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Predigten zu Hebräer 4,15

"denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht Mitleid zu haben vermag mit unseren Schwachheiten, sondern der in allem versucht worden ist in gleicher Weise wie wir, ausgenommen die Sünde."

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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"Denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der kein Mitleid haben könnte mit unsren Schwachheiten, sondern der in allem gleich (wie wir) versucht worden ist, doch ohne Sünde."

Die Wahrheit, dass mein Herr in den gleichen Versuchungen gewesen ist wie ich, ist meinem matten Herzen oft wie Nektar gewesen. Er ist in gleicher Weise wie wir versucht worden, und deshalb weicht nicht von ihm. Es ist ein dunkler Raum, durch den ihr geht, aber Jesus hat ihn vor euch durchschritten. Es ist ein harter Kampf, den ihr auszufechten habt, aber unser Herr hat mit demselben Feind gekämpft.

Für die Mazedonier war es bei ihren ermüdenden Märschen eine große Ermunterung zu sehen, dass Alexander ihre Beschwerden teilte. Wäre Alexander geritten, während die Soldaten marschierten, so würden diese bald ermattet aufgegeben haben. Aber er marschierte wie ein einfacher Soldat, und als das Wasser knapp wurde, durstete Alexander mit ihnen und wollte nicht einmal das bisschen Wasser trinken, das als königlicher Luxus aufbewahrt worden war. "Nein", sagte er, "ich will mit meinen Leuten leiden." Sie gewannen ihre Schlachten und trieben den persischen Haufen vor sich her, wie Löwen eine Herde Schafe treiben, und das hauptsächlich dank der persönlichen Tapferkeit Alexanders. Er war der erste, der in den Graben sprang, der erste, der über den Fluss ging, der erste, der den Wall erstieg, der erste, der alles für Tod oder Ruhm wagte. Und jeder Mann wurde beim Anblick dieses Helden selbst ein Held.

Lasst es mit den Nachfolgern Jesu ebenso sein! Jesus bleibt nicht im Zelt, wenn seine Brüder im Kampf stehen; er kleidet sich nicht in Scharlach wie ein König, der die Ruhe liebt, sondern er ist uns im Kampf vorangegangen.

O Freunde, lasst uns getrost sein! Christus kennt unseren Weg, und wir sehen vor uns gleichsam seiner Füße Spur im Sand. Er vergisst nicht die Versuchungen, durch die er gegangen ist, und er möchte uns darin beistehen.


Autor: Jakob Kroeker (* 1872; † 12.12.1948) wichtigster Vertreter des freikirchlichen russländischen Protestantismus
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"Denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der kein Mitleid haben könnte mit unseren Schwachheiten, sondern der versucht worden ist in allem gleich wie wir, doch ohne Sünde."

Was bedeutet es doch für die ringende Gemeinde, wenn Christus so in den Mittelpunkt ihrer Leiden, ihres Kampfes und ihrer Erwartungen gestellt wird, wie es der Hebräerbrief tut. Wir helfen unseren Gemeinden und unseren verzagten Brüdern, wir helfen auch unserem ringenden Volk nicht, wenn wir bei unseren Kämpfen, bei unseren Nöten oder bei der Herrschaft der Mächte des Abgrundes stehen bleiben. Nicht von den Leiden aus wollen wir Gott verstehen, wir wollen die Leiden verstehen von Gott aus. Wenn das nicht eines Tages wiederum das Evangelium auf unseren Kanzeln und Kathedern wird, dann gehen wir zugrunde sowohl als Kirche und auch als Volk. Daher ist gerade auch die Botschaft dieses unbekannten Apostels, der den Hebräerbrief schrieb, so überaus köstlich. Er tröstet die Gemeinde durch Christus, indem Er Christus in seiner ganzen Grösse dolmetscht.

Mit welch einer klaren prophetischen Schau, mit welch einer apostolischen Kraft beleuchtet der Verfasser Christus gerade so, wie es dem inneren Zustande der Hebräer-Christen entsprach. Mag auch eine ganze Welt untergehen, es gibt einen Fels für den Glauben, der auch mitten in den Gerichtszeiten und Weltkatastrophen nicht wankt. Dieser Fels ist Christus, der Sohn!

