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Predigten zu 2. Mose 20,17

"Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus; du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, noch seinen Knecht, noch seine Magd, noch sein Rind, noch seinen Esel, noch alles, was dein Nächster hat."

Autor: Carl Olof Rosenius (* 03.02.1816; † 24.02.1868) schwedischer Laienprediger und Initiator einer neuevangelischen schwedischen Erweckungsbewegung

"Lass dich nicht gelüsten deines Nächsten Frau, noch seines Knechts ... noch alles, was dein Nächster hat."

Hier hat die göttliche Majestät das ausgesprochen, was Gott eigentlich in allen Seinen Geboten will und meint, dass wir nämlich ganz rein und heilig sein sollen, wie Er heilig ist. Hier hat sie die erste Regung, ja, das Vorhandensein eines sündlichen Gelüstes im Herzen verboten. Beachte! "Sündliches" Gelüst oder Verlangen. Es kann nicht geleugnet werden, dass es auch ein unschuldiges Verlangen gibt, ein rein natürliches, wie z. B. nach Speise, Trank, Schlaf usw., soweit es innerhalb der Grenzen der Mässigkeit gehalten wird, oder auch ein geistliches, wie z. B. Sehnsucht und Verlangen nach Gott und nach all dem Guten, von dem David so oft spricht: "Meine Seele verlangt und sehnt sich nach den Vorhöfen des Herrn und nach dem lebendigen Gott."

Sündlich aber sind alle jene Gelüste, die in irgendeiner Weise gegen die Gebote und Verordnungen Gottes streiten, so z. B. die Gelüste, die der Herr hier nennt: Gelüste nach der Frau des Nächsten (oder die Lüste der unreinen Wollust), oder nach seinen Knechten (welches Gelüste des Eigennutzes sein können), oder nach seinem Ochsen oder seinem Esel (Gelüste des Geizes), oder nach irgend etwas, "das dein Nächster hat." Mit anderen Worten: Alles, was Gott deinem Nächsten, aber nicht dir gegeben hat, sei es nun irdisches Gut oder Ehre und Auszeichnung oder irgendein anderer Vorzug, alles dessen sollst du dich aus blosser Ehrfurcht vor der Austeilung und dem Wohlgefallen deines Gottes nicht gelüsten lassen. Kurz, das Gelüst ist sündlich, sobald du Gott und Seinem Wohlgefallen nicht untertan bist. Das Gelüst ist sündlich, auch wenn der Gegenstand desselben unschuldig ist. Als die Kinder Israel in der Wüste nach dem gelüstete, was böse war, da war der Gegenstand an sich ganz unschuldig, nämlich Fleisch, Fisch und Gewürze. Dass sie sich aber nicht in den Willen Gottes und in Seine Verordnung für ihr Leben in der Wüste fügen, sondern dort dasselbe wie in Ägypten haben und sich nicht sagen lassen wollten, wenn der Wille Gottes ihnen vorgehalten wurde, darin lag das Böse, um deswillen der Zorn Gottes sie so traf, so dass "die Stätte Lustgräber heißt bis auf diesen Tag, darum dass man daselbst das lüsterne Volk begrub." (4. Mose 11, 34).

Wir erkennen hieraus das Geheimnis dieses Gebotes: Wir sollen als gute Kinder nichts mehr begehren, als nur Gott und Sein Wohlgefallen. Will Er uns Speise, Trank, Kleider, Ehre und Ansehen geben, dann sollen wir es zu unserem Besten geniessen und Ihm danken, solange Er es uns gibt. Gefällt es Ihm aber, diese Dinge von uns zu nehmen, dann sollen wir ebenso zufrieden sein, als da Er sie uns schenkte, weil wir ja Ihn und Sein Wohlgefallen, das unser einziges Verlangen sein soll, behalten dürfen. - Asaph singt: "Herr, wenn ich nur Dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde; wenn mir gleich Leib und Seele verschmachten, so bist Du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil."

Hieraus wird ganz unbestreitbar deutlich, was auch erleuchtete Lehrer erkannt haben, dass nämlich das letzte Gebot mit dem ersten wie in einen Ring zusammenläuft. Es fordert eigentlich nur, dass der Herr der alleinige Gott des Herzens, der einzige Gegenstand unseres Verlangens, unserer Liebe, ja, unseres Trostes und unserer Sehnsucht sein muss. Denn das war die Absicht der Majestät Gottes, als Er den Menschen zu Seinem Bild schuf, dass dieser in allen Dingen nur auf Ihn sehen, in Ihm und von Ihm als seinem Ursprung und Element leben sollte. Zum Bild Gottes und zum wahren Leben gehörte vor allem, dass der Mensch ein Herz besass, in dem Gott wohnte, ein Herz, das ohne Ihn nicht leben konnte, das sich nach Ihm sehnte und sich von Ihm nährte, gleichwie ein Kind sich von der Milch seiner Mutter nährt.

