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Predigten zu Philipper 3,13

"Brüder, ich halte mich selbst nicht dafür, es ergriffen zu haben;"

Autor: John F. MacArthur (* 19.06.1939) US-amerikanischer Pastor, Prediger, Theologe und Autor
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KONZENTRIERE DICH

Ein Läufer muss während des Wettlaufs seinen Blick auf das Ziel richten. Konzentriert er sich auf seine eigenen Füße, wird er stürzen. Er darf sich aber auch durch die anderen Läufer nicht ablenken lassen. Wichtig ist, dass er das Ziel im Auge behält.

Paulus’ bemerkenswerte Haltung hat zwei Ursprünge. Erstens hat er sich dafür entschieden, „zu vergessen, was dahinten ist.“ Das umfasst sowohl die guten als auch die schlechten Dinge. Das bedeutet, dass wir weder unseren glorreichen Taten und Errungenschaften nachtrauern noch die in der Vergangenheit begangenen Sünden und Fehler immer wieder aufwärmen. Unglücklicherweise lassen sich viele Christen von ihrer Vergangenheit so gefangen nehmen und ablenken, dass sie es komplett verpassen, in der Gegenwart voranzugehen.

Anstatt sich auf das Vergangene zu konzentrieren, hatte Paulus seinen Blick auf die Zukunft gerichtet. „Sich ausstrecken“ beschreibt einen Läufer, der sich mit letzter Anstrengung über die Ziellinie wirft. Um erfolgreich zu sein, muss er jegliche Ablenkung eliminieren und sich ganz auf das Ziel konzentrieren. Wie steht es um deine Konzentration, wenn es darum geht, Christus ähnlicher zu werden?


Autor: William MacDonald (* 07.01.1917; † 25.12.2007) US-amerikanischer Prediger der Brüdergemeinden
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"Brüder, ich denke von mir selbst nicht, es ergriffen zu haben."

Der Apostel Paulus war nicht der Meinung, dass er schon am Ziel angekommen wäre, und das sollten wir von uns auch nicht meinen. Wir alle haben es nötig, an uns zu arbeiten. Liu Shao-chi hat gesagt: "Die Menschen sollten sich immer als Wesen betrachten, die es nötig haben, verändert zu werden, und die auch anders werden können. Sie sollten sich nicht für unveränderlich, vollkommen, heilig und unverbesserlich halten... Sonst können sie keinerlei Fortschritte machen." Das Schwierige daran ist nur, dass wir uns meistens gegen Veränderungen in uns selbst energisch sträuben. Wir sind stets darum bemüht, dass sich die anderen ändern. Ihre persönlichen Eigenheiten ärgern uns, und wir wünschen, dass sie sich doch endlich ändern. Aber dabei vergessen wir, dass wir auch selbst unangenehme Eigenarten haben, sind vielleicht sogar stolz auf sie. Wir wollen jemand anderem den Splitter aus dem Auge ziehen und bewundern gleichzeitig den Balken in unserem eigenen Auge. Die Fehler und Schwächen anderer finden wir scheusslich, unsere eigenen dagegen geradezu liebenswert. Das eigentliche Problem liegt in unserem Willen begründet. Wir können uns wohl verändern, wenn wir es nur wollen. Wenn wir uns der Tatsache stellen, dass wir einige unliebsame Charakterzüge haben, dann haben wir schon einen Anfang gemacht auf dem Weg, ein besserer Mensch zu werden. Aber wie erfahren wir überhaupt, welche Veränderungen bei uns notwendig sind? Ein Weg besteht darin, dass wir uns durch das Wort Gottes einen Spiegel vorhalten lassen. Wenn wir es lesen und darüber nachdenken, sehen wir, wie wir eigentlich sein sollten, und wie weit wir von diesem Maßstab noch entfernt sind. Wenn die Bibel ein Verhalten verurteilt, dessen wir uns schuldig gemacht haben, dann sollten wir dieser Tatsache mutig ins Auge sehen und uns entschließen, etwas dagegen zu unternehmen. Ein anderer Weg, auf dem wir erfahren, in welcher Weise wir uns nicht so verhalten, wie Christus es gerne hätte, ist der, aufmerksam auf das zu hören, was unsere Verwandten und Freunde uns sagen. Manchmal geben sie uns nur sehr versteckte Hinweise sozusagen durch die Blume; manchmal sagen sie es uns auch sehr direkt auf den Kopf zu, und zwar mit der Wucht eines Schmiedehammers. Ob ihre Beobachtungen nun verschleiert oder überdeutlich geäußert werden, wir sollten jedenfalls auf den Inhalt achten und ihn dankbar zu Herzen nehmen. Es ist tatsächlich eine sehr gute Praxis, liebende, positive Kritik an Freunden zu äußern, und ein wahrer Freund wird sowohl die Kritik annehmen wie auch umgekehrt durch Korrektur helfen. Es ist traurig, wenn man daran denkt, dass es Leute gibt, die ihr ganzes Leben lang eine Plage für andere sind, in der Gemeinde, zu Hause und in der Gesellschaft allgemein, nur weil sich niemand bemüht hat, ihnen das in Liebe zu sagen, oder aber, weil sie nie bereit waren, sich zu ändern. Wenn wir uns die Zeit nehmen und die Mühe nicht scheuen, die Bereiche herauszufinden, wo wir bei anderen anecken, und wenn wir dann positive Schritte unternehmen, um ein solches Verhalten zu vermeiden, dann werden wir bestimmt zu Menschen, mit denen es sich besser leben lässt.


