10.798 biblische Andachten und Predigten von Spurgeon, MacArthur, MacDonald, Christlieb, Eichhorn, Hofacker, Zinzendorf, Luther ...

Predigten zu Johannes 15,5

"Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, dieser bringt viel Frucht, denn außer mir könnt ihr nichts tun."

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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"Getrennt von mir könnt ihr nichts tun."

Mein Herz sagt: "Herr, was gibt es, das ich ohne dich tun wollte? Die Abhängigkeit von dir ist meine Freude. Wenn ich etwas ohne dich tun könnte, so würde ich mich fürchten, solch eine gefährliche Macht zu besitzen. Ich freue mich, dass ich außer der Kraft, die von dir kommt, keine andere Kraft habe. Es belebt und erfrischt meine Seele, dass du mein Alles bist. Du hast mir mein eigenes Vermögen genommen, damit ich mir meine Hände von dir füllen lasse."

"Ohne mich könnt ihr nichts tun." Brüder, seid ihr alle damit einverstanden? Möchte jemand, der unseren Herrn liebt, es anders haben? Ich bin gewiss, dass ihr es nicht wollt; denn wenn wir etwas ohne Christus tun könnten, so würde er keine Ehre davon haben. Alle seine Heiligen zusammen können ohne ihn nichts tun. Die erhabene Gesellschaft der Apostel, die edle Schar der Märtyrer, die triumphierende Schar der durch Christi Blut Erlösten - alle zusammen können ohne Jesus nichts tun. Ihm, der in uns das Wollen und Vollbringen nach seinem Wohlgefallen wirkt, gebührt alle Ehre. Um unser selbst und um des Herrn willen freuen wir uns, dass es so ist.

Als ich über den Text nachdachte, musste ich unwillkürlich lächeln. Ich dachte an die, welche die Lehre der Bibel in der Welt vernichten wollten. Mehrmals ist mir gesagt worden, dass ich der letzte Puritaner sei und dass das Geschlecht aussterben werde. Gelehrte und Ungelehrte vereinigten sich zu sagen: "Setzt die Nachtmütze auf, ihr guten evangelischen Leute, legt euch ins Bett und schlaft den Schlaf der Gerechten, denn euer Ende ist gekommen."

Wenn das Wort "Ohne mich könnt ihr nichts tun" den Jüngern Jesu gilt, wieviel mehr dann seinen Feinden! Wenn Jesu Freunde ohne ihn nichts tun können, so ist es sicher, dass auch seine Gegner nichts gegen ihn tun können, was er nicht zulässt. Darum lache ich über ihren Spott und freue mich über ihre Verwirrung.


Autor: John F. MacArthur (* 19.06.1939) US-amerikanischer Pastor, Prediger, Theologe und Autor
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FRUCHT BRINGEN

In unserem Garten wuchs ein Pfirsichbaum, und eines Tages war er mit Früchten nur so übersät. Wir ernteten so viele Pfirsiche, dass wir die ganze Nachbarschaft versorgen konnten. Es gab aber auch Zeiten, da hing an demselben Baum gerade mal ein einziger mickriger Pfirsich. Das Leben gewisser Christen gleicht diesem Baum; da ist nur wenig Frucht, die auf ein Leben mit Gott hinweist – aber Gott will, dass wir wachsen und viel Frucht produzieren zu seiner Ehre.

Die Frucht in unserem Leben ist die Art und Weise, wie wir leben, unser Charakter. Einzig und allein daran können die Menschen um uns herum erkennen, dass wir ein Kind Gottes sind. Gott offenbart sich der Welt, indem er in deinem Leben sichtbar wird. Er wirkt in dir. Es geht hier also darum, sein Wesen widerzuspiegeln – das ist eine verantwortungsvolle Aufgabe. Er möchte in dir viel Frucht wirken, so dass jeder erkennen muss, dass diese Frucht kein Resultat weltlicher oder eigener Anstrengung ist.


