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Predigten zu Römer 8,15

"Denn ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen, wiederum zur Furcht, sondern einen Geist der Sohnschaft habt ihr empfangen, in welchem wir rufen: Abba, Vater!"

Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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Ein Geist der Kindschaft

"Ihr habt einen kindlichen Geist empfangen, durch welchen wir rufen: Abba, lieber Vater!"

Wie wichtig ist doch die gründliche Untersuchung der Kennzeichen des Heiligen Geistes! Die Einwohner zu Samaria glaubten von Simon, dem Zauberer, in ihm wirke "die Kraft Gottes, die da groß ist" (Apg. 8, 10). Sie täuschten sich. Ähnlich täuschen sich auch heute viele in ihrer Begeisterung für allerlei Erscheinungen, die sie mit echten Wirkungen des göttlichen Geistes verwechseln. Woran erkennt man den Heiligen Geist in seiner Wirklichkeit? Er ist ein "kindlicher Geist" : "ein Geist der Kindschaft" . Was heißt das?

Von Luther sagt eine Lebensbeschreibung, es sei merkwürdig gewesen, wie in ihm zugleich ein Geist der Kraft und ein Geist kindlicher Schlichtheit gewohnt habe. Das war ganz in der Ordnung. Denn eben weil er ein Mann voll Heiligen Geistes gewesen ist, war er so wunderbar kindlich. Der Heilige Geist ist ja ein "kindlicher Geist" . Was bedeutet dieser Ausdruck aber im einzelnen?

1.

Ein kindlicher Geist ist ein Geist der Unterordnung. Ein Kind steht bei aller Liebe, die es geniesst, doch unter den Eltern und muss ihnen folgen und gehorchen. So ist ein Kindschaftsgeist kein frecher, hoher Geist, der glaubt, sich auf Grund seiner Stellung allerlei anmassen zu dürfen. Er ist kein Geist falscher, kühner Selbständigkeit, sondern ein Geist, der sich vom Vater droben abhängig weiss.

2.

Ein kindlicher Geist ist aber auch ein sehr vertraulicher Geist, der sich ganz getrost in des Vaters Arme hinein wirft, der sich vom Vater geliebt weiss und sich ihm allezeit zu nahen getraut. Ja, der Heilige Geist macht innig vertraut mit dem himmlischen Vater. Er lässt uns rufen: "Abba, lieber Vater!"

3.

Der "kindliche Geist" oder - wie man auch übersetzen kann - der "Geist der Sohnesstellung" ist ein Geist froher Zuversicht im Blick auf den Reichtum, den der Vater im Himmel seinen Kindern anvertraut. Er nimmt getrost an, was der Vater im Gleichnis Lk. 15, 31 zu dem älteren Sohn spricht: "Mein Sohn, alles, was mein ist, das ist dein!"

Röm. 8, 17 heißt es: "Sind wir denn Kinder, so sind wir auch Erben, nämlich Gottes Erben und Miterben Christi." Gott will anzeigen "in den zukünftigen Zeiten den überschwenglichen Reichtum seiner Gnade durch seine Güte gegen uns in Christus Jesus" (Eph. 2, 7). Darüber freut sich der Gläubige, der den Geist der Sohnesstellung hat. Damit ist er nicht nur auf das Jenseits vertröstet, er hat schon hier "keinen Mangel an irgend einer Gabe" (1. Kor. 1, 7) und wartet auf die Vollendung und Krönung aller Gaben seines Herrn in der Herrlichkeit, wenn "wir ihn sehen, wie er ist" (1. Job. 3, 2).


Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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Kein knechtischer Geist

"Ihr habt nicht einen knechtischen Geist empfangen." Was bedeutet "knechtischer Geist" - "Geist der Knechtschaft" (wie es wörtlich heißt)? Denken wir uns hinein in die Lage eines Negersklaven der vorigen Jahrhunderte. Was wird solch ein Mensch in seiner Lage besonders drückend empfunden haben?

