Bibel-Kommentar: Der erste Brief des Petrus

Dieser Brief ist vornehmlich denen geschrieben worden, die aus der Heidenschaft sich zu Christus bekehrt hatten, die der Apostel Petrus zur Beständigkeit im Glauben und zu einem heiligen Wandel ermahnt, wie es den Christen zusteht.

  • 1. Kapitel. Hier stärkt er ihren Glauben, indem er ihnen die ewige Seligkeit vor Augen stellt, die uns in Christus sicher verheißen worden ist. Und er erinnert die Christen, wie sie daran denken sollen, dass sie wiedergeboren worden sind, darum steht es ihnen an, dass sie ein neues Leben führen. Denn es ist allgemein bekannt, in welch großer Freiheit des Fleisches die Heiden gelebt haben.
  • 2. Kapitel. Hier erklärt er die Guttaten Christi und ermahnt uns, dass wir uns selbst aus Dankbarkeit ganz und gar Gott dem Herrn zum geistlichen Opfer hingeben. Er erinnert auch die Christen, dass sie ihrer Obrigkeit willig gehorchen. Und die Knechte, dass sie ihren Herrn, auch den ungütigen, den gebührenden Gehorsam nicht verweigern.
  • 3. Kapitel. Hier unterrichtet er die Eheleute, wie sie im Ehestand gottselig und freundlich miteinander leben sollen. Danach fügt er einige allgemeine Ermahnungen hinzu, dass einer dem anderen in wahrer Demut ertragen und in Ehren halten soll. Denn es ist nötig und nützlich, Einigkeit zu erhalten.
  • 4. Kapitel. Weiter lehrt er, den alten Adam im Zaum zu halten und in Widerwärtigkeiten mit billigem Gemüt geduldig zu sein. Und die Frommen sollen, wenn sie das Kreuz Christi tragen, dies als Ruhm ansehen, dass sie um Christi willen etwas leiden müssen. Er zeigt auch an, wie wir die geistlichen Gaben zur Erbauung der Kirchen gebrauchen sollen.
  • 5. Kapitel. Hier ermahnt er die Kirchendiener, dass sie mit großem Fleiß und höchster Treue die Kirche lehren und regieren sollen. Und er fügt eine allgemeine, aber notwendige Erinnerung hinzu, dass wir uns vor den Listen des Satans hüten sollen, den er nicht ohne Grund mit einem brüllenden Löwen vergleicht.


Das 1. Kapitel

  • Nach der Unterschrift, der Überschrift und dem apostolischen Gruß rühmt Petrus den sehr glückseligen Zustand der Christen, worin sie durch die Kraft des Evangeliums gesetzt sind mit einer Aufzählung der geistlichen Gaben, deren sie durch Christus teilhaftig geworden sind.
  • Danach ermahnt er mit vielen Gründen, dass man sich um die Erneuerung des Lebens bemühen soll.

1. Petrus, ein Apostel Jesu Christi: Den erwählten Fremdlingen hin und her in Pontus, Galatien, Kappadozien, Asien und Bithynien,

Petrus: Dies ist die Unterschrift des Briefes. Dass aber Christus den Petrus, der ihn dreimal verleugnet hatte, nicht nur in Gnaden wieder angenommen, sondern auch wieder ins Apostelamt eingesetzt hat, als er zu ihm sagt: Weide meine Schafe {Joh 21}, daraus lernen wir, dass man die Gefallenen nicht verstoßen, sondern wieder aufrichten soll {Gal 6}. Und dass die, die aus Furcht und Schwäche die Lehre Christi verleugnet haben, wenn sie wahrhaft Buße tun, von der Gemeinschaft der Kirchen, auch von den Ämtern in den Kirchen, wenn sie dazu tauglich sind, nicht abgehalten werden sollen. Paulus verweist jedoch auf sein Apostelamt, um anzuzeigen, dass wir die nicht hören sollen, die ohne ordentliche Berufung des Lehramts in der Kirche tätig sind. So wie es die schwärmerischen Wiedertäufer, Schwenkfelder und andere mehr ihres gleichen Irrgeister tun. Wenn wir aber das Amt der Kirchendiener ansehen und betrachten, so sollen wir sie, sofern sie das Wort Gottes rein predigen, nicht als Menschen hören, sondern als wenn Gott selbst mit uns redet, nach dem Spruch: Wer euch hört, der hört mich und wer euch verachtet, der verachtet mich {Lk 10}.

Fremdlingen: Die über verschiedene Länder zerstreut sind. Paulus nennt aber die bekehrten Heiden Fremdlinge, weil die Heiden früher nicht zum Volk Gottes gehörten. Daher sagt Paulus auch, als er den Ephesern schreibt: Sie sind früher ohne Christus gewesen, fremd und außerhalb der Bürgerschaft Israels und Fremde von den Testamenten der Verheißung, daher haben sie keine Hoffnung gehabt und sind ohne Gott in der Welt gewesen {Eph 2}. Er nennt sie aber die Erwählten, weil Gott die Heiden, die er zum Evangelium berufen hat, erwählt hat, dass sie die Seligkeit erlangen sollten, bevor der Grund der Welt gelegt worden ist {Eph 1}. Denn obwohl vor der Menschwerdung des Sohnes Gottes die Heiden bis auf wenige Ausnahmen vom Volk Gottes ausgeschlossen waren, die zum Gott Israels bekehrt worden sind, so haben doch Juden und Heiden, nachdem das Evangelium an den Tag gekommen ist, einen freien Zugang zu Gott durch Christus, sofern sie nur Buße tun und an Christus glauben. Daher sagt auch Christus: Geht hin und lehrt alle Heiden und tauft sie in dem Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes {Mt 28}. Dass aber der Apostel die Heiden die Erwählten nennt, die überall auf der Erde verstreut sind, damit will er sagen, dass die Kirche Christi durch die Welt zerstreut ist und es sind nicht alle an eine Kirche, wie an die römische, gebunden. Denn es reicht aus, wenn die Kirchen, die an verschiedenen Orten auf der Erde zerstreut sind, in der rechten Lehre des Evangeliums einig sind. Es soll auch keine Kirche wagen, über die andere zu herrschen. Denn Christus ist sowohl bei der einen Kirche wie auch bei der anderen, weil er sagt: Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende {Mt 28}.

2. nach der Vorsehung Gottes des Vaters, durch die Heiligung des Geistes, zum Gehorsam und zur Besprengung des Blutes Jesu Christi. Gott gebe euch viel Gnade und Frieden.

Judas Vers 2.

Vorsehung Gottes: Denn eure Seligkeit besteht nicht auf euren Verdiensten, sondern darin, dass Gott euch auserwählt und zum Leben verordnet hat. Er hat euch aber so bestimmt, dass er euch durch seinen Heiligen Geist, der durch das Predigtamt des Evangeliums in den Herzen der Auserwählten kräftig ist, heiligt, die ihr zuvor vor eurer Bekehrung euch mit vielen und groben Lastern befleckt habt. Und er hat euch erwählt nicht zur Freiheit des Fleisches, sondern damit ihr Gott Gehorsam leistet, der euch mit dem Blut Christi gereinigt hat, das mit der Besprechung durch Kälberblut oder durch Wasser, das durch die Asche der roten Kühe gegossen worden ist im Alten Testament, nicht geschehen konnte. So besteht unsere Seligkeit nicht aus unseren Werken oder Verdiensten, sondern aus Vorsehung und aus der Wahl Gottes. Die Wahl aber muss nicht allein für sich selbst angesehen und betrachtet werden, sondern man muss auf Stufen oder Staffeln dazu gelangen. Dass wir nämlich zunächst unsere Sünden erkennen, zu dem Mittler Christus fliehen, Gott gehorsam sind und den alten Menschen töten, auch in Trübsal und Anfechtungen sichere Hoffnung haben, dass Gott, der uns zur Erkenntnis der Sünden und zu unserem Mittler gebracht hat, auch in allen anderen Anfechtungen und Trübsalen uns zum ewigen Leben erhalten wird, weil er uns in Christus verordnet und erwählt hat, dass wir die Seligkeit erlangen sollen. So wird uns die Lehre von der ewigen Vorsehung und Wahl Gottes nützlich und tröstlich sein. Auch sollen wir uns erinnern, dass wir erwählt worden sind, nicht dass wir den Sünden, die in uns stecken, sondern dass wir Gott dem Herrn gehorchen. Deswegen sind wir mit dem Blut Christi von den Sünden gereinigt worden. Das Blut Christi aber wird mit dem Büschel des Glaubens auf uns gesprengt. Das Abbild dieses Blutes war das Blut der Kälber im Alten Testament und das Wasser von der roten Kuh {4Mos 19}. Denn im Alten Testament waren es Bilder, aber im Neuen Testament bestehen die Sachen tatsächlich. Darum jubeln diejenigen, die die Schatten des Alten Testaments im Christentum wieder einführen und vorgeben, dass mit Besprengen durch geweihtes Wasser die verzeihlichen Sünden weggenommen werden.

Und Friede: Dies ist der Gruß und will so viel sagen: Gott möge euch um Christi willen mit väterlichem Willen wohl gewogen sein und allerlei zeitliche und himmlische Guttaten, worunter der Friede des Gewissens das vornehmste ist, reich und häufig über euch ausschütten. Deswegen sollen wir uns untereinander alles Gute wünschen und die Gnade oder Güte Gottes samt dem Frieden des Gewissens allen zeitlichen Gütern vorziehen. Denn wo das Gewissen befriedigt ist, so kann man die äußeren Mühsale und Trübsale umso leichter ertragen. Auch sollen wir die leiblichen Guttaten mit dankbarem Herzen erkennen und Gott, den Herrn, dafür loben und preisen.

3. Gelobt sei Gott und der Vater unseres Herrn Jesu Christi, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten

Gelobt: Der Apostel rühmt zu Beginn den glücklichen Zustand der Christen, so viel die geistlichen Güter betrifft, und ermahnt sie, dass sie deren Ergänzung im wahren Glauben, in Gottseligkeit und Standhaftigkeit unter vielen Trübsalen dieses Lebens erwarten sollen. Als wollte er sagen: Gott sei gelobt und gedankt in alle Ewigkeit, der uns arme und elende Sünder, die wir durch die Sünde verdorben sind, ja auch in Sünden bereits gestorben waren und somit auch dem ewigen Tod unterworfen, wieder lebendig gemacht hat und uns gleichsam zu neuen Menschen durch das Predigtamt des Evangeliums geformt und von Neuem wieder erschaffen hat. Und dies nicht aus unserem Verdienst, sondern aus seiner reinen und unendlichen Barmherzigkeit, damit er uns eine sichere und zweifellose Hoffnung gegeben hat auf das ewige Leben durch das Evangelium Christi, welches lehrt, dass Christus für unsere Sünden gestorben und von den Toten wieder auferstanden ist und auch die Sünde, den Tod, Teufel und die Hölle überwunden hat. Deswegen sind wir zwar von Natur aus Kinder des Zorns, aber der allmächtige Gott gebiert uns wieder und macht uns aus Kindern des Zorns zu Kindern Gottes, was aus keinem unserer Verdienste geschieht, sondern allein aus Gottes Erbarmen. Die Wiedergeburt aber geschieht durch die Taufe. Dies bestätigt der Apostel Paulus beinahe mit den gleichen Worten, als er sagt: Da aber erschien die Freundlichkeit und Leutseligkeit Gottes unseres Heilands nicht um der Werke der Gerechtigkeit willen, die wir getan hatten, sondern nach seiner Barmherzigkeit macht er uns selig durch das Bad der Wiedergeburt und der Erneuerung des Heiligen Geistes {Tit 3}. Wir sollen uns auch erinnern, dass die Hoffnung des ewigen Lebens, das uns verheißen ist, sehr sicher ist, sie ist nicht trügerisch, daher nennt sie Petrus eine lebendige, aber keine tote Hoffnung. Der Auferstehung Christi aber gedenkt er besonders, wenn er vom Evangelium redet, weil das Leiden und der Tod Christi uns nichts nütze wären, wenn nicht Christus auch von den Toten wiederum auferstanden wäre. Denn sonst wäre er kein Überwinder, sondern wäre ein Überwundener geblieben {1Kor 15}. Ferner nennt Petrus das ewige Leben eine Erbschaft, weil wir es nicht mit unseren Werken verdienen, sondern aus der Güte des himmlischen Vaters, der uns um Christi willen als Kinder angenommen hat, empfangen. Und er nennt es unvergänglich, weil es kein Ende hat wie die weltlichen Güter, die wir verlieren können, wenn sie uns am meisten Freude machen. Er nennt es auch unbefleckt, weil es mit keiner Unlust verunreinigt wird, wie es bei der Freude dieses Lebens geschieht, wo oftmals etwas Trauriges dazwischenkommt, das die Freude gleichsam befleckt. Schließlich ist es auch unverwelklich, weil die himmlische Freude und Wohlfahrt immer neu und frisch sein wird, dass wir ihr niemals satt oder überdrüssig werden, wie es bei den Wolllüsten dieser Welt geschieht, die uns teilweise sogar solches Leid zufügen, dass wir ihnen feind werden. Diese Erbschaft ist uns im Himmel so sicher hinterlegt, dass diesen Schatz weder der Rost noch die Motten fressen noch die Diebe stehlen können {Mt 6}. Darum sollen wir in guter Hoffnung, diese Güter zu bekommen, alle unglücklichen Zustände dieses Lebens umso geduldiger ertragen.

4. zu einem unvergänglichen und unbefleckten und unverwelklichen Erbe, das behalten wird im Himmel {1Tim 1v12}.

Nach Luther: Unvergänglich, wo keine Furcht noch Sorge mehr ist, dass sie ein Ende nimmt. Unbefleckt, die mit keiner Traurigkeit oder Unlust vermischt ist. Unverwelklich, der man niemals müde noch überdrüssig wird, sondern die ewig rein und frisch bleibt. Weltliche Freude ist das Gegenteil.

5. euch, die ihr aus Gottes Macht durch den Glauben bewahrt werdet zur Seligkeit, welche zubereitet ist, dass sie offenbar werde zu der letzten Zeit {Kol 3v4},

Letzten Zeit: Nämlich am Jüngsten Tag. Denn niemand kann gegen so viele Anfechtungen und Trübsale aus eigener Kraft bestehen, wenn er nicht von Gott erhalten wird. Darum sollen wir oft, ja ständig, Gott um Hilfe anrufen {Eph 6}. Und weil unsere wahre Glückseligkeit am Jüngsten Tag erst offenbar werden wird, so soll es uns nicht verwundern, wenn wir in diesem Jammertal beinahe nichts als Jammer und Mühe empfinden. Weil wir aber durch den Glauben erhalten werden sollen, bitten wir Gott, dass er den Glauben in uns mehrt. Denn wo der Glaube erlischt, da ist auch die Seligkeit verloren.

6. in welcher ihr euch freuen werdet, die ihr jetzt eine kleine Zeit (wo es sein soll) traurig seid in mancherlei Anfechtungen,

Freuen werdet: In alle Ewigkeit, wenn Christus in großer Majestät wiederkommen wird. Deswegen sollen wir die Trübsal dieses kurzen Lebens willig auf uns nehmen, weil wir sicher wissen, dass anstatt der zeitlichen Traurigkeit die ewige Freude folgen wird. Unterdessen dürfen wir uns auf dieser Erde mit keiner beständigen oder unwandelbaren Freude trösten.

Sein soll: Und so wird es Gott der Herr für gut ansehen, denn es ist unnötig, dass sich jemand selbst ein Kreuz auferlegt. Sondern wenn es Gott so gefallen wird, so wird er zu seiner Zeit Trübsal schicken, die wir mit Geduld ausstehen und ertragen sollen. Und es gibt verschiedene Trübsale und Anfechtungen und es ist auch unnötig, dass alle Christen die gleichen Anfechtungen und Trübsale haben müssten. Denn Gott weiß am besten, was er für Arzneimittel gebrauchen soll und wem er sie auferlegt, damit der alte Adam getötet wird.

7. auf das euer Glaube rechtschaffen und viel köstlicher erfunden werde denn das vergängliche Gold, das durchs Feuer bewährt wird, zu Lobe, Preis und Ehren, wenn nun offenbart wird Jesus Christus,

Bewährt wird: Denn darum hält euch Gott unter dem Kreuz, dass euer Glaube bewährt wird, wie man das Gold durch Feuer erprobt. Dieses Gold bleibt zwar jetzt im Vorjahr, jedoch wird es am Jüngsten Tag mit anderen Elementen und Geschöpfen auch vergehen. Aber euer Glaube wird viel köstlicher und beständiger befunden werden. So wird Gott der Herr unseren Glauben auch im Feuer der Trübsal und der Anfechtungen erhalten gegen den Wahn der Katholiken, die lehren, dass wir nicht sicher sein können, ob wir bis ans Ende im rechten Glauben ausharren werden. So wie aber das Gold im Feuer nicht schlechter, sondern reiner und sauberer wird, so verlöscht der Glaube der Auserwählten in Anfechtungen nicht, obwohl er gelegentlich gleichsam verdeckt ist, sondern nach der Probe ist er viel reiner und stärker, als er zuvor gewesen ist. Und so wie die Bewährung des Goldes im Feuer bezeugt, dass es gutes, reines Gold ist, so ist auch der Glaube, der in den Anfechtungen besteht, er bekommt daher Zeugnis vor den Engeln und Menschen, dass er wahrhaftig, lebendig und unverfälscht ist, als der sich auch in den allergrößten Trübsalen auf den rechten Grund, nämlich Christus, standhaft hält und hebt.

Und Ehre: Dahin wird es uns alles gereichen. Sonst werden die Christen in dieser Welt mit Lästerung und Schmachschriften und verschiedenen Verleumdungen verfolgt nach dem Spruch Christi: Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen und allerlei Schlechtes gegen euch reden. (Es folgt der Trost) seid fröhlich und getrost, es wird euch im Himmel wohl belohnt werden {Mt 5}. Und Paulus sagt: Ich glaube, dass die Leiden dieser Zeit der Herrlichkeit nicht wert sind, die an uns offenbar werden soll {Röm 8}. Auch hat man hier zu beachten, dass Petrus die andere Ankunft Christi seine Offenbarung nennt, um anzuzeigen, dass er vor dem Jüngsten Tag nicht von seiner Kirche abwesend ist, sondern nur sich nicht in seiner Majestät offenbart. Am Jüngsten Tag aber wird er herrlich geoffenbart und gesehen werden.

8. welchen ihr nicht gesehen und doch lieb habt und nun an ihn glaubt, wiewohl ihr ihn nicht seht; so werdet ihr euch freuen mit unaussprechlicher und herrlicher Freude {Joh 20v29 2Kor 5v7 Hebr 11v1},

Nicht seht: Selig aber sind die, die nicht sehen und doch glauben {Joh 20}. Denn der christliche Glaube gründet sich auf das Wort Gottes und nicht auf fleischliches oder leibliches Sehen. Wer aber wahrhaft an Christus glaubt, der liebt diesen auch wahrhaft. Und wer Christus liebt, der entzieht sich nicht seinem Willen zum Gehorsam und dem Kreuz, dass ihm Christus auferlegt hat, um es zu tragen.

Freude: Denn die Christus lieben, die haben in einer unaussprechlichen Freude und Herrlichkeit einen unfehlbaren Trost. Nach dem Spruch: Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat und in das Herz keines Menschen gekommen ist, das hat Gott bereitet, denen, die ihn lieben {1Kor 2}. Und so wie die Gottlosen das Ende ihrer Bosheit finden werden, die ewige Verdammnis, so werden die Gläubigen das Ende ihres wahren Glaubens an Christus und ihre Gottseligkeit erlangen, das ewige Leben {Röm 6}. Da Paulus fast mit den gleichen Worten wie Petrus hier von dieser Sache spricht. Deshalb sollen wir nicht auf die zeitliche und kurze Belustigung der Sünden, sondern auf das Ende sehen.

9. und das Ende eures Glaubens davon bringen, nämlich der Seelen Seligkeit.

10. Nach welcher Seligkeit haben gesucht und geforscht die Propheten, die von der zukünftigen Gnade auf euch geweissagt haben {Mt 13v17 Lk 10v24},

Nach: Der Apostel Petrus bestärkt die Christen im Glauben und zeigt an, dass auch die Propheten im Alten Testament durch den gleichen Christus die ewige Seligkeit gesucht und erlangt haben.

Geweissagt haben: Das ist: Die Propheten haben die Verheißungen von Christus, die den Vätern geschehen ist, mit Fleiß erwogen und daraus gelernt, dass wir aus Gnade ohne Werke durch den Glauben gerecht und selig werden und dass solche gnadenreiche Güte Gottes im Neuen Testament auch zu den Heiden kommen wird, und haben von der Seligkeit, die aus Gnade durch Christus uns geschenkt wird, geweissagt. Deswegen sind die Väter und Propheten im Alten Testament auf keine andere Weise selig geworden als wir. Daher sagt auch Petrus im Konzil in Jerusalem: Was versucht ihr Gott mit Auferlegung des Jochs auf die Hälse der Jünger, die weder unsere Väter noch wir jemals tragen wollten? Sondern wir glauben durch die Gnade des Herrn Jesus Christus selig zu werden, in gleicher Weise, wie auch siehe Apostelgesch.15. Darum sollen wir die Schriften des Alten Testaments fleißig lesen und die Weissagungen und Bilder von Christus dem Neuen Testament gegenüber halten, damit unser Glaube umso mehr gestärkt und erleuchtet wird, wie man liest, dass es die Menschen in Berrhoen getan haben {Apg 17}.

