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Predigten zu Psalm 121,1

"{Ein Stufenlied.} Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen, woher meine Hilfe kommen wird."

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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Es ist weise, den Starken um Kraft zu bitten. Der Heilige, der hier ein wunderbares Lied singt, blickte von den Verleumdern, die ihn quälten, zu dem HERRN auf, der von Seinem erhabenen Platz aus alles sieht und bereit ist, Seine Hilfe über Seinem ungerecht behandelten Knecht auszuschütten. Hilfe kommt den Heiligen nur von oben, woanders hinzuschauen ist zwecklos. Lasst uns unsere Augen voller Hoffnung, Erwartung, Verlangen und Zuversicht nach oben lenken! Satan wird versuchen, unsere Augen auf unsere Sorgen gerichtet zu halten, damit wir beunruhigt und entmutigt werden. Darum müssen wir fest entschlossen nach oben schauen; denn da werden unsere Augen erfreut, und wer seine Augen zu den ewigen Bergen erhebt, dessen Herz wird auch bald aufgerichtet werden. Die Absichten Gottes, die göttlichen Eigenschaften, die unveränderlichen Verheißungen, der in allen Dingen festgelegte und sichere Bund, die Vorsehung, die Prädestination und die erprobte Treue des Herrn – das sind die Berge, zu denen wir unsere Augen erheben sollen; denn von dort muss unsere Hilfe kommen. Wir haben uns entschlossen, uns nicht fesseln und unsere Augen nicht verbinden zu lassen, sondern wir wollen sie aufheben.

Was wir brauchen, ist Hilfe, machtvolle, wirksame und beständige Hilfe. Wir brauchen dann Hilfe, wenn wir in Nöten sind. Welche Gnade, dass wir sie in unserem Gott haben! Unsere Hoffnung richtet sich auf den HERRN; denn unsere Hilfe kommt von Ihm. Der HERR, der alles erschaffen hat, kann auch jeder Not begegnen; Himmel und Erde stehen dem zu Gebote, der sie gemacht hat. Lasst uns also sehr froh über unseren un- begrenzten Helfer sein. Eher wird Er Himmel und Erde zerstören als zulassen, dass Seine Leute umkommen, und die beständigen Berge selbst werden eher einstürzen, als dass Er, dessen Wege ewig sind, zuschanden werden könnte. Wir sind gehalten, über Himmel und Erde hinweg auf den zu blicken, der sie gemacht hat. Es ist umsonst, auf Geschöpfe zu bauen; doch es ist weise, dem Schöpfer zu trauen. Sind auch die Pfade dieses Lebens gefährlich und schwierig, wir werden fest stehen; denn der HERR wird nicht erlauben, dass unser Fuß wankt. Und wenn Er es nicht duldet, werden wir es nicht erdulden müssen. Ist unser Fuß aber auf solche Weise bewahrt, können wir sicher sein, dass auch unser Kopf und unser Herz bewahrt bleiben. Wenn rings um uns Gefahren erwachen, sind wir doch sicher; denn unser Erhalter wacht ebenfalls und wird nicht erlauben, dass man uns unversehens überfällt. Unser Gott kann weder durch Erschöpfung noch durch Müdigkeit einschlafen; Seine wachsamen Augen sind nie geschlossen. Es mag auch der Anmerkung wert sein, dass der Herr in Vers 3 als persönlicher Wächter des Einzelnen und in Vers 4 als Hüter aller betrachtet wird, die zu Seinem Volk gehören – hier mit »Israel« beschrieben. Die einem Einzelnen erwiesene Gnade ist ein Pfand des Segens für sie alle. Wie glücklich sind die Pilger dran, denen dieser Psalm ein sicherer Leitstern ist; sie können ihren Weg zur himmlischen Stadt furchtlos gehen.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Wenn unsere Väter eine Chronik schrieben, dann setzten sie vor die Jahreszahl ein „Anno Domini". Das heißt auf Deutsch: „Im Jahre des Herrn." Sie nannten ihre Jahre „Gottesjahre".

Nun bricht das neue Gottesjahr an. Lasst uns dafür sorgen, dass es wirklich ein Gottesjahr wird. Das Psalmwort spricht von unseren Augen. Ja, wohin sind unsere Augen gerichtet beim Beginn des neuen Jahres?

Der Weltmensch schaut ängstlich oder trotzig in das Dunkel, das seinen Weg verhüllt. Da sind die Augen nach vorwärts gerichtet. Und dann sind da die Alten. Deren Augen schauen zurück. Sie kramen in Erinnerungen. Und sie sind sehr einsam darin.

Was tun unsere Augen? „Ich hebe meine Augen auf." Die Christen schauen aufwärts, zu ewigen Höhen. Sie richten ihren Blick auf den, der in Jesus ihr lieber, gnädiger Vater ist.

