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Predigten zu Jesaja 53,6

"Wir alle irrten umher wie Schafe, wir wandten uns ein jeder auf seinen Weg; und der HERR hat ihn treffen lassen unser aller Ungerechtigkeit. -"

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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"Wir gingen alle in der Irre wie Schafe; ein jeglicher sah auf seinen Weg; aber der Herr warf unser aller Sünde auf Ihn."

Hier liegt uns ein Sündenbekenntnis vor, das alle auserwählten Kinder Gottes angeht. Sie sind alle gefallen, und darum sprechen sie alle mit einhelligem Munde, vom Ersten an, der in den Himmel aufgenommen ward, bis zum Letzten, der hineinkommt: "Wir gingen alle in der Irre wie Schafe." Wie hier das Bekenntnis eine allen gemeinsame Schuld ausdrückt, so bezieht es sich in den folgenden Worten auf die einzelnen besonders: "Ein jeglicher sah auf seinen Weg." Es fällt jedem einzelnen unter uns eine besondere Sündhaftigkeit zur Last: Alle sind mit Sünden beladen, aber jeder einzelne mit irgend einer eigentümlichen Ungerechtigkeit, die in seinen Mitbrüdern nicht gefunden wird. Es ist ein Zeichen echter Reue, wenn sie sich zwar mit andren demütig derselben Schuld und Strafe wert erkennt, zugleich aber die besondere Verschuldung eigner Wege sich zur Last legt. "Ein jeglicher sah auf seinen Weg," ist ein Bekenntnis, dass ein jeglicher gegen die ihm geschenkte Erleuchtung gesündigt habe, oder gesündigt habe unter erschwerenden Umständen, die er bei andren nicht wahrnimmt. Ein solches Bekenntnis ist aufrichtig; es entschlägt sich allen Anspruchs auf eigne Gerechtigkeit. Es ist das Zeugnis eines Menschen, der sich seiner Schuld völlig bewusst ist, einer besonders schweren Schuld, einer Schuld ohne alle Milderungsgründe; die Waffen seiner Empörung liegen zerbrochen vor seinen Füßen, und er ruft aus: "Wir gingen alle in der Irre wie Schafe, ein jeglicher sah auf seinen Weg." Dennoch vernehmen wir kein trostloses Trauern bei diesem Sündenbekenntnis; denn es bricht in den folgenden Worten beinahe in einen Jubelgesang aus: "Aber der Herr warf unser aller Sünde auf Ihn." Es ist das gewichtigste der drei Worte, aber voll überströmenden Trostgefühls. Wie herrlich ist es, dass, wo die Sünde so überaus mächtig geworden ist, da ist die Gnade noch mächtiger geworden; dass da, wo die Sünde den höchsten Gipfel erreicht, die müde Seele Ruhe findet. Der zerschlagene Heiland heilt die zerschlagenen Herzen. Siehe, wie die demütigste Reue Raum gibt der gewissesten Zuversicht durch den Aufblick zu Christo, dem Gekreuzigten!


Autor: Carl Eichhorn (* 11.07.1810; † 08.02.1890) deutscher lutherischer Pastor
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"Verloren in der Irre Wir gingen alle in der Irre wie Schafe. Ein jeglicher sah auf seinen Weg."

"Wir gingen alle in der Irre." Das ist eine Beichte, von der sich keiner ausnehmen kann. Alle ohne Ausnahme sind wir den verkehrten Weg gegangen. Es brauchen nicht gerade besonders schwere Verfehlungen vorzuliegen. Die Selbstsucht, die in uns allen steckt, ist Verirrung genug. "Ein jeglicher sah auf seinen Weg."

