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Predigten zu 1. Mose 11,4

"Und sie sprachen: Wohlan, bauen wir uns eine Stadt und einen Turm, dessen Spitze an den Himmel reiche, und machen wir uns einen Namen, dass wir nicht zerstreut werden über die ganze Erde!"

Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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"Auf, lasst uns einen Turm bauen, dessen Spitze bis an den Himmel reicht."

Die Nachkommen Kains nahmen an Zahl gewaltig zu. Sie dehnten ihre Wohnplätze immer weiter aus nach Osten. Sie wurden mehr und mehr sesshaft und bauten feste Wohnhäuser. Einer der Baumeister sagte eines Tages: "Wohlauf, lasst uns Ziegel streichen und brennen!" und nahmen Ziegel zu Stein und Erdharz zu Kalk. Das gab feste, solide Bauten. Dagegen ist nichts zu sagen. Es heißt aber weiter von ihnen: "Sie sprachen: Wohlauf, lasst uns eine Stadt und Turm bauen, des Spitze bis an den Himmel reiche, dass wir uns einen Namen machen, denn wir werden sonst zerstreut in alle Länder." Ach, wären die Leute beim Ziegelbrennen und Wohnungsbau geblieben! Nun aber haben sie etwas begonnen, was ein Greuel ist vor Gott. Hoffärtige Pläne haben sie im Herzen gehegt. Dem Geist des Hochmuts, der ein Teufelsgeist ist, haben sie ihr Innerstes geöffnet. Von dem Augenblick an war Gott gegen sie, und ihr Unternehmen war zum Scheitern verurteilt. Sich wollten sie einen großen Namen machen. "Was aber hoch ist vor den Menschen, das ist ein Greuel vor Gott" (Lk. 1 6, 15). Gründlich sind Babels Erbauer zuschanden geworden. Der Name auch nicht eines einzigen dieser stolzen, ehrgeizigen Menschen ist erhalten geblieben. Der stolze Turm sank in den Staub und zeugt als elender Trümmerhaufen bis heute wider die, welche Gott nicht ehren. -

Auch in unseren Tagen ist der Geist derer geschäftig, die sich durch Riesenunternehmungen auf dem Gebiete der Wirtschaft und der Politik einen Namen machen wollen. Das Ende wird immer nur sein können - ein elender Trümmerhaufen. Wir wollen aus dieser Geschichte lernen, wie wahr das Wort bleibt: (1. Petr. 5, 5) "Gott widersteht den Hoffärtigen, aber den Demütigen gibt er Gnade."


Autor: Jakob Kroeker (* 1872; † 12.12.1948) wichtigster Vertreter des freikirchlichen russländischen Protestantismus
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"Und sie sprachen: Wohlan, lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen, dessen Spitze bis an den Himmel reicht, dass wir uns einen Namen machen, damit wir ja nicht über die ganze Erde zerstreut werden!" 1.Mose 11,4.

Die leitenden Prinzipien, die zu der großen Schöpfung Babels führten, waren Einheit, Machtentfaltung, Selbsterlösung und Menschenverherrlichung. "Gib her", erzählt der biblische Bericht, "wir wollen uns eine Stadt bauen und einen Turm, und dessen Spitze soll bis in den Himmel reichen. So wollen wir uns einen Namen machen. Wir könnten sonst über die ganze Fläche zerstreut werden." Die Überlieferung nimmt an, dass es niemand anders war, als der bereits bekannte Nimrod, der für jene alte Zeit diese großen Schlagworte fand, durch welche er die Geschlechter seiner Tage zu einem einheitlichen Handeln zusammenzufassen vermochte. Nimrods neue Einheit wurde aber geschaffen zum Zwecke der Selbsterlösung. Denn nie hätte dieser Nimrod alle Menschen seiner Zeit zur Preisgabe ihrer persönlichen Freiheit und zur Aufopferung ihrer Kraft und Mittel für ein gemeinsames Ziel bewegen können, wenn von ihm nicht Anregungen ausgegangen wären, die in allen die Hingabe an das neue große Kulturwerk der Zukunft erweckten.