Autor: Carl Eichhorn (* 11.07.1810; † 08.02.1890) deutscher lutherischer Pastor
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Das Geheimnis der Fruchtbarkeit

"Ich bin der Weinstock; ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht."

Der Herr Jesus ist kein Religionsstifter. Er wirkte nicht bloss einst und gehört nun der Vergangenheit an und übt nur durch mündliche und schriftliche Überlieferung Einfluss aus. Jesus wirkt nicht wie große Männer durch ihre Gedanken befruchtend, sondern "er ist unseres Lebens Leben, unserer Seele Trieb und Kraft". Wir können und sollen mit ihm in persönliche Verbindung treten. Immer wieder begegnet uns der Ausdruck: "in Christus". Diese innige Lebensgemeinschaft legt uns der Heiland ans Herz in dem Gleichnis vom Weinstock und den Reben. - Die Rebe steht mit dem Weinstock in organischer Verbindung. So müssen auch wir mit dem Heiland in einen Lebenszusammenhang treten. Der Saft des Weinstocks durchdringt die Reben und Jesu Geist die Seinigen. Sobald wir an Jesus angeschlossen werden, durchströmt uns seine Lebenskraft. - Eigentlich ist es der Herr Jesus, der den Anschluss vollzieht. "Ihr habt mich nicht erwählt, ich habe euch erwählt." Er sucht Verbindung mit uns. Seine Liebe wirbt um uns. Er bringt uns seine erbarmende Liebe nahe im Wort. Wenn wir ihn mit uns reden lassen oder sein Wort in uns aufnehmen, dann nehmen wir ihn selbst auf. Wenn seine Worte in uns bleiben, bleibt er selbst in uns (Joh. 15, 7). Seine Liebe ist eine reinigende, heiligende Liebe. Er verschmäht zwar keinen, auch wenn er aus dem hässlichen Sumpf heraussteigt. Aber es muss das Verlangen da sein, rein zu werden. Es gibt nur eine Einigung mit Jesus auf Grund einer Reinigung. - Nun entsteht in unserem toten Herzen Leben. Es grünt und blüht und kommen Früchte. Getrennt von ihm ist es unmöglich, Frucht zu bringen. Es fehlt das Leben. Wir können wohl durch eigene Anstrengung allerlei hervorbringen, was aussieht wie Frucht. Aber es unterscheidet sich von der wirklichen Frucht wie künstlich hergestellte von den gewachsenen Früchten. Wo der Herr Jesus wirken kann, kommt alles ungezwungen, nicht mühsam und abgenötigt. Das Gute, was jemand mit saurer Miene tut, kann man vergleichen mit den sauren Herlingen, die niemanden erquicken können (Jes. 5, 2). - Ertrag ist noch nicht Frucht. Jedes Leben hat einen Ertrag. Der eine hinterlässt ein Kapital, das er mit Mühe, Fleiß und vielleicht auch ehrlich erworben hat. Das ist etwas. Aber es ist keine Frucht im Sinne Jesu. Ein anderer bringt es zu Ansehen und Ehren. Er gilt etwas. Aber das ist noch keine Frucht, die Ewigkeitswert hat. Frucht ist, was vor Gott gilt, was Gott und Menschen erquickt. Ach, mancher hat einen traurigen Lebensertrag! Er hinterlässt Schulden, weil er mit Leichtsinn alles verprasst hat. Ein anderer trägt einen entnervten, zerrütteten Körper davon, weil er durch Ausschweifungen seine Gesundheit untergraben und die edlen Kräfte Leibes und der Seele vergeudet hat. Ein Leben, das sich auf der Waagschale Gottes als vollwichtig ausweist, kann sich nur aus Jesus heraus entfalten.


Autor: Watchman Nee (* 04.11.1903; † 30.05.1972) chinesischer Prediger
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"Ohne mich könnt ihr nichts tun."

