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Predigten zu 1. Samuel 1,17

"Und Eli antwortete und sprach: Gehe hin in Frieden; und der Gott Israels gewähre deine Bitte, die du von ihm erbeten hast!"

Autor: Martin Luther (* 10.11.1483; † 18.02.1546) theologischer Urheber der Reformation
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Kennst du so ein Beten?

Versuche es und bete, so wirst du spüren, wie wunderbar Gottes Verheißungen sind und welchen Mut sie machen und wie sie das Herz trösten in der Gewissheit, dass es um alles bitten mag, wie groß und wie hoch diese Bitten auch immer sein mögen. Denn Elia war ein Mensch, der so gebrechlich war wie wir. Doch als er betete, regnete es drei Jahre und sechs Monate lang nicht. Und als er wiederum betete, regnete es. Sieh dir das an! Da steht ein einzelner Mensch und betet und beherrscht mit seinem Gebet Wolken, Himmel und Erde. Gott will uns damit zeigen, welche Macht und Gewalt ein ernsthaftes Gebet hat, sodass ihm nichts unmöglich ist. Fragt doch eure Herzen, wie oft ihr in eurem Leben so gebetet habt. Denn einfach Psalmen zu singen und das Vaterunser aufzusagen, ist noch kein Beten. Dein Gebet aber ist anderen verborgen und sieht niemand als du allein in deinem Herzen. Und du wirst es auch merken, wenn es erhört wurde.


Autor: Jakob Kroeker (* 1872; † 12.12.1948) wichtigster Vertreter des freikirchlichen russländischen Protestantismus
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"Eli antwortete ihr und sprach: Gehe hin mit Frieden! Der Gott Israels gewährt dir deine Bitte, was du von Ihm erbeten hast." 1.Sam. 1,17

Erinnern wir uns an das Erlebnis einer Hanna, der Mutter Samuels. Wir kennen ja ihren Schmerz, mit dem sie eines Tages im Heiligtum vor Gott lag. Eli, der Hohepriester, glaubte zwar, sie sei eine Trunkene. Als jedoch Eli zu ihr sprach: "Lass doch den Wein von dir!" antwortete sie sehr bestimmt: "Mein Herr, halte mich nicht für eine solche lose Frau; ich habe mein Herz vor dem Herrn ausgeschüttet, und ich habe bisher aus dem Kummer meines Herzens zu Gott geredet." Worin bestand denn ihr Schmerz? Ja, ihr Leben war bis dahin als Mutter in Israel unfruchtbar geblieben. Sie hatte zwar allen Segen genossen, der ihr in der Mitte ihres Volkes werden konnte. Auch war sie jährlich mit hinaufgezogen nach Silo, um an den großen Festen Israels teilzunehmen. Ihr Mann Elkana hatte ihr sogar bei den Opfermahlzeiten ein doppeltes Teil gegeben. Ja, er hatte ihr sogar gesagt: "Bin ich dir denn nicht mehr denn zehn Söhne?"

Und doch trug diese Hanna als echte Israelitin etwas in ihrem Herzen, das wie eine Last auf ihrer Seele lag. Ihr Leben war unfruchtbar geblieben. Was wäre aus einer Hanna geworden, wenn sie in diesem ihrem unfruchtbaren Leben nicht neu Gott erlebt hätte? Hätte die Geschichte später je einen Samuel gesehen, wenn ihr Glaube auf dem Boden ihres unfruchtbaren Lebens nicht neu Gott erlebt hätte? Gott erlebt hätte in seinem Können und in seiner Kraft, wo seine göttlichen Möglichkeiten alle unsere Unmöglichkeiten durchbrechen? Hanna erlebte in ihrer Unfruchtbarkeit Gott. Daher empfing ihr Glaube jene Kraft, fruchtbar zu werden, und sie schenkte eines Tages dem ganzen Volke Israel jenen Samuel, von dem bezeugt wird, dass auch nicht ein Wort von ihm auf die Erde gefallen sei.

Wie kann ein unfruchtbares Leben fruchtbar werden? Wenn der Glaube Gott erlebt in seinem Können und der Boden unserer Ohnmacht der Schauplatz wird für das Wirken Gottes. Hat nicht ein viel Späterer gesagt: "Wenn ich schwach bin, dann bin ich stark?" Das sind Quellen der Kraft für unseren Glauben, wo menschlicherseits die Vorbedingungen für das Ersehnte und Erwartete fehlen. Da war die zagende Exilgemeinde Israels, die da klagte: "Mein Recht geht an meinem Gott vorüber?" Da war die irrende Hagar in der Wüste mit ihrem verschmachtenden Knaben. Wir kennen das Vorgreifen eines Abraham, der da glaubte, in eigener Kraft vollenden zu sollen, was allein Gott in seiner Kraft zu geben vermag. Hier nun die Hanna in ihrer Ohnmacht, ihrem Volke eine wirkliche Frucht ihres Lebens zu schenken. Sie alle gewannen neue Kraft des Glaubens, indem sie in den dunkelsten Stunden ihres Lebens Gott erlebten.


Autor: Christoph Blumhardt (* 01.06.1842; † 02.08.1919) deutscher evangelischer Theologe, Pfarrer und Kirchenlieddichter
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Der Spruch ist ein Wort, das Eli, der Hohepriester, zur betenden Hannah spricht, die gerne einen Sohn gehabt hätte. Ihr Herz war betrübt, um so mehr, da ihre Nebenbuhlerin sie geringschätzte. Da kommt sie betend in den Vorhof und weinend. Eli sieht's, meint zuerst, sie sei trunken wohl gar, mag sich aber dann dessen nachher geschämt haben, weswegen er den weissagenden Blick für die Beterin bekommt, daß ihr würde ihre Bitte gewährt werden. So geht sie getröstet nach Hause; und das Jahr darauf herzte sie ein Söhnlein, Samuel genannt, in ihren Armen.

