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Predigten zu Römer 8,16

"Der Geist selbst zeugt mit unserem Geiste, dass wir Kinder Gottes sind."

Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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"Der Geist gibt Zeugnis unserem Geist."

Unter drei Bildern wollen wir uns das Zeugnisamt des Heiligen Geistes vergegenwärtigen. - Der Heilige Geist ist der rechte Nathan, der uns die Sünden aufdeckt. Wie Nathan zur rechten Stunde mit großer Weisheit und Zartheit und ebenso fester Bestimmtheit dem David all seine Schuld aufdeckte, so tut das der Geist Gottes auch bei uns. Er öffnet uns die Augen für die ganze Schwere unserer Schuld, für den Fluch Gottes über unsere Sünde und unsere ewige Verlorenheit. Wie aber Nathan den David trösten durfte, als dieser sprach: "Ich habe gesündigt", so tut auch der Heilige Geist bei den erschrockenen und betrübten Sündern. Er tut das in so einzigartiger Weise, dass sein lieblichster Name lautet: "Der Tröster" (Joh. 14, 26). - Der Heilige Geist ist auch der rechte Philippus. Als der Kämmerer aus dem Mohrenland innerlich suchend in der Bibel las, verstand er das Gelesene nicht. Philippus stieg zu ihm auf den Wagen und gab ihm Licht über die gelesene Bibelstelle. Der Herr Jesus sagt von dem Geist (Joh. 16, 13): "Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, der wird euch in alle Wahrheit leiten". Er gibt uns, als der rechte Philippus, Licht über das geschriebene Wort. Lasst uns recht beten um die Erleuchtung durch den Heiligen Geist gerade beim Bibellesen! Wie arm war der Kämmerer, obwohl er die Bibel in der Hand hatte und darin las. Er verstand sie nicht. So geht es bis heute vielen Tausenden. Sie sind arm, blind und elend, bis der Heilige Geist in ihr Herz kommt und ihnen das Geheimnis der Schrift erschließt. Er wird dann ihr rechter Johannes der Täufer , der die erschrockenen und betrübten Sünder auf den Herrn Jesus weist und ruft: "Siehe da! Das Lamm Gottes, welches der Welt Sünde trägt!" Wohl dem, der des Geistes Stimme hört.


Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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"Derselbe Geist gibt Zeugnis unserm Geist, dass wir Gottes Kinder sind."

Das innere Wirken des Heiligen Geistes hat das Ziel, dass wir der Gotteskindschaft gewiss werden. Dieses Ziel wird erreicht, wenn der göttliche Geist ein dreifaches Amt an uns ausübt.

1. Der Heilige Geist als der rechte "Nathan"

Der Prophet Nathan hat in der Lebensgeschichte Davids eine wichtige Aufgabe erfüllt. Er hat dem König mit großer Weisheit und Zartheit, aber auch mit fester Bestimmtheit seine Schuld aufgedeckt. Er hat sein Gewissen erschüttert mit dem: "Du bist der Mann!" (2. Sam. 12, 7). So kann der Geist Gottes auch uns heimsuchen, wenn wir es nicht erwarten, und uns etwas zeigen, was uns den eigenen Jammer tiefer aufdeckt.

Nathan durfte in jener Stunde aber auch zudecken, als der erschrockene und bussfertige Sünder David vor dem heiligen Gott all seine Schande zugab und bekannte: "Ich habe gesündigt wider den Herrn" (2. Sam. 12, 13). Er durfte verkündigen: "So hat auch der Herr deine Sünde weggenommen" (V. 13). Dasselbe macht der Geist, der ein Geist des Trostes ist, auch heute Menschen gewiss. Wir wollen diesem wahren "Nathan" die Herzenstür öffnen, ihn um seinen Besuch treulich bitten, unter sein Strafen uns beugen und durch seinen Trost uns aufrichten lassen. Dann wird immer neu in uns versiegelt, dass wir Gottes Kinder sind.

2. Der Heilige Geist als der wahre "Philippus"

Als der Kämmerer aus dem Mohrenland, innerlich suchend, die Bibel las, verstand er sie nicht (Apg. 8, 30 f.). Philippus stieg zu ihm auf den Wagen und gab ihm Licht über die gelesene Bibelstelle: "Er ist wie ein Schaf zur Schlachtung geführt, und still wie ein Lamm vor seinem Scherer" (V. 32).

