Bibel-Kommentar: Der Prophet Jesaja

Obwohl man alle prophetischen Schriften, als Gottes Wort und Geheimnis, dem menschlichen Geschlecht zugute und zur Seligkeit dienlich geoffenbart, hoch und wert achten soll: So ist, doch dies Buch des Propheten Jesaja insbesondere wohl zu lesen und fleißig zu betrachten. Denn derselbe Prophet weissagt so klar und deutlich von Christo, dass auch etliche von den alten Kirchenlehrern es dafür gehalten, er wäre vielmehr ein Evangelist als ein Prophet zu nennen. Und hält man es dafür, dass sein Vater Amoz (nicht zwar der Prophet Amos, sondern ein anderer) sei des Königs Amazja Bruder gewesen, welchen der Evangelist Matthäus mit in das Geschlechtsregister Christi setzt: Daher auch Jesaja Christus seinen Vettern nennt. Kapitel 5. Er hat fast in die achthundert Jahren vor Christi Geburt gelebt und ist bei den frommen Königen in Juda in großem Ansehen gewesen, besonders aber hat der gottselige König Hiskia viel auf ihn gehalten und in vielen großen und hochwichtigen Sachen, besonders aber die Religion betreffend, ihn zu Rat gezogen. Und als der König in Assyrien, Sanherib, die Stadt Jerusalem mit großem Stolz und Übermut auffordern lassen, hat dieser Prophet den König Hiskia in seinem großen Schrecken und Ängsten getröstet und durch sein Gebet bei Gott die Erlösung seines Volkes, aber ihrer Feinde Untergang erlangt. Obwohl er nun von frommen Leuten (wie richtig) lieb und wert gehalten wurde. So kann man doch aus seinen Schriften genügend abnehmen und verstehen, dass die Gottlosen viel böser Worte und giftiger Stichreden wiederum ausgestoßen, wie unter anderen im 28. Kapitel zu sehen. Und sind ihrer viele der Meinung, dass er aus Befehl des Königs Manasse, zur selben Zeit, da er noch gottlos gewesen, mit einer Säge mitten voneinander geschnitten wurde. Welches vielleicht eine solche Todesstrafe gewesen wie bei uns das Vierteilen. Hat also durch die Marter sein Leben beendet.

Es lehrt aber dieser Prophet in seinem ganzen Buch von der Buße. Denn er auf die Sünden und Laster des Volkes, ja auch aller Stände Missetaten und Übertretungen heftig schilt, auf dass er seine Zuhörer möge zur Erkenntnis der Sünden bringen und rechte Reue und Leid in ihren Herzen erwecken. Danach redet er deutlich und klar von dem Mittler, Erlöser und Heiland der Welt Christo: Und weissagt nicht allein von seiner Menschwerdung und brüderlichen Zuneigung gegen das menschliche Geschlecht, sondern erklärt auch sein Leiden und die Kraft und Wirkung desselben aufs allerfleißigste, auf dass er also den wahren Glauben von der Gnade und Güte Gottes und von Vergebung der Sünden durch Christus in der Menschen Herzen pflanze. Und weil die Kirche Gottes vielem und mancherlei Unfall und Widerwärtigkeiten unterworfen ist, so tröstet sie dieser Prophet auch aufs allerlieblichste und unterhält eines gottseligen Menschen Hoffnung mit den allerschönsten und herrlichsten Verheißungen, deren dies sein Buch voll ist. So wird auch dies Buch des Propheten Jesaja im Neuen Testament nicht allein von den Aposteln, sondern auch von Christo selbst zu öfter angezogen. Darum wir es gänzlich dafür halten sollen, dass in seinen Weissagungen nicht nur ein Mensch, sondern Gott selber mit uns rede. Es sind aber seine prophetischen Predigten nicht so kurz abgegangen, als sie hier beschrieben werden, sondern viel weitläufiger ausgeführt worden. Und haben die Propheten nur den kurzen Inhalt ihrer Predigten summarischerweise verzeichnet oder wie sie von anderen aufgezeichnet wurden, übersehen und mit ihrem Zeugnis bestätigt: Damit die Lehre des Wortes Gottes zu allen Zeiten bliebe und der wahre Glaube samt der Gottseligkeit in uns aufgemuntert würde.


Das 1. Kapitel

  • Der Prophet schilt auf die Gottlosen, heuchlerischen und verkehrten Gottesdienste der Israeliten, darüber er sagt, dass Gott heftig zürne und droht, dass er solche Sünde Strafen werde. v. 1.
  • Zeigt doch auch daneben an, wie man soll rechtschaffene Buße tun und verheißt den Bußfertigen Verzeihung. v. 16.
  • Endlich verkündigt er eine Reformierung der Kirche, da die Gottlosen mit Schanden bestehen werden. v. 26.

1. Dies ist das Gesicht Jesajas, des Sohnes Amoz, welches er sah von Juda und Jerusalem zur Zeit Usias, Jothams, Ahas und Jehiskias, der Könige Judas.

Gesicht: Oder die Weissagung und Predigt des Propheten Jesaja, welche ihm Gott geoffenbart hat, dass er sie dem Volk vorhalten soll, die im Königreich Juda wohnten. In welchem Jerusalem die Hauptstadt war. Und sind dieselben Predigten gehalten worden bei Lebzeiten der vier Könige in Juda, wie sie mit Namen genannt werden. Hat deswegen der Prophet Jesaja, so viel man aus der Jahrrechnung Zeichen haben kann, über die achtzig Jahre gepredigt: Welche Zeit über er ohne Zweifel viel Mühe hatte und große Trübsal ausgestanden. (Darum sollen die Kirchendiener in ihrem Amt nicht müde werden, solange sie Alters und Leibeskräften halben und mit gutem Verstand demselben vorstehen können.) Zu gleicher Zeit haben auch gelebt und gepredigt die Propheten Hosea, Amos und Micha, welche alle vortreffliche Männer gewesen: Obwohl meistenteils Israeliten aus ihren Predigten wenig sich besserten. (Es pflegt aber Gott sein Wort zu einer Zeit, wie einen Platzregen, häufig auszuschütten, durch viele vortreffliche Lehrer und Prediger, so zugleich im Leben sind und je mehr und reichlicher das Wort Gottes gepredigt wird, je beschwerlicher, sowohl zeitliche als ewige Strafen werden diejenigen zu erwarten haben, welche die Lehre der Wahrheit verachtet und ihr Leben nicht daraus gebessert haben.) Eben zur selben Zeit, da Jesaja gelehrt und gepredigt, ist das Königreich Israel von den Assyriern jämmerlich verwüstet, verwüstet und zerstört worden. Und sind die Syrer, Edomiter und Philister auch ins Königreich Juda zu etlichen Malen mit feindlicher Gewalt eingefallen. (Denn wenn Gott bei sich beschlossen hat, dass er die Sünden und das gottlose Wesen eines Volkes strafen will, so lässt er ihnen sein Wort zuvor Hölle und lauter predigen, auf dass die Auserwählten bekehrt und selig werden, es gehe gleich mit ihren Leibern und Gütern wie es wolle: Danach zieht er die Gottlosen zur gerechten schrecklichen Strafe, von wegen der Verachtung seines Wortes. Da schreien zwar alsdann die Gottlosen, es sei kein Glück noch Stern mehr gewesen, von der Zeit an, da das Wort Gottes wiederum an den Tag gekommen und gepredigt wurde. Und legen also die Schuld, welche sie ihrem Gottlosen bösen Leben und Wesen zumessen sollten, auf die Prediger, so ihnen das Wort Gottes lauter und rein vortragen.) Aber lasst uns hiervon den Propheten selber hören, wie er seine Bußpredigt anfängt.

2. hört, ihr Himmel und Erde, nimm zu Ohren! Denn der Herr redet: Ich habe Kinder auferzogen und erhöht und sie sind von mir abgefallen.

Hört: Der Prophet redet zu Anfang Himmel und Erde an, dass sie ihm zuhören sollen und das darum, auf dass er also seine Zuhörer bewege, damit sie desto fleißiger aufmerken: Als wollte er sagen: Ich will von so großen und hochwichtigen Sachen reden, dass Himmel und Erde und alle Kreaturen richtig aufmerken und davor erzittern sollten, will schweigen mein Volk Israel.

Redet: Nämlich der ewige wahre Gott redet mit euch durch mich, also dass ihr nicht meinen dürft, ihr hört: nur einen Menschen von schlechten und liederlichen Sachen schwätzen. (Weil wir demnach mit Fleiß Acht darauf habe, wenn ein Fürst oder großer Herr redet, wie vielmehr soll man mit Ernst und Eifer zuhören, wenn Gott mit uns redet.)

Ich habe: Jetzt fängt der Prophet an zu erzählen, was für ein gottloses verkehrtes Wesen und Leben die Israeliten geführt, darauf er später heftig schilt.

Abgefallen: Dass sie meine Gebote hochmütig verachtet und übertreten haben: Als wollte er sprechen: Ich habe dies Volk an Kindes statt angenommen zu der Erbschaft der himmlischen Güter, hab sie ernährt, erhalten und mit vielen herrlichen, sowohl leiblichen als geistlichen Guttaten begabt. Hab sie zu großen Ehren erhaben, dass sie ein gewaltiges Königreich besitzen und vor vielen anderen Königreichen gerühmt und gepriesen werden: Aber sie vergelten mir solche väterliche Guttaten mit Undank und halsstarriger Widerspenstigkeit.

3. Ein Ochse kennt seinen Herrn und ein Esel die Krippe seines Herrn; aber Israel kennt es nicht und mein Volk vernimmt es nicht.

Vernimmt es nicht: Denn es ist ja ein wunderlicherweise seltsamer Handel, darüber einer nicht unrecht sich entsetzen möchte, dass dies Volk ärger geworden ist als die unvernünftigen Tiere, welche ihre Herren kennen, denselben Gehorsam leisten und sich zu ihren Krippen verfügen, dahin sie gehören und da sie wissen, dass sie von ihren Herren ihr Futter und Nahrung empfangen: Aber mein Volk will mich als seinen wahren Gott und Guttäter nicht erkennen noch meinen Geboten gehorsam sein: Es wollen auch die Israeliten an dem Ort nicht bleiben, da sie die Nahrung ihrer Seelen empfangen sollten, sondern weichen beidseits ab zu den Götzendiensten und verehren fremde Götter, weil sie von der Krippe meines Gottesdienstes, den ich zu Jerusalem angestellt habe, hinweglaufen und verrichten ihre Gottesdienste auf den Höhen und an anderen Orten, lassen sich auch durch allerlei Vermahnungen nicht weisen noch zurechtbringen, sondern sind in der Gottseligkeit tölpischer und ungeschickter als ein Ochse oder Esel.

4. O wehe des sündigen Volkes, des Volkes von großer Missetat, des boshaften Samens, der schädlichen Kinder, die den Herrn verlassen, den Heiligen in Israel lästern, weichen zurück!

Sündigen Volkes: Welches allem Ansehen nach nichts anders kann denn nur sündigen und Übles tun.

Missetat: Damit es überladen und beschwert ist, dass es davon bis zur Hölle wird hinunter gedrückt werden, wo es nicht Buße tut.

Samens: Denn dies Volk von Natur ganz und gar verdorben ist und ist eine verkehrte Art.

Schädlichen: (Nach Luther) Die beides mit falscher Lehre und abgöttischen Exempeln die Leute verführen und verderben.

Kinder: Welche sich nicht wollen weisen lassen, dass sie sich bekehrten und frömmer würden, sondern alles verderben und verwerfen, was man ihnen zum Besten und zu ihrer Seligkeit mit ihnen vornimmt: In Summe, es ist nichts Gutes an ihnen und ist nichts mit ihnen auszurichten.

Verlassen: Dass sie ihm als dem wahren einzigen Gott nicht mit Ernst und alleine dienen noch seiner Gebote sich achten.

Lästern: Indem sie von seiner rechten Religion schimpflich und spöttisch reden und die heilsamen Warnungen des Wortes Gottes mutwillig verlachen.

Zurück: Weil sie dem Herrn ihrem Gott nicht folgen wollen, dass sie seinem Worte glaubten und demselben Gehorsam leisteten. (Auf gleichen Schlag kann Gott der Herr auch über die Christen heutigentags richtig sich beklagen: Ich habe euch, deren Voreltern vor Zeiten abgöttische Heiden gewesen, durch das Evangelium zum Christentum berufen und hab euch durch die Taufe zu Kindern und Erben des ewigen Lebens angenommen. Habe euch auch Königreiche und Herrschaften dieser Welt gegeben, besonders aber dich, Deutschland, hab ich mit der Hoheit des römischen Kaisertums begabt: Danach, als die Lehre des Evangeliums durch Eigendünkel und Menschensatzungen immer anfing verdunkelt zu werden, habe ich die selbige wiederum ans Licht gebracht und rein und lauter predigen lassen. Aber o der undankbaren Kinder: Sofern ihr anders wert seid, dass man euch Kinder heißen soll: O ihr gottlosen verruchten Leute: Da der größere Teil unter euch die rechte wahre Religion verachtet, hasst, lästert und verfolgt: So findet sich derer auch ein großer Haufen, welche sich der rechten Religion rühmen, aber dennoch dieselbe mit einem bösen Wandel und ärgerlichem Leben entehren und besudeln und in eine rohlose Sicherheit geraten.)

5. Was soll man weiter an euch schlagen, so ihr des Abweichens nur desto mehr macht? Das ganze Haupt ist krank, das ganze Herz ist matt.

Was soll: Will so viel sagen: Wenn ich euch gleich durch Trübsal und Widerwärtigkeit begehre herumzuziehen und auf den rechten Weg zu bringen, so richte ich doch nichts anders damit aus, denn dass ihr nur ärger werdet. (Denn man findet so übergebene gottlose und verstockte Leute, die von den göttlichen Züchtigungen nicht gebessert, sondern nur verstockter und ärger, doch durch ihre eigene Schuld, gemacht werden.)

Das Ganze: Als wollte er sprechen, lieber, seht doch zu, ihr Israeliten und betrachtet den jämmerlichen elenden Zustand in eurem Königreich.

Krank: Denn ich eurem betrübten Stand, in dem ihr jetzt lebt, nicht unrecht mit einem kranken Menschen vergleiche.

Herz: Denn die Stadt Jerusalem und derselben Herrschaft, welche ich dem Haupt und Herzen vergleiche, befinden sich ganz übel: Die anderen Städte sind jämmerlich verwüstet und noch nicht wieder erbaut: In Summe, es hat ein böses Ansehen mit dem ganzen Königreich.

6. Von der Fußsohle bis aufs Haupt ist nichts Gesundes an ihm, sondern Wunden und Striemen und Eiterbeulen, die nicht geheftet noch gebunden noch mit Öl gelindert sind.