11. und haben geforscht, auf welche und welcherlei Zeit deutete der Geist Christi, der in ihnen war, und zuvor bezeugt hat die Leiden, die in Christo sind, und die Herrlichkeit danach {2Petr 1v21},

Geforscht: Die Propheten und die heiligen Väter haben aus Anleitung des Geistes Christi fleißig geforscht und erkundet, nicht nur, auf welche Weise die Menschen durch Christus gerecht und selig werden, sondern auch, zu welcher Zeit der Sohn Gottes Mensch werden würde und leiden, und wie die Zeiten damals sein würden. Und sie haben nicht nur von den Leiden Christi geweissagt, sondern auch von seiner herrlichen Auferstehung, Himmelfahrt, Sendung des Heiligen Geistes, Ausbreitung des Reiches Christi durch das Evangelium und seinem ewigen Himmelreich. Denn diese Geheimnisse sind ihnen vom Geist Christi bekannt gemacht worden. Und so hat der Patriarch Jakob gesagt, dass der Heiland kommen wird, wenn das Zepter von Juda weggenommen wäre {1Mos 49}. Der Prophet Daniel hat aber die Zeit der Ankunft Christi und seines Leidens als etliche engelische Wochen bezeichnet, Kapitel 9. Was die anderen Propheten von diesen Stücken der christlichen Religion gelehrt haben, würde hier zu weit führen. Wenn also derselbe Geist Christi die Weissagung im Alten Testament den Propheten vorhergesagt hat, der auch die Schriften des Neuen Testaments angegeben hat und den Evangelisten und Aposteln in die Feder diktiert hat, so handeln die Wiedertäufer und ihresgleichen schlecht, dass sie die Schriften des Alten Testaments gering schätzen, als ob sie zur Unterrichtung der Christen wenig oder gar nichts nützen würden. Denn solche vergleichen die Schriften beider Testamente nicht miteinander, sondern stellen eins gegen das andere, als ob sie gegeneinander streiten würden. Wenn aber die Propheten vom Leiden Christi und seiner darauf folgenden Herrlichkeit geweissagt haben, so haben sie natürlich auch zugleich von der Trübsal der Kirchen und der darauf folgenden künftigen Erlösung gelehrt. Denn die durch den Glauben ihrem Haupt Christus anhängen, die müssen als Glieder seines Leidens teilhaftig werden. Wenn sie aber mit Christus gelitten haben, so werden sie auch mit ihm herrlich gemacht werden und ewig regieren {Röm 8 2Tim 2}.

12. welchen es offenbart ist. Denn sie haben es nicht sich selbst, sondern uns dargetan, welches euch nun verkündigt ist durch die, so euch das Evangelium verkündigt haben, durch den Heiligen Geist vom Himmel gesandt, welches auch die Engel gelüstet zu schauen {Apg 2v4 Eph 3v10}.

Uns dargetan: Und in ihren Schriften vorgetragen. Darum soll man die prophetischen Schriften mit Fleiß lesen, obwohl es damals im Alten Testament etwas dunkler gewesen ist, was jetzt im Neuen Testament klarer und deutlicher angezeigt wird.

Heiligen Geist: Durch seine Erleuchtung, die Gott am Pfingstsonntag über die Apostel reich ausgeschüttet hat und nicht nur über sie, sondern auch über viele andere mehr. Darum wäre es eine große Undankbarkeit, wenn man die prophetischen Weissagungen verachten würde, die zur Bestätigung unseres Glaubens in den Schriften verzeichnet und zu unserem Nutzen bis heute von Gott erhalten worden sind. Obwohl nun die wunderbare Gabe des Heiligen Geistes, die von Pfingstsonntag an eine Zeit lang in der Kirche angedauert hat, aufgehört hat, so rüstet doch Christus auch noch heutzutage die Kirchendiener mit den notwendigen Gaben des Heiligen Geistes aus und gibt ihnen der Kirche, dass er sie in jede Wahrheit führt {Joh 16}.

Zu schauen: So sind die Guttaten Christi, die sowohl den Heiden als auch den Juden im Neuen Testament durch das Predigtamt des Evangeliums vorgetragen werden, dass auch die heiligen Engel es mit Lust sehen, wenn die Sünder dadurch zur Buße gerufen und bekehrt werden. Denn es ist eine größere Freude im Himmel vor den Engeln Gottes über einen Sünder, der Buße tut, als über 99 Gerechte, die keine Buße brauchen {Lk 15}. Wenn die Engel sich über die Gnade und Barmherzigkeit Gottes, die er uns widerfahren lässt, freuen, wie viel mehr sollen wir diese große Gnade und Güte Gottes, die uns im Evangelium angeboten wird, erkennen, annehmen und preisen? Denn die werden ewige Pein leiden müssen, die die angebotene Gnade Christi halsstarrig von sich stoßen und verwerfen.

13. Darum so begürtet die Lenden eures Gemütes, seid nüchtern und setzt eure Hoffnung ganz auf die Gnade, die euch angeboten wird durch die Offenbarung Jesu Christi {Lk 12v35 Eph 6v14 Röm 13v13 1Thes 5v6},

Darum: Petrus ermahnt die Christen zur Beständigkeit im Glauben und in der Gottseligkeit und befiehlt ihnen, die fleischliche Sicherheit und Schlafsucht auszutreiben.

Begürtet: Denn so wie die, die wandern oder ein Geschäft verrichten wollen, ihre langen Kleider kürzen, damit es bequemer ist, so richtet ihr euer Gemüt dahin, dass ihr im wahren Glauben und in der Gottseligkeit tapfer fortfahrt, führt ein nüchternes Leben und begebt euch ganz und gar getrost in Gottes Gnade und Barmherzigkeit, vertraut ihm und seid bereit, aus diesem Vertrauen alles, wie schwer es auch immer sein mag, zu tun, und alle Widerwärtigkeiten, die euch begegnen, um Christi willen zu leiden, dass ihr auf die Gnade und Güte Gottes, die euch in Christus erwiesen ist, zu leben und zu sterben begehrt, nachdem euch Christus im Evangelium als ein treuer und liebreicher Heiland offenbar gemacht wurde. Mit der Formulierung, die Lenden zu begürten, will der Apostel ausdrücken, dass wir die fleischliche Sicherheit ablegen und jede Gelegenheit, Gutes zu tun, wahrnehmen sollen. Die Nüchternheit aber ist für einen Christen auch notwendig, damit er nicht durch Völlerei und Trunkenheit in die Stricke des Teufels fällt. Wir sollen uns aber auf die Gnade und Güte Gottes, die allen Bußfertigen im Evangelium angeboten wird, fest verlassen. Denn das Wort Gottes wird uns niemals betrügen. Es wird uns auch Christus im Evangelium geoffenbart und als Heiland angezeigt. Die deswegen das Evangelium so lehren, dass sie ihn den unbußfertigen Sündern vielmehr als einen Richter als einen Heiland vorstellen, die predigen das Evangelium nicht rein, wie es früher im Papsttum geschehen ist.

14. als gehorsame Kinder; und stellt euch nicht gleichwie vorhin, da ihr in Unwissenheit nach den Lüsten lebtet,

Gehorsame Kinder: Also benehmt euch, wie es den gehorsamen Kindern Gottes zusteht. Der Gehorsam aber, der Gott gefällt, besteht in zwei Dingen: erstens, dass wir dem Wort Gottes glauben. Daher sagt Paulus: Er sei berufen als Apostel zum Gehorsam des Glaubens unter alle Heiden, d. h., dass die Heiden, wenn sie dem Evangelium glauben, Gott gehorsam sind. Danach wird der Gehorsam gegen die Gebote Gottes gefordert, dass wir ein ehrliches und gottseliges Leben führen. Dieser Gehorsam ist Gott angenehm, aber der Gehorsam der Mönche, womit sie sich an die abergläubischen Menschensatzungen binden, ist nichts wert.

Lebt: Und da ihr jetzt von den heidnischen gottlosen Wesen zu Christus bekehrt worden seid, sollt ihr in Zukunft euren fleischlichen Lüsten nicht folgen, wie ihr es getan habt, als ihr noch in dichter Finsternis gesteckt seid. Ihr müsst jetzt ein anderes Leben und einen anderen Wandel führen, denn wir sollen uns mit allem Fleiß hüten, dass wir nicht nach der Bekehrung wiederum in die vorigen Laster zurückfallen. Und Petrus gibt hier zu verstehen, dass die Unwissenheit Gottes und seines Willens zu vielen großen Sünden Ursache und Anlass gibt. Darum ist es kein Wunder, dass die Menschen, die nicht mit dem Licht des göttlichen Wortes erleuchtet sind, schändlich leben. Die aber den Willen Gottes kennen und ihn dennoch nicht tun, die werden mit mehr Schlägen gestraft werden.

15. sondern nach dem, der euch berufen hat und heilig ist, seid auch ihr heilig in allem eurem Wandel.

Ihr heilig: Richtet euch nach dem Beispiel des heiligsten Gottes, der euch zum ewigen Leben berufen hat und will, dass ihr in eurem ganzen Leben heilig und unsträflich leben sollt. Denn es gebührt uns, dass wir der Heiligkeit und Güte unseres himmlischen Vaters folgen {Mt 5}. Es besteht aber die wahre Heiligkeit nicht in einem besonderen Anzug, in Vermeidung dieser oder jener Speise, selbst erwählten Gottesdiensten und Menschensatzungen, sondern in der wahren Gottseligkeit und dem unsträflichen Wandel nach dem Willen Gottes, den er in seinem Wort geoffenbart hat. Deswegen sind alle Christen heilig, die durch den Glauben und mit dem Blut Christi und den Heiligen Geist geheiligt worden sind, auch wenn sie keine Wunderwerke tun. Aber im Papsttum werden viele für Heilige geehrt, die – wenn sie nichts anderes geglaubt und gelebt haben, wie es ihre Geschichten bezeugen – ohne Zweifel in der Hölle sitzen.

16. Denn es steht geschrieben: Ihr sollt heilig sein; denn ich bin heilig {3Mos 11v44 20v7 v26 21v8}.

Ich bin heilig: Der Herr, euer Gott und Vater {3Mos 19}. Es können deswegen die nicht unter die Kinder Gottes gezählt werden, die ein unheiliges, das ist ein gottloses und lasterhaftes Leben führen und sich der Unreinheit und Unsauberkeit ganz und gar ergeben. Die päpstlichen Schreiber geben sich hier eine Blöße, die diesen Spruch allein von den Priestern verstehen und daraus schließen wollen, dass sie keine Frauen heiraten dürfen, weil sie heilig sein sollen, gerade als ob nicht der Apostel Petrus hier alle Christen zur Heiligkeit ermahnen würde. Und wenn die wahre Heiligkeit im ehelosen Stand steckt, so müssten sich alle Christen vom Ehestand enthalten, was jedoch eine ungereimte Sache wäre, darum fantasieren die päpstlichen Schreiber.

17. Und weil ihr den zum Vater anruft, der ohne Ansehen der Person richtet nach eines jeglichen Werk, so führt euren Wandel, solange ihr hier lebt, mit Furcht {Apg 10v34 Röm 2v11 Gal 2v6 Mt 16v27 2Kor 5v6 Hebr 11v13 Phil 2v12}.

Und: Es folgt eine andere Ursache, warum der Apostel Petrus die Christen zur Reinlichkeit und zum unsträflichen Wandel ermahnt.

Mit Furcht: Das bedeutet: Wandelt in der wahren, aber doch kindlichen Gottesfurcht. Denn Gott, euer himmlischer Vater, dem ihr dient, achtet nicht auf die Person und was ein jeder Böses oder Gutes getan, ob er gut oder schlecht gelebt hat, sondern er erkennt ihn entweder für einen Erben des ewigen Lebens oder er verurteilt ihn zum höllischen Feuer. Hier werden wir erinnert, dass es Gott nicht beachtet, wenn wir den Namen nach Christen heißen. Denn er wird wohl die Gottlosen Maulchristen wie die ungläubigen Juden und Türken verdammen, weil er keine Person ansieht. Es wird aber gesagt, dass Gott nach den Werken urteilt und vergilt, nicht in dem Sinn, als ob wir durch die Werke gerecht werden könnten, sondern weil die Werke ein Zeugnis eines rechtschaffenen Glaubens sind, so wie ein guter Baum bei seinen guten Früchten erkannt und für gut beurteilt wird. Die Zeit unseres Wandels hier auf Erden vergleicht er aber mit einer Wallfahrt oder Bürgerschaft, weil wir in dieser Welt keine dauerhafte Bleibe haben {Hebr 13}. Darum, wenn uns etwas Widerwärtiges begegnet, so sollen wir daran denken, wir seien in einer ungelegenen Herberge zur Nacht eingekehrt. Wenn wir aber von den Wolllüsten der Welt gereizt werden, sollen wir uns abermals erinnern, dass wir Fremdlinge sind und unsere Herzen deshalb nicht an dieses Zeitliche hängen oder uns darin vertiefen.

18. und wisst, dass ihr nicht mit vergänglichem Silber oder Gold erlöst seid von eurem eitlen Wandel nach väterlicher Weise,

Und: Der Apostel Petrus bringt noch einen anderen Grund vor, womit er die Christen ermahnt, dass sie sich um die Gottseligkeit bemühen sollen.

19. sondern mit dem teuren Blut Christi, als eines unschuldigen und unbefleckten Lammes {1Kor 6v20 7v23 Eph 1v7 Kol 1v14 Tit 2v14 Hebr 9v14}.

Teuren Blut: Es hat also eure Seligkeit Gott den Herrn viel gekostet, nämlich das teure Blut seines eingeborenen Sohnes, der sich selbst hingegeben hat zum Opfer, das von aller Befleckung der Sünde befreit gewesen ist. Er hat aber nicht allein eure Sünden und groben Laster gebüßt, vor welchen sich auch die ehrbaren Heiden scheuen, sondern auch eure verkehrten und falschen Gottesdienste, mit denen ihr Gott den Herrn viel mehr beleidigt und erzürnt habt als mit den anderen Lastern. Diese Gottesdienste habt ihr doch als heiliges Geheimnis von euren Vorfahren empfangen, obwohl es das größte Narrenwerk, ja die schändlichste Abgötterei gewesen ist. Darum seid jetzt Gott dem Herrn dankbar und vertieft euch nicht wieder in das vorige, gottlose Wesen, woraus ihr mit dem teuren Blut Christi erlöst seid. Wenn wir also durch keine andere Sache als allein aus dem Blut Christi erlöst werden konnten, so werden freilich unsere Werke keine, auch nicht die geringste Sünde abtragen. Und wenn die väterlichen Satzungen keine Entschuldigung haben, sondern einer Aussöhnung bedürfen, so tun die im Papsttum übel, die ihre Abgötterei und ihre abergläubischen Gottesdienste darum handhaben, weil sie diese von ihren Vorfahren empfangen haben. Es wird aber Christus ein Lamm genannt und ist durch ein Lamm im Alten Testament abgebildet worden, weil er sich zum Opfer gegeben hat für unsere Sünden. Und die mit seinem Blut durch den Glauben besprengt werden, die werden erhalten, dass der Satan sie nicht in den ewigen Tod stürzt {2Mos 12}. So wird er auch einem Lamm zu Recht verglichen wegen der wunderbaren Geduld, die er in seinem Leiden gezeigt hat {Jes 53}. Er wird unschuldig und unbefleckt genannt, weil er ohne Sünde empfangen worden ist und nie eine Sünde getan hat, darum, weil er keine eigenen begangen hat, so hat er für fremde Sünden genug getan. Auch wird das Blut Christi zu Recht teuer und köstlich genannt, weil es das Blut des Sohnes Gottes ist. Daher haben die Alten recht gesagt, dass ein einziges Tröpfchen des Blutes Christi die Sünden der ganzen Welt versöhnen kann.

20. der zwar zuvor versehen ist, ehe der Welt Grund gelegt ward, aber offenbart zu den letzten Zeiten um euretwillen {Joh 17v24 Eph 1v4 Gal 4v4 Eph 1v10 Hebr 1v1},

Versehen ist: Denn wir haben Gott nicht darum gebeten, dass er seinen eingeborenen Sohn zum Opfer macht für unsere Sünden, sondern der himmlische Vater hat nach seiner unendlichen Barmherzigkeit für uns gesorgt und ein Dekret gemacht von der Sendung, Menschwerdung und vom Leiden seines Sohnes, bevor die Welt erschaffen wurde, weil er zuvor gesehen hatte, dass das menschliche Geschlecht durch die List des Teufels in den Tod fallen würde. Und auch wenn dieses Dekret den Propheten im Alten Testament geoffenbart war, waren doch solche Offenbarungen noch etwas dunkel und nur dem israelitischen Volk bekannt. Jetzt aber, nach dem Christus gekommen ist, ist dieser gnädige Wille des himmlischen Vaters durch die Predigt des Evangeliums in der ganzen Welt ausgebreitet und verkündigt worden bis zu den letzten Zeiten, die so genannt werden, weil man auf kein anderes, helleres und deutlicheres Evangelium vor dem Ende der Welt warten darf. Das Evangelium aber (sagt Petrus) wird zu eurem Nutzen gepredigt, die ihr durch Christus einen Zugang zu Gott dem Vater habt, an den ihr jetzt glaubt. Denn darum hat der himmlische Vater seinen Sohn gesandt und ihn mit großer Herrlichkeit wiederum von den Toten auferweckt und auch gewollt, dass er in den Himmel auffährt und er hat den Heiligen Geist gesendet, dass ihr euch zu dem himmlischen Vater um des Mittlers Christi willen, alles Gute und besonders mit der himmlischen Erbschaft tröstet und in der Hoffnung auf diese Erbschaft die völlige Offenbarung erwartet, woran ihr jetzt glaubt. Weil Christus vor Erschaffung der Welt versehen und verordnet ist, dass er ein Opfer für unsere Sünden werden würde, so ist daraus offenbar, dass allein die Barmherzigkeit Gottes die rechte Ursache unserer Seligkeit ist. Dass im Neuen Testament der Heiland Christus nicht nur den Juden, sondern auch den Heiden so hell geoffenbart worden ist, dafür sollen wir Gott dem Herrn ewig Lob und Dank sagen. Dass die Zeit, in der das Evangelium geoffenbart worden ist, im Neuen Testament des Öfteren die letzte Zeit genannt wird, hat nicht den Sinn, als wäre der Jüngste Tag damals bald gekommen gewesen, sondern vielmehr, dass die Lehre des Evangeliums die letzte Lehre ist, die von Gott geoffenbart wurde, nach der man bis zum Jüngsten Tag auf keine andere mehr warten soll. Wer deswegen nach der Lehre der Apostel eine andere auf die Bahn bringt, die mit dieser nicht übereinstimmt, der ist nicht von Gott, sondern vom Teufel, darum soll man ihn keineswegs hören. Wir sollen uns aber auch erinnern, dass uns das Evangelium darum gepredigt wird, dass wir Gott um des Mittlers Christi willen trauen und in beständiger Hoffnung das ewige Leben von ihm erwarten.

21. die ihr durch ihn glaubt an Gott, der ihn auferweckt hat von den Toten und ihm die Herrlichkeit gegeben, auf dass ihr Glauben und Hoffnung zu Gott haben möchtet.

22. Und macht keusch eure Seelen im Gehorsam der Wahrheit durch den Geist zu ungefärbter Bruderliebe und habt euch untereinander brünstig lieb aus reinem Herzen {1Tim 1v5 1Joh 3v18 1Petr 4v8},

Und: Der Apostel fährt noch weiter fort, den Christen zur wahren Gottseligkeit anzuhalten, als wollte er sagen: Führt ein keusches Leben, nicht nur mit dem Leib, sondern auch mit der Seele. Dies wird geschehen, wenn er dem Wort des Evangeliums glaubt und gehorcht, durch den Heiligen Geist, der euch helfen wird, dass ihr den alten Menschen bezwingen könnt. Führt aber einen unsträflichen Wandel und richtet euer Tun dahin, dass ihr einander die brüderliche Liebe zeigt, die ungefälscht ist, und liebt nicht nur eure Brüder und Schwestern in Christus, sondern auch andere, ja auch eure Feinde mit reinem, aufrichtigem und einfachem Herzen inbrünstig, dass ihr eure Seligkeit mit Ernst sucht {Mt 5}. Es steht demnach den Christen zu, dass sie sich um die Keuschheit bemühen, die es auch im Ehestand geben kann. Und auch das Herz soll keusch sein. Die Keuschheit macht jedoch nicht das Kloster oder wenn man sich von gewissen Speisen enthält, sondern der Glaube, wenn wir dem Evangelium Christi mit rechtem Herzen glauben. Und der Heilige Geist hilft unserer Schwäche auf, dass wir das Fleisch im Zaum halten können. Die brüderliche Liebe aber sollen wir nicht mit erdichteten Worten, sondern mit der Tat erklären. Denn wir sind alle der Guttaten Christi teilhaftig geworden, darum sollen wir auch unsere Güter, ja auch unser Leben für die Wohlfahrt der Brüder, wenn es nötig ist, anwenden. Man soll aber nicht nur die Brüder, sondern auch die Feinde lieben und ihnen Guttaten erweisen. Denn soweit soll sich die rechte Liebe erstrecken {Mt 5 Röm 12}.

23. als die da wiederum geboren sind, nicht aus vergänglichem, sondern aus unvergänglichem Samen, nämlich aus dem lebendigen Wort Gottes, das da ewig bleibt {Jak 1v18 v21 Hebr 4v12}.

Als: Petrus bringt noch einen Grund seiner Ermahnung zur wahren Gottseligkeit vor.