So will der Heilige Geist nicht nur unser "Nathan" sein, sondern auch unser "Philippus" . Er will uns Licht geben über das geschriebene Wort Gottes. O lasst uns beten um diesen wahren "Philippus" ! Lasst uns um die Erleuchtung des Heiligen Geistes bitten gerade beim Bibellesen! Wie arm war doch der Kämmerer trotz dem Bibelbuch, das er besass, und trotz allem, was er in Jerusalem gehört hatte! Das wurde gründlich anders, als Philippus zu ihm kam. Jetzt wurden ihm Gottes Geheimnisse und die Wunder seiner Erlösung in der Schrift klar. Jetzt fand er Frieden und Seligkeit.

So sind Tausende arm, blind und elend, bis der Heilige Geist in ihr Herz dringt, sich auf ihrer Lebensreise zu ihnen gesellt und ihnen das köstliche Gotteswort nahebringt. Suchet diesen Reisegefährten!

3. Der Heilige Geist als unser wahrer "Johannes"

Als der Heiland am Jordan erschien, kannten viele ihn nicht, obwohl sie fromme Leute, vielleicht sogar Jünger des Johannes waren. Johannes aber wies auf Jesus hin und sprach: "Siehe, das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt" (Job. 1, 29)!

Der gleiche Hinweis ist das eigentlichste Werk des Heiligen Geistes. Jesus selber sagt vom Geist: "Derselbe wird mich verklären" (Joh. 16, 14). Er verklärt den Herrn Jesus als das für unsere Schuld geopferte Lamm. Wie Johannes nicht auf sich selbst wies, sondern auf den Heiland, so redet der Heilige Geist nicht von sich, sondern gibt Zeugnis von dem Sohn Gottes. Wohl uns, wenn wir seine Stimme hören! Dann werden wir innerlich gewiss, dass der Sohn vom Vater gesandt ist, damit alle, die an ihn glauben, Macht gewinnen, Gottes Kinder zu werden (Job. 1, 12).


Autor: Carl Eichhorn (* 11.07.1810; † 08.02.1890) deutscher lutherischer Pastor
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"Das Zeugnis des Heiligen Geistes Derselbe Geist gibt Zeugnis unserem Geist, dass wir Gottes Kinder sind."

Im Glauben selbst liegt bereits eine Gewissheit. Zu ihr gesellt sich noch eine besondere Versicherung seitens des Heiligen Geistes. Es heißt genau: "Der Geist gibt Zeugnis mit unserem Geiste." Der Gläubige ist schon in sich gewiss, dass er ein Kind Gottes ist. Der Heilige Geist aber bestätigt diese Gewissheit. Er ruft, eigentlich "schreit" er in uns: "Abba, lieber Vater!" Es ist ein kräftiges Zeugnis. Er ruft es laut, alles andere übertönend, ohne dass ein menschliches Ohr sein Schreien zu vernehmen braucht.

Dies Zeugnis des Geistes ist nicht ein ununterbrochenes. Es sind immer besondere Augenblicke, wo die Gewissheit unserer Gotteskindschaft ganz überwältigend über uns kommt. Die Liebe Gottes ergiesst sich in unser Herz wie ein Strom. Ein Tränenstrom des Dankes ist die Erwiderung von unserer Seite. Man ist ganz über sich hinausgehoben und möchte alle Kreatur auffordern, miteinzustimmen in den Dank und das Lob der wundervollen großen Gottesgnade. Das sind nicht seelische Gefühle, die aus dem Boden unseres Herzens aufsteigen, es sind vom Geist Gottes gewirkte heilige Gefühle, die ein Gotteskind recht wohl unterscheiden kann von rein seelischen Bewegungen. Letztere haben keine Kraft. Aber die Geistesgefühle heben dem Menschen empor und machen ihn stark, die größten Opfer zu bringen.