Von Natur sucht eben jeder das Seine. Er denkt im Grunde nur an sich. Er folgt den Gedanken und Plänen des eigenen Herzens und ist auf seinen Vorteil in erster Linie bedacht. Auch die ordentlichsten und bravsten Menschen, sobald ihnen die Augen aufgehen, müssen bekennen, dass sie die finsteren Wege der Selbstsucht gingen. Wir leben von Natur uns selbst und dem engen Kreis unserer Familie. Ein jeder eilt nur auf sein Haus zu (Hagg. 1, 9). Wir haben ein flehendes Auge für unser Fleisch und Blut. Die anderen Menschen sind für uns nicht da, oder wir betrachten sie nur mit den Augen der Selbstsucht. Der Apostel Paulus nennt dies ein "Kennen nach dem Fleisch". Wir fragen uns nicht, was wir etwa unseren Mitmenschen sein könnten, sondern was wir von ihnen haben und geniessen möchten. Entspricht jemand unseren natürlichen Neigungen, so treten wir ihm näher. Tritt er uns unangenehm entgegen, so halten wir uns fern von ihm. Weil wir so ganz von unserem eigenen Selbst besessen sind, so leiden wir an chronisch entzündeter Eigenliebe. Wir sind sehr reizbar und gleich verstimmt, wenn jemand unserem Ich irgendwie zu nahe tritt. Die Selbstsucht ist mit unserem Wesen ganz verwachsen. Wir sind von ihr so durchseucht, dass es rein unmöglich ist, diesem Übel zu entrinnen. So wenig sich der Mensch am eigenen Schopf emporziehen kann, so wenig kann er seiner Selbstsucht ledig werden.

Von der Selbstliebe befreit uns nur die Liebe zu Gott und unserem Heiland. Nur wenn wir uns an ihn verlieren, kommen wir von unserem eigenen Selbst los. Die Selbstsucht deckt sich so ganz mit unserem Naturleben, dass nur ein Sterben uns von ihr erlösen kann. Wir müssten uns beständig selbst abtöten - eine qualvolle und aussichtslose Sache! Nun aber zieht uns der Herr Jesus in sein Sterben und in sein Leben hinein, wenn wir uns ihm ausliefern. Er tritt an die Stelle unseres eigenen Ichs. Wir finden uns in ihm neu wieder. Dann laufen wir nicht mehr in der Irre umher, sondern wir gehen seine Wege. Wir leben ihm, der für uns gestorben und auferstanden ist. Wir stehen unter dem Trieb und Drang der Liebe zu ihm. Wir sehen in jedem Menschen eine Seele, für die der Heiland sein Blut vergossen hat. Wir fühlen uns allen Menschen verpflichtet, sie zu retten und ihnen zu dienen. Ach, dass sich auch bei jedem unter uns das Wort erfüllte: "Ihr waret einst irrende Schafe. Aber ihr seid nun bekehrt zu dem Hirten und Bischof eurer Seelen"!


Autor: Carl Olof Rosenius (* 03.02.1816; † 24.02.1868) schwedischer Laienprediger und Initiator einer neuevangelischen schwedischen Erweckungsbewegung

"Wir gingen alle in der Irre wie Schafe - ein jeglicher sah auf seinen Weg - aber der Herr warf unser aller Sünde auf Ihn."

Was hier gemeint wird und um was es sich eigentlich handelt, worin wir also in der Irre gingen und alle auf unseren Weg sahen, merken wir aus dem, was Gott tat, um diesem Irregehen abzuhelfen, nämlich: "Aber der Herr warf unser aller Sünde auf Ihn." Wir merken, dass es sich um die Sünde und unsere Errettung, dass es sich um den Weg zum Himmel handelt. Bedenke, was der Geist des Herrn hier als unseren Hauptirrtum in dieser Sache darstellt, nämlich: "Ein jeglicher sah auf seinen Weg". Der eine denkt: "Wenn ich nur recht ernst in meiner Gottesfurcht sein und Gott recht fürchten und lieben könnte, dann würde ich auf Gnade hoffen." Aber das ist "in der Irre gehen", sagt hier der Prophet. Das genügt nicht, denn du bist zu sehr verdorben, du bist ganz und gar verloren mit allem, was du tust. Der andere denkt: "Wenn ich meine Sünde nur recht bitter fühlen und bereuen, recht ernstlich gegen dieselbe wachen und streiten könnte, dann würde ich auf Gnade hoffen." Auch das ist "in der Irre gehen", sagt der Prophet. Was du auch tust, es ist alles vergebens. Willst du aber wissen, was da gilt, so höre: "Der Herr warf unser aller Sünde auf Ihn". Nur dieses gilt!