Geboren: Und aus Adams Kindern, Kinder Gottes und Erben geworden, darum will es euch gebühren, dass ihr ein neues und ein solches Leben führt, wie es den Kindern Gottes zusteht. Ihr seid also wiedergeboren. Als ihr noch Heiden gewesen seid, hat Gott durch das Predigtamt des Evangeliums sein lebendig machendes Wort, welches voller Trost ist, in eure Herzen gesät. Dieser Same des Wortes Gottes ändert sich im Menschen nicht, nimmt auch nicht verschiedene Gestalt an, sondern ändert vielmehr das Herz des Menschen, dass er anders gesinnt wird, als er es vorher gewesen ist. Was auch in diesem Wort verheißen wird, das bleibt fest und wird in alle Ewigkeit nicht mehr verändert. Denn durch das Evangelium werden den Gläubigen die rechten und ewigen Güter angeboten und geschenkt. Deswegen ist das Predigtamt des göttlichen Wortes in den Herzen der Auserwählten kräftig, dass sie neue Menschen werden, die das Böse, dass sie zuvor geliebt haben, hassen und das Gute, dem sie zuvor feind gewesen sind, lieb gewinnen und diesem nachstreben. Aber dennoch ist diese Erneuerung in diesem Leben noch nicht vollkommen, sie wird aber vollkommen werden im anderen Leben.

24. Denn alles Fleisch ist wie Gras und alle Herrlichkeit der Menschen wie des Grases Blume. Das Gras ist verdorrt, und die Blume abgefallen {Ps 103v15 Jak 1v10 v11}:

Denn: Der Apostel Petrus vergleicht die vergänglichen Güter dieses zeitlichen Lebens mit den ewigen, welche im Wort des Evangeliums angeboten werden, und bringt aus dem Propheten Jesaja, Kapitel 40, folgenden Spruch vor.

Wie Gras: Alle Menschen lassen sich mit dem Gras auf dem Feld ganz gut vergleichen, das heute grünt und vielleicht morgen zu Heu gemacht wird. So sind auch alle irdischen Güter und Zierden des Menschen wie eine schöne Gestalt, die Stärke des Leibes, weltliche Weisheit, Güter und würde wie eine Blume, die bald welk wird und abfällt, dazu allgemein, wenn man am allerwenigsten daran denkt oder es gehofft hätte. Aber die göttlichen Guttaten und geistlichen Güter, die uns das Wort des Evangeliums bringt, bleiben in Ewigkeit. Und dieses Wort des Evangeliums, das uns die ewige Seligkeit verheißt, betrügt niemals, es zeigt uns nicht vergängliche Güter, die uns bald wieder abgenommen werden können, sondern macht uns zu Erben der wahren und himmlischen Güter, wenn die zeitlichen Güter vergänglich sind und leicht verschwinden, warum bemühen sich denn die Menschen so viel darum, damit sie von diesen viel bekommen können, sodass sie die himmlischen Güter unterdessen außer Acht lassen und versäumen? Wenn das Wort des Evangeliums ewig bleibt und unwandelbar ist, warum sollen wir dann an unserer ewigen Seligkeit zweifeln, die im Evangelium allen Gläubigen versprochen wird?

25. aber des Herrn Wort bleibt in Ewigkeit. Das ist das Wort, welches unter euch verkündigt ist {Mt 5v18 Mk 13v31 Lk 16v17 21v33}.

Verkündigt ist: Denn was ich von dem Wort Gottes rühme und sage, dass es ewig bleibt und wahre und ewige Güter mit sich bringt, das verstehe ich von dem Wort des Evangeliums, das unter euch gepredigt worden ist. Wir sollen deswegen das Wort des Evangeliums, wenn es uns gepredigt wird, hoch achten als etwas, in dem uns die wahre und beständige Seligkeit angeboten wird.


Das 2. Kapitel

  • Der Apostel reizt die Christen abermals zur Gottseligkeit.
  • Und er ermahnt sie, dass sie die reine Lehre behalten sollen.
  • Er will auch, dass die Christen Gottes Tempel und dessen geistliche Priester sein sollen.
  • Er weist die Heiden zur Dankbarkeit für das empfangene Licht des Evangeliums.
  • Und er fügt eine ernsthafte Ermahnung hinzu, dass die, die sich zu Christus bekannt haben, sich nicht den verbotenen Wolllüsten ergeben sollen.
  • Danach unterrichtet er die verschiedenen Stände der Menschen bis zum Ende des Kapitels.

1. So legt nun ab alle Bosheit und allen Betrug und Heuchelei und Neid und alles Afterreden {Kol 3v8 Jak 1v21};

So: Im vorigen Kapitel hat Petrus allgemein zur Gottseligkeit ermahnt, jetzt erzählt er stückweise, wie man christlich und gottselig leben soll.

Alle Bosheit: Was böse ist und einem Christen schlecht ansteht. Lebt also, wie es den Christen gebührt. Denn ein boshaftes Gemüt soll in keinem Christenmenschen sein und wir sollen nicht betrügerisch handeln, sondern mit aufrichtigem Gemüt alle unsere Handlungen zur Ehre Gottes und zur Wohlfahrt des Nächsten richten, uns jedoch nicht mit Worten und Gebärden anders stellen, als man es im Herzen meint. Weil wir auch untereinander Glieder sind, soll keiner dem anderen sein gutes Glück missgönnen, sondern sich vielmehr mit ihm darüber freuen. So gemein die bösen Nachreden und Verleumdungen sind, so schlecht stehen sie frommen Menschen an. Denn die rechtschaffene Liebe bedeckt den Missgriff des Nächsten und rührt ihn nicht mit hässlichen Worten auf.

2. und seid gierig nach der vernünftigen lauteren Milch als die jetzt geborenen Kindlein, auf dass ihr durch dieselbe zunehmt {Ps 131v2 Eph 4v13}.

Und: Jetzt fügt Petrus eine Erinnerung hinzu, dass wir die rechte Lehre standhaft behalten und der falschen Lehre entfliehen sollen.

Lauteren Milch: Weil ihr wiedergeboren seid und gleichsam Kinder, sollt ihr die geistliche Milch begehren, die nicht verdorben, sondern rein ist, das ist die reine Lehre, die nicht mit Vorstellungen der Menschen oder mit Satzungen verfälscht ist. An dieser Stelle nennt Petrus die holdselige Lehre des Evangeliums Milch. Denn sie wird mit einer reinen Milch zu Recht verglichen, nicht allein wegen der Lieblichkeit und weil es eine heilsame Nahrung der Seelen ist, sondern auch darum, dass man die zarten Christen, die erst in jüngster Zeit wiedergeboren sind, nicht so schnell mit der Lehre des Kreuzes beschweren soll, damit sie sich nicht wieder abwenden. Darum sagte Christus, als er kurz vor seinem bitteren Leiden seinen Jüngern predigte: Dieses habe ich euch von Anfang an nicht gesagt, denn ich war bei euch {Joh 16}. Wir sollen uns aber hüten, dass wir die Milch der himmlischen Lehre nicht trinken, wenn sie, mit falschen Vorstellungen verunreinigt, unrein gemacht worden ist.

Nach Luther: Das ist geistliche Milch, was das Evangelium ist, sofern man es mit dem Glauben erfasst, nicht mit dem fleischlichen Sinn, denn damit wird es falsche und unreine Milch.

Zunehmt: Zur Seligkeit. Denn so wie der Leib von der Nahrung wächst und zunimmt, so soll auch unser Glaube durch Anhörung des Evangeliums gemehrt werden, dass wir Christus je länger umso besser erkennen lernen und von dem väterlichen Willen gegen uns vergewissert werden.

3. so ihr anders geschmeckt habt, dass der Herr freundlich ist {Ps 34v9 Hebr 6v4},

Geschmeckt habt: Denn allein die Gläubigen schmecken einigermaßen, wie gnädig, freundlich und gütig der Herr unser Gott gegenüber uns ist. Die aber nichts vom Evangelium gehört haben oder in den Wolllüsten des Leibes sich vertiefen und das Evangelium nicht beachten oder vom Vertrauen auf die eigenen Werke betrunken sind, die schmecken nicht, wie freundlich der Herr, unser Gott, Jesus Christus, ist.

4. zu welchem ihr gekommen seid als zu dem lebendigen Stein, der von den Menschen verworfen, aber bei Gott ist er auserwählt und köstlich {Ps 118v22 Mt 21v42}.

5. Und auch ihr, als die lebendigen Steine, baut euch zum geistlichen Hause und zum heiligen Priestertum, zu opfern geistliche Opfer, die Gott angenehm sind durch Jesum Christus {Röm 12v1}.

Geistlichen Haus: Oder heiligen Tempel Gottes. Als wollte er sagen: Ihr seid durch den Glauben zur Erkenntnis des Heilandes Christi gekommen und seiner teilhaftig geworden, der der lebendige Eckstein ist, worauf die ganze Kirche besteht und sich gründet {Jes 28}. Und haben zwar die Bauleute, nämlich die Hohepriester, Pharisäer und Schriftgelehrten diesen Stein verworfen, als ob er nichts nütze sei, und den geistlichen Bau verstellt {Ps 118}. Aber in den Augen Gottes ist er sehr köstlich und ehrlich und mit himmlischer Herrlichkeit begabt. Darum sollt ihr Christen, die ihr auch geistliche Steine seid, euch mehr und mehr zu diesem Stein verfügen und auf ihm erbaut werden, damit ihr eine heilige Wohnung Gottes werdet. Und Christus wird mit einem Eckstein verglichen, weil er die ganze Kirche erhält und wer sich mit Glauben auf ihn verlässt, der wird ewig nicht zuschanden werden. Auch wird er darum ein Eckstein genannt, weil er durch sein Evangelium zwei Völker, die Juden und die Heiden, als zwei Wände oder Mauern zusammenfügt. Diesen Stein samt seiner Lehre verwerfen auch noch heutzutage all diejenigen, deren Augen des Herzens mit menschlicher Weisheit oder spitzfindigem Wahn oder auch mit Menschensatzungen geblendet sind. Aber wir sollen ihre verkehrten Urteile verachten und uns darum bemühen, dass wir von Tag zu Tag durch Zunahme unseres Glaubens näher mit ihm vereinigt werden. So werden wir Heilige Tempel Gottes sein und so wird Gott, der in uns wohnt, mit seiner Gnade und Güte über uns wachen und seine Güter in uns vermehren. Wir sollen aber heilig leben, damit wir den Tempel Gottes nicht entheiligen. Denn wer den Tempel Gottes verdirbt, den wird Gott verderben {1Kor 3}.

Priestertum: Denn ich will, dass ihr nicht nur Tempel Gottes, sondern auch Priester vor Gott seid. Obwohl es einen Unterschied gibt zwischen den Kirchendienern und den Zuhörern. Denn man soll es nicht jedermann ohne Unterschied gestatten, das Predigtamt in der Kirche zu lehren und die Sakramente zu reichen, doch kann es notwendig sein, was die Taufe anbelangt, dass man so etwas manchmal zulässt. So sind jedoch im Neuen Testament alle Christen in Wahrheit Priester. Denn der Apostel Petrus spricht mit diesen Worten nicht nur die Kirchendiener an, sondern die ganze Kirche, denen er diesen Brief geschrieben hat, darum ist es unnötig, dass besondere Leute dazu gesalbt und geschmiert werden, damit sie Christus in der Messe opfern. Denn Christus, der oberste und Hohepriester, hat sich selbst einmal am Kreuz geopfert für die Sünden der ganzen Welt {1Joh 1 2}. Wir Christen aber sind auch alle Priester, nicht um unsere Sünden zu versöhnen, sondern damit wir unsere Dankbarkeit unserem Hohepriester Christus erklären. Und wir opfern uns selbst Gott, wenn wir den alten Adam töten und uns im Gehorsam Christi ganz und gar ergeben {Röm 12}. Wir opfern Gott, wenn wir die Guttaten Christi und des himmlischen Vaters mit dankbarem Herzen rühmen und preisen {Hebr 13}. Wir zünden das Räucherwerk an auf dem Räucheraltar, wenn wir Gott für uns und für andere von Herzen anrufen {Ps 141}. Wir bringen ein Opfer, wenn wir aus rechtschaffener und ungefärbter Liebe unserem Nächsten einen Dienst und einen Gefallen erweisen {Hebr 13}. Diese unsere geistlichen Opfer sind Gott dem himmlischen Vater lieb und angenehm um Christi willen, der uns bei seinem Vater ausgesöhnt hat. Denn die an Christus glauben, die gefallen Gott gut, darum missfallen ihm auch ihre Opfer oder guten Werke nicht.

6. Darum steht in der Schrift: Siehe da, ich lege einen auserwählten, köstlichen Eckstein in Zion; und wer an ihn glaubt, der soll nicht zuschanden werden {Röm 9v33 10v11}.

In der Schrift: Nämlich Jesaja 28. Auf diesen prophetischen Spruch deutet der Apostel Petrus in den vorhergehenden Worten mit den Fingern, worin Christus ein köstlicher Stein genannt wird. Denselben Spruch erzählt und erklärt der Apostel nun weitläufiger. Denn die Kirchendiener sollen nicht menschliche Träume, sondern das Wort Gottes dem Volk vortragen und sich mäßigen, weltliche Sprüche oder Geschichten einzuführen, damit die Zuhörer sich nicht zu sehr auf weltliche Sachen, die den Ohren gefallen, verlegen und anfangen, der Heiligen Schrift überdrüssig zu werden.

Werden: Der Apostel Petrus hat es dabei bewenden lassen, dass er die Meinung des Propheten kurz angesprochen hat, die folgende ist: Ich (spricht der himmlische Vater) will meinen eingeborenen Sohn, der mit mir gleich ewig und eines Wesens ist, senden, dass er im jüdischen Land menschliche Natur an sich nimmt, das Evangelium lehrt und im Tempel in Jerusalem herrliche Wunderwerke vollbringt. Dieser wird gleichsam wie ein Eckstein sein die ganze Kirche geben, dass sie nicht ins ewige Verderben fällt. Und obwohl die Lehrer des Gesetzes, die Pharisäer und Hohepriester, ihn verwerfen und einen Verführer nennen werden, so wird er doch Gott und allen Auserwählten lieb und angenehm sein. Er wird auch darum ein Eckstein sein, weil er zwei Völker, wie die Juden und die Heiden, zusammenführen wird und ausbreiten, wenn sie bekehrt sind, eine Kirche machen wird. Und er ist zu Recht für einen köstlichen Stein zu halten, weil er nach der Natur der ewige Sohn Gottes ist, andererseits aber aus einer reinen Jungfrau ohne männlichen Samen, dazu aus dem königlichen Stamm Davids, ohne Sünde geboren worden ist, und mit unendlichen Gaben des Heiligen Geistes geziert sein wird. Auch wird ihm alle Gewalt gegeben werden im Himmel und auf der Erde und er wird höher sein als alle Engel und Geschöpfe. Er wird auch so gut gegründet sein, dass, auch wenn sich die ganze Welt gegen ihn auflehnen würde, sie ihn dennoch nicht verderben, noch sein Reich vertilgen könnte. Und wer an diesen Eckstein, Jesus Christus, glauben wird, der braucht sich vor dem Tod, dem Teufel und den Angriffen der Hölle nicht zu erschrecken oder davor zu fliehen. Denn er wird durch den Glauben an Christus sicher vor der ewigen Verdammnis sein und deswegen nicht ewig zuschanden werden, dazu wird er die zeitlichen Trübsale so überwinden, dass sie ihm zu seiner ewigen Seligkeit gereichen.

7. Euch nun, die ihr glaubt, ist er köstlich; den Ungläubigen aber ist der Stein, den die Bauleute verworfen haben, und zum Eckstein geworden ist {Mt 21v42},

Verworfen haben: Wie es im 118. Psalm geschrieben steht.

8. ein Stein des Anstoßens und ein Fels des Ärgernisses, die sich stoßen an dem Wort und glauben nicht daran, darauf sie gesetzt sind {Jes 8v14 Lk 2v34 Röm 9v33}.

Anstoßes: Besonders den Juden, aber auch anderen ist Christus wie ein Stein, woran sich die Leute stoßen und heftig verletzen. Denn sie glauben dem Wort des Evangeliums nicht, wozu sie doch früher von den Propheten berufen worden sind. Besonders war es verordnet, den Juden das Evangelium zunächst zu predigen und Gott wollte, dass sie durch den Glauben auf den Eckstein Christus erbaut würden. Aber sie haben die angebotene Gnade verachtet und nicht an den gekreuzigten Christus glauben wollen. Denn sie wünschten sich einen solchen Messias, der nicht am Kreuz einen schmählichen Tod sterben würde, sondern der mit äußerer Majestät über die ganze Welt herrschen würde und sie von der Gewalt der Römer befreien und mit Gütern und Herrlichkeiten begaben würde. Heutzutage stoßen sich an diesem Eckstein Christus nicht nur die Juden, sondern auch der Papst in Rom, die Türken und Ketzer, weil sie einen solchen Christus, wie er uns in der Schrift vorgestellt wird, verwerfen und seine lebendigen und heiligen Glieder mit Schmähungen und Plagen verlästern und verfolgen. Aber so wie die, die sich an einem Eckstein heftig stoßen und mit Gewalt dagegen rennen, dem Stein nicht schaden, sondern sich selbst, so werden die, die nicht davon ablassen, gegen diesen Stein des Anstoßes mit Lästerung und grausamen Verfolgungen vorzugehen, schrecklich fallen und umkommen.

9. Ihr aber seid das auserwählte Geschlecht, das königliche Priestertum, das heilige Volk, das Volk des Eigentums, dass ihr verkündigen sollt die Tugenden des, der euch berufen hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht {2Mos 19v5 5Mos 7v6 14v2 26v18 Mal 3v17 Jes 43v21 2Tim 1v9}.

Ihr: Weil der Großteil der Juden sich an diesem Eckstein gestoßen hat und Gott an ihrer Stelle die Heiden angenommen hat, so erinnert Petrus die Heiden an diese große Guttat Gottes, dass sie jetzt für sein Volk gehalten werden.

Auserwählte Geschlecht: Und die rechtschaffenen Kinder der heiligen Patriarchen, nachdem ihr dem Evangelium geglaubt habt, die ihr zuvor Heiden gewesen und fremd vom Reich Gottes. Denn nicht der, der nach dem Fleisch von Abraham abstammt, ist sein Sohn und gehört zum Volk Israel, sondern wer im Glauben Abrahams folgt und der Gottseligkeit Israels nachstrebt {Röm 4 Gal 6}.

Königliche Priestertum: Die ihr aus der Heidenschaft bekehrt worden seid, seit geistliche Könige und Priester und wie es früher im israelitischen Volk ein äußeres Königreich und Priestertum gab, so besteht heute durch die Predigt des Evangeliums unter den Heiden ein geistliches Königreich und Priestertum. Denn auch Christus ist ein König und Priester all derer, die an ihn glauben, zumal er diese beschützt und für sie bittet. Und nicht nur das, es sind auch alle Christen geistliche Könige und Priester. Daher steht geschrieben: Du hast uns durch unseren Gott zu Königen und Priestern gemacht . Und so viel das Priestertum betrifft, ist oben in diesem Kapitel bereits angezeigt worden, was die Christen für Opfer tun sollen. Was das Königreich betrifft, so sind wir Könige über Tod, Sünde, Teufel und Hölle, sodass wir sie durch den Glauben mit unseren Füßen zertreten.

Heilige Volk: Gottes. Es könnte aber jemand an dieser Stelle fragen, ob nicht die Heiden vor ihrer Bekehrung mit schrecklichen und vielfältigen Abgöttereien befleckt gewesen sind und wie sie denn dann heilig sein könnten. Die Antwort lautet: Ihre Heiligung kommt daher, weil den unbußfertigen Sündern und denen, die an Christus glauben, ihre Sünden verziehen und nicht mehr zugerechnet werden und die Gläubigen mit dem Heiligen Geist begabt werden, der sie von Tag zu Tag mehr und mehr heiligt. Darum schreibt der Apostel Paulus auch an die Korinther, die in gräulichen Lastern gelebt haben sich aber dennoch zu Christus bekehrt hatten, Folgendes: Und davon gab es viele unter euch, aber ihr seid abgewaschen, ihr seid geheiligt, ihr seid gerecht worden durch den Namen des Herrn Jesus und durch den Geist unseres Gottes {1Kor 6}.

Eigentums: Welches sich Gott auserwählt hat, dass er seine Guttaten über es ausschüttet und er von diesem Volk wiederum mit Ernst und heiligem Eifer verehrt wird. Zwar ist zum israelitischen Volk früher auch gesagt worden: Dich hat der Herr dein Gott erwählt, dass du sein eigentliches Volk bist vor allen Völkern auf Erden, aber nachdem die Israeliten, die nach dem Fleisch von den Heiligen Patriarchen hergekommen waren, den Messias verworfen hatten, seid ihr Heiden an ihrer Stelle aufgenommen worden. Wir sollen uns vorsehen, dass uns Gott wegen unserer Undankbarkeit gegenüber dem Evangelium Christi nicht verstößt und sein geistliches Reich auf ein anderes Volk verändert.

Des: Nämlich des allmächtigen Gottes Allmacht, Güte und Gnade sollt ihr rühmen und preisen, der euch aus der dicken und schädlichen Finsternis der Religion zum selig machenden Licht des Evangeliums gebracht hat. Denn die Finsternis der Religion, die von dem Heiland Christus nichts weiß, stürzt einen Menschen in die äußerste Finsternis, wo Heulen und Zähneklappern sein werden. Aber das Licht des Evangeliums führt die, die ihm aus Glauben folgen, zum ewigen Licht, wo unaussprechliche Freude ist. Und Petrus nennt das Evangelium ein wunderbares Licht, weil sich die menschliche Vernunft über diese Lehre entsetzt und ein solches Licht ebenso wenig fassen oder dulden kann wie die Eule den Glanz der Sonne.

10. die ihr darum nicht ein Volk wart, nun aber Gottes Volk seid, und vorher nicht in Gnaden wart, nun aber in Gnaden seid {Hos 1v10 2v23 Röm 9v25}.

Volk wart: Nach der Weissagung des Propheten Hosea, Kapitel 2.