Es gibt aber auch noch ein fortlaufendes Zeugnis des Geistes. Es ist dies der Geistestrieb, der in den Gotteskindern immerdar wirksam ist. Es ist vor allem der Trieb, die sündlichen Regungen des Fleisches zu dämpfen. Gotteskinder spüren eine Macht in sich, die sie zum Gehorsam gegen Gott treibt, zwar nicht unwiderstehlich - sie können sich dieser Macht auch entziehen. Aber der Geistestrieb ist doch stark genug, um die bösen Triebe des Fleisches zu überwinden. "Der Geist begehrt wider das Fleisch und das Fleisch wider den Geist." Doch der Geist ist stärker, sobald wir uns ihm gehorsam überlassen. Der Geist Gottes treibt uns, die Gemeinschaft anderer Gotteskinder aufzusuchen. Er macht uns die Beschäftigung mit dem Worte Gottes zu einem unabweisbaren Bedürfnis. Gotteskinder lesen nicht nur pflichtmässig ein Kapitel aus der Bibel. Der Geist macht ihnen das Wort zur täglich nötigen Speise. Der Geist treibt ferner ins Gebet. Der Umgang mit dem Herrn beschränkt sich dann nicht auf festgesetzte Gebetszeiten. Es ist ein immer neues inneres Mahnen und Locken, mit dem Herrn zu verkehren und für seine Gnadenerweisungen zu danken. Je mehr wir den Trieben des Geistes folgen, desto stärker werden sie, desto gewisser werden wir auch unserer Gotteskindschaft.


Autor: Martin Luther (* 10.11.1483; † 18.02.1546) theologischer Urheber der Reformation
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Kinder Gottes

Wer sein Gebet anfängt mit: »Unser Vater in dem Himmel«, und sagt das aus Herzensgrund, der bekennt, dass er einen Vater hat, der im Himmel wohnt. Gleichzeitig bekennt er sich als elend und verlassen hier auf Erden. Daraus kann nur ein herzliches Sehnen entstehen wie bei einem Kind, das fern vom Vaterland bei fremden Leuten in Elend und Jammer lebt. Als wenn es sagt: »Ach Vater, Du bist im Himmel, und ich, Dein armes Kind auf Erden, sitze weit von Dir entfernt im Elend, in vielen Bedrängnissen, in Jammer und Not, umringt von bösen Mächten und schlimmsten Feinden und mancherlei Gefahren.« Wer so betet, hebt sein Herz zu Gott empor und ist geschickt zum Bitten und vermag Gottes Gnade zu bewegen. Doch die Anrede Vater bleibt ein so hohes Wort, das die menschliche Natur nicht auszusprechen vermag, es sei denn, sie habe Christi Geist im Herzen. Sucht man es in sich selbst, so ist kein Mensch so vollkommen, dass er in Wahrheit sagen kann, er habe keinen anderen Vater und habe nichts auf Erden, und allein Gott sei sein Vater. Denn die menschliche Natur ist so böse, dass sie immer etwas auf Erden sucht und es sich an Gott im Himmel niemals genügen lässt. Doch diese Bitte lehrt uns eine solche Zuversicht gegenüber Gott, die allein auf ihn hofft. Denn es kann uns niemand in den Himmel bringen als dieser Vater allein.


Autor: Jakob Kroeker (* 1872; † 12.12.1948) wichtigster Vertreter des freikirchlichen russländischen Protestantismus
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"Und im Gebet rufen wir durch Ihn: Abba, Vater, und kein geringerer als dieser Geist bestätigt unserem Geist, dass wir Gottes Kinder sind."

Ich wünschte, wir könnten dem Apostel Paulus hier nachfühlen, was er alles bei dem Ausdruck "Vater" empfand. Dieser eine Ausdruck fasste für ihn die ganze Fülle des neuen Heils zusammen. Er hatte vor Gott als dem Lebendigen und als dem Gnädigen auch vor seiner Bekehrung gestanden. Gott als seinen "Vater" fand er aber erst nach seiner großen Damaskusstunde. Nun wusste er: Gott will uns nicht nur ein lebendiger, ein gnädiger Gott sein, Er will uns ein Vater sein in Christus.

Fast muss man fürchten, dass manche Gläubige auch unserer Tage zunächst Gott nur schauen im Lichte eines gnädigen Gottes. Wozu uns aber die Sohneswürde führen will, ist, dass Gott uns zum Vater wird. Haben wir das erfasst, dann wird dementsprechend auch unser Verkehr mit Gott werden. Uns wird eine ganz andere Freimütigkeit in unserem Umgang mit Gott beherrschen. Wir werden mit Gott verkehren nicht in knechtischer Furcht, sondern im Geiste der Kinder Gottes, die zu rufen wagen: "Abba, Vater!"