Die Versuchung, es doch zu probieren, ist tief in der Natur des Menschen verwurzelt. Dazu möchte ich etwas erzählen, was ich in meiner Heimat in den Salzgruben gesehen habe. In China gibt es Kulis, die eine Salzladung von 120 Kilo und andere, die 250 tragen können. Nun kommt einer, der nur 120 Kilo zu tragen vermag, und vor ihm steht eine Last von 250. Er weiss genau, dass sie viel zu schwer für ihn ist und dass er sie keinesfalls tragen kann, aber trotzdem versucht er es. Als Junge war es mir ein besonderes Vergnügen, zehn oder zwanzig solcher Burschen zu beobachten, wie sie daherkamen und einer nach dem anderen eine Last zu heben versuchte, von der sie von vornherein wussten, dass sie ihr nicht gewachsen waren, bis sie dann schließlich dem Platz machen mussten, der damit fertig wurde. Wie oft geht es bei uns so ähnlich: erst wenn wir über uns selbst völlig verzweifelt sind, erinnern wir uns an Christus und überlassen die Arbeit ihm, der so bereit und so fähig ist, sie zu vollbringen! Je bälder wir sie an ihn übergeben, desto besser. Denn wenn wir uns darauf versteifen, sie selber zu tun, lassen wir kaum noch Platz für das machtvolle Wirken des Heiligen Geistes.


Autor: Samuel Keller (* 15.03.1856; † 14.11.1924) deutscher protestantischer Theologe und Schriftsteller

"... Denn ohne mich könnt ihr nichts tun."

Warum verachten wir die einfachsten, natürlichsten Wahrheiten, sobald es geistliche Arbeit gilt? Ohne Jesus und den Zufluss von ihm wird unser vieles Reden von ihm so leer und unnütz. Ehe ich merke, dass mein Reden kein Echo in den Herzen der Hörer weckt, wird mir innerlich schwach zumut. Ich habe alle meine Reserven an Kraft verbraucht, den letzten Kredit erschöpft, und die Pumpe heult, aber schafft kein Wasser an die Oberfläche. Seelisch, geistlich, gibt es kaum etwas Elenderes als dieses Weiterreden, wenn der Zufluss aufgehört hat. Von der Direktion wird hergeschickt: das Wasser wird heute wegen Reparatur des Hauptrohres von drei bis acht Uhr abgestellt. Was für eine törichte Sache ist dann der Eigensinn, in dieser Zeit krampfhaft den Hahn zu drehen und doch etwas Wasser erzwingen zu wollen. Das nennen die Leute Eifer für den Herrn und großen Glauben! Nein, sowie statt Wasser jenes heulende Pfeifen des leeren Rohres ertönt, setze lieber das Reden aus, gehe in die Stille, schweig vor Gott und Menschen und warte, bis die Reparatur beendigt ist. Kommt wieder Wasser aus dem Heiligtum, so wird in wenig Tagen alles ersetzt, was gefehlt hat, und das Glück ist groß, viel geben zu können, ohne arm zu werden.

Lehre mich, Herr Jesus, auf deine heimlichen Winke achten, dass ich deine Sache nicht durch mein leeres Gerede in Verruf bringe. Fülle mich erst, und dann gib mir das Zeichen, dass ich für dich da sein soll. Amen.


Autor: Carl Olof Rosenius (* 03.02.1816; † 24.02.1868) schwedischer Laienprediger und Initiator einer neuevangelischen schwedischen Erweckungsbewegung

"Ohne Mich könnt ihr nichts tun."