Nun aber: Nachdem das Evangelium nicht nur den Juden, sondern auch den Heiden gepredigt und von ihnen angenommen wird.

Vorher: Zur Zeit des Alten Testaments. Es deutet aber der Apostel mit diesen Worten auf die Weissagung des Propheten Hosea von den Juden, dass damals Gottes Volk war, von der Verstoßung und der Aufnahme der Heiden in Gnade, die nicht Gottes Volk waren. Und mit dem Hinweis auf diesen Spruch ist offenbar, dass Petrus diesen Brief nicht den Juden, sondern den bekehrten Heiden geschrieben hat. Auch werden wir hier an die Dankbarkeit gegenüber Gott erinnert, der uns ohne unseren Verdienst aus väterlicher Güte und Gnade angesehen und zu Erben des Himmelreichs aus lauter Barmherzigkeit aufgenommen hat. Denn er hätte uns auch in der Blindheit unserer Herzen lassen können.

11. Liebe Brüder, ich ermahne euch, als die Fremdlinge und Pilgrime, enthaltet euch von fleischlichen Lüsten, welche wider die Seele streiten {1Chr 30v15 Ps 39v13 Ps 119v19 Hebr 11v13 1Petr 1v17 Röm 7v23 Gal 5v17 Jak 4v1}.

Liebe: Der Apostel fügt eine ernsthafte Ermahnung dazu und warnt die Christen, dass sie sich nicht in irdische, verbotene Wollüste vertiefen sollen.

Fremdlingen: Denn ihr sollt euch daran erinnern und euch zu Gemüte führen, dass ihr Fremdlinge in dieser Welt seid, darum sollt ihr euch der weltlichen Wollüste enthalten, die der Seele schädlich und nachteilig sind, sie auch schließlich ins Verderben stürzen. Und ihr sollt die Welt gebrauchen als eine Herberge, auch darauf achten, dass ihr ein gutes Gewissen behaltet. Der Apostel ermahnt also seine Zuhörer und lehrt mit seinem Beispiel die Kirchendiener, dass sie keine Herrschaft in der Kirche aufrichten sollen. Und er sagt, dass wir Fremdlinge sind, weil wir auf dieser Erde keine bleibende Heimat haben, sondern das rechte, himmlische Vaterland suchen {Hebr 13}. Deswegen sollen wir unsere Herzen nicht an das Zeitliche hängen. Mit den fleischlichen Gelüsten versteht der Apostel nicht nur die Unzucht, sondern auch andere von Gott verbotene Wollüste, die ihm zuwider sind. Was nämlich dem Leib wohl und der Seele wehtut. Doch ist die Meinung des Apostels nicht, dass wir uns von allen weltlichen Geschäften zurückziehen sollen, die man nicht liegen lassen kann, weil wir in dieser Welt leben. Es ist aber unser Leben eine Ritterschaft oder Kriegsübung {Hi 7}. Denn unser verdorbenes Fleisch, das den verbotenen Wolllüsten nachhängen möchte, streitet gegen uns und wir müssen ihm tapferen Widerstand leisten, als wenn wir eine Stadt oder ein Schloss besetzen würden.

12. und führt einen guten Wandel unter den Heiden, auf dass die, so von euch afterreden als von Übeltätern, eure guten Werke sehen und Gott preisen, wenn es nun an den Tag kommen wird {1Petr 3v16 Mt 5v16}.

Sehen: Und einen anderen Sinn bekommen werden, dass sie in Zukunft besser von euch reden und mehr von euch halten.

Kommen wird: Dass euch Gott mit Gnade ansehen und eure Frömmigkeit und Unschuld an den Tag bringen wird. Man soll deswegen gute Werke tun und ehrlich leben, nicht dass man Vergebung der Sünden und das ewige Leben damit verdienen würde, sondern dass man die Verleumdungen, die gegen das Christentum ausgestreut werden, mit einem unsträflichen Wandel widerlegt und zunichtemacht. Auch ist hieraus abzunehmen, dass den Christen eine Zeit lang von den Ungläubigen übel nachgeredet wird, bis Gott der Herr ihre Unschuld vor der Welt an den Tag bringt. Diese Zeit muss man in Geduld mit gutem Gewissen abwarten. Wenn aber die Frömmigkeit der Christen an den Tag kommt, werden überall viele von den Ungläubigen zu Christus bekehrt und erkennen den für ihren Heiland, den sie zuvor in seinen Gliedern verfolgt haben.

Nach Luther: Es bleibt zuletzt keine Tugend oder Untugend verborgen {1Tim 5v25}. Es gibt nichts Heimliches, das nicht offenbar wird {Mt 10v26}.

13. Seid untertan aller menschlichen Ordnung um des Herrn willen, es sei dem Könige, als dem Obersten {Röm 13v1 Tit 3v1},

Seid: Jetzt schreibt der Apostel Petrus den Christen verschiedene Ämter vor und wie sie sich darin verhalten sollen.

Menschlichen Ordnung: Nämlich den weltlichen Gesetzen, die von Menschen, die im Stand der Obrigkeit sind, aufgestellt wurden.

Herrn willen: Eures Gottes, der die Obrigkeit geordnet hat und will, dass man ihr gehorchen soll. Darum, wer der Obrigkeit widerstrebt, der widerstrebt Gott, und man soll ihr nicht nur aus Sorge um die Strafe, um diese zu vermeiden, sondern auch, damit man ein gutes Gewissen behält, gehorchen {Röm 13}.

14. oder den Hauptleuten, als den Gesandten von ihm zur Rache über die Übeltäter und zu Lobe den Frommen {Röm 13v3 v4}.

Gesandten: Die anstelle des Königs die Regierung verwalten, egal ob sie Amtsmänner, Richter oder sonst wie heißen. Denn es leisten die keinen rechten Gehorsam, die zwar sagen, dass sie der hohen Obrigkeit gehorchen wollen, daneben aber den Amtspersonen, die von der Obrigkeit bestellt sind, sich widersetzen. Weil auch Petrus sagt, dass man den Hauptleuten gehorchen soll, so möchte er freilich auch, dass sich ein Christ gegen seine Feinde führen lässt und im Krieg tapfer zu gebrauchen ist. Denn die Hauptleute haben nicht nur in Friedenszeiten, sondern auch im Krieg zu befehlen, darum soll man ihnen in beiden Zuständen gehorsam sein.

Den Frommen: Das ist: Die Obrigkeit ist deswegen von Gott eingesetzt, dass sie die Bösen strafen, die Frommen aber schützen und in Ehren halten soll. Darum bekommen die boshaften Menschen und die Übeltäter von der Obrigkeit ihre gebührende Strafe, die Frommen aber und die, die ehrlich leben, sich auch um die Regierung verdient machen, werden Belohnungen empfangen.

15. Denn das ist der Wille Gottes, dass ihr mit Wohltun verstopft die Unwissenheit der törichten Menschen,

Törichten Menschen: Die die rechte Religion nicht verstehen. Denn diese pflegen den Christen übel nachzureden, als ob sie widerspenstige und für die Regierung schädliche Menschen seien, denen man den Mund mit Gehorsam gegen die Obrigkeit stopfen muss und anderen Verrichtungen, die einem Christen wohl anstehen. Denn die Verleumdungen werden am besten widerlegt, wenn wir die Lügen der Widersacher mit einem ehrbaren Wandel und Frömmigkeit an den Tag bringen.

16. als die Freien, und nicht als hättet ihr die Freiheit zum Deckel der Bosheit, sondern als die Knechte Gottes {Gal 5v13 2Petr 2v19}.

Zum Deckel: Das bedeutet: Hütet euch, dass ihr nicht so lebt, dass man mit Wahrheit von euch sagen kann, ihr würdet unter dem Namen der christlichen Freiheit eure Untugenden verbergen. Denn man soll die christliche Freiheit nicht zum Mutwillen des Fleisches missbrauchen {Gal 5}. Und die christliche Freiheit soll unseren Nächsten nicht ärgern, sondern bessern und erbauen {Röm 14}.

Knechte Gottes: Denn ihr seid zwar befreit worden aus der Gewalt des Teufels und von den Menschensatzungen, auch davon, dass ihr die Zeremonien des Gesetzes Moses nicht halten müsst, aber nicht deshalb, dass ihr das Fleisch nicht mehr im Zaum haltet, sondern, damit ihr Gott dient. Denn die christliche Freiheit entzieht uns nicht aus dem Gehorsam der Gebote Gottes.

17. Tut Ehre jedermann! Habt die Brüder lieb! Fürchtet Gott! Ehrt den König {Röm 12v10 Phil 2v3 1Petr 1v22 Pred 8v2}!

Jedermann: Glaubt an die Ehrlichkeit anderer Menschen und tut auch denen Ehre an, die geringere Gaben haben als ihr. Denn eine solch gottselige Höflichkeit schafft den Christen einen guten Namen und dass sie bei den Leuten angenehm sind und erhält auch die gute Meinung untereinander, weshalb Paulus sagt: Einer komme dem anderen mit Ehrerbietung zuvor {Röm 12}.

Bruderliebe: Sodass diese brüderliche Liebe vom Herzen kommt. Denn eine rechtschaffene Liebe soll nicht lau, sondern inbrünstig sein und der Unverstand der Menschen soll uns daran nicht hindern.

Fürchtet Gott: Als einen Vater, den man nicht beleidigen soll. Denn die Furcht Gottes, der alles sieht und über die Sünden zürnt, kann uns von allen bösen Handlungen abhalten.

Den König: Achtet und sprecht ehrlich von eurer Obrigkeit und erzeigt ihnen Ehre. Denn wir sollen der Obrigkeit so gehorchen, dass wir sie von Herzen ehren und werthalten. Petrus setzt jedoch die Furcht Gottes vor die Ehre der Obrigkeit, um zu lehren, dass man die Obrigkeit so ehren muss und ihr gehorchen, dass wir unterdessen nicht gegen Gott sündigen. Nach dem Spruch Christi: Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist und Gott, was Gottes ist {Mt 22}.

18. Ihr Knechte, seid untertan mit aller Furcht den Herren, nicht allein den gütigen und gelinden, sondern auch den wunderlichen {Eph 6v5 Kol 3v22 Tit 2v9}.

Ihr: Von der weltlichen Regierung kommt Petrus zum Haushalt und lehrt die Knechte, was ihr Amt ist.

Den Herren: Nämlich euren leiblichen Herren, dass ihr nicht heimlich über sie lacht, ihre Befehle verachtet oder dagegen murrt, sondern gehorcht ihnen mit Willen und denkt daran, dass ihr damit ebenso Christus dient, der einen solchen Gehorsam von den Knechten erfordert. Denn obwohl es für Gott unter den Christen keinen Unterschied gibt {Gal 3}, und ein Knecht ebenso hoch geachtet wird wie ein Herr, so gibt es aber in dieser Welt und im bürgerlichen Wandel aus Gottes Ordnung unterschiedliche Stände bei den Personen und Gott will, dass der eine herrscht und der andere dient. Diesen Unterschied der Personen hebt das Evangelium nicht auf.

Wunderlichen: Die mürrisch, hart und streng sind. Denn früher waren die Knechte Leibeigene und konnten sich nicht nach ihrem Gefallen einen neuen Herren suchen, wohingegen es heutzutage die Knechte um einiges besser haben, dass es ihnen frei steht, sich bei einem Herrn zu verdingen, der ihnen gefällt. Aber je bessere Dienste sie haben, umso verwöhnter werden sie allgemein sein, sodass sie einmal schwer gestraft werden. Es sollten die Knechte jedoch treu und willig dienen, weil sie wissen, dass sie in ihrer Aufgabe als Knecht Gott dem Herrn ebenso angenehme Werke leisten können, als wenn sie in der Welt ein großes Amt zu verwalten hätten. Daneben werden wir aber alle allgemein daran erinnert, dass wir nicht allein gegenüber denen unsere Aufgabe erfüllen sollen, die fromm und gütig sind, sondern auch gegen störrische, mürrische und seltsame Menschen.

19. Denn das ist Gnade, so jemand um des Gewissens willen zu Gott das Übel verträgt und leidet das Unrecht {1Petr 4v15}.

Ist Gnade: Bei Gott und es ist ihm ein angenehmer Gottesdienst und ein heiliges Kreuz, wenn ihr deswegen Widerwärtigkeiten und Trübsale erleidet, damit ihr ein gutes Gewissen vor Gott behalten möchtet und euch darüber hinaus noch zu Unrecht alles Übel von den Menschen angetan wird. Denn das ist euch bei Gott ein schlechter Ruhm, wenn ihr darum geschlagen werdet, weil ihr es wegen eurer Bosheit und Übeltat oder aufgrund einer Misshandlung wohl verdient habt. Aber es ist löblich und rühmlich vor den Augen Gottes und der Engel, wenn ihr für eure Guthaben von der Welt einen schlechten Dank als Lohn empfangt. Darum reden die dummes Zeug, die sagen: Ich möchte dieses oder jenes Unrecht gerne erleiden, wenn ich es verschuldet hätte. Sie sollten vielmehr Folgendes sagen: Ich will dieses Unrecht umso geduldiger erleiden, weil ich weiß, dass ich es nicht verschuldet habe. Und wir sollen uns solcher Ungerechtigkeiten nicht schämen, die wir um Gottes und um der Gerechtigkeit willen leiden. Denn so gingen die Apostel, nachdem sie gegeißelt worden waren, fröhlich vom Angesicht des Rates in Jerusalem, dass sie würdig gewesen waren, um des Namens Jesu willen Schmach zu leiden {Apg 5}, und wir sollen uns erinnern, dass es christlich ist, wohlzutun und Schmach dafür zu erhalten.

20. Denn was ist das für ein Ruhm, so ihr um Missetat willen Streiche leidet? Aber wenn ihr um Wohltat willen leidet und erduldet, das ist Gnade bei Gott.

21. Denn dazu seid ihr berufen, weil auch Christus gelitten hat für uns und uns ein Vorbild gelassen, dass ihr sollt nachfolgen seinen Fußtapfen {Joh 13v15};

Berufen: Dass ein jeder sein Kreuz auf sich nehme und Christus nachfolge. Denn wer sein Kreuz nicht auf sich nimmt und ihm nicht nachfolgt, der kann nicht sein Jünger sein.

Auch Christus: Der Apostel hält den Knechten Christus als Beispiel vor, der für uns arme Sünder unschuldig den Tod gelitten hat, damit die Knechte mit größerer Geduld das Unrecht ihrer Herren ertragen. Dieses Beispiel Christi ist jedoch nicht nur den Knechten, sondern auch allen anderen Christen nützlich, damit sie daraus Geduld lernen.

Nachfolgen: Mit rechter Geduld. Denn wir sollen Christus zuerst und besonders betrachten als einen Heiland und Seligmacher. Danach als ein ausbündiges und vollkommenes Beispiel der Gottseligkeit, Geduld und Unschuld, dem wir sicher folgen können und sollen.

22. welcher keine Sünde getan hat, ist auch kein Betrug in seinem Munde erfunden {Joh 8v46 2Kor 5v21},

Erfunden: Wie der Prophet Jesaja bezeugt im Kapitel 53. Dennoch hat er um unserer Seligkeit willen von den gottlosen Menschen großes Ungemach erlitten. Warum sollten wir uns dann scheuen, etwas Widerwärtiges zu erleiden, die wir doch nicht so unschuldig sind wie er. Denn der Knecht steht nicht über dem Herrn. Weil aber Christus keine Sünde begangen hat und kein Betrug in seinem Mund gefunden worden ist, so ist offenbar, dass er nicht um seiner, sondern um fremder Sünden willen gelitten hat. Darum ist sein Leiden eine Genugtuung für unsere Sünde.

23. welcher nicht wiederschalt, da er gescholten ward, nicht drohte, da er litt; er stellte es aber dem heim, der da recht richtet {Jer 11v20 20v12},

Gescholten ward: Dass er hören musste, er sei ein Samariter, ein Teufelsmann, ein Schwarzkünstler, der die Teufel durch Beelzebub austreiben würde, ein Säufer, Verführer, Übertreter des göttlichen Gesetzes, Aufrührer, Gotteslästerer, ja sogar, als er am Kreuz hing, wurde er verspottet und mit Schmachworten angegriffen.

Drohte: Wie es zornige Menschen machen, die sich rächen wollen.

Recht richtet: Er befahl nämlich Gott, seinem himmlischen Vater, die Rache, der ein gerechter Richter ist. Darum sollt auch ihr Knechte eure Herren, auch wenn sie euch großes Unrecht antun, nicht schimpfen noch euch an ihnen rächen wollen oder ihnen drohen, sondern stellt Gott die Rache anheim, der wird die Unbußfertigen zu seiner Zeit wohl finden und sie zur gebührenden Strafe heranziehen. Es sollen aber nicht nur die Knechte, sondern auch alle Christen hier mit Fleiß merken und beachten, wie Christus in seinem bitteren Leiden, dass er unschuldig erlitt, sich verhalten hat, damit auch wir unsere erlittenen Ungerechtigkeiten und Schmähungen Gott dem Herrn vortragen und uns die Rachgier aus dem Sinn schlagen. Denn es steht geschrieben: Die Rache ist mein, ich will vergelten, spricht der Herr {5Mos 32}. Ja, wir sollen auch noch für die bitten, die uns beleidigen, nach dem Beispiel Christi, der für die bat, die ihn kreuzigten, als er sprach: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun {Lk 23}.

24. welcher unsere Sünden selbst geopfert hat an seinem Leibe auf dem Holz, auf dass wir, der Sünde abgestorben, der Gerechtigkeit leben; durch dessen Wunden ihr seid heil worden {Jes 11v12 35v4 v6 53v5 Röm 6v2 v11}.

Auf dem Holz: Christus hat unsere Sünden auf sich genommen und seinen Leib als ein Opfer am Kreuz, also auf einem Haufen Holz auf dem Altar liegend geopfert und so unsere Sünden gebüßt. Er hat aber solch bittere Leiden ausgestanden, nicht damit wir nach unserem verdorbenen Willen leben, sondern dass wir der Sünden entsagen und ein gottseliges und gerechtes Leben in dieser Welt führen sollen. Darum sollt ihr Knechte daran denken und euch daran erinnern, dass ihr durch die Schläge und Wunden Christi an euren Seelen geheilt worden seid, damit sie nicht ewig sterben und verderben und die Schläge, die ihr zu Unrecht empfangt, umso geduldiger tragen könnt und so auch in dieser Sache eurem Heiland Christus nachzufolgen euch bemüht. Man soll deswegen an kein anderes Opfer für die Sünden der Lebendigen und Toten wissen oder glauben als an das einzige Opfer Christi, dass er am Kreuz verrichtet hat, wodurch die Sünden der ganzen Welt versöhnt sind. Die aber durch den Tod Christi erlöst worden sind, die sollen auch für Christus leben und aus Dankbarkeit ihm gegenüber nicht nur mit wohltun, sondern auch das Übel geduldig ertragen, gehorchen.

25. Denn ihr wart wie die irrenden Schafe; aber ihr seid nun bekehrt zu dem Hirten und Bischof eurer Seelen. {Jes 53v6 Ps 23v1 v5 Jes 40v11}.

{Joh 10v11 Hebr 13v20}.

Denn: Petrus führt noch einen anderen Grund und einen Beweis an, mit dem er nicht nur die Knechte, sondern auch alle Christen vor der Ungeduld und der Rachgier ermahnt.

Irrende Schafe: Bevor ihr Christus, euren Hirten und Seligmacher, erkannt habt, habt ihr viele Dinge getan, die frommen Menschen nicht gut anstehen.

Bekehrt: Aus der reinen Gnade und Barmherzigkeit Gottes.

Hirten: Der euch verlorenen Schafe gesucht, gefunden, selig gemacht und für euch gesorgt hat. Darum sollt ihr an euren Herren und an anderen, die noch gottlos sind und euch plagen, nicht verzagen. Denn der, der euch bekehrt hat, der kann sie auch bekehren, sodass aus grausamen Herren, sanftmütigen und aus Feinden liebe Brüder werden. Deswegen sollen wir die Hoffnungen für die Ungläubigen nicht fallen lassen, sondern uns an unsere Sünden erinnern und uns bemühen, ihre Bekehrung mit einem gläubigen Gebet zu Gott und mit Diensten der Gottseligkeit und Freundlichkeit befördern. So wie aber ein verirrtes Schaf nicht von selbst wieder zu seinem Hirten kommt, wenn es nicht gesucht wird, so müssen alle Sünder verderben und zugrunde gehen, wenn sie nicht mit dem Wort und dem Geist Christi wieder auf den rechten Weg gebracht werden. Es ernährt uns aber unser treuer Hirte mit dem Wort des Evangeliums und speist uns mit seinem Leib und seinem Blut im Heiligen Abendmahl. Ja er wacht auch über unsere Seelen als ein fleißiger und treuer Wächter, damit uns niemand aus seiner Hand reißt {Joh 10}.


Das 3. Kapitel

  • Petrus spricht ernsthaft von dem Gehorsam einer gottseligen Ehefrau gegenüber ihrem Ehemann und vom besten Schmuck der Frauen.
  • Danach sagt er auch, was einem verständigen Ehemann gebührt.
  • Darauf zählt er etliche allgemeine Gebote auf.
  • Er warnt vor der Rachgier.
  • Er will, dass die Christen bereit sind, über ihren Glauben Rechenschaft zu geben.
  • Er mahnt zur Geduld.
  • Er spricht von denen, die zu Zeiten Noahs die Bußpredigten verachteten, und zeigt an, dass die Sintflut ein Abbild der Taufe gewesen ist.

1. Desselben gleichen sollen die Weiber ihren Männern untertan sein, auf dass auch die, so nicht glauben an das Wort, durch der Weiber Wandel ohne Wort gewonnen werden {Eph 5v22 Kol 3v18 1Tim 2v11 Tit 2v5}.