Sind wir aber Kinder, so auch Erben, Erben Gottes, ja Miterben Christi. Was das alles in sich schließt, Gottes Erbe zu sein und Miterbe Christi, vermag unser Glaube und unsere Hoffnung zwar zu ahnen, nicht aber in vollem Umfang zu erfassen. Paulus fügt jedoch hinzu: "wenn anders wir sein Leiden teilen, um hernach auch teilzunehmen an seiner Herrlichkeit."

Dem Apostel ist im Leben der Jünger alles organisch verbunden mit Christus. Ob es sich handelt um unser erstes innerliches Erwachen, es steht ihm in Verbindung mit unserer Bekehrung. Sie ist ihm aber verbunden mit Christus. Er sagt im Galaterbrief: "Als es aber Gott wohlgefiel, mir seinen Sohn zu offenbaren, da besprach ich mich nicht länger mit Fleisch und Blut."

Als er erst den Sohn sah, da sah er auch sich selbst und zwar in seinem menschlichen Elend und in seiner ganzen Jämmerlichkeit. Er sah aber auch seine Erlösung. Er konnte daher auch mit jenem wunderbaren Wort fortfahren: "Alsbald fuhr ich zu und besprach mich nicht lange mit Fleisch und Blut." Das war die große, entscheidende Wendung in seinem Leben. Eine Wendung, herbeigeführt von dem Sohn. Nun spricht er auch im Blick auf die Leiden, dass sie ihm aufs engste verbunden sind mit Christus.

Paulus hatte eine Wahrheit tief erfasst und zwar jene, dass die Geschichte des Hauptes auch immer die Geschichte der Glieder sein wird. War das Haupt auf dem Wege der Leiden verherrlicht worden, wie sollte Paulus für die Kinder Gottes als Glieder des Leibes Christi etwas anderes erwarten. Diese Leiden haben aber ihre klare Begrenzung und ihr ganz bestimmtes Ziel. Die Leiden kommen, weil sie im Dienste unserer Erlösung stehen.


Autor: Carl Olof Rosenius (* 03.02.1816; † 24.02.1868) schwedischer Laienprediger und Initiator einer neuevangelischen schwedischen Erweckungsbewegung

"Der Geist selbst gibt Zeugnis unserem Geist, dass wir Gottes Kinder sind."

Großes, herrliches Verhältnis, Gottes Kind zu sein und zu wissen, dass man es ist, und einen vertraulichen Kindschaftsgeist mit Gott zu haben. So redet hier der Apostel, so redet die ganze Schrift, so redet die seligste Erfahrung aller freigemachten Christen. "Der Geist selbst gibt Zeugnis unserem Geist, dass wir Gottes Kinder sind." Wie mag es sich mit diesem wichtigen Stück unter uns verhalten?

Du, der du dieses liest, bist du auch so glücklich, das Zeugnis des Geistes Gottes mit deinem Geist zu haben, dass du ein Kind Gottes bist? Du bist vielleicht ein Christ, du liebst das Wort, dein Wandel ist untadelig, wie aber steht's mit diesem Stück? Wie steht's mit dem Herzen? Hast du Bekanntschaft mit deinem Gott, eine vertrauliche Bekanntschaft, die mit den Worten "Abba, lieber Vater" bezeichnet wird? Das ist die Hauptsache! Beachte und höre! Es ist die Hauptsache alles christlichen Lebens, dass das Herz vertraulich mit Gott durch Christus ist, dass du mit Ihm Gemeinschaft hast und in einer freundlichen Vereinigung mit ihm stehst! Es ist gerade das Herz und das Leben alles Christentums! Es ist das wiederhergestellte Paradiesleben, das der Mensch durch den Fall verlor, ein vertraulicher Kindschaftsgeist, der mit seinem Gott umgeht und mit Ihm redet wie das Kind mit seinem Vater!

