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Predigten zu Lukas 18,11

"Der Pharisäer stand und betete bei sich selbst also: O Gott, ich danke dir, dass ich nicht bin wie die übrigen der Menschen, Räuber, Ungerechte, Ehebrecher, oder auch wie dieser Zöllner."

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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"Der Pharisäer stand und betete bei sich selbst so: O Gott, ich danke dir."

Selbstgerechtigkeit hat ihren Ursprung einesteils im Stolz, andernteils und hauptsächlich aber in der Unwissenheit des Menschen über das göttliche Gesetz. Die Menschen kennen den erschreckenden Charakter des göttlichen Gesetzes wenig oder gar nicht, darum halten sie sich törichterweise selbst für gerecht. Sie kennen die hohe Geistigkeit und die strenge Genauigkeit des Gesetzes nicht, sonst würden sie andere und weisere Begriffe haben. Lasst sie es nur einmal recht einsehen, wie genau es das Gesetz nimmt mit den Gedanken, wie es jede Bewegung des inneren Menschen richtet, und keine einzige Kreatur unter dem Himmel mehr wird es wagen, sich selbst für gerecht zu halten vor Gott in Ansehung eigener Taten und Gedanken. Lasst es dem Menschen nur klar werden, wie genau und wie unendlich gerecht das Gesetz ist, und seine Selbstgerechtigkeit wird in nichts zusammenfallen - er wird sie für einen unreinen Lumpen ansehen, während er sie vorher für ein köstliches Gewand hielt.


Autor: Hermann Bezzel (*18.05.1861; † 08.06.1917) deutscher lutherischer Theologe
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Der Pharisäer stand und betete bei sich selbst also: Ich danke dir, Gott, dass ich nicht bin wie die andern Leute, Räuber, Ungerechte, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner.

Es ist ganz gewiss an dem, dass diejenigen, die von ferne stehen, Gott näher sind als die Besitzenden, Bekennenden und Reichen. Alle diejenigen, die vor Gott hintreten, weil sie nichts mehr von ihm zu bitten, alles aber von ihm zu erwarten und zu fordern haben, sind ihm fern. – Es ist in unserm Volk ein Pharisäismus eingetreten, der nicht bloß von der Welt, sondern auch von der Kirche gekannt ist, als ob deutscher Sinn und deutsche Größe, deutsche Herrlichkeit weit über allen Tadel erhaben sei. Je mehr man aber vor Gott von sich selbst rühmt, desto ferner tritt man ihm; und darum ist unserem Volk der Gott seiner Väter allmählich eine Größe geworden, die nur soviel gilt, als wir sie gelten lassen, nicht mehr die Größe, die ins Leben hereinragt, um es zu beherrschen und zu richten, nicht mehr der gewaltige Herr, der nicht rastet, bis alle Gedanken ausgeführt sind, nicht mehr der Große und Erhabene, der da im Heiligtum wohnt, während ich kümmerlich im Staube mein Leben hinschleppe, sondern ein Gott, von dem gilt: „Wer kann ihn nennen?“ – eine allgemeine Größe, reich genug, um erdacht und klein genug, um vergessen zu werden.