1. Verlust der Freiheit

Ein Sklave leidet unter dem Verlust der Freiheit. Das Wort "knechtischer Geist" deutet auf einen Zustand der Unterdrükkung. So etwas gibt es nicht im Herzen der Gläubigen! Wenn der Heilige Geist von einem Herzen Besitz ergriffen hat, bekommt der betreffende Mensch durchaus nicht das unangenehme Gefühl, er dürfe sich nun nicht mehr frei bewegen. Vielmehr erfährt er jetzt die Wahrheit des Wortes: "Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit" (2. Kor. 3, 17).

Die Welt irrt sehr, wenn sie wähnt, man verlöre durch die Bekehrung seine Freiheit. Das wäre nur dann der Fall, wenn der Heilige Geist ein knechtischer Geist wäre, der seine Freude an Vergewaltigung hat. Das ist aber Satans Art. Wo Gottes Geist hinkommt, da hört man den Jubel der Errettung: "Unsre Seele ist entronnen wie ein Vogel dem Strick des Voglers. Der Strick ist zerrissen, und wir sind los" (Ps. 124, 7).

2. Herabgesetzt

Ein Sklave mit knechtischem Geist fühlt sich ständig herabgesetzt und verächtlich gemacht. Knechtsgeist würde einem Menschen zum Bewusstsein bringen, dass er seinem Herrn nicht gleichgestellt ist. Er ließe ihn empfinden, dass ihm die Ehre der Kinder des Hauses abgeht.

Wäre der Geist Gottes ein knechtischer Geist, der uns nur unsere Niedrigkeit fühlen ließe, so wäre er ein Quälgeist. Nun aber ist der Heilige Geist nicht ein knechtischer Geist, sondern ein Geist der Kindschaft, der uns zusichert, dass wir "Gottes Hausgenossen" (Eph. 2, 19), ja Jesu "Brüder" (Hebr. 2, 11) sind.

3. Immer in Furcht

Knechtsstellung ist drückend, weil sie in fortwährende Furcht hineinbringt. Vor dem Sklaven steht immer die bange Frage:

"Werde ich den Zorn meines Herrn erregen? Werde ich Strafe bekommen?"

Der Heilige Geist ist aber kein knechtischer, Furcht erregender Geist, der uns Angst vor Gottes Zorn einflösst, sondern der Heilige Geist weckt uns Lust und Freude am Willen Gottes in unsern Herzen, so dass wir eine große Seligkeit darin finden, unserm Gott gehorsam zu sein. Wir sprechen dann mit dem Psalmisten: "Deinen Willen, mein Gott, tue ich gern" (Ps. 40, 9).


Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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Kindlicher Geist ist Gebetsgeist

"Ihr habt einen kindlichen Geist empfangen, durch welchen wir rufen: Abba, lieber Vater!"

Nun wollen wir einmal sehen, wie der Geist der Kindschaft zum rechten Beten führt.

1.

Der Pfingstgeist ist Gebetsgeist. Wenn uns ein Geist zur Sünde treibt, zu Zorn, Hass, Neid und böser Lust, so ist das gewiss nicht der Heilige Geist. Wenn aber ein Trieb zum Gebet in uns gewirkt wird, dann dürfen wir gewiss sein, das kommt vom Heiligen Geist. Der Pfingstgeist treibt zum Beten. Wer den Pfingstgeist hat, dem ist keine Sache so wichtig wie das Beten. Kein Umgang mit Menschen ist ihm so wichtig wie der Umgang mit Gott, dem Herrn, im Kämmerlein.

2.

Der Geist Gottes treibt uns an zu kräftigem Gebet. Das liegt in den Worten: "Durch den Geist rufen (wörtlich: >schreien< ) wir: Abba, lieber Vater!" Das ist mehr als einfaches Hersagen einer Bitte, als das "Sprechen eines Gebetes". Unser Heiland hat einst "in den Tagen seines Fleisches Gebet und Flehen mit starkem Geschrei und Tränen geopfert" (Hebr. 5, 7). Paulus hat um Befreiung von dem "Pfahl im Fleisch" dreimal "gefleht" (2. Kor. 12, 7 f.). Durch Gottes Geist werden wir kräftige Beter. Er treibt zu inbrünstigem Flehen.