Im Grundtext steht eine doppelte Verneinung, welche ausdrückt "durchaus nichts". Wir wollen nicht vergessen, dass der Herr selbst hier sagt: "Ihr könnt durchaus nichts tun!" Und Er hat hier noch ein Bild hinzugefügt, das aufs stärkste dieses "durchaus nichts" unterstreicht, nämlich in jener vom Weinstock abgebrochenen Rebe, die auf der Erde liegt und verdorrt. Denn es ist ja wahrlich unmöglich, dass eine Rebe in diesem Zustand Frucht bringen kann. Von einer solchen sagt Jesus: "Gleichwie die Rebe von selbst keine Frucht bringen kann, sie bleibe denn am Weinstock, also auch ihr nicht, ihr bleibt denn in Mir." Alles Beten, aller Ernst, aller Kampf und Streit ist fruchtlos, bis ihr in Mich hineingepfropft seid. Ihr könnt keine Frucht bringen, ihr bleibt denn in Mir. Und der Apostel sagt: "Wir sind nicht tüchtig von uns selbst, etwas zu denken, als von uns selbst."

Bedenke, wenn man nicht einmal seine Gedanken in der Gewalt hat, was kann man dann tun? Derselbe Apostel sagt auch, dass Gott uns sogar den guten, aufrichtigen Willen geben muss. "Gott ist es, der in euch wirket beides, das Wollen und Vollbringen, nach Seinem Wohlgefallen." Und dieses bewirkt Er in den gedemütigten Seelen, die aus allen ihren fruchtlosen Bemühungen gelernt haben, dass sie gar nichts vermögen. Wenn sie Seine Stimme hören und sich zu Jesus bekehren lassen, dann macht Er sie lebendig in Ihm. Wenn sie aber selbst streiten und wirken wollen, dann muss noch alles Böse über sie herrschen.

Das hatte ein alter Christ gelernt, als er einem jüngeren Bruder, der über seine jämmerliche Ohnmacht in den Kämpfen klagte, die wundersame Antwort gab: "Es ist ja nicht möglich, dass du siegen kannst, während du streitest." Da dieses gar zu ketzerisch erschien, fügte der Alte hinzu: "Solange du streitest, meine ich, solange dein eigenes Ich eine Kraft noch unversucht hat und durch dieselbe zu überwinden gedenkt." Du sollst zunichte werden. Dann kommt der Herr und fragt dich: Hast du noch irgendeine Kraft zu versuchen? Kannst du selbst noch etwas tun? Antwortest du nun von Herzen: "Nein, ich bin verloren, es ist aus mit mir", alsdann spricht der Herr: "Dann kann Ich dich aus dem Schlamm ziehen und deine wankenden Füße auf einen Felsen stellen, wo du gewisse Tritte tun kannst."

So beruht alles Leben, alle Lust und Kraft, Frucht zu bringen, auf dem Verbleiben in Christus. Wenn ich das selige Geheimnis in meinem Herzen habe, dass ich in der Freundschaft Gottes bin, der mir alle meine Sünden vergeben hat, und dass ich von Christus einen so unaussprechlich großen Dienst und Nutzen habe, dass mir keine Sünde zugerechnet wird1 sondern dass ich in einem Verhältnis beständiger Schuldenfreiheit stehe, als ob nichts Sünde wäre, als ob uns nie ein Gesetz gegeben wäre - weder ein noch zehn Gebote -, dann wird dieser Herr mir wahrlich lieb, und dann kümmere ich mich wenig um die ganze Welt, dann will ich für meinen Herrn leben, dann bekenne ich Ihn mit Wort und Beispiel und "tue jetzt mit Freuden das1 was mir zuvor schwer war." Ich bin zwar nicht von dem unreinen und widerspenstigen Fleische befreit1 aber in dieser Glaubensvereinigung mit dem Heiland liegt doch die eigentlich fruchtbringende Kraft. Zudem kann ich jetzt erst recht gegen alles Böse beten, denn ich bete jetzt im Glauben und in Jesu Namen und nicht in der selbstgerechten Absicht, die zuvor bewirkte, dass der Herr mich nicht erhören konnte, weil dann meine selbstsüchtige Einbildung Nahrung erhalten hätte. Jetzt habe ich alles in der Gnade des Herrn und blicke nur auf Sein Wohlgefallen; und dann gilt das, was der Herr sagt: "So ihr in Mir bleibet und Meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren." Was du auf diesem Wege, nämlich durch das Bleiben in Ihm, nicht erlangst, das befiehl Seiner Weisheit und Seinem Wohlgefallen. Wenn Er wollte, könnte Er dich wohl ganz heilig und engelrein machen; aber Er weiss am besten, was dir am nützlichsten ist.

