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Predigten zu Galater 2,20

"ich bin mit Christo gekreuzigt, und nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir; was ich aber jetzt lebe im Fleische, lebe ich durch Glauben, durch den an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat."

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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"Was ich jetzt lebe im Fleisch, das lebe ich im Glauben des Sohnes Gottes."

Als der Herr in seiner Barmherzigkeit vorüberging, und uns liegen sah in unserem Blut, da sprach Er vor allem: "Lebe;" und das tat Er zuerst, weil im Geistlichen das Leben eines der unerlässlichsten und ersten Erfordernisse ist; und bevor es uns verliehen ist, sind wir untüchtig, teilzuhaben an den Gütern des Königreichs. Das Leben aber, das die Gnade den Heiligen in dem Augenblick schenkt, wo sie zu einem neuen Dasein erweckt werden, ist kein andres als das Leben Christi, welches uns aus Ihm zuströmt wie der Saft des Stammes den Zweigen, und unsre Seele in eine lebendige Verbindung und Wechselwirkung mit Jesu bringt. Der Glaube ist die Gnade, welche diese Vereinigung bewirkt, denn sie ist von ihm ausgegangen als seine Erstlingsfrucht. Er ist der Hals, welcher den Leib der Gemeinde mit ihrem herrlich strahlenden Haupte verbindet. "O, mein Erbarmer, Du mein Ruhm, Den Erd' und Himmel ehret: Bekehre mich, Dein Eigentum, So werd' ich recht bekehret! Ja, nimm Dich meiner herzlich an, Denn Du bist's nur, der helfen kann! Dann ist mir recht geholfen." Der Glaube hält fest am Herrn Jesu mit inniger und unerschrockener Liebe. Er kennt seine Würde und seinen Wert, seine Vortrefflichkeit und seine Herrlichkeit, und keine Versuchung vermag ihn dahin zu bringen, dass er sein Vertrauen auf etwas andres setze; und der Herr Jesus findet so großes Gefallen an dieser himmelentstammten Gnade, dass Er nimmer aufhört, dieselbe zu stärken und zu erhalten mit der liebenden Umarmung und der allgenugsamen Kraft seiner ewigen Arme. Darum ist hier eine lebendige, fühlbare und wonnevolle Vereinigung, welche Ströme der Liebe, des Vertrauens, der Teilnahme, der Gütigkeit und der Freude spendet, aus denen beide, der Bräutigam und die Braut, so gern trinken. Wenn die Seele sichtbar diese Übereinstimmung mit Christo an sich wahrnimmt, dann schlägt derselbe Puls in beider Herzen, und ein Blut strömt durch beider Adern. Dann ist das Herz dem Himmel so nahe, als es nur je auf Erden sein kann, und ist zubereitet zum Genuss der erhabensten und geistigsten Liebesgemeinschaft.


Autor: Carl Eichhorn (* 11.07.1810; † 08.02.1890) deutscher lutherischer Pastor
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Das neue Leben: Christus in uns

"Nicht ich lebe, sondern Christus lebt in mir."

Das Leben hat für Paulus erst begonnen, als er Christum fand. Vorher hat es den Namen "Leben" nicht verdient. Wir leben erst, wenn Christus unseres Lebens Kraft und Mittelpunkt wird. Das Leben eines unbekehrten Menschen bewegt sich in der Welt und um das eigene Ich. Seine Quellen sind unten, seine Ziele irdisch. Wenn er sein Leben nicht geniessen kann, hat es überhaupt keinen Wert für ihn. Er wirft es weg. Sein Leben geht auf im Jagen nach Besitz. Verliert er sein Geld und Gut, dann hat das Leben für ihn keinen Reiz. Sein Leben dreht sich um Ehre und Ansehen vor dem Menschen. Die Ehre verloren heißt für ihn alles verloren. Oft macht man gar dem Leben ein Ende. - Wo deine ganze Liebe, wo dein Trachten, Denken und Sorgen hingeht, woran du mit allen Fasern hängst, das ist dein Leben. Daher auch die Redensart: Für mein Leben gern tue ich dies oder das.