Autor: William MacDonald (* 07.01.1917; † 25.12.2007) US-amerikanischer Prediger der Brüdergemeinden
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"Ich vergesse, was dahinten ist."

Normalerweise nehmen wir an, wenn wir diese Worte lesen, dass Paulus hier von seinen früheren Sünden redet. Er wusste, dass diese Sünden nun vergeben waren, dass Gott sie hinter sich geworfen hatte und dass Er nie wieder an sie denken würde. Deshalb war Paulus entschlossen, sie auch zu vergessen und "auf das Ziel zu jagen, hin zu dem Kampfpreis der Berufung Gottes nach oben in Christus Jesus" (Philipper 3,14).

Ich glaube auch, dass das eine richtige Auslegung dieses Verses ist. Aber Paulus redet in diesem Abschnitt eigentlich nicht von seinen Sünden. Er denkt vielmehr über die Dinge nach, mit denen er sich eigentlich hätte brüsten können: über seine Abstammung, seine frühere Religiosität, seinen Eifer und seine anerkannte Rechtschaffenheit. Jetzt aber bedeuten ihm alle diese Dinge nichts mehr. Er ist entschlossen, sie zu vergessen.

Ich muss dabei an John Sung denken, den treuen chinesischen Evangelisten, der seine Ausbildung in den USA absolviert hatte. Als er wieder auf dem Rückweg nach China war, ereignete sich etwas Merkwürdiges. Leslie Lyall schreibt dazu: "Eines Tages, als das Schiff sich dem Ende seiner Reise näherte, ging John Sung hinunter in seine Kabine, nahm seine Zeugnisse aus dem Koffer, auch seine Ehrenurkunden und Bruderschaftsabzeichen und warf sie alle über Bord, außer seinem Doktordiplom, das er noch behielt, um seinem Vater eine Freude zu machen. Es wurde später gerahmt und in seinem Elternhaus aufgehängt. Pfarrer W.B. Cole entdeckte es dort etwa im Jahre 1938. Dr. Sung kam dazu, als Pfarrer Cole das Zeugnis gerade näher betrachtete, und er sagte nur: 'Solche Dinge sind sinnlos. Sie bedeuten mir nichts.'

