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Predigten zu Jesaja 40,6

"Stimme eines Sprechenden: Rufe! Und er spricht: Was soll ich rufen? "Alles Fleisch ist Gras, und alle seine Anmut wie die Blume des Feldes."

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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"Es spricht eine Stimme: Predige! Und er sprach: Was soll ich predigen? 'Alles Fleisch ist Gras und alle seine Anmut wie die Blume des Feldes!'"

In unserem Text stellt ihr fest, dass sogar Jesaja selbst, obwohl er ohne Zweifel zu denen gezählt werden konnte, die von Gott unterwiesen sind, sprach: "Was soll ich predigen?" Sogar er wusste nicht, dass dem Trösten des Volkes Gottes erst eine Heimsuchung vorangehen muss.

Manche Prediger haben vergessen, dass das Gesetz der Zuchtmeister ist, der uns zu Christus treibt. Sie haben auf den unfruchtbaren, ungebrochenen, brach liegenden Acker gesät und nicht berücksichtigt, dass die Schollen erst durch den Pflug aufgebrochen werden müssen. Manche Prediger haben sich bemüht, Christus denen köstlich zu machen, die sich selbst für reich und satt hielten. Kein Wunder, dass ihre Arbeit vergeblich war. Es ist unsere Pflicht, sogar selbstgerechten Sündern Jesus zu predigen. Es ist aber gewiss, dass sie ihn nicht annehmen werden, solange sie hoch von sich denken. Nur Kranke bedürfen eines Arztes. Das Werk des Heiligen Geistes ist, Sünder von der Sünde zu überführen, und solange das nicht an ihnen geschehen ist, können sie nicht dahin gebracht werden, die Gerechtigkeit bei Gott in Christus Jesus zu suchen.

Ich bin überzeugt: Wo wirklich ein Gnadenwerk in einer Seele vorhanden ist, fing es mit einem Niederreißen an. Der Heilige Geist baut nicht auf dem alten Fundament. Auf Holz, Heu und Stroh würde er niemals bauen. Er lässt über alle Babel des stolzen Ich ein Feuer ausbrechen. Er zerbricht unseren Bogen, schlägt unseren Speer entzwei und verbrennt unsere Wagen im Feuer. Wenn jedes Selbstvertrauen verschwunden ist, dann - und nicht eher - wird er den auserwählten, köstlichen Eckstein in unsere Seele legen. Der erweckte Sünder, der um Gnade schreit, wird sich wundern, dass seine Seele, anstatt zum baldigen Genuss des Friedens zu kommen, im Gefühl des göttlichen Zorns niedergebeugt ist. Gott kann dich nicht reinigen, bevor du nicht von deiner eigenen Unreinigkeit überzeugt bist.


Autor: Carl Olof Rosenius (* 03.02.1816; † 24.02.1868) schwedischer Laienprediger und Initiator einer neuevangelischen schwedischen Erweckungsbewegung

"Alles Fleisch ist Heu."

Alles Menschliche ist falsch, schwach, wankend, ungewiss, veränderlich - unsere Vernunft, das Gefühl, die Gedanken und Meinungen. Bald sehe ich Gott in allem, was mir vor Augen kommt, bald scheint mir, dass es keinen Gott in der Welt gibt. Bald denke ich, dass Gott lauter überfließende Gnade und Liebe ist, bald wiederum, dass Er ermüdet, mir ungnädig, abgewandt und zornig sei. Bald halte ich mich für einen guten Christen, bald wiederum meine ich, ein ganz unverbesserlicher Sünder zu sein. Kurz: Meinungen, Gefühle - alles ist wie Rohr vorm Winde, schwankend, ungewiss, falsch, veränderlich, lügnerisch. Der Prophet sagt: "Alles Fleisch ist Heu." - So sehe ich endlich, dass alles, was ich denke, keine Beachtung verdient. Gewiss und ewig unerschütterlich ist nur eines: Im Himmel sitzt ein Richter auf dem Thron, der große, heilige Gott! Er hat ein ewig unerschütterliches Wort geredet und vom Himmel herabgesandt. Seine Urteile stehen fest wie die Berge; kein Buchstabe davon kann verändert noch zunichte gemacht werden, wenn auch Himmel und Erde vergehen. Seiner darf ich mich trösten!