Hast du auch diesen vertraulichen Kindschaftsgeist? Eile nicht über diese Frage hinweg, bevor sie nicht gründlich beantwortet ist! Dieser vertrauliche Kindschaftsgeist ist gerade das Herz des ganzen geistlichen Lebens, aus dem alles Gute fließt; ohne denselben herrschen nur Tod und Kälte, Ohnmacht und Knechtschaft. Und wozu soll alles Geistliche, wenn du nicht zu diesem Frieden mit Gott, zu diesem vertraulichen Umgang mit Ihm gelangst? Christus hat ausdrücklich erklärt, dass alle anderen guten Umstände nichts zur Seligkeit helfen, wenn wir nicht mit Ihm vereinigt und bekannt geworden sind.

Dieses vertrauliche Verhältnis zum Heiland ist auch die ganze Kraft alles Christentums sowohl zum Tun als auch zum Leiden. Es bildet die Quelle alles in Wahrheit heiligen, Gott wohlgefälligen Lebens. Wie schwach, knechtisch, unlustig, schwer und ohnmächtig ist doch das Christentum derjenigen, die diese Glaubensgewissheit und Bekanntschaft mit Gott nicht haben! Sie können es sehr gut meinen, können gute Absichten und Vorsätze haben; aber es wird nichts daraus; sie sind beständig Sklaven der Welt und ihrer Schosssünden und werden vom Teufel nach seinem Willen gefangen geführt. Sie haben keinen Geist in sich. Auch wo ein wirklicher Glaube angezündet, aber noch schwach ist, wo man hungert und dürstet, aber noch nicht gesättigt worden ist, oder wo der Glaube eines älteren Christen seine evangelische Freimütigkeit verloren hat, wo das Christentum schwerer und auch gesetzlicher geworden ist, da herrschen stets Ohnmacht und Knechtschaft unter der Sünde, und der Mensch bleibt in allen Dingen schwach, träge und ohne Leben. Das Bekenntnis verstummt, das Gebet wird schwer und kraftlos, das Herz kalt und leer; das Herz hat keinen Schatz, keine Sättigung, keinen Freund vor anderen Freunden und dürstet dann bald wieder nach Sünde und Eitelkeit. Wieviel mehr trifft nun alles das ein, wenn die Seele gar nicht zum Glauben gekommen ist, sondern noch ganz unter dem knechtischen Joch gefangen liegt! Wenn die Seele hingegen zu einer frohen Gewissheit ihrer Begnadigung bei Gott gekommen ist und in einer vertraulichen Freundschaft mit dem Heiland steht - welch ein Leben, welch eine Lust und Kraft, welch ein fröhliches Leben und frohes Bekennen, welch ein schnelles Sichabsondern von der Welt und der Ungerechtigkeit! Das meinte Christus, als Er sagte: "Gleichwie die Rebe kann keine Frucht bringen von sich selbst, sie bleibe denn am Weinstock, also auch ihr nicht, ihr bleibt denn in Mir. Wer in Mir bleibt, der bringt viel Frucht!" Johannes sagt dazu: "Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat." Und so sagt der Prophet: "Freude am Herrn ist unsere Stärke." Darum ist es auch höchst wichtig, um Kraft zur Heiligung, zum Bekennen und Sichabsondern von der Welt sowie zur Geduld und zur Stärke im Leiden zu haben - höchst wichtig und notwendig, eine volle Gewissheit der Gnade zu haben und in einer innigen Glaubensvereinigung mit dem Heiland zu stehen! Ja, wie notwendig ist es, als sein kostbarstes Kleinod, als sein Auge oder sein Herz diese wirkliche Kindeszuversicht zu bewahren, die der Apostel hier "einen kindlichen Geist nennt, durch welchen wir"Abba, lieber Vater"rufen. Sollten wir hier nicht stillhalten und uns vor dem Angesichte Gottes fragen:"Habe auch ich diesen vertraulichen Kindschaftsgeist? Habe auch ich das Zeugnis meiner Kindschaft bei Gott?"

Mein Freund ist mein! So will ich siegen; Der Hoffnungsanker wanket nicht. Er lässt Sein eigen Werk nicht liegen; Und wenn die ganze Welt zerbricht, So werd ich dennoch fest bestehn Und Ihn dereinst mit Augen sehn, Auch ewig um und bei Ihm sein. Ich sterbe selig, wenn ich sterbe; Ich bin Sein Kind und bin Sein Erbe. Ihr Himmel, hört's: Mein Freund ist mein!