Zwar wissen wir nicht, welche Pläne man mit dem Bau des Turmes, der bis zum Himmel reichen sollte, verband. Vielleicht glaubte man, durch einen Bau auf festen Fundamenten, aus gebrannten Ziegeln und von himmelstürmender Höhe sich für jenen Fall eine Zufluchtsstätte zu schaffen, dass die Menschheit auf's Neue durch eine Gerichtsflut heimgesucht werden sollte. Sollte dieser Gedanke mitgewirkt haben, so tritt in demselben etwas in die Erscheinung, was seitdem immer in der Geschichte eine sehr wesentliche Basis für den Zusammenschluss und das einheitliche Handeln der Menschheit werden musste.

Das ist aber Selbsterlösung. Man zitterte vor den Katastrophen der Geschichte und suchte einer Wiederholung derselben vorzubeugen, indem man sich selbst half. Anstatt sich zu fragen, was einst die kainitische Welt in die Flutkatastrophe geführt hatte, suchte man nur das Gericht zu umgehen. Das ist jedoch bezeichnend für alle Selbsterlösung. Nie hat die Menschheit sich über die großen Gerichtskatastrophen hinwegzutäuschen vermocht. So oft die Welt einen neuen erschütternden Zusammenbruch erlebte, sann man nachher auf Mittel und forderte Opfer, um eine Wiederholung solch eines durchlebten Zusammenbruchs vorzubeugen. Nicht etwa innerliche Reue über die falsche Geistesrichtung und die widergöttlichen Prinzipien waren es, durch welche die Welt sich bei ihrem neuen Aufbau und ihren neuen Kulturschöpfungen leiten ließ. Es war allein der Gedanke, eine Wiederholung der Gerichte unmöglich zu machen. Das aber ist Selbsterlösung.


Autor: Jakob Kroeker (* 1872; † 12.12.1948) wichtigster Vertreter des freikirchlichen russländischen Protestantismus
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"Und sie sprachen: Wohlan, lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen, dessen Spitze bis an den Himmel reicht, dass wir uns einen Namen machen, damit wir ja nicht über die ganze Erde zerstreut werden!" 1.Mose 11,4.

Mit der Selbsterlösung verband ferner die alte Welt die Selbstverherrlichung. Sie sprach: "Lasst uns uns einen Namen machen!" Auch hierin offenbarte sich das Widergöttliche in der Geisteshaltung jener Zeit. Zwar will auch Gott die Menschheit zu einer Einheit führen, jedoch zu einer Einheit im Geist und in der Wahrheit. Auch Gott will den Menschen so dem Gericht entrücken, dass er mitten im Gericht sich nicht gerichtet sieht; jedoch durch eine Erlösung von innen heraus. Auch Gottes Absicht ist es, den Menschen zu verherrlichen, und zwar auf Grund der Vollmachten, die Er ihm über die Schöpfung gegeben hat; aber allein auf der Grundlage, wo der Mensch erlöst wird von sich selbst und sich freiwillig hingibt an Gott. Erst ein völlig es an-Gott-gebunden-sein führt zu einem Herrsein über die Schöpfung. Den vor Gott Gebeugten lernt auch die Schöpfung gehorchen.