Untertan sein: Der Apostel schreibt jetzt auch den Eheleuten vor, was sie einander zu leisten schuldig sind. Damals gab es jedoch unter den Christen eine große Ungleichheit in der Ehe, sodass der Ehemann ein Heide und die Frau eine Christin war oder aber die Frau war heidnisch und der Mann dem christlichen Glauben zugetan. Wenn nun der Apostel trotzdem in solch ungleichen Ehen von den Frauen den Gehorsam und die Ehrerbietung, von den Männern aber die Freundlichkeit und Bescheidenheit fordert, wie viel mehr sollen solche Tugenden bei Eheleuten zu finden sein, die beide Christen sind. Und eine Ehefrau kann, wenn sie ihren Mann gehorsam ist, sicher glauben, dass ihr Gehorsam Gott gefällt. Denn solche Werke, die Gott geboten hat, sind ihm angenehm, aber nicht die, die von Menschen erdacht werden. Er fordert sie aber auf, ihrem eigenen Mann, nicht aber fremden Männern untertan zu sein.

2. wenn sie ansehen euren keuschen Wandel in der Furcht;

Ansehen: Wenn die Ehemänner sehen werden, dass ihre Frauen aufgrund der christlichen Religion Zucht und Ehrerbietung gegenüber den Männern gelernt haben und dass sie keusch und züchtig leben, so werden sie anfangen, über die christliche Religion besser zu urteilen als zuvor und werden so nach und nach die christliche Religion von den Frauen lernen und annehmen. Es wird aber hier nicht gelehrt, dass Gott die Menschen ohne das Predigtamt des Wortes durch eine Verzückung bekehrt, sondern der Apostel zeigt an, dass Gott manchmal etliche Auserwählte nach und nach gleichsam wie auf einer Treppe zur Erkenntnis Christi bringt, dass sie sich zuerst über die Frömmigkeit der Gläubigen an Christus wundern, auch über die Sanftmut, die Gutherzigkeit und den unsträflichen Wandel und daraus schließen, dass die Religion nicht böse sein kann, weil sie so fromme Leute schafft. Danach, wenn ihr Herz zur rechten Religion geneigt worden ist, so wollen sie auch wissen, was es für eine Lehre ist. Und wenn sie die himmlische Lehre hören, entweder von den Kirchendienern oder von anderen frommen Menschen, so wirkt der Heilige Geist durch das gehörte Wort Gottes, dass sie einen Glauben an Christus bekommen und so wahrhaft zu Christus bekehrt werden. Wie aber denen, die mit ihrem gottlosen Wandel die Ungläubigen von der evangelischen Lehre abschrecken, wodurch ihre Herzen der rechten Religion je länger umso mehr feind werden.

3. welcher Schmuck soll nicht auswendig sein mit Haarflechten und Gold umhängen oder Kleider anlegen {1Tim 2v9},

Nicht auswendig: Der rechte Schmuck der christlichen Hausfrauen soll nicht daraus bestehen, dass sie die Haare künstlerisch machen, goldene Schmuckstücke tragen oder mit stattlichen und üppigen Kleidern protzen. Denn das weibliche Geschlecht ist sonst zum großen Teil dem äußeren Schmuck zu sehr ergeben und hält solches Narrenwerk zu hoch. Wenn aber auf den weiblichen Schmuck viel Zeit und Kosten aufgewendet werden, so ist dies ein Anzeichen, dass die Wirkung des Heiligen Geistes in solchen Frauen sehr schwach ist. Doch steht es einer gottseligen Frau frei, dass sie nach Gelegenheit ihres Standes und ihres Handelns bei ehrlichen Versammlungen, wie bei Hochzeiten und Feiern, sich mit bescheidenem Schmuck zieren kann, damit sie ihrem Mann gefällt, aber nicht, dass sie vielen anderen zu gefallen sich bemüht und ihr Schmuck oder ihre schöne Gestalt sonst zu sehr gepriesen wird. Denn wo das Herz gottselig und rein ist, da ist auch ein geziemender Schmuck nicht verboten.

4. sondern der verborgene Mensch des Herzens unverrückt mit sanftem und stillem Geiste; das ist köstlich vor Gott.

Unverrückt: Nach Luther: Dass sie rein und rechtschaffen im Glauben sind.

Ist köstlich: Dies ist der beste und herrlichste Schmuck einer christlichen Frau, wenn sie innerlich im Herzen gottselig ist und mit keiner falschen oder Gottlosen Lehre verführt wurde, sondern sich um die wahre Gottseligkeit, Ehrbarkeit und Keuschheit bemüht. Wenn sie kein zorniges Gemüt hat, nicht verwegen, frech, zänkisch und streitlustig ist, sondern züchtig, demütig und sanftmütig, die das Unrecht des Ehemanns mit stillem Gemüt übersehen und mit Geduld leiden kann. Diesen Tugenden sollen ehrliche Matronen wie den köstlichsten Edelsteinen nachstreben und nachtrachten. Mit denen werden sie herrlich erscheinen und leuchten, als sei sie mit Perlen, Gold und Edelsteinen behängt und dadurch sehr beschwert. Denn diese äußere Zierde verwundert das närrische, gemeine Volk und achtet es hoch, aber der andere, der innere Schmuck gefällt Gott und den heiligen Engeln und allen frommen, verständigen Menschen.

5. Denn also haben sich auch vorzeiten die heiligen Weiber geschmückt, die ihre Hoffnung auf Gott setzten und ihren Männern untertan waren,

6. wie die Sara Abraham gehorsam war und hieß ihn Herr, welcher Töchter ihr geworden seid, so ihr wohl tut und nicht so schüchtern seid.

Sara: Die als ein Spiegel aller gottseligen Matronen sich mit einem solchen Schmuck zierte.

Herz {1Mos 18}: Als wollte der Apostel Petrus sagen: Der Schmuck und die Zierde der heiligen Matronen im Alten Testament waren die wahre Gottseligkeit und Hoffnung auf Gott und der Gehorsam und die Ehrerbietung gegenüber ihren Ehemännern. Unter diesen gottseligen Frauen ist Sara, die Frau des Patriarchen Abraham, ein rechtes Muster und ein Ausbund der wahren Demut und Zucht gewesen, die mit Worten und Taten ihren Ehemann, als ihren Herrn in Ehren gehalten und hoch geachtet hat. Deswegen sollen die Frauen sich das Beispiel der heiligen Matronen vor Augen halten, damit sie ihren Tugenden folgen. Sie sollen aber nicht nur mit Worten ihre Männer Herrn heißen und dabei mit der Tat sich des Jochs und der Herrschaft entziehen. Denn Gott der Herr hat auch gewollt, dass die Frauen den Männern untertan sein sollen, sodass er den Männern im Alten Testament die Macht gegeben hat, das Gelübde aufzuheben und zu vernichten, dass die Frauen gelobt hatten {4Mos 30}.

Wohl tut: Dass ihr ein gottseliges Leben führt und euch gebührend verhaltet, wie es christlichen Matronen und frommen Ehefrauen zusteht. Denn solche gottseligen Frauen werden einmal im anderen, seligen Leben wie der frommen Sara der ewigen Seligkeit teilhaftig werden.

Schüchtern seid: Das ist: Kleinmütig, furchtsam und verzagt und vor jedem zufälligen widerwärtigen Zustand so sehr erschrocken und erschlagen, dass ihr nicht wisst, was ihr tut, sondern hofft auf Gott und vertraut ihm. Es haben aber viele, auch fromme Frauen diesen allgemeinen Mangel in Widerwärtigkeiten, besonders, wenn ihnen etwas Unvorhergesehenes begegnet, dass sie zittern und so sehr verzagt sind, als wenn es keinen Gott mehr im Himmel oder in der Welt gäbe, der helfen und sie erhalten oder wiederum erfreuen könnte. So eine Kleinmütigkeit steht christlichen Frauen nicht zu, nimmt und entzieht ihnen auch jeden guten Rat, dass sie sich nicht besinnen können, wie dem Übel abzuhelfen ist, was ansonsten wohl gelindert werden könnte, wenn sie in Widerwärtigkeiten ein besseres Herz fassen würden.

Nach Luther: Frauen sind von Natur aus schüchtern und erschrecken leicht. Sie sollen aber fest sein, und wenn sich schon ein Leiden ergibt, so sollen sie nicht so weibisch erschrecken.

7. Desgleichen, ihr Männer, wohnt bei ihnen mit Vernunft und gebt dem weiblichen als dem schwächsten Werkzeuge seine Ehre, als auch Miterben der Gnade des Lebens, auf dass eure Gebete nicht verhindert werden {1Kor 7v3 Eph 5v25 Kol 3v19}.

Werkzeug: Nach Luther: Alle Christen sind Gottes Werkzeug, aber da die Frau, die an Leib und Mut schwächer ist als der Mann, soll ihn mit Vernunft schonen, dass keine Uneinigkeit entsteht, wodurch alle Gebete verhindert werden.

Seine Ehre: Denn es sollen nicht nur die Frauen, sondern auch die Männer in der Ehe ihrer Aufgabe gebührend nachgekommen, dass sie mit Vernunft, sanftmütig und bescheiden bei ihren Frauen leben und sich erinnern, dass die Frau ein Werkzeug ist, von Gott dazu erschaffen, damit das menschliche Geschlecht durch sie vermehrt und ausgebreitet wird und dass sie sowohl an Leib als auch an Gemüt schwächer ist als die Männer. Darum soll man sie, so weit wie möglich, schonen und freundlich in Güte mit ihnen umgehen, sodass auch die Ehemänner ihnen die gebührende Ehre erweisen. Und sie sollen daran denken, dass die Frauen ebenso wie die Männer zur Gemeinschaft des ewigen Lebens berufen sind, darum sollen sie freundlich und friedlich mit ihnen leben, damit nicht, wenn die Herzen von beiden Teilen gegeneinander verbittert und erzürnt werden, keiner von ihnen recht beten könnte. Es wird deswegen nicht nur von den Frauen, sondern auch von den Männern gefordert, dass sie im Ehestand recht leben gegen die Meinung derjenigen oder vielmehr gegen das Unrecht, die die Frauen mit strengen Gesetzen hart halten und sich selbst dagegen erlauben, alles frei zuzulassen. Auch wird die Grausamkeit und Tyrannei zu Recht verworfen, wo etliche gegen ihre Frauen wüten und toben, obwohl man ihnen keine gar zu große Freiheit lassen soll, und weil die Frauen Werkzeuge sind, von Gott dazu geordnet, damit das menschliche Geschlecht durch sie erhalten wird, so tun die Gott dem Herrn selbst eine Schmach an, die von dem weiblichen Geschlecht schlecht reden und die Gebrechen der Jungfrauen oder ehrlichen Matronen mit großem Mutwillen in die Gegend schreien. Denn weil sie von Natur aus schwächer sind als die Männer, so soll die Vorsicht und der gute Wille der Männer die Unvorsichtigkeit der Frauen übersehen und ihnen helfen. Und man soll sie wegen ihrer Schwäche am Leib und im Gemüt nicht verächtlich halten, sondern als Miterben des ewigen Lebens lieb haben und werthalten. Zudem sollen sich die Christen hüten, dass durch innerliche Zwietracht und Uneinigkeit ihr Gebet zu Gott nicht behindert wird. Denn die, die mit einem Herzen, welches von Hass und Neid brennt, vor Gott treten, die können nicht richtig beten. Daher sagt Christus: Wenn ihr steht und betet, so vergebt, wenn ihr etwas gegen jemanden habt, dass auch euer Vater im Himmel euch eure Fehler vergebe {Mk 11}.

8. Endlich aber seid allesamt gleich gesinnt, mitleidig, brüderlich, barmherzig, freundlich {Röm 12v16 15v5 v6 1Kor 1v10 2Kor 13v11 Eph 4v3 Phil 2v3 3v16}.

Endlich: Petrus wendet sich von der Unterrichtung besonderer Personen zu einer allgemeinen Ermahnung an alle Menschen.

Gleichgesinnt: Man soll sich deswegen bemühen, dass besonders unter den Christen in der Lehre eine gottselige Einhelligkeit wie auch in anderen Sachen Einigkeit besteht und jeder sich hütet, dass er kein Anfänger einer Sekte in der Kirche wird oder sonst Ursache zur Zwietracht gibt. Wir sollen uns auch das Elend anderer Menschen so angelegen sein lassen, dass wir dieses mit allerhand Hilfestellungen lindern möchten und gegen alle Menschen, besonders aber gegenüber den Christen, die im Herrn unsere Brüder sind, rechtschaffene Liebe üben, so wird die Barmherzigkeit in unseren Herzen nicht zulassen, dass wir uns über das Unglück anderer Menschen freuen, sondern vielmehr eine solche Zuneigung in uns erwecken, wie es die Eltern gegenüber ihren leiblichen Kindern haben, dass wir denen, die in Gefahr stecken, zu Hilfe kommen, auch unter eigener Gefahr des Leibes und des Lebens. Wir sollen aber auch gesprächig, freundlich und holdselig sein, damit wir uns die Herzen vieler Menschen gewogen machen und die, die in der rechten Religion fremd sind, nach und nach dazu ziehen, damit sie die himmlische Wahrheit erkennen und annehmen.

9. Vergeltet nicht Böses mit Bösem oder Scheltwort mit Scheltwort, sondern dagegen segnet und wisst, dass ihr dazu berufen seid, dass ihr den Segen erbt {Spr 17v13 20v22 24v29 Mt 5v39 Lk 6v27 v28 Röm 12v17 15v5 v6 1Thes 5v15}.

Mit Bösem: Wenn euch jemand ein Unrecht oder eine Schmach zugefügt hat, so sollt ihr nicht in gleicher Weise mit ihm umgehen, sondern man soll auch den Feinden Gutes dagegen erweisen.

Segnet: Wünscht denen alles Gute, die euch alles Übel wünschen und dem Teufel ergeben sind.

Segen erbt: Denn Gott hat euch durch das Evangelium zur Erbschaft des Segens und der ewigen Seligkeit berufen, obwohl ihr wegen eurer Sünden des Fluches und der ewigen Verdammnis wert gewesen wärt. So wie nun Gott seinen Fluch nicht über uns ausschüttet, obwohl wir ihn wohl verdient hätten, sondern uns vielmehr mit himmlischem Segen begabt, so sollen wir auch nicht gegenüber denen fluchen, die des Fluches wert wären, sondern ihnen vielmehr von Herzen die ewige Seligkeit wünschen und hierin unserem himmlischen Vater folgen, der nicht mit uns handelt nach unserem Verdienst {Mt 5 Ps 103}. Es hebt aber dieses Gebot, das Amt der Obrigkeit und der Eltern, nicht auf, die die Bosheit und den Mutwillen der Untertanen und Kinder strafen sollen.

10. Denn wer leben will und gute Tage sehen, der schweige seine Zunge, dass sie nichts Böses rede, und seine Lippen, dass sie nicht trügen;

Denn: Petrus trägt noch einen anderen Grund vor, warum man nicht wieder fluchen soll, weil nämlich die, die die Rache Gott anbefehlen, viel ruhiger leben als die, die Böses mit Bösem zu vergelten sich bemühen.

Tage sehen: Wer begehrt, ein Erbe des ewigen Lebens zu sein und zu bleiben und auch auf dieser Erde ein ruhiges und seliges Leben zu führen, wer will, dass ihm hier und dort es gut geht.

Böses rede: Er soll sich von Schmachworten und Lästerung enthalten.

Nicht trügen: Er gewöhne seinen Mund daran, dass er nichts anderes redet, als was er im Herzen hat. Denn die Verleumder und Lästerer werden das Reich Gottes nicht erlangen {1Kor 6}. Und die solche sind, verwickeln sich auch in diesem Leben in viele und große Beschwerlichkeiten. Aber der Heilige Geist wünscht den betrügerischen Menschen alles Übel im 11. Psalm, als er sagt, der Herr möge alle Heuchelei ausrotten. Dieser Wunsch des Heiligen Geistes ist ohne allen Zweifel kräftig.

11. er wende sich vom Bösen und tue Gutes; er suche Frieden und jage ihm nach.

Tue Gutes: Er lebe unsträflich und bemühe sich um jedermann, auch um die Feinde.

Ihm nach: Nicht anders, wie wenn ein Jäger einem wilden Tiere nachjagt und nicht aufhört, bis er es gefangen hat. So gebührt es uns, dass wir nicht nur den angebotenen Frieden annehmen, sondern diesen auch, wenn er vor uns flieht, nachlaufen, bis wir ihn ergreifen. Denn Friede und Ruhe ist ein großes Kleinod im menschlichen Leben.

12. Denn die Augen des Herrn sehen auf die Gerechten und seine Ohren auf ihr Gebet; das Angesicht aber des Herrn sieht auf die, so Böses tun.

Denn: Es folgt aus demselben 34. Psalm ein Trost, der uns in dieser so verkehrten Welt schützen wird, wenn wir das Unrecht mit Geduld leiden.

Ihr Gebet: Das ist: Gott sieht die mit Gnade an, die durch den Glauben gerechtfertigt sind und in dieser Welt ein gottseliges Leben führen, erhört ihr Gebet, ernährt und schützt sie.

Böses tun: Die in mancherlei Sünde und Schande ihr Leben verbringen. Auf diese sieht Gott mit Ernst und Zorn, dass er ihr Andenken von der Erde ausrottet, wie es im 34. Psalm weiter steht. Es wird Gott also an den Gottlosen Rache und Strafe üben, die die frommen und unschuldigen Menschen plagen.

13. Und wer ist, der euch schaden könnte, so ihr dem Guten nachkommt?

Nachkommt: Und euch mit höchstem Fleiß bemüht, dass ihr Anderen Gutes tun und Wohltaten erweisen wollt, dann werdet ihr die Herzen der Menschen euch gewogen machen, dass sie aufhören, euch zu plagen, ja, auch wenn euch jemand schaden möchte, so wird er keinen Grund bei euch finden, denn durch Wohltaten machen wir viele hinterlistige Anschläge der Feinde zunichte.

14. Und ob ihr auch leidet um Gerechtigkeit willen, so seid ihr doch selig. Fürchtet euch aber vor ihrem Trotzen nicht und erschreckt nicht!

Gerechtigkeit willen: Dass ihr entweder wegen der rechten und reinen Religion oder auch wegen der Gerechtigkeit und Ehrbarkeit Widerwärtigkeiten erduldet, weil ihr nicht sündigen wollt, nur um anderen zu gefallen.

Selig: Nach dem Ausspruch Christi: Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen Verfolgungen erleiden, denn das Himmelreich gehört ihnen {Mt 5}.

15. Heiligt aber Gott den Herrn in euren Herzen. Seid aber immer bereit zur Verantwortung jedermann, der Grund fordert der Hoffnung, die in euch ist,

Heiligt: Der Apostel verweist auf den Spruch des Propheten Jesaja, Kapitel 8. Und es hat folgenden Sinn: Ihr sollt vor den Drohungen nicht so sehr erschrecken, dass ihr ungebührliche und verbotene Mittel anwendet, sondern vertraut Christus, eurem Gott und Herrn, diesen ehrt und fürchtet, dass ihr ihn nicht erzürnt. Denn die Feinde können euch nicht schaden, wo es Gott nicht zulässt, sie können auch nicht über das Ziel schreiten, das ihnen von Gott gesteckt ist.

Verantwortung: Dass ihr denen, die mit euch von der christlichen Religion sprechen wollen, euren Glauben aus der Heiligen Schrift mit Rechenschaft darlegen könnt, was mit einer besonderen Bescheidenheit und in der wahren Furcht Gottes geschehen soll. Darum tun die Katholiken Unrecht, dass sie den Laien nicht gestatten, in strittigen Religionssachen zu urteilen, sondern sie ordnen an, dass die einfach nur glauben, was die Kirche glaubt. Denn Petrus fordert von den Christen, dass sie über ihren Glauben, wodurch sie das ewige Leben erhoffen und erwarten, Rechenschaft geben können. Wir sollen aber von der christlichen Religion Rechenschaft geben, nicht aus der Philosophie, die in vielen Dingen der Theologie widerspricht, sondern aus dem Wort Gottes. Darum sollen den Laien einige besondere Sprüche der Heiligen Schrift bekannt sein, worauf sich ihr Glaube gründen kann. Denn ansonsten wird ihr Gewissen in Todesnöten oder in Anfechtungen, wo man mit dem Satan kämpfen muss, nicht auf den Dekreten der Konzile oder den Sprüchen der Väter, noch viel weniger auf den Vorstellungen und Gedanken der Philosophie bestehen können. Es sollen aber die Christen, wenn sie über ihren Glauben Rechenschaft geben, sich in den Antworten der Bescheidenheit befleißigen und sie sollen sich hierin nicht auf ihre Kunst oder Geschicklichkeit oder Beredtheit verlassen. Denn es kann geschehen, dass der, der sich für sehr gelehrt hält, bald verstummt. Deshalb sollen wir unseren Glauben in der wahren Furcht Gottes vor der Welt bekennen und Gott bitten, dass er unsere Zunge regiert und uns wahre Beständigkeit verleiht. Nach der Verheißung Christi: Wenn sie euch ausliefern werden, so habt keine Sorge, wie oder was ihr reden sollt, denn es soll euch zu dieser Stunde gegeben werden, was ihr reden sollt. Denn ihr seid es nicht, die reden, sondern der Geist eures Vaters ist es, der durch euch redet {Mt 10}.

16. und das mit Sanftmütigkeit und Furcht; und habt ein gutes Gewissen, auf dass die, so von euch afterreden als von Übeltätern, zuschanden werden, dass sie geschmäht haben euren guten Wandel in Christo {1Petr 1v12 v15}.