Der Glaube bringt in eine innerste Verbindung mit Christus. Der Glaubende wird in Christus eingepflanzt und mit ihm verbunden. Er hat Anteil an Jesu Tod und Auferstehung. Das Ich, das bisher auf dem Thron sass, ist mitgekreuzigt und mitgestorben. Christus lebt und herrscht nun im Herzen des Begnadigten. An Stelle des alten Menschen hat Christus die Herrschaft. Der Wiedergeborene lebt den Herrn Jesus Christus aus. Er lebt nicht mehr sich, sondern Christus. An Stelle der Eigenliebe und Selbstsucht tritt die Liebe, die nicht nimmt, sondern gibt; die nicht herrscht, sondern dient; die nicht geniesst, sondern verzichtet. Für Gotteskinder ist Christus ihr Leben: Streich ihn aus, entferne ihn aus ihrem Leben, so hat es für sie keine Bedeutung mehr. Sie möchten keine Stunde weiterleben. Ihr Lebensnerv wäre durchschnitten. Doch wer will ihn mir nehmen, wenn ich ihn nicht durch eigene Schuld verliere? Auch der Tod raubt ihn mir nicht. Im Gegenteil, er bringt mich näher zu ihm. Ist Jesus schon deines Lebens Leben geworden? Nur durch Verlieren des alten, unbrauchbaren Lebens gewinnst du in ihm das wahre Leben. Nur wer sein Leben verliert, wird es erhalten. Wer sein irdisch-weltliches Leben festhalten will, kommt darum. Für ihn bedeutet Tod nur Verlust. Er bringt ihn um alles. Geben wir doch unser altes, sündliches Leben in den Tod! Dahin gehört es. Es taugt nichts. Dann werden wir in Jesu eine neue Existenz gewinnen, ein Leben finden, das nicht mit der Zeit zerrinnt und immer ärmer, hinfälliger wird, sondern ein Leben, das immer reicher wird, immer kraftvoller, je mehr Christus in uns wächst. Es geht nicht unter mit dem Sterben. Seine Schwingen werden erst ganz frei und mächtig, wenn zuletzt auch der neue Leib dazu kommt. So geht es, wo Christus ist, von Leben zu Leben.


Autor: Watchman Nee (* 04.11.1903; † 30.05.1972) chinesischer Prediger
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"Ich bin mit Christus gekreuzigt."

Was bedeutet es für mich, dieses "Gekreuzigt" -Sein? Ich glaube, es lässt sich am besten zusammenfassen in den Worten, mit denen die Volksmenge auf die Frage des Pilatus antwortete: "Hinweg mit ihm!" Gott lässt nicht zu, dass dies eine blosse Theorie für uns bleibt. Für mich, muss ich gestehen, war es viele Jahre leider reine Theorie. Zwar predigte ich das Kreuz in jenem Sinn, aber persönlich erfahren hatte ich es nicht - bis ich dann eines Tages schlagartig sah, dass ich selbst es war, Nec To-sheng, der dort mit Christus gestorben war. "Hinweg mit ihm!" hatten sie gesagt und damit unbewusst das Urteil Gottes über mich selbst ausgesprochen. Und dieses Todesurteil über mich war an ihm, an Christus, vollstreckt worden. Diese plötzliche Entdeckung erschütterte mich fast genauso heftig wie früher die erste Erkenntnis meiner Errettung. Sieben ganze Monate fühlte ich mich so gedemütigt, dass ich keine einzige Predigt mehr halten konnte, während vorher das Predigen eine verzehrende Leidenschaft bei mir gewesen war.


Autor: Samuel Keller (* 15.03.1856; † 14.11.1924) deutscher protestantischer Theologe und Schriftsteller

"... sondern Christus lebt in mir ..."