Diesen Durst nach Gott pflanzte Er in der Schöpfung so tief in den Menschen hinein, dass unser Herz ohne Ruhe, ohne Trost und Frieden sein soll, solange es nicht Ihn, den lebendigen Gott, umfasst und allein in Ihm seine Lust und sein ganzes Vergnügen hat. Weder irdische Lust und Freude, noch Silber oder Gold, keine Kunst oder Wissenschaft, nicht Ehre oder Fürstentum, keine Welt und kein Himmel mit allen seinen Heerscharen sollte das innerste Verlangen und die innerste Sehnsucht des Menschenherzens befriedigen. Der Mensch sollte mitten im Besitz all dieser Dinge arm und elend sein ohne Ihn, den lebendigen Gott, das höchste Gut. Alles andere, welchen Namen es auch immer haben möge, sollte er seiner Sehnsucht für unwürdig halten. Die ganze Welt mit allem, was sie ist und hat, sollte uns auch nicht einen Tropfen Befriedigung für unser durstiges Herz geben. Nach dem Allergrößten und Allerhöchsten, nach dem Unendlichen und Ewigen, nach Ihm allein, unserem Herrn und Gott, sollte uns dürsten. Er allein will unsere Erquickung, unsere Ruhe und Sättigung sein. Darum gestaltete Er unser Herz so, dass es voll unendlicher Sehnsucht, voll Begehren und Verlangen ist. Seine Absicht dabei war, dass Er selbst der Gegenstand dieser Sehnsucht sein wollte.

Jetzt aber fragt es sich: Hat nicht der große Gott noch heute denselben Willen, dieselbe Meinung? Wahrlich, es ist noch heute Sein ernster Wille. Sein erstes und sein letztes Gebot gehen noch heute auf dasselbe hinaus: "Du sollst Gott, deinen Herrn, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und von allen deinen Kräften."

Du bist Sein! Ihm allein gehörst du an, Deinem Schöpfer und Erhalter, Der dir lauter Gutes getan! Von der Jugend bis ins Alter Sollst und darfst du keines andern sein; Du bist Sein!


Autor: Dora Rappard (* 01.09.1842; † 10.10.1923) Schweizer Missionarin und evangelische Kirchenlieddichterin

"Lass dich nicht gelüsten ."

Alle die Gebote, die sich auf unseren Nächsten beziehen, werden in diesem letzten der "zehn Worte" nochmals zusammengefasst. Zugleich berührt es die innerste Quelle unseres Wesens. Über äußere Handlungen kann man am Ende mit großer Willenskraft herrschen, aber keine menschliche Macht vermag den Gefühlen der Seele wirksam zu gebieten. Da muss der Stärkere kommen und den Starken binden, der uns von Natur gefesselt hält. Dann sind wir die leibeigenen Knechte Immanuels und zugleich Herren und Sieger über die Sündenlust. Das ist der Kampf und der Sieg, den Paulus so lebendig beschreibt (Röm. 7 und 8).

Eine Jüngerin Jesu erzählte einst mit beweglichen Worten, wie sie, die kinderlose Frau, beim Besuch einer reichen Kindermutter einmal von so furchtbarer Eifersucht befallen worden sei, dass sie sich von höllischen Mächten umgeben gefühlt habe und fast unterlegen wäre. Da habe sie mit Geschrei und heißen Tränen zu Jesu geblickt und gerufen: "Herr, hilf mir! Sieger, siege!" Und augenblicklich habe der Kampf in ihrem Innern aufgehört, der Neid einer herzlichen Liebe und die Unruhe einem süssen Frieden Platz gemacht. - Denn was dem Gesetz unmöglich ist, das tut Gott durch seinen Sohn Jesum Christum, unseren mächtigen Erlöser.

Ewig Dank sei Dir gebracht, Mein Erlöser! Ich vertraue Deiner Macht!