Der Herr sah mit Barmherzigkeit auf unser jämmerliches Streben im Schlamm der Sünde, Er erbarmte sich und gab uns einen Mann, der unser aller Sünde tragen sollte: "Ihn, der von keiner Sünde wusste, hat Er für uns zur Sünde gemacht". Alle Sünden der ganzen Welt wurden durch das große Zurechnungsgesetz auf einen anderen Mann "geworfen". Der Herr entschied, dass unser aller Sünde die Seine sein sollte, so dass Er sie bezahlen und für sie büssen sollte. Unsere Sünden sind also nicht mehr die unsrigen, sondern Seine. Damit wir dessen desto sicherer wären, sagt der Prophet, dass nicht wir unsere Sünden auf Ihn legten, sondern der Herr, der Herr warf sie auf Ihn. Es ist und bleibt also das ureigene Werk des Herrn und Sein Wohlgefallen, und Er wird ganz gewiss das meinen und damit zufrieden sein, was Er selbst getan hat! Deshalb sagt der Apostel Johannes: "Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt!" d. h., das Lamm, das Gott zu unserer Versöhnung bestimmt hat, das einzige, was Er für unsere Sünden haben will. Deshalb spricht auch Jesus: "Darum liebt Mein Vater Mich, weil ich Mein Leben lasse." Was kann dann sicherer sein? Gott muss ja mit Seinem eigenen Willen zufrieden sein.

Beachte dies, du arme sündige und bedrückte Seele! Es ist das eigene Werk Gottes, das dich errettet, es ist der Vater selbst, der diese Versöhnung gab. Was wäre das für ein Gott, der dich wegen deiner Sünde anklagen wollte? Denn Gott im Himmel, der dein Herr ist, und vor dem du dich so sehr fürchtest, hat zur Hilfe gegen alle Drohungen des Gesetzes deine Sünden nicht auf dich, sondern auf Christus gelegt. Sollte darum nun nicht der an dieser Versöhnung teilhaben, der ein böses Gewissen hat, wer sollte es dann wohl? Denn eine Versöhnung kann ja nicht für Gerechte, sondern nur für Strafwürdige gegeben sein. O, die ewige, unbegreifliche Liebe! Sünder, die ein böses Gewissen haben, dürfen jetzt Frieden haben! Dank und Preis, o Gott!

Kannst du nun das glauben, was die Hauptlehre des ganzen Wortes Gottes ist, dann versuche doch einmal abzuwägen, wieviel du dieser Versöhnung gegenüber wiegst, wieviel all dein erschreckliches Verderben, deine Bosheit und Stumpfheit gegen den Tod des eigenen Sohnes Gottes wiegen! Merkst du nicht, dass alle Menschen dem Sohn Gottes gegenüber ein Nichts sind? Da aber der Herr sich mit einem guten Hirten verglichen und gesagt hat, Er lasse Sein Leben für die Schafe, so lass dich durch dies Bild zur Besinnung leiten. Stelle dir vor, dass ein Schaf moralische Schuld haben könnte und durch seine Bosheit sich ein Todesurteil zugezogen hätte, dass aber dieses Schaf einen so besonders zärtlichen Hirten hätte, der sein Leben für das arme Schaf lassen wollte - bedenke, ein Mensch gäbe sein Leben zur Versöhnung eines Schafes - , meinst du nicht, dass dies eine überaus teure Versöhnung für ein Schaf wäre? - Aber ist dann nicht der Tod des Sohnes Gottes für die Menschen eine ebenso große, ja, eine unermesslich grössere Versöhnung für uns? Meinst du nicht, dass du in der unermesslichen Grösse dieser Versöhnung verschwindest, ja, dass alle deine Sünden, so schwer sie an und für sich auch sein mögen, hier doch zu nichts zerrinnen? Gerade dies war ja die Absicht und der Wille des Vaters, dass unsere Sünden so zu nichts würden, "auf dass wir Frieden hätten". Kannst du so einzig und allein in Christus deinen Frieden haben, dann hast du Ihn recht verstanden, dann hast du das ewige Leben ergriffen, und gegen deine vielen Gebrechen wird dieser gute Hirte dann schon Rat wissen. Er ist derjenige, der sie auch heilen wird. Er will für Sein Schaf alles tun. Es soll nur auf die Hirtenstimme hören. Höret drum, dann wird eure Seele leben! - Gott stärke uns den Glauben!