Weiter: Der Heilige Geist treibt uns zu anhaltendem Gebet. Der Ausdruck: "durch welchen wir rufen" bezeichnet ein gegenwärtiges, ständiges Handeln. Wir werden immer aufs neue zum Rufen getrieben. O dieses Beten als Gegenwart, als tägliches und beständiges Tun! "Sie blieben. .. im Gebet" (Apg. 2, 42). "Abraham blieb stehen vor dem Herrn" (1. Mose 18, 22). Das waren Geisteswirkungen.

Endlich: Der Geist leitet an zu vereintem Gebet. Während Paulus zuerst sagt: "1hr habt einen kindlichen Geist empfangen" ,fährt er fort: "... durch welchen wir rufen." Er schließt sich und alle Christen mit ein.

Der Geist Gottes bildet eine wunderbare Vereinigung der Beter. Wenn jemand Gesellschaft liebt, die gut ist und bleibend befriedigt, so muss er ein wahrer Beter im Geist werden; dann ist er mit allen Himmelspilgern in wunderbarem Verein. Sie alle werden von einem Geist angetrieben, zu rufen. Der Gnadenthron Christi schafft die herrlichste Verbindung hier auf Erden: die Betgemeinde Christi.

Wohl allen, in denen durch den Heiligen Geist das kräftige, anhaltende, vereinte Gebet gewirkt wird!

3.

Wie werden wir der rechten Gebetskunst teilhaftig? Der Text sagt: "Durch welchen (wörtlich: >in welchem<) wir rufen: Abba, lieber Vater!"

Es gibt ein Beten im eigenen Geist. Das ist ein gar traurig Ding. Da bringt man es fertig, im "Gebet" andern zu predigen, andere belehren oder bestrafen zu wollen. Es gibt aber auch ein Beten "im Geist" . Da sucht man die rechte Verbindung mit Gott. Da betet der Geist. O wie anders klingt solch Beten im Geist als ein geistloses Gebet! Wir wollen darauf acht haben, welcherlei unser Gebet ist! Wenn wir vom Geist getrieben beten, dann ist Kraft, Ausdauer und Segen in unserm Gebet.


Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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Der Inhalt des geistgewirkten Gebetes

"durch welchen wir rufen: Abba, lieber Vater!"

Es gibt verkehrte Gebete. Sogar Elia, der geistesmächtige Beter, hat ein solches gebetet: "Es ist genug, so nimm nun, Herr, meine Seele" (1. Kön. 19, 4)! Im Geist der Verzagtheit bat er um die Beendigung seines Lebens, und Gott hatte doch noch so viele Aufträge für ihn. Bei Paulus aber vernehmen wir hier das rechte, geistgewirkte Gebet. Es ist befasst in dem einen Wort:

"Abba, lieber Vater!" O was schließt der Name "Abba"Vater" alles in sich! Einen Vater liebt man, man vertraut ihm, man gehorcht ihm. Der Geist Gottes legt vielerlei Gebete in das Herz der Gläubigen. Aber dieser eine Ausruf ist der innigste Ausdruck für alles, was der Geist Gottes uns je flehen heißt. Daran erkennt man den rechten Geist, dass er uns also beten lehrt.

1. Vater, du liebst mich!

In dem Wort "Abba, lieber Vater!" liegt die Überzeugung: "Vater, du liebst mich." Ja, diese Überzeugung wirkt der Heilige Geist. Der faule Knecht im Gleichnis hielt Gott für einen harten Mann (Mt. 25, 24). Der Schlangengeist sagte schon zu Adam: "Gott liebt euch nicht so recht. Er will euch das Beste vorenthalten. Wenn ihr aber auf mich hört, dann gewinnt ihr das, was euch Gott nicht gönnt, und ihr werdet sein wie Gott" (1. Mose 3, 5). Solche falschen Geister widerlegt Gottes Geist und macht gewiss: "Gott hat mich lieb!"

