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Predigten zu Hebräer 11,1

"Der Glaube aber ist eine Verwirklichung dessen, was man hofft, eine Überzeugung von Dingen, die man nicht sieht."

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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Der Glaube.

"Durch den haben die Alten Zeugnis überkommen."

Beinahe in jeder Hauptstadt Europas findet man verschiedene Triumphbögen oder Säulen, auf welchen die Heldentaten der Generäle, der Könige und Kaiser dargestellt sind. Auf der einen Säule findet man die tausend Schlachten eines Napoleon erwähnt, auf einer anderen sieht man die Siege eines Nelsons dargestellt. Es ist daher ganz recht, dass dem Glauben, welcher der Held aller Helden ist, eine Ehrensäule errichtet wurde, auf welcher seine Großtaten aufgezeichnet sind. Der Apostel Paulus hat es unternommen, diese herrliche Ehrensäule in dem 11. Kap. seines Briefes an die Hebräer zu errichten. Sie erzählt uns die Siege des Glaubens. Wir finden da an einer Stelle den Glauben triumphierend über den Tod: Henoch kam nicht in das Totenreich, sondern erreichte den Himmel auf einem anderen Weg, der bei den Menschen nicht gewöhnlich ist. - Wir haben an einer anderen Stelle Glauben, kämpfend mit der Zeit; Noah kämpfte mit der Zeit, welche die Sündflut noch 120 Jahre hinausschob, und doch in der Zuversicht des Glaubens glaubte er gegen alle natürliche Erwartung, gegen alle Wahrscheinlichkeit, und sein Glaube überwand alle Wahrscheinlichkeit und Zeit.

Wir haben Glauben - triumphierend über Schwachheit ... als Abraham in seinem Alter einen Sohn zeugte. Wir haben Glauben - siegend über alle natürliche Liebe - denn Abraham war bereit, dort auf dem Hügel Moria seinen geliebten Isaak zu opfern nach dem Befehl Gottes.

Wir haben Glauben, kämpfend gegen die Reizungen eines reichen Hofes - "denn durch Glauben hielt Moses die Schmach Christi für grösseren Reichtum als die Schätze Ägyptens." Wir sehen Glauben heldenmütig und furchtlos, denn Moses verließ Ägypten und fürchtete sich nicht vor dem Grimm des Königs. Wir sehen Glauben die Meere zerteilen und große Mauern umstürzen. Und zuletzt, als ob der größte Sieg gemeldet werden sollte, sehen wir Glauben den Angriff machen auf Sünde und Ungerechtigkeit, und den herrlichsten Sieg über dieselben davontragen.


Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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"Es ist aber der Glaube eine gewisse Zuversicht des, das man hofft und ein Nichtzweifeln an dem, das man nicht sieht."

Wahrer Glaube ist eine felsenfeste, gottgewirkte Gewissheit. Sie bezieht sich auf das Höchste, was es gibt: auf den lebendigen Gott und sein Handeln am und im Menschen. Da versichert Gott einen armen Sünder der Vergebung aller seiner Sünden um Jesu willen. Der Mensch wird dessen so froh, dass er es nicht lassen kann, zu jubeln: "Mir ist Erbarmung widerfahren...!" Nun mögen andere, die von dieser Gnade nichts wissen, sagen was sie wollen. Sie mögen ihn einen hochmütigen Pharisäer nennen und ihm Spottnamen jeder Art beilegen: es erschüttert ihn nicht. Der Heilige Geist und Gott selber bewirken in ihm unerschütterliche Gewissheit. Joh. 9 erzählt, wie Jesus einen Blindgeborenen geheilt habe. Der Mann wurde von den Gegnern Jesu in ein Kreuzverhör genommen. Man wollte ihm nicht glauben, dass er wirklich von Geburt an blind gewesen und durch Jesus sehend gemacht sei. Man bewies ihm, dass das unmöglich der Fall gewesen sein könne. Das machte den Mann aber nicht im geringsten irre. Alle Spitzfindigkeiten der Gegner scheiterten an der unumstösslichen Gewissheit des Geheilten, der fest dabei blieb: "Eins weiss ich, dass ich blind war und bin nun sehend geworden." Den wahrhaft Gläubigen öffnet Gott die Augen für Dinge, die man sonst nicht sieht. - Da gehen die Kundschafter Israels nach Kanaan. Die einen sehen nur, was vor Augen ist: Riesengroße Menschen, himmelhohe Festungsmauern. Die beiden gläubigen Kundschafter aber sehen etwas, das weder Brille noch Fernglas erschaut. Sie sprechen: "Ihr Schutz ist von ihnen gewichen." Und in der großen Volksversammlung daheim, wo die Wut des Unglaubens sie steinigen will, stehen sie da und singen unentwegt das Lied des Glaubens, das zuletzt alles Wolfsgeheul der ungläubigen Massen übertönt. Gott schenke uns solche heilige Festigkeit.


