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Predigten zu Psalm 51,9

"Verbirg dein Angesicht vor meinen Sünden, und tilge alle meine Ungerechtigkeiten!"

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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Die Heilige Schrift enthält wohl kaum noch einen weiteren Vers, der so voll Glauben ist wie der neunte Vers dieses Psalms. In Anbetracht der Schwere der Sünde und des tiefen Empfindens des Psalmisten von der Schlechtigkeit seiner Tat ist es ein herrlicher Glaube, der in dem Blut ausreichende, ja, allgenugsame Kraft erblickt, diese Sünde völlig hinwegzutun. Blicken wir auch auf das tiefe, uns angeborene Verderben, das David sah und in sich selbst erlebte, ist es ein Wunder des Glaubens, dass er sich der Hoffnung erfreuen konnte, sein Inneres werde völlig gereinigt. Doch muss hinzugefügt werden, dass dieser Glaube nicht weiter geht, als das Wort Gottes uns verspricht, als wozu uns das Blut der Versöhnung ermuntert und Gottes Verheißung es verdient. Ach, möchten doch einige Leser Mut schöpfen und jetzt, in diesem Augenblick, während sie unter der Sünde seufzen, dem Herrn die Ehre geben, indem sie sich so vertrauensvoll auf Ihn verlassen wie David hier, und zwar auf das vollbrachte Opfer von Golgatha und auf die dort offenbarte ewige Barmherzigkeit Gottes.

David war tief beschämt, wenn er auf seine Sünde blickte, und keine ablenkenden Gedanken konnten sie aus der Erinnerung vertreiben; aber er bat den Herrn, das mit der Sünde zu tun, was er selbst nicht tun konnte. – Wenn Gott Sein Angesicht nicht vor unseren Sünden verbirgt, müsste Er es für ewig vor uns verbergen; und wenn Er unsere Sünden nicht austilgt, müsste Er unsere Namen aus Seinem Buch des Lebens löschen. Im neunten Vers bittet er um Reinigung; im zwölften ersucht er Gott um ein Herz, das zu dieser Reinheit passt; aber er sagt nicht: »Mache mein altes Herz rein!« Er hat zu deutlich erfah- ren, wie hoffnungslos es um die alte Natur steht. Lieber sollte der alte Mensch wie etwas Totes begraben werden, damit eine neue Schöpfung seine Stelle einnehmen kann. Außer Gott kann niemand weder ein neues Herz noch eine neue Erde schaffen. Die Errettung ist ein staunenswerter Erweis alles überragender Kraft; das Werk in uns wie für uns kann nur die Allmacht vollbringen. Unsere Neigungen müssen zuerst zurechtgebracht werden, sonst geht alles bei uns in die Irre. Das Herz ist das Ruder der Seele, und wenn der Herr es nicht in die Hand nimmt, steuern wir in eine falsche, verderbliche Richtung. O Herr, der Du mich einst gemacht hast, lass es Dir gefallen, mich neu zu machen, erneuere mich bis in die verborgensten Winkel!

Im Bewusstsein und im Gedenken an seinen kürzlich geschehenen so tiefen Fall bittet David, von einer Macht aufrechterhalten zu werden, die größer ist als seine eigene. Dieser königliche Geist Gottes, dessen Heiligkeit Seine wahre Größe ausmacht, ist in der Lage, uns als Könige und Priester wandeln zu lassen in aller Rechtschaffenheit und Heiligkeit. Und Er wird es tun, wenn wir Seine gnädige Unterstützung suchen. Solch ein Einfluss wird uns nicht versklaven, sondern uns unabhängig machen; denn Heiligkeit ist Freiheit, und der Heilige Geist ist ein freier Geist. Die Bitten um Freude und Unterstützung passen gut zusammen; denn mit der Freude ist es völlig vorbei, wenn der Fuß strauchelt. Und andererseits ist die Freude etwas sehr Unterstützendes und eine große Hilfe zur Heiligung. Allerdings: Der freie, edle, Gott ergebene Geist ist die Grundlage von beidem.


Autor: Martin Luther (* 10.11.1483; † 18.02.1546) theologischer Urheber der Reformation
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Weißer als Schnee

»Entsündige mich mit Ysop.« Hier beschreibt David mit einem Bild aus dem Tempeldienst, was er zuvor sinngemäß gesagt hatte: »Mose und die Priester hatten das Volk mit in Bocksblut getauchten Ysopzweigen49 besprengt. Dadurch galten sie als rein. Das ist nur ein äußerliches Bild, aber nicht die Wahrheit, die dadurch angedeutet wird und die Du, o Gott, eigentlich meinst und lieb hast. Es ist auch nicht das Innere Deiner Weisheit, die Du mir offenbart hast. Darum besprenge Du mich mit dem wahren Blut Jesu Christi, denn davon werde ich in Wahrheit und gründlich von innen her rein, ohne alle meine Werke und Kräfte.« »Wasche mich, dass ich schneeweiß werde.« Damit sagt David: »Das äußerliche Waschen von Händen und Füßen nach dem Gesetz macht mich nicht rein. Vielmehr verführt es mit seinem äußerlichen Schein alle, die nicht wissen, was das wirklich bedeutet und was die wahre Weisheit ist. So bringen das äußerliche Besprengen mit Ysop und das Waschen mit Wasser keinen Nutzen für die innere Reinigung und Besprengung. Beides sind nur Bilder und Zeichen wie alle anderen äußerlichen Formen und Handlungen. Damit wird nur immer angedeutet, dass gleichzeitig Gott unser Inwendiges durch die Gnade des Heiligen Geistes besprengen, waschen, umgestalten, trösten und heilen muss.