Es erinnert uns diese ganze Geschichte doch an etwas äußerst Liebliches in Israel, wie da durch den Hohenpriester ein Vater gegeben war an Gottes statt, für alle, die in den Tempel, oder damals noch zur Stiftshütte, kommen würden, mit welcher Bitte sie auch kämen. Es wurde im Gesetz verlangt, daß man gerade hierher mit seiner Bitte komme, damit auch ein Mittelpunkt für jedermann da wäre, und sich das Bitten vor dem HErrn nicht in's Allgemeine oder Egoistische verflache. Namentlich in jener Zeit war das wichtig, weil man sonst mehr versucht war, auch andere Götter anzurufen. Der Priester steht da im Namen des Gottes, welcher der Regent in Israel seyn sollte.

Etwas Ähnliches dürfte es auch unter uns noch seyn, daß Bittende eine Hilfe fänden, eine väterliche Hilfe nach dem Geist, bei denen, welche im Namen des HErrn, als Botschafter an Christus statt, den Frieden zu verkündigen haben. Wenn übrigens Seelsorger Kommenden und Bittenden mit Freundlichkeit und Erbarmen entgegenkommen, und deren Bitte sich zur eigenen machen, so geschieht wirklich noch viel, ja mehr als man sich für gewöhnlich denkt und weiß, vom HErrn, der kindliche Gebete nicht unerhört läßt; und wenn mehr Glauben da wäre, daß man, indem man sich bei Seelsorgern Rats erholt, eigentlich nicht zu Menschen, sondern zum HErrn kommen wollte, so müßte unendlich mehr geschehen. Es hängt einzig und allein an dem, daß man sich's kindlich denke, wie wirklich der persönliche Gott durch Seine Werkzeuge unmittelbar Seinen schwachen Kindern Sich nahe mache, wenn auch nur durch einen stillen Wink, oder ein leises Anwehen, daß ich so sage, dabei die rechten Worte, Gedanken und Ahnungen eingegeben werden.

Übrigens redete Eli in unserm Spruch nicht bloß weissagend, sondern mehr priesterlich, auf geschehene Fürbitte für Hannah. So hart er Hannah angefahren hatte, so sehr überkommt ihn jetzt ein Mitleiden für sie, bei welchem er ihre Bitte zur Seinigen macht, und mit seinem Geiste für sie einsteht bei dem HErrn, zu welchem sie gekommen war. Auf sein stilles priesterliches Eintreten hin bekommt er die Antwort, daß die Hannah erhört sei. Daher die Zuversichtlichkeit seiner Rede. Seine, des Priesters, Bitte hatte eine Macht vor dem HErrn, ganz dem Beruf des Hohenpriesters entsprechend. Wer einst zum Priester des HErrn nahte, durfte sich etwas durch ihn vom HErrn versprechen. Sollte davon nicht auch uns, den Priestern des Neuen Bundes, etwas geblieben seyn (vergl. Jak. 5, 14 ff.), oder werden können? Ach, wie vieles könnten wir haben, wenn wir mehr glaubten und kindlicher wären, und demütiger unter die Diener des Evangeliums, als Diener des HErrn, wenn sie's wirklich nach dem Geiste sind, uns stelleten!

Zusatz. Freilich sind da die gesteigerten Begriffe vom allgemeinen Priestertum, wie sie unsre Zeit ausgeheckt hat, so wahr sie nach gewissen Seiten sind, sehr im Wege; und so lange, mit ihnen im Hintergrunde, die Gemeindeglieder sich isoliert stellen, kann es nie mehr zu einem kindlichen Verhältnis zwischen ihnen und dem Seelsorger kommen. Und doch ist die Norm, wie es seyn sollte, deutlich in der Schrift angezeigt, auch in den Briefen der Offenbarung Johannis, da der Herr nur mit dem Engel, d.h. Vorsteher, der Gemeinden redet, bezüglich dessen, was der ganzen Gemeine gelten soll.

Die Zeit übrigens, hoffe ich, werde wiederkommen, in der sich alles besser macht, den Mühseligen und Beladenen unter dem Volk zu lieb. Aber zuerst muß auch mehr Liebe überhaupt unter uns einkehren, mehr Freundlichkeit und herzliches Erbarmen, mehr Rücksicht und Schonung, als man leider vielfältig sieht. Denn mit herber und schroffer, oder vornehmer Sprache, wie auch Eli zuerst die Bittende hart anfuhr, kann man den Heiland mit Seiner Kraft nicht herunterzieh'n. „Lernet von Mir,“ sagt er, „denn Ich bin sanftmütig und von Herzen demütig.“ Wenn dieses herzliche Erbarmen mit allen und allerlei Seelen waltete und das Herbe alles verschlänge und verbrennete, da würden wir viel leichter die unaussprechliche Freundlichkeit unsers Gottes zu schmecken bekommen, wir und andere, die sich auch mit ihren Familiennöten gleichsam unter unsre Fittiche begeben. „So ihr mich suchen werdet von ganzem Herzen, so werdet ihr mich finden,“ - das war ausdrücklich (5. Mos. 4, 29) zum ganzen Israel gesagt. Im Neuen Testamente aber haben wir ähnlicher Verheißungen viele.

Mel. O Durchbrecher. Gott. Du läßt Dich weit herunter, Bis das träge Herz Dir glaubt. Mach mich in der Hoffnung munter; Denn die Zuflucht ist erlaubt. Laß mich an der Hoffnung halten, Die uns angeboten ist. Unser Glaube, wie der Alten, Traut Dir, daß Du wahrhaft bist.