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Predigten zu 2. Mose 20,2

"Ich bin der HERR, dein Gott, der ich dich herausgeführt habe aus dem Lande Ägypten, aus dem Hause der Knechtschaft."

Autor: Carl Olof Rosenius (* 03.02.1816; † 24.02.1868) schwedischer Laienprediger und Initiator einer neuevangelischen schwedischen Erweckungsbewegung

"Ich bin der Herr, dein Gott, der Ich dich aus Ägyptenland, aus dem Diensthause, geführt habe. Du sollst keine anderen Götter haben neben Mir."

Dies ist die Einleitung des Herrn zu Seinem heiligen Gesetz. Hier gibt Er zu verstehen, wer da redet, und auf welche Gründe hin Er so fordern, befehlen und richten kann. "Ich bin der Herr." Dieses "Ich der Herr" ist der eigentliche Grund der unendlichen Wichtigkeit und der ewig bindenden Kraft des heiligen Gesetzes. Ich bin der Herr; Ich bin Jahwe, der Ewige, der Unveränderliche, die Urquelle aller Wesen und aller Macht.

Lasst uns hier bedenken: Wie ist der Mensch entstanden, der diesem Gesetz gehorchen soll? Was ist der Mensch? Er ist ja "Seiner Hände Werk", Seine erschaffene Kreatur. Hat Gott dann nicht vollkommene Macht und alles Recht, ihm zu befehlen, was Er will, seine Freiheit zu beschränken und ihm Gesetze vorzuschreiben? Daran erinnert Er uns zuerst mit diesen Worten. Darum lasst uns dieselben tief bedenken. Denn gerade darin liegt der Grund alles Ungehorsams und aller Verachtung des Gesetzes Gottes, dass wir nicht bedenken, wer der Herr ist, der das Gesetz gegeben hat, und was wir Ihm gegenüber sind. Wenn es uns gegeben würde, zu sehen oder zu vernehmen, wer der ist, der in dem heiligen Gesetz redet, dann würden wir wohl lieber verschmachten oder sterben wollen, als Ihm etwas zuwiderzutun. Wir sagen nicht, dass wir dadurch die Kraft bekommen würden, der Sünde widerstehen zu können. So steht unsere Sache nach dem Sündenfalle nicht, dass wir nur auf ein Gebot hin das tun könnten, was wir wollten, sondern wir würden verschmachten und verzweifeln, wenn Gott sich nicht über uns erbarmte und uns errettete. Es fehlt soviel daran, dass wir bei all unseren Sünden sicher und stark sein könnten. Darum bedenke, was das besagen will, dass Gott dem Menschen Gesetze gibt; - Er, der der Schöpfer des Himmels und der Erde ist, der im Anfang aus nichts alles schuf, der die Sonne, den Mond und die Sterne und die Erde mit allem, was darauf ist, und schließlich den Menschen erschuf - Ihm zum Bild, zum Kind und Erben, ausgerüstet mit Gaben, Seinen Willen hören und verstehen zu können - Er, "der Hohe und Erhabene", gibt den Menschen Gebote und Gesetze.

