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Predigten zu Lukas 17,17

"Jesus aber antwortete und sprach: Sind nicht die zehn gereinigt worden? wo sind [aber] die neun?"

Autor: William MacDonald (* 07.01.1917; † 25.12.2007) US-amerikanischer Prediger der Brüdergemeinden
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"Sind nicht die Zehn gereinigt worden ? Wo sind die Neun?"

Der Herr Jesus hatte zehn Leprakranke geheilt, aber nur einer kehrte zu Ihm zurück, um Ihm zu danken, und das war ausgerechnet ein verachteter Samariter. Es ist eine wertvolle Lebenserfahrung für uns, wenn wir Undankbarkeit begegnen, denn nur dann können wir in kleinem Ausmass den Kummer Gottes nachempfinden. Wenn wir großzügig schenken und keinerlei Anerkennung dafür erhalten, dann können wir eher ermessen, wie es Gott zumute ist, der Seinen geliebten Sohn für eine undankbare Welt gab. Wenn wir uns in rastlosem Dienst für andere verausgaben, dann sind wir in Gemeinschaft mit Gott, der den Platz eines Sklaven einnahm, um einer undankbaren Menschheit zu dienen. Undankbarkeit ist einer der wenig liebenswürdigen Charakterzüge des gefallenen Menschen. Paulus erinnert uns daran, dass die heidnische Welt zwar Gott kannte, aber Ihn nicht als Gott verehrte und Ihm auch keinen Dank darbrachte (s. Römer 1,21). Ein Missionar in Brasilien entdeckte zwei Indianerstämme, die kein Wort für "Danke" kannten. Wenn man ihnen eine Freundlichkeit erwies, sagten sie einfach "Genau das wollte ich" oder "Das wird mir nützlich sein" . Ein anderer Missionar, der in Nordafrika arbeitete, stellte fest, dass diejenigen, denen er einen Dienst erwies, ihm niemals ihren Dank ausdrückten, weil sie meinten, sie gäben ihm doch nur eine Gelegenheit, bei Gott Verdienste zu erlangen. Sie erwarteten, dass vielmehr er, der Missionar, ihnen dankbar wäre, weil er durch die Freundlichkeit, die er ihnen zeigte, doch selber Gunst bei Gott erwarb. Undankbarkeit durchdringt die ganze Gesellschaft. Ein Radioprogramm in den USA, das sich "Arbeitsvermittlung im Rundfunk" nannte, brachte es fertig, für 2500 Leute eine Arbeitsstelle zu finden. Doch der Ansager berichtete später, dass nur ganze 10 davon sich die Zeit nahmen, ihm dafür zu danken. Eine Lehrerin, die mit Hingabe ihre Arbeit tat, hatte in ihrem Leben 50 Schulklassen unterrichtet. Als sie 80 Jahre alt wurde, bekam sie einen Brief von einem ihrer früheren Schüler, der ihr schrieb, wie sehr er ihre damalige Hilfe zu schätzen wusste. Sie hatte 50 Jahre lang unterrichtet, doch das war der einzige Dankesbrief, den sie jemals bekam. Wir haben gesagt, es ist gut für uns, wenn wir Undankbarkeit erfahren, weil uns das einen schwachen Abglanz davon vermittelt, was der Herr die ganze Zeit über empfindet. Undankbarkeit ist auch deshalb eine wertvolle Erfahrung, weil wir daran merken, wie wichtig es ist, dass wir selbst dankbar sind. Allzuoft nehmen unsere Bitten an Gott mehr Raum ein als unsere Dankgebete. Wir nehmen Seinen Segen als selbstverständlich hin. Und allzuoft vergessen wir, einem anderen Menschen Anerkennung auszusprechen für seine Gastfreundschaft oder seinen Rat, für das Mitnehmen im Auto, für seine Fürsorge und zahllose andere Freundlichkeiten. Ja, wir erwarten solche Dienste schließlich sogar, so als ob wir sie verdient hätten. Die Geschichte von den zehn Aussätzigen sollte uns immer daran erinnern, dass wohl viele Menschen sehr viel Grund zum Danken haben, aber nur wenige sich ein Herz fassen und ihren Dank auch äußern. Ob wir wohl wirklich zu diesen wenigen gehören?