7. Euer Land ist wüst, eure Städte sind mit Feuer verbrannt; Fremde verzehren eure Äcker vor euren Augen und ist wüst wie das, so durch Fremde verheert ist {Esra 5v5}.

Euer Land: Als wollte er sagen: Was ich euch allererst mit verblümten Worten habe vorgehalten und zu verstehen gegeben, das will ich euch jetzt klarer und deutlicher tun, dass ihr es begreifen könnt.

Wüst: Weil es von den Feinden verwüstet und verwüstet wurde.

Äcker: Welche vor Zeiten die herrlichsten Früchte getragen zu eurem Nutzen.

Augen: Dass ihr es seht, aber ihnen nicht wehren könnt.

8. Was aber noch übrig ist von der Tochter Zion, ist wie ein Häuslein im Weinberge, wie eine Nachthütte in den Kürbisgärten, wie eine verheerte Stadt.

Tochter Zion: Das ist: Vom Königreich Juda, dessen Hauptstadt Jerusalem war, so zum Teil auf dem Berge Zion lag.

Nachthütte: Darin die Hüter des Nachts ihren Aufenthalt haben. Als wollte er sagen: Man findet noch hin und wieder etwas so vom Königreich übergeblieben ist, aber es ist Elend und schlechte Habe: Die Städte und Dörfer sind meistenteils zerstört, verbrannt und verwüstet, welche noch ganz sind, deren werden ganz wenig gefunden, dazu liegen sie ganz weit voneinander und sind nicht ganz stark oder köstlich erbaut. (Wann nun jemand wollte den jetzigen Zustand des Römischen Reiches gegen die Zeit halten, wie es vorzeiten gewesen, da es noch wohl gestanden, der muss gestehen, dass man es kaum mehr würde kennen können. Denn was hat der gräuliche Feind, der Türke, für ein großes Stücke davon gerissen und jämmerlich verwüstet? Was für mächtige Städte und Landschaften haben die anderen benachbarten und mächtigen Könige davon gezwackt? Dennoch ist etwas übrig davon, dafür wir Gott zu danken haben und sollen uns wohl vorsehen, dass von wegen unserer großen Undankbarkeit gegen sein Wort, uns nicht auch das übrige vollends genommen und verderbe oder verwüstet werde, es geschehe jetzt gleich vom Türken oder von den benachbarten Königen oder auch durch innerliche Kriege und Aufruhr.)

9. Wenn uns der Herr Zebaoth nicht ein weniges ließe übriggeblieben, so wären wir wie Sodom und gleichwie Gomorrha {Röm 9v29}.

Wie Sodom: Das ist: Wo Gott mit seinem Zorn nicht eingehalten hätte und etwas übriges von uns bleiben lassen, als wie von einem großen Hagel so viel Getreide überbleibt, dass man kann die Äcker wiederum damit besäen. So wären wir gewisslich aus gerechtem Urteil Gottes ganz zugrunde gegangen: Gleichwie den gottlosen Einwohnern der Städte Sodom und Gomorra widerfahren, welche Gott mit Schwefel und Pech vom Himmel herab, um ihrer großen Schande und Laster willen, ausgerottet und vertilgt hat {1Mos 19}. (Diese Worte führt der Apostel Paulus ein {Röm 9}. Und lehrt daraus, dass niemand durch sein eigenes Verdienst selig werde. Denn wenn Gott nach seiner strengen Gerechtigkeit mit den Leuten handeln wollte, so wäre er ihnen allen miteinander nichts Weiteres schuldig als zeitliches und ewiges Verderben. Dass deswegen er unser verschont, haben wir solches seiner unermesslichen Güte zu danken. Denn obwohl nicht überall gleiche grobe Sünden und schändliche Laster getrieben werden, so zeigt doch auch Christus an {Mt 11}, dass diejenigen, welche Gottes Wort hören und dennoch nicht Buße tun, am Jüngsten Tage viel härtere Strafe zu erwarten haben als die Sodomiter selbst.)

10. Hört des Herrn Wort, ihr Fürsten von Sodom; nimm zu Ohren unseres Gottes Gesetz, du Volk von Gomorrha!

Hört: Jetzt wendet der Prophet seine Rede zu der heuchlerischen falschen Religion der Juden, dass er dieselbe ihnen vorhalten und also ihr Unrecht ihnen zu verstehen gebe.

Gomorra: Das ist: Ihre Obrigkeit und Untertanen, große Herren und der gemeine Mann, die ihr mit dem Namen zwar Israeliten heißt, aber mit der Tat euch wie die Sodomiter verhaltet, merkt auf und habt Acht auf mich, der ich euch das Wort unseres Gottes predigen und verkündigen will: Ihr steckt in Sünden bis über die Ohren, lebt in schändlichen Wollüsten, treibt großen Übermut, verachtet Gott und die Menschen und versäumt die Armen und helft den Unterdrückten nicht. Denn dass dies der Sodomiter Sünden gewesen, bezeugt der Prophet Hesekiel, Kapitel 16. (Diese scharfe Strafpredigt des Propheten lehrt uns, dass man nach Gelegenheit der Zuhörer bisweilen mit rauen Scheltworten anhalten muss. Wie auch der Apostel Paulus dem Tito befiehlt von den Cretensern {Tit 1} strafe sie scharf. Doch soll ein Kirchendiener auch das wohl in Acht nehmen, dass er es nicht mit der Schärfe angreife, wo er mit guten Worten und Sanftmut etwas erhalten kann. Im Gegenteil sollen die Zuhörer auch nicht dagegen murren, wenn sie hart in den Predigten angegriffen und gescholten werden: Denn wenn der Kranke nicht folgen will, da muss der Arzt einen Ernst gebrauchen und gehört auf einen grindigen Kopf eine scharfe Lauge.)

11. Was soll mir die Menge eurer Opfer? Spricht der Herr. Ich bin satt der Brandopfer von Widdern und des Fetten von den Gemästeten und habe keine Lust zum Blut der Farren, der Lämmer und Böcke {Jer 6v20 Am 5v21}.

Opfer: Der ich nicht bedarf und auch keine Lust daran habe.

Satt: Also dass ich auch einen Widerdruss und Ekel daran habe.

Blut: Das umher gesprengt und gegossen wird, wenn man opfert, dessen achte ich mich nicht, es gefällt mir auch nicht.

12. Wenn ihr hereinkommt zu erscheinen vor mir, wer fordert solches von euren Händen, dass ihr auf meinen Vorhof tretet?

Vor mir: In meinem Tempel, da der Gottesdienst gehalten und geübt wird.

Fordert: Wer begehrt solches, dass ihr zu meinem Tempel kommt? Denn es ist mir nicht angenehm und tut ihr mir keinen Dienst daran, dank euch der Teufel und kein anderer Heiliger.

13. Bringt nicht mehr Speiseopfer so vergeblich! Das Räucherwerk ist mir ein Gräuel; der Neumonden und Sabbate, da ihr zusammenkommt und Mühe und Angst habt, deren mag ich nicht.

Speiseopfer: Welches meistenteils von Semmel und Öl zugerichtet wurde {3Mos 2}.

Räucherwerk: Welches von Spezerei und wohlriechenden Sachen zugerichtet wurde.

Neumonden: Das ist: Die Feiertage, so ihr auf den ersten Tag eines jeden Monden haltet.

Kommt: Zur Anhörung des Gesetzes und zum Opfern.

Und Mühe: (Nach Luther) Das sind zwei Stücke des Teufels, Lügen und Mord oder falsche Lehre und unrechter Bann.

Angst habt: Denn es ist mir nicht angenehm, dass ihr aus Zwang mit vieler Arbeit den Gottesdienst verrichtet, welche eure Arbeit allerdings vergebens und umsonst ist.

14. Meine Seele ist feind euren Neumonden und Jahreszeiten; ich bin der selbigen überdrüssig; ich bin es müde zu leiden.

Jahreszeiten: Eure Feste, die ihr jährlich begeht und feiert, als Ostern, Pfingsten und Laubhütten. (Es waren aber die Feste und Opfer, samt den anderen Religionsübungen, welche der Prophet hier erzählt, alle miteinander von Gott im Gesetz geboten und dem israelitischen Volk auferlegt, dass sie solche halten und verrichten sollten: Dennoch werden sie hier verworfen, nicht dass sie an ihnen selbst böse wären, sondern dass sie von Gottlosen, heuchlerischen und unbußfertigen Leuten begangen und verrichtet wurden, dazu der Meinung geschahen, dass beide die Obrigkeit und das Volk sich selber überredeten, diese Zeremonien wären an ihnen selbst Gott so angenehm, dass er ihnen derselben halben gewogen bliebe, ob sie gleich in ihrer Heuchelei und gottlosen Leben verharrten. Auf gleichen Schlag können wir auch denen predigen, welche die Predigten des heiligen Evangelium hören, Psalmen in der Kirche singen, bei den Litaneien sich finden lassen und zum Abendmahl gehen, aber unterdes den Geiz, Neid, Hass, Hoffart, Geilheit, Fressen und Saufen, Unzucht und anderen Lastern nachhängen und ihr Leben nicht bessern. Denn die äußerlichen Gottesdienste gefallen Gott nicht, wo keine wahre Buße dabei ist.)

15. Und wenn ihr schon eure Hände ausbreitet, verberge ich doch meine Augen von euch; und ob ihr schon viel betet, höre ich euch doch nicht; denn eure Hände sind voll Blutes.

Ausbreitet: Im Tempel oder auch sonst an einem anderen Ort.

Verberge: Dass ich euch nach eurem Begehren nicht willfahren will.

Denn: Damit die Israeliten sich nicht beklagen möchten, warum sich Gott so hart gegen ihnen erzeigte, setzt er die Ursache hinzu.

Blutes: Das ist: Eure Handlungen sind voller Bosheit, Ungerechtigkeit, Unreinigkeit, Schande und Laster, da ist keine Gottesfurcht und keine wahre Gottseligkeit mehr in euch. (Denn durch das Blut wird hier die Befleckung der Sünden und abscheulichen Unreinigkeit derselben verstanden. Denn gleichwie der vor Gott und der Welt unrein geachtet wird und ist, dessen Hände mit unschuldigem Blut befleckt und besudelt sind, also ist auch derselbe unrein und abscheulich vor dem Angesicht Gottes, welcher in seiner Heuchelei oder in öffentlichen Lastern ohne Buße fortfährt.)

16. Wascht, reinigt euch, tut euer böses Wesen von meinen Augen, lasst ab vom Bösen {1Petr 3v11}!

Wascht: Jetzt zeigt der Prophet an, wie man ihm denn tun müsse, dass Gott unser Gebet erhöre. (Wir werden aber von unseren Sünden gewaschen und gereinigt, also dass sie uns nicht mehr zugerechnet werden, durch das Blut Jesu Christi, wenn wir rechtschaffene Buße tun und an ihn glauben. Denn Christus hat uns mit seinem Blut abgewaschen von unseren Sünden {Apg 1}, weil sein Blut uns von allen Sünden reinigt {1Joh 1}.)

Wesen: Legt eure Bosheit ab. Denn wir müssen auch unseren Glauben mit guten Werken bezeugen.

Bösen: Hört auf, wider Gottes Gebote mutwillig zu sündigen.

17. Lernt Gutes tun, trachtet nach Recht, helft dem Unterdrückten, schafft dem Waisen Recht und helft der Witwen Sache!

Gutes tun: Übt euch in dem Gehorsam der Gebote Gottes.

Trachtet: Nämlich ihr Untertanen, verhalte sich einer gegen dem anderen, wie recht und richtig ist.

Helft: Nämlich die ihr im Stande der Obrigkeit von Gott gesetzt seid, braucht eure Gewalt, die Gerechtigkeit zu schützen und die Unbilligkeit zu strafen.

Sachen: Dass ihr euch derselben treulich annehmt und ihnen Rechts geholfen seid.

18. So kommt dann und lasst uns miteinander rechten, spricht der Herr. Wenn eure Sünde gleich blutrot ist, soll sie doch schneeweiß werden und wenn sie gleich ist wie Rosinfarbe, soll sie doch wie Wolle werden.

Rechten: Denn ihr beschuldigt mich, dass ich ungnädig und ungütig sei, dieweil ich euer Gebet nicht erhören will. Aber die Schuld ist euer eigene und nicht meine. Denn wenn ihr Buße tut, so werdet ihr an meiner Güte und Gnade keinen Mangel spüren. (Dabei wir zu lernen haben, wie vonnöten sei, dass man die wahre Buße im Herzen mit der Tat beweise und dass man, wenn man sich bekehren will, keine neue gute Werke erdenken darf, sondern demselben fleißig nachsetze, was eines jeden Beruf, nach Anweisung des göttlichen Wortes, fordert.) * (Nach Luther) Gott muss immer Unrecht tun, (und diese verdrießlichen Worte von den Menschen hören) Sind wir doch fromm, warum strafst du uns denn so hart? Es ist die Strafe unserer Schuld nicht.

Blutrot: Das ist: Hässlich und abscheulich für Gottes Angesicht.

Schneeweiß: Das ist: Sie sollen so rein werden, dass euch sie Gott nicht mehr zurechnen wird. Denn Gott vertilgt der bußfertigen Sünden und achtet sie um Christi willen so rein, als wenn sie allerdings sauber wären und keine Makel mehr an ihnen hätten, weil denen, die an Christus glauben, ihre Sünden verziehen werden {Apg 10} und werden ihnen nicht mehr zugerechnet {Ps 32 Röm 4}.)

19. Wollt ihr mir gehorchen, so sollt ihr des Landes Gut genießen.

Gehorchen: Dass ihr meine Gebote zu halten euch befleißigt und euer Leben bessert, so will ich euch nicht allein die Sünden verzeihen, dass ihr nicht sollt ewig verdammt werden, sondern ich will euch auch reichlich segnen an euren Gütern, dass ihr in Friede und Ruhe alles vollauf und überflüssig haben sollt und im Lande Kanaan, als in einem guten fruchtbaren Lande, glücklich mit Freuden euer Leben hinbringen könnt.)

20. Weigert ihr euch aber und seid ungehorsam, so sollt ihr vom Schwert gefressen werden; denn der Mund des Herrn sagt es,

Schwert: Das ist: Über eure vorige erlittene Trübsal soll dies zuletzt auch noch dazu kommen, dass ihr durch der Feinde Schwert sollt jämmerlich erwürgt werden.

Sagt es: Welcher nie betrügt: Darum euch entweder die oben gesetzten Verheißungen oder Drohungen, nach dem ihr euch haltet, gewisslich treffen werden. (Darum die Bußfertigen in ihrem Unglück nicht allein nur Linderung empfangen, sondern auch vor dem herzunahenden Unfall behütet und mit allerhand Gütern reichlich überschüttet werden: Den Unbußfertigen aber werden die Strafen je länger je mehr gehäuft und beschwerlicher gemacht.)

