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Predigten zu Apostelgeschichte 2,37

"Als sie aber das hörten, drang es ihnen durchs Herz, und sie sprachen zu Petrus und den anderen Aposteln:"

Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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"Ihr Männer, liebe Brüder, was sollen wir tun?"

Wenn wir das Wirken des Heiligen Geistes am Pfingstfest beobachten, erkennen wir eine dreifache Doppelwirkung. - Der Heilige Geist verwundete und heilte. - Die Worte des Petrus gingen den Hörern wie Stiche durchs Herz. Das Schwert des Geistes und Wortes Gottes durchbohrte sie. Der Pfingstgeist bewirkte also zunächst nicht süsse, angenehme, wohltuende Gefühle, sondern einen schneidenden Schmerz. Das konnte ja auch nicht anders sein beim Hören der Worte: "Ihr habt diesen Jesus ermordet! Ihr habt ihn gekreuzigt!" Diese Worte trafen wie ein zweischneidiges Schwert. Der Heilige Geist schaffte den Israeliten volle Klarheit über ihre schwere Schuld. Ihr seid Mörder des Sohnes Gottes! Entsetzliche Erkenntnis! - Neben der verwundenden Wirkung hatte der Pfingstgeist aber auch heilende Kraft. Petrus zeigte ihnen den Weg zur Vergebung der Sünden und machte ihnen Mut, die Verheißungen Gottes anzunehmen. Tausende kamen zum wahren Glauben. - Bis heute flammt bei geistvoller Verkündigung der Worte Gottes Wut und Hass auf; bis heute kommen aber auch betrübte und belastete Seelen zum Frieden. Beide Wirkungen, die verwundende und die heilende, sind geblieben bis heute. - Eine zweite Doppelwirkung des Geistes besteht darin, dass er trennt und einigt. Es gab zu Pfingsten einen tiefen Riss zwischen den Hörern. Die einen nahmen das Wort an, die anderen verstockten sich. Der Geist trieb zur Entscheidung für oder wider Christus. Vor der trennenden Wirkung des Heiligen Geistes haben viele Menschen tiefe Angst. Sie möchten, dass alles im Rahmen der gewohnten, frommen Sitte verlaufen soll. Die Unterscheidung zwischen Menschen auf dem breiten und dem schmalen Weg, zwischen Unkraut und Weizen, zwischen törichten und klugen Jungfrauen ist ihnen peinlich. Worte wie: "Wer nicht mit mir ist, der ist wider mich", sind ihnen unbequem. Doch Gottes Geist kann niemanden mit Gott verbinden, der sich nicht als von ihm getrennt erkannt hat.


Autor: Hermann Friedrich Kohlbrügge (* 15.08.1803; † 05.03.1875) niederländischer reformierter Theologe

Was sollen wir denn tun? Wir tun? Nun denn: tun! Was für Sünde ihr immer habt, alte oder neue, kleine oder große, zurechtzusetzende oder hartnäckige, die sich mit allem Büßen, Tränen, Seufzen und Protestieren nicht austreiben lassen, verzeihliche oder unverzeihliche, schreckliche, gräuliche, ganz allgemeine oder ganz besondere, welche wohl ein anderer so nicht kennen wird, – hervor mit diesen allen! Was für Frucht bringt es euch, dass ihr so dürre seid, wie der geborstene Acker in der Sommerhitze? Was für Furcht bringt es euch, dass ihr einhergeht inwendig so abgemagert bis auf die Knochen, und ist gar kein Mark in den Gliedern? Was für Frucht bringt es euch, dass ihr schwebet zwischen Tod und Leben, zwischen Selbstberuhigung, womit euer eigner guter Verstand, den euch Gott gegeben, sich nicht befriedigen lässt, sondern der Geist ist da, ruft und warnt: Am Ende geht's doch nicht so? Hervor und weg mit allen Pflastern, womit ihr die Sünde bedeckt, während eure Zunge, anstatt Gott Lob zu singen nach der wahrhaftigen Melodie, euren verborgenen Schmerz und eure Dürre verrät! – Dort oben lebt ein Gott, der mit hundert, hundert Augen sieht, und vor ihm ist nichts bedeckt noch verborgen, sondern er durchschaut uns bis auf's nackte Gebein, bis in's tiefste Herz. Er kennt uns, er kennt uns von aller Ewigkeit. Er kennt uns, da wir bereitet wurden im Mutterleib. Gestehen wir vor ihm ein, was wir sind; nichts verhohlen, nichts verschwiegen, nichts für uns zurückbehalten, und dann vernommen, was er getan, was er tut!

Wo soll ich hin, wer hilfet mir?
Wer führet mich zum Leben?
Zu niemand, Herr, als nur zu dir
will ich mich frei begeben.
Du bist's, der das Verlorne sucht,
du segnest das, so war verflucht;
hilf, Jesu, dem Elenden.


