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Predigten zu Psalm 139,1

"{Dem Vorsänger. Von David, ein Psalm.} der HERR! du hast mich erforscht und erkannt."

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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Wenn jemand etwas erforscht, weist das auf ein gewisses Maß an Unwissenheit hin, die man durch Beobachtung beseitigen möchte. Das gilt natürlich nicht für den Herrn. Der Psalmist will uns sagen, dass der Herr uns so genau kennt, als habe Er uns gründlich durchforscht und in die heimlichsten Ecken unseres Seins geschaut. Diese unfehlbare Kenntnis hat immer bestanden: »Du hast mich erforscht«, und sie besteht auch heute noch, weil Gott nicht vergessen kann, was Er einmal wusste. Es gab nie eine Zeit, in der wir Gott unbekannt waren, und es wird auch nie einen Augenblick geben, in dem wir nicht unter Seiner Beobachtung stehen. Seht her, wie der Psalmist diese Lehre auf sich persönlich anwendet. Er sagt nicht: »Gott, Du weißt alles«, sondern: »Du hast mich erkannt.« Es ist stets weise, eine Wahrheit auf uns selbst anzuwenden. Wie wundersam ist doch der Unterschied zwischen dem Beobachter und dem Beobachteten! Der HERR und ich! Doch diese innige Verbindung besteht, und darin liegt unsere Hoffnung. Der Leser sollte einen Augenblick still sitzen und sich die beiden Pole dieser Aussage vor Augen führen – der Herr und der arme winzige Mensch –, dann hat er viel zu bewundern und zu bestaunen.

Ich werde beobachtet, wenn ich still liege, und man sieht mich, wenn ich aufstehe. Meine gewöhnlichsten und zufälligsten Handlungen, meine nötigsten und unerlässlichsten Bewegungen werden von Dir bemerkt, und Du kennst die innersten Gedanken, die das alles steuern. Obwohl meine Gedanken den Blicken verborgen sind und ich mir auch selbst ihre Gestalt nicht vorstellen kann, so nimmst Du sie doch wahr und verstehst sie und ihre Ursprünge, ihre Ziele und Ergebnisse. Mein Wandeln und mein Liegen, mein Laufen und mein Ausruhen sind ebenfalls in Deinem Blickfeld. Du bist um mich wie die Luft, die alles Lebende umgibt. Ich bin von den Mauern Deines Seins umgeben; ich bin völlig von Deinem Wissen umschlossen. Wachend oder schlafend bin ich stets unter Deinen Augen. Du bist mit allem vertraut, was ich tue, nichts ist vor Dir verborgen, noch überrascht es Dich, auch missverstehst Du nichts. Unsere Wege mögen gewohnt oder zufällig, öffentlich oder geheim sein, doch der Höchste ist mit ihnen vertraut. Das sollte uns mit Schrecken und Ehrfurcht erfüllen, damit wir nicht sündigen, aber auch mit Mut, damit wir uns nicht fürchten, und mit Freude, damit wir nicht murren.

Können wir uns je Seine Macht, Seine Weisheit und Seine Heiligkeit vorstellen? Unser Verstand verfügt über keine Maßstäbe, den Unendlichen zu messen. Geraten wir dadurch in Zweifel? Nein, vielmehr glauben wir und beten Ihn an. Es wundert uns nicht, wenn der Verstand des Höchsten alles weit überragt, was unser Verstand je zu erfassen vermag. Im Gegenteil: Es muss so sein, weil wir nur arme, beschränkte Wesen sind. Auch wenn wir uns auf die Zehenspitzen stellen, reichen wir nicht bis an die unterste Stufe des Throns des Ewigen.


Autor: Martin Luther (* 10.11.1483; † 18.02.1546) theologischer Urheber der Reformation
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Ein tief greifendes Gebet

Die sieben Bitten des Vaterunsers können auch sieben Belehrungen und Ermahnungen genannt werden, wie der Bischof und Märtyrer Cyprian17 schreibt. Sie sind nichts anderes als sieben Beschreibungen unseres Elends und unserer Bedürftigkeit, durch die der Mensch – zur Selbsterkenntnis geführt – erkennen mag, wie gefährlich und verdrießlich das Leben ist, das wir hier auf Erden erleiden. Dies Leben ohne Gott ist nichts anderes als eine Lästerung des Namens Gottes, ein Ungehorsam gegen Gottes Willen, ein Verwerfen von Gottes Reich, ein Land, das nach Brot hungert, ein sündiges Treiben und eine gefährliche Reise voll von Bosheit und Unheil, wie Christus uns selbst in diesem Gebet lehrt. Es ist ein unsagbar tiefes Gebet, wenn es mit dem Herzen gebetet wird.