O Lamm Gottes, unschuldig Am Stamm des Kreuzes geschlachtet, Allzeit erfunden geduldig, Wiewohl Du warest verachtet; All Sünd hast du getragen, Sonst müssten wir verzagen. Gib uns Dein'n Frieden, O Jesu, o Jesu!


Autor: Dora Rappard (* 01.09.1842; † 10.10.1923) Schweizer Missionarin und evangelische Kirchenlieddichterin

"Wir gingen alle in der Irre wie Schafe; ein jeglicher sah auf seinen Weg; aber der Herr warf unser aller Sünde auf ihn."

Hier ist eines der Felsenworte, auf denen das Gebäude unseres Glaubens ruht. Wenn der Herr selbst meine Sünden auf das Lamm geworfen hat, dann habe ich sie nicht mehr zu tragen. Dann hat er sie genommen und versenkt in die Tiefe des Meeres. Meine Schuld ist auf dem Wege des Rechts geordnet, und ich bin frei.

Der Herr warf unser aller Sünde auf ihn. So sagt auch der Heiland selbst, dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben (Joh. 3, 16).

Gottlob! Ich bin auch unter allen, Die er im Sohn geliebt hat!

Aber im ersten Teil unseres Textwortes finden wir auch ein 'alle', und die beiden Teile des Spruches gehören zusammen. Wir gingen allein der Irre wie Schafe. Ein jeglicher sah auf seinen Weg. Es ist ein demütiges Bekenntnis, aber wie wahr! Und die Schafe, die durch des Hirten Treue aus der Irre heimgekommen sind, sehen es am tiefsten ein, wie verloren sie waren, und wie groß die Gnade ist, die sie gefunden hat. Darum möchten sie es ihren Mitmenschen so freudig sagen: allesind verloren; aber allen gilt auch die Erlösung.

Herr, mein Erbarmer, auf Dir ruht meine Seele, nicht auf meiner Würdigkeit, nicht auf meinem Gefühl, nicht einmal auf meinem Glauben, sondern ganz allein auf Dir, dem untrüglichen Gott!


Autor: Ludwig Hofacker (* 15.04.1798; † 18.11.1828) deutscher evangelischer Pfarrer
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Eine Hauptursache unserer Undankbarkeit gegen Gott ist wohl die natürliche Blindheit und der Unglaube unseres Herzens, mit andern Worten, unsere Entfremdung von Gott. Über die größten Wunder Gottes tappen wir in unserer Blindheit hinüber und sehen sie nicht einmal. Da geht man durch diese Welt hindurch fast wie ein Tier; man wird geboren; man lebt, man ißt und trinkt, arbeitet und ruht, schläft und wacht; was einem in den Weg kommt, das betrachtet man; was Genießbares begegnet, das genießt man; hat man Leiden und Schmerzen, so klagt, murrt, weint man; kurz, der Blick bleibt an dem Sichtbaren, Fühlbaren, Hörbaren, Schmeckbaren hängen, und weiter hinaus denkt man selten; von wem das alles komme, was man sieht, genießt, worüber man klagt, von wem man in diese Umstände hineingesetzt sei, in welchen man lebt, was Gott für Absichten darunter habe usw., das wird kein Gegenstand des Nachdenkens, und so findet man in seinem täglichen Leben Gott nimmermehr und kann ihm natürlich auch nicht danken. Wenn bei einer solchen Gemütsverfassung auch hin und wieder ein Lichtblick durch die Seele fährt und das Herz die Hand Gottes in dieser oder jener Sache deutlicher als sonst ahnet, so sind das vorübergehende Gedanken; die Richtung des Geistes aufs Sichtbare, der irdische Umhieb, die Menge der irdischen Gedankenbilder, die die Seele rastlos durchjagen, - dies verschlingt wie ein Strudel alles höhere Gefühl sogleich, man verdeckt den Schöpfer, den Geber, den Urheber wieder vor den Augen des Geistes. Wenig sind zu diesen Zeiten, welche dich von Herzensgrund lieben, suchen und begehren; drum nimmst du der Kinder Mund, dir ein Lob drin zu bereiten, deinen Namen auszubreiten.