Du antwortest: "Der Heilige kann doch nicht das Böse wollen; gewiss muss der Fehler bei mir liegen, wenn ich diese oder jene Kraft nicht empfange!" - Wahrlich, der Fehler liegt gewiss bei dir, aber dann ist es ein Fehler, den Christus erwähnt hat. Willst du z. B. in deiner eigenen Stärke, aber nicht in Seiner Gnade leben; dann ist dies der Fehler. Wegen einer solchen Neigung ließ Er Petrus vom Satan gesichtet und Paulus von einem solchen mit Fäusten geschlagen werden, um ihn zu lehren, sich nicht zu überheben. Er sprach: "Lass dir an Meiner Gnade genügen, denn Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig." Dieses Mal war es dem Paulus heilsamer, die Schwachheit und nicht die Stärke kennenzulernen. - Oder du willst in Eitelkeit oder in einem zerstreuten, weltlichen Geist leben und dich nicht dicht an den Heiland halten; willst du dabei aber doch in deiner eigenen Kraft einen tätigen und christlichen Wandel führen, dann ist dies der Fehler, weil die Früchte dann sogleich schwinden, wie der Herr spricht: "Gleichwie die Rebe von selbst keine Frucht bringen kann." Und wenn du im Unglauben und in der Knechtschaft liegst, kannst du auch keine Frucht bringen.

Hieraus folgt, dass es keinen anderen Rat gibt, als fortwährend in Jesus zu bleiben. Denn wohin solltest du sonst fliehen, wenn deine Kraft so schwach und jämmerlich ist? Er ist der einzige, der alle Gewalt im Himmel und auf Erden hat! Er ist der einzige Schlangenkopfzertreter, der gekommen ist, die Werke des Teufels zu zerstören. Suche darum nur noch näher mit Ihm vereinigt zu werden und zu einem noch gewisseren Glauben zu gelangen!


Autor: Ludwig Hofacker (* 15.04.1798; † 18.11.1828) deutscher evangelischer Pfarrer
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Ach! Es ist so gar nichts um ein Menschenleben, wenn es nicht mit dem Heiland geführt wird. Da wird's Winter und Sommer, Tag und Nacht, man arbeitet auf seiner Hantierung, im Weinberge, auf dem Acker, man will etwas erwerben, man kann nicht; man will wenigstens sich schuldenfrei machen, es geht wieder nicht; dazwischen hinein kommt viel Kummer und Elend, viele Sorgen und Sünden; es ist nichts elender und jämmerlicher als ein solches Leben, man ist nichts als ein Lasttier. Wer aber Jesum kennt, der geht durch diese Zeit hindurch und weiß auch, warum er auf der Erde ist. Und am Ende wirft man die ausgetretenen Schuhe der modernden Lebenszeit hinweg und fährt zu Jesus, den die Seele liebt, an dem das ganze Herz hängt. O daß wir weiser würden zur Seligkeit! Herr, verkläre in uns deinen Namen, bekehre uns ganz zu dir, so sind wir bekehret! Wir wissen nicht, was du über uns beschlossen hast, wissen nicht, was dieses Jahr mit sich bringen wird nach deinem allweisen Ratschlüsse; nur deinen Namen verkläre in uns, auf daß wir uns allezeit gerüstet und bereit halten, vor dir zu stehen! Dein, du seliger und allein gewaltiger König aller Könige und Herr aller Herren, der allein Unsterblichkeit hat, der da wohnet in einem Lichte, wo niemand zukommen kann, müsse unsere Seele sein als dein teuer erkauftes Gut; dein müsse sie sein im Leben und im Tode, in der Zeit und in der Ewigkeit, hienieden im Lande der Prüfung und dort in deiner neuen Stadt, wohin du uns, um deiner Gnade willen, nach wohl durchlaufener Kampfesbahn führen wollest, o Herr, unser Gott!