Heute las ich ein Wort, bei dem ich stutzte: "Das Eine in allen Menschen, was sich ohne ihn nicht ändert, ist die Leidenschaft des eigenen Wollens, ist diese innere Gewalt, gegen die selbst die Stimme des Gewissens vergebens ruft." Bei etwas Nachdenken muss man dem Wort zustimmen. Das eigene Wollen ist eine Grundgewalt, gegen die das Gewissen wohl ein Zeugnis ablegt, aber gegen die es nichts ausrichtet. Wohl kann es einen solchen Menschen heimlich unglücklich machen, weil es ihm nicht erlaubt, diesen klaffenden Widerspruch zu vertuschen - der Riss zwischen sittlicher Überzeugung und wirklichem Leben bleibt! - aber den Willen entwaffnen, umbiegen kann das schreiende Gewissen nicht. Aber Jesus kann das! Sobald er in uns zu Worte kommt und sein Leben in unserem Leben Platz ergreift, erfährt der Wille selbst seine Umgestaltung: er kann auf nichts Christusfeindliches mehr gerichtet sein. Er wird vielmehr Christus ähnlich, auf Ziele und Wege besonnen sein, die Christus entsprechen. Das Leben des Ich wird von diesem neuen Willen bestimmt und geregelt.

Dass du in mir lebst, Herr Jesu, glaube ich. Aber ich bitte dich, beweise dein Regiment, dass es an den Tag komme, dass ich nichts mehr wollen und ersehnen kann, was zu dir nicht stimmt. Setze du dein Leben in meinem Leben spürbar durch zu deiner Ehre. Nimm mich, ich hin dem'. Amen.


Autor: William MacDonald (* 07.01.1917; † 25.12.2007) US-amerikanischer Prediger der Brüdergemeinden
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"Ich bin mit Christo gekreuzigt."

Als der Herr Jesus am Kreuz starb, starb Er nicht nur als mein Stellvertreter, Er starb auch als meine Verkörperung. Er starb nicht nur für mich, sondern auch als meine Person. Als Er starb, bin in einem sehr realen Sinn auch ich gestorben. Alles, was ich als Sohn Adams war, mein ganzes altes, böses, nicht wiedergeborenes Ich wurde an das Kreuz genagelt. Nach Gottes Gedanken hat damit meine Geschichte als Mensch im Fleisch ein Ende gefunden.

Aber das ist noch nicht alles! Als unser Heiland begraben wurde, wurde auch ich begraben. Ich bin einsgemacht mit Christus in Seinem Begräbnis. Das bedeutet das Wegtun des alten Ich aus Gottes Augen für immer und ewig.

Und als der Herr Jesus von den Toten auferstand, bin auch ich auferstanden. Aber hier ändert sich das Bild. Nicht derjenige, der begraben wurde, ist auferstanden, nicht das alte Ich. Nein, es ist der neue Mensch - Christus lebend in mir. Ich bin mit Christus auferstanden, um in Neuheit des Lebens zu wandeln.

Gott sieht dies alles als vollendete Tatsachen an - was meine Stellung betrifft. Jetzt möchte Er, dass es in der Praxis meines Lebens Wirklichkeit wird. Er will, dass ich erkenne und als Tatsache anerkenne, dass ich durch diesen Kreislauf von Tod, Begräbnis und Auferstehung gegangen bin. Aber wie kann ich das verwirklichen?

Wenn die Versuchung auf mich eindringt, sollte ich darauf genauso antworten, wie ein Leichnam auf eine Herausforderung zum Bösen reagiert: Keine Reaktion! Ich muss praktisch sagen: "Ich bin der Sünde gestorben. Du bist nicht mehr meine Herrin. Was dich betrifft, bin ich tot." Tag für Tag sollte ich es als Tatsache anerkennen, dass mein altes, verdorbenes Ich im Grab Jesu sein Ende fand. Das bedeutet, dass ich mit ihm nicht ständig in nabelschauerischer Weise beschäftigt bin. Ich erwarte überhaupt nichts Gutes mehr von ihm und bin auch von seiner absoluten Verderbtheit nicht mehr enttäuscht.

Schließlich werde ich andererseits jeden Augenblick leben als jemand, der mit Christus zu neuem Leben auferstanden ist - neuen Zielen, neuen Wünschen, neuen Motiven, neuer Freiheit und neuer Kraft. Georg Müller erzählt, wie ihm diese Wahrheit der Einsmachung mit Christus zum ersten Mal klar wurde:

"Es gab einen Tag, an dem ich starb. Für Georg Müller starb, seinen Meinungen, seinen Vorlieben, seinen Neigungen und seinem Willen; der Welt starb, ihrem Beifall und ihrer Verachtung, ja auch dem Lob oder Tadel meiner Brüder und Freunde, und seither habe ich nur nach einem gestrebt: mich selbst ,Gott bewährt darzustellen'."