'Es muss großen Verzicht geben, wenn es große christliche Laufbahnen geben soll!' Diese Worte von Dr. Denney sind möglicherweise im Gedanken an Dr. Sung geschrieben worden. Es ist wahrscheinlich das wichtigste Geheimnis in der Karriere von John Sung, dass einmal ein Tag kam, an dem er bewusst auf alles verzichtete, was diese Welt so hoch in Ehren hält."

Sieh hier bin ich, mein König, Ich weihe mich Dir. Nimm, gebrauche mich, Herr, Wo Du willst. Ach, ich weiss, nichts was Wert hat, Ist irgend an mir, Nichts, wenn Du mich nicht selber erfüllst. Mach, was klein Dir, mir klein, Was Dir groß ist, mir groß, Dass ich folge Dir, Jesus, allein.

Die Ehrenurkunden der Menschen sind vergängliche, leere Dinge. Sie werden für einen Moment heiss begehrt, und dann verstauben sie jahrzehntelang. Das Kreuz ist das einzige, womit wir uns rühmen können. Unser Ehrgeiz ist es, Jesus Christus zu gefallen, der für uns gestorben und wieder auferstanden ist. Es kommt allein darauf an, dass Er zu uns sagt: "Gut gemacht!" und dass unser Verhalten bei Gott Beifall findet. Wir sind bereit, auf alles andere zu verzichten, wenn wir diesen Preis gewinnen können.


Autor: Jakob Kroeker (* 1872; † 12.12.1948) wichtigster Vertreter des freikirchlichen russländischen Protestantismus
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"Brüder, ich halte mich selbst nicht dafür, dass ich es ergriffen hätte. Eins aber tue ich: Ich vergesse, was dahinten ist und strecke mich aus nach dem, was da vorn ist, und jage nach dem Ziel, dem Kampfpreis der himmlischen Berufung Gottes in Christo Jesu."

Paulus hat nicht vergessen, was rückwärts lag und dass er seinerzeit die Gemeinde Gottes verfolgte. Er hat nie jene Wunden vergessen, die ihm durch die Sünde geschlagen wurden. Er hat auch nie vergessen, dass er seinerzeit im Judentum als einer wandelte, der alle seine Gesinnungsgenossen zu übertreffen suchte. Als er aber erst im Glauben erfasste, dass durch das Kreuz von Golgatha diese ganze Vergangenheit zugedeckt und er durch das Kreuz von derselben gelöst worden sei, da kümmerte er sich nicht mehr um das hinter ihm Liegende. Er ließ sich durch das Rückwärtsliegende nicht aufhalten in seinem Lauf, damit er den Siegeslauf der oberen Berufung Gottes in Christo Jesu erlangen möchte. Nicht so Lots Frau. Sie zog auch aus, um das Zoar ihrer Rettung zu erreichen, aber ungelöst von Sodom. Da kam jener verhängnisvolle Augenblick, wo sie rückwärts schaute, und sie teilte das Gericht derer, die in Sodom zurückgeblieben waren.

"Um das Rückwärtsliegende", sagt Paulus, "kümmere ich mich nicht." Wie weit geht das nun? Denkt der Apostel bei diesem Ausdruck nur an sein Leben ohne Christus? Er denkt offenbar an beides. Einerseits bleibt er nicht stehen bei seiner Vergangenheit. Er gleicht nicht denen, die sich durch ihr verlorenes Leben und ihre Vergangenheit immer wieder innerlich aufhalten lassen. Es gibt manche Jünger Jesu, die allzu oft sozusagen an der Gruft ihres alten Lebens und ihrer Vergangenheit stehen bleiben. Gerade sie stehen so leicht in der Gefahr, dass sie sich mehr mit den Sünden der Vergangenheit als mit Dem beschäftigen, der groß genug war, eine verlorene Vergangenheit durch Gnade zuzudecken. Paulus sagt: "Ich kümmere mich nicht um das Rückwärtsliegende." Er hätte wohl Grund genug dazu gehabt. Aber wo es sich für ihn nun um den Siegespreis der oberen Berufung Gottes handelte, sagt er: "Ich kümmere mich nicht darum." Hat Gott unsere Vergangenheit ordnen können, so lasset uns nicht dauernd unsere Totengebeine ausgraben.