Autor: Christoph Blumhardt (* 01.06.1842; † 02.08.1919) deutscher evangelischer Theologe, Pfarrer und Kirchenlieddichter
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Der Tag ist gekommen, an welchem die lieben Verlobten in unserer Mitte auf Zeit und Ewigkeit verbunden werden sollen. Wir wünschen, daß es ein gesegneter Freudentag für sie werde, auch für uns alle. Betrachten wir, was auf diesen Tag uns hingerichtet ist, und lassen wir's uns gefallen, wie es nun lautet. Ihr habt die Losungsworte gehört. diese bringen uns das 9. und 10. Gebot in Erinnerung.

Mit diesen Geboten wollte Gott durch Mosen uns hauptsächlich die feinere Art des Diebstahls und Ehebruchs verbieten, indem man nämlich nicht mit Gewalt, sondern mit List und geheimen Ränken, immer unter dem Schein des Rechts, sich das Eigentum des Nächsten zuzueignen sucht. Da kann jemand ein Gelüste haben nach dem, was des Andern ist, selbst nach dessen Weib, und Pläne schmieden, wie er's anzugreifen hätte, damit es sein Eigentum werde. und mit scheinbaren Ehren ihm zufalle. Solches ist ein großer Greuel vor Gott. Unsäglich viel wird nach dieser Seite gesündigt, dabei die Leute ehrlich bleiben. Sie zahlen, wie sie es denn vielleicht auch vermögen, bis auf den Heller hinaus, wenn das Zahlen Not tut, sind sogar auch dem Anschein großmütig dabei; und doch ist eben dem Nächsten, was ihm lieb, ja nötig war, genommen. Mancher, der so das Opfer der Gelüste Anderer geworden ist, hat schon sein ganzes Lebensglück eingebüßt und ist bis an den Rand der Verzweiflung gekommen, während der Andere sich seiner List und seines guten Fangs oft auch schadenfroh freute. Wir begreifen es, wie der HErr auch auf dieses Gebot hin sagen konnte (5.Mose 27,26): „Verflucht sei, wer nicht alle Worte des Gesetzes erfüllet, daß er danach tue.“ Denn die verborgenen Tränen und Seufzer, welche von den Beeinträchtigten zum Himmel aufsteigen, haben ein schweres Gewicht.

Der HErr möge allen, die nach Ihm fragen, den Sinn geben, immer lieber dem Nächsten, was ihm zugehört und zu seiner Erhaltung dient, zu gönnen, ja ihm lieber zu helfen, wenn er in Gefahr steht, sein Notwendigstes zu verlieren, daß er es behalte, denn daß wir's an uns ziehen, und das peinliche Bewußtsein dann haben, daß es dem Andern der größte Kummer und Schaden sei, es entbehren und missen zu müssen. Bis in's Kleinste hinein ist das wichtig, weswegen vom HErrn nicht nur Haus und Weib, sondern auch Knecht und Magd, Ochse und Esel, ja alles, was der Nächste hat, in den Ausdruck des Gebots aufgenommen ist. Solches lehrt uns mit großem Ernst auch im Kleinen treu seyn.

Eine prosaische Ermahnung auf den heutigen Tag, könnten viele unter uns meinen. Aber der Text ist gegeben. Wir sprechen darüber; und wer nachdenkt, wird finden, daß es gut ist, auch bei solchen Gelegenheiten sich ganz unter das Gesetz Gottes zu stellen. Denn „das ist meine Freude,“ sagt David (Ps.73,28), „daß ich mich zu Gott halte,“ und wiederum Ps. 119,56): „Das ist mein Schatz, daß ich Deine Befehle halte.“ Ein Hochzeitsfest währet nur einen Tag, das Leben mit seinen ernsten Forderungen länger.

Mel. Ach, bleib' mit deiner Gnade. Laß mich der Lüge Pfaden Entgeh'n, wend' sie von mir; Und gönne mir aus Gnaden, HErr, das Gesetz von Dir. Ich habe mir erwählet Der Wahrheit richt'gen Weg, Dein Recht mir nicht verhehlet, Danach ich wandeln mög'.