Autor: John F. MacArthur (* 19.06.1939) US-amerikanischer Pastor, Prediger, Theologe und Autor
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Der Glaube ist der solide Grund, von dem aus wir die Verheißungen Gottes erwarten.

"Der Glaube ist eine Verwirklichung dessen, was man hofft"

Ein älterer Mann bekam zu seinem fünfundsiebzigsten Geburtstag einen Rundflug über seinen Heimatort in West Virginia geschenkt, in dem er sein ganzes Leben verbracht hatte. Obwohl er noch nie geflogen war, nahm er das freundliche Angebot an. Nachdem er etwa zwanzig Minuten über der Stadt gekreist hatte, kehrte der Pilot sicher zur Erde zurück. Der Enkel des Mannes begrüsste ihn begeistert und fragte: "Hattest du gar keine Angst, Opa?"Nein", antwortete er verlegen,"aber ich habe mich auch die ganze Zeit nicht mit meinem vollen Gewicht hingesetzt."

Im Gegensatz zu diesem zögerlichen Großvater hat wahrer Glaube volles Zutrauen zu dem Gegenstand seines Glaubens. Für den Christen bedeutet das: Er ruht in Gott und Seinen Verheißungen. Das ist auch das wichtigste Kennzeichen all der Glaubenshelden, die in Hebräer 11 genannt werden. Sie alle vertrauten auf Gott und handelten dementsprechend.

Viele Menschen verwechseln Glauben mit der wehmütigen Sehnsucht, etwas ziemlich Unwahrscheinliches möge in der Zukunft geschehen. Aber die "Verwirklichung" in Hebräer 11,1 spricht von Substanz und Tatsachen, von wahrhaft existierenden Dingen und nicht von wagen Wunschträumen. Zum Glauben gehört also absolute Sicherheit.

So hatten die Heiligen des Alten Testaments die Verheißung, der Messias werde kommen und die Sünden wegnehmen. Sie glaubten Gott, auch wenn ihr Messias-Verständnis unvollständig und etwas verschwommen war. Sie wussten, dass ihre Erwartungen erfüllt würden und diese Sicherheit bestimmte ihr Leben. So ist das auch bei den Gläubigen des Neuen Testaments. Petrus sagt: "Den [Christus] ihr liebt, obgleich ihr ihn nicht gesehen habt; an den ihr glaubt, obwohl ihr ihn jetzt nicht seht, [über den] ihr mit unaussprechlicher und verherrlichter Freude jubelt; und [so] erlangt ihr das Ziel eures Glaubens, die Rettung der Seelen" (1. Petr. 1,8-9). Von Natur neigt der Mensch dazu, nur zu glauben, was er sehen, hören, berühren oder schmecken kann. Aber unsere leiblichen Sinne können trügen, Gott aber niemals (Tit. 1,2). Es ist weit besser, Gott und Seinen Verheißungen zu vertrauen.


Autor: John F. MacArthur (* 19.06.1939) US-amerikanischer Pastor, Prediger, Theologe und Autor
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Wahrer Glaube ist nicht nur gewiss, er handelt auch entsprechend.