Wie vergißt der große Haufe gegen dich die Liebespflicht! Und wie siehet man viel tausend fallen bei dem hellen Licht! Ach, wie sicher schläft der Sünder! Doch es machen deine Kinder. Herr, mein ewig guter Herrscher! Ich will treulich lieben dich. Denn ich weiß, du treuer Vater, daß du herzlich liebest mich. Zieh mich kräftig von der Erden, daß mein Herz mög himmlisch werden!


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Im 5. Kapitel der Offenbarung wird uns die vollendete Gemeinde gezeigt. Mit „großer Stimme" betet die Gemeinde das „erwürgte Lamm" an. Mit dieser vollendeten Gemeinde versammelt sich die „streitende Kirche" um das „Lamm Gottes, das der Welt Sünde trägt" zur Anbetung. Sie sagen: Es ist wahr: Wir gingen alle in der Irre wie Schafe. Herr, wir sahen auf unseren Weg. Wir waren blind und wussten nicht, dass unser Weg ein Weg in ewiges Verderben ist. Ja, Herr, wir waren trotzig und bestanden auf unserm Weg. Und wir häuften Schuld auf Schuld auf diesem bösen Weg.

O Herr – wo ist nun unsere Schuld? Du hast sie fortgetragen. Du wirfst alle unsre Sünden hinter dich zurück. Du hast uns herausgerettet aus Irre und Verlorensein. Du hast unsere Füße auf den Weg des Heils gestellt. Du hast die verschmachtende Seele zurückgeholt. Du hast uns den Kelch des Heils gereicht. Und warum, Herr? Warum? Dein barmherziges Herz trieb dich. „Erbarmung ist's und weiter nichts."

Nun danken wir dir. Nun wollen wir, dein mit Blut erkauftes Volk, dich rühmen. Wir wollen dich preisen in Ewigkeit. Ja, Herr, in der Ewigkeit wollen wir dich besser preisen. Amen.


Autor: Elias Schrenk (* 19.09.1831; † 21.10.1913) deutscher Theologe und Erweckungsprediger des Pietismus

Wir gingen alle in der Irre, wie Schafe sein jeglicher sah auf seinen Weg; aber der Herr warf unser aller Sünde auf ihn.

