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Predigten zu Psalm 73,26

"Vergeht mein Fleisch und mein Herz - meines Herzens Fels und mein Teil ist Gott auf ewig."

Autor: Watchman Nee (* 04.11.1903; † 30.05.1972) chinesischer Prediger
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"Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil."

Ich kannte einen Bruder, der sehr an seiner Frau hing. Einmal sollte er auf eine mehrmonatige Predigtfahrt gehen. Seiner Frau ging es gesundheitlich nicht gut, denn sechs Tage vorher hatte sie ein Kind bekommen. Ein Freund hatte mich gebeten, ihm einen Brief zu überbringen, und als ich in die Nähe seines Hauses kam, sah ich, ohne dass er mich bemerkte, wie er auf die Straße trat, ein paar Schritte ging, sich nach seinem Hause umblickte und dann zögernd zurückging. Ich wartete nicht weiter, aber da ich spürte, dass in seinem Innern irgendein Konflikt sich abspielte, ging ich auf einem anderen Wege zu der Abfahrtsstelle seines Schiffes. Als er dort ankam, gab ich ihm den Brief und sagte: "Gott segne dich", und aus der Art, wie er mir darauf erwiderte, ersah ich, dass er jetzt ganz ruhig war. Als er nach Monaten zurückkam, fragte ich, ob er sich daran erinnere. "O ja", sagte er, "ich erinnere mich gut. Meine Frau hatte keine Hilfe, und es waren auch die beiden anderen Kinder zu

versorgen. Außerdem hatte ich ihr nur wenig Geld dalassen können. Ich hatte das Gefühl: Nein, in diesem Zustand kann ich sie doch nicht allein lassen. Aber als ich dann zurückging, fiel mir der Vers ein: ,Niemand, der seine Hand an den Pflug legt und zurückblickt, ist tauglich für das Reich Gottes.' Da machte ich wieder kehrt und ging zum Schiff." Die Hand an den Pflug legen und seine Tränen abwischen - das heißt Christsein.


Autor: Ludwig Hofacker (* 15.04.1798; † 18.11.1828) deutscher evangelischer Pfarrer
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Weil kein wahres Verlangen nach Gott ungesättigt bleibt, so folgt daraus, daß, wo ein solches Verlangen ist, man auch das größte Wohlgefallen an Ihm hat. Habe deine Lust an dem Herrn, sagt die Schrift, und das sagt sie nicht, als ob sie uns etwas Ungebührliches zumute, etwas, das gegen die Natur wäre. Ach, der Herr ist das, was allein wert ist, daß man Wohlgefallen daran hat, mit Beugung ist davon zu reden. O welche Vortrefflichkeit, welche Liebe ist in Christo, welche Heiligkeit; aller Glanz der Cherubim ist gegen ihn nur Dunkelheit; er ist der Schönste unter den Menschenkindern. Und darum hat, wer ihn einmal gefunden, das größte Wohlgefallen an ihm, an seiner Fülle, an seiner Liebe, an seiner Demut, an seiner Vortrefflichkeit, an seiner Größe, an seiner Martergestalt kann er sich nicht satt sehen, davon zu rühmen wird das Herz nicht müde, der Mund nicht matt, da heißt es: Ich freue mich in dem Herrn. Und nun ergibt man sich ihm gern ganz und gar mit allem Erfreulichen, mit allem Peinigenden, mit Leib und Seele, man will in keines andern Händen sein als in seinen, ja wenn er auch schlägt und züchtigt, so tut doch auch diese Züchtigung unaussprechlich mehr wohl als alle Freuden und Genüsse der Welt. Man scheut sich dann auch nicht, um seine Ehre zu eifern und der Welt und dem Satan zum Trotz ein Zeugnis von seiner Liebe abzulegen, man hat erkannt, daß er allein mächtig ist und allein helfen kann, und deshalb spricht ein Luther: Und ob die Welt voll Teufel war, soll's ihr doch nicht gelingen. Und so geht man im Vertrauen auf den, den man kennt, den man liebt, durch das Jammertal und fährt am Ende zu ihm heim, dem man gedient und den man über alles geschätzt hat. Das heißt Gott lieben. Ist's bei uns so?

Tausend Jahr in Freuden leben, ist ein Glück, das bald zerfällt. Einen Tag in Jesu leben, ist viel besser als die Welt. Einen auserwählten Stand gibt's: zu Jesu rechter Hand. Essen, Trinken, Spielen, Springen labet meine Seele nicht. Aber nach dem Himmel ringen, das gibt reges Freudenlicht. Jesus Christus, nur in dir hab ich schon den Himmel hier.

Ach, so gönne mir die Wonne, mit dir aus- und einzugehn! Dann sei droben meine Sonne, die mir nicht kann untergehn. Zeuch mich hier in dich hinein, droben laß mich um dich sein!


Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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Die Vergänglichkeit unseres Leibes sieht jedes Auge. Wenn wir sie uns zeitweilig verbergen, so ist das immer nur kindische Eitelkeit. Der Psalmist denkt aber nicht nur an das Verwelken des Leibes. Das Altern und Kranksein wäre weit weniger schwer, wenn nur die leiblichen Organe ihre Kraft einstellten, dagegen das inwendige Leben in ungeschwächter Kraft fortbestände. Das Welken trifft aber auch unsere Seele und bei der festen Verbundenheit, die aus unserem leiblichen und seelischen Leben eine Einheit macht, muss es so sein. Wenn aber alles ermattet und versagt, was bleibt uns noch? Der Psalmist, der weder im Himmel noch auf Erden einen Helfer gesucht hat, klammert sich auch nicht an seinen Leib und an seine Seele, als umschlösse sie das, was ihm das Leben gibt. „Weil ich dich habe“, das gilt auch dann, wenn Leib und Seele vergehen. Der Eine, sagt der Psalmist, bleibt mir auch dann: Gott. Er ist auch dann meines Herzens Fels, wenn Leib und Seele kraftlos sind, und er ist auch dann meines Herzens Fels, wenn Leib und Seele kraftlos sind, und er ist auch dann mein Teil, Besitz und Reichtum, wenn mein eigenstes Eigentum, Leib und Seele, mir verloren gehen. „Weil ich dich habe“, das ist das Ende der Todesfurcht. Mit seinem Gott geht er dem Sterben entgegen als ein Lebender. So zeigt uns der Psalmist, wie wir das ewige Leben ergreifen, wie es in uns wurzelt und der Grund zur lebendigen Hoffnung in uns entsteht. Keine Naturbetrachtung, kein Studium des seelischen Lebens, kein Hochgefühl, mit dem uns eine wertvolle und gelingende Lebensarbeit beglücken kann, kein Schluss, der aus dem, was wir von Gottes Gnade wissen, einen Anspruch an ihn ableitet, macht uns zu solchen, die des ewigen Lebens gewiss und froh sind. Dahin gibt es nur einen Weg: „weil ich dich habe“. Gott ist der Gott der Lebenden. Wenn er mich wie den Psalmisten an meiner Hand erfasst, so bedeutet das, er führt mich ins Leben.

Was Du uns gibst, Vater, hat Deine Treue in sich; darum kann unser Leib unbrauchbar werden und die Seele verwelken, so dass uns das Ende unsres Lebens wieder zu schwachen Kindlein macht. Denn Du bleibst bei uns, und was Du uns gabst, verwelkt nicht. Darum preisen wir Dich als den lebendigen Gott, der Du Dich dadurch an uns offenbarst, dass Du uns das Leben schenkst. Amen.