Sollten wir wagen, Ihm zu trotzen und Ihn zu verachten? Wir sollten stets bedenken, dass Gott uns jeden Augenblick vernichten kann, wie man etwa eine Fliege zerdrückt. Wir sind ganz in Seiner Hand und unser Leben und unsere Wohlfahrt hängen für Zeit und Ewigkeit allein von Ihm ab. Nicht einmal einen Atemzug haben wir in unserer Macht, und Gott besitzt unzählige Weisen und Mittel, diejenigen zu strafen, die Ihn erzürnen. Überall sehen wir ja, wie Er dem einen einen furchtbaren, jähen Tod, dem anderen eine schreckliche Krankheit sendet, den dritten in Wahnsinn, den vierten in Verblendung und Frechheit fallen lässt, die ihm Sünde und Schande bringen. Wie wahr sind Luthers Worte: "Gott hat allenthalben Schlingen und Fallen für Seine Verächter, so dass sie Ihm nirgends entfliehen können." Schließlich ist Er auch der, der Leib und Seele in der Hölle verderben kann. - Wenn Er unsere Seelen nicht in Seine Hand nehmen will, sobald wir sterben, dann gehen sie ewig verloren. Sollten wir wirklich wagen, Ihn zu verachten und Ihm zu trotzen? - Bedenke auch andererseits, wieviel Gutes Gott uns tun kann, wenn Er uns gnädig ist. Wieviel Gnade und Segen in der Zeit, wieviel Freude und Seligkeit in der Ewigkeit kann Er Seinen Freunden geben! Wie aber, wenn Er Seinen Heiligen Geist von dir nehmen und dich der Finsternis der Natur, den Lüsten des Fleisches und der Gewalt des Teufels übergeben wollte? - Lasst uns darum das Wort "Ich bin der Herr" in Ehren halten! Lasst es uns mit Flammenschrift in unsere Seele schreiben, so dass es uns unser ganzes Leben lang vor Augen steht!

Aber noch eine weitere Lehre liegt in dem Namen, mit dem Gott, der Herr, sich dem Volke darstellt - in dem Namen "Jahwe"; denn Jahwe bedeutet "der Ewige, Unver- änderliche". Dadurch hat Er angedeutet, dass Sein Gesetz in der Zeit nie an einem Buchstaben oder Tüpfelchen abgeändert werden kann. Es ist bemerkenswert, dass der Grund zum heiligen Gesetz Gottes eigentlich kein freier, zufälliger Wille Gottes, sondern vielmehr die Natur Seines eigenen Wesens ist. Denn fragt jemand, warum wir heilig sein sollen, so antwortet Gott: "Seid heilig, denn Ich bin heilig." Er sagt nicht, "denn Ich will das", sondern "denn Ich bin heilig". Wenn der Grund des heiligen Gesetzes nun in Gottes eigenem Wesen liegt, so verstehen wir, weshalb es unmöglich verändert werden kann; denn dann müsste Gott sich ändern. Darum kann weder in der Zeit noch in der Ewigkeit erlaubt sein, was Er in Seinem heiligen Gesetz verboten hat, nämlich andere Götter zu haben, den Namen Gottes zu missbrauchen, Gottes Wort oder seinen Nächsten zu verachten, ihn zu beneiden, zu hassen oder zu betrügen usw. - Alles das kann niemals in irgendeinem Fall oder Umstand - wie z. B. wegen der Schwachheit unserer gefallenen Natur - entschuldigt oder erlaubt sein, sondern wird dem Herrn ewiglich missfallen. Denn das Gesetz Gottes hat uns gesagt, dass solches gegen Seinen heiligen Sinn streitet; und Sein Sinn kann sich nie ändern. Auch das haben wir zu bedenken bei diesen Worten "Ich bin Jahwe."

So redet Er: "Ich bin dein Gott; Ich gab die heil'gen Zehn Gebot'. Veracht' nicht Meine Majestät, Die Straf' der Sünde stets nachgeht; Ich bin dein Herr, Jehova."


Autor: Dora Rappard (* 01.09.1842; † 10.10.1923) Schweizer Missionarin und evangelische Kirchenlieddichterin

"Ich bin der Herr, dein Gott."

Ist der Gott, der sich in seinem Wort geoffenbart hat, in Wahrheit dein Gott? Nur wenn er dich aus dem Diensthause der Sünde hat herausführen können, hast du in ihm deinen lebendigen, persönlichen Gott. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben, sagt er. Wir sind heute nicht in Gefahr, Götzen von Holz und Stein anzubeten, aber es gibt andere Abgötter. Geld und Gut, Ehre und Behaglichkeit sind ebenso verführerisch wie Baal und Astaroth. Viele Kinder werden dem Moloch der Weltsitten geopfert. - Aber der zäheste aller Götzen ist das Ich, das sich in immer neuer Gestalt zu behaupten sucht. Bei einer wahren Bekehrung wird das Ich zwar entthront, und der Herr als König des Herzens eingesetzt; aber es gilt wachen, dass der alte Beherrscher nicht wieder neben dem herrlichen neuen sich festsetze.