Gutes Gewissen: Denn es ist nicht nur nötig, dass wir die rechte Religion bekennen und darin standhaft beharren, sondern wir müssen auch einen unsträflichen Wandel führen, damit wir die christliche Religion nicht mit einem lasterhaften Leben verhasst machen. Ansonsten wird es nicht anders zugehen, als dass die Ungläubigen uns mit vielen Schmähungen und Lästerung beschweren werden. Aber wir sollen nur darauf sehen, dass wir uns nichts Böses bewusst sind, so wird mit der Zeit unsere Unschuld an den Tag kommen und die Lästerer werden zuschanden werden. Es untersteht sich also der Satan, weil er ein Lügengeist ist, durch seine Werkzeuge den guten Namen der Christen mit mancherlei Schandflecken zu beschützen und zu verhöhnen. Aber es gibt nichts Besseres, um die Verleumdungen der Widersacher zu widerlegen, als wenn wir sie mit einem unsträflichen Wandel ihrer Unwahrheit widerlegen können. Denn die Wahrheit wird unsere Unschuld mit der Zeit an den Tag bringen. Daher sagen wir Deutschen im Sprichwort: Hüte dich vor der Tat, der Lügen wird wohl Rat. Doch es ist daneben nicht verboten, die Lügen der Widersacher auch mit Worten zu widerlegen, manchmal ist es ja sogar notwendig, damit die Verleumdungen in den Herzen der Menschen nicht einwurzeln.

17. Denn es ist besser, so es Gottes Wille ist, dass ihr von Wohltat wegen leidet denn von Übeltat wegen {1Petr 2v19 v20 4v15 v19},

Übeltat wegen: Denn die Trübsale, die Christen wegen irgendeiner Übeltat leiden, sind ihnen eine schlechte Ehre. Darum sind die Leute nicht recht dran, die sagen, die Schmach sollte mir nicht so sehr zuwider sein, wenn ich sie verschuldet hätte, sondern viel besser ist es, dass du es nicht verschuldet hast, was man von dir Übles sagt. Daher sagt auch Petrus im folgenden Kapitel: Niemand von euch soll als Mörder, Dieb oder Übeltäter leiden. Er setzt allerdings hinzu: Wenn es Gottes Wille ist, erinnert er uns damit, dass wir uns nicht selbst Trübsal auflegen sollen wie die Donatisten, Wiedertäufer und ihresgleichen schwärmerische Menschen es getan haben. Denn wenn es Gottes Wille ist, dass wir Verfolgungen erleiden, so wird er sie leicht schicken und man darf kein Kreuz suchen, sondern das, was von Gott auferlegt ist, soll man mit Geduld tragen.

18. weil auch Christus einmal für unsere Sünden gelitten hat, der Gerechte für die Ungerechten, auf dass er uns Gott opferte; und ist getötet nach dem Fleisch, aber lebendig gemacht nach dem Geist {Röm 5v6 Hebr 9v28}.

Auch Christus: Denn weil das Kreuz unserem Fleisch sehr beschwerlich ist, so stellt uns Petrus das Beispiel unseres Erlösers Christus vor und will uns dadurch zur Geduld bewegen.

Gelitten hat: Einen schmerzlichen und schmählichen Tod, als er unschuldig und heilig für uns Sünder und lasterhafte Menschen gelitten hat, dass wir Gott ein angenehmes und wohlgefälliges Opfer werden. Warum wollten wir uns dann dagegen sperren, für den heiligsten und gerechtesten Christus, das ist, für den Ruhm und die Ehre seines Namens zu leiden oder auch, wenn es Gott dem Herrn so gefällt, zu sterben? Denn es wird einer lieber für einen Frommen als für einen Bösen den Tod leiden. Deshalb sollen wir uns nicht beschweren, um Christi willen Schmach und Trübsal zu leiden, wenn wir uns daran erinnern, wie viel Christus um unserer Sünden willen gelitten hat. Wenn nun der Gerechte für die ungerechten Feinde gelitten hat, so ist es sicher, dass die Ungerechten, das ist, die Sünder, vor Gott durch den Glauben gerecht geachtet werden, wenn sie an den gerechten Mittler Jesus Christus glauben. Denn er ist die Versöhnung nicht nur für unsere, sondern auch für die Sünden der ganzen Welt {1Joh 2}. Ist also Christus darum für uns gestorben, dass er uns Gott opferte, so ist es recht, dass wir nach der Erinnerung Paulus’ unsere Leiber Gott ergeben zu einem lebendigen Opfer {Röm 12}. Dies geschieht dann, wenn wir uns in den Gehorsam Gottes ergeben, die Begierden des Fleisches töten, sodass wir sie nicht herrschen lassen in unseren sterblichen Leibern und bereit sind, geduldig zu tragen, was uns Gott der Herr zu leiden auferlegen wird.

19. In demselben ist er auch hingegangen und hat gepredigt den Geistern im Gefängnis,

In dem selbigen: Die folgenden Worte sind sehr dunkel und unverständlich, dass man eigentlich nicht genau wissen kann, was damit gemeint wird. Sie mögen vielleicht folgenden Sinn haben: Als Christus, dem Leibe nach, am Kreuz gestorben ist, nach der Seele aber lebendig geblieben, ist er zu den Seelen oder Geistern gegangen, die in der Sintflut umgekommen sind, die damals, als Noah die Arche baute, sich nicht überreden lassen wollten, dass Gott über die Welt so heftig zürnte, dass er durch eine allgemeine Sintflut sie verderben würde, sondern hofften, Gott würde gütig sein und die Welt verschonen. Darum taten sie nicht ernsthaft Buße, bis das Wasser der Sintflut über sie fiel und sie sahen, dass sie sterben mussten, wo unterdessen acht Menschen in der Arche Noah erhalten wurden, die vom Wasser der Sintflut, worauf sie fuhren, nicht ertränkt wurden. Diese hat Gott zwar nicht verdammt, weil sie nicht ohne Buße dahin gefahren sind, aber doch, weil ihnen Gott 120 Jahre zur Buße Zeit und Raum gegeben hat und sie eine lange Zeit, als die Arche gebaut wurde, dennoch alle gutherzigen Warnungen und gottseligen Erinnerungen des frommen Patriarchen Noah verachtet hatten; so hat es Gott dem Herrn gefallen, dass er ihre Seelen nach dem Tod nicht sofort vor sein Angesicht kommen ließ, sondern irgendwo, wie in einem Gefängnis, aber doch ohne Schmerzen oder Pein aufbehalten hat, bis Christus, nachdem er für die Sünde des menschlichen Geschlechts genug getan hatte, ihnen verkündigte, sie seien von dem himmlischen Vater in Gnaden aufgenommen, der auch ihre Seelen alsbald ins Paradies versetzt hat. Diese, meine (Osiander) Meinung bestätigt auch einigermaßen, dass alle Theologen und Kirchenlehrer bekennen, es seien nicht alle, die in der Sintflut umgekommen sind, ewig verloren gegangen und verdammt worden. So sagt Petrus auch hier nicht, dass sie in ihrem Unglauben gestorben sind, sondern er spricht, sie hätten etwa nicht geglaubt oder – wie es genau genommen im Griechischen lautet – sie hätten es sich nicht wollen bereden lassen, als die Arche gebaut war, dass die Sintflut kommen würde. Es sagt auch der Apostel nicht, Christus habe ihnen die Buße gepredigt, sondern meldet nur schlicht, er habe ihnen gepredigt, was ich (Osiander) von der fröhlichen Predigt des Evangeliums verstehe. Es bestätigt aber diese Meinung darum nicht als Vorburg der Erzväter vor der Hölle, weil hier Petrus nicht von den heiligen Erzvätern spricht, sondern von denen, die dem Wort Gottes nicht eher geglaubt haben, bis sie ersaufen mussten. Auch wird hier nicht von dem Ort gesprochen, der nach der Meinung von vielen den ungetauften Kindern bestimmt ist, weil hier von alten und erwachsenen Personen geredet wird, die die Ermahnungen so lange verachtet haben, bis sie von der Strafe überfallen worden sind. Viel weniger wird das Fegefeuer mit dieser Erklärung aufgeblasen, weil der Apostel nur von einem Gefängnis berichtet und von keiner Pein. So wird auch nichts davon gesagt, dass sie in diesem Gefängnis für ihre Sünden gebüßt oder Genüge getan hätten. Und es stand unserem Herrn Gott frei, dass er solche Seelen vor sein Angesicht kommen lassen konnte oder eine Weile abweisen, jedoch ohne Verzweiflung. Und dieses einzige Beispiel des göttlichen Ernstes an diesen Seelen schafft keine allgemeingültige Regel, als ob auch die anderen Seelen der bußfertigen Sünder nach dem Tod nicht sofort ins Paradies gelassen würden, weil die Schrift von diesen allein und nicht von anderen so redet, dass Christus ihnen gepredigt habe. Von den anderen heißt es: Heute wirst du mit mir im Paradies sein. Und weiter: Ich begehre abzuscheiden und bei Christus zu sein. Es ist auch nicht so ungereimt, dass die Seele Christi mit den oben gemeldeten Seelen geredet hat. Denn ein Geist kann mit dem anderen Geist auf seine Weise, nach der Art und Beschaffenheit der Geister, reden, so wie Abraham mit dem reichen Schlemmer nach seinem Tod geredet hat {Lk 16} und obwohl Dr. Luther in seiner Auslegung über diesen Petrus Brief wie auch über das 1. Buch Moses eine andere Meinung als diese gerne vorziehen wollte, so verwirft er diese doch auch nicht und lässt es zweifelhaft bleiben. So will auch ich (Osiander) über diese Meinung mit niemandem streiten, sondern habe schlicht anzeigen und erzählen wollen, was meine Gedanken von diesem sehr dunklen Spruch sind und ich bin gerne bereit, eine bessere anzunehmen, wenn sie mit den Worten Petrus übereinstimmt und zutrifft. Ich erkenne aber daneben gerne mit Dr. Luther in seinen Auslegungen über das siebente Kapitel des 1. Buches Moses, dass es einem Kirchendiener keine Schande ist, etwas nicht zu wissen, sondern es ist vielmehr eine Vermessenheit, wenn man dafür angesehen und gehalten werden möchte, als ob man alles wüsste. Doch können wir aus diesem Spruch des Petrus diese Lehre nehmen, dass Gott die bußfertigen Sünder auch in Todesnot nicht verstößt, wie das Beispiel des Schächers am Kreuz dies auch bestätigt. Denn für eine wahre Buße ist es niemals zu spät.

20. die etwa nicht glaubten, da Gott einstmals harrte und Geduld hatte zu den Zeiten Noahs, da man die Arche zurüstete, in welcher wenig, das ist, acht Seelen, behalten wurden durchs Wasser {1Mos 6v19 Mt 24v38 Lk 17v26}.

21. welches nun auch uns selig macht in der Taufe, die durch jenes bedeutet ist, nicht das Abtun des Unflats am Fleisch, sondern der Bund eines guten Gewissens mit Gott durch die Auferstehung Jesu Christi,

Welches: Wasser der Sintflut. Denn weil Petrus in den vorigen Worten über die Sintflut berichtet hat, so deutet er dies jetzt auf die Taufe und hält uns deren Nutzen samt dem Trost, den wir daraus haben, vor mit folgendem Sinn: So wie Gott der Herr acht Menschen in der Arche Noah erhalten hat im Wasser der Sintflut, worin die Sünder ersoffen sind, so werden wir heutzutage durch die Taufe erhalten, in der der alte Mensch ersäuft und getötet wird. Zwar nicht so, dass er nicht mehr in uns ist, sondern dass die Sünde, die in uns wohnt, uns nicht zur Verdammnis zugerechnet wird. Es ist aber die Taufe von Gott nicht darum eingesetzt, dass der äußere Wust und Schmutz am Fleisch damit abgewaschen wird, denn das kann ein allgemeines Bad viel besser ausrichten, noch das nach den levitischen Zeremonien ein Mensch von einer äußeren Unreinheit wieder sauber gemacht würde, sondern dieses geistliche Bad ist darum von Gott eingesetzt und befohlen worden, dass wir durch die Taufe von unseren Sünden abgewaschen und in den Bund Gottes so aufgenommen werden, dass wir ein gutes Gewissen vor Gott erlangen, weil wir wissen, wir sind von unseren Sünden gereinigt und haben einen gnädigen Gott. Diesen Glauben bestätigt die Auferstehung Christi, die bezeugt, dass Christus, unser Erlöser, ein Überwinder der Sünde, des Todes, des Teufels und der Hölle ist. Und er hat uns nicht nur erlöst, sondern ist auch in den Himmel gefahren und hat sich zur rechten Hand Gottes gesetzt, seines himmlischen Vaters, er regiert mächtig im Himmel und auf Erden, herrscht auch über die mächtigsten Engel, unter denen sich Unterschiede finden, nachdem einer den anderen mit Gaben, Gewalt und Kraft übertrifft. Hier hat man zu merken, dass Petrus sagt, die Taufe sei durch die Sintflut angedeutet worden, weil das, was durch die Sintflut dargestellt war, heutzutage in der Taufe erfüllt wird. Denn in der Taufe wird der alte Adam getötet {Röm 6}. Wenn deswegen gesagt wird, dass die Sakramente des Neuen Testamentes durch etwas anderes bedeutet worden sind, wird damit keineswegs verstanden, dass die Sakramente eine Figur oder Bedeutung sind, sondern vielmehr eben das, was früher im Alten Testament durch eine Figur abgebildet worden ist. Auch vernimmt man hier, dass wir durch die Taufe nicht von dem Schmutz des Fleisches, sondern von den Sünden abgewaschen werden. Denn Christus (wie Paulus bezeugt) reinigt seine Kirche durch das Wasserbad im Wort {Eph 5}. Darum irren sich diejenigen sehr, die die Taufe verachten, als sei sie für die Seligkeit der Kinder nicht notwendig. Denn Petrus sagt ausdrücklich, dass uns Gott durch die Wassertaufe selig macht. Da aber die Taufe ein Bund mit Gott ist, der darum gemacht wurde, dass wir ein gutes Gewissen haben können, so sollen wir freilich aus der Taufe auch Trost schöpfen, dass die Sünde, die uns angeklebt, verziehen ist und wir nicht wegen unserer verdorbenen Natur verdammt werden, sondern sicher Erben des ewigen Lebens sind. So oft wir auch der Auferstehung Christi erinnert werden, sollen wir unfehlbar schließen, dass all unsere geistlichen Feinde überwunden sind. Und weil Christus zur Rechten Gottes sitzt und mächtig regiert im Himmel und auf der Erde, auch über die gewaltigsten Engel, so ist es sicher, dass uns keine Kreatur von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus, unserem Herrn, ist, scheiden kann {Joh 10}. Wenn nun Christus in den Himmel gefahren und die ewige himmlische Herrlichkeit eingegangen ist, so werden auch wir dahin kommen. Denn Christus hat gesagt: Ich will wiederkommen und euch zu mir nehmen, damit ihr seid, wo ich bin {Joh 14}.

Bund: Nach Luther: Bestimmung. Dass Gott sich uns mit Gnaden verpflichtet und wir es annehmen.

22. welcher ist zur Rechten Gottes in den Himmel gefahren, und sind ihm untertan die Engel und die Gewaltigen und die Kräfte {Ps 110v1 Eph 1v20}.


Das 4. Kapitel

  • Der Apostel zeigt den Nutzen der Trübsal und verbietet dem Fleisch den Zaum zu verhängen.
  • Danach ermahnt er die Gläubigen zur christlichen Liebe gegeneinander wie auch zur Gastfreundschaft, zum löblichen Gebrauch der Gaben Gottes und zur Geduld in Widerwärtigkeiten.

1. Weil nun Christus im Fleisch für uns gelitten hat, so wappnet euch auch mit demselben Sinn: denn wer am Fleisch leidet, der hört auf von Sünden {1Petr 3v18}.

Weil: Der Apostel Petrus hatte die Christen ermahnt, dass sie nach dem Beispiel Christi die Trübsal, besonders die ihnen wegen der christlichen Religion begegneten, geduldig ertragen sollten. Jetzt aber ermahnt er sie nicht allein zur Geduld, sondern er geht noch weiter und lehrt, man soll die Trübsal und allerlei Widerwärtigkeiten so erdulden, dass wir das Kreuz zur Tötung des Fleisches nutzen, und bringt wichtige Gründe vor, warum wir das Fleisch im Zaum halten sollen.

Sinn: Dass ihr alle Widerwärtigkeiten, die euch begegnen, mit Geduld ertragt, so als ob ihr gewappnet wärt, die Trübsal zu überwinden. Denn das Christentum ist eine geistliche Ritterschaft, worin eine besondere Großmut, Freude und ein unerschrockenes Herz nötig sind, was alles von Gott durch ein gottseliges Gebet erlangt werden muss.

Denn: Im Folgenden zeigt Petrus an, welchen Nutzen die Trübsale haben.

Von Sünden: Das ist: Die Trübsal leiden, die werden dadurch gleichsam im Zaum gehalten, dass sie den Lüsten der verdorbenen menschlichen Natur nicht folgen und sie werden aufgemuntert, dass sie die übrige Zeit, die sie noch in dieser Welt zu leben haben, nach dem Willen Gottes ausrichten. Wenn wir also durch die Trübsal wie mit einem Zaum zur Gebühr angehalten werden, damit wir uns selbst nicht verderben, warum erdulden wir dann nicht die Trübsal, die uns so nützlich und heilsam ist, und nehmen sie mit Willen auf?

2. dass er künftig, was noch übrige Zeit im Fleisch ist, nicht der Menschen Lüsten, sondern dem Willen Gottes lebe {Röm 12v2}.

3. Denn es ist genug, dass wir die vergangene Zeit des Lebens zugebracht haben nach heidnischem Willen, da wir wandelten in Unzucht, Lüsten, Trunkenheit, Fresserei, Sauferei und gräulichen Abgöttereien {Eph 4v17 v18 Röm 13v12 v13}.

Zugebracht haben: Darum sollen wir jetzt besser ablegen, was uns noch übrig ist. Denn die Christen sollen nicht so leben, wie die gottlosen Heiden es zu tun pflegen, die Gott nicht kennen. Und Gott, dem Herrn, missfällt nicht nur allerlei Unzucht, Geiz und Rachgier, sondern auch die Trunkenheit und die Völlerei. Die Abgötterei aber kann er am wenigsten leiden, weil sie wie ein geistlicher Ehebruch ist. Deshalb sollen die, die zu Christus bekehrt wurden, von solchen Lastern und gottlosen Wesen sich enthalten.

4. Das befremdet sie, dass ihr nicht mit ihnen lauft in dasselbe wüste, unordentliche Wesen, und lästern;

Das: Weil der Apostel leicht eine Rechnung aufmachen konnte, dass die schwachen Christen dadurch stark bewegt und irregemacht wurden, wenn nach ihrer Bekehrung zu Christus ihnen die heidnischen Menschen nicht nur jede Freundschaft absagten, sondern sie auch mit feindlicher Einstellung, mit Schmach und Lästerung verfolgten, so will er diesen Anfechtungen und Ärgernissen zuvorkommen.

Befremdet sie: Die Heiden verwundert es sehr, dass ihr auf einmal so plötzlich umgekehrt und eines anderen Sinnes geworden seid, auch solche Laster von ganzem Herzen scheut, worin ihr zuvor ihre Gesellen gewesen wart. Darum wiederum scheuen sie euch als Abtrünnige und die aus ihrer Gesellschaft getreten sind, feinden euch an und versuchen, wo immer sie können, unter irgendeinem Anschein, euch zu verlästern. Aber ihr sollt darauf nicht achten. Denn obwohl ihr dies alles zu Unrecht leidet, so werden sie doch auch nicht ungestraft bleiben, wenn sie am Jüngsten Tag Christus, dem gerechten Richter, Rechenschaft darüber geben müssen, dass sie euch ohne euer Verschulden verlästern und an euch dies getadelt haben, was eines besonderen Lobes und Ruhmes wert gewesen ist. Denn die Welt hasst die, die Buße tun und mit einer Besserung ihres Lebens beginnen; es ist jedoch viel besser, die Gunst der Menschen als die Gnade und Huld Gottes zu verlieren. Und man hört hier, wie die Feinde des Evangeliums umso genauer auf uns aufpassen und unser Tun und Lassen beobachten, damit sie Anlass bekommen, etwas zu verlästern, je heiliger und unsträflicher wir leben. Darum soll man den Verleumdungen der Widersacher nicht glauben und es ist unnötig, dass wir uns selbst rächen wollten, weil Christus am Jüngsten Tag diese Schmach hart genug rächen und strafen wird.

5. welche werden Rechenschaft geben dem, der bereit ist, zu richten die Lebendigen und die Toten {Apg 10v42}.

6. Denn dazu ist auch den Toten das Evangelium verkündigt, auf dass sie gerichtet werden nach dem Menschen am Fleisch, aber im Geist Gott leben.

Den Toten: Nämlich den gottlosen Heiden, die bereits geistlich tot waren und nichts von Christus wussten, hat Gott das Evangelium predigen lassen, dass sie selig werden und in Gott geistlich in alle Ewigkeit leben würden, obwohl sie in menschlicherweise von Gott dem Herrn in diesem Leben gezüchtet werden am Fleisch wegen ihres vorausgegangenen unreinen Wandels. Denn obwohl Gott wahrhaft und von Herzen den Bußfertigen alle Sünden vergibt, so züchtigt er jedoch allgemein diejenigen, die schwere Sünden begangen und der Kirche großes Ärgernis bereitet haben in diesem Leben väterlich, manchmal auch hart und ernsthaft, damit sie in Zukunft umso behutsamer wandeln und andere durch ihre Strafe gewarnt werden, dass sie ihr Leben umso besser ausrichten.