In diesem Psalmwort ist alles gesagt, was über das neue Jahr zu sagen ist. Da kommt das Wörtlein „Hilfe" vor. O gewiss, so wird es sein, dass wir Hilfe brauchen. Es wird gehen „durch Angst und Plagen", durch Anfechtung, Not und Versuchung. Aber das andere ist eben auch da, dass wir unsere Augen aufheben dürfen zu dem Herrn. Und ob wir das tun, davon hängt es ab, ob das neue Jahr für uns ein „Gottesjahr" wird. Amen.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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„Nun laßt uns gehn und treten Mit Singen und mit Beten Zum Herrn, der unserm Leben Bis hierher Kraft gegeben . . . "

sang Paul Gerhardt. Das ist ein besonders schöner Vers, weil er so recht die Haltung des Glaubens zeigt. Der Vers sieht zurück auf das vergangene Jahr. Da hat uns bestimmt manches Schwere betroffen. Vielleicht starb ein Mensch, der uns besonders lieb war. Vielleicht gab es dunkle Enttäuschungen. Vielleicht ging es durch Nöte und Krankheit. Paul Gerhardt kannte all die Dinge. Er erlebte den 30jährigen Krieg. Er wurde verfolgt und aus dem Amt vertrieben. Aber nun bleibt er nicht hängen an all diesem Schweren. Er hebt die Augen auf und sieht nur den Herrn. Er dankt Ihm, „der bisher Kraft gegeben" hat. Ja, Ihm sei Lob! Und der Vers sieht vorwärts — hinein in das Dunkel einer unbekannten Zukunft. Aber da ist nichts von Sorge und Furcht. Kein ängstliches Tappen und auch kein hysterisches Tapfersein- Wollen! Hier ist vielmehr ganz getrostes, fröhliches Wandern. „Nun laßt uns gehn und treten mit Singen und mit Beten — zum H e r r n . . . " Das ist's! Das Herz wird sehr fröhlich, wenn man die Augen aufheben lernt „zu den Bergen, von welchen uns Hilfe kommt". Amen.


Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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Wenn der Blick des Psalmisten sich zu den Bergen wendet, so bewegt ihn eine Frage und er sagt uns, was ihn umtreibt. Er sucht die Hilfe. Darum sieht er hinaus in die weite Ferne und hinauf zu den höchsten Höhen, die seinem Blick erreichbar sind. Aber sein Blick bleibt nicht an den Gipfeln und Kämmen der Berge hängen, als könnte sich dort eine Heerschar zeigen, die Israels Schutz und Schirm wäre. Höher empor erhebt er das Auge und sucht nicht im irdischen Umkreis den Helfer. „Meine Hilfe kommt vom Herrn.“ Nur einer ist der Helfer, der, der den Himmel und die Erde gemacht hat. Nun hat aber seine bange Frage die Antwort und sein spähender Blick sein Ziel gefunden und er weiß, woher die Hilfe kommt, nicht nur vielleicht, nicht nur hoffentlich, sondern sie kommt von Gott, und sie kommt deshalb von ihm, weil der Himmel und die Erde sein Werk sind. Deshalb gibt es keine Not, die ihn ohnmächtig machte, keinen Feind, der ihn hindern könnte, und keine Schranke, die seine Güte einengte. Aus der Schöpferherrlichkeit Gottes folgt die Fülle seiner ewigen Gnade.

Ich mache es, wie der Psalmist es mir sagt, und sende meinen Blick in die Höhe, über alles Irdische und Menschliche empor, empor auch über alles, was die Natur mir zeigt, empor zu Dir, mein Schöpfer und mein Vollender. Amen.


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Hebe ich meine Augen auf zu den Bergen?

Das Auge muss noch höher hinauf schauen, als zu den Bergen. Sie sind tief gewurzelt und haben feste Grundlagen; den Säulen gleich erheben sie sich gen Himmel. Ihren Felsenklüften entströmen zahlreiche Bäche, Weinberge schmücken ihre terrassenförmigen Abhänge, ewiger Schnee krönt ihre Gipfel mit unvergleichlicher Reinheit. Die alten Griechen rühmten, die Götter hätten sie sich zur Wohnung erkoren, wie den Parnaß oder den Olymp: deshalb richteten sich die Augen der getreuen Verehrer der Gottheit oft nach den schwindelnden Bergeshöhen, um das erste Anzeichen der nahenden Hilfe zu erspähen.

Aber der Psalmist schaut nicht nach den Bergen um Hilfe; er hebt seine Augen dort hinauf, wo der HErr wohnt, der Himmel und Erde gemacht hat; daher erwartet er seine Hilfe.

Die Versuchung liegt uns allen nahe, zu den Bergen zu schauen, zu dem Geschöpf anstatt zu dem Schöpfer; auf Reichtum, Begabung oder Einfluss zu bauen, anstatt auf Ihn, der da thronet über den Himmeln in unendlicher Majestät, dem alle Macht gegeben ist im Himmel und auf Erden.

O du Hüter, der du nicht schläfst, noch schlummerst! Du bist unser Schatten vor der Hitze, unsere Zuflucht vor der Kälte, unser Beschützer vor jedem feindlichen Angriff; du verwandelst Böses in Gutes, – du bist unser Begleiter bei unserem Ausgang, – die Heimat, zu der wir zurückkehren beim Eingang! Du befriedigst alle unsere Bedürfnisse. Wir geben gerne alles andere daran, um in dir alles zu finden. Darum flüchten wir unter den Schatten deiner Flügel, bis des Lebens Mühsale hinter uns liegen. Wie die Henne ihre Küchlein sicher hält und warm So nimmt Er, die Ihm vertrauen, fest in seinen Arm.