21. Wie geht das zu, dass die fromme Stadt zur Hure geworden ist? Sie war voll Rechts, Gerechtigkeit wohnte darin, nun aber – Mörder {Mt 23v27}.

Wie: Jetzt folgt eine andere Predigt, in welcher der Prophet nicht allein über das gottlose Leben des Volkes, sondern auch über die durch Abgötterei veränderten Gottesdienste klagt, wie wir später noch in diesem Kapitel klar hören werden. Denn in Unterscheidung der prophetischen Predigten darf man nicht eben allewege ganz genau auf den Unterschied der Kapitel sehen, welche zu der Propheten Zeiten noch nicht gebräuchlich waren.

Fromme Stadt: Nämlich Jerusalem, welche Gott ihrem Herrn mit wahrem Glauben anhing.

Huren: Weil sie sich mit fremden und verbotenen Gottesdiensten, als mit einer Hurerei und Ehebruch, besudelt und verunreinigt hat.

Voll Rechts: Also dass die Obrigkeit Recht und Gerechtigkeit handhabte und die Untertanen ein aufrichtiges, ehrliches und gottseliges Leben untereinander führten, weil sie in der wahren Religion unterrichtet waren.

Mörder: Die haben sie jetzt inne und unter ihren Gewalt gebracht. Also so hat sich es mit der Stadt Jerusalem verkehrt, dass man nicht unrecht sagen möchte, es wäre kein Regiment mehr darin noch, dass man der Gerechtigkeit nachstrebe, sondern vielmehr zu einer schändlichen Mördergrube geworden, da je einer dem anderen nach Leib und Gut trachtet und darum zu bringen und zu betrügen begehrt: Denn man achtet sich ganz und gar keiner Gerechtigkeit noch Gottseligkeit mehr. (Hier merke man, in was große gräuliche Sünden, Schande und Laster, das Volk und die Gemeinde Gottes geraten kann, wenn Gott die Hand abzieht. Darum die Kirche an keinen gewissen Ort gebunden ist, noch auf besondere Personen besteht. Also ist auch die Stadt Rom, welche vor Zeiten eine heilige christliche Gemeinde hatte, so von den Aposteln darin gepflanzt und angerichtet worden, heutzutage ein Sitz des Antichristen und eine Bubenschule, in welcher allerhand gräuliche Sünden, Schande und Laster getrieben werden. Ich rede von den größeren Teil der Einwohner dort, denn mir zweifelt nicht, es sind noch etliche fromme Christen darin vorhanden, sonst wäre sie längst mit Feuer und Schwefel vom Himmel herab verbrannt worden.)

22. Dein Silber ist Schaum geworden und dein Getränk mit Wasser vermischt.

Schaum: Das ist: Die Lehre des göttlichen Wortes, welche wie Silber durch das Feuer bewehrt wird {Ps 12} ist allerdings mit menschlichen Träumen und Satzungen verfälscht, gleichwie die falschen Münzer die Münze fälschen: Und das Kirchenamt, welches wie ein köstlicher wohlschmeckender Wein der Menschen Herzen erfrischen und erfreuen soll, ist mit Eigendünkel und Aufsätzen der Menschen sehr gewässert und verderbt, gleichwie die untreuen Wirte den guten Wein zu wässern und zu verderben pflegen, dass man keinen rechten lebhaften Trost davon haben kann. (Eben also könnte man zu den Katholiken mit gutem Fug sagen: Euer Silber ist in ein Schaum der Menschensatzungen verkehrt worden. Und zu den Zwinglianern: Euer Wein ist mit philosophischen Eigendünkel vermischt und gewässert.)

23. Deine Fürsten sind Abtrünnige und Diebesgesellen; sie nehmen alle gerne Geschenke und trachten nach Gaben; dem Waisen Schafen sie nicht Recht und der Witwen Sache kommt nicht vor sie {2Mos 2 Jer 5v28 Sach 7v10}.

Fürsten: Als wollte er sagen: Im weltlichen Regiment geht es auch nicht viel besser zu. Denn welche in demselben oben an sitzen und denen die Monarchen des Reiches Geschäfte aufzulegen und heim zustellen pflegen, sind Gottlose, die sich weder Gottes noch seines Wortes achten und lassen allen Betrug vorgehen, sehen mit den Amtleuten, welche Diebesgriffe, Räuberei und allerlei Ungerechtigkeit benutzen, durch die Finger sehen, weil sie auch einen Nutzen davon haben.

Geschenke: Damit sie sich bestechen lassen, dass sie der Gerechtigkeit nicht nachstreben.

Trachten: Das ist: Sie gehen nur damit um, wie sie Lohn der Ungerechtigkeit von denen herausbringen, welchen sie in ihrer bösen Sache beigestanden und geholfen haben.

Kommt nicht: Das ist: Der armen und elenden Leute, die nichts haben, dass sie ihnen schenken könnten, achten sie sich wenig und helfen sie zu keinem Rechten, ja sie begehren ihr Vorbringen nicht anzuhören, weil es ihnen kein Geld einträgt. (Dergleichen Leute findet man auch noch heutigentags unter den Räten an Fürsten und Herren Höfen und unter den Rechtsgelehrten: Welche an keine Gottesfurcht denken und der Armen Not ihnen wenig angelegen sein lassen, dass sie denselben in ihrer gerechten Sache begehrten beizustehen. Sondern begeben sich nur allerdings darauf, wie sie mögen großen Reichtum zusammenbringen und gutes Leben haben. So findet man wohl auch unter den Königen und Fürsten etliche, weiche sich der Regierung nicht viel annehmen, sondern nur mit Jagen, Bankettieren und allerhand Wollüsten ihr Leben zubringen.)

24. Darum spricht der Herr Zebaoth, der Mächtige in Israel: O weh! Ich werde mich trösten durch meine Feinde und mich rächen durch meine Feinde;

Darum: Jetzt folgen die göttlichen Drohungen über die vorgemeldeten Sünden.

Mächtige: Dem alle Kreaturen unterworfen sind und eine unzählige Menge der Engel ihm auf den Dienst warten.

Rächen: Will so viel sagen: Es tut mir weh, dass ich mein Volk wider meinen Willen strafen muss, weil meine Gerechtigkeit solches fordert, da ich ihm viel lieber Gutes tun wollte. Aber dieweil es je nicht anders sein kann, so tröste ich mich dessen, dass ich meine Feinde, die gottlose Heiden, als eine Rute und Geißel, dazu kann gebrauchen, bis mein Volk gedemütigt werde und sie bekehre, damit ich es alsdann wiederum zu Gnaden aufnehme und die Rute ins Feuer werfe.

Durch: (Nach Luther) Das ist: Meine Feinde, die Chaldäer und andere Könige müssen mich rächen an meinem Volk.

25. und muss meine Hand wider dich kehren und deinen Schaum aufs lauterste fegen und all dein Zinn wegtun

Kehren: Das ich dich mein Volk Israel mit einer scharfen Züchtigung heimsuche.

Zinn: Damit dein Silber gefälscht wurde: Als wollte er sagen: Ich will durch viel Trübsal dich dahin dringen, dass du alle Menschensatzungen und falschen Gottesdienste wirst müssen fahren lassen und die rechte Religion allein annehmen, wie sie in meine Worte vorgeschrieben ist, nach welcher du dein Leben anstellen sollst.

26. und dir wieder Richter geben, wie zuvor waren und Ratsherren wie im Anfang. Alsdann wirst du eine Stadt der Gerechtigkeit und eine fromme Stadt heißen.

Anfang: Das ist: Ich will dir zur selben Zeit getreue und gerechte Obrigkeiten und Regenten geben, die dir ebenso treulich vorstehen sollen, als vor Zeiten die frommen Richter und andere gottselige Obrigkeiten in diesem Volk getan, die recht und wohl regiert haben. (Denn Gott lässt die Verfolgungen vorgehen, dass er seine Kirche reinige.) Und hat solche Weissagung zum Teil seine Erfüllung gereicht, da die Israeliten in die Babylonische Gefangenschaft hinweggeführt wurden, in welcher sie ihre Sünden, die sie getan, ernstlich bereut, nämlich ihre Abgötterei und andere Laster, damit sie Gott erzürnt hatten: Und da sie durch wahre Buße sich bekehrt, sind ihrer etliche wieder in das jüdische Land gekommen, da sie den rechten Gottesdienst wieder angerichtet und eine Zeit lang fromme und gottselige Regenten hatte haben. Aber solche Erlösung und Wiederaufrichtung der Religion und des Regiments, hat eine kurze Zeit gewehrt, weil bald später es alles wieder umgeschlagen und je länger je ärger mit ihnen wurde. (Darum versteht der Prophet unter dieser Reformation und Wiederaufrichtung aller Sachen, besonders die evangelische Reformierung, welche geschehen ist, als die Apostel in die ganze Welt ausgeschickt worden und den Anfang das Evangelium zu predigen zu Jerusalem gemacht haben, danach aber an allen Orten auf Erde Christo dem Sohn Gottes eine Kirche gesammelt, welche unter den Namen der Stadt Jerusalem hier an diesem Ort und anderswo mehr angedeutet und verstanden wird. Darum man auch durch die Richter und Ratsherren, besonders und zuvorderst, die Apostel verstehen muss, welche durch die Predigt des Evangeliums das Reich Christi in der ganzen Welt angerichtet und ausgebreitet haben.)

Heißen: Das ist: damals wirst du das Lob haben, dass du eine solche Stadt seist, darin Recht und Gerechtigkeit, samt der wahren Frömmigkeit im Schwange gehe.

27. Zion muss durch Recht erlöst werden und ihre Gefangenen durch Gerechtigkeit,

Erlöst: Das ist: (Die christliche Kirche, welche durch die Stadt Jerusalem, darin der Berg Zion liegt, verstanden wird, soll aus dem Gefängnis des Satans und von der Sünden Banden erlöst und errettet werden, nicht zwar mit äußerlichen Gewalt, sondern mit Recht und Gerechtigkeit. Denn der Sohn Gottes wird durch die Vergießung seines Blutes und mit seinem allervollkommensten Verdienst der ganzen Welt Sünde versöhnen und abtilgen und dafür aufs allerreichlichste genug tun, also dass ein jeder, der durch den Glauben ein Glied der christlichen Kirche sein wird, um des Erlösers Christi willen das ewige Leben wird erlangen. Aber die Gottlosen und Ungläubigen werden in alle Ewigkeit verdammt werden.)

28. dass die Übertreter und Sünder miteinander zerbrochen werden und die den Herrn verlassen, umkommen.

Übertreter: Welche von seinem Wort abweichen und demselben nicht Glauben geben noch gehorsam sein wollen.

Zerbrochen: Dass sie zugrunde gehen und ins ewige Verderben gestürzt werden. (Denn wer an den Sohn Gottes nicht glaubt, der wird das Leben nicht sehen {Joh 3}. Und häufen die Gottlosen sich selbst den Zorn Gottes auf den Tag des Zorns, das ist, sie bringen sich ins endliche und ewige Verderben {Röm 2}.)

29. Denn sie müssen zuschanden werden über den Eichen, da ihr Lust zu habt und schamrot werden über den Gärten, die ihr erwählt,

Eichen: Das ist: Über den Götzen, die sie bei den Eichen und in den Wäldern verehren. Will so viel sagen: Ihr, die ihr bisher die Götzen verehrt und angebetet und hin und wieder in den Lustgärten und anderen anmutigen Orten wider das ausdrücklichen Wort Gottes selbst erwählte Gottesdienste angerichtet habt, werdet darüber zu Schimpf und Spott werden und endlich zugrunde gehen. Denn ihr weder Hilfe noch Trost von ihnen werdet erlangen können.

30. wenn ihr sein werdet wie eine Eiche mit dürren Blättern und wie ein Garten ohne Wasser;

Dürren: Da sie zwar erstlich das Ansehen hatte, als ob sie tief und fest eingewurzelt wäre, aber später verdorrt ist und nichts mehr zu erwarten hat, denn dass man sie abhaue und ins Feuer werfe.

Ohne Wasser: Also dass er alle seine grünende Kraft verliert und dürre wird, wenn er nicht mehr kann gewässert werden.

31. wenn der Schutz wird sein wie Werg und sein Tun wie ein Funke und beides miteinander angezündet werde, dass niemand lösche.

Schutz: (Nach Luther) Ist ihr Abgott.

Werg: Das ist: Eure falsche Religion und andere menschliche Hilfe, darauf ihr euch verlasst, werden euch so gar nichts nützen, dass sie vielmehr sein werden wie Werg vom Flachs, in welches ein Funke von dem Feuer des Zorns Gottes gefallen ist, davon es allerdings verzehrt wird und nicht kann gelöscht werden, bis es ganz und gar verbrannt ist. (Es versteht aber der Prophet Jesaja, nach seiner prophetischen Art, durch die Abgötterei und selbsterwählten Gottesdienste allerlei falsche Religion und zeigt an, dass der so nicht all sein Vertrauen auf den einzigen Mittler und Erlöser Christus setzt und seinem Worte Glauben gibt, in alle Ewigkeit verderben und umgekommen werde, in einem Feuer, das niemals verlöscht {Joh 3 Mk 9}.)

Tun: (Nach Luther) Ist ihr Gottesdienst und Abgötterei, wie alle Gottlosen haben.


Das 2. Kapitel

  • Erstlich weissagt er von den Heiden, dass sie in großer Anzahl der christlichen Kirche zulaufen werden. v. 1.
  • Und ermahnt die Juden, dass sie auch das Evangelium Christi annehmen sollen: Verkündigt ihnen aber daneben auch zuvor, dass Gott den größeren Teil des jüdischen Volkes um ihrer übermachten Bosheit willen verstoßen werde. v. 5.
  • Und lehrt, wie die Majestät und Herrlichkeit Christi, der ganzen Kirche werde kundgetan werden. v. 11.

1. Dies ist es, das Jesaja, der Sohn Amoz, sah von Juda und Jerusalem:

Sah: Das ist: Dies ist die Weissagung, welche dem Propheten Jesaja offenbart wurde, von Sachen, die im Königreich Juda sich zutragen sollten und den Bürgern zu Jerusalem, das ist den Israeliten, begegnen würden.

2. Es wird zur letzten Zeit der Berg, da des Herrn Haus ist, gewiss sein, höher denn alle Berge und über alle Hügel erhaben werden; und werden alle Heiden dazu laufen {Mi 4v1},

Letzten Zeit: Wenn der Messias kommen wird. (Er nennt aber die letzte Zeit, das dritte und letzte Alter der Welt, in welchem Christus ist geboren worden. Denn nach seiner ersten Zukunft haben wir nichts Weiteres zu erwarten als seine andere Zukunft und der Welt Ende. Und sagt, dass der Berg, da des Herrn Haus oder Tempel ist, höher oder herrlicher sein werde, denn andere Berge, weil Christus Gott und Mensch selber in demselben Tempel predigen und samt seinen Aposteln zu Jerusalem gewaltige Wunderwerke tun würde: Da auch die Apostel den Heiligen Geist empfangen sollten: Und soll die Predigt des Evangeliums (in Maßen bald später folgt) von Jerusalem ausgehen und durch die ganze Welt ausgebreitet werden. So ist zwar die erste christliche Kirche zu Jerusalem durch der Apostel Predigt gepflanzt worden, besonders durch die, welche Petrus aufs Pfingstfest gehalten {Apg 2}.)