Autor: Ludwig Hofacker (* 15.04.1798; † 18.11.1828) deutscher evangelischer Pfarrer
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In diesen beiden letzten Geboten ist die Lust des Bösen verboten. Der heilige Gesetzgeber dringt hier recht auf das menschliche Herz, woraus alles Böse quillt, und ver- dämmt nicht nur die äußerlichen Sünden, sondern auch die verborgenen Begierden. Alle Menschen haben von ihrer Empfängnis an die Erbsünde in sich, denn was vom Fleisch geboren wird, das ist Fleisch (Joh 3). Sie müssen all die traurige Klage Davids führen: Siehe, ich bin aus sündlichem Samen gezeuget, und meine Mutter hat mich in Sünden empfangen (Ps 51). Kraft dieser Erblust sind sie zu allem geistlich Guten trag und verdrossen, ja untüchtig, tot und erstorben, hingegen desto geneigter, williger und fertiger, Böses zu tun. Aus dieser Erblust entstehen nun die wirklichen Lüste, die entweder in der Seele versteckt bleiben, wenn der Mensch seinen bösen Begierden nachhängt und allerhand sündliche Gedanken bei sich hegt, oder es brechen die Lüste hervor, daß der Mensch auch äußerlich tut, was ihn gelüstet. So beschreibt es der Apostel Jakobus Kap. 1,14.15: Ein jeglicher wird versucht (zum Bösen), wenn er von seiner eignen Lust (das ist von der Erblust) und den daher entstehenden ersten bösen Bewegungen gereizt und gelockt wird, danach wenn die Lust empfangen (und der Mensch daran ein Gefallen) hat (oder darein willigt), so gebieret sie die Sünde (nämlich die wirkliche Sünde), die Sünde aber, wenn sie vollendet ist, gebieret sie den Tod. Alle diese Lüste sind fleischlich und streiten wider die Seele, 1. Petr 2,11; sie sind alle dem heiligen Gesetz Gottes entgegen und daher Sünde. Und jetzt prüfe dich denn, ob du die ersten bösen Bewegungen deines Herzens auch einmal wahrhaftig für Sünde erkannt und über solchem tiefen Verderben desselben, worin die Erblust, die reizende Lust zum Bösen liegt, heilsam erschrocken seist? Prüfe dich nach diesen zwei letzten Geboten, ob du dich dadurch habest bewegen lassen, den lieben Gott um ein neues wiedergeborenes Herz inbrünstig anzurufen und dich der Zucht und Leitung seines heiligen Geistes gänzlich zu überlassen? Prüfe dich, ob du den bösen Gedan- ken, Lüsten und Begierden deines Herzens mit rechtem Ernst dich widersetzt, ein Mißfallen daran gehabt, dieselbe beseufzt, dawider gebetet und gekämpft und diese Geschäfte des Fleisches durch den Geist zu töten dich eifrig bestrebt habest? Oder ob du etwa solche Lüste mit Fleiß in dir erweckt, ihnen nachgehängt, daran Lust und Gefallen getragen, sie ins Werk zu setzen gewünscht, ja Mittel und Wege dazu gesucht habest und wenn du an deren Erfüllung gehindert worden, unwillig und böse darüber gewesen bist? Ja, daß uns diese Betrachtung einen tiefen Stachel in das Herz drückte, daß wir so lange nicht ruhen können, bis wir unsere große Sündigkeit wehmütig vor Gott bekannt und um Jesu Christi willen wie um Vergebung der Sünden, also auch um ein neues Herz ernstlich, brünstig und unablässig gefleht haben!

O liebster Herr, ich armes Kind, das nirgends Trost noch Ruhe findt, will mich so elend als ich bin vor deine Augen legen hin.

Du weißt es, wie ich bin verirrt, beschwert, verfinstert und verwirrt. Dir ist mein ganzer Jammerstand viel besser als mir selbst bekannt.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Gott will der Herr unseres ganzen Lebens sein. „Lass dich nicht gelüsten!" Mit diesem Wort regiert Er hinein in das Geheimste unseres. Herzens. Er spricht von den Gedanken und Begierden, die wir ganz allein für uns haben, die wir keinen Menschen sehen lassen. „Die Gedanken sind frei …", heißt es in einem Volkslied. So denken wir. Und lassen den Gedanken freien Raum.

Da steigen aus den Tiefen des Herzens die dunklen Begierden auf: Neid, Habsucht, Ehebruch, Selbstsucht. Unsere Gedanken spielen damit. Es scheint ja so ungefährlich. Keiner kann's sehen. „Die Gedanken sind frei.“ „Halt!" ruft Gott. „Lass dich nicht gelüsten!"

Da hat uns Gott mit Seinem Wort ertappt in unseren geheimen Gedanken. „Lass dich nicht gelüsten!" Wissen wir nicht, wie gefährlich die Begierde werden kann? Aus Begierde, der wir Freiheit lassen, wird die Tat geboren – manche Tat, über die wir uns nachher selbst entsetzen. „Wir können nicht hindern, dass die Vögel über unser Haupt fliegen. Aber wir können verhindern, dass sie Nester darauf bauen", hat ein erfahrener Christ gesagt. Der Herr wolle auch unser Innerstes heiligen. Amen.