Autor: Ludwig Hofacker (* 15.04.1798; † 18.11.1828) deutscher evangelischer Pfarrer
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Der Heiland ist unser größter Wohltäter. Wem haben wir unser Leben, unser Dasein zu danken? Wem anders als ihm, unserem Schöpfer? Wir könnten auch nicht sein, so gut als wir sind; es ist eine freie Tat seiner Liebe, daß er gewollt hat, wir sollen sein, noch mehr, wir sollen Menschen sein. Ich will euch eine Geschichte erzählen. Auf der Kirchenversammlung in Konstanz vor vierhundert Jahren sahen einmal zwei Bischöfe, die zusammen ausgeritten waren, in der Ferne einen Hirten, der heftig weinte. Weil sie menschenfreundliche Männer waren, so ritten sie auf ihn zu und erkundigten sich nach der Ursache seiner Betrübnis. Der Hirte wies mit seiner Hand auf eine Kröte, die im Grase kroch, und sprach: »Ich sah diese Kröte, da fiel mir ein, daß mich Gott zu einem Menschen und nicht zu einem solchen Tier geschaffen habe, und ich habe ihm mein Leben lang noch nicht dafür gedankt. Das schmerzt mich, daß ich so undankbar bin.« Wie viel könnten wir von diesem Hirten lernen, wenn wir wollten! Gott hat uns allen Odem und Dasein gegeben; er hat uns Augen, Ohren, Sinne, Gliedmaßen gegeben; er hat uns, was noch das größte ist, zu vernünftigen Wesen werden lassen, die den Reichtum seiner Güte empfinden können und zu einer ewigen Seligkeit bestimmt sind; aber wer dankt ihm dafür? Wem ist es leid, daß er so undankbar ist? Vor vierhundert Jahren ist es einem von Herzen leid darüber gewesen, und dies hat man so merkwürdig gefunden, daß man es, als eine unter der Menschheit unerhörte Sache, aufgeschrieben hat. Damit, daß man solche Geschichten als merkwürdig erzählt, gesteht man ein, daß die Dankbarkeit gegen den Heiland unter den Menschen zur Ausnahme von der Regel gehöre.

Huldreich Wesen, laß dir danken, preisen dich von Herzensgrund! Deine Huld ist ohne Schranken, unaussprechlich für den Mund, wunderherzlich für die Sünder, für uns Kleine viel zu groß, in der Größe grenzenlos, väterlich für alle Kinder. Meine Seele flehet dich: Große Liebe, liebe mich!


Autor: Hugh E. Alexanders (* 1884; † 1957) englischer Evangelist, der Anfang des 20. Jahrhunderts in der französischen Schweiz wirkte

Der Herr hatte durch Seine messianische Vollmacht zehn Aussätzige geheilt. Da das Gesetz noch nicht zufriedengestellt, das göttliche Opfer noch nicht dargebracht und angenommen war, redete Er als Messias zu ihnen und gebot ihnen, sich dem Priester zu zeigen. «Einer aber von ihnen kehrte wieder um, als er sah, daß er geheilt worden war, und pries Gott mit lauter Stimme, warf sich auf sein Angesicht zu Jesu Füßen und dankte ihm; und das war ein Samariter.»

Für diesen Menschen gab es etwas Wichtigeres als eine bloße religiöse Pflicht, die ihn in diesem Fall sogar von seinem Herrn wegführte. Er wollte zu Jesus selbst gehen, dem Urheber aller Gnade, und Ihm seine Dankbarkeit bezeugen. Darum trennte er sich von seinen Kameraden, kehrte um und warf sich Ihm zu Füßen, um auf die einzige ihm mögliche Weise kindlich «Danke» zu sagen.

Diesen Dank erwartet der Herr auch von uns, und erhält ihn so oft nicht! Der Herr hat uns nicht nur vom Aussatz der Sünde errettet und geheilt, sondern auch von dem Tag an, da wir Ihn als unseren Retter annahmen, nicht aufgehört, für uns zu sorgen und uns zu segnen. Und wir, die wir Seine Gnade und Fürsorge empfangen haben – gehören wir zu den neun, die vergaßen, Ihm ihre Dankbarkeit zu bezeigen?

Sind wir unter denen, die viele Vorrechte genießen und gesegnet werden, aber nicht wissen, nicht verstehen, was sie ihrem Herrn schuldig sind? Ist unsere Frömmigkeit nur eine Routine, die unser Herz kalt läßt? Woher kommt es, daß es so viel Fruchtlosigkeit, so viel Klagen und Streiten unter den Christen gibt, wenn nicht daher, daß sie den Sinn für Loben und Danken verloren haben? Sie blicken nur auf sich selbst und auf andere, nicht auf den Herrn. Er gab Sein Leben für uns hin, weil er uns liebte. Wo bleibt aber unser Lobgesang? Oh laßt uns wie dieser geheilte Aussätzige auf unser Angesicht fallen, zu Jesu Füßen, und Ihm mit lauter Stimme die Ehre geben!