Gewiss sein: (Nach Luther) Dass man nicht hier und da darf hinlaufen, sondern gewiss Gott finden wird.

3. und viele Völker hingehen und sagen: Kommt, lasst uns auf den Berg des Herrn gehen, zum Hause des Gottes Jakobs, dass er uns lehre seine Wege und wir wandeln auf seinen Steigen! Denn von Zion wird das Gesetz ausgehen und des Herrn Wort von Jerusalem.

Laufen: Zu demselben Berge in großer Anzahl. Als wollte er sprechen: (Es werden sich aus allen Völkern ihrer viele und eine große Menge zu der christlichen Kirche versammeln, welcher gleichsam Fundament oder Grundfeste zu Jerusalem soll gelegt werden. Weil er aber sagt, dass die Heiden und allerlei Völker dazu laufen werden, gibt er damit zu verstehen, dass die Menschen nicht gezwungen, sondern freiwillig das Evangelium Christi werden annehmen. Und versteht der Prophet unter dem Namen der Stadt Jerusalem die christliche Kirche, sie sei gleich wo und an welchem Ort sie wolle auf Erde, da sie durch die Predigt des Evangeliums versammelt wird.) * (Nach Luther) Wie Wasser läuft mit Gewalt und selbst frei.

Kommt: Also werden die Völker sich untereinander ermahnen, dass sie sich zu der wahren Kirche Gottes verfügen sollen.

Lehre: Denn wir werden aus dem Evangelium Christi den rechten Weg zur Seligkeit lernen können und welchergestalt man Gott recht dienen müsse: Der uns auch als denn seinen Heiligen Geist geben wird, dass wir in seinen Geboten wandeln. Solches und dergleichen (will der Prophet sagen) werden die Leute vorgeben.

Wort: Denn das Evangelium, welches Gottes Wort ist und hier unter dem Wörtlein Gesetz auch begriffen und verstanden wird (weil dasselbe bisweilen in allgemeines eine jede Lehre bedeutet), soll von Jerusalem durch die ganze Welt ausgebreitet werden und mit seinem lieblichen Geruch viele Heiden zum Erkenntnis Christi locken. (Wer deswegen dem Evangelium glaubt, welches zu Jerusalem ist gepredigt worden, davon noch etliche Predigten in den Geschichten der Apostel vorhanden sind, der glaubt dem unfehlbaren Worte Gottes und wandelt auf dem rechten Wege zum ewigen Leben, wie derselbe von Gott selber ihm gezeigt wird.)

4. Und er wird richten unter den Heiden und strafen viele Völker. Da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Denn es wird kein Volk wider das andere ein Schwert aufheben und werden fort nicht mehr kriegen lernen.

Er: Nämlich Christus: Der wird durch sein Wort über viele Völker herrschen und durch den Heiligen Geist (im Kirchenamt) die Welt strafen um die Sünde, um die Gerechtigkeit und um das Gericht {Joh 16}. Denn durch das Richten und Strafen wird die Regierung und Herrschaft Christi angedeutet.

Sie: Nämlich die Völker, so zu Christo bekehrt sind.

Sicheln: Also ganz werden sie in gutem Friede und Ruhe miteinander leben. Will so viel sagen: (Welche das Evangelium Christi mit Ernst annehmen werden, die werden sich miteinander vereinigen und in solcher Einigkeit immer verharren, ob sie wohl vor der Zeit die ärgsten Feinde wider einander gewesen. Ein solcher Friede ist durch die Predigt des Evangeliums zwischen Juden und Heiden gemacht worden, dass sie die folgende Zeit einander herzlich lieb gewonnen und die Heiden den bekehrten Juden in der teuren Zeit Hilfe geleistet und reiche Almosen aus Griechenland in Judäa geschickt haben, wie der Apostel Paulus bezeugt {2Kor 8 9}. Es wird aber darum hier nicht eine Möncherei oder wiedertäuferischen Schwärmerei gelehrt, als ob alle Kriege aufgehoben und durchaus verboten wären. Denn obwohl das Evangelium aller rechtschaffenen gottseligen Leute Herzen und Gemüter zusammen vereinigt und verbindet, so hebt es doch darum das Amt der Obrigkeit nicht auf {Röm 13} und steht einer Obrigkeit Amts wegen zu, dass sie rechtmäßige und notwendige Kriege führe.)

5. Kommt ihr nun vom Hause Jakobs, lasst uns wandeln im Licht des Herrn!

Kommt: Jetzt wendet sich Jesaja zu den Juden und ermahnt sie, dass sie das Evangelium Christi annehmen sollen.

Hause: Die ihr von dem Stamm und Geschlecht des Patriarchen Jakobs hergekommen seid und denen besonders der Messias ist verheißen worden, sollt denselben Euren Heiland, der euch angeboten wird, nicht ausschlagen, sondern vielmehr ein Verlangen nach ihm haben und ihn mit Willen annehmen.

Licht: Als wollte er sagen, lasst uns das Licht des Evangeliums von Jesu Christo (welcher der rechte Jehova und der wahre ewige Gott ist) vorleuchten zum ewigen Leben. Denn wer desselben sein Evangelium verachtet, der wird immer im Finsteren wandeln und im ewigen Tode verderben.

6. Aber du hast dein Volk, das Haus Jakobs, lassen fahren; denn sie treiben es mehr denn die gegen dem Aufgang und sind Tagewähler, wie die Philister und machen der fremden Kinder viel.

Aber: Ob ich wohl (will der Prophet sagen) die Juden treulich ermahne und sie dessen erinnere, was zu ihrer Seligkeit ihnen dienlich und förderlich sein mag, so merke ich doch aus Offenbarung des Heiligen Geistes so viel, dass ich wenig ausrichte. Weil ihrer eine geringe Anzahl sich zu Christo bekehren. Die anderen aber in ihrem gottlosen Wesen verharren und immer fortfahren werden.

Fahren: Aus deinem gerechten Urteil und wirst du die Israeliten in ihrer verstockten Blindheit bleiben lassen, um ihrer übermachten Bosheit willen.

Aufgang: Welche Völker sich dennoch auch auf viel und mancherlei Aberglauben gelegt haben, aber die Israeliten übertreffen sie weit.

Fremden: Will so viel sagen: Da sie sollten ihren höchsten Propheten Christus hören, von welche Mose, 5. Mose 18. geweissagt hat, so verachten sie denselben, ja verstoßen ihn und folgen ihren Hohepriestern, Schriftgelehrten, Pharisäern, Rabbinen und anderen Gottlosen verführerischen und falschen Lehrern, dass vor Gott gleich so ein abscheulich Ding ist, als wenn man die Propheten aus der acht ließe und den Wahrsagern oder Schwarzkünstlern nachliefe, welches Laster Gott im Gesetz Mose mit dem Tode zu strafen befohlen. Und sind sie (die Israeliten) nicht mehr rechte natürliche Kinder der Patriarchen, weil sie derselben Glauben und Frömmigkeit nicht folgen {Joh 8}, sondern sind meistenteils fremde Kinder, die aus der Art schlagen, welche Gott richtig verwirft und für keine rechten Kinder der Patriarchen erkennt. Und redet der Prophet Jesaja hier von zukünftigen Sachen, als wenn sie schon vergangen und vorüber wären, wie denn hin und wieder bei den Propheten gebräuchlich ist von wegen der Gewissheit ihrer Weissagungen, dass sie so gewiss erfüllt werden, als ob sie schon geschehen wären.

Kinder viel: (Nach Luther) Das sind Kinder der falschen Lehre und Abgötterei, die mehr Missglaubens haben denn die Heiden gegen Morgen.

7. Ihr Land ist voll Silber und Gold und ihrer Schätze ist kein Ende; ihr Land ist voll Rosse und ihrer Wagen ist kein Ende.

Voll Silber: Denn dies Volk sucht das Reich Gottes nicht, sondern lauert nur darauf, wie es möge viel Geld und Gut und einen großen Schatz sammeln.

Rosse: Das ist: Das jüdische Volk trachtet nicht nach der wahren Erkenntnis Gottes und achtet sich keiner Frömmigkeit oder Gottseligkeit, sondern hat nur Lust zum Kriege, dass es mit Streiten einen Ruhm erjagen möge. Dass es aber mit den Juden zur Zeit, da Christus Mensch worden, also beschaffen gewesen, bezeugt ihr Geschichtsschreiber Josephus mit allen Umständen.

8. Auch ist ihr Land voll Götzen und beten an ihrer Hände Werke, welches ihre Finger gemacht haben.

Hände Werke: Nämlich der Bilder: Als wollte er sprechen: Sie haben den Gottesdienst mit ihrer Heuchelei und gottlosen Wesen gefälscht und sind vor Gott ebenso abscheulich geworden, als wenn sie hölzern, steinen, silbern oder goldene Götzen angebetet hätten. Denn der Prophet braucht solche Wort, wie sie zu seiner Zeit üblich gewesen, damit er des jüdischen Volkes gottloses Wesen und übermachte Bosheit will an Tag geben. Weil die Abgötterei und die zäuberischen Künste bei den frommen Israeliten damals für ein Scheusal gehalten wurden.

9. Da bückt sich der Pöbel, da demütigen sich die Junker. Das wirst du ihnen nicht vergeben.

Junker: Das ist: Es haben sich Kleine und Große mit gräulicher Bosheit und abscheulichem gottlosen Wesen befleckt, welche Sünden und Laster du Gott ihnen nicht verzeihen wirst, sondern sie also in ihrem verstockten Tun lassen bleiben und fortfahren, dass sie in Ewigkeit verderben. (Weil demnach auch heutzutage im Römischen Reich ihrer viele das Wort Gottes verachten und zu verführerischer Lehre Lust haben, viele aber Maulchristen sind und mit dem schlechten Namen sich begnügen lassen. Der meiste Teil auch dahin trachtet, wie er genügend Geld und Gut zusammenbringe. Andere nur Krieg und Unfriede begehren. Eine große Anzahl, die Götzen verehrt, die verstorbene Heiligen anruft, mit dem gottlosen Amt der Messe Gott erzürnt und beide Groß und Klein in Schande und Lastern ihr Leben zubringen: So haben wir uns auch wohl vorzusehen, dass uns nicht eben dasselbe widerfahre, was vor Zeiten den Juden begegnet ist: Dass wir nämlich von Gott verstoßen werden und um unseres gottlosen Wesens willen ewige Strafe leiden müssen.)

10. Gehe hin in den Felsen und verbirg dich in der Erde, vor der Furcht des Herrn und vor seiner herrlichen Majestät!

Gehe: Nämlich du verkehrtes und verstocktes Volk der Juden.

Majestät: Will so viel sagen: Die Juden werden in ihren großen Ängsten aus Verzweiflung begehren sich in den Höhlen der Erde und Felsen zu verkriechen, vor der schrecklichen Majestät Gottes, wenn er an ihnen, um ihrer verstockten Bosheit willen, Rache üben wird. (Solche Schrecken und Zittern haben die Juden empfangen zu Zeiten der Kaiser Vespasiani und Titi, da Gott seinen Zorn über sie ausgeschüttet hat. Von welcher Angst Christus den Juden auch mit fast dergleichen Worten weissagt, da er spricht in Lukas. 23. Denn werden sie anfangen zu sagen, zu den Bergen, fallt über uns und ihr Hügel bedeckt uns. Welche unglaubliche Angst, Schrecken und Verzweiflung alle Gottlosen völlig empfinden und erfahren werden am Jüngsten Tage, wenn sie werden sehen des Menschen Sohn kommen in seiner Majestät zu richten die Lebendigen und die Toten.)

11. Denn alle hohen Augen werden erniedrigt werden und was hohe Leute sind, wird sich bücken müssen; der Herr aber wird allein hoch sein zu der Zeit.

Hoch sein: Das ist: Alsdann wird unser Herr Jesus Christus, Gottes und des Menschen Sohn, sitzen zur Rechten des Vaters, den Stolz des jüdischen Volkes (welches er unter die hohen Augen versteht) darnieder legen und den Übermut der Vornehmsten im selben Volk (welche er durch die hohen Leute andeutet) stürzen. Also, dass sie alle miteinander ins äußerste Verderben geraten werden: Aber die Majestät des Herrn und Jehova, Jesu Christi, wird durch die Predigt des Evangeliums allein gerühmt und hervorgezogen werden, da der Juden heuchlerische Religion unterdes zu Boden gestürzt und zugrunde gegangen ist.

12. Denn der Tag des Herrn Zebaoth wird gehen über alles Hoffärtige und Hohe und über alles Erhabene, dass es erniedrigt werde,

Zebaoth: Das ist: Der Heerscharen. Weil alle Kreaturen und besonders der heiligen Engel eine unzählige Menge ihm auf den Dienst warten und gleichsam unter seinem Panier zu Felde liegen.

Erniedrigt: Und mit Schanden bestehen, wer zuvor im selben Volk hoch hergefahren und von wegen einer Weisheit, Gerechtigkeit oder Macht und Stärke, die er an ihm zuhaben sich selber beredet, Übermut getrieben und damit geprangt hat.

13. auch über alle hohen und erhabenen Zedern auf dem Libanon und über alle Eichen in Basan,

Zedern: Das ist: Was man in diesem Volk hoch, vortrefflich und stark zu sein meinten, dass wird Gott der Herr herunterstürzen und darnieder werfen, wenn die Zeit der göttlichen Rache herzu nahen wird.

14. über alle hohen Berge und über alle erhabenen Hügel,

Berge: Das ist: Auch die selbigen Orte, an welchen sie die Übungen ihrer Religion hatte (besonders aber der Tempel zu Jerusalem, auf dem Berge Zion) werden allerdings zerstört werden. Denn der Prophet braucht solche Sprache und Worte, die zu seiner Zeit üblich waren: Weil die Juden damals auf Bergen und Hügeln wider das ausdrückliche Wort Gottes zu opfern pflegten. Gibt deswegen zu verstehen, dass die jüdische Religion fallen werde.

15. über alle hohen Türme und über alle festen Mauern,

Mauern: Das ist: Ihre festen Städte und Schlösser werden auch zerstört werden. (Denn es können keine Festungen wider den Zorn Gottes bestehen.)

16. über alle Schiffe im Meer und über alle köstliche Arbeit,

Meer: Denn er wird ihren ganzen Handel und Kaufmannschaft, zu Wasser und zu Lande darnieder legen und ihre Einkommen hinwegwenden und zerstreuen.