"Der Glaube ist ... ein Überführtsein von Dingen, die man nicht sieht"

Wenn der Schreiber sagt: "Der Glaube ist eine Verwirklichung dessen, was man hofft, ein Überführtsein von Dingen, die man nicht sieht", so benutzt er zwei parallele, fast identische Redewendungen, um den Glauben zu definieren.

Wir haben gesehen, dass der Glaube die Gewissheit ist, dass sich alle Verheißungen Gottes im Laufe der Zeit erfüllen werden. "Das Überführtsein von Dingen, die man nicht sieht" geht in derselben Richtung einen Schritt weiter, indem hier eine Reaktion auf das Geglaubte und als sicher Erkannte genannt wird.

Jakobus behandelt das Thema so: "Es wird aber jemand sagen: Du hast Glauben und ich habe Werke. Zeige mir deinen Glauben ohne Werke und ich werde dir aus meinen Werken den Glauben zeigen! ... Willst du aber erkennen ... dass der Glaube ohne Werke nutzlos ist? ... Denn wie der Leib ohne Geist tot ist, so ist auch der Glaube ohne Werke tot" (Jak. 2,18.20.26).

Noah hatte einen solchen reagierenden Glauben. Er hatte noch keinen Regen gesehen; denn vor der großen Flut regnete es noch nicht. Vielleicht verstand er auch nichts vom Schiffsbau. Trotzdem folgte er den Anweisungen Gottes und nahm 120 Jahre schwerer Arbeit auf sich, dazu manchen Spott wegen seines Glaubens, dass Gott die Wahrheit sprach. Sein Werk war das Zeugnis seines Glaubens.

Mose "betrachtete die Schmach des Christus [des Messias] für grösseren Reichtum ... als die Schätze Ägyptens; denn er schaute auf die Belohnung" (Hebr. 11,26). Der Messias sollte noch weitere 1400 Jahre auf sich warten lassen, doch Mose verließ den Reichtum und das Wohlleben in Ägypten, weil er der messianischen Erwartung nachstrebte.

Sadrach, Mesach und Abednego hatten eine lebensgefährliche Wahl zu treffen. Doch sie entschieden sich, dem Glauben an den unsichtbaren Gott entsprechend zu handeln, anstatt sich vor Nebukadnezar zu beugen, den sie nur allzu gut sehen konnten (Dan. 3). Auch wenn es ihren physischen Untergang bedeutete, wollten sie ihren Glauben nicht verleugnen.

Ich bete dafür, dass die heute von dir zu treffenden Entscheidungen dich als einen Menschen mit starkem Glauben und festen Überzeugungen ausweisen.


Autor: John F. MacArthur (* 19.06.1939) US-amerikanischer Pastor, Prediger, Theologe und Autor
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Der christliche Glaube bringt gerechte Taten hervor.

"Der Glaube ist eine Verwirklichung dessen, was man hofft, ein Überführtsein von Dingen, die man nicht sieht. Denn durch ihn haben die Alten Zeugnis erlangt."

Hebräer 11 nennt man "das Kapitel der Glaubenshelden", "das Glaubenskapitel", "die Ruhmeshalle der Heiligen" oder auch wohl "die Westminsterabtei der Bibel" (diese Kirche ist voller Ehrenmäler). Dies sind richtige Bezeichnungen, weil in diesem Kapitel die Tugenden der Glaubenshelden dargestellt werden, wie sie sich im Leben der alttestamentlichen Heiligen zeigten. Außerdem werden wir daran erinnert, dass man ohne Glauben Gott nicht gefallen kann.

Das war für die Hebräer des ersten Jahrhunderts nötig, weil der Judaismus den wahren Glauben an Gott verdrängt und ein gesetzliches System der Werkgerechtigkeit eingeführt hatte. Diese Botschaft ist aber auch heute noch von Bedeutung, weil unsere Hingabe an Christus sehr leicht zu einer Religion von Gesetzen und Vorschriften verkommen kann.

Während der Schreiber des Hebräerbriefes den Vorrang des Glaubens betont, untergräbt er nicht die Bedeutung der gerechten Werke. Ganz im Gegenteil, er ermahnt uns: "Lasst uns aufeinander achthaben, um uns zur Liebe und zu guten Werken anzureizen" (10,24) und der Heiligung nachzustreben, damit andere Christus in uns sehen und zu Ihm gezogen werden (12,4).