Paulus ließ sich aber auch nicht durch die bisher gemachten Glaubenserfahrungen aufhalten, die er als ein Mensch in Christo gemacht hatte. Dem Apostel war in seinem inneren Werdegang jede Glaubenserfahrung nur ein Durchgangspunkt zu Christo hin. Wie eine Tür in einem Saal nie Selbstzweck ist, sondern nur dem Durchgang in den Saal hinein dient, so ist ihm jede von ihm gemachte Glaubenserfahrung nur ein Durchgang zu Christus hin. Er blieb nicht beim Erlebten stehen. Alles bedeutete für ihn letzthin nur einen Knotenpunkt in seiner inneren Christusgemeinschaft.


Autor: Carl Olof Rosenius (* 03.02.1816; † 24.02.1868) schwedischer Laienprediger und Initiator einer neuevangelischen schwedischen Erweckungsbewegung

"Meine Brüder, ich schätze mich selbst noch nicht, dass Ich es ergriffen habe."

Hier sehen wir, was es heißt, dem inneren Menschen nach frisch und gesund zu sein. Der große Apostel Paulus sagt, dass er es noch nicht ergriffen habe. Was meint er damit? War er noch nicht zum Glauben, zur evangelischen Freiheit, zum Leben und zur Seligkeit in Christus gelangt? Wir wissen es. Er schrieb diese Epistel, als er das ganze Land bereits mit seiner Lehre erfüllt hatte.

Wir fragen: "Wie war es mit dem Apostel dem inneren Menschen nach bewandt? Oder redet er etwa in eines anderen Namen? Vielleicht drückt er aus, wie es einem Anfänger im Christentum ergeht, einem Menschen, der seines Gnadenstandes noch nicht gewiss ist, oder gar einem, der noch nicht durch die enge Pforte hindurchgedrungen ist?" Aber nicht also! In den Versen 1-14 dieses Kapitels hat er gerade seine eigene geistliche Geschichte beschrieben und sagt hier nun ausdrücklich: "Brüder, ich schätze mich selbst noch nicht, dass ich es ergriffen habe." Diese Worte redet also ein Mann, der nicht Anfänger im Christentum ist, sondern der auf einer solchen Höhe des christlichen Glaubenslebens steht, wie unter uns gewiss keiner. Es spricht sie derselbe Apostel, der sagen konnte: "Ich lebe aber, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir!", derselbe Glaubensheld, der triumphierend ausrufen konnte: "Wer will uns scheiden von der Liebe Christi!", der Heilige, in welchem Jesus wie in keinem anderen nach ihm Gestalt gewonnen hatte und der zur Ehre Gottes in Wahrheit ausrufen konnte: "Folgt mir, liebe Brüder, und seht auf die, die also wandeln, wie ihr uns habt zum Vorbild." Derselbe Mann bekennt hier frei und offen, dass auch er es noch nicht ganz ergriffen habe, ja, dass auch er noch nicht vollkommen sei.

Hier wird wohl mancher unter uns stutzen und sich wundern. Das dürft ihr auch mit Grund, doch tut es ohne Missverstand. Wenn Paulus hier von der Unvollkommenheit redet, dann spricht er nicht von dem, was er in Christus vor Gott ist. Wenn es sich darum handelt, führt er wahrlich eine andere Sprache. Dann heißt es: "Wer will beschuldigen? Wer will verdammen? Wir sind gerecht geworden durch den Glauben. Mit einem Opfer hat Er uns in Ewigkeit vollendet." Denn hier war Paulus "vollendet". Wenn er aber von Unvollkommenheit redet, dann spricht er von seinem Herzenszustand, von seiner inneren Stellung zum Herrn und von seinem Glaubensleben; im Blick darauf gesteht er, es noch nicht ergriffen zu haben, sich noch nicht am Ziel seines Strebens zu sehen, noch nicht das Licht zu haben, das er in dem Geheimnis der Versöhnung Christi begehrte, noch nicht die Festigkeit im Glauben und den Trost davon in seinem Herzen zu haben, den er suchte.