Wo jedoch in der Weltgeschichte Nimrods Geist und Babels Schöpfung je und je sichtbar wurden, da baute man noch stets an einem Ruhmestempel der Gesamtheit, schritt über die Millionen von Leichen hinweg und lebte dabei dem Wahn, es diene alles dem Ganzen. Was ist z.B. denn der russische Kulturbolschewismus seinem innersten Wesen nach anderes als jener kollektive Übermensch, den man bewusst e rzieht, als jener gigantische Wirtschaftsaufbau, von dem man die Erlösung erhofft, und als jener dämonische Gotteshass, durch den man von Gott endgültig loszukommen sucht? Bei uns in Deutschland schrieb vor einigen Jahren Raschke in seinem Buch "Revolution um Gott": "So fern wie das Morgenland vom Abendland und das Jahr 30 vom Jahr 1930, so verschieden der syrische Semit vom deutschen Germanen, so verschieden ist die"reine Lehre Jesu", d.h. das Urchristentum von allem, was uns heilig ist, so fern liegen die neutestamentlichen Grundlagen des Christentums den Grundlagen des ganzen abendländ-ischen Lebens überhaupt. Das Urchristentum, die reine Lehre Jesu, würde streng genommen das ganze Abendland in die Luft sprengen!" Daher bejahte der Mensch auch seit dem Kommen Jesu immer neu Barrabas und verneinte Christus, schuf weiter an sein er Weltmonarchie und verleugnete die Königsherrschaft Gottes, erwählte die Vergänglichkeit und floh vor dem Ewigen. Welche Opfer an Blut und Leben, Intelligenz und Vermögen, an Glück und Freude diese Einstellung auch immer wieder von ihm verlangte, er brachte sie und huldigte jenen Göttern, die er sich aus dem Vergänglichen schuf. Bei dieser Einstellung blieb die Erde noch immer wertvoller als der Mensch, der Gewinn stand höher als der Nächste.


Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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Die Tiere bauen für die Lebenden, nicht für die Toten, und auch der Mensch baut das Nest für die Lebenden. Damit tut er, was Gott ihn tun heißt. Denn auch Gott baut uns das ewige Haus in seiner ewigen Stadt. Der Mensch baut aber auch babylonische Türme und diese baut er nicht für die Lebenden, sondern für die Toten; denn sie sollen dauern, wenn er selbst dahin gegangen ist, und seinen Namen verewigen. Darum gibt er diesen Bauten seine Massivität. Je höher sie ragen, desto sichtbarer leuchtet der Name in die Ferne der Zeiten hinaus. Über diese Versuche des Menschen, sich innerhalb der irdischen Welt zu verewigen, ergeht das göttliche Gericht. Wie einheitlich hat auch hier der das Wort schaffende Geist den weit auseinander liegenden Geschlechtern Gottes Regierung enthüllt! Auf den Turm Babylons, der zusammenstürzt, folgt der Pharao in Ägypten, der im Meer untergeht, folgt aber auch nach demselben göttlichen Gesetz der Untergang Jerusalems und seines Tempels trotz aller angeblich gläubigen Versicherungen: „Hier ist der Tempel des Herrn“, der unzerstörbare, der sichere Schutz für Gottes Stadt. Und dann folgt noch einmal der Zusammenbruch des jüdischen Stolzes, der erklärt: „Wir wissen aus der Schrift, dass der Christus für immer bei uns bleiben wird“, und es für unmöglich erklären, dass der Christus sterbe. Mit dem Kreuz Jesu endet jede Verewigung des irdischen Menschen und es ist uns sichtbar gemacht, dass wir durch Auferstehung zum Leben gelangen. Dorthin erhebt sich der Mensch nicht selbst. Der in den Tod Gegebene bereitet sich nicht selber sein Auferstehen; er wird erweckt. Ewig lebt der Mensch nicht, weil er die Ewigkeit errafft, sondern weil und wenn Gott ihm aus dem Tod heraus das Leben gibt.

Davor, dass wir bauen, was zerfallen muss, so dass nur Ruinen entstehen, behüte, lieber Herr und Gott, Deine Christenheit. Weil Du der Ewige bist, suchen wir von Deiner Hand geleitet das ewige Leben. Wir suchen es aber nicht in uns, sondern finden es in Dir, der Du dem Tod übergibst, was sterben muss, und Dich dadurch verherrlichst, dass Du dem, was nicht ist, rufst, dass es sei, und dem Toten, dass es lebe. Amen.