Schafe gehen in der Irre, wenn sie sich von ihrem Hirten und von der Herde entfernen. Auch gläubige Christen können sich verirren; wenn sie aber aufrichtig sind, so kann ihr Irregehen nicht lange dauern, weil sie keine innere Ruhe dabei haben, und ohne diese halten sie es nicht aus. Zuweilen kann man meinen, man müsste sich von der Herde entfernen, um desto treuer bei dem Hirten bleiben zu können. Ja, je nachdem eine Herde ist, mag man sie verlassen müssen; man sehe aber wohl zu, dass man eine Herde nicht aus Hochmut, Eigensinn und Lieblosigkeit verlässt. Der kranke Zustand einer Herde ist noch kein Grund, sie zu verlassen; im Gegenteil muss man sich dann fragen, was man tun könne, um ihr aufzuhelfen. Tatsache ist, dass der Herr das Irregehen daran erkennt, wenn man statt auf den Hirten und die Herde auf seinen eigenen Weg sieht. Dem Hirten nachfolgen ist gleichbedeutend mit dem Verlassen aller eigenen Wege. Eigene Wege sind Wege der Selbstsucht, der eigenen Lust und der Zuchtlosigkeit. Diese haben in der Nachfolge des guten Hirten keinen Platz. Zugehörigkeit zur Herde verlangt auch Selbstverleugnung; die Schafe müssen sich ineinander schicken, einander Raum und Weide gönnen. Letzteres hat man nicht nötig, wenn man Einspänner wird und die Herde verlässt; aber man bedenke, dass man dann völlig schutzlos und dem Feinde preisgegeben ist. Ach, wie viele gehen in der Irre, nach rechts und nach links! Und allen muss man zurufen: Kehre zurück. Freiheit ist eine schöne Sache, wenn sie rechter Art ist; Freiheit ohne Jesu ist im besten Falle glänzendes Elend und zuletzt nacktes Elend. Du auf eigenen Wegen müde gewordenes Herz! Der Hirte ruft dich, der deine Verirrungen getragen hat. Willst du nicht sprechen: ich will mich nicht mehr selber führen, du sollst als Hirte mich regieren. Ich gehe mit Dir aus und ein? Tue es, und du hast Vergebung und volle Genüge.

Treuer Hirte! Hüte mich nach rechts und links! Führe mich, versorge mich! Sammle Deine Herde, und lass uns bald schauen eine Herde unter einem Hirten. Amen


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Der HErr warf unser aller Sünde auf Ihn

Der HErr hat es getan, eben weil Er der HErr ist; und Er nahm unser aller Sünden auf sich. Es ist, als ob viele Flüsse ihre schwarzen Wasser in einen schäumenden Mael – Strom ergossen hätten, der das Herz des sterbenden Heilandes erfüllte. Wohl mag der Apostel Petrus dies Ereignis in jenem unerreichbar schönen, in seiner Größe und Einfachheit überwältigenden Satz wiederholen: „Welcher unsere Sünden selbst hinaufgetragen hat an seinem Leibe auf das Holz.“

Zweimal kommt das Wort alle in unserem heutigen Bibelspruch vor. „Wir gingen allein der Irre. “ Wir gingen nicht alle in der gleichen Richtung, nicht alle gleich weit; aber wir haben uns alle von der Hürde entfernt. Man sagt, dass Schafe sich ungeheuer leicht verirren, und kein Tier ist schutz- und hilfloser, als ein Schaf, das seinen Weg verloren hat. Der Ochse kennet seinen Herrn, und der Esel die Krippe seines Herrn; ein Hund oder eine Katze findet den Weg nach Hause; aber das Schaf wandert weiter und weiter, bis es sich von Felsen rings umgeben sieht, oder dem Wolfe in die Klauen fällt, oder von Hunden zu Tode gehetzt wird. Das ist unser Bild. Atemlos, gejagt, todesmüde lagen wir da; aber Jesus hat uns gesucht und zur Hürde zurückgebracht; Er hat uns zu den Seinigen gezählt und uns bei Ihm ein Plätzchen bereitet. Wir sind umgekehrt zu dem Hirten und Bischof unserer Seelen.

Könnten wir jemals vergessen, wie viel es unseren Hirten gekostet hat, uns heimzuholen? Siehst du nicht die Wunden in seinen Händen und Füßen? Weißt du nicht, dass sein Herz gemartert ward und brach unter der Last unserer Sünden? – „Unser eigener Weg “ , darin liegt der Fluch unseres Lebens und der Todesschmerz unsers Hirten. O dass er uns auf ewig vermacht wäre, und der HErr uns auf seinem, auf dem rechten Wege führen könnte, um seines Namens willen!