Autor: Martin Luther (* 10.11.1483; † 18.02.1546) theologischer Urheber der Reformation
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Christus allein

Lieber Herr Christus, ich kenne keinen Menschen, der aus sich heilig ist. Ich bin ein armer Sünder und habe den Tod verdient, aber ich halte mich, wenn es um Tod und Sünde geht, an Dich und will von Dir nicht weichen. Ich habe Dich, lieber Herr Christus, ergriffen. Du bist mein Leben, und es ist des Vaters Wille, dass alle, die sich an Dich halten, das ewige Leben haben und von den Toten auferweckt werden sollen. Inzwischen gehe es mir, wie es will. Auch wenn ich enthauptet oder verbrannt werde, so kann ich doch nicht anders leben, weil sonst nichts standhalten wird. Der Glaube an Dich muss es tun.


Autor: Hermann Friedrich Kohlbrügge (* 15.08.1803; † 05.03.1875) niederländischer reformierter Theologe

Das menschliche Ich mit seinen gott- und gesetzwidrigen Gedanken, Überlegungen und Handlungen ist für den Menschen wie ein Glied an seinem Leibe, etwa wie ein schöner Zahn. Droht dem Gliede Gefahr, so wird man alles aufbieten, um diese Gefahr von ihm zu entfernen, auf dass man das Glied nach seinem Willen gebrauchen könne. Aber wenn man den Tod in solchem Gliede gewahr wird, und für die übrigen Glieder die Gefahr des Todes samt den unleidlichen Schmerzen nur durch die Beseitigung des angesteckten Gliedes abgewandt werden kann, so ruft man nach dem Arzt, lässt sich dieses kranke Glied durch ihn wegnehmen und ehrt ihn obendrein nach seinem Vermögen. Und das weiß man wohl: mit diesem vom Leibe getrennten Gliede lässt sich nichts mehr machen; man kann nichts mehr damit ausrichten; es ist wirklich zu nichts mehr nütze.

Nicht anders ist es mit unserm durch die Sünde verdorbenen Ich. Das Gesetz hat den Tod in diesem Ich an uns gezeigt. Mit dem Gesetze haben die Auserwählten es versucht, den Tod aus dem Ich zu entfernen. Sie haben in ihrem Wahn, es würde helfen, die Mittel und Arznei, ja das tiefere und tiefere Einschneiden seitens des Gesetzes gewollt; das Gesetz vermochte nicht anders als zu dem im Tode liegenden Ich zu sagen: Tue das. Das Ich warf sich auf das: Tue das, die Qual wurde qualvoller, der Krebs fraß mehr und mehr um sich, und das Ich hauchte vor Schmerz unter des Gesetzes Hand sein Leben aus. So geht es im geistlichen Leben zu.

Dem Teufel ich gefangen lag,
im Tod war ich verloren,
mein Sünd mich quälte Nacht und Tag,
darin ich war geboren;
ich fiel auch immer tiefer drein,
es war kein Guts am Leben mein,
die Sünd hat mich besessen.


Autor: Hermann Friedrich Kohlbrügge (* 15.08.1803; † 05.03.1875) niederländischer reformierter Theologe