Und was soll ich sagen von den Banden irdischer Liebe? O, da gibt es viel verborgene Abgötterei. Nicht, dass wir die Unsrigen weniger lieben sollten. O nein; aber unseren Gott mehr. Er muss der Erste sein. Alles, was uns mehr gilt als E r, ist ein Abgott. Im innersten Heiligtum des Herzens darf niemand wohnen als Jesus allein.

Giess sehr tief in mein Herz hinein, O Du mein Herr und Gott allein Die Flamme Deiner Liebe.


Autor: Ludwig Hofacker (* 15.04.1798; † 18.11.1828) deutscher evangelischer Pfarrer
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Das Gesetz ist ein Spiegel unsres alten Menschen. Betrachte dich in diesem Spiegel; scheue dich nicht hinein- zusehen. Je häßlicher du dir vorkommst, desto besser ist es und desto fähiger bist du, in den Schmuck der Gerechtigkeit Christi eingekleidet zu werden. Selig sind die Armen im Geist - sagt der Heiland, die Sünder, nämlich solche, die ihre Sünden fühlen und mit Schmerzen bekennen und bereuen; die sind ihm eben recht, solchen leidtragenden, zerschlagenen und gedemütigten Herzen kann er den ganzen Reichtum dessen, was er uns am Kreuz erworben hat, schenken und darreichen, aber die reichen und stolzen Sünder werden ausgeschlossen (Offb 3,15-18). Frage dich also sogleich bei dem ersten Gebot, ob du auch von ganzem Herzen geglaubt habest, daß ein Gott sei? Ob du nie mit den Toren in deinem Herzen gesprochen oder wenigstens gewünscht habest, es möge kein Gott sein, der dich siehet und das Böse bestrafet? Ob du dich von Jugend auf bestrebt und keine Gelegenheit versäumet, den Herrn, deinen Gott, aus seinen Werken und namentlich aus seinem Wort recht zu erkennen und ob es dir dabei um eine lebendige Erkenntnis durch die Erleuchtung des heiligen Geistes zu tun gewesen sei, oder ob du es bei einer bloß buchstäblichen Erkenntnis habest bewenden lassen? Ob du ferner diesen erkannten Gott allein verehrt, angerufen und ihm gedient, eine heilige Furcht vor ihm getragen und dich gescheut habest, mit Bösem ihn zu beleidigen? Ob du ihn über alles und mehr denn die ganze Welt geliebt und aus solcher Liebe sein Wort gehalten, im Vertrauen auf ihn dich seiner Regierung unterworfen und mit seinen Führungen durch Kreuz, Trübsal, Armut, Krankheit zufrieden gewesen seiest, dir nicht selbst oder durch unerlaubte Mittel habest helfen wollen oder ihm stille gehalten? Überhaupt ob du dich gegen Gott als ein treuer Knecht gegen seinen Herrn und als ein folgsames Kind gegen seinen Vater bezeugt habest! Nach solchen und dergleichen Fragen prüfe dich. Und wenn du findest, daß du keine wahre Furcht vor Gott, keine Liebe zu Gott, keine Erkenntnis Gottes und kein Vertrauen zu ihm hattest, dann demütige dich vor ihm, lege dich in den Staub vor seinem Angesicht und flehe um Gnade!

Aus tiefer Not schrei ich zu dir, Herr Gott, erhör mein Rufen; dein gnädig Ohren kehr zu mir und meiner Bitt sie öffne! Denn so du willst das sehen an, was Sund und Unrecht ist getan, wer kann, Herr, vor dir bleiben?


