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Predigten zu Jesaja 53,3

"Er war verachtet und verlassen von den Menschen, ein Mann der Schmerzen und mit Leiden vertraut, und wie einer, vor dem man das Angesicht verbirgt; er war verachtet, und wir haben ihn für nichts geachtet."

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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"Der Triumph der Gnade."

Es ist etwas ganz Verwunderliches, dass die Menschen von Natur aus alle den Herrn Jesus nicht lieb haben. Nichts offenbart so klar das völlige Verderben unseres Geschlechts wie die Tatsache: "Er war der Allerverachteste und Unwerteste." Es war ja auch unmöglich, dass die Finsternis hätte Gemeinschaft haben können mit dem Licht, noch Christus mit Belial. Der gefallene Mensch konnte nicht mit Jesu wandeln, denn die beiden sind unvereinbar. Es war nur die notwendige Folge einer Begegnung solcher Gegensätze, wenn das schuldbeladene Geschöpf den Vollkommenen hasste. "Kreuzige ihn, kreuzige ihn," lautet stets der empörerische Ruf des gefallenen Menschen.

Aber ein weiteres Wunder verdrängt das erste aus dem Kreis der Betrachtung: Waren wir darüber erstaunt, dass die Menschen Jesus nicht lieb haben, so ist es noch viel erstaunlicher, dass überhaupt je ein Mensch Ihn liebt. Dort mussten wir die schreckliche Verblendung wahrnehmen, die den Glanz der Sonne nicht bemerkte; wir sahen es mit Schrecken und waren sehr bestürzt; aber hier sehen wir, wie Jesus von Nazareth die Augen des Blinden auftut, und mit dem göttlichen Strahl Seines herrlichen Lichts die ägyptische Finsternis zerstreut. Ist dies ein geringeres Wunder? Bietet die fürchterliche Raserei des Besessenen bei den Gräbern einen entsetzlichen Anblick dar, so stehen wir vor einem ganz unbegreiflichen Wunder, wenn man denselben Menschen bekleidet und vernünftig zu Jesu Füßen sitzen sieht. Wahrlich, das ist ein Triumph der Gnade, wenn das Herz des Menschen dahin kommt, dass es sich Jesus mit großer Liebe hingibt; denn es beweist, dass Satans List ohnmächtig bleibt und der Mensch aus seinem gefallenen Zustand wieder zurecht gebracht ist.


Autor: Martin Luther (* 10.11.1483; † 18.02.1546) theologischer Urheber der Reformation
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Verachtet

Ist das nicht eine schreckliche Sache, dass in der Kirche öffentlich gelehrt wird, du könntest etwas tun oder lassen, um dadurch selig zu werden? Und dort sollte man Christi Stimme hören, dass es keine Gesundheit, keinen Frieden, kein Hinwegnehmen der Sünde gibt, es sei denn durch die von Christus erlittenen Schläge, Wunden und Strafen. Aber das alles wurde ganz und gar verschwiegen, und stattdessen stellte man unsere Gottesdienste, unsere Werke und Gefühle in den Vordergrund. Von dem Glauben an Christus, von der Kraft und Frucht seines Leidens, von Abendmahl und Taufe wird ganz und gar nichts gelehrt. Ich bemühte mich mit höchstem Eifer, durch meine Werke gerecht zu werden. Ich aß nicht, ich trank nicht, ich schlief nicht; andere hatten kein böses Gewissen, sie wurden nicht mit solchen Schrecken geplagt, ich aber fürchtete mich vor dem letzten Tag des göttlichen Zorns und vor der Hölle. Ich suchte überall Hilfe, ich rief Maria und den heiligen Christophorus und andere Heilige an. Und je mehr ich mich mühte, desto mehr Abgötterei häufte ich auf. Ich konnte Christus nicht sehen, weil die Scholastiker20 mich gelehrt hatten, wir müssten aufgrund guter Werke auf Vergebung der Sünden und ewige Seligkeit hoffen. So habe ich den verwundeten Christus verloren, und wenn ich sein Angesicht sah, graute mir davor.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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So hat Jesaja im Geist den kommenden Christus gesehen. Und so geschah es dann auch, als Christus kam: „Er war der Allerverachtetste und Unwerteste." Lärmender Spott umgab Jesus, als Er am Kreuze hing. Sie haben Ihn für nichts geachtet, die Obersten des Volkes ebenso wie der Pöbel, die römischen Soldaten ebenso wie der gehenkte Schächer.

Und all diesem Spott gegenüber steht ein Jünger Johannes und bezeugt: „Wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit." Da wird deutlich: Jesus ist die verhüllte Herrlichkeit. Verhüllte Herrlichkeit ist Er auch heute noch. Da klagte einst jemand einem ernsten Christen: „Die Kirche Jesu Christi auf Erden ist doch ein armseliges Ding. Sie hat keine Macht und keine Herrlichkeit. Ihre Vertreter sind wenig überzeugende Leute. Von allen Seiten ist sie der Bedrängnis und dem Spott der Welt ausgesetzt. Wie soll da noch jemand an Jesus glauben können!" Da erwiderte der Christ sehr nachdrücklich: „Er will hier seine Macht und Majestät verhüllen."

So ist es in der Tat. Jesus offenbart Seine Herrlichkeit nicht den Augen und nicht den Sinnen und nicht der Vernunft. Darum wird es so bleiben während dieser Weltzeit, dass Er der Allerverachtetste und Unwerteste ist; dass man sein Angesicht vor Ihm verbirgt und an Ihm vorübergeht; dass man jedes irdische Ding für wichtiger erachtet als Ihn.

Aber die verhüllte Herrlichkeit wird erkannt von bußfertigen Sündern, die Vergebung wollen und Frieden mit Gott; von heilsbegierigen Herzen, die vom Geist Gottes sich erleuchten lassen. Amen.