Daher betont der Apostel auch so stark die Einzelheiten in dem gegenwärtigen Hohenpriesteramt unseres Herrn und Heilandes. In Christus haben wir eine höhere Offenbarung, einen höheren Mittler, eine höhere Ruhe, einen höheren Hohenpriester, ein höheres Opfer, ein höheres Heiligtum, einen höheren Dienst, eine höhere Vollendung. In dieser Erhabenheit sieht er Christus und zeigt, dass Er trösten kann wie einst kein Mittler innerhalb der Alttestamentlichen Heilsgeschichte trösten konnte. Er versagt nicht trotz unserer Schwachheit, Er stirbt nicht, trotz des Wandels der Zeiten, Er erschöpft sich nicht, trotz der Fülle von Leben und Kraft, die unser Glaube von Ihm empfängt.

So tröstete der Verfasser die leidende Gemeinde seiner Tage von Christus aus. In dieser Richtung kann allein auch unser Dienst im Blick auf die Not unserer Zeit liegen. Unsere Zeit mit ihrem Kampf, mit ihren Lasten, mit ihren Aufgaben ist grösser als der Mensch in seinen geistigen Kräften, in seiner Weltbeherrschung und in seiner spekulativen Zukunftserwartung. Aber nicht grösser als der Sohn, der der Erbe des Ganzen ist. Als Hoherpriester hat Er einen gegenwärtigen Mittlerdienst, durch den Er auch uns aus der Schwachheit in die Kraft, aus der Verzagtheit in die Glaubenszuversicht, aus der Hast in die Ruhe und aus dem Gericht zum Leben führen kann.


Autor: Hermann Friedrich Kohlbrügge (* 15.08.1803; † 05.03.1875) niederländischer reformierter Theologe

Da macht uns nun aber das Wort Gottes Mut, indem es uns sagt, dass unser großer Hoherpriester Jesus mit solcher Schwachheit Mitleiden haben kann. Unser Hohepriester prangt in einer solchen Macht und Herrlichkeit, dass er seine Stärke nicht dazu anwendet, um das zerstoßene Rohr zu zerbrechen, den glimmenden Docht auszulöschen, sondern um den Schwachen aufzuhelfen, indem er sich selbst in keinem Stücke gefällt, sondern all sein Gefallen hat an denen, welche seine Heiligen sind. Ist es nicht erhebend, hier einen zu finden, der Ohr und Herz hat für unsere Schwachheit, der uns zuruft; Das kenne ich auch, das habe ich auch durchgemacht, der uns also nicht zu Boden wirft, wenn wir ihm unsere Schwachheit klagen, der vielmehr mit uns schwach sein will, weil er es selbst empfunden hat. Wie tröstlich, wie mutgebend, wie herzerhebend ist es, was uns Gottes Wort hier von unserm großen Hohenpriester Jesus aufdeckt. Er hat das alles auch empfunden, sagt uns hier Gottes Wort; er ist versucht allenthalben gleichwie wir; darum kann er Mitleid mit unserer Schwachheit haben. Obschon ein Wurm und kein Mann, ist er dennoch in den Tagen seines Fleisches dabei geblieben: Er dort oben ist mein Vater und ich bin der Sohn, und so hat er den Sieg davongetragen, so überwunden, so ist er durch die Himmel hindurchgegangen.

Darum wird uns seine Größe nicht erdrücken, sondern aufhelfen, und kein Zorn uns verzehren, denn dort oben thront nunmehr die Gnade.

Mein ganzes Herz erhebet dich,
vor dir will ich mein Loblied singen,
und deiner Gnad’ und Wahrheit Ruhm
im Heiligtum mein Opfer bringen.
Denn du erfüllest immerfort
dein teures Wort,
o Gott der Götter!
So hast du deine Majestät
auf’s höchst’ erhöht:
Du bist mein Retter.


Autor: Hermann Bezzel (*18.05.1861; † 08.06.1917) deutscher lutherischer Theologe
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Wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht könnte Mitleiden haben mit unsern Schwachheiten.