O selige Überzeugung! Wieviel Trost lag doch für Josephs Brüder in dem Gedanken: "Unser Bruder zürnt uns nicht mehr, er hat uns lieb" (1. Mose 45, 15). Welche Seligkeit brachte dem verlorenen Sohn die Überzeugung: "Mein Vater liebt mich" (Lk. 15, 20)! Damit hatte er genug.

Wie ist Vaterliebe so stark! David liebt Absalom, obwohl dieser sein Schwert gegen ihn erhoben hatte (2. Sam. 19, 1). Der Vater des verlorenen Sohnes läuft seinem Kind entgegen (Lk. 15, 20). Jakob hat genug, wenn er nur Joseph noch einmal sehen darf (1. Mose 45, 28). Abraham ist nicht der einzige, von dem es heißt: "Nimm deinen Sohn, den du liebhast" (1. Mose 22, 2) Aber grösser als alles ist die Vaterliebe Gottes, die Jesus dahin gibt für uns. Davon überzeugt der Heilige Geist. O öffnet euch ihm!

2. Vater, du versorgst mich!

Der Heilige Geist, der "Abba" rufen lässt, ist niemals ein Sorgengeist. Er ist ein Kindesgeist, der alle Sorgen dem Vater überlässt. Wieviel ist das wert!

Als die Brüder Josephs aus dessen Munde das für ihren Vater Jakob bestimmte Wort hörten: "Ich will dich versorgen" (1. Mose 45, 11), da wussten sie: "Die Hungersnot kann steigen, wie sie will, für uns ist gesorgt." Als Mephiboseth, der Sohn Jonathans, an den Tisch des Königs David gesetzt wurde (2. Sam. 9, 7), war alle Not für ihn behoben. Als der Vater des verlorenen Sohnes seinem Kinde gegenüber wieder rechte Vaterstelle einnehmen konnte, da hat er den Sohn nicht nur umarmt, sondern ihn auch mit Speise und Kleidung versorgt (Lk. 15, 22 f.).

Und wenn Gottes Wort sagt: "So jemand seine Hausgenossen nicht versorgt, der ist ärger denn ein Heide" (1. Tim. 5, 8), sollte der große Hausvater droben im Himmel für seine Kinder weniger tun?

3. Vater, du erziehst mich!

Der Vater ist Erzieher. Gott sagt von Abraham: "Ich weiss, er wird befehlen seinen Kindern, dass sie des Herrn Wege halten" (1. Mose 18, 19). Von Jakob lesen wir, er habe den Seinen befohlen, die Götzen herzugeben (1. Mose 35, 2). Die Rechabiter sind ein Beispiel dafür, wie ein Vater die Seinen erziehen kann zur Enthaltsamkeit (Jer. 35).

Väter können aber auch ernsthaft strafen. Hebräer 12, 7 sagt davon: "Wo ist ein Sohn, den der Vater nicht züchtigt?" In Hebr. 12, 9 f. lesen wir: "So wir haben unsere leiblichen Väter zu Züchtigem gehabt und sie gescheut, sollten wir denn nicht viel mehr untertan sein dem Vater der Geister, dass wir leben? Denn jene haben uns gezüchtigt wenig Tage nach ihrem Dünken; dieser aber zu Nutz, auf dass wir seine Heiligung erlangen.

Auch wenn Gott erzieht, wenn vielleicht seine Rute schlägt, lehrt der Heilige Geist die Seinen sprechen: "Abba, lieber Vater!"


