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Predigten zu Matthäus 26,15

"und sprach: Was wollt ihr mir geben, und ich werde ihn euch überliefern? Sie aber stellten ihm dreißig Silberlinge fest."

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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"Was wollt ihr mir geben, wenn ich ihn euch verrate?"

Judas wartete nicht, bis der Teufel zu ihm kam, sondern er ging dem Teufel nach. Er suchte die Hohenpriester auf und fragte: "Was wollt ihr mir geben?"

Einer der alten Theologen hat einmal gesagt: "Dies ist nicht die Weise, wie die Leute gewöhnlich handeln; sie nennen ihren Preis."

Der Herr des Lebens und der Herrlichkeit wird zu des Käufers eigenem Preis verkauft.

Was konnten sie ihm geben? Was brauchte Judas? Er brauchte nicht Nahrung und Kleidung; er hatte es so gut wie sein Meister und die übrigen Jünger. Er hatte alles, was er brauchte, und doch fragte er: "Was wollt ihr mir geben?"

Ach, der Glaube mancher Leute ist auf diese eine Frage gegründet. Sie gehen zur Kirche, wenn dort irgendwelche Almosen verteilt werden. Aber wenn irgendwo anders mehr zu erhalten wäre, würden sie dorthin gehen.

Einige von diesen Leuten sind nicht einmal so weise, wie Judas es war. Ich kenne Männer, die den Herrn für fünf Mark verkaufen würden. Es gibt sogar Bekenner, die ihn für das kleinste Silberstück, das bei uns im Umlauf ist, verraten würden. Sie sind versucht, den Herrn zu verleugnen, auch wenn der Gewinn noch so gering ist.

Diese Versuchung tritt an jeden von uns heran, leugnet es nicht! Wir lieben es alle, etwas zu gewinnen. Die Neigung dazu liegt in jedem Menschen; aber wenn sie die Treue gegen unseren Meister gefährdet, müssen wir sie überwinden oder zugrunde gehen. Es gibt immer wieder Gelegenheiten, bei denen es heißt: Gott oder Gewinn, Christus oder dreissig Silberstücke.

Ich bitte euch, verlasst nicht euren Meister, auch wenn die Welt ihr Bestes bietet, wenn sie Vorteile auf Vorteile häuft und Ruhm, Ehre und Achtung hinzufügt.


Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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Dreierlei Eingang in die Festzeit

Wir wollen drei verschiedene Jünger bei dem Eintritt in die Leidenszeit Jesu beobachten; denn alle drei haben ihre Nachfolger auch in unseren Tagen.

1. Wie Judas in die Passionszeit hineinging

"Was wollt ihr mir geben? Ich will ihn euch verraten"

Die Gestalt des Judas Ischarioth erfüllt uns mit einem Grauen. In die heilige Leidenszeit Jesu trat er hinein mit dem einzigen Gedanken: "Wie kann ich für mich einen äußeren Profit herausschlagen?" Ein Ziel, ein Wunsch beherrschte ihn: das war Geld und Gewinn. Er hat die Wunder Jesu miterlebt. Er ist bei der Auferstehung des Lazarus dabeigewesen. Er hat die himmlischen Kräfte zu spüren bekommen, die sich in Jesu Wirksamkeit offenbarten. Aber er blieb am Gelde hängen und kam nicht von ihm los.

Diesem Jünger gleichen Tausende in der Christenheit. Der äußere Gewinn hat sie dermassen geblendet, dass sie auch in die heiligsten Stunden hineingehen mit dem Trachten nach Besitzvermehrung und Geldgewinn. Gott bewahre uns davor, dass wir in ihren Reihen erfunden werden!

siehe auch:
2. Wie Petrus in die Passionszeit hineinging -> Mt. 26, 35
3. Wie Thomas in die Passionszeit hinein ging -> Joh. 11, 16


Autor: Ludwig Hofacker (* 15.04.1798; † 18.11.1828) deutscher evangelischer Pfarrer
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So weit hatte es also der Feind mit ihm gebracht. Ei! - ruft da der Herr im Propheten aus - »eine treffliche Summe, deren ich wert geachtet bin von ihnen« (Sach 11,13). Dreißig Silberlinge! Man sollte es nicht glauben. Wie leicht müßte es dem Judas geworden sein, sich auf eine andere, ehrliche Weise diese Summe zu verschaffen, wenn er so große Lust zu diesem Geld gehabt hat. Aber der Teufel hatte seine Augen verblendet, daß er sonst nichts mehr dachte, nichts mehr sah. So geht es, wenn man einer einzi- gen Leidenschaft Raum gibt und auf die Stimme des Herrn nicht merkt. Da kann es geschehen, daß man nicht um Silberlinge, sondern um ein paar Kreuzer, um ein gutes oder schlechtes Wort Christum verrät und seine Liebe mit dem schändlichen Undank ihm vergilt. O, wie nötig ist es, daß wir uns an den Heiland anschließen, wie Johannes an seine Brust uns hinlegen, uns von ihm unseres Herzens Tiefen aufdecken und vor dem Argen bewahren lassen! Wie sehr haben wir zu wachen, wenn wir nicht durch die Macht der Finsternis gefällt werden wollen! Jeder Mensch hat seine Lieblingsneigung, seine Lieblingssünde. Bei Judas war es der Geiz, bei andern ist's eine andere Leidenschaft. An dieser Lieblingsleidenschaft greift uns der Teufel besonders gern an, durch diese sucht er uns am liebsten zu fällen, weil wir hier am schwächsten sind. Solange wir uns nun vom Herrn diese Schoßsünden nicht aufdecken lassen und ernstlich bemüht sind, dieselben abzulegen durch seine Kraft, so lange können wir zwar vielleicht den Herrn suchen, aber wir suchen ihn nicht recht, sondern mit Heuchelei, und es kann zu einem erschrecklich tiefen Fall bei uns kommen wie bei Judas. Und wenn es auch nicht zu solch einem offenbaren Fall kommt, so wird unser ganzes Leben den Heiland verraten und verleugnen, weil es vielleicht christlich aussieht, aber doch kein Leben in ihm ist, weil wir noch insgeheim der Sünde dienen. Jesu, du kennst die Gefahren. Würdest du mich nicht bewahren, o, wo kam ich endlich hin! Denn der Feind hat tausend Tücke, daß ich alle Augenblicke nicht vor ihm gesichert bin.

O, man kann sich schnell verlieren. Doch du lassest dir entführen nichts, was dir gegeben ist. Hast du in der Welt gebeten, wirst du uns auch jetzt vertreten, der du in dem Himmel bist.