Er kann Mitleid haben mit unserer Schwachheit, oder wie der Text wörtlich sagt: Sympathie mit unserer Verlassenheit. Wir brauchen ihm nichts zu sagen, er weiß alles. Du darfst ihn einfach daran erinnern, dass du schwach bist. Du brauchst ihm dein Leid nicht in Einzelheiten zu zergliedern, sage ihm nur, wie sehr du leidest, und sei überzeugt, er, der jetzt alle Majestät zu Händen hat und alle Herrlichkeit zu Füßen sich weiß, er kennt deine Lebensarbeit, er hat mit dir als einem Kinde des Staubes Sympathie. Halte das fest in deinem Gedächtnis, nicht als einen holden Traum vergangener Tage, nicht als einen toten, schönen Kinderglauben, sondern als eine Tatsache, die dich tröstet bis sie dich begraben. Er hat Mitleid mit aller Schwachheit, sie möge gestaltet und genannt sein wie sie wolle. Sage nicht, ich schäme mich, ihm dies zu sagen, es ist so erbärmlich, so klein, so kindisch – und sei es noch so arm, so heimatfern, ihm darfst du es sagen, weil er die Schwachheit kennt, ihm darfst du es gestehen, weil er es tragen will.


Autor: Hermann Bezzel (*18.05.1861; † 08.06.1917) deutscher lutherischer Theologe
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Wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht könnte Mitleiden haben mit unsern Schwachheiten.

Mein Heiland denkt an mich, geht mir nach, ist mir nahe in der Nacht, wenn der Schlaf mich flieht, am Tage, wenn die Not mich sucht, um den Abend, wenn ich vor Weh mich nicht lassen kann. Meine Tage gehen dahin wie ein Rauch, und meine Jahre vergehen wie das Säuseln des Windes im Schilf. Aber er denkt an mich, wenn alle mich vergessen. Vater und Mutter ziehen fort und können meiner sich nicht mehr erinnern, Freunde treten zur Seite, und wo sie helfen wollen, ist es Ohnmacht und Richtigkeit, und ich selber spüre, wie die Kraft versagt und die Schaffensfreudigkeit zerrinnt – aber er bleibt wie er ist, ein Erbarmer und Helfer und bewahrt das Mitleid mit unserer Schwachheit. Ist eine Seele besonders des Trostes bedürftig und verlänglich, ach dass dies Wort sie erreichte: „Ich weiß, wo du wohnst, und ich habe Mitleid mit deinem Leids.“


Autor: Hermann Bezzel (*18.05.1861; † 08.06.1917) deutscher lutherischer Theologe
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Er ist versuchet allenthalben gleichwie wir.

Das schreibt euch ins Herz, wenn böse Gedanken euch ängsten, schwere Zweifel euch heimsuchen, Bitterkeit über eure Seele hinzieht und Verlassenheit euer sich bemächtigt. Es gibt gar nichts Schweres im Leben, das ihm unbekannt geblieben wäre, gar keine Wolke am menschlichen Horizont, die er nicht als furchtbare Sturmesgewalt durchlitten, und gar keine Finsternis in meinem armen Dasein, die er nicht in ihrer ganzen Schwere durchmessen hätte. Er wandelte auf Erden versuchet allenthalben: kein Ort, da er nicht von Versuchung umgeben, kein Alter, das ihm nicht zur Versuchung geworden wäre. Das Kind mit kindischen Anschlägen, der Mann mit stürmischen Zweifeln, das Leben mit kosender Schmeichelei, der Lebensabend mit grauen Kleinlichkeiten, alles, alles wurde von ihm durchkostet, allerorten ward er versucht.


Autor: Hermann Bezzel (*18.05.1861; † 08.06.1917) deutscher lutherischer Theologe
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Doch ohne Sünde.

Der Arzt, der selber nie der Krankheit zum Opfer fiel, der Priester, der allenthalben versucht, doch nie einen unreinen Gedanken in sich hegte, über den die Wolken hinzogen, aber nicht bei ihm verweilen durften, den die Nächte heimsuchten, aber er hieß keine willkommen; was hülfe mich sein Mitleid, wenn er auch nur eine schwache Stunde gehabt hätte, und was soll sein Trost mir frommen, wenn er mir gestände: Ich bin arm geworden durch meine Schuld. Das ist kein Lehrsatz, das ist eine Lebensnotwendigkeit: „O Lamm Gottes unschuldig . “ Wenn eine einzige Sünde ihm gefallen hätte und eine einzige Versuchung ihm lieb geworden wäre, dann könnte er mir nicht helfen, seine Kraft wäre gebrochen und sein Haupt ermattet, er könnte mich wohl grüßen, aber nicht trösten. Er, der nie Gefällte, der so vielfach Umdrohte und nie Besiegte, er, der von Feindeslist Umkoste und nicht Betörte, spricht zu mir: „Ich habe Mitleid mit deiner Schwachheit, ich kann sie wenden und enden, denn ich bin rein geblieben in allen Ängsten.“