"Ich lebe aber“, spricht der Gläubige. Ich lebe vor dem Angesicht Gottes, ich lebe vor seinem Richterstuhl in seiner Gnade; ich lebe in seiner Huld, in seinem Licht, in seiner Liebe; ich bin vollkommen erlöst von allen meinen Sünden; es steht in dem Schuldbuch nichts mehr offen oder unbezahlt. Das Gesetz fordert nichts mehr von mir, es treibt mich nicht mehr, es verdammt mich nicht mehr. Ich bin gerecht vor meinem Gott, wie er gerecht ist; heilig und vollkommen, wie mein Gott heilig ist, wie mein Vater im Himmel vollkommen ist. Das ganze Wohlgefallen Gottes umfasst mich; es ist mein Grund, worauf ich stehe, mein Obdach, darunter ich geborgen bin. Die ganze Seligkeit Gottes, alle seine Ruhe hebt und trägt mich; darin atme ich auf und ich befinde mich darin ewig wohl. Sünde habe ich nicht mehr und tue ich nicht mehr; ich weiß mit gutem Gewissen, dass ich in Gottes Wegen bin und seinen Willen tue, ja, dass ich ganz nach seinem Willen bin, – ich gehe oder stehe, ich sitze oder liege, ich wache oder schlafe. Auch was ich denke oder rede, ist nach seinem Willen. Wo ich mich befinde, es sei draußen oder daheim, es ist nach seinem gnädigen Willen. Ich bin ihm angenehm, es sei, dass ich wirke oder ruhe. Meine Schuld ist auf ewig ausgetilgt, und neue Schulden, die nicht sollten ausgetilgt sein, kann ich nicht mehr machen. Ich bin wohlverwahrt in seiner Gnade und kann nicht mehr sündigen. Kein Tod kann mich mehr töten, ich lebe ewig, wie alle Engel Gottes. Auf mich zürnen oder mich schelten wird mein Gott nicht mehr; ich bin für immer erlöst von dem zukünftigen Zorn. Der Arge wird mich nicht mehr antasten, die Welt bekommt mich nie mehr in ihre Stricke. Wer will uns scheiden von der Liebe Gottes? So Gott für uns ist, wer mag wider uns sein?

Wer bin ich, wenn es mich betrifft?
Ein Abgrund voller Sündengift.
Wer bin ich, Lamm, in deiner Pracht?
Ein Mensch, der Engel weichen macht,
so weiß, so rein, so schön, so auserwählt,
dass mir's an Worten zur Beschreibung fehlt.


Autor: Hermann Friedrich Kohlbrügge (* 15.08.1803; † 05.03.1875) niederländischer reformierter Theologe

Dass also der Gläubige, obschon tot an sich, lebt, und zwar Gotte lebt, das ist Christus in ihm. dass er tatkräftig ist zu allem guten Werk, es ausrichtet und darin nicht zu Schanden wird; dass er würdiglich dem Willen Gottes handelt und wandelt, dass er Ruhe gefunden und wahrhaftigen Frieden hat, dass er das Geschöpf seines selbsterdachten Trostes, eigener Hilfe und eigenen Schutzes entbehren kann, das ist Christus in ihm. Christus in ihm, – so ist er Gott angenehm, so ist er vor Gott gerecht, und er weiß es, dass er gerecht ist. So ist er heilig und gerecht, nicht nach der Heiligung des Fleisches. Gerechtigkeit ist der Gläubige, Heiligung ist er und Erlösung (1. Kor. 1,30), denn Christus ist hier. Christus ist in ihm; daher keine Schuld in ihm und keine Sünde. Christus ist in ihm; daher die geistliche Weisheit, das geistliche Verständnis, das wahrhaftige Gottvertrauen. Christus ist in ihm; daher Christi Sinn, daher die königliche Gesinnung, das königliche Herz, die königlichen Sitten, die königliche Liebe, das fürstliche Schalten und Walten. Christus lebt in ihm; daher der Glaube, wie er so unermüdet durch die Liebe tätig ist, daher die Geduld, daher die untrügliche Hoffnung ewiger Herrlichkeit, daher die Festigkeit und Gewissheit, man lobe oder strafe, man warte es ab oder man gehe voran, man wirke oder ruhe, man rede oder schweige; denn man gehört sich selbst nicht mehr an, Christus alles und in allen, bezeugt darum der Apostel Kol. 3,11; und wiederum: Ich dürfte nicht etwas reden, wo dasselbe Christus nicht durch mich wirkte. Römer 15,18.

Leb in mir als Prophete
und leit mich in dein Licht;
als Priester mich vertrete,
mein Tun und Lassen richt;
um deinen ganzen Willen
als König zu erfüllen,
leb, Christie, leb in mir.


Autor: Dora Rappard (* 01.09.1842; † 10.10.1923) Schweizer Missionarin und evangelische Kirchenlieddichterin

"Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir."