Nicht nach Welt, nach Himmel nicht meine Seel sich wünscht und sehnet; Jesum wünscht sie und sein Licht, der mich hat mit Gott versöhnet, mich befreit vom Gericht: meinen Jesum laß ich nicht. Jesum laß ich nicht von mir, geh ihm ewig an der Seiten; Christus läßt mich für und für zu dem Lebensbächlein leiten. Selig, wer mit mir so spricht: Meinen Jesum laß ich nicht!


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Auf einer Landstraße habe ich einmal einen Mann beobachtet, der sich mit schrecklicher Umständlichkeit eine Pfeife anzündete. Ich fragte ihn, warum er denn dazu in den Straßengraben krieche. Er erwiderte: „Ich habe nur noch ein einziges Streichholz. Das darf mir der Wind nicht ausblasen." Da mußte ich denken: Wir Menschen sind doch hoffnungslose Narren! Mit einem einzigen Streichholz geht nun dieser Mann so sorgfältig um. Und wir alle haben etwas viel Wertvolleres auch nur einmal — nämlich unser Leben. Doch wie gehen wir damit um!

Und dabei gehört es uns noch nicht einmal. Es ist uns vom lebendigen Gott anvertraut. Und wir müssen am Ende Rechenschaft ablegen, was wir damit gemacht haben. Sollten wir nicht besorgt sein — von Jugend an — dies eine, einzige Leben recht anzuwenden? Wie geschieht denn das? Daß wir es nach Möglichkeit genießen? O nein! Das heißt ja, sein Leben verspielen. Jesus gibt uns die Antwort: Wir dürfen Frucht bringen. Was heißt denn das nun wieder: Frucht bringen? Wir sind in dieser ganzen Sache völlig auf Gottes Wort angewiesen. Denn kein Mensch kann uns die Frage beantworten, wie wir unser einziges Leben recht anwenden. Die Bibel sagt: „Frucht — das ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmut, Keuschheit."

Als ich das einem jungen Manne vorhielt, meinte er erschrocken: „Das kriege ich nicht hin! Das ist zu schwer!" Darauf gibt die Bibel nun auch wieder die Antwort. Jesus sagt: „Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viele Frucht." Amen.


Autor: Hermann Bezzel (*18.05.1861; † 08.06.1917) deutscher lutherischer Theologe
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Ohne mich könnt ihr nichts tun.

Gibt es auch ein Sammeln ohne Jesum? Zweifellos. Wenn man um sich sammelt, an seine Person kettet, von seinem Erfolg redet, von sich abhängig macht – das ist ein Sammeln ohne ihn. Wenn man Erinnerungen aufzählt, in denen das eigene Ich glänzt und groß wird und Gedanken nachsinnt, in denen er nicht der Erste noch der Letzte ist, dann sammelt man auch. Wenn man Tagebücher hat zur Selbstbeschauung, Selbstbeschönigung und Selbsterquickung, wenn die Blätter des Lebens, das man aufzuzeichnen sich anschickt, vom Wohlduft der eigenen Salbe erfüllt sind, dann sammelt man auch. Und wenn in der Todesstunde die Ankläger, die wir nicht versöhnten, und die Verkannten, die wir nicht begütigten, und die Getäuschten, deren Verzeihung wir nicht erholt haben, wie ein Heer von Gewappneten vor uns treten, dann sammelt man auch. Und wenn dieses gewaltige Heer unserer Seele den Eingang verwehrt, sieh, das ist auch eine Sammlung. Und wenn vor dem Thron des Herrn die Ankläger alle wider uns zeugen und gegen uns auftreten, hat man auch gesammelt, aber solche Sammlung ist unsere Verurteilung.