Arbeit: Was sie ihnen zur Zierde und zu ihrer Wollust zu bereitet haben, das wird alles verwüstet, verdorben und zunichtegemacht werden. Wer nun den jüdischen Geschichtsschreiber Josephum von des jüdischen Landes Verwüstung und der Stadt Jerusalem Zerstörung liest, der wird bekennen müssen, dass der Prophet hier den ganzen Handel mit wenig Worten gleichsam vor die Augen gemalt habe.

17. dass sich bücken muss alle Höhe der Menschen und demütigen, was hohe Leute sind und der Herr allein hoch sei zu der Zeit.

Alle Höhe: Ist einerlei Meinung mit dem vorigen und nur mit etwas veränderten Worten wiederholt.

18. Und mit den Götzen wird es ganz aus sein.

Aus sein: Das ist: Ihre gottlose Religion, welche voller Heuchelei steckt, wird allerdings zugrunde gehen. Denn der Prophet abermals Worte gebraucht, die zu seiner Zeit üblich gewesen und will mit der Götzen Namen ihre falsche Religion zu verstehen geben. So haben die Juden von der Zeit an, da die Stadt Jerusalem das letzte Mal zerstört worden, kein Opfer mehr geopfert.

19. Da wird man in der Felsen Höhlen gehen und in der Erde Klüfte vor der Furcht des Herrn und vor seiner herrlichen Majestät, wenn er sich aufmachen wird, zu schrecken die Erde {Lk 23v30}.

Gehen: Dass die Juden aus Zagheit und Verzweiflung begehren zu fliehen und sich zu verbergen.

Er) Nämlich der Herr Christus, sitzend zur rechten Gottes, dass er an seinen Feinden, den Juden, Rache üben wird. (Denn obwohl die Gottlosen sehr trotzig, übermütig und halsstarrig sich erzeigen, weil es ihnen gut geht und das Glück auf ihrer Seite ist. So zittern und zagen sie doch, wenn das Glück sich von ihnen wendet und die göttlichen Strafen hereinfallen, dass sie nicht wissen, wo aus oder ein.)

20. Zu der Zeit wird jedermann wegwerfen seine silbernen und goldenen Götzen, die er ihm hatte machen lassen anzubeten, in die Löcher der Maulwürfe und der Fledermäuse,

Wegwerfen: Denn die Juden werden zur selben Zeit endlich merken und innewerden mit ihrem großen Spott und Schaden, dass bei ihrer falschen und heuchlerischen Religion keine Hilfe zu hoffen sei und werden verzagen.

21. auf dass er möge in die Steinritzen und Felsklüfte kriechen vor der Furcht des Herrn und vor seiner herrlichen Majestät, wenn er sich aufmachen wird, zu schrecken die Erde.

Kriechen: Diese Meinung ist kurz zuvor auch gesetzt worden, wird aber von dem Propheten darum wiederholt, auf dass die Juden daraus abnehmen sollen, wie solche schrecklichen Drohungen gewisslich über sie kommen werden. (Denn man muss einem gottlosen Volk die göttlichen Drohungen wohl einbilden und schärfen, ob vielleicht etliche unter ihnen sich zur Buße bewegen ließen.) Und wenn die Juden zurzeit, da der Sohn Gottes Mensch geworden, diese göttliche Drohungen gelesen hätten und denselben Glauben geben, so würden sie sich Christo nicht so halsstarrigerweise widersetzt haben: Wie sie denn der Prophet am Ende dieses Kapitel fleißig und treulich warnt, dass sie es nicht tun sollen.

22. So lasst nun ab von dem Menschen, der Odem in der Nase hat; denn ihr wisst nicht, wie hoch er geachtet ist.

Menschen: Nämlich von dem Sohn Maria, Jesu Christo, welcher auch der ewige Sohn Gottes ist, dass ihr ihn nicht weiter verfolgt.

Nasen: Das ist: Welcher über seine verstockten Feinde gräulich zürnt und vor dessen Zorn man sich fleißig hüten soll {Ps 2}.

Geachtet ist: Als wollte er sagen: (Der Mensch Jesus Christus ist in der Wahrheit so hoch zu schätzen, dass ihm kein anderer auf dieser Welt mag verglichen werden. Denn wenn man seine Gottheit betrachtet, so ist er wahrer Gott von Ewigkeit und mit dem Vater eines Wesens: Will man denn seine Menschheit ansehen, so ist die selbige in der Einigkeit der Person von dem Sohn Gottes aufgenommen worden und zur Rechten Gottes gesetzt, dass er auch, als ein Mensch, samt Gott dem Vater mit unendlicher Gewalt regiert. Und ist eben derselbe, welcher gegen den bußfertigen Sündern gnädig sich erzeigt und leicht sich versöhnen lässt, den Unbußfertigen ein strenger Richter. Darum sollen wir uns ihm vielmehr demütig unterwerfen, als dass wir ihm halsstarrigerweise widerstreben wollten. Dass aber die Propheten von zukünftigen Sachen reden, als ob sie gegenwärtig sich zutrügen oder bereits sich begeben hätten, ist zuvor angezeigt worden, dass es geschehe, von wegen der unfehlbaren Gewissheit ihrer Erfüllung.)


Das 3. Kapitel

  • Der Prophet verkündigt den Juden allerlei Unglück zuvor, besonders aber den Verlust weiser und verständiger Männer. v. 1.
  • Und erzählt die Sünde, welche sie in Unbußfertigkeit begingen, ja sich derselben noch rühmten. v. 5.
  • Besonders aber schilt er auf der Weiber üppige Pracht und droht den Männern, dass sie sollen zu Tode geschlagen, den Weibern aber, dass sie werden gefangen hinweggeführt werden. v. 16.
  • Am Ende setzt er eine Weissagung hinzu, das von der Juden Niederlage wenige Männer überblieben werden. v. 25.

1. Denn siehe, der Herr Zebaoth wird von Jerusalem und Juda nehmen allerlei Vorrat, allen Vorrat des Brot und allen Vorrat des Wassers {3Mos 26v26},

Denn siehe: Dies Kapitel hängt an dem vorigen. Der Mensch Jesus Christus (will der Prophet sagen), welcher auch der Herr Jehova und wahrer Gott ist, den ihr werdet verachten und ans Kreuz schlagen, der wird euer ganzes Königreich von euch reißen und ausrotten.

Zebaoth: Das ist: Der Heerscharen: Weil alle Kreaturen, besonders aber die Engel in unzähliger Menge ihm auf den Dienst warten und gleichsam unter ihm zu Felde liegen.

Nehmen: Das ist: Gott der Herr wird den Juden einen Hunger und teure Zeit ins Land schicken, dass sie solcher Sachen werden in Mangel stehen, die zur Unterhaltung dieses zeitlichen Lebens notwendig fordern werden. (Es pflegt aber oft, wenn ein Land oder Königreich bald untergehen soll, vielfältige und langwierige Teuerung vorher zu gehen, dadurch Gott die Menschen zur Buße lockt. Und weissagt der Prophet an diesem Ort nicht allein von denen Zeiten, da das jüdische Volk allerdings von Gott verstoßen worden, wie in der letzten Zerstörung der Stadt Jerusalem geschehen, sondern redet auch von dem trübseligen Zustande, welcher sich unter dem Könige zu Babel Nebukad Nezar begeben: Denn dieselbe Verheerung ist gleichsam ein Vorbild und Vortrab gewesen der letzten Zerstörung. Und gleichwie Christus {Mt 24} die Zerstörung der Stadt Jerusalem und das Ende der Welt aneinanderhängt, also begreift auch der Prophet hier die erste und letzte Zerstörung derselben Stadt mit einer Weissagung.)

Sieben: Das ist: Ihrer viele und eine große Anzahl. Denn es wird eine gewisse Zahl für eine ungewisse gesetzt. Als wollte er sagen: Es werden so wenige Mannspersonen übrig sein und bleiben, weil sie meistenteils im Kriege umgekommen sind, dass viele Weibspersonen einen Mann ansprechen und bitten werden, dass er sie zur Ehe nehmen wolle, damit sie einen Beschützer haben und der Schmach der Unfruchtbarkeit oder des Witwenstandes entfliehen mögen und werden ihre Wort ungefähr auf solche Weise vorbringen: Wir wollen dir nicht überlästig oder beschwerlich sein, wollen uns Kleider und Nahrung durch unsere Handarbeit verschaffen. Lass es nur allein zu, dass wir deine Weiber sind und heißen mögen, damit wir nicht ohne einen Mann und Beschützer von jemand verachtet werden und unrechter Gewalt gewärtig sein müssen. (Darum, wann ehrliche Matronen sich besorgen, dass sie nicht mögen etwa in Witwenstand geraten, so sollen sie sich vor aller Üppigkeit und gottlosen Wandel hüten.)

2. Starke und Kriegsleute, Richter, Propheten, Wahrsager und Älteste,

Starke: Das ist, Gott wird ihnen auch keine vortrefflichen tapferen Helden mehr lassen, die von wegen ihrer großen Taten, so sie im Kriege verrichtet, berühmt und in großem Ansehen sind.

Wahrsager: Das ist: Weise und sinnreiche Männer, die gleichsam aus allerlei Mutmaßungen, von dem künftigen Ausgang eines Dinges etwas zuvor anzeigen können. Denn das Wörtlein Wahrsager wird hier in einem guten Verstand gesetzt und heißt ebenso viel, als weise und verständige Leute.

Ältesten: Das ist: Er wird auch diejenigen hinwegnehmen, welche durch viele der Jahre und mancherlei Erfahrenheit einen herrlichen Verstand bekommen haben und dem Regiment mit ihren heilsamen Ratschlägen nützlich sein könnten.

3. Hauptleute über fünfzig und ehrliche Leute, Räte und Weise, Werkleute und kluge Redner.

Werkleute: Das ist: Allerlei gewaltige Kriegsobersten, ansehnliche ernsthafte Männer, weise Ratgeber, vortreffliche und ausbündige Künstler und die mit ihrer Wohlredenheit anderer Leute dahin bewegen können, dass sie nützlichen Vorschlägen Gehör geben. Solche Leute alle miteinander (spricht der Prophet) wird der Herr hinwegnehmen.

4. Und will ihnen Jünglinge zu Fürsten geben und Kindische sollen über sie herrschen.

Jünglinge: Will so viel sagen: Anstatt aller oben erzählter vortrefflicher und herrlicher Männer, die man in einem wohlbestellten Regiment bedarf und haben muss, will ich (der Herr) ihnen solche Regenten geben, die, so viel ihren Verstand betrifft, lauter Kinder sind. (Und ist es ein gewisses Zeichen, dass ein Regiment soll zugrunde gehen, wenn Gott entweder durch den unzeitigen Tod oder andere Zufälle fromme, verständige, weise und tapfere Regenten und sonst vortreffliche Leute hinwegnimmt, besonders aber wenn geschickte, treue und eifrige Lehrer und Prediger der Kirche entzogen werden und davor beide im geistlichen und weltlichen Regiment sich solche Personen eindringen, die nicht tauglich dazu sind und keinen Verstand haben.)

5. Und das Volk wird Schinderei treiben, einer über den anderen und ein jeglicher über seinen Nächsten; und der Jüngere wird stolz sein wider den Alten und ein loser Mann wider den Ehrlichen.

Treiben: Das ist: Es wird keine Liebe oder Gerechtigkeit bei den Untertanen mehr statthaben, dadurch sie möchten zusammenhalten, sondern es wird nur einer den anderen begehren unterzudrücken und ihm seine Güter mit Betrug, Finanzen und anderen bösen Praktiken zu machen sich bemühen.

Stolz sein: Das ist: Junge und geringe Leute werden sich vor alten und ehrlichen Personen nicht mehr scheuen, sondern es wird alles durcheinander gehen, dass keiner dem anderen wird wollen unterworfen oder gehorsam sein, auch nicht folgen, wenn man sie gleich zum Guten ermahne. Da wird alsdann ein trübseliger Zustand im Lande sein, dieweil es keine tauglichen Regenten mehr haben wird.

6. Dann wird einer seinen Bruder aus seines Vaters Haus ergreifen: Du hast Kleider; sei unser Fürst, hilf du diesem Unfall!

Kleider: Welche dir ein Ansehen machen: Wie man im Sprichwort sagt: Das Kleid macht den Mann.

Fürst: Lieber, unterfange dich des Regiments, damit wir nicht ohne taugliche Obrigkeit zugrunde gehen.

Unfall: Denn du kannst das zerfallene Regiment wieder anrichten, wenn du nur selber willst.

7. Er aber wird zu der Zeit schweren und sagen: Ich bin kein Arzt; es ist weder Brot noch Kleid in meinem Hause; setzt mich nicht zum Fürsten im Volk.

Zeit: Wenn man ihm das Regiment gehörter maßen antragen wird.

Arzt: Ich kann wahrlich so großem Unglück nicht abwehren noch davor sein.

Noch Kleid: Ich habe selbst nicht, was ich zur Notdurft bedarf, will schweigen, dass ich anderen mit Rat oder Tat könnte behilflich sein.

Mich nicht: Denn ich solche schwere Last der Regierung nicht ertragen noch dem Regiment recht vorstehen kann. (Es steht aber alsdann sehr übel in einem Lande, wenn gutherzige und verständige Leute die Regierung nicht annehmen wollen, weil sie sich selbst die Rechnung zuvor machen, dass sie desselben Untergang nicht verhüten können.)

8. Denn Jerusalem fällt dahin und Juda liegt da, weil ihre Zunge und ihr Tun wider den Herrn ist, dass sie den Augen seiner Majestät widerstreben.

Fällt: Oder wird dahin fallen und darnieder liegen. Denn es wird abermals vom Zukünftigen geredet, als ob es bereits gegenwärtig und vor Augen wäre, weil es gewisslich also ergehen soll.

Herrn ist: Denn sie verlästern die rechte Lehre und erzürnen Gott den Herrn mit ihrem verkehrten Tun und bösen Werken, dessen Majestät sie doch demütig sollten ehren und fürchten. (Dies haben vor anderen die Juden besonders wahr gemacht, welche Christus gelästert und ans Kreuz geschlagen haben. Und tun dergleichen auch noch alle diejenigen, so von dem reinen Predigtamt des Evangeliums giftig und spöttisch reden und mit Sünden vorsätzlich sich beflecken.)

9. Ihr Wesen hat sie kein Hehl und rühmen ihre Sünde, wie die zu Sodom und verbergen sie nicht. Wehe ihrer Seele! Denn damit bringen sie sich selbst in alles Unglück.

Kein Hehl: Man sieht es ihnen an den Augen an, dass sie voller Bosheit stecken, und sieht ihnen die Büberei zu den Augen heraus, sie schämen sich auch derselben nicht mehr.