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Ja, wo sind die neun? Die Bibel sagt es uns nicht. Aber man kann es sich ungefähr denken: Im Beruf gehen die einen auf. In der Familie die andern. Manche in der Politik. Einige auf dunklen Wegen der Sünde. Und wieder andere sind versunken im Stumpfsinn oder in irgendeiner Freigeisterei. Kurz, sie sind überall — nur nicht da, wo man sie suchen sollte: bei Jesus; bei dem Jesus, der sie vom Aussatz rein gemacht hat. Und so bleibt diese herrliche Erfahrung ohne Frucht für ihr Leben. Denn es genügt nicht, einmal von Jesus angerührt zu sein. Jesus sagt: „Bleibet in mir." Es gibt kein Leben aus Gott ohne beständige Verbindung mit Jesus.

Darin beruht der eigentliche Kampf eines Christen, daß er in Jesus bleibt. Die Welt, der Teufel und sein eigenes Herz machen ein schreckliches Bündnis miteinander, ihn aus dieser Verbindung herauszureißen. Der Herr Jesus braucht ein anschauliches Beispiel dafür. Er sagt: Wer sich in seinem Herzen von Ihm löst, der ist wie eine Weinrebe, die vom Weinstock losgerissen ist. Es spielt da keine Rolle mehr, ob diese Weinrebe schöne Frucht angesetzt hat, ob sie vielversprechend begonnen hat. Sie ist vom Weinstock getrennt. Und Jesus sagt: „Wer nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen wie eine Rebe und verdorrt. Und man sammelt sie und wirft sie ins Feuer und müssen brennen." Es hat einmal einer gesagt: „Das ist das Schöne am Evangelium, daß man neu anfangen kann." Wenn der Heilige Geist uns solch eine innere Loslösung von Jesus aufdeckt, dann dürfen wir neu anfangen. Gott gebe uns eine heilige Unruhe, solange wir nicht „in ihm" sind! Amen.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Es liegt ein tödlicher Ernst über diesem Wort. „Wo sind aber die neun?" So fragt der König, der Rebellen vor Seinen Thron ruft. Sicher lag im Augenblick dieser Frage eine königliche Majestät über dem Sohne Gottes. Die Zuhörer erschraken. „Wo sind aber die neun?" Diese Männer gehören nun nirgendwo anders hin als zu Jesus. Und zwar aus einem doppelten Grund: Erstens ist Er ihr Schöpfer. Zweitens ist Er ihr Erlöser. Aus demselben doppelten Grund gehören wir alle mit Fug und Recht zu Jesus.

Er ist unser Schöpfer. Die Bibel sagt klar, daß Gott durch Ihn die Welt schuf. Alles, was ist, ist durch Ihn gemacht. Und „es besteht alles in ihm". Und „er trägt alle Dinge mit seinem kräftigen Wort." Und Er ist unser Erlöser. Es gibt keinen, für den Er nicht am Kreuze hing. Es gibt keinen, den Er nicht gemeint hätte, als Er dürstend am Kreuze starb. In dem kleinen Städtchen, in dem Jesus die Aussätzigen geheilt hatte, wird es sicher so gewesen sein, daß es den neun Männern brühwarm berichtet wurde: „Jesus hat nach euch gefragt. Er hat so nach euch gefragt, daß es uns durch Mark und Bein ging."

Was werden die Männer geantwortet haben? Vielleicht haben sie etwas verlegen die Achseln gezuckt. Nun, sie werden die Sache anders ansehen, wenn am Jüngsten Tage die Frage noch einmal aus demselben Mund ergeht: „Wo sind die neun?" Da müssen sie hervor, wie Adam hervor mußte, als Gott rief: „Adam, wo bist du? Wir sollten es nicht darauf ankommen lassen, sondern bereit sein, wenn Er jetzt nach uns fragt. Amen.


Autor: Hermann Bezzel (*18.05.1861; † 08.06.1917) deutscher lutherischer Theologe
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Jesus aber antwortete und sprach: Sind ihrer nicht zehn rein geworden, wo sind aber die Neun?

Wo sind die Neune? Hast du, Herr Jesu, als du also fragtest, auch an mich gedacht? Hast du in dieser Erinnerung an meinen und der Meinen Undank auch für mich gebetet, dass ich wieder danken lernte? Dann wollen wir auch für das Weh deiner Enttäuschung und für die schweren Stunden, da du an uns irre wurdest, dir Lob sagen: „Hab ich dich gar oft verlassen, stell ich mich doch wieder ein.“ Jesus, der, jetzt zur Rechten des Vaters erhöht, ewiglich Dank opfert dafür, dass ihn der Vater erhört und erhöht hat, schenke uns, nach dem Leid des Lebens endlich die Freude, dass aus den Misstönen, unter denen wir litten, und den Missstimmungen, unter denen wir trugen, ein Ton des Dankes und eine Stimme des Preises werde!