7. Es ist aber nahe kommen das Ende aller Dinge {Jak 5v8 v9}.

Das Ende: Wir leben im letzten Teil der Welt. Denn das ist der dritte und letzte Teil der Welt, worin der Sohn Gottes Mensch geworden ist. Darum, weil Gott gewollt hat, dass die Stunde und der Tag der letzten Ankunft Christi uns unbekannt sind, so sollt ihr ständig zur Ankunft Christi gerüstet und bereit sein. Wir sollen deswegen so leben, als wenn wir wüssten, dass Christus heute kommen würde zu richten die Lebendigen und die Toten. Daneben aber unser Handeln zum Nutzen der Nachkommen richten, als wenn die Welt noch viele Tausend Jahre bestehen würde.

8. So seid nun mäßig und nüchtern zum Gebet. Vor allen Dingen aber habt untereinander eine brünstige Liebe; denn die Liebe deckt auch der Sünden Menge {Lk 21v34}.

Zum Gebet: Mit diesen Worten lehrt uns Petrus, weil wir die Zeit des Jüngsten Tages, wenn er kommen wird, nicht sicher wissen können, was wir unterdessen tun sollen, damit wir nicht unversehens und unvorbereitet überfallen werden. Denn die glauben, dass Christus wiederkommen wird zu richten die Lebendigen und die Toten, ihnen jedoch die Zeit dieser Wiederkunft verborgen ist, die sollen sich nicht in schändliche und von Gott verbotene Wollüste vertiefen, damit sie nicht unvorbereitet von dem Herrn befunden werden, sondern sie sollen fleißig und von Herzen beten, dass sie würdig sein möchten, des Menschen Sohn zu sehen {Lk 21}. Das Gebet aber erfordert ein nüchternes Leben. Denn die der Trunkenheit ergeben sind, beten nicht, sondern grölen.

Liebe: Denn die anderen Tugenden wie die Mäßigkeit, Nüchternheit, Sanftmut, Demut und dergleichen sind nichts wert, wenn nicht eine rechtschaffene Liebe dabei ist. Obwohl nun ein Christenmensch gegenüber jedermann Gutes tun soll, sofern er nicht aufgrund seines Berufs und seines Gewissens daran gehindert wird, so soll er jedoch besonders denen gegenüber Liebe üben und erweisen, die sich mit ihm zur rechten Religion bekennen. Und diese Liebe soll nicht falsch, auch nicht lau oder träge und fahrlässig sein, sondern heftig und inbrünstig in einer Form, dass wir uns die Unfälle und Trübsal anderer Menschen nicht weniger zu Herzen gehen lassen wie unsere eigenen.

Sünden Menge: Dieser Spruch ist aus den Sprüchen Salomons Kapitel 10 genommen, wo steht: Hass erregt Streit, aber die Liebe deckt alle Übertretungen zu. Dieses Worte Salomons und Petrus’ haben folgenden Sinn: Die andere Menschen hassen, die pflegen die Mängel des Nächsten nicht zu bedecken, sondern sie vielmehr aufzumotzen, auszubreiten und jedermann vor Augen zu stellen. Daher werden deswegen Zank und Streit erregt, was der Liebe allerdings widerstrebt. Aber fromme Menschen und die, deren Herzen mit rechtschaffener und reiner Liebe entzündet sind, decken die Misshandlungen des Nächsten zu, soviel sie es mit gutem Gewissen tun können. Und mit solcher Vorsicht und Freundlichkeit werden der Friede und die Einigkeit unter den Christen erhalten. Diesen Spruch Petrus’ verkehren diejenigen, die daraus schließen wollen, dass unsere Liebe vor Gott die Menge der Sünden zudeckt, das ist, dass sie Vergebung der Sünden und das ewige Leben verdienen. Aber es würden unsere Sünden vor Gott sehr übel bedeckt sein, wenn sie mit unserer Liebe zugedeckt würden. Denn obwohl wir gern bekennen, dass Gott der Herr gegenüber dem gnädig und gütig ist, der nach der Liebe und nicht nach der Strenge mit seinem Nächsten handelt, so kann jedoch nur allein der Verdienst Christi als der vollkommenste, vor Gott unsere Sünden recht zudecken. Und die eine rechtschaffene Liebe haben, die sind bereits durch den Glauben gerechtfertigt worden und ihre Sünden sind zugedeckt. Darum deckt nicht unsere, sondern die Liebe Gottes die Sünden zu, nach dem Spruch: Wohl dem, dem die Übertretungen vergeben sind, dem die Sünde bedeckt ist. Wohl dem Menschen, dem der Herr die Missetaten nicht zurechnet {Ps 32}.

Nach Luther: Wer seinen Nächsten liebt, der lässt sich nicht erzürnen, sondern erträgt alles, wie viel auch an ihm gesündigt wird. D. h. hier die Menge der Sünden zuzudecken {1Kor 13v7}. Die Liebe verträgt alles.

9. Seid gastfrei untereinander ohne Murmeln {Röm 12v13 Hebr 13v2}.

Seid gastfreundlich: Die Apostel pflegen manchmal viele Gebote und Lehrpunkte mit wenigen Worten zu umfassen. Denn die Christen, die in der gottseligen Lehre gut unterrichtet sind, benötigen dennoch ständig eine Erinnerung, damit sie im Werk leisten und erfüllen, was sie richtig gelernt und wohl erfasst haben. Es gab aber damals keine allgemeinen Herbergen oder Gasthöfe wie heutzutage, sondern die frommen und gutherzigen Menschen nahmen fremde Personen umsonst zur Herberge auf, wie aus den Beispielen des Alten Testaments zu sehen ist. Besonders aber bedurfte es der Gastfreundschaft unter den Christen, weil sie in der Welt verhasst waren und nicht ohne Gefahr zwischen den Heiden und Juden wandelten. Darum befiehlt der Apostel den Christen, sie sollen freigiebig und wohltätig sein und er will, dass sie die Werke der Liebe nicht mit Unwillen, sondern freiwillig verrichten. Obwohl es nun überall in ganz Europa Wirtshäuser gibt, worin die Fremden für einen geringen Preis untergebracht werden können, so sollen wir uns doch von der Armut der Frommen oder irgendeinem anderen Unfall, der ihnen begegnet, bewegen lassen, dass wir sie in unsere Häuser zur Herberge aufnehmen und ihr Elend mildern. Was wir ihnen aber für Dienste mit gutem Willen erzeigen, das soll nicht mit mürrischen und unfreundlichen Gebärden geschehen. Denn die dem Nächsten widerstreben Gutes zu tun, die verlieren einen guten Teil ihrer Belohnung bei Gott und es ist den Christen, denen sie die Guttaten erweisen, nicht angenehm, sondern einen fröhlichen Geber hat Gott lieb {2Kor 9}.

10. Und dient einander, ein jeglicher mit der Gabe, die er empfangen hat, als die guten Haushalter der mancherlei Gnade Gottes {Mt 25v14 Röm 12v6 1Kor 12v4 Eph 4v7 v11}.

Und: Es folgen ein anderes Gebot und eine Lehre des Apostels.

Gnade Gottes: Darum soll jeder beachten, was er für eine Gnade oder Gabe von Gott empfangen hat und diese zur Erbauung und zum Nutzen des Nächsten gebrauchen. Und jeder soll sich erinnern, dass er nur ein Haushalter dieser Gaben ist, die Gott auf vielfältige und verschiedene Weise in seiner Kirche austeilt. Man muss aber wissen, dass in der Heiligen Schrift das Wort „Gnade“ unterschiedliche Bedeutung hat. Manchmal bedeutet es die gnadenreiche Güte Gottes, wodurch die Sünder von Gott aus lauter Gnade und Barmherzigkeit in Gnade aufgenommen werden, in diesem Sinne gebraucht Paulus dieses Wort, wenn er sagt: Aus Gnaden seid ihr selig geworden durch den Glauben und nicht aus euch. Gottes Gabe ist es, dass sich nicht jemand rühme {Eph 2}. Manchmal heißt das Wort „Gnade“ die Gaben Gottes, die er in seiner Kirche allen Gliedern austeilt, so wie es an dieser und an anderen Stellen der Heiligen Schrift gebraucht wird. Solche Gaben aber besitzen wir auch aus lauter Gnade Gottes als Haushalter. Darum sollen wir diese zur Ehre Gottes und zum Nutzen des Nächsten gebrauchen, dass wir Gott dem Herrn davon einmal Rechenschaft geben können, damit wir nicht unter denen befunden werden, die ihren Schatz in der Erde verbergen. Die Gnade Gottes ist jedoch viel und unterschiedlich, weil die Kirche Gottes als ein geistlicher Leib Christi aus vielen und verschiedenen Gliedern besteht. Deshalb benötigt sie auch verschiedene Gaben, damit einer dem anderen nach Gestalt und Gelegenheit seiner Aufgabe dienen kann.

11. So jemand redet, dass er es rede als Gottes Wort; so jemand ein Amt hat, dass er es tue als aus dem Vermögen, das Gott darreicht, auf dass in allen Dingen Gott gepriesen werde durch Jesum Christus, welchem sei Ehre und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen {Röm 12v7 1Tim 6v16}.

So: Der Apostel bringt für das zuvor Gesagte ein oder zwei Beispiele vor.

Redet: Oder predigt. Der soll beachten, dass er das Wort Gottes rein und lauter predigt. Man soll deswegen auf der Kanzel dem Volk nicht irgendwelche Märchen oder unnützes Geschwätz vorhalten, noch viel weniger weltliche Sachen, die aus der Vernunft gesponnen sind und sich zur Schrift übel reimen und auch in der Erzählung der weltlichen Geschichten maßhalten.

Amt hat: Dass er der Kirche dient, entweder mit der Darreichung der Sakramente, oder dass er die Armen versorgt oder auf den Wandel sieht oder den Zustand der Kirche zu verbessern sich bemüht.

Darreicht: Er soll sich nicht auf seine eigene Weisheit und seinen Verstand verlassen, sondern Gott um Kraft und Stärke anrufen und sein Amt so in wahrer Demut verrichten.

Jesus Christus: Um dessentwillen auch unser unvollkommener Gehorsam Gott dem Herrn lieb und angenehm ist. Die sich deswegen mit Ernst darauf verlegen, dass durch ihr Handeln Gottes Ehre befördert wird, die sollen nicht ihrer eigenen Geschwindigkeit trauen, noch sich auf ihre Kräfte verlassen, sondern Gott um Beistand des Heiligen Geistes von Herzen anrufen und nicht ihre, sondern die Ehre Gottes mit Ernst suchen. Denn solch große Dinge, die aus eigener Willkür und Verwegenheit angefangen werden, die richten die Kirche zugrunde und auch sie selbst werden darüber zuschanden.

12. Ihr Lieben, lasst euch die Hitze, so euch begegnet, nicht befremden (die euch widerfährt, dass ihr versucht werdet), als widerführe euch etwas Seltsames,

Ihr: Der Apostel ermahnt die Christen abermals, dass sie die Trübsale und Verfolgungen mit Geduld und billigem Herzen ausstehen sollen.

Hitze: Nach Luther: Das ist die Verfolgung, die uns bewährt wie Feuer das Gold.

Versucht werden: Denn so wie früher Abraham von Gott versucht worden ist, ob er auch gehorsam sein würde, als ihm befohlen wurde, dass er seinen eingeborenen Sohn, den Isaak, opfern sollte, so probiert euch Gott auch durch Trübsal, Anfechtungen und Verfolgungen wie das Gold im Feuer, ob wir beständig bei ihm bleiben wollen. Und dies ist nichts Neues oder Unerhörtes. Denn wen gab es unter allen Heiligen, von denen die Schrift berichtet, der nicht mit mancherlei Anfechtungen und Trübsal umgetrieben wurde? Wenn wir also durch die Anfechtungen und Trübsale versucht und probiert werden, so sollen wir uns bemühen, dass wir treu und standhaft befunden werden. Und damit wir dies leisten können, sollen wir Gott ernsthaft anrufen.

13. sondern freut euch, dass ihr mit Christo leidet, auf dass ihr auch zu der Zeit der Offenbarung seiner Herrlichkeit Freude und Wonne haben könnt {2Kor 1v5 4v10 Gal 6v17 1Petr 1v6 v7}.

Mit Christus leidet: Wir leiden aber mit Christus nicht in der Gestalt oder in dem Sinn, als ob unser Leiden das Verdienst des Leidens Christi vollkommen machen würde. Denn dies würde dem vollkommenen Leiden Christi zur Schmach gereichen. Sondern wir leiden dann mit Christus, wenn jeder sein Kreuz, das ihm von Gott auferlegt wird, mit Geduld auf sich nimmt und seinem Erlöser nachfolgt. Und wir sollen unter einem solchen Kreuz nicht kläglich und jämmerlich heulen oder wehklagen, sondern es vielmehr mit Freude aufnehmen und froh sein, dass wir für würdig geachtet werden, das Kreuz Christi zu tragen. Denn die das Kreuz Christi aus Glauben willig tragen, die werden auch einmal in alle Ewigkeit sich mit ihm freuen und fröhlich sein. Denn die Leiden dieser Zeit sind nichts wert gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll {Röm 8}.

14. Selig seid ihr, wenn ihr geschmäht werdet über dem Namen Christi; denn der Geist, der ein Geist der Herrlichkeit und Gottes ist, ruht auf euch. Bei ihnen ist er verlästert, aber bei euch wird er gepriesen {1Petr 3v14}.

Geschmäht werdet: Als wollte er sagen: Ihr dürft euch der Schmach nicht schämen, die ihr um des Bekenntnisses des Evangeliums Christi willen erduldet, weil ihr der ewigen Seligkeit teilhaftig werden werdet, so viel ihr um Christi willen geplagt worden seid {Mt 5}. Denn das ist ein sicheres Zeugnis, dass der Heilige Geist, der euch regiert und zur ewigen Herrlichkeit führen wird, in euch wohnt. Dessen Handlungen und Wirkungen werden an euch erscheinen und gesehen werden, wenn ihr Christus mit dem Bekenntnis des Mundes preist und euer Leben zu seiner Ehre ausrichtet. Es lästern zwar die Feinde des Evangeliums diese Wirkungen des Heiligen Geistes in euch und schreien, es sei ein Abfall von der vorigen Religion, beschimpfen es als Ketzerei, Aufruhr, Widerspenstigkeit gegen die Obrigkeit und viele Dinge mehr. Aber ihr seid dessen sicher, dass dies alles vom Geist Gottes herkommt, den ihr zugleich zusammen mit dem Vater und dem Sohn als wahren Gott ehrt und anbetet. Und obwohl auch die anderen Trübsale der Frommen ihnen zum Besten dienen, sind diese ihnen jedoch eine besondere Ehre und Zierde und sie werden in jener Welt reiche Belohnung haben, die um des Bekenntnisses willen des Evangeliums erduldet werden. So wohnt der Heilige Geist in uns und steht uns bei, dass wir solche Trübsal und solchen Jammer ausstehen und überwinden können und wir sollen uns von dem närrischen und blinden Urteil derjenigen nicht irremachen lassen, die uns für Toren, ja für Ketzer halten, weil wir das Evangelium rein bekennen und um dessen willen dieser Welt Feindschaft und Gefahr nicht beachten.

15. Niemand aber unter euch leide als ein Mörder oder Dieb oder Übeltäter oder der in ein fremd Amt greift {1Petr 2v10}.

Fremdes Amt: Nach Luther: Dieses Laster betreibt der Teufel meistens in den falschen Christen. Diese wollen immer viel zu tun haben und regieren, wo ihnen nichts befohlen ist. Wie es die Bischöfe und Geistlichen tun, die in dieser Welt regieren, also die aufrührerischen und vorwitzigen Prediger, schädliche und gefährliche Menschen.

Amt greift: Diese Ermahnung fügt Paulus hinzu, damit nicht jemand meinen könnte, es sei wenig daran gelegen, wenn jemand leidet, wenn er nur in dieser Welt Widerwärtigkeiten erduldet. Denn es steht einem Christen schlecht an, wenn er wegen einer Übeltat leiden muss. Den Mördern, den Dieben und Übeltätern aber zählt Paulus auch die vorwitzigen Menschen zu, die sich in fremde Geschäfte mischen und eindringen und ohne ordentliche Berufung alles ausrichten und verbessern möchten, obwohl sie doch nicht tauglich dazu sind, ihnen auch nichts davon anbefohlen wurde. Darum sollen wir uns vor solchem Vorwitz nicht weniger als vor Mord und Diebstahl hüten und uns auf unsere Aufgabe konzentrieren, woran wir genug zu schaffen haben werden. Wenn aber ein Christ eine Übeltat begangen hat und deswegen zur gebührenden Strafe gezogen wird, so soll er darum nicht verzagen, sondern Buße tun und an Christus glauben, dann wird er mit dem bekehrten Schächer am Kreuz selig werden.

16. Leidet er aber als ein Christ, so schäme er sich nicht; er ehre aber Gott in solchem Fall {Phil 1v29}.

Christen: Um des christlichen Glaubens willen.

Ehre aber Gott: Dass er ihn rühmt und preist, weil er würdig befunden wurde, um Christi willen Widerwärtigkeiten und Schmach zu leiden, wie es die Apostel getan haben, nachdem sie mit Ruten gegeißelt wurden {Apg 5}. Denn die Schmach und die Strafen der Christen, die sie um Christi willen ausstehen, sind ihnen keine Schande, sondern vielmehr eine Ehre und Zierde.

17. Denn es ist Zeit, dass anfange das Gericht an dem Hause Gottes. So aber zuerst an uns, was will es für ein Ende werden mit denen, die dem Evangelium Gottes nicht glauben {Esra 10v12 Jer 25v29 49v12}

Haus Gottes: Darum sollen wir uns nicht darüber wundern, dass Gott der Herr uns Christen Trübsal schickt, weil es recht und die rechte Zeit ist, dass Gott seine Kinder züchtigt, während er unterdessen der Bosheit der Gottlosen noch weiter zusieht. Denn obwohl die Welt unrecht tut, wenn sie die Christen verfolgt, so werden die Christen jedoch von Gott dem himmlischen Vater nicht zu Unrecht gestraft, damit das Fleisch nicht den Geist überwindet, weil sie den alten Menschen noch mit sich herumschleppen und oft und manchmal schwer sündigen, damit auch andere durch ihre Züchtigung gewarnt sind und behutsamer wandeln.

An uns: Das Unglück und die Strafe werden anfangen, wo wir doch Christen sind und Gott recht erkennen, auch ein besseres Leben führen als die ungläubigen Heiden.

Nicht glauben: Wie wird Gott wohl mit den Gottlosen, Verächtern und Feinden des Evangeliums schließlich umgehen, wo er in diesem Leben die Frommen und Gläubigen züchtigt?

18. Und so der Gerechte kaum erhalten wird, wo will der Gottlose und Sünder erscheinen? Spr. 11.31.

Erscheinen: Wenn die, die an Christus glauben und durch den Glauben an ihn vor Gott gerechtfertigt wurden, mit großer Mühe und durch viel Trübsal und Anfechtungen zur Seligkeit eingehen, wie werden dann die vor dem Richterstuhl Christi bestehen, die die Lehre des Evangeliums verachten und ohne Buße aus dieser Welt scheiden, wo sie doch mit vielen Sünden befleckt und beschwert sind? Wenn wir deshalb von gottlosen Menschen in dieser Welt geplagt werden, die Bösen aber dagegen ein gutes Leben haben, so sollen wir ihnen aus fleischlicher Rachgier nichts Böses wünschen noch ihnen die kurze und vergängliche Glückseligkeit missgönnen. Denn Gott der Herr wird schwere Strafen an ihnen üben und ihre Glückseligkeit in die ewige Verdammnis verwandeln. Daneben mögen auch die, die nur Maulchristen sind und ein lasterhaftes Leben führen, sich diesen Spruch Christi zu Gemüte führen, wenn sie frommer Menschen Trübsal sehen, als er sagt: Geschieht dies am grünen Holz, was will erst am dürren Holz werden {Lk 23}.

19. Darum, welche da leiden nach Gottes Willen, die sollen ihm ihre Seelen befehlen als dem treuen Schöpfer in guten Werken {Ps 31v6 Lk 23v46}.

Darum: Mit diesen Worten beschließt Petrus seine Ermahnung zur Geduld in Trübsal.

Gottes Willen: Dass sie das heilige Kreuz Christi tragen und um der Gerechtigkeit willen geplagt werden.

Befehlen: Mit einem gottseligen Gebet und bereit sein, auch den Tod zu leiden und im Wohltun bis ans Ende ihres Lebens zu verharren. Darum sollen wir unsere Seelen nicht den Heiligen, die in jener Welt leben, sondern Gott dem Herrn anbefehlen. Wir sollen uns auch nicht durch die Undankbarkeit und Bosheit der Welt vom Wohltun abschrecken lassen nach dem Spruch des Paulus: Lasst uns Gutes tun und nicht müde werden. Denn zu seiner Zeit werden wir auch ernten ohne Aufhören {Gal 6}.


Das 5. Kapitel

  • Die Diener des göttlichen Wortes werden unterrichtet, wie sie die Herde weiden und recht leben sollen.
  • Danach werden etliche Lehren erzählt, die alle Gläubigen insgesamt betreffen.
  • Schließlich beendet der Apostel seinen Brief mit einem herrlichen Trost, dass Gott sein Werk, das er in ihnen begonnen hat, gnädig bis ans Ende vollführen wird.

1. Die Ältesten, so unter euch sind, ermahne ich, der Mitälteste und Zeuge der Leiden, die in Christo sind, und teilhaftig der Herrlichkeit, die offenbart werden soll {Röm 8v18 1Petr 1v5}:

Die: Der Apostel ermahnt die Kirchendiener, dass sie ihr Amt in der Kirche fleißig verrichten sollen, und warnt danach alle Christen, dass sie sich vor dem Satan, als den grausamsten Feind hüten sollen.

