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Predigten zu Matthäus 13,16

"Glückselig aber eure Augen, dass sie sehen, und eure Ohren, dass sie hören;"

Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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Nicht das sagt mir Jesus. Selig ist dein Verstand, weil er begreift, und selig ist deine Phantasie, weil sie dichtet, und selig ist deine Tatkraft, weil sie Erfolge schafft, sondern mein Auge meint er selig, weil es sieht, und mein Ohr, weil es hört. Wenn durch mein Sehen und mein Hören komme ich mit dem in Verkehr, was Gott vollbringt, und werde vor sein Werk gestellt. Es gäbe keine seligen Augen, wenn es nicht etwas wunderbar Großes zu sehen gäbe, und keine seligen Ohren, wenn nicht etwas Herrliches und ewig Wahres zu hören wäre. Ihr, sagte Jesus seinen Jüngern, seht und hört solches, und ich sehe und höre solches jedes Mal, wenn ich mit dem, was von Jesus kommt, in Berührung bin. Gibt es selige Augen, so gibt es auch unselige und neben den seligen Ohren stehen die unseligen, und es ist in der Tat ein unseliger Zustand, wenn sich uns das Wirkliche enthüllt; aber vergeblich, weil wir es nicht sehen. Es ist schon ein Jammer, wenn sich die Natur uns umsonst zeigt, weil wir sie nicht sehen mögen, und die Menschen für uns nicht vorhanden sind, weil wir uns nicht deutlich machen, was mit ihnen geschieht. Aber es ist vollends ein Jammer, wenn uns Gott zu seinen Kindern bringt und zu dem, der uns das Recht zur Kindschaft Gottes gegeben hat, zu seinem einigen Sohn, und uns die Augen fehlen, und wenn das Wort, das aus Gottes Geist geboren ist, uns erreicht und wir kein hörendes Ohr haben. Wenn ich in mir selbst versinke, dann sterben mein Auge und mein Ohr ab, und wie vieles zieht mich in mich selbst hinein, so dass nichts mehr für mich Bedeutung behält als meine eigenen Zustände. Ich soll freilich auch mich selber kennen und das, was in mir hörbar wird, vernehmen. Gott hat aber sein Werk in die Welt hineingestellt und von oben her tritt unser Herr zu uns heran und von außen kommt das Wort zu mir, das mir seinen Willen sagt. Dazu sind mir das Auge und das Ohr gegeben als die offenen Pforten nicht nur für das, was von unten, sondern auch für das, was von oben kommt, und wenn ich sie so habe, dass sie ihr Geschäft besorgen und das zu mir leiten, was Gott uns gab, dann bringen sie mir die Seligkeit.

Es ist Dein Gericht, heiliger Gott, wenn unser Auge stirbt, und deine strafende Hand macht, dass unsere Ohren verriegelt werden. Deine Gnade aber macht das Auge offen und das Ohr wach. Wecke mir das Ohr, dass ich Deinen Ruf höre, und gib mir die erleuchteten Augen, dass ich Dein Heil schaue. Amen.


Autor: Hermann Bezzel (*18.05.1861; † 08.06.1917) deutscher lutherischer Theologe
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Selig sind eure Ohren, dass sie hören.

Höre das Wort ganz! Nicht bloß, dass du mit jenem Verächter und Spötter sprichst: „Es fehlte nicht viel, dass du mich überredetest, dass ich ein Christ würde“, sondern dass du sprichst: „Dein ganzes Wort soll mich erfüllen!“ Nicht dass du dir vom Worte ausliesest, was dir gefällt, sondern dass du die ganze Fülle des Wortes ganz in dein Herz nimmst . . . Wem das Wort Gottes ein Genuss ist, dass er dies Wort Gottes in sein Leben aufnahm, dem wird es bald unleidlich werden; denn es ist so tief, dass man es nicht genießen kann, so ernst, dass man es nicht genießen darf. Er steht selbst, der uns straft, hinter dem Wort; und was mir Genuss schien, das wird nun zur bestimmenden Frage meines Lebens. höre ganz, auch wenn es in deinem Munde bitter scheint, dass es süßer wird denn Honig! Auch wenn ich dir ein ehernes „du sollst“ zurufe, dass es ein seliges „ich will“ wird.