Autor: Martin Luther (* 10.11.1483; † 18.02.1546) theologischer Urheber der Reformation
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Von diesen beiden Werken des Heiligen Geistes – nämlich Trösten und Bitten – sagt der Prophet Sacharja (12,10), dass Gott eine neue Predigt und ein neues Werk im Reich Christi beginnen wird, wenn er den Geist der Gnade und des Gebets ausschütten wird. Und das ist ebenderselbe Geist, der uns versichert, dass wir Gottes Kinder sind, und der unsere Herzen anspornt, Gott von ganzem Herzen anzurufen. Das hebräische Wort Abba, das der Apostel selbst mit »lieber Vater« übersetzt, ist wie das vertrauensvolle Reden eines kleinen Kindes, wenn es zu seinem Vater »Papa – Papa« sagt. Dies Wort ist eines der leichtesten Wörter, die man einem Kind beibringen kann. Mit diesem einfältigen und kindlichen Wort spricht auch der Glaube zu Gott durch den Heiligen Geist. Es kommt aus tiefstem Herzen und – wie Paulus später sagt – »mit unaussprechlichem Seufzen« – sonderlich dann, wenn wir in Kampf und Nöten sind, weil uns der Unglaube und des Teufels Schrecken in große Not bringen. Um sich dagegen zu wehren, rufen Gottes Kinder: »Ach, lieber Vater, Du bist doch mein liebender Vater, denn Du hast Deinen eigenen lieben Sohn für mich gegeben. Deshalb wirst Du mich nie mehr im Zorn verstoßen. Du siehst nun meine Not und Schwachheit. Darum wollest Du mir helfen und mich retten!«


Autor: Aiden Wilson Tozer (* 21.04.1897; † 12.05.1963) US-amerikanischer evangelischer Pastor und Autor (besser bekannt als A. W. Tozer)
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Aus Furcht wird Vertrauen

Was können wir tun, außer für jene Massen trotzig-rebellischer Männer und Frauen zu beten, die meinen, ihre humanistische Sicht weise des Lebens reiche für alle Zeit aus? Sie glauben, sie seien die verantwortungsbewussten Führer ihrer eigenen Seele.

Traurige Tatsache aber ist, dass sie sich zwar einerseits der uralten Verwerfung Jesu Christi anschließen (»wir wollen nicht, dass dieser über uns herrsche«), aber andrerseits in ihrem Inneren von Ängsten verfolgt werden. Unsere heutige Welt, die vom Konkurrenzdenken geprägt ist, und die selbstsüchtige Gesellschaft haben der Menschheit neue Ängste gebracht. Ich empfinde Sympathie für jene sorgenvollen Wesen, die nächtelang wachliegen wegen der Gefährdung unserer Gattung durch den Missbrauch von Nuklearwaffen. Das Tragische daran ist, dass sie jedes Empfinden verloren haben für den lebendigen Gott mit Seiner Souveränität, Allmacht und Treue. Obwohl die materiell orientierte Welt dies niemals verstanden hat, ist unser Glaube in der Heiligen Schrift gut begründet. Diejenigen, die Gottes Wort ernst nehmen, sind davon überzeugt, dass es ein himmlisches Reich gibt, das so real ist wie die Welt, in der wir leben.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Das wäre schön, wenn es wahr wäre! Nein, von Natur haben wir diesen Geist nicht. Von Natur stehen wir ganz, ganz anders zu Gott. Da gehen wir Ihm aus dem Weg, weil unser Gewissen uns anklagt. Oder wir stehen wie jener junge Mann, den sein Vater fragte: „Glaubst Du denn nicht an Gott?" Er erwiderte lächelnd: „Ich will nicht bestreiten, daß Er da ist. Aber meinen Weg hat Er nicht gekreuzt. Er interessiert mich nicht." Oder wir murren mit Gott, weil Er uns nicht nach unserem Willen tut. Oder wir sind mürrische Knechte, die Ihm wohl untenan sind; aber das Herz empört sich dauernd gegen Ihn. So steht's von Natur mit uns.

