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Predigten zu Psalm 130,1

"{Ein Stufenlied.} Aus den Tiefen rufe ich zu dir, der HERR!"

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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Je stärker wir angefochten sind, umso großartiger ist der Glaube, der tapfer auf den Herrn vertraut und sich deshalb an Ihn wendet, an Ihn allein. Gute Menschen mögen in großen Schwierigkeiten sein; doch gute Menschen blicken in solchen Fällen allein auf ihren Gott und rufen sich selbst auf, anhaltender und ernsthafter zu beten als zu anderen Zeiten. Die Tiefe ihres Elends erschüttert die Tiefen ihrer Existenz, und vom Grunde ihres Herzens steigt ein überaus starkes und bitteres Geschrei zu dem einzig lebendigen und wahren Gott auf. Wenn der Herr nur auf uns hört, wollen wir es Seiner höheren Weisheit überlassen, ob Er uns erhören will oder nicht. Hätte der Herr ein uneingeschränktes Versprechen gegeben, alle unsere Bitten zu erhören, wäre das eher ein Fluch als ein Segen für uns; denn das legte die Verantwortung für unser Leben auf uns selbst, was uns in eine höchst beängstigende Lage brächte. Doch nun hört der Herr unsere Wünsche, und das ist genug. Wir möchten nur, dass Er sie erfülle, wenn Seine unumschränkte Weisheit erkennt, dass dies gut für uns ist und Seiner Verherrlichung dient.

Wenn JAH, der alles sieht, in strikter Rechtsprechung jeden Menschen für jeden Mangel an Übereinstimmung mit Seiner Gerechtigkeit zur Verantwortung zöge, wo blieben wir dann allesamt? Es stimmt, Er nimmt alle unsere Übertretungen wahr; trotzdem handelt Er nicht dieser Erkenntnis entsprechend, sondern verschiebt das Gericht darüber auf einen künftigen Tag. Würden die Menschen nach keinem anderen Maßstab als dem der Werke gemessen, wer von uns könnte sich vor dem Richterstuhl Gottes verantworten und hoffen, rein und frei- gesprochen daraus hervorzugehen? Der HERR, der auch unser Herr ist, wird ganz sicher alle unsere Gedanken und Worte und Werke richten, die nicht genau mit Seinem Gesetz übereinstimmen. Wäre es nicht um des Herrn Jesu willen, worauf hätten wir zu hoffen? Wagen wir es, an dem schrecklichen Tag auf dem Grundsatz von Recht und Billigkeit vor Ihn zu treten? Doch liegt in der Hand des Großen Königs die freie, volle, souveräne Vergebung; es ist Sein Vorrecht zu vergeben, und Er tut es mit Freuden. Weil Sein Wesen Barmherzigkeit ist und weil Er ein Opfer für die Sünde schon bereitgestellt hat, darum gibt es bei Ihm Vergebung für jeden, der zu Ihm kommt und seine Sünden bekennt. Die Kraft zu vergeben, steht Gott jederzeit zur Verfügung, und Er ist stets zum Vergeben bereit. Würde der Herr mit allen nach Gerechtigkeit verfahren, bliebe niemand übrig, der Ihn fürchten könnte, und ständen alle unter der Furcht vor dem verdienten Zorn, würde die Verzweiflung sie gegen jede Gottesfurcht verhärten. Es ist die Gnade, die uns zu einer heiligen Betrachtung Gottes anleitet und zu der Furcht, Ihn zu betrüben.


Autor: Martin Luther (* 10.11.1483; † 18.02.1546) theologischer Urheber der Reformation
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Ach, mein lieber Herr Jesus Christus, Du kennst meine arme Seele und mein großes Gebrechen, das ich Dir klage, wenn ich allein bin und mein Herz vor Dir offenlege. Ich stelle fest, dass ich keinen so guten Willen und Vorsatz habe, wie ich Dir gegenüber haben müsste, und täglich als kranker, sündiger Mensch versage. Du allein weißt, wie gern ich solchen guten Willen und solche guten Vorsätze hätte, doch mein Feind führt mich in seinen Stricken gefangen. Erlöse mich armen Sünder nach Deinem göttlichen Willen von allen Übeln und Versuchungen. Stärke und vermehre in mir den wahren christlichen Glauben, gib mir Gnade, meinen Nächsten aus ganzem Herzen treu und in aller Redlichkeit – wie mich selbst – zu lieben. Verleihe mir Geduld in Verfolgungen und in allen Widerwärtigkeiten. Du hast zu Petrus gesagt, dass es nicht reicht, siebenmal zu vergeben, und uns sagst Du, wir sollten getrost zu Dir kommen, um Dich zu bitten. So komme ich im Vertrauen auf solche Zusage und auf Deinen Befehl und klage Dir, dem wahren Hirten und Aufseher meiner Seele, all meine Not. Denn Du allein weißt, wie und wann Du mir helfen wirst. Dein Wille geschehe und sei gepriesen in Ewigkeit. Amen.