"Ach ja," sagt ihr, "was ist denn an jenem demütigen Bekenntnis so verwunderlich? Denn wer wird im Blick auf das eigene Gnadenleben wohl meinen, dass er schon fertig sei und schon am Ziel stehe!" Nun, sagt das nicht. Gewiss muss man sich für vollkommen ansehen oder sich am Ziele seines Strebens befinden, wenn man nach nichts mehr trachtet und wenn man zufrieden ist mit dem Punkt, den man im Geistlichen erreicht hat. Nehmt es nicht übel, sondern nehmt es zur Selbstprüfung vor Gottes Antlitz. Wir haben alle ein arges, hinterlistiges Herz. Wir haben alle einen Feind, der uns den Tod geschworen hat und der es hinauszuführen gedenkt. Wenn er uns nicht länger in offenbarer Sünde und im Unglauben halten kann, dann kehrt er die Sache um und versucht, in unser falsches Herz einen Trost, eine Ruhe einzuflössen, die ebenso sicher zu seinem Ziele führt, den Trost nämlich: "Du bist jetzt ein erleuchteter evangelischer Christ, du bedarfst nichts mehr, alles ist wohl." Und wenn er es uns auch nicht in so wohlgeordneten Gedanken sagt, bringt er uns in Schlaf und Gleichgültigkeit, so dass die Folge dieselbe sein wird. Man wird satt und mit seinem Standpunkt zufrieden und kümmert sich nicht um eine Erneuerung und um ein Wachstum in der Gnade und Erkenntnis unseres Herrn Jesus Christus. Wer aber wirklich die Lehre des Evangeliums anwendet und dasselbe nicht nur im Verstand und im Mund hat, sondern auch seine Kraft zum Glauben und Frieden, zur Freude und Gottseligkeit haben will, der wird nie auslernen, sondern fühlen, wieviel ihm noch fehlt.

Und gerade hier ist die Ursache, weshalb wir soviel Aufhebens von der geistlichen Sattheit machen, dass sie nämlich von einem Stillstande, einem begonnen Aussterben des eigentlichen Gnadenlebens zeugt. Du führst vielleicht einen sogenannten christlichen Wandel, hältst deine gottesdienstliche Ordnung mit deinen festgesetzten Andachtsübungen und guten Werken; du kannst auch in Wahrheit sagen: "Meine Sünden sind mir vergeben; da und dort empfing ich die Versicherung des Glaubens." So bist du zufrieden, alles ist wohl, du stehst am Ziele. "Ja", fragst du, "sind wir denn nicht wirklich am Ziele? Ist denn nicht wirklich alles wohl?" - Ja, wenn du jetzt im Glauben stehst und in Christus lebst, dann ist gewiss alles wohl mit deiner Gerechtigkeit vor Gott. Beachte! Vor Gott in Christus bist du vollkommen, dass du es nie genug glauben kannst. Gott gebe dir Gnade, diesen Punkt immer klarhalten zu können! Aber auch dann, und gerade dann, wenn es richtig um dein Gnadenleben steht und alles vollkommen gut vor Gott ist, musst du fühlen, dass dir noch beständig etwas fehlt; dann musst du die Gesinnung des Apostels Paulus haben, der da spricht: "Ich bin noch nicht am Ziele, ich trachte aber danach", dann musst du die vielen Mängel in deinem Gnadenleben, deinem Glauben, deiner Freude am Herrn, deiner Liebe und Gottesfurcht fühlen; dann musst du einen täglichen Hunger und Durst nach der Gerechtigkeit haben, wie du es hier an dem Apostel Paulus siehst.