Nun seht nur einmal hin, welch eine Veränderung der Heilige Geist bewirkt. „... durch welchen wir rufen: Abba, lieber Vater!" In seiner Auslegung des Galater-Briefes sagt Hans Asmussen: „In der Entsendung des Geistes wird ein Echo in unserem Herzen erweckt. Wir kommen zu Gott, das Wort Gottes erweckt ein Geschrei in uns, welches doch nicht unser eigenes ist. Das dröhnt und hallt wider und redet ganz unrespektierlich Gott an: Mein Vater! Lieber Vater!" Ja, so ist es: Ein Echo erweckt der Heilige Geist in unseren Herzen. Aber — nicht wahr — wo ein Echo ist, da muß zuvor gerufen worden sein. Jawohl, es ist gerufen. Gott hat gerufen. Gott hat uns tote, verstockte, verlaufene, sündige Leute gerufen. Sein Ruf ist Jesus, der Heiland der Sünder, der Christus Gottes.

O daß dieser Gottesruf in unser Herz fahre! Und dann möge der gute Heilige Geist in uns das Echo erwecken: „Abba, lieber Vater!" Amen.


Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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An den Knechten hat Jesus gern den Jüngern gezeigt, was ihre Stellung vor Gott sei, dass sie ihm mit allem, was sie sind und haben, gehören und ihre ganze Arbeit für ihn tun. Ebenso hat Paulus zusammen mit der ganzen Christenheit den Namen „Knecht Gottes“ zu seinem Ehrennamen gemacht, der allen sofort das Große zeigte, was ihm gegeben war und durch ihn zu den Völkern kam. Dabei bleibt Paulus auch in unserem Spruch, weil er die Knechtschaft, die die Alten Gott unterwarf, zu seinem Eigentum machte und in seinen Dienst stellte, als das Werk des Geistes beschreibt. Der Gedanke wäre kindisch, ein Mensch machte sich selbst zu Gottes Knecht. Man wird durch Gott zu Gottes Knecht und Gottes Werk geschieht durch seinen Geist. Dennoch haben wir mit dem Geist, der Knechte Gottes macht, noch nicht das vor uns, was Jesu Gabe für uns ist. Über dem Knecht steht der Sohn, und von Jesus, dem Sohne Gottes, geht der Geist der Kindschaft aus. Wie wird dieser Unterschied in unserem Verhalten sichtbar? Aus der Gebundenheit des Knechts an Gott, sagt Paulus, entstand die Furcht; aus der Versetzung in die Kindschaft entsteht der Ruf, der den Vater ruft. Scheu und still muss der Knecht warten, bis das Urteil des Herrn über seine Arbeit erfolgt, wie er in schweigendem Gehorsam das Gebot des Herrn zu empfangen hat. Der Sohn dagegen spricht zum Vater mit lautem Ruf, befreit von scheuer Ängstlichkeit. Hier ist nichts zu verheimlichen; in heller Öffentlichkeit ergeht das Bekenntnis und mit froher Zuversicht wird die Bitte laut. Ist denn die Furcht aus uns, den Kindern, verschwunden? Das kann nie geschehen. So wenig Paulus das Knechtsein vor Gott schielt, so wenig schilt er die Furcht. Sie bleibt ein unentbehrliches Glied unseres inwendigen Lebens. Aber sie ist nicht mehr die Wurzel unserer Frömmigkeit, nicht mehr die treibende Kraft in unserem Gottesdienst. Die Furcht ist uns dazu gegeben, damit sie uns zum Glauben führe, und dieser hat nun seinen Grund darin gefunden, dass uns Jesus zu sich selbst holt und uns mit sich in die Kindschaft Gottes stellt.

Dir zu gehören ganz und gar, Vater, das ist der Reichtum und die Ehre Deiner Knechte und Deiner Kinder. Du beugst uns aber nicht durch Deine Hoheit, sondern hebst uns zu Dir empor durch Deine Gnade und wandelst unsere Furcht in den Glauben, durch den Deine väterliche Liebe uns zu sich zieht. O mache mir Tag um Tag wieder Dein Evangelium hell. Amen.