In der Stille des inneren Heiligtums geschieht der grundlegende Akt, von dem unser gestriges Wort redete. Der Mensch muss allein sein mit seinem Gott, wenn er sich in den Abgrund der Barmherzigkeit versenkt. Aber was in der Verborgenheit geboren wird, muss sich offenbaren im Licht, und da tritt uns gleich wieder einer jener "Gegensätze" vor Augen. Nicht ich lebe, sondern Christus lebt in mir. Ja, das neue Leben bedeutet nichts weniger, als den Tod des alten. Die eigenen Triebe können und dürfen nicht mehr herrschen in einem Herzen, das durch Gottes Barmherzigkeit selig geworden ist. Zwischen dem alten und dem neuen Leben steht das Kreuz Jesu Christi, der mich geliebt und sich selbst für mich gegeben hat. In alle Ewigkeit soll es gelten: nicht ich, sondern Christus.

Dass das praktische Ausleben dieser Wahrheit nicht mit einem Schlag vollendet ist, weiss jeder ernste Christ. Immer wieder und in immer neuen Formen will das Ichleben hervorspriessen. Aber es hilft sehr zum Sieg, einmal vor Gottes Angesicht mit voller Entschlossenheit die Stellung eingenommen zu haben: Ich willige von ganzem Herzen ein in das Durchgestrichensein meines Lebens, damit Du, o Jesus, lebst in mir.

Herr, der Du das heilige Wollen in mir gewirkt hast, ganz Dein zu sein und ganz für Dich zu leben, schenke mir auch das Vollbringen, ausGnaden!


Autor: Aiden Wilson Tozer (* 21.04.1897; † 12.05.1963) US-amerikanischer evangelischer Pastor und Autor (besser bekannt als A. W. Tozer)
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Die Wahrheit muss unser tägliches Leben beeinflussen

»Wir haben es herrlich weit gebracht«, sagte ein berühmter Engländer gereizt, »wenn der Religion erlaubt wird, sich in die privaten Angelegenheiten einzumischen!« Dem möchten wir entgegnen, dass wir sehr weit heruntergekommen sind, wenn ein intelligenter Mensch, der in einem protestantischen Land lebt, eine solche Bemerkung macht. Hat dieser Mensch nie das Neue Testament gelesen? Hat er niemals von Stephanus oder von Paulus oder Petrus gehört? Hat er sich nie Gedanken gemacht über die Millionen, die Christus freudig bis zu ihrem gewaltsamen Tod folgten – sei er plötzlich oder nach langem Leiden über sie gekommen –, weil sie sehr wohl der Religion erlaubten, sich in ihr privates Leben einzumischen? Aber wir müssen diesen Mann seinem Gewissen und seinem Richter überlassen und in unsere eigenen Herzen blicken. Es kann sein, dass er nur offen sagte, was wir heimlich denken. Nun, wie radikal hat sich unsere Religion auf das selbstgefällige Muster unseres Lebens ausgewirkt? Vielleicht wäre als Erstes diese Frage zu klären! Unser Bild vom Christentum ist das eines Menschen, der ein Kreuz trägt: »Wenn jemand mir nachfolgen will, der nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.« Der Mensch mit dem Kreuz hat nichts mehr über sein Schicksal zu entscheiden – darüber hatte er nichts mehr zu bestimmen, als er das Kreuz auf sich nahm. Das Kreuz hat seither alle seine Interessen auf sich gezogen, eine überwältigende Einmischung! Es gibt für ihn nur noch eins zu tun: Er muss zum Ort der Kreuzigung schreiten!


Autor: Aiden Wilson Tozer (* 21.04.1897; † 12.05.1963) US-amerikanischer evangelischer Pastor und Autor (besser bekannt als A. W. Tozer)
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Herrliche Widersprüche

Gott hat so viele herrliche Widersprüche im Leben und Handeln echter Christen geoffenbart, dass es ein kleines Wunder ist, dass die Welt über uns staunt. Ein Christ ist tot und lebt doch ewig. Er starb sich selbst und lebt doch in Christus.

Ein Christ rettet sein eigenes Leben, indem er es verliert, und er riskiert, es zu verlieren, wenn er es zu retten versucht. Es ist merkwürdig und doch wahr, dass ein Christ am stärksten ist, wenn er am schwächsten ist, und dass er am schwächsten ist, wenn er am stärksten ist. Wenn er auf seine Knie geht und meint, er sei schwach, dann ist er immer stark.