Zu Sodom: Denn gleichwie die Sodomiter ihre abscheulichen Sünden und Laster nicht im Verborgen oder heimlich hielten, sondern dieselben öffentlich trieben, als ob sie ihnen freistünden und zugelassen waren {1Mos 19} also rühmen sich auch die Juden ihrer Bosheit und Mutwillens. (Es ist aber alsdann der Untergang am allernächsten vor der Tür, wenn man aus den Lastern nicht allein eine Gewohnheit oder Handwerk macht, sondern auch sich noch derselben rühmen darf, als ob es Tugenden wären, die ihnen wohl anstünden: Wie heutzutage die Deutschen mit ihrem Saufen, Schwelgen und Bankettieren wollen gesehen sein, als wären es tapfere Heldentaten.)

Verbergen: (Nach Luther) Sie wollen es für Tugend öffentlich gelobt haben, des sie sich schämen sollten, nämlich ihrer Abgötterei. So rühmen sie, es sei Gott gedient, das heißt, ein Ruhm, der wohl Schweigens wert wäre.

Unglück: Also, dass Gott solche ihr übermachtes gottloses Wesen und Leben mit zeitlichen und ewigen Strafen heimsuchen wird.

10. Predigt von den Gerechten, dass sie es gut haben; denn sie werden die Frucht ihrer Werke essen.

Gerechten: Nämlich von denen, die an den Messias glauben und aus solchem Glauben ein gottseliges Leben führen.

Gut haben: Es möchte (will der Prophet sagen) jemand fragen, Lieber, wie wird es den Frommen und Gottseligen ergehen? Werden sie auch zugleich mit den anderen umgekommen und zugrunde gehen? Nein, keineswegs, sondern sie werden den Nutzen und die Belohnung ihres Glaubens und Gottseligkeit sowohl in diesem als zukünftigen Leben zu erwarten haben. (Denn ob es wohl bisweilen geschieht, dass die Frommen in den allgemeinen Landstrafen auch mit herhalten müssen, so haben sie doch mitten im Tode einen gnädigen Gott, der sich gegenwärtig bei ihnen finden lässt, als ein Tröster und Erlöser, welcher sie zum ewigen und himmlischen Leben erhält, darin sie der herrlichsten Früchte ihrer Frömmigkeit genießen werden.)

11. Wehe aber den Gottlosen, denn sie sind boshaft und es wird ihnen vergolten werden, wie sie es verdienen.

Verdienen: Das ist: Die Gottlosen werden schrecklich gestraft werden und wird ihnen ihre gebührliche Belohnung auch werden, wie ihre böse Taten wert sind und verdient haben. (Denn ob sich es wohl eine Zeit lang ansehen lässt, dass die Gottlosen allerhand Sünden und Laster sicher forttreiben und nicht darum gestraft werden, so überfällt sie doch endlich die göttliche Rache, geschieht es nicht immer auf dieser Welt, so wird sie doch in jenem Leben gewisslich nicht ausbleiben.)

12. Kinder sind Treiber meines Volkes und Weiber herrschen über sie. Mein Volk, deine Tröster verführen dich und zerstören den Weg, den du gehen sollst.

Kinder: Jetzt kommt der Prophet wieder zu den Übertretungen und Sünden des jüdischen Volkes, dieselben noch besser herauszustreichen.

Treiber: Das ist, welche mein Volk mit Schatzungen und allerlei Beschwerden treiben und plagen, die sind sonst ihres Verstandes halben zu der Regierung ebenso ungeschickt als die kleinen Kinder.

Weiber herrschen: Welche im Regiment sitzen, die erschöpfen das Volk und saugen es aus und was sie später also zusammengebracht haben, das vertun sie mit Üppigkeit und weibischer Hoffart: Denn sie haben kein männliches Herz und sind nicht klüger als die Kinder, haben ein weibisches Gemüt, sind zart und furchtsam, denen besser anstünde mit der Kunkel oder Rocken zu hantieren, als mit Wehr und Waffen umzugehen.

Tröster: Welche dir den Weg zur ewigen Seligkeit zeigen sollten, die führen dich davon ab und fälschen die Lehre, nach welcher du dein Leben anrichten solltest. (Es ist aber dies der größten Strafen eine, wenn Gott der Herr reine Lehrer seines göttlichen Wortes hinwegnimmt und lässt aus seinem gerechten Gericht um des Volkes Undankbarkeit willen Verführer in den Schafstall einschleichen.)

13. Aber der Herr steht da zu rechten und ist aufgetreten, die Völker zu richten.

Richten: Als wollte er sagen: Es wird weder der weltlichen Obrigkeit noch den falschen Lehrern solche ihre Bosheit ungestraft hingehen. Denn Gott ist bereit, das Gericht zu halten wider alle Gottlosen und Unbußfertigen.

14. Und der Herr kommt zu Gericht mit den Ältesten seines Volkes und mit seinen Fürsten. Denn ihr habt den Weinberg verderbt und der Raub von den Armen ist in eurem Hause.

Zu Gericht: Dass er einen gerichtlichen Prozess anstelle.

Ältesten: Dadurch er auf die Lehrer deutet.

Fürsten: Die im Stande der Obrigkeit sitzen. (Denn bei Gott ist kein Ansehen der Person, sondern er straft sowohl die gottlosen Lehrer als die ungerechte Obrigkeit mit allem Ernst, wenn die Zeit seiner gerechten Rache herzu naht.)

Weinberg: (Nach Luther) Das ist das Volk Gottes, Kapitel 5, 2. Matth. 21, 33.

Verderbt: Nämlich ihr Lehrer, die ihr meinen Weinberg, die Kirche, mit der gottseligen reinen Lehre pflanzen und bauen solltet, verwüstet dieselbe mit eurer heuchlerischen und verkehrten Lehre. Eben dasselbe rückt auch Christus den Hohepriestern, Pharisäern und Schriftgelehrten auf in dem Gleichnis vom Weinberge, der den Bauleuten ausgetan wurde {Mt 21}.

Hause: Das ist, die ihr im Stand der Obrigkeit seid, und solltet die Armen wider unrechte Gewalt schützen, nehmt denselben ihre Güter und sind eure Häuser voll von solchem Raub. Ja ihr reißt auch ihre Feldgüter mit Gewalt zu euch oder bringt sie mit bösen Praktiken an euch und macht sie euch zu eigenen.

15. Warum zertretet ihr mein Volk und zerschlagt die Person der Elenden? Spricht der Herr Zebaoth.

Zerschlagt: Das ist, ihr geht mit den Untertanen gräulich um und haltet sie übel, die ihr solltet vor aller unrechten Gewalt schützen und handhaben und euch gnädig gegen sie erzeigen. (Hier mögen diejenigen Fürsten und Herrn und wer im Stande der Obrigkeit ist, aufmerken, welche meinen, sie sind allein Menschen und gehen mit ihren Untertanen, besonders mit den armen Bauern nicht anders um, als wenn es nur unvernünftige Tiere wären. Denn dieselben werden der göttlichen Rache nicht entfliehen.)

16. Und der Herr spricht: Darum dass die Töchter Zions stolz sind und gehen mit aufgerichtetem Halse, mit geschminkten Angesichten, treten einher und schwänzen und haben köstliche Schuhe an ihren Füßen,

Spricht: Jetzt nimmt der Prophet auch das weibliche Geschlecht vor und schilt, außerhalb der anderen Gemeinde Laster, denen sowohl die Manns- als Weibspersonen unterworfen sind, insbesondere auf solche Sünden, damit die Weiber besonders behaftet sind. Als da sind Üppigkeit und übermäßige Pracht in der Kleidung und anderem Schmuck des Leibes, Hoffart und dergleichen.

Töchter Zion: Nämlich die jüdischen Weiber und Jungfrauen und besonders die zu Jerusalem.

Schwänzen: Sie prangen daher und wissen nicht, wie sie vor Hoffart gehen oder stehen sollen: Wie denn ein solcher Übermut auch zu unseren Zeiten unter etlichen Adelspersonen und anderen, die es ihnen nachtun wollen, gespürt wird.

17. so wird der Herr den Scheitel der Töchter Zions kahl machen und der Herr wird ihre Geschmeide wegnehmen.

Kahl machen: Also dass durch eine abscheuliche flüssige Grindigkeit des Haupts ihnen die Haare ausfallen werden.

Wegnehmen: Dass sie von den Feinden beraubt und entblößt, mit großem Schimpf und Spott verunehrt werden.

18. Zu der Zeit wird der Herr den Schmuck an den köstlichen Schuhen wegnehmen und die Hefte, die Spangen,

19. die Kettlein, die Armspangen, die Hauben,

20. die Flittern, die Gebräme (Randbesatz der Kleider), die Schnürlein, die Bisamäpfel, die Ohrenspangen,

Flittern: (Nach Luther) Oder Hauptschmuck.

Bisamäpfel: Darin man Bisem und andere wohlriechende Sachen tut.

21. die Ringe, die Haarbänder,

22. die Feierkleider, die Mäntel, die Schleier, die Beutel,

Feierkleider: Köstliche Kleider, die sie auf die Feste oder Feiertage anzuziehen pflegen. (Und gibt diese ausführliche Erzählung des weiblichen Schmucks nacheinander genügend zu verstehen, dass die Kirchendiener nicht Unrecht oder der Sachen zu viel tun, wenn sie gleich die Sachen, damit man sündigt, insbesondere mit Namen nennen und ordentlich nacheinander erzählen, ob es gleich nicht jedermann gern hörte.)

23. die Spiegel, die Koller, die Borten, die Kittel

24. und wird Gestank für guten Geruch sein und ein loses Band für einen Gürtel und eine Glatze für ein kraus Haar und für einen weiten Mantel ein enger Sack; solches alles anstatt deiner Schöne.

Stank: Weil sie hässliche alte Lumpen werden anhaben anstatt ihrer schönen Kleider, die sie zuvor mit allerlei köstlichem Geruch wohlriechend gemacht.

Loses Band: Ein Hänflein Strick oder sonst ein Seil aus schlechter Materie gemacht.

Gürtel: Der mit Gold, Seide und Edelsteinen beschlagen, geziert und versetzt und deshalb ganz köstlich gewesen.

Schöne: Das ist: Gott wird sie darum also strafen, dass sie sich so üppig und übermütig herausgeputzt und geschmückt haben und kein Maß zu halten wussten. (Es ist aber unserem Herrn Gott eine reine, saubere und zierliche Kleidung nicht zuwider, sondern die übermäßige Pracht, die man damit treibt. Was aber einem jeden seines Standes halber gebühre und seiner Person wohl anstehe, können fromme und gutherzige Leute zu jeder Zeit leicht ermessen. Es wird zwar heutigentags ein solcher Überfluss mit den Kleidern getrieben, besonders von dem weiblichen Geschlecht, dass zu besorgen, es stehe dem deutschen Lande sein Verderben und Untergang darauf, wo man derselben Pracht nicht wehrt und zuvorkommt. Denn es trifft die jetzige unsere Zeit mit diesem dritten Kapitel so eigentlich überein, dass eins dem anderen nicht wohl gleicher sein könnte.)

25. Dein Pöbel wird durch das Schwert fallen und deine Krieger im Streit.

Krieger: Deine beste Kriegsleute und tapfersten Helden werden im Streit erschlagen werden und umkommen.

26. Und ihre Tore werden trauern und klagen und sie wird jämmerlich sitzen auf der Erde,

Tore: Das ist: Es wird überall in den Städten durch das ganze Land ein großer Jammer und alles voller Traurigkeit und Trübsal sein.

Sitzen: Inmassen diejenigen zu tun pflegen, welche groß Herzeleid haben und wehklagen. Will in der Summe so viel sagen, es wird überall im Lande übel stehen und jämmerlich zugehen.


Das 4. Kapitel

  • Der Prophet weissagt und predigt von Christo, dass er soll geboren werden und von seinen Untertanen, den Christen, welche Christus schützen werde.

1. Dass sieben Weiber werden zu der Zeit einen Mann ergreifen und sprechen: Wir wollen uns selbst nähren und kleiden; lass uns nur nach deinem Namen heißen, dass unsere Schmach von uns genommen werde.

2. In der Zeit wird des Herrn Zweig lieb und wert sein und die Frucht der Erde herrlich und schön bei denen, die behalten werden in Israel.

Zeit: Damit nicht jemand meinte, dass von wegen der Juden Verstoßung auch die Verheißung von der Sendung des Messias aufgehoben und aus sein würde. So setzt der Prophet eine liebliche Weissagung von Christo hinzu und will so viel sagen: Zur selben Zeit, wenn das jüdische Volk soll verstoßen werden, so wird Christus angenehm, lieb und wert und in großen Ehren und Würden von denen Israeliten gehalten werden und an Christus glauben und dieselben werden der ewigen Verdammnis entrinnen, da unterdes andere vieltausend Juden werden zugrunde gehen. (Es nennt aber der Prophet Christus ein Zweig des Herrn, damit anzuzeigen, dass er Gottes Sohn sei, von ihm von Ewigkeit her geboren und mit dem Vater eines Wesens: Und heißt ihn auch bald später die Frucht der Erde, seine wahre Menschheit damit zu bestätigen. Denn der Mensch ist Erde {1Mos 3}. Und wird dieser Heiland bei den auserwählten Israeliten lieb und angenehm sein, dass sie ihn durch die Predigt des Evangeliums werden lernen erkennen und an ihn glauben und durch solchen Glauben die Seligkeit erlangen. Jetziger Zeit aber sein die wahrhaften Israeliten, nicht die, welche nach der fleischlichen Geburt von den Patriarchen hergekommen, sondern die der Patriarchen Glauben nachfolgen, ob sie gleich von den Heiden ihre Herkunft haben {Röm 4}. * Zweig) (Nach Luther) Oder Gewächs {Jer 23v5 Sach 3v8 6v12}.

3. Und wer da wird übrig sein zu Zion und übergeblieben zu Jerusalem, der wird heilig heißen, ein jeglicher, der geschrieben ist unter die Lebendigen zu Jerusalem.

Übrig: Das ist: (Die Auserwählten, welche an Christus glauben, werden durch den Glauben vor Gott für heilig und unschuldig geachtet werden und werden durch den Heiligen Geist geheiligt, das ist wiedergeboren werden. Solche Guttat aber wird denen widerfahren, die im Buch des Lebens geschrieben sind, dass ist, die durch die Predigt des Wortes Gottes der Kirche einverleibt sind.)

4. Dann wird der Herr den Unflat der Töchter Zions waschen und die Blutschulden Jerusalems vertreiben von ihr durch den Geist, der richten und ein Feuer anzünden wird.

Waschen: Das ist: Gott wird seine Kirche reinigen und säubern von allem Wust der Sünden und Laster, welche durch den stinkenden Unrat und blutige Unreinigkeit angedeutet werden.