Doch gerechte Werke sind das Ergebnis der Errettung, nicht das Mittel dazu. Paulus sagt: "Wir sind sein Gebilde, in Christus Jesus geschaffen zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, damit wir in ihnen wandeln sollen" (Eph. 2,10). Ohne Glauben sind alle Versuche, Gott durch gute Werke zu gefallen, so nutzlos und beleidigend wie "ein beflecktes Kleid" (Jes. 64,5). Darum setzte Paulus alle seine jüdisch legalistischen Praktiken frohgemut beiseite und nannte sie "Dreck". Er wollte nichts als "die Gerechtigkeit aus Gott aufgrund des Glaubens" (Phil. 3,8-9).

In diesem Monat werden wir die Glaubenshelden aus Hebräer 11 studieren. Dabei werden wir uns erinnern, dass sie keine perfekte Menschen waren. Aber ihr Glaube war beispielhaft und durch ihn erhielten sie Gottes Anerkennung. Das möge auch auf dich zutreffen!


Autor: John F. MacArthur (* 19.06.1939) US-amerikanischer Pastor, Prediger, Theologe und Autor
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Der Herr Jesus Christus brachte nicht nur die volle Offenbarung Gottes, Er selbst war sie.

"Nachdem Gott vielfältig und auf vielerlei Weise ehemals zu den Vätern geredet hat in den Propheten, hat er am Ende dieser Tage zu uns geredet im Sohn"

Eine samaritische Frau sagte einst: "Ich weiss, dass der Messias kommt, der Christus genannt wird; wenn jener kommt, wird er uns alles verkündigen" (Joh. 4,25). Die Erwartung jener Tage war, selbst unter den Samaritern, dass der Messias Gott endgültig und vollständig offenbaren würde. Der Heilige Geist bestätigt durch den Schreiber des Hebräerbriefes, dass dies wahr ist: "Gott ... hat am Ende dieser Tage zu uns geredet im Sohn" (Hebr. 1,1-2).

Das Alte Testament offenbarte Gott stückweise. Jedes Detail war wahr, aber unvollständig. Als aber der Herr kam, wurde das Gesamtbild deutlich; und obwohl Er von Seinem eigenen Volk verworfen wurde, war Er doch in Wahrheit die Erfüllung der messianischen Hoffnungen, die man jahrhundertelang genährt hatte.

Das alttestamentliche Zeitalter der Verheißungen endete, als der Herr kam. Er ist Gottes endgültiges Wort: "Denn so viele Verheißungen Gottes es gibt, in ihm ist das Ja, deshalb durch Ihn auch das Amen, Gott zur Ehre durch uns" (2. Kor. 1,20).

Gott drückte sich in seinem Sohn vollständig aus. Darum sagt Johannes: "Das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit ... Niemand hat Gott jemals gesehen; der eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoss ist, der hat [ihn] kundgemacht" (Joh. 1,14,18). Und Paulus fügt hinzu: "In ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig" (Kol. 2,9).

Die praktischen Folgen dieser Wahrheit sind überwältigend. Wenn Christus die Fülle der göttlichen Offenbarung ist, brauchst du außer Ihm nichts mehr. In Ihm bist du "zur Fülle gebracht" (Kol. 2,10) und "alles zum Leben und zur Gottseligkeit [wurde dir] geschenkt" (2. Petrus 1,3). Sein Wort ist genug; es bedarf keiner Zusätze und braucht nicht "auf dem Laufenden gehalten zu werden".


Autor: Watchman Nee (* 04.11.1903; † 30.05.1972) chinesischer Prediger
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"Der Glaube ist ein Verwirklichen von Dingen, die man hofft."