Ein Christ ist am wenigsten in Gefahr, wenn er sich fürchtet und Gott vertraut. Er ist in größter Gefahr, wenn er auf sich selbst vertraut. Er ist fast ohne Sünde, wenn er sich am sündigsten fühlt, und er ist am sündigsten, wenn er sich ohne Sünde wähnt. Ein Christ hat tatsächlich dann am meisten, wenn er das Meiste, was er besitzt, weggibt. Und bei diesem allem setzt ein Christ täglich nur das in die Praxis um, was Jesus Christus, sein Heiland und Herr, ihn gelehrt und mit eigenem Beispiel gezeigt hat!


Autor: Hugh E. Alexanders (* 1884; † 1957) englischer Evangelist, der Anfang des 20. Jahrhunderts in der französischen Schweiz wirkte

Er hat mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben – diese ganze, große Liebe ist für mich! Die Sonne bescheint die ganze Welt, ihre Strahlen dringen überall hin; und doch beleuchtet die ganze Fülle ihres Lichtes auch jede einzelne kleine Blume, die sich unter ihren Strahlen entfaltet. Ebenso ist es mit Gottes Liebe für mich. Das hatte der Apostel Paulus auf dem Weg nach Damaskus verstanden. Dort schrieb ihm der Herr die große Tatsache ins Herz, daß Gott wohl die Welt geliebt hat, daß diese Liebe sich aber auch ihm, Saulus von Tarsus, ganz schenkte.

Es wäre der Mühe wert, hier innezuhalten und sich still zu sammeln, bis der Heilige Geist uns überzeugte, daß wir Gegenstand dieser ganzen Liebe sind. Gottes Sohn hat sich ganz für uns hingegeben, für uns alle und für jedes einzelne Seiner Kinder besonders. Die Evangelien offenbaren Ihn uns als den Verworfenen, Verhaßten, Verachteten und Mißverstandenen. Aber trotz der eisigen Gleichgültigkeit der Menschen brannte das Feuer Seiner Liebe immer heller, bis Er sich auf Golgatha für uns hingab. Von dieser Liebe wollen wir uns erfassen und umwandeln lassen und bewußt als Besitzer dieses Schatzes leben.

Im Alten Bund war nur das Volk Israel Gegenstand der Fürsorge Gottes. Aber seitdem Sein Sohn sich selbst für uns hingegeben hat, ergießt sich die Fülle Seiner Liebe auf alle Menschen, die glauben. Von nun an können wir unmöglich nur uns selber leben, unmöglich unsere Mitmenschen vergessen; die «himmlische Erscheinung» umspannt die ganze Welt. Und da der Sohn Gottes uns geliebt und sich selbst für uns hingegeben hat, sind wir verantwortlich für das Heil oder das Verderben derer, die uns umgeben.

Gott schenke uns die Gnade, unseren Dienst in den Spuren zu tun, die der Apostel Paulus uns mit diesen Worten vorzeichnet! Er gebe uns Herzen, die so mit Seiner Liebe brennen, daß vor ihrer Wärme das Eis in den Herzen unserer Mitmenschen schmilzt. «Denn die Liebe des Christus drängt uns, da wir von diesem überzeugt sind: Wenn einer für alle gestorben ist, so sind sie alle gestorben, und er ist deshalb für alle gestorben, damit die, welche leben, nicht mehr für sich selbst leben, sondern für den, der für sie gestorben und auferstanden ist» (2. Korinther 5,14- 15).


Autor: Hugh E. Alexanders (* 1884; † 1957) englischer Evangelist, der Anfang des 20. Jahrhunderts in der französischen Schweiz wirkte

Christus starb für den Sünder, um ihn zu retten. Aber der Brief an die Galater sagt uns, daß auch das Eigenleben dieses geretteten, gerechtfertigten Sünders am Kreuz sterben muß. Das Kreuz wird sozusagen von Golgatha ins Leben des Glaubenden verpflanzt, und um diese Tatsache spielen sich fast alle Kämpfe im Leben des Kindes Gottes ab. Niemand wird gezwungen, die Vergebung aufgrund des Kreuzes anzunehmen. Wer sie aber ablehnt, bleibt unter Gottes Zorn und ist vor keinem Sturz sicher.