Anzünden wird: Das ist: Der Sohn Gottes wird seine Kirche von Sünden reinigen, wenn er mit einem inbrünstigen entzündeten Eifer den Satan anfallen wird, dass er ihn überwinde und durch sein gerechtes Urteil zur ewigen Qual und Pein verdamme. Aber seine Kirche durch sein Leiden und Sterben aus des Teufels Tyrannei erlöse.

5. Und der Herr wird Schafen über alle Wohnung des Berges Zion und wo sie versammelt ist, Wolken und rau des Tages und Feuerglanz, der da brenne des Nachts. Denn es wird ein Schirm sein über alles, was herrlich ist;

Versammelt: Das ist: Über die Versammlungen der christlichen Kirche.

Feuerglanz: Das ist: Eine feurige Flamme, so aus dem Rauch hervorleuchtet.

Herrlich ist: Nämlich über die christliche Kirche, welche vor den Augen Gottes herrlich und lieblich sind. * nach Luther) Das vor Gott herrlich ist, als die Gläubigen.

6. und wird eine Hütte sein zum Schatten des Tages vor der Hitze und eine Zuflucht und Verbergung vor dem Wetter und Regen.

Schatten: Der die Kirche bedecke und vor der Hitze bewahre: Das ist: (Gott der Herr wird seine Kirche, so hin und wieder auf der Welt zerstreut sind, mit seiner Güte bedecken und schützen, inmassen er vor Zeiten die Israeliten in der Wüste des Tages mit einer Wolke vor der Hitze bedeckt und geschützt hat, des Nachts aber in der Feuersäule ihnen vorgeleuchtet: Und wird sie erhalten, dass sie nicht durch die Hitze oder schreckliche Unwetter der Trübsal, Versuchungen, Verfolgungen und anderer vielfältigen widerwärtigen Zuständen zugrunde gehen, sondern zum ewigen Leben erhalten werden.)


Das 5. Kapitel

  • Der Prophet erzählt erstlich, was für göttliche Wohltaten Christus dem israelitischen Volk erzeigt habe. v. 1.
  • Danach hält er ihnen ihre Undankbarkeit und Sünden mit allem Ernst vor. v. 3.
  • Und droht ihnen schwere Strafen um solcher ihrer Bosheit und gottlosen Wesens willen. v. 13.

1. Wohlan, ich will meinem Lieben ein Lied meines Vetters singen von seinem Weinberge. Mein Lieber hat einen Weinberg an einem fetten Ort {Ps 80v9 Jer 2v2}.

Lieben: Nämlich Christo Jesu, meinem allerliebsten Erlöser und Seligmacher.

Weinberge: Das ist: Ich will ein Gleichnis von meines lieben Vettern Weinberge erzählen. Und hat eben dies selbe Gleichnis Christus wider die Juden angezogen {Mt 21 Mk 12 Lk 20}. Und nennt der Prophet Christus seinen Vettern, weil, wie man es dafür hält, des Jesaja Vater, Amoz, ein Bruder Amasiæ des Königs in Juda gewesen, welcher {Mt 1} im Geschlecht Register Christi gezählt wird. Es hat aber der Prophet in diesem Gleichnis die Wohltaten Gottes zu rühmen sich vorgenommenen, welche er dem jüdischen Volk erzeigt hat und dagegen ihre Undankbarkeit zu schelten.

Fetten Ort: Als wollte er sagen: Mein lieber Vetter Christus hat einen Weinberg an einem sehr fruchtbaren Ort gepflanzt: Dadurch der Prophet die Stadt Jerusalem versteht, welche der Juden Hauptstadt war.

2. Und er hat ihn verzäunt und mit Steinhaufen verwahrt und edle Reben hinein gesenkt. Er baute auch einen Turm darin und grub eine Kelter hinein und wartete, dass er Trauben brächte. Aber er brachte Heerlinge.

Verzäunt: Damit er nicht von den wilden Tieren verwüstet würde. Denn es hat Gott die jüdische Kirche vor den benachbarten grausamen Völkern bewahrt.

Turm: Davon man die Diebe sehen und sie also abtreiben kann.

Kelter: In der man den Most aus den Trauben presste, wenn sie zeitig wurden.

Heerlinge: Das ist, da der Weinberg, weil er sowohl im Bau gehalten wurde, hätte liebliche wohlschmeckende Trauben tragen sollen, so sind Heerlinge davor gewachsen. Dadurch er so viel will zu verstehen geben: Der Sohn Gottes hat der Juden Kirche vor den benachbarten Heiden beschützt und sie durch das Amt seines göttlichen Wortes erbaut, auf dass sie von dem Willen Gottes gelehrt und in seinem Erkenntnis unterrichtet würden und hat ihnen die Propheten zu Wächtern verordnet, dass sie ihnen beizeiten die herzu nahende Gefahr der Seelen und des Leibes verkündigten und erinnerten, wie sie derselben entgehen möchten, und hat der jüdischen Kirche vortreffliche Lehrer geschickt, welche mit ihren Vermahnungen den lieblichen Saft der Gottseligkeit auspressen sollten. Aber es hat sich der Ausgang nicht befunden nach dem Willen des Sohnes Gottes, weil die Juden anstatt der besten Früchte die ärgsten hervorgebracht, welche allerdings nichts wert gewesen. Und ist solches nicht allein zu des Propheten Jesaja Zeiten geschehen, sondern besonders, da der Herr Christus auf der Erde gewandelt, ins Werke gerichtet worden. Gleichwie auch Christus dieses Gleichnis braucht und auf seine Zeit deutet. (Nachdem aber die Juden verstoßen wurden, hat Christus eben dieselben Guttaten den Heiden zugewandt und erzeigt, besonders aber hat er zu unserer Zeit etliche Orte in Deutschland mit der reinen Lehre des Evangeliums gnädiglich erbaut und mit vortrefflichen Kirchendienern begabt, auch den weltlichen Frieden dazu gegeben, nichtsdestoweniger befindet sich eine große Undankbarkeit gegen Gott unter den Leuten, welche nicht ungestraft bleiben wird.)

3. Nun richtet, ihr Bürger zu Jerusalem und ihr Männer Judas, zwischen mir und meinem Weinberge!

Richtet: Ihr Juden selbst (will der Sohn Gottes sagen) fällt ein Urteil darüber, was eine solche verkehrte Art meines Weinberges wohl verschuldet habe, weil ich meine Hoffnung, Arbeit und Guttaten so ganz vergebens angelegt.

4. Was sollte man doch mehr tun an meinem Weinberge, dass ich nicht getan habe an ihm? Warum hat er denn Heerlinge gebracht, da ich wartete, dass er Trauben brächte?

Mehr tun: Was hab ich an allem, so zu einem guten Bau gehört, unterlassen?

Gebracht: Warum hat er mich in meiner Hoffnung so schändlich betrogen, dass er anstatt der guten Trauben nur Heerlinge bringt? Ist es nicht richtig, dass ich solche große Undankbarkeit strafe?

5. Wohlan, ich will euch zeigen, was ich meinem Weinberge tun will. Seine Wand soll weggenommen werden, dass er verwüstet werde und sein Zaun soll zerrissen werden, dass er zertreten werde {Ps 80v13}.

Zeigen: Hört, ich will euch sagen, wie ich mit meinem Weinberge umgehen will, dieweil er mir meine Arbeit und Kosten, so ich darauf gewandt, so gar nicht belohnt hat.

Verwüstet: Das ist, ich will mit meiner göttlichen Beschützung nicht ob ihn halten und sollen die Heiden in das jüdische Land fallen und dasselbe verwüsten.

Zutreten: Das ist, die jüdische Polizei soll zerstört werden, sobald ich meine Hand abziehen und sie nicht mehr beschützen werde. (Denn es erhalten die Regimenter weder Güter noch Waffen noch Bündnisse, sondern der göttliche Schutz, welcher, wenn er um der Sünde willen einem Lande entzogen wird, so wird dasselbe als mit einer Meeresflut alles Unglücks überschwemmt und fallen die Feinde mit Gewalt ein, als wenn eine Mauer an einer Stadt in der Belagerung niedergefällt wurde, darüber das Kriegsvolk mit Haufen hineindringt.)

6. Ich will ihn wüst liegen lassen, dass er nicht geschnitten noch gehackt werde, sondern Disteln und Dornen darauf wachsen; und will den Wolken gebieten, dass sie nicht darauf regnen.

Geschnitten: Als da man die übrigen unnützen Reben wegschneidet, damit die anderen desto besser wachsen. Will so viel sagen: Ich will das Predigtamt und die Propheten von ihnen wegnehmen und entziehen, dass sie mit der reinen Lehre nicht mehr erbaut noch mit dem Regen des Evangeliums befeuchtet und also fruchtbar gemacht werden. (Dies ist die allergrößte Strafe, wenn das reine Predigtamt von einem Ort hinweg genommen wird, welches denn geschieht von wegen der großen Undankbarkeit gottloser Leute, deren einesteils das Wort Gottes hassen und verfolgen, andere verunreinigen und besudeln das Evangelium Christi mit ihrem bösen Wandel und gottlosen Leben. Und haben die Juden solche Strafe eine Zeit lang erlitten, da sie in dem babylonischen Gefängnis waren. Aber nach der letzten Zerstörung der Stadt Jerusalem und des jüdischen Landes, haben sie bis auf den heutigen Tag keinen Propheten noch rechten Lehrer hatte, sondern hören ihre Rabbinen, welche verblendete, tolle und närrische Leute sind. Wir Christen sollen uns hüten, dass nicht uns von wegen unserer Undankbarkeit dergleichen auch widerfahre.)

7. Des Herrn Zebaoth Weinberg aber ist das Haus Israel und die Männer Judas seine zarte Feser. Er wartet auf Recht, siehe, so ist es Schinderei; auf Gerechtigkeit, siehe, so ist es Klage.

Weinberg: Von dem bisher geredet wurde. Denn der Weinberg und die köstlichen Reben, so ich meine, sind die Israeliten, welche von den heiligen Patriarchen ihren Ursprung haben.

Er wartet: Nämlich Gott der Herr von dem israelitischen Volk, dass sie gottselig und recht lebten.

Schinderei: Da einer den anderen unrechterweise betrügt und unterdrückt.

Gerechtigkeit: Welche die Obrigkeit im selben Volk sollten handhaben.

Klage: Nämlich der Untertanen, die sich über der Obrigkeit Fahrlässigkeit, Unbilligkeit, Geiz und Tyrannei beklagen. Ein solcher Zustand war damals in der jüdischen Kirche Regiment und Polizei, da sie viele herrliche Propheten zu Predigen hatten, als da sind gewesen Jesaja, Hosea, Amos und Micha. Denn dass diese alle miteinander zu einer Zeit gelebt, findet sich aus den Jahrrechnungen. (Darum kann man es auch noch heutigentags der Lehre des Evangeliums nicht zumessen, wenn nicht aller dieselben Zuhörer gute Früchte der Gottseligkeit und Gerechtigkeit bringen. Denn es haben auch die Propheten nicht allen Lastern genügend abwehren können, dass sie nicht vergangen wären.) * nach Luther) Hier deutet der Prophet selber, was die Heerlinge sind, schier bis ans Ende des Kapitels.

8. Wehe denen, die ein Haus an das andere ziehen und einen Acker zum anderen bringen, bis dass kein Raum mehr da sei, dass sie alleine das Land besitzen!

Wehe: Jetzt wird der Prophet fast bis zum Ende des Kapitels etliche Heerlinge erzählen. Nämlich die bösen Früchte, welche die Juden, so damals Gottes Volk waren, hervorbrachten. Und befindet sich zu unserer Zeit eine große Gleichheit mit diesen alten und bösen Gebräuchen, so hier erzählt werden.

Ziehen: Welches der geizigen Leute Art und Eigenschaft ist.

Alleine: Als wollte er sagen: Ihr tut gleich, als ob euch die Besitzung des ganzen Landes allein gebührte und zustünde, und wollte anderen Leuten keinen Platz zur Wohnung lassen, sondern dringt den anderen ihre Güter mit Betrug, bösen Praktiken, bisweilen auch mit Gewalt ab. (Es ist aber an ihm selbst nicht Sünde, da man viele Häuser oder liegende Güter kauft, sofern sie einer durch rechtmäßige und rechte Mittel bekommen kann: Aber das ist Unrecht und gottlos, wenn man auf die Vermehrung seiner Güter so verpicht ist, dass man sie mit Recht oder Unrecht, wie man kann, zuwege bringt.)

9. Es ist vor den Ohren des Herrn Zebaoth; was gilt es, wo nicht die vielen Häuser sollen wüste werden und die großen und feinen öde stehen?

Ohren: Denn eure Praktiken und der armen Leute Wehklagen, in dem ihr ihnen ihre Güter mit Hinterlist oder Gewalt nehmt, sind mir nicht unverborgen.

Wüste: Glaubt mir es (will er sagen), dass eure herrlichen großen und köstlichen Häuser, die ihr mit List und Betrug an euch gebracht und erbaut habt, von euch nicht sollen bewohnt werden und sollt ihr dieselben nicht nutzen. Denn ich will euch entweder mit Pestilenz oder sonst durch einen unzeitigen Tod wegreißen oder ins Elend verstoßen. (Hier mögen diejenigen aufmerken, welche von der Armen Schweiß und Blut köstliche Häuser bauen.)

10. Denn zehn Acker Weinberges sollen nur einen Eimer geben und ein Malter Samens soll nur einen Scheffel geben.

Zehn Acker: Ist ebenso viel, als wenn man bei uns spreche: Zehn Morgen Weingarten sollen nicht mögen drei Liter Weins geben. Denn ich will eure Weinberge entweder mit Hagel verschlagen oder mit Reifen und anderem ungeschlachten Wetter die Augen und Blust der Reben verderben.

Samens: Das ist: Da die Äcker sollten hundertfältige Früchte tragen, weil das Land Kanaan ganz fruchtbar ist, so soll nicht der zehnte Teil von dem wieder wachsen, was ihr ausgesät habt, dass ihr also auch von den liegenden Gütern, die ihr mit Unrecht zuwege gebracht, die gewöhnliche Nutzungen nicht haben sollt. (Denn es verflucht Gott die übel erworbenen Güter, dass sie von wegen der Unfruchtbarkeit den Bau nicht belohnen mögen.)

11. Wehe denen, die des Morgens frühe auf sind, des Saufens sich zu fleißigen und sitzen bis in die Nacht, dass sie der Wein erhitzt,

Wehe denen: Folgt ein anderer Heerlinge oder böse Frucht, die das Volk Gottes hervorgebracht und heutigentags unter den Christen, besonders aber in Deutschland nur zu oft gesehen wird. (Es ist aber an sich selbst nicht Sünde oder Unrecht, wenn man den Wein mäßig trinkt und auch bisweilen zu einer ehrlichen Fröhlichkeit braucht: Aber sich mit dem Wein überfüllen und die Zeit, welche man auf andere Sachen wenden soll, mit Saufen zubringen, das ist Sünde. Wenn auch der Leib vom Wein erhitzt ist, so fallen etliche in Unzucht oder fangen einen Hader an, darauf bisweilen Mord und Totschlag erfolgt.)