Was heißt hier "verwirklichen", und wie machen wir es? Wir tun es tagtäglich, anders könnten wir in dieser Welt gar nicht leben. Wir stnd umgeben von Dingen, von denen aber manche ebensowenig tastbar sind wie etwa Töne oder Farben. "Verwirklichen" heißt, dass ich eine bestimmte Hör- oder Sehfähigkeit habe, kraft deren jene nicht greifbaren Dinge für mich wirklich werden. Zum Beispiel, die Farbe Gelb ist etwas durchaus Wirkliches; schließe ich aber meine Augen, dann hat sie für mich ihre Wirklichkeit verloren; sie ist dann gar nichts - für mich. Dank meiner Sehkraft jedoch, die den Dingen Wirklichkeit verleiht, wird Gelb für mich gelb. Die Farbe ist nicht nur da; ich habe ihr in meinem Bewusstsein Wirklichkeit gegeben. Welch kostbare Gabe ist die Sehkraft!

Die "Dinge, die man hofft", die Dinge Christi, sind in noch höherem Maße als Musik und Farben ewig und darum wirklich; und mir ist eine kostbare Fähigkeit verliehen, die diese Dinge "verwirklichen" kann: es ist der Glaube, der Glaube an den Sohn Gottes. Der Glaube bewirkt, dass die göttlichen Dinge in meiner Erfahrung Wirklichkeiten werden. Indem er sich auf die Treue Gottes stützt, verleiht er Dingen, die man nicht sehen kann und die ich vorerst nur hoffe, Gegenständlichkeit und Realität.


Autor: William MacDonald (* 07.01.1917; † 25.12.2007) US-amerikanischer Prediger der Brüdergemeinden
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"Der Glaube aber ist eine Verwirklichung dessen, was man hofft, eine Überzeugung von Dingen, die man nicht sieht."

Der Glaube ist bedingungsloses Vertrauen auf das Wort Gottes. Er ist Vertrauen auf die Vertrauenswürdigkeit Gottes. Er ist die Überzeugung, dass das, was Gott sagt, wahr ist, und das, was Er verheißt, auch wirklich geschieht. Er richtet sich hauptsächlich auf den Bereich des Zukünftigen ( "was man hofft" ) und den Bereich des Unsichtbaren ( "was man nicht sieht" ).

Whittier (John Greenleaf, 1807-1892, amerikanischer Quäker, Gegner der Sklaverei und Dichter) sagte, "dass man des Glaubens Schritte ins scheinbare Nichts setzt, und dann den Fels darunter spürt" . Doch es ist nicht so! Der Glaube ist kein Sprung ins Dunkel. Er fordert den sichersten aller Beweise, und findet ihn im Wort Gottes.

Manche Menschen haben die verkehrte Vorstellung, dass man nur eine Sache fest genug glauben muss, damit sie auch geschieht. Aber das ist Leichtgläubigkeit (oder "positives Denken" ), aber nicht Glaube. Der Glaube braucht eine Offenbarung Gottes, auf die er sich stützt, eine Verheißung Gottes, an die er sich klammert. Wenn Gott etwas verheißt, dann ist das so gewiss, als wäre es bereits geschehen. Wenn er etwas über die Zukunft sagt, dann wird es sich auch gewiss erfüllen. Mit anderen Worten holt also der Glaube die Zukunft in die Gegenwart und macht das Unsichtbare sichtbar.

Wenn man Gott glaubt, geht man kein Risiko ein. Gott kann nicht lügen. Er würde nie betrügen, und kann auch nicht betrogen werden. Gott zu glauben ist das vernünftigste, sicherste und logischste, was man tun kann. Was ist vernünftiger, als dass das Geschöpf dem Schöpfer glaubt?

Der Glaube ist nicht auf den Bereich des Möglichen beschränkt, sondern überschreitet die Grenzen zum Reich des Unmöglichen. Jemand hat es so gesagt: "Der Glaube beginnt, wo die Möglichkeiten enden. Wenn etwas möglich ist, dann liegt darin keine besondere Ehre für Gott. Wenn es unmöglich ist, dann kann es geschehen."

Glaube, kraftvoller Glaube sieht die Verheißung Und blickt auf Gott allein; Lacht über Unmöglichkeiten Und ruft: "Es wird geschehen."