Was sagt nun dieses ewige Wort von uns, von unserer Würdigkeit oder Unwürdigkeit und davon, wie wir vor den Augen Gottes außehen? Es sagt: "Der Herr schaut vom Himmel auf der Menschen Kinder, dass Er sehe, ob jemand klug sei und nach Gott frage. Aber sie sind alle abgewichen und allesamt untüchtig; da ist keiner, der Gutes tue, auch nicht einer. Gott sah auf Erden, und siehe, sie war verderbt. Der Menschen Bosheit war groß auf Erden. Da ist nicht, der gerecht sei, auch nicht einer."

Gott ist so heilig, dass vor Ihm nicht einmal die Himmel rein sind. Er findet Unreinheit in Seinen Engeln und Torheit in Seinen Heiligen. Daraus folgt: Kein einziger Mensch kann vor Ihm bestehen, alle miteinander sind der ewigen Verdammnis wert und sich darin gleich. Judas und Johannes sind ein und derselben Verdammnis gleich wert. Petrus und der Zauberer Simon, die Jungfrau Maria und die Ehebrecherin sind ein und derselben Hölle gleich würdig. "Ach, wie erschrecklich und ungereimt", sagst du. Ja, fühle hier, wie die Vernunft anstösst, wenn man ungeschminkt ausspricht, was diese Worte enthalten: "Es ist hier kein Unterschied; sie sind allzumal Sünder und mangeln des Ruhms, den sie bei Gott haben sollten, und werden ohne Verdienst gerecht aus Seiner Gnade durch die Erlösung, die durch Christus Jesus geschehen ist." Vor den Menschen besteht dieser Unterschied, nicht aber vor Gott. Auf Erden ist ein Abstand zwischen den Taltiefen und den Bergspitzen; wenn man aber den Abstand beider von der Sonne betrachtet, dann verschwindet dieser Unterschied, er kommt nicht mehr in Betracht, denn beider Abstand ist so groß, dass man von beiden nur sagt: "Der Abstand ist unermesslich." Ebenso besteht ein Unterschied zwischen dem einen Menschen und dem anderen, zwischen der einen Stunde und der anderen, aber nicht vor Gott. Alles, was Mensch heißt, auch der treueste und frömmste Christ, ist ein ganz und gar unreiner Erdenwurm. Seine besten Werke sind mit dem Gift der alten Schlange befleckt. Sein Glaube, seine Liebe, sein Gebet und seine Danksagung, die seine besten Werke sind und vom Geiste Gottes bewirkt wurden, sind durch die Unreinheit des Gefäßes befleckt. Der Glaube ist mit Schlacke, mit Eigengerechtigkeit und Unglaube vermischt, die Liebe ist gering, beschränkt, nachlässig; das Gebet und die Danksagung sind kalt und schwach und der großen Majestät ganz unwürdig. Außer diesen beständigen Mängeln, die zur Verdammnis des Menschen hinreichend wären, fällt dieser unausgesetzt in Sünden und verunreinigt sich während der Wanderung. Er kann nie so wachsam sein, dass er nicht hier und da von der Gottlosigkeit befleckt wird. Die ganze Erde ist wie von einer wogenden Sündenflut von Ungerechtigkeit überflutet: Abgötterei, Unglaube, Sorge und Verzweiflung, Missbrauch des Namens Gottes, Schwören und gottloses Geschwätz, Sabbatentheiligung, Ungehorsam, Zorn und Hass, Zank, Unzucht und Leichtfertigkeit, Unreinheit, Geiz, Diebstahl und Betrug, Falschheit, Lüge und Afterreden sind im Schwange. Wo dies alles nicht in Werke ausbricht, kocht das Herz doch von bösen Begierden, Gedanken und inwendigen Regungen, die vor den Augen des Heiligen lauter Unreinheit sind.

Das ist der Zustand des gefallenen Geschlechts! Und wie will nun ein Menschenkind vor Gott bestehen? Womit willst du deine Schulden bezahlen? Du kannst Ihm auf tausend nicht eins antworten. Auch wenn du lange ein gläubiger Christ gewesen bist, viel erfahren und ausgerichtet hast - blickt Gott mit Seinen heiligen Augen auf dich, so gilt dieses nicht mehr. Ein alter, frommer Diener Gottes fühlte dies und flehte deshalb: "Herr, gehe nicht ins Gericht mit Deinem Knechte; denn vor Dir ist kein Lebendiger gerecht." Vor Gott ist kein Lebendiger gerecht! Das ist das Urteil des Wortes. Es streitet gegen unsere Meinungen und Gefühle, die uns, wenn wir etwas frömmer gewesen sind, sagen, dass wir dann der Gnade auch würdiger sind und dass es Gott dann leichterfalle, uns zu vergeben; dagegen meinen wir, wenn wir gesündigt haben, dass es Gott dann schwererfallen müsse, uns zu vergeben. So müssten die Gnade und die Gerechtigkeit wenigstens teilweise aus unseren Werken, aus unserer Würdigkeit kommen. Dies aber haben wir nun die Schrift leugnen sehen. - Bleibe darum dessen eingedenk, dass du zu allen Stunden gleich würdig und unwürdig bist! Das ist das Urteil des ewigen himmlischen Vaters.