Autor: Martin Luther (* 10.11.1483; † 18.02.1546) theologischer Urheber der Reformation
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Aus der Tiefe

Auch dann musst du beten, wenn der Teufel dich anficht und dir deine Unwürdigkeit vorhält und dich warten heißt, bis du frömmer geworden bist. Denn falls du damit erst anfangen willst, wenn du würdig dazu bist, so kommst du nie zum Beten. Darum nur frisch angefangen – einerlei, wie du dich fühlst! Spring über deine Würdigkeit und Unwürdigkeit hinweg, selbst wenn du mitten in einer Sünde steckst. Ja, wenn du in dieser Stunde in eine Sünde gefallen bist, was ist da zu tun? Willst du darum ohne Gebet bleiben, bis dir Absolution erteilt wird? Beileibe nicht! Knie lieber mitten in der Sünde nieder und bete von Herzen: »Ach, lieber Vater, vergib mir und hilf mir heraus!« Das ist nötig, damit dich der Teufel nicht tiefer hineinreißt und dich ewig darin behält. Du musst mitten im Tod und in allem Unglück beten, und das umso stärker, je tiefer du drinsteckst. Was sollte das Beten helfen, wenn du erst anfängst, nachdem du Hilfe und Erlösung spürst? So musste der Prophet Jona mitten im Bauch des Fisches beten und rufen, während er unerträglich unter seiner Sünde litt und Tod und Hölle spürte, wie er es selbst in Jona 2 sagt. Und David betete die Psalmen 6, 51 und 13035, als er den Schrecken seiner Sünde und seine Unwürdigkeit empfand.


Autor: Martin Luther (* 10.11.1483; † 18.02.1546) theologischer Urheber der Reformation
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Höre meine Stimme

Das sind starke und sehr tief gehende Worte eines wahrhaft reumütigen Herzens, das in seinem Jammer in die tiefste Tiefe gesunken ist. Das kann nur jemand verstehen, der es selbst gefühlt und verstanden hat. Wir alle sitzen in tiefem, großem Elend, aber wir fühlen nicht alle, wo wir uns befinden. Dieses Rufen in der Not ist nichts anderes als ein ganz starkes Begehren der Gnade Gottes, das im Menschen nur entsteht, wenn er merkt, in welcher Tiefe er liegt. »Lass deine Ohren merken auf die Stimme meines Flehens!« Hier sagt die Seele des Psalmisten zu Gott mit anderen Worten: »Du schweigst, Du verlässt mich, Du achtest nicht auf mein elendes Rufen, obwohl doch niemand mir helfen kann als Du allein. Darum lass doch Deine Ohren achten auf mein Schreien und es wahrnehmen! « So spricht eine Seele, die empfindet, dass kein Geschöpf auf ihren Jammer hören will, ja, dass es scheint, als ob Gott selbst und alle Kreatur ihre Feinde sind.


Autor: Hermann Bezzel (*18.05.1861; † 08.06.1917) deutscher lutherischer Theologe
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Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir.

Aus der Tiefe ruft man zu dem Herrn. Meine Seele und meines Volkes Seele will ich in dieser Stunde beichtend vor ihn bringen, auch meines Volkes Seele. Denn das ist uns doch allen, ob wir uns mit den großen Fragen der Zeit und Geschichte mehr oder weniger befassen, klar, dass in unserem Volke eine große Angst geht; es will sie übertäuben und es gelingt ihm nicht; es will sie vertreiben und sie kehrt mit sieben Ängsten zurück. Unser Volk auf der Höhe der Bildung, mit den Schätzen des Wissens und Wirkens angetan und ausgerüstet, ist doch ein armes Volk. „Mich, die lebendige Quelle, verlassen sie und machen sich ausgehauene Brunnen, die doch löcherig sind und kein Wasser geben.“