Ebenso wird auch der Christ nicht gezwungen, sich mit Christus kreuzigen zu lassen. Wenn er aber das Kreuz umgeht, ist er allen Verführungen, Täuschungen und Übeln ausgesetzt, die im Schoß der Christenheit auftauchen.

Das Eigenleben ist nirgends so stark, so täuschend und so gefährlich wie in heiligen Dingen. Es kann Christus dienen, es kann sich einen Anschein von Treue geben, großen Eifer und viele Fähigkeiten vorweisen. Aber der natürliche Mensch ist Gottes Feind. Wenn das Eigenleben Gott dient, verführt es sich selbst und andere. Es bietet dem Feind ständig ein Operationsgebiet. Viele Christen schaden dem Werk Gottes, ja, sie behindern und sabotieren es, weil sie ihr Eigenleben bewahren wollen.

Ist es da erstaunlich, daß der Teufel alles tut, was er kann, um den Christen zu hindern, das Kreuz Christi in seinem Leben zu erfahren? Darf man sich wundern, daß das Eigenleben des Christen alles tut, um dem Kreuz zu entgehen und es durch eine Tätigkeit für Christus zu ersetzen? Der große Apostel nennt der Gemeinde Jesu Christi die einzige Bedingung für den Dienst, das einzige Geheimnis wahrer, göttlicher Kraft: «Ich bin mit Christus gekreuzigt; und nun lebe ich, aber nicht mehr ich selbst, sondern Christus lebt in mir.» Wenn der Christ diese Bedingung annimmt, wandelt er in einem neuen Leben und kann Gott in einem neuen Geist dienen.


Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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Paulus hat beides von sich ausgesagt, dass er gestorben sei und dass er lebe. Gestorben ist er durch das Gesetz, an dem er sich versündigt hat, und durch das Kreuz Jesu, das Jesus für ihn, den Sünder, gelitten hat. Die richtende Macht des Gesetzes hat Paulus aber so erfahren, dass er dadurch zum leben kam. Den Grund seines Lebens findet er darin, dass Christus lebt. Paulus leitet sein Leben nicht von dem ab, was er selber, der Tote, ist und tut. Er weiß aber, dass Christus nicht bloß für seine eigene Person zur Herrlichkeit des Lebens gelangt ist, sondern auch aus uns ein Geschöpf zum Zeugnis seines Lebens macht. Wie kann das sein, da Jesus bei Gott ist und Gottes Gestalt und Herrlichkeit hat, wir dagegen in der Natur stehen und die Gestalt haben, die die Natur uns gibt? Wir sind deshalb Fleisch, sterbendes Fleisch. Wie kann nun das Leben Jesu in mir wirksam sein? Freilich, sagt Paulus, lebe ich im Fleisch; aber das trennt mich von Christus nicht. Denn es gibt ein Band, das mich, der ich im Fleisch lebe, mit Jesus verbindet und sein leben in mir wirksam macht. Das ist der Glaube. Durch den Glauben weiß ich, trotz meiner irdischen Art, dass Er in mir lebt. Denn ich habe meinen Glauben von Ihm empfangen, und was von ihm kommt, ist Leben. Habe ich aber Grund für meinen Glauben? Der Glaube, sagt Paulus, hat seinen Grund in der Liebe Jesu, in der durch den Tod bewährten Liebe des Sohnes Gottes. Darauf lässt sich bauen mit festem Glauben, der sich auf Ihn verlässt. Das Leben Jesu, sagt Paulus, sehe ich freilich jetzt noch nicht; ich sehe aber seine Liebe; denn Er hat sich für mich dahingegeben, und darum glaube ich.

Heiliger Gott! Was Du in mir tötest, das muss sterben, weil es mir das Leben nimmt. Du gibst unser menschliches Wesen in den Tod, weil Du uns das Leben bereitet hast. An Dir, Herr Christus, sehe ich, wie aus dem Tod das Leben wird; ich sehe es nicht an mir selbst. Du aber ziehst uns empor zu Dir, hebst uns über alles hinauf, was wir in uns selber finden, und sagst zu uns: seht mich an, glaubt mir; ich bin der für euch Gestorbene und für euch Lebendige. Darum darf ich bitten: Gib mir Teil an Deines Todes Kraft und an Deines Lebens Macht. Amen.