Das Wort bekennt und lehret frei, Dass nichts in Erd' und Himmel sei, Was einen Sünder selig macht, Als der, den man am Kreuz geschlacht', Der Seines Vaters ganzen Willen tat Und zur Versöhnung Blut vergossen hat.


Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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Der Schmuck, mit dem der Frühling die palästinische Erde kleidet, stellt Wunder neben Wunder; sie sind durch die Pracht ihrer Farben und die Zierlichkeit ihres Baus unvergleichlich schön, ein Ueberfluß von Leben und Blühen, das kein Kargen kennt. So sit die Menschheit, sagt der Prophet; in Kraft ihrer natürlichen Regsamkeit gleicht sie der blühenden Flur. Sie bringt vieles hervor, was Bewunderung verdient, Kraft betätigt und schimmernde Pracht besitzt. Aber auf die Blätter- und Blütenfülle fällt die unbarmherzige Glut der Sonne herab. Darum verschwindet die ganze Pracht und der ausgedörrte Boden wird dürr. Der Prophet dachte zunächst an das emsige Schaffen und künstlerische Bilden, das die Babylonier betrieben, an die Pracht ihrer Städte und Tempel, an die imponierenden Leistungen ihrer Kunst, an die gewaltigen Machtmittel ihres Staats. Doch mehr als das Werk des Fleisches ist dies alles nicht; es entsteht aus dem, was die Natur dem Menschen reicht, und schafft nichts Bleibendes. Von ihr hat der Prophet seinen Glauben gänzlich weggezogen und er tut dies ohne Groll und Gram; denn er hat einen Besitz, der nicht vergeht. Er hat die Rede Gottes vernommen und sagt dem Volk das göttliche Wort. Mit klarer Deutlichkeit unterscheidet sich dieses von allem, was das Fleisch in seiner natürlichen Regsamkeit erzeugt. Denn das Wort, das der Prophet hört und sagt, beschreibt nicht den Menschen und seine Pracht, sondern verkündet Gottes Willen. Gibt es etwas Flüchtigeres als ein Wort? und dennoch besteht es, wenn Babylons Größe im Wüstensand versunken sein wird. Denn es gibt nichts, was so innig und vollständig mit Gott eins wäre als sein Wort. Darum ist es mit ewiger Kraft und Wirkung gefüllt.

Nicht deshalb, weil wir das Wort deiner Hand und das Gebilde deiner schaffenden Macht sind, ist ewiges Leben in uns hineingelegt. Du hast uns, die von dir Geschaffenen, der Eitelkeit und Vergänglichkeit untertan gemeacht. Aber zu uns, die wir blühen und welken, ist dein Wort gekommen und nun, Herr, empfangen wir das, was bleibt. Dir, dem ewigen bleibenden Wort, gebührt mein Dank und meine Anbetung. Amen.


Autor: Hermann Bezzel (*18.05.1861; † 08.06.1917) deutscher lutherischer Theologe
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Alles Fleisch ist Gras, und alle seine Güte ist wie eine Blume auf dem Felde. Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt.

Es liegt ein tiefes Weh auf dem Geschaffenen, es krankt an den Wurzeln und siecht dahin an Blättern und Blüten. Wenn der Wind darüber geht, so ist es nimmer da und die Wüste gibt neuen Raum. Das macht die Gluthitze göttlichen Zorns, dass wir so vergehen, und über Krankenhäuser und Leichenäcker geht das furchtbare Weh: Was ist der Mensch und des Menschen Kind? Eine Weile blüht und grünt er und glaubt den Himmel zu erstürmen und die Erde erobern zu können, dann sendet der heilige Gott ein einziges Flütlein, und der allen Hindernissen trotzte, liegt darnieder. Wenn nur das wenigstens einer welttrunkenen und weltverlorenen Zeit gepredigt würde: „Halte an, du sagst dem Schatten zu!“ Wenn nur bei all den Erfindungen und Entdeckungen und dem Jubelgeschrei über beides der Ernst sich fände: „Eitelkeit der Eitelkeiten!“