Autor: Dora Rappard (* 01.09.1842; † 10.10.1923) Schweizer Missionarin und evangelische Kirchenlieddichterin

"Ich vergesse, was dahinten ist, und jage nach dem Kleinod, welches vorhält die himmlische Berufung in Christo."

Wie vielsagend ist das Bild, das uns heute vor das Geistesauge tritt. Ein alter Mann ist es, der diese Worte schreibt; ein Held, der mit dem Wort vom Kreuz hineingedrungen ist in das Herz der Heidenwelt und große Beute gemacht hat für seinen Herrn; ein Märtyrer, der Verfolgung und Hohn erlitten hat und eben jetzt in der Gefangenschaft schmachtet um des Bekenntnisses willen von Jesu, dem Sohne Gottes. Aber er ruht nicht aus auf seinen Lorbeeren. Er begehrt keine Ruhe für das Fleisch. Nein, er vergisst, was dahinten ist und jagt nach dem Kleinod der Vereinigung mit seinem Herrn.

Mich ergreift das Wort: jagen. Es drückt eine eiserne Entschlossenheit, eine völlige Hingabe an den einen zu erstrebenden Zweck aus. Der Jäger scheut nicht Mühe und Unbehagen. Es ist so wie das Lied sagt:

Wenn ihr das Kleinod wollt erjagen, Werft alles hin, was hindern kann.

Ach, wie langsam und wie träg ist mein Christenwandel oft gewesen! Wie wenig entspricht er solch ernstem, heiligem Jagen! Lasst uns alle, jung und alt, Anfänger im Glaubenslauf und Pilger nahe dem Ziel, dies Wort heute ins Herz fassen!

Das Kleinod ist es wert. Ja, mein König! Ich will kommen, Bin ich gleich auch arm und schwach. Deinen Ruf hab ich vernommen; Zieh mich Dir, mein Heiland nach! Zieh zum Kleinod Mich durch Freud und Ungemach!


Autor: Aiden Wilson Tozer (* 21.04.1897; † 12.05.1963) US-amerikanischer evangelischer Pastor und Autor (besser bekannt als A. W. Tozer)
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Das Christenleben kann nicht vom Negativen existieren

Der Christ ist von seinen vorigen Sünden errettet. Mit denen hat er einfach nichts mehr zu tun. Sie gehören zu den Dingen, die vergessen sind, wie die Nacht beim Aufgehen des neuen Tages vergessen ist. Der Christ ist auch von dem zukünftigen Zorn errettet. Damit hat er auch nichts zu schaffen. Der Zorn Gottes ist da, aber nicht für ihn. Sünde und Zorn stehen in einer Ursache-Wirkung-Beziehung zueinander, und weil die Sünden des Christen ausgelöscht sind, gilt das ebenso für den Zorn. Wenn wir uns noch in das vertiefen, von dem wir errettet sind, leben wir in einem Zustand der Negation. Wir sind nicht in die Gemeinschaft von nicht mehr Existierendem berufen. Wir sind zu Dingen berufen, die in Wahrheit existieren, also zu Positivem, und sobald wir uns damit beschäftigen, kommt Heil in unsere Seele. Geistliches Leben kann nicht von Negativem wachsen. Ein Mensch, der sich das Böse aus seinen unerlösten Tagen immer wieder ins Gedächtnis ruft, blickt in die falsche Richtung. Er gleicht einem Menschen, der sich beim Wettlauf dauernd nach hinten umschaut! Es gibt eine Kunst des Vergessens, und jeder Christ sollte sich darin üben. Dinge, die hinter uns liegen, zu vergessen, ist eine positive Notwendigkeit, wenn wir nicht immer nur Babys in Christus bleiben wollen. Und hier kommt das Gute: In das von unseren Sünden und Fehlern gereinigte Herz kommt der gepriesene Gottesgeist und bringt alles Neue mit sich: neues Leben, neue Hoffnung, neue Freuden, neue Interessen, neue, zukunftsweisende Arbeit, und – was das Beste ist – den alles erfüllenden Gegenstand, auf den Er das entzückte Hinschauen unserer Seele richten will!