Autor: Ludwig Hofacker (* 15.04.1798; † 18.11.1828) deutscher evangelischer Pfarrer
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Während nun ein Mensch so dahingeht in seinem irdischen Treiben, kommt er etwa einmal in eine Kirche, wo das Evangelium gepredigt wird, und er hört und hört, und muß nur horchen, denn es sind ihm lauter neue Sachen. Er hat vorher schon oft das nämliche gehört, aber es ist ihm nicht zu Herzen gegangen; nun auf einmal hört er und hört recht. Nun steht der Gedankenumtrieb still; er wird nüchtern aus seinem Traum, er fängt an, sich zu fragen: Wo bist du? Was hast du indessen getrieben? Hast du auch für die Ewigkeit gelebt? Ist arbeiten und schwitzen und sündigen und reichwerden und schwatzen deine einzige Bestimmung?

So ist schon mancher nicht etwa nur in der Kirche, sondern zu Hause, bei seinem Handwerk, hinter seinem Schreibtisch, auf seinem Acker, in seinem Stall, auf einer Reise, hinter seinem Ofen, ja auf seinen Sündenwegen, wo er Unrecht saufen wollte wie Wasser, vom Heiland ergriffen und zum Nachdenken gebracht worden. Oft muß eine äußere Schickung dem Heiland erst Bahn machen; es muß häusliche Not einbrechen, ein Kind, oder der Mann, oder das Weib, oder wer einem solchen Menschen lieb ist, muß krank werden, jemand, der ihm lieb ist, muß sterben; es muß ihm ein sonstiges Unglück begegnen, es sei im häuslichen Wesen, wie z.B. beim Vieh, oder durch Feuer, oder dergleichen etwas am eigenen Leibe; er muß einen Arm, einen Fuß brechen, oder sonst einen Unfall leiden, oder er muß dem Tod in den Rachen blicken, sonst kann ihm der Heiland nicht bei, kann ihn nicht zum Nachdenken über seinen Zustand erwecken. Ist aber dies geschehen, dann kommt auch der alte Same der Wahrheit wieder zum Vorschein; die alten Sprüche, die alten Lieder, die Worte eines Lehrers oder Vaters oder Großvaters, die man in der Jugend gehört hatte, kommen wieder, werden wieder lebendig; man versteht sie mehr; man bekommt Licht; es geht ein Licht um das andere auf; man sieht sein Elend je mehr und mehr; man gerät in Verlegenheit über sich selbst.

Fürwahr wenn alles mir fällt ein, was ich mein Tag begangen, so fällt mir auf das Herz ein Stein und hält mich Furcht umfangen; ja, ich weiß weder aus noch ein und müßte ganz verloren sein, wenn ich dein Wort nicht hätte.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Der Heilige Geist, der im Alten Bunde schon hier und da still und heimlich in den Herzen einzelner Männer und Frauen gewirkt hatte, wurde ausgegossen „auf alles Fleisch". So erklärt Petrus in der Pfingstpredigt das, was geschah. ,Auf alles Fleisch"! Wer jetzt nur immer in der weiten Welt bereit ist, Gottes Wort zu hören, Buße zu tun und an den Herrn Jesus zu glauben, der darf diese Gabe des Heiligen Geistes empfangen.

Auf alles Fleisch" ! Eine ungeheure Breitenwirkung des Angriffs Gottes auf die Welt! Und doch – Tiefenwirkung: „Da ging's ihnen durchs Herz." Es ist wirklich etwas ganz Großes und Erstaunliches, wenn es einem Menschen „durchs Herz" geht. Wir wollen es ruhig zugeben: Wie oft haben wir von Jesus gehört, wie oft haben wir den Ruf zur Buße vernommen! Aber es blieb alles beim alten. Es lief an uns herunter wie Wasser am Ölmantel.

Zwei Bilder kennt die Bibel, um die Unempfindlichkeit des natürlichen Herzens zu schildern. In Hesekiel 36 spricht der Prophet von dem „steinernen Herzen“ des natürlichen Menschen. Und in Psalm 119 heißt es: „Ihr Herz ist wie Schmer." So ist es: Ohne den Heiligen Geist ist alles vergeblich. Die schönsten Predigten laufen an solchen Schmer-Herzen ab. Die Hagelschauer der Gerichte Gottes und der Tau Seiner Güte lassen die steinernen Herzen unbewegt. Aber nun ist der Heilige Geist da. Er deckt unseren unheilbaren Schaden auf und verklärt den Herrn Jesus, dass es „ihnen durchs Herz ging". „Ihnen"! Sind wir auch bei diesen „ihnen"? Gebe Gott, dass wir unsere Pfingstgeschichte erleben: „Da ging's mir durchs Herz." Amen.