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Predigten zu 2. Könige 5,19

"Und er sprach zu ihm: Gehe hin in Frieden. Und er zog von ihm weg eine Strecke Landes."

Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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"Zieh hin mit Frieden."

Naeman legt dem Elisa eine ernste Frage vor. Es ist daheim seine dienstliche Pflicht, den König zu begleiten, wenn er in den Tempel des Götzen Rimmon geht. Darf er das in Zukunft noch tun? Er bittet den Elisa, zwei Säcke voll Erde des israelitischen Bodens mitnehmen zu dürfen. Auf dieser Erde will er dann niederknien, wenn er dort betet. Elisa lässt sich auf keine Erörterung ein, sondern sagt schlicht: "Zieh hin mit Frieden." Du brauchst nicht Säcke voll Erde von hier mitzunehmen; zieh nur hin mit einem Herzen voll Frieden. Elisa ist für Naeman ein gottgeschenkter, weiser Seelsorger gewesen. Zuerst hat er ihm geholfen, den Demutsweg zu finden. Jetzt hilft er ihm auf den Friedensweg. Manche erweckte Seele leidet innerlichen Schaden dadurch, dass sie sich an den Menschen hängt, den Gott für sie als Werkzeug benutzt hat. Elisa weist den Naeman von sich weg auf Gott allein. Im Frieden Gottes soll er heimkehren zu seiner Familie und zu seinem König. Es soll ihm nicht schaden, wenn er nicht mit Lust, sondern nur in Erfüllung seiner Pflicht den Götzentempel betritt. Er kann dann auch in Rimmons Haus zu dem lebendigen Gott beten. Er soll sich nur ängstlich hüten vor der Sünde, dann ist alles gut. Jungerweckte Seelen sollen sich davor hüten, an Äußerlichkeiten hängenzubleiben, die sie an einem Segensort gefunden haben. Ob man in Arbeitskleidung draußen auf dem Feld niederkniet, oder daheim im Kämmerlein, ist gleichgültig. Vor Gott ist es zehnmal besser, wenn jemand mit gebeugtem Herzen auf heidnischem Boden kniet, als wenn er stolzen Herzens an einem geweihten Ort betet. Hüte dich nur vor der Sünde, vor dir selbst und vor der Tücke deines Herzens und meide alle Orte, wo du den Frieden des Herzens verlierst.


Autor: Jakob Kroeker (* 1872; † 12.12.1948) wichtigster Vertreter des freikirchlichen russländischen Protestantismus
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"Er sprach zu ihm: ,Gehe hin in Frieden!'" 2.Kön. 5,19

Großes hatte Naeman erlebt. Er konnte kaum sein Glück fassen, das ihm geworden war. Jene Krankheit, die bisher so unerbittlich am Mark seines Lebens genagt hatte, war verschwunden, und er durfte heil vom Aussatz zu seiner Familie und zu seinem Volk und König ziehen.

Allein an Naeman war noch weit mehr geschehen. Seine letzten Erfahrungen hatten ihn zur Erkenntnis des lebendigen Gottes gebracht. Die Genesung seines Körpers hatte auch zur Genesung seiner Seele geführt. Ihm stand fest, dass allein der Gott, der sich so wunderbar in der Heilung seines Körpers bewiesen hatte, der alleinige und wahre Gott sein könne.

Diesem Gott seines Heils sollte hinfort alle seine Liebe und Verehrung gelten. Ihm wollte er allein dienen auch in Damaskus. Naeman war es innerlich unmöglich, auch in Zukunft noch vor den Göttern seines Volkes zu knien und sie als Götter anzubeten und zu verehren. Sein Leben und seine Verehrung konnte hinfort nur dem Gott gelten, der seine Macht so wunderbar ihm zum Heile geoffenbart hatte. Allein dieser Entschluss brachte Naeman in schwere innere Konflikte. Wie sollte er diese Anbetung des wahren, lebendigen Gottes auf heidnischem Boden praktisch durchführen? Das war die schwere Frage, die den geretteten Syrer innerlich so tief bewegte.

Da kam er in seiner inneren Seelennot auf folgenden Gedanken: Um sich nicht an dem lebendigen und wahren Gott zu versündigen, den er so wunderbar auf dem Boden Israels erlebt hatte, wollte er sich die Erlaubnis erbitten, zwei Maultierlasten kanaanäischer Erde mitzunehmen, damit er auf derselben seine Brand- und Schlachtopfer dem Gott Israels auch in Damaskus darbringen könne.

Wie lautete nun die Antwort des Propheten? Hatte er ein Verständnis für die Glaubens- und Gewissensnöte dieses zur wahren Gotteserkenntnis gelangten Naeman? Die Antwort, die Elisa gab, zeigt uns den Gottesknecht auch hier in seiner wahren Seelengrösse. Er überschüttete das zur Erkenntnis und Gemeinschaft des lebendigen Gottes hindurchgedrungene Leben nicht mit israelitischen Kultus- und Opferregeln, er sprach zu ihm vielmehr das große Wort: "Gehe hin in Frieden!" Denn der Gott, der sich im Leben Naemans groß genug erwiesen hatte, ihn vom Aussatz zu erretten, wird auch groß genug sein, ihn im Dienste seines Königs und Volkes zu bewahren, damit seine gewonnene Gotteserkenntnis nicht verdunkelt werde und sein Glaube nicht Schiffbruch erleidet.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Vielleicht war unter dem Gefolge des Feldhauptmanns Naeman ein kleiner Fähnrich. Der schaute sicher höchst erstaunt und betroffen auf bei diesem Gruß des Elisa. Und in seinem jungen Herzen lachte er und dachte: „Das ist ja nun der ungeeignetste Gruß für einen Kriegsmann! Der Naeman wird ganz bestimmt noch manchen Kampf ausfechten müssen. Und da wünscht dieser Prophet ihm Frieden , ausgerechnet Frieden. Diese Gottesmänner hauen doch immer daneben!" Der Naeman aber hat nicht gelacht. Er verstand diesen Gruß. Er hatte ja jetzt seinen Gott gefunden. Und da begriff er, daß es einen Frieden Gottes gibt, der uns selbst im größten Getümmel erfüllen und trösten kann.

So ist es! Die Bibel weiß viel von diesem Frieden zu sagen. Sie rühmt, daß dieser Friede „höher ist als alle Vernunft". Er ist schlechthin ein Wunder. Das wurde deutlich an dem ersten Märtyrer der Christengemeinde, an Stephanus. Eine empörte, wilde Volksmenge schleppte diesen jungen Mann hinaus und steinigte ihn. Welch eine furchtbare Szene! Aber inmitten dieses Schreckens ging von dem Stephanus ein Strom des Friedens aus. Dieser Friede beeindruckte den jungen Pharisäer Saulus so stark, daß er einfach nicht mehr davon loskam. Die Erinnerung daran wurde zu einem „Stachel" in seinem Herzen, gegen den er sich schließlich nicht mehr wehren konnte. Wie sehnen wir uns doch nach solchem Frieden!

Hoffentlich ist es uns schon aufgegangen, daß er nicht durch äußere Ereignisse und Verhältnisse geschenkt wird. Wir können im friedlichsten Land leben unter den besten Verhältnissen — und doch friedelos sein! — Jesus sagt: „Meinen Frieden gebe ich euch." Hier ist er zu finden. Amen.