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Wir Menschen leben in einer schwankenden und tumultuarischen Welt. Und unwillkürlich strecken wir die Hände aus nach einem Halt. Es gib nur einen Halt für uns, auf den wir uns verlassen können und dürfen: das ist der lebendige Gott, der sich in Jesus Christus offenbart hat. Wohl dem Menschen, der nicht ruht, bis er durch Jesus mit Gott Frieden und in Ihm einen ewigen Halt gefunden hat!

Aber es fällt uns Menschen so schwer, uns auf den zu verlassen, den wir nicht sehen. Und da schieben sich sichtbare Dinge und Mächte zwischen Gott und uns und bieten sich uns als Halt an. Und wie leicht lassen wir uns betrügen und verlassen uns nun auf solche sichtbaren Dinge und Mächte. Worauf ein Mensch sich verlässt, das ist sein Gott!"

Da hat einer in sich selbst starke Mächte und Kräfte entdeckt. Und er merkt, dass man stark sein kann, wenn man im blinden Selbstvertrauen diese Kräfte mächtig sein lässt. So macht er sich selbst zu seinem Gott.

Da ist ein anderer, der einen starken Menschen gefunden hat, der ihm Halt, Vorbild und Stütze wird. So hängt er sich immer stärker an diesen Menschen, verlässt sich auf ihn und macht so einen anderen zu seinem Gott. Wieder ein anderer entdeckt die starke Macht des Geldes. Wer Geld hat, ist mächtig, angesehen und stark. So macht er das Geld zu seiner Zuflucht und zu seinem Gott. Und wieder ein anderer flüchtet sich aus allem Kampf und aller Unruhe des Lebens in die Lust der Sinne. Und er entdeckt, dass der Rausch des Vergnügens eine starke Zuflucht ist. So macht er dies zu seinem Gott.

All diese falschen Götter brechen zusammen. Und in ewiges Verderben stürzt mit ihnen der, der ihnen vertraut. O dass wir den Ruf des guten Hirten hörten: „Ich bin der Herr, dein Gott." Amen.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Wir mussten lachen, als ein Missionar aus Kamerun uns erzählte: Da war in einem Landstrich große Dürre. Die Eingeborenen brachten ihrem Götzen Opfer. Als das nichts half, trugen sie ihren Götzen auf einer Tragbahre um die verbrannten Felder. Aber der Götze half immer noch nicht. Da nahm der Medizinmann zornig seinen Götzen und prügelte ihn durch.

Wir fühlten uns damals sehr erhaben über solche Torheit. Die Erhabenheit ist dahingegangen, denn wir stehen täglich in derselben Versuchung wie diese Eingeborenen. Wohl machen wir uns keine Götzen von Stein und Holz. Aber Götzen machen wir uns auch. Wir nehmen edleres Material, um uns einen Gott zu formen: Wir nehmen unsere Gedanken.

Eine gewaltige Götzenmacherei ist unter uns im Gange. Jeder denkt sich seinen eigenen Gott aus. „Ich denke so und so über Gott." Überall kann man das hören. Weil aber solch ein Gedankengötze ein luftiges Gebilde ist, das uns keine Kraft gibt im Kampf gegen das Böse und keinen Trost im Leid, werfen wir diesen Götzen weg, wenn wir seiner überdrüssig geworden sind, und formen uns einen neuen Gedanken- Gott.

Da tönt es gewaltig hinein in all diese Götzenmacherei: „Ich bin der Herr, dein Gott, du sollst keine anderen Götter haben neben mir." Wie ein Hammer zerschlägt dieses Wort unsere Gedanken über Gott. Und es zwingt uns, aufzuhorchen auf den, der die Wahrheit in Wirklichkeit ist; auf den, der in Jesus unser Vater sein will. Amen.