmbH
  Jahr: 1998
  ISBN: 3-7655-1141-2
  Seiten: 260
 €    Preis: 13,90 Euro

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