Mitälteste: Der ich auch neben euch im Kirchenamt bin, ermahne euch Kirchendiener, dass ihr eurem Amt treu nachkommt. Früher wurden die Kirchendiener Älteste genannt, denn wo die Apostel das Evangelium gepredigt hatten und von einem Ort wegziehen mussten, da erwählten sie taugliche Männer, die sie der Kirche vorsetzten, dass sie diese lehren und regieren sollten, und das waren allgemein alte Menschen. Oft war jedoch auch gelehrten jungen Gesellen das Predigtamt befohlen; deshalb schreibt Paulus an Timotheus: Niemand verachte deine Jugend {1Tim 4}. Man hat aber dies besonders hier zu beachten, dass Petrus sich als Mitältester nicht als Herr der anderen Kirchendiener bezeichnet, wohingegen der Papst in Rom sich selbst die Herrschaft zumisst über alle Bischöfe und Kirchendiener. Darum ist er kein ordentlicher Nachkomme der Apostel Petrus und Paulus, ohne allein wie Kaiphas ein Nachkomme Aarons im hohen Priestertum gewesen ist.

Zeuge: Denn ich zeuge von der Wahrheit der himmlischen Lehre, in dem ich nicht nur vom Leiden Christi lehre, sondern auch durch meine Trübsal, die ich um Christi willen leide.

Herrlichkeit: Nämlich der ewigen Herrlichkeit und Seligkeit am Jüngsten Tag, die ich im Glauben erwarte. Dies alles wird darum vorgebracht, damit die Kirchendiener die folgende Erinnerung des Apostels Petrus umso fleißiger anhören und zu Herzen gehen lassen. Die aber um des Evangeliums und um der Wahrheit willen Unglück erleiden, die bestätigen damit die Wahrheit des Evangeliums. Und die in dieser Welt mit Christus geplagt werden, die werden auch in jener Welt mit ihm herrschen. Denn das ist sicher wahr, sagt Paulus, sterben wir mit, so werden wir auch mit leben. Dulden wir, so werden wir mit herrschen {2Tim 2}.

2. Weidet die Herde Christi, so euch befohlen ist, und seht wohl zu, nicht gezwungen, sondern willig, nicht um schändlichen Gewinns willen, sondern von Herzensgrund {Jer 23v4 Apg 20v28 1Tim 3v3 Tit 1v7}.

Weidet: Es folgt jetzt, was der Apostel Petrus von den Kirchendienern fordert und wozu er sie ermahnt. Die Kirche, die der oberste Hirte, Christus, den Kirchendienern zu weiden befiehlt, welche mit dem reinen Wort Gottes und der ordentlichen Abhandlung der Sakramente geweidet wird. Und es gehört auch zur Aufgabe des Hirten, dass er die Wölfe, nämlich die falschen Lehrer, von dem Schafstall Christi vertreibt und für die Schwachen eine besonders große Sorgfalt aufwendet. Die Kirche weiden heißt aber nicht, die Schafe in tyrannischerweise zu erwürgen, wie es der Papst in Rom tut. So weiden auch die die Kirche nicht treu, die nur ihren eigenen Nutzen suchen und die Seligkeit der Schafe dabei gering achten, aber von den bösen Hirten sagt der Prophet Folgendes: Darum hört ihr Hirten das Wort des Herrn, so wahr ich lebe, spricht der Herr, weil ihr meine Schafe stehlen lasst und meine Herde allen wilden Tieren zur Speise wird, weil sie keinen Hirten haben und meine Hirten nicht nach meiner Herde fragen, sondern es solche Hirten sind, die sich selbst weiden, aber meine Schafe wollen sie nicht weiden. Darum, ihr Hirten, hört das Wort des Herrn. So spricht der Herr: Siehe, ich will mich an die Hirten wenden und will meine Herde aus ihren Händen fordern und will mit ihnen ein Ende machen, dass sie keine Hirten mehr sein sollen und sie sollen sich nicht mehr selbst weiden. Ich will meine Schafe aus ihrem Maul erretten, dass sie sie in Zukunft nicht mehr fressen sollen {Hes 34}. Wie aber die Kirchendiener die Herde treu weiden sollen, müssen sie vom Beispiel Christi lernen, von dem der genannte Prophet in diesem Kapitel so zu reden beginnt: Ich (spricht Christus, der getreue und gute Hirte) will selbst meine Schafe weiden und will sie lagern, spricht der Herr. Ich will das Verlorene wieder suchen und das Verirrte wiederbringen und das Verwundete verbinden und das Schwache pflegen. Und was fett und stark ist, will ich behüten und will es pflegen, wie es recht ist {Hes 34}. Es ist aber nicht nur nötig, dass die Kirche mit der Lehre unterrichtet wird, sondern es muss auch ein Hirte wachen, dass sich nicht etwa falsche Lehren in der Kirche einschleichen oder die Glieder der Kirchen durch grobe Laster und Ärgernisse verdorben werden. Doch muss man sich hier vor zweierlei hüten. Zunächst, dass wir keiner Kirche gegen ihren Willen dienen wollen und uns selbst vordringen. Danach, dass wir nicht wegen eines Gewinns in der Art und Weise das Predigtamt in einer Kirche anfallen, nur damit wir viel Geld und Gut zusammenbringen, uns aber um die Kirche wenig kümmern. Im Gegenzug soll die Kirche den Kirchendienern ihre Nahrung nicht karg, sondern reichlich gegeben {1Kor 9 1Tim 5}.

3. nicht als die über das Volk herrschen, sondern werdet Vorbilder der Herde {2Kor 1v24 Phil 3v17 2Thes 3v9 1Tim 4v12 Tit 2v7};

Über das Volk: (Nach Luther: Cleros heißt ein Los oder auch ein Teil, dass jedem durch ein Los zugeteilt wird. So nennt hier Petrus das Pfarrvolk oder die Pfarreien ein Los, das ist ein Teil, das seinem Pfarrherrn anbefohlen ist.

Herrschen: Es entzieht also Petrus den Kirchendienern die Herrschaft über die Herde des Herrn, die sein Erbteil ist. Darum ist der Papst in Rom ein Tyrann und kein Hirte, weil er mit großem Übermut in der Kirche herrscht. So wurden auch von den geistlichen Prälaten früher die Reden geführt, dass es in ihrer Macht liege, zu gebieten, die andern aber müssten ihnen notwendigerweise gehorchen. Christus aber macht einen Unterschied zwischen einem geistlichen Hirten und dem Amt der weltlichen Obrigkeit, als er sagt: Die weltlichen Könige herrschen, ihr aber nicht so {Lk 22}. Es sollen aber auch die Kirchendiener der Kirche mit gutem Beispiel vorangehen, damit die Zuhörer der Gottseligkeit ihrer Lehrer nachwandeln, damit nicht, was mit der Lehre erbaut wurde, mit bösen Beispielen wieder eingerissen wird.

4. so werdet ihr, wenn erscheinen wird der Erzhirte, die unverwelkliche Krone der Ehren empfangen {1Kor 9v25}.

Erzhirte: Jesus Christus, der Sohn Gottes und Marias, am Jüngsten Tag, dass er jedem nach seinen Werken gibt.

Empfangen: So, dass euch Gott der Herr eure treue Arbeit mit ewiger und unendlicher Herrlichkeit und Seligkeit belohnen wird. Davon spricht Petrus, weil irgendein Kirchendiener sagen oder fragen könnte, was wird denn unsere Belohnung für so viele und verschiedene Gefahren, Mühe und Arbeit, die wir in unserem Beruf und Predigtamt ausgestanden haben, sein? Die Antwort darauf lautet folgendermaßen: In dieser Welt kann den treuen Kirchendienern ihre Arbeit niemals ausreichend vergolten werden, aber in jenem Leben haben sie reiche Belohnung von Gott zu erwarten. Nach dem Spruch des Propheten Daniel: Die Lehrer werden leuchten wie der Glanz des Himmels und die, so weit sie zur Gerechtigkeit weisen, wie die Sterne immer und ewig, Kapitel 12.

5. Desselben gleichen, ihr Jungen, seid untertan den Ältesten. Allesamt seid untereinander untertan und haltet fest an der Demut; denn Gott widersteht den Hoffärtigen, aber den Demütigen gibt er Gnade {Eph 5v21 Lk 1v51 Spr 3v34 Jak 4v6}.

Desselben: Jetzt gibt der Apostel andere Lehren, die nicht nur die Kirchendiener, sondern auch die ganze Kirche angehen.

Untertan: Dass ihr euch von ihnen ermahnen und unterrichten lasst. Denn die Alten sehen allgemein wegen der Erfahrungen, die sie gemacht haben, und weil sie von den Begierden nicht zu heftig getrieben werden, mehr als die Jungen, die am Verstand allgemein noch etwas schwach sind.

Untereinander: Mit diesem Wort will der Apostel Petrus den Unterschied der Personen nicht aufheben, als ob die Herren auch den Knechten und die Alten den Jungen unterworfen sein müssten. Sondern er fordert eine solche Demut von uns, wo die Oberen und die Alten auch dem Rat der Unteren und der Jungen folgen, wenn diese etwas Rechtes und Nützliches vorbringen oder daran erinnern. Solche Demut ist Gott angenehm und erhält Frieden und Ruhe in der Kirche.

Fest: Nach Luther: Dass die Demut miteinander verknüpft und ineinander geflochten ist, dass sie der Teufel mit keiner List und mit keiner Kraft erkennen kann.

Gnade: Dies ist der Grund, den Petrus hinzufügt, weshalb wir in der wahren Demut der Herzen verharren sollen. Weil nämlich Gott der Herr die stolzen und übermütigen Menschen stürzt und zuschanden macht. In den Demütigen aber mehrt er seine Gaben, er macht sie auch bei anderen angenehm und wert, dass sie hervorkommen.

6. So demütigt euch nun unter die gewaltige Hand Gottes, dass er euch erhöhe zu seiner Zeit {Jak 4v10}.

Hand Gottes: Denn es steht einem Christenmenschen zu, dass er vor Gott demütig seine Sünden erkennt und sich dem Willen des himmlischen Vaters ergibt. Danach, dass auch Gottes wegen sich einer für den anderen demütig erzeigt, je nachdem, wie es seine Aufgabe erfordert. Und die wahrhaftig demütig sind, die erhöht Gott der Herr zu seiner Zeit, diese Zeit der Erhöhung aber muss man mit Geduld abwarten. Unser Herr, Gott, wird uns zur rechten Zeit wohl vorziehen.

7. Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch {Ps 37v5 55v23 Mt 6v25 Lk 12v22}.

Für euch: Als ein gütiger und gnädiger Vater. Mit diesen Worten verbietet der Apostel die Sorgen unseres Berufes nicht, die man viel besser einen Fleiß nennen könnte, sondern er erinnert uns, dass wir uns nicht selbst mit gar zu ängstlicher Sorge martern und plagen sollen. Denn solches Sorgen nutzt nichts, sondern erschöpft vielmehr die Kräfte des Leibes und des Gemüts und verhindert die Geschäfte unseres Berufes. Darum sagt Paulus: Sorgt euch nicht, sondern in allen Dingen lasst eure Bitte im Gebet und im Flehen mit Danksagung vor Gott kund werden {Phil 4}. Wir aber kehren allgemein um, dass wir uns viel sorgen und wenig beten.

8. Seid nüchtern und wacht; denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, welchen er verschlinge {Lk 21v36 1Thes 5v6}.

Seid: Es folgt eine sehr notwendige Erinnerung, dass wir uns vor den Listen und Tücken des Satans hüten sollen.

Verschlinge: Denn der Satan strebt mit allen Kräften danach, dass er uns die Seligkeit, durch Christus erworben, wegnehmen und uns davonbringen möchte. Und weil es ihm nicht auf einmal gelingt, so versuchte es auf einem anderen Weg. Man muss sich aber vor der Völlerei, der Trunkenheit und der fleischlichen Sicherheit hüten. Denn die dem Fressen und Saufen ergeben sind, die verlieren allmählich die Furcht Gottes und sind tausenderlei Listen des Teufels unterworfen.

9. Dem widersteht fest im Glauben und wisst, dass eben dieselben Leiden über eure Brüder in der Welt gehen {Eph 4v27 6v11 v16 Jak 4v7}.

Im Glauben: Darum, egal in welchergestalt und auf welchem Weg uns der Satan versucht, sollen wir nicht weichen, sondern mit den geistlichen Waffen gegen ihn kämpfen. So wie aber von einem Soldaten gefordert wird, dass er stark und mutig ist, so muss ein Christ in seiner geistlichen Ritterschaft standhaft sein, wozu uns der Geist Gottes, wie vom Apostel Paulus beschrieben, ausrüstet und bewaffnet {Eph 6}. Wir werden aber dem Satan tapferen Widerstand leisten, wenn wir dem Wort Gottes glauben. Denn wenn der Satan uns zu ungebührlichen Wolllüsten oder zur Rachgier antreiben will, so sollen wir den göttlichen Drohungen fest glauben, sodann werden wir uns von diesen Lastern leicht enthalten. Will er uns kleinmütig machen, so sollen wir den herrlichen und lieblichen Verheißungen des himmlischen Vaters trauen, so werden wir dies überwinden. Will er uns eine falsche Lehre einschwätzen, so sollen wir uns an das Wort Gottes halten, dann wird es keine Not mit uns haben und wir werden seinen Listen entgehen.

Gehen: Darum sollt ihr euch erinnern, dass ihr nicht allein seid, die gegen denselben grausamen Feind zu kämpfen haben, sondern es streiten neben euch auch andere Mitbrüder, die noch in dieser Welt leben, gegen den Satan. Wir leiden aber die Anfechtungen und Trübsalen umso geduldiger, wenn wir hören, dass wir nicht allein angefochten und geplagt werden, sondern dass dies auch anderen frommen Menschen widerfährt. Und die angefochten oder versucht werden, die sollen mit ihrem gottseligen Gebet nicht nur für sich, sondern auch für die Brüder, also für alle rechtschaffenen Christen, den Sieg von Gott erbitten, den sie gewiss auch erlangen werden. Deshalb sollen wir aus dieser Schlacht nicht schändlich fliehen.

10. Der Gott aber aller Gnade, der uns berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christo Jesu, derselbe wird euch, die ihr eine kleine Zeit leidet, voll bereiten, stärken, kräftigen, gründen {2Tim 1v9 2Kor 4v17}.

Der: Jetzt wird ein Trost hinzugefügt, dass nämlich Gott der Herr uns unter den Anfechtungen und Trübsalen erhalten wird zum ewigen Leben. Als wollte er sagen: Gott, der seine Gnade reichlich über uns ausschüttet und zur Gemeinschaft des ewigen Lebens berufen hat, der wird euch, die ihr eine kleine Zeit lang Trübsal leidet mit seinem Geist, vorbereiten, dass eure Erneuerung von Tag zu Tag gebessert wird. Dieser wird euch auch stärken und wappnen, dass ihr die Anfechtungen glücklich überwinden könnt und er wird euch im wahren Glauben und in der Gottseligkeit so gründen, dass ihr gegen alle Unwetter, Stürme, Anläufe des Teufels bestehen könnt. Gott schüttet aber seine Gnade auf zweierlei Weise über uns aus. Zum einen, wenn er uns um Christi willen aus Gnade annimmt, uns die Sünden vergibt und zu Erben des Himmelreichs macht. Danach, wenn er uns den Heiligen Geist gibt, der uns seine Gaben mitteilt, die wir zur Verrichtung unserer Aufgabe brauchen, damit wir Gott und dem Nächsten recht dienen können. Wir werden aber um des Mittlers Christi willen zur Gemeinschaft der ewigen Herrlichkeit und Seligkeit berufen, deshalb sollen wir diese angebotene Gnade Gottes nicht versäumen oder ausschlagen. Und wir sollen uns erinnern, dass unsere Trübsal gering, kurz und leicht ist, wenn sie gegen die ewige Herrlichkeit und Seligkeit aufgerechnet wird. Deswegen sollen wir sie mit Geduld annehmen und überwinden, auch an unserer Seligkeit und Beharrlichkeit bis ans Ende nicht zweifeln, weil Gott durch den Apostel Petrus hier versprochen hat, dass er alle rechtschaffenen Christen vorbereiten, stärken, kräftigen und gründen will.

11. Demselben sei Ehre und Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen {1Petr 4v11}.

Demselben: In Betrachtung dieser großen Guttaten Gottes spricht der Apostel eine Danksagung aus. Denn dass wir selig werden, dass wir gute Werke tun, dass wir in verschiedenen Gefahren erhalten werden, dass wir die Anfechtungen ausstehen und überwinden können, dies alles sind reine Guttaten Gottes, wofür wir ihm ewig Lob und Dank sagen sollen. Und wir sollen uns auch erinnern, dass Gott der Herr das Regiment im Himmel und auf der Erde hat und dies ständig behält. Darum sollen wir ihn allein fürchten und ihn um Hilfe und Schutz ersuchen.

12. Durch euren treuen Bruder Silvanus (als ich achte) habe ich euch ein wenig geschrieben, zu ermahnen und zu bezeugen, dass das die rechte Gnade Gottes ist, darin ihr steht.

Durch: Petrus fügt eine kurze Erinnerung hinzu und ermahnt sie, dass sie bei der rechten Lehre des Evangeliums standhaft verharren sollen.

Achte: Und ihn bisher nicht anders befunden habe.

Geschrieben: Nämlich diesen Brief.

Ermahnen: Zur Beständigkeit in der rechten Religion.

Bezeugen: Abermals im Überfluss und mit ganzem Ernst, obwohl ihr bereits zuvor in der evangelischen Lehre ausreichend unterrichtet seid.

Rechte Gnade: Ich bezeuge vor Gott, dass ihr jetzt den rechten Weg gefunden habt, auf dem man zu Gott kommt, Gnade und das ewige Leben erlangt, darum bleibt auf diesem Weg beständig. Denn wir benötigen es ständig, dass man uns ermahnt, damit wir uns nicht von einem Wind der Lehre umtreiben lassen {Eph 4}. Auch sollen wir uns nicht in der Zahl derjenigen finden lassen, die ständig lernen und niemals zur Erkenntnis der Wahrheit kommen, weil sie durch alle Sekten herumschweifen.

13. Es grüßen euch, die samt euch auserwählt sind zu Babylon, und mein Sohn Markus.

Babylon: Es gab jedoch zwei Städte mit gleichem Namen, eine in Chaldea und die andere in Ägypten, die mit einem anderen Namen Alkayer genannt wurde. Aber viele glauben, dass Petrus mit dem Namen Babylon die Stadt Rom gemeint hat. Obwohl nun die Heilige Schrift nirgendwo davon berichtet, dass Petrus jemals in Rom gewesen ist, jedoch, weil es den Katholiken so gefällt, dass sie Petrus zum ersten römischen Bischof verordneten, so wollen wir es ihnen gerne zugestehen, dass die Stadt Rom nicht nur zur damaligen Zeit, sondern auch noch heutzutage das schändlichste Babylon war, worin allerlei schreckliche Abgötterei und gräuliche Laster in vollem Gang sind. Dass er aber sagt, die Kirche in Babylon sei zusammen mit ihnen auserwählt, damit gibt er zu verstehen, dass unter den Christen es eine Gemeinschaft der himmlischen Güter gibt. Und man hat hier auch zu bemerken, dass keine Stadt oder kein Land so verdorben ist, wo Christus nicht eine Kirche und seine Auserwählten hat, sofern nur dort sein Evangelium gepredigt und die Sakramente, wie sie von ihm eingesetzt worden sind, abgehandelt werden.

Mein Sohn: Nämlich mein geistlicher Sohn, der mir wie einem Vater folgt und gehorcht. Obwohl man sich keinem Lehrmeister so sehr ergeben soll, dass man nur an ihm hängt, denn unser oberster Lehrmeister ist Christus. Dennoch sollen die jungen Theologen, die alten, verständigen und in geistlichen Sachen erfahrenen Männer in Ehren halten und ihre Ermahnungen oder Bedenken nicht leicht verachten.

14. Grüßt euch untereinander mit dem Kuss der Liebe. Friede sei mit allen, die in Christo Jesu sind! Amen {Röm 16v16 1Kor 16v20 2Kor 13v12 1Thes 5v26}.

Kuss der Liebe: Denn im Morgenland war es der Brauch, dass man sich zu einem Gruß küsste. Der Apostel fordert aber den Kuss der Liebe, der nicht aus unzüchtigen, sondern von einem gottseligen, ehrliebenden und aufrichtigen Herzen herrührt. Das bedeutet: Er will, dass die Christen sich nicht nur mit Worten und Gebärden freundlich und gutwillig zeigen, sondern dass sie mit Werken der christlichen Liebe ihres Herzens rechtschaffene und gottselige Zuneigung gegenüber dem Nächsten erklären.

Friede: Jetzt beschließt der Apostel seinen Brief mit einem gottseligen Wunsch. Als wollte er sagen: Gott der Herr möge mit seiner Gnade ständig bei euch sein und euch den Frieden und die Ruhe des Gewissens geben, so viele von euch Christus durch den Glauben einverleibt sind. Die Gnade oder die Güte Gottes aber ist das höchste Gut, welches uns widerfahren kann, weil alles andere daraus hervorkommt. Und ein solch himmlisches Guthaben haben diejenigen, die Christus durch einen wahren und lebendigen Glauben einverleibt wurden (sozusagen), dass sie in Christus sind, wie die Reben am Weinstock {Joh 15}.

Amen: Es soll geschehen, ja es wird gewiss geschehen. Denn die Wünsche der Frommen sind kräftig, wenn sie für gottselige Personen bestimmt sind {Mt 10}. Gott dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist sei Lob, Ehre und Preis in alle Ewigkeit, Amen.