Autor: Aiden Wilson Tozer (* 21.04.1897; † 12.05.1963) US-amerikanischer evangelischer Pastor und Autor (besser bekannt als A. W. Tozer)
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»Nach dem vorgesteckten Ziel«

Es ist einer der ältesten Tricks des Teufels, dass er Christen dadurch entmutigt, dass er sie auf ihr früheres Leben zurückblicken lässt. Ja, es ist der Feind unseres Lebens, der uns vergessen lässt, dass Gottes Liebe niemals ein Ende hat.

Wir werden im Glauben nie wachsen, wenn wir nicht auf Gottes Treue blicken, sondern auf uns selbst. Alle Ermahnungen im Neuen Testament laufen letztlich auf das Eine hinaus, dass man im Glauben nach vorne blickt und nicht seine Zeit damit verschwendet, nach hinten oder in sich hineinzusehen. Für unseren Herrn und Gott ist es ein Geringes, mit unserer Vergangenheit fertig zu werden. Er verzeiht uns sofort und vergibt uns vollkommen, und Jesu Blut macht uns vor ihm wertvoll!

Die Güte Gottes übersteigt all unser Verstehen. Wenn du diese Güte erfahren hast und wiedergeboren bist, ist 300 Gott bereit, mit dir von Neuem zu beginnen, wo auch immer du bist!


Autor: Elias Schrenk (* 19.09.1831; † 21.10.1913) deutscher Theologe und Erweckungsprediger des Pietismus

Ich vergesse, was dahinten ist.

Weitaus die meisten Menschen haben viel Trauriges hinter sich, viel Untreue, Verirrungen, Befleckungen und nicht selten Laster. O, wenn man das Leben im Lichte des Wortes und des Angesichtes Gottes anschaut, wie viel Sünde sieht man! Und alle diese Sünde muss vergeben sein, wenn man sie soll vergessen können. Paulus hatte auch viel Sünde hinter sich; zwar ist er immer ein sittlich ernster Mann gewesen, der es mit dem Gesetz genau nahm, soweit er es verstand; aber er war ein unerleuchteter Mensch, und konnte darum zu dem grausamen, schnaubenden Christenverfolger werden, der er war, so dass er sich nach seiner Bekehrung als den vornehmsten unter den Sündern ansah. Er vergaß, er konnte vergessen, was hinter ihm lag, weil er der Vergebung aller seiner Sünden gewiss war; sein Gewissen war durch Gottes Gnade befreit von allem Bann und allem Schuldgefühl. Wohl den Menschen, die Paulus nachsprechen können: ich vergesse, was dahinten ist! Gar viele bringen es kaum so weit und andere verlieren sehr viel Zeit, bis sie alles vergessen können. Wie kommt es? Manchen fehlt es an gründlicher Buße und andern am einfältigen Glauben an die freie Gnade Gottes. Da, wo kein zerbrochenes, zerschlagenes Herz ist, wird mit der Sünde nicht gründlich aufgeräumt und gebrochen, es wird auch nicht aller Bann aus dem Herzen geschafft, weil man zu hochmütig ist, seine Sünden zu bekennen. So geht man dahin ohne rechten Frieden, ohne die Vergangenheit vergessen zu können, sie ist nicht abgemacht im Blute Jesu. Wo aber gründliche Buße ist, da glaube man doch, dass Gottes Gnade eine freie Gnade ist, die um Jesu willen alles vergibt und vergisst, und was dein Gott vergisst, darfst du auch vergessen.

Herr, mein Gott! Habe Dank für Deine unendliche Gnade! Ich vergesse, was hinter mir liegt. Amen