Zugegeben, es gibt auch Schwierigkeiten und Probleme im Leben des Glaubens. Gott prüft unseren Glauben im Schmelzofen der Drangsale und Versuchungen, um zu sehen, ob er echt ist (1. Petrus 1,7). Oft müssen wir jahrelang warten, bis wir die Erfüllung Seiner Verheißungen erleben, und manchmal müssen wir warten, bis wir beim Herrn sind. Aber "Schwierigkeiten sind die Nahrung, womit der Glaube sich nährt" (Georg Müller).

"Ohne Glauben aber ist es unmöglich, ihm wohlzugefallen" (Hebräer 11,6). Wenn wir uns weigern, Ihm zu glauben, dann machen wir Ihn zum Lügner (1. Johannes 5,10), und wie könnte Gott an Menschen Wohlgefallen haben, die Ihn zum Lügner machen?


Autor: Dora Rappard (* 01.09.1842; † 10.10.1923) Schweizer Missionarin und evangelische Kirchenlieddichterin

"Es ist der Glaube eine gewisse Zuversicht des, das man hoffet, ein nicht zweifeln an dem, das man nicht sieht."

Das elfte Kapitel des Hebräerbriefes entrollt vor unseren Blicken eine Bilder-Galerie seltenster und herrlichster Art. Ein Glaubensheld nach dem anderen ist hier in wenigen Züge so deutlich gezeichnet, dass wir einen wesentlichen Eindruck von jedem erhalten.

Für uns gläubige Kinder des Neuen Bundes ist es mehr als eine schöne Bilder-Galerie; denn es sind unsere Väter im Glauben, die wir schauen, und an deren Verhalten wir lernen sollen, was wahrer Glaube ist. Was sie erlangt und getan haben, geschah "durch den Glauben". Wir wollen diese unsere Ahnen bilder nachdenksam betrachten.

Zuvor ein kurzes Wort über den Glauben selbst. Unser Text sagt uns, dass der Glaube es immer mit dem Unsichtbaren zu tun hat. Für die äußere, sichtbare Welt haben wir fünf Sinne: Sehe, Hören, Riechen, Tasten, Schmecken. Für die unsichtbare Geisteswelt haben wir nur den einen Sinn des Glaubens. Er sieht und hört, er schmeckt und fühlt das Unsichtbare. Gott hat sich geoffenbart in seinem Wort. Auf dieses gründet und stützt sich der Glaube. Hier bekommt er Antwort auf alle Rätselfrage des Lebens, beginnend mit der Erschaffung der Welt (V. 3) und endigend mit der ewigen Seligkeit.

Herr, ich bin von Natur blind und taub, gefühllos und unempfänglich für Dich. Ich danke Dir, dass Du mir den Sinn des Glaubens geschenkt hast, Dich zu erkennen.


Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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Das Glauben und das Hoffen sind untrennbar verbunden und doch ist es noch ein großer Schritt, der uns vom Hoffen hinüber in den Glauben führt. Was mir Gottes Gnade gibt, hat im Maß des Lebens, das uns die Natur gewährt, noch nicht Raum. Die Gerechtigkeit, die mir die Gnade gibt, ist die eines Sünders, der unter dem Zwang steht, mit dem die Natur das falsche Begehren in mir erweckt, und das Leben, das mir die Gnade gibt, ist das Leben eines Sterbenden. Jeder Blick auf Jesus wendet mein Antlitz nach vorn der Zukunft zu. Ich nenne ihn den Christus, den Herrn über alles; das ist die große Hoffnung, die alles überragt, was die Gegenwart mir zeigt. Ich nenne ihn den Auferstandenen, der uns zur Auferstehung führt, und damit hat er mir die Hoffnung geschenkt. Es ist ein köstliches Ding, hoffen zu dürfen, und ich will die göttliche Gnade nicht geringschätzen, die mir die Hoffnung schenkt, und nicht murren, weil ich auf sie warten muss. Indem Jesus mich zum Hoffenden macht, erfahre ich bereits, dass er mein Versöhner ist und mich in Gottes Vergebung gestellt hat. Ich kann aber nicht nur in der Zukunft leben. Mit drängendem Anspruch packt mich, was gegenwärtig ist, und lässt mich nicht nur auf das warten, was noch nicht gesehen wird. Das Sichtbare ist mir dazu gezeigt, damit ich es sehe, und es fordert mit heiliger Verpflichtung von mir die Tat. Nun muss ich den Schritt tun, der mich vom Hoffen zum Glauben hinüberführt, und ich tue diesen Schritt dann, wenn ich die Hoffnung auch im Verkehr mit dem, was gegenwärtig ist, bewahre und mir das, was nicht sichtbar ist, gewiss bleibt, auch wenn ich mich im Sichtbaren bewege. Ich glaube nicht, wenn meine Hoffnung über der Gegenwart schwebt und mir nicht jetzt mein Wollen und Handeln gibt. Dann mache ich aus ihr ein müßiges Spiel, einen erquickenden und tröstenden Traum. Das ist der Unglaube, der die Seele zerreißt und den Willen spaltet. Stehen beim Gehofften, gewiss sein dessen, was nicht sichtbar ist, das ist der Glaube. Dass ich innerhalb dieser Welt in Gottes Reich lebe, in meinem natürlichen Zustand der Sünde gestorben bin, und als der zum Leben Berufene krank bin und sterbe, das heißt gläubig sein. Ich bin es nicht, wenn ich zwar hoffe, einst werde die Welt Gott untertan, jetzt aber mich so verhalte, als sei sie die Beute meiner Eigensucht, wenn ich auf Gottes kommendes Gericht warte, jetzt aber so handle, wie es meine Lust mir rät, wenn ich auf das kommende Leben mich freue, jetzt aber im Leiden und im Glück mich so benehme wie die, die sagen, sie müssten die Rosen pflücken, weil sie blühen. Dieser Riss ist tödlich; denn er ist Sünde, weil er die göttliche Gabe missachtet. Gott ist nicht nur der Kommende, sondern auch der Gegenwärtige. Darum gibt mir seine Verheißung, wenn ich sie mit redlichem Willen fasse, die Hoffnung so, dass sie mich gläubig macht.

Es ist, Herr, Gott, meine selige Hoffnung, dass ich Dich einst anbeten darf; so will ich Dich auch jetzt ehren. Ich hoffe, dass ich Dich einst von Angesicht zu Angesicht erkennen darf; so will ich auch jetzt vor Dir wandeln. Ich hoffe, dass ich einst von allem Bösen frei in reiner Gerechtigkeit Dir dienen darf; so will ich auch jetzt das hassen, was Dein Gebot verwirft. Dies ist meine Bitte. Erhöre sie nach Deiner Barmherzigkeit. Amen.


Autor: Hermann Bezzel (*18.05.1861; † 08.06.1917) deutscher lutherischer Theologe
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Es ist aber der Glaube eine gewisse Zuversicht des, das man hoffet, und nicht zweifelt an dem, das man nicht siehet.

Glaube ist nicht mechanisches Nachbeten von Überkommenem. Glaube ist nicht ein Aufzählen ganz bestimmter Lehrsätze, Glaube ist ein Leben vom Leben und ein Sichzusammenschließen mit dem einzig Lebenswerten. Glaube ist die Kraft, die zu dem Unmöglichen sagt: Du bist gewiss! und zu dem Unausdenkbaren: Du bist Wahrheit! Glaube ist der Zusammenschluss der flüchtigen Stunde mit der Ewigkeit und des sterblichen Menschen mit dem unsterblichen Gott in Christo Jesu. Glaube ist der Einschlag der zitternden, zagenden Menschenhand in die dargebotene Rechte des Ehrenkönigs und Siegesfürsten. Hast du den Glauben? Es ist nicht gemeint, dass wir evangelische Christen nachbeten, was uns vorgeredet wird, aber das ist gemeint, dass wir innerlich dem ganz trauen, der für uns Leben, Ehre, Ewigkeit, Himmel und Heimat gewagt und geopfert hat.