Autor: Ludwig Hofacker (* 15.04.1798; † 18.11.1828) deutscher evangelischer Pfarrer
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Aber, möchte vielleicht einer oder der andere unter euch antworten: Solches alles weiß ich wohl, ich kämpfe auch schon lange um diese selige Gewißheit, aber noch ist es mir nicht gelungen, zu ihr hindurchzudringen; ich wünschte zwar, mich ganz und ungezweif elt dem Herrn Jesu Christo in die Arme zu werfen, aber ich vermag es noch nicht; es scheint eben alles an mir verloren zu sein, ich bin leer vom Gefühl der Gnade Gottes, leer von der Gewißheit seines ewigen Erbarmens, leer von Liebe zu ihm, entblättert von den Früchten der Gerechtigkeit und wert, als eine unnütze, dürre Rebe in's Feuer geworfen zu werden. Liebe Seele, für dich, die du also sprichst, habe ich ein Evangelium, ein Wort, das dich erquicken soll. Den zerschlagenen und demütigen Geistern ist Heil bereitet; gerade denen, die da arm sind und elend und in sich verzagen und alle Hoffnung aufgeben, daß noch etwas werden könne aus ihnen zum Lobe der herrlichen Gnade Gottes, gerade denen gilt das Wort der ewigen Liebe: »Laß dir an meiner Gnade genügen;« Du sprichst in deinem Herzen: Dieses Wort gilt freilich, aber es gilt einem Apostel Paulus, aber nicht mir, einer so elenden, jämmerlichen und unwürdigen Kreatur.

Nein, sage ich, dir, dir elenden Kreatur gilt das Wort: »Laß dir an seiner Gnade genügen;« denn wenn sie nicht für Unwürdige und Unwerte, wenn sie nicht für Leute bestimmt wäre, in deren Zahl du hineingehörst, so würde Gnade nicht mehr Gnade sein. Blicke weg von Würdigkeit oder Unwürdigkeit und schaue an die freie Gnade, die sich an den Unwürdigsten und Elendesten, an den Ärmsten und Sündigsten offenbaren und verherrlichen will. Dies laß dir einen starken Trost sein; dies halte dem Satan entgegen, wenn er dich plagt und mit Fäusten schlägt. Spricht dein Herz gleich lauter Nein, sein Wort laß gewisser sein.


Autor: Aiden Wilson Tozer (* 21.04.1897; † 12.05.1963) US-amerikanischer evangelischer Pastor und Autor (besser bekannt als A. W. Tozer)
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Die Bedeutung der richtigen Beziehung zu Gott

Viele Männer und Frauen suchen Ratgeber, die ihnen bei dem tief empfundenen Gefühl der Leere und Unzulänglichkeit behilflich sein sollen. Jeder scheint den Wunsch zu haben, eine »heile Persönlichkeit« zu werden. Wie wichtig es ist, wieder in eine richtige Beziehung zu Gott zu kommen, kann nicht hoch genug veranschlagt werden. Das erkennen wir, wenn wir ernsthaft nachdenken, in der Bibel lesen und beten. Durch das geheimnisvolle Wirken des Heiligen Geistes bei der Wiedergeburt kommt die von Petrus so genannte »göttliche Natur« ins Innerste des gläubigen Herzens und nimmt dort Wohnung. »Wenn aber jemand Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein.« Denn »der Geist selbst bezeugt zusammen mit unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind« (Römer 8,9.16). Das gilt für einen wahren Christen, und nur für ihn. Taufe, Konfirmation, der Empfang der Sakramente, Gemeinde- oder Kirchenmitgliedschaft – all dies ist bedeutungslos, bevor nicht die entscheidende Tat Gottes in der Wiedergeburt stattgefunden hat! Religiöse Externa mögen für die Seele, in der Gott wohnt, Bedeutung haben. Für die anderen sind sie nicht nur sinnlos, sondern sie können ihnen zum Fallstrick werden, indem sie die Betreffenden in falscher und gefährlicher Sicherheit wiegen. »Behüte dein Herz mehr als alles« ist mehr als ein kluger Spruch. Es ist eine feierliche Verpflichtung, die der auf uns gelegt hat, der sich am meisten für uns interessiert!