12. und haben Harfen, Psalter, Pauken, Pfeifen und Wein in ihrem Wohlleben und sehen nicht auf das Werk des Herrn und schauen nicht auf das Geschäft seiner Hände {Am 6v5}.

Sehen nicht: Das ist: Sie trachten nur dahin, dass sie sich mit dem Wein und Gesang belustigen und sich eine Freude machen und haben unterdes nicht acht, was Gott tue, wie er bereits den Anfang gemacht, sie zu züchtigen und zu strafen, sondern leben in großer Sicherheit dahin, als ob Gott nicht sehe, was sie machten noch sie achthaben dürften, wie Gott mit ihnen umginge. (Diesen Leuten vergleichen sich diejenigen, welche bei Gemeinde Landstrafen, als in der Teuerung, Pestilenz oder anderem gefährlichen und unglücklichen Zustande, nichtsdestoweniger ihrem unzeitigen Frohlocken, schwelgen und Bankettieren mit großer Sicherheit nachhängen, gerade als ob die göttlichen Strafen sie nichts angingen. Aber sonst, wo ein gottseliges Herz und Demut ist und man nüchtern lebt, da ist der Brauch des Weins und der Gesänge nicht Unrecht, damit die selbigen, so mit schweren Sorgen beladen sind, sich wiederum erquicken. Denn es sind beide die Gesänge und der Wein Gottes Gaben, die Gott den Menschen zur Erquickung zugelassen hat. Und hat die Freude seine besondere Zeit, wie wiederum die Traurigkeit auch seine Zeit hat.)

Werke: (Nach Luther) Das ist, was Gott gebietet und haben will.

13. Darum wird mein Volk müssen weggeführt werden unversehens und werden seine Herrlichen Hunger leiden und sein Pöbel Durst leiden.

Darum: Jetzt lasst uns hören, was für Strafen auf solche Sicherheit und Völlerei erfolgen werden.

Unversehens: Wenn sie sich es am wenigsten besorgen. (Denn welche der fleischlichen Sicherheit nachhängen, die werden durch einen plötzlichen und unverhofften Unfall einstmals unterdrückt.)

Durst leiden: Denn Gott straft die Völlerei, Trunkenheit und die Verachtung seines Wortes mit Vertreibung ins Elend, Hunger und Durst, dass also die Strafen sich auf die Sünden reimen.)

14. Daher hat die Hölle die Seele weit aufgesperrt und den Rachen aufgetan ohne alle Maße, dass hinunterfahren beide, ihre Herrlichen und Pöbel, beide, ihre Reichen und Fröhlichen,

Aufgesperrt: Und ist ganz begierig, solche gottlose Leute und Verächter Gottes zu verschlingen.

Herrlichen: Das ist: Der Tod und die Hölle werden die Vornehmsten und welche in großem Ansehen sind, samt dem Gemeinde Pöbel, zugleich fressen und verzehren, wie auch alle die, welche in Reichtum, Freude und Wollüsten ihr Leben zugebracht haben. (Denn obwohl durch das Wörtlein Hölle oftmals das Grab verstanden wird. Jedoch weil der Prophet hier von gottlosen Leuten redet, von welchen auch der Apostel Paulus sagt 1. Kor. 6. Dass sie kein Teil am Reich Gottes haben, so kann man diese Drohungen ganz wohl und recht nicht allein auf den Tod und aufs Grab, sondern auch auf die Hölle deuten, welche eigentlich also genannt wird. Und gilt bei Gott kein Ansehen der Personen, sondern er übergibt die Gottlosen dem Tode und der Hölle, sie sind gleich reich oder arm, hohes oder niedriges Standes.)

15. dass jedermann sich bücken müsse und jedermann gedemütigt werde und die Augen der Hoffärtigen gedemütigt werden,

Jedermann: Das ist: Beide große und kleine, edel und unedel, werden miteinander in Jammer und Not kommen und in höchste Verachtung geraten, dadurch ihr Stolz und Übermut wird endlich fallen und aufhören müssen.

16. aber der Herr Zebaoth erhöht werde im Recht und Gott, der Heilige, geheiligt werde in Gerechtigkeit.

Geheiligt: Denn Gott muss allein den Preis behalten und das Lob der Heiligkeit davon bringen, dass er mit seinem gerechten und gerechten Gericht solch gottloses Wesen seines Volkes gestraft habe. Und wenn die Juden verstoßen sind, so wird Jesus Christus, als der Herr der Heerscharen, vor den wahren und ewigen Gott und für einen Erlöser des menschlichen Geschlechts erkannt werden, dass wer an ihn glaubt, durch solchen Glauben gerecht und selig werde. Denn der Juden Fall hat gereicht zur Fortpflanzung des Evangeliums und Erweiterung des Reiches Christi unter den Heiden.

17. Da werden dann die Lämmer sich weiden an jener statt und Fremdlinge werden sich nähren in der Wüste der Fetten.

Weiden: Das ist: (Christus wird mit dem Wort des Evangeliums die Lämmer, welches sind seine Gläubigen, weiden, wie sich es gebührt und ihnen nützlich ist {Joh 10}.)

Fremdlinge: Dadurch werden verstanden die Heiden, welche Fremde waren von dem Reiche Gottes, dieselben werden durch die Predigt des Evangeliums zu Schäflein Christi werden und werden der Seelen Weide übrig genug finden, wie solche in den Wüsten, da es einen fetten Boden hat, zu wachsen pflegt.

Fetten: (Nach Luther) Das ist, auf den Gütern der Großen und Reichen, welche vertrieben sind und ihr Gut müssen hinter sich wüste lassen.

18. Wehe denen, die sich zusammenkoppeln mit losen Stricken, Unrecht zu tun und mit Wagenseilen, zu sündigen,

Wehe: Jetzt lasst uns noch von einem anderen Heerling hören, so in dem Weinberge des Herrn gewachsen ist.

Koppeln: Dass sie mit Verbündnissen und Zusammenrottierungen miteinander unter dem Hüttlein spielen und dadurch unrechte und unrechte Sachen befördern.

Sündigen: Also dass sie sich auf ihre starken Bündnisse, wie sie es davor halten, verlassen und dadurch ihre und anderer Leute unrechte Sachen begehren handzuhaben. (In welchem nicht allein die Könige, Fürsten und Herren sich versündigen, wenn sie unrechte Verbündnisse machen, zur Erhaltung und Behauptung einer unrechten Sache, sondern es tun auch der Fürsten Räte, Amtleute und Diener, wenn sie mit Schwägerschaft, Verwandtschaft oder anderen Praktiken sich zusammenhalten, aneinander verknüpfen und verbinden, dass einer den anderen in seiner unrechten Sache handhabt und hilft oder doch zu seinen bösen Händeln durch die Finger sieht: Also dass, wenn gleich eine fromme Obrigkeit die große Mängel, so in der Regierung geschehen, gern verbessern wollte, sie doch dasselbe nicht kann zuwege bringen. Als, da man eine Kette macht und einen geschwägerten Rat und eine gevätterte Kanzlei hat und immer ein Schalk dem anderen hinüber hilft, bis der Herr verdirbt und die Diener reich werden und die Gerechtigkeit auf Stelzen geht.)

19. und sprechen: Lass eilend und bald kommen sein Werk, dass wir es sehen; lass herfahren und kommen den Anschlag des Heiligen in Israel, dass wir es innewerden!

Sein Werk: Nämlich des Herrn, da er uns zwingen und richtig bringen will.

Inne werden: Und erfahren, was er vermöge. Denn er wird unser Vorhaben nicht hindern können noch unsere starken Bündnisse trennen. (Obwohl man nun nicht bald Leute finden möchte, die solche und dergleichen Wort öffentlich sich vernehmen ließen, so reden sie es doch vor den Ohren Gottes in ihren Herzen, in dem sie sich auf ihre starken Verbündnisse und große Freundschaft verlassen, dass sie wider ihr Gewissen unrechte Sachen begehren zu vertuschen, zu bestreiten und handzuhaben und verachten der Kirchendiener getreue Warnungen, mit großer Sicherheit, wenn sie ihnen die Strafen verkündigen, ja spotten ihrer noch wohl dazu, pfeifen sie aus und sagen, lass hergehen, wir wollen des Mannes warten.)

20. Wehe denen, die Böses gut und Gutes böse heißen, die aus Finsternis Licht und aus Licht Finsternis machen, die aus sauer süß und aus süß sauer machen!

Wehe: Folgt aber ein anderer Heerling. Als wollte er sagen: (Wehe denen (denn sie werden, wo sie nicht Buße tun, zeitliche und ewige Strafe leiden müssen) Welche die Abgötterei, darüber nichts Böses sein kann und die falsche Religion recht heißen, verteidigen und mit mancherlei Farben verstreichen und im Gegenteil die rechte Religion, welche allein gut ist, verwerfen, verdammen, schmähen und lästern: Welche die Finsternis der falschen Religion rühmen und loben als ein Licht, das zum ewigen Leben leuchtet und unterdes das Licht des Evangeliums mit dem Namen der Blindheit und der Finsternis beschmutzen? Welche die bitteren Menschensatzungen und eigenen Dünkel, so zu der Seelen Speise allerdings nichts taugen, für die beste Süßigkeit und heilsamste Lehre ausgeben und die liebliche Lehre der Wahrheit, so den Gewissen anmutig und gesund ist, dagegen für einen Irrtum und schädliche Ketzerei ausrufen.)

21. Wehe denen, die bei sich selbst weise sind und halten sich selbst für klug {Spr 3v7 Röm 12v16}!

Wehe: Kommt noch ein anderer Heerling: Und ist die Meinung, wehe denen, die sich selber überreden, dass sie ganz klug sind und ob sie gleich in der Lehre und im Leben gröblich irren, dennoch der Kirchendiener oder anderer Leute, besonders ihrer Oberen treue Vermahnungen nicht annehmen wollen. (Ein solcher Übermut und Stolz ist ein Gräuel vor Gott und gereicht denen, die es tun, zum Verderben.)

22. Wehe denen, so Helden sind, Wein zu saufen und Krieger in Völlerei,

Wehe: Ist wieder ein anderer Heerling, als wollte er sagen: Weh denen, die viel Weins aussaufen und in sich schütten können und wollen dessen einen Ruhm haben, dass sie andere können mit Saufen überwinden und vollmachen: Das sind die herrlichen Weinhelden, da einer kann zwei oder drei vom Tisch hinwegsaufen. (Obwohl es nun eine ganz alte Gewohnheit ist, dass man miteinander in die Wette trinkt, so steht es doch einem frommen Menschen ganz übel an und bringt solche Sünde viel und groß Unglück zur Strafe mit sich, davon wir bald hören werden.)

23. die den Gottlosen rechtsprechen um Geschenk willen und das Recht der Gerechten von ihnen wenden.

Recht sprechen: Jetzt wird angezeigt, was das für Leute sind, die sich besonders darauf bemühen, dass sie im Trunk einander den Kampf anbieten. Nämlich die da Recht und Gerechtigkeit sollten handhaben und anderen mit gutem Beispiel vorgehen. Denn der Prophet so viel will zu verstehen geben, weh den Säufern, die um Geschenk willen das Urteil auf derjenigen Seite fällen, welche eine böse Sache haben: Wer aber eine Gerechte und gute Sache hat, der muss vor ihnen Unrecht haben. (Welches zwar auch kein Wunder ist, denn die sich aufs Saufen legen und der Trunkenheit ergeben sind, geraten immer in ein sicher wildes und rohloses Leben, achten sich danach weder Gottes noch einzigen Menschen, sondern tun und reden alles, was und wie sie wollen und richten alle Sachen nach ihrem Vorteil.)

24. Darum, wie des Feuers Flamme Stroh verzehrt und die Lohe Stoppeln hinnimmt, also wird ihre Wurzel verfaulen und ihre Sprossen auffahren wie Staub. Denn sie verachten das Gesetz des Herrn Zebaoth und lästern die Rede des Heiligen in Israel.

Darum: Jetzt lasst uns hören, was für Strafen auf die bisher erzählten Sünden erfolgen werden.

Wie Staub: Das ist, gleichwie das Feuer die Stoppeln allerdings verzehrt, also werden die Gottlosen von den Feinden, Pestilenz und anderen Unfällen aufgerieben werden. Und gleichwie ein Gras oder Kraut, das an seiner Wurzel faul geworden, nicht mehr grünen kann. Also können auch die Israeliten nicht länger sich erhalten. Und gleichwie der Staub vom Winde verweht und zerstreut wird. Also werden die Juden, so übergeblieben, ins Elend verjagt und durch die ganze Welt zerstreut werden. (Denn obwohl noch heutzutage etliche von den Juden übrig sind, so leben sie doch in großem Jammer und Elend und stecken in schwere Dienstbarkeit, werden dazu von jedermann verachtet und für ein Scheusal gehalten, sind auch unter mancherlei Völker hin und wieder zerstreut, von denen sie beraubt und für ein Gespött herumgezogen werden und werden zu keinem Ehrenstand gebraucht. Darum sollen wir uns hüten, dass wir nicht mit dergleichen Sünden uns auch gleiche Strafen über den Hals ziehen.)

Verachten: Dies ist die Ursache, warum Gott die Juden insbesondere so ernstlich und ohne alle Barmherzigkeit strafen wolle, da doch andere Völker und Heiden eben dergleichen Laster auch begangen, welche dennoch nicht so jämmerlich als die Juden zugrunde gegangen sind. Denn die Juden (will der Prophet sagen) haben nicht allein gesündigt, sondern da sie durch das Wort Gottes zur Besserung und Bekehrung angemahnt und gereizt worden, haben sie alle Warnung aus großem Mutwillen in den Wind geschlagen und das Wort Gottes gelästert. (Denn Gott kann als dann nicht länger zusehen zu der Menschen Laster, wenn die Leute wider die frommen Kirchendiener und wider das Wort Gottes selber, dadurch sie zur Buße berufen werden, mit schmähen und lästern toben.)

25. Darum ist der Zorn des Herrn ergrimmt über sein Volk und reckt seine Hand über sie und schlägt sie, dass die Berge beben; und ihr Leichnam ist wie Kot auf den Gassen. Und in dem allem lässt sein Zorn nicht ab, sondern seine Hand ist noch ausgestreckt.

Ergrimmt: Das ist, der schreckliche Zorn Gottes ist bereits etliche Mal über die Israeliten entbrannt und angegangen.

Schlägt: Mit allerlei Unglück und großen Trübsalen, die er ihnen über den Hals schickt.

Berge: Nämlich die Königreiche Israels und Juda, so den Bergen zu vergleichen, werden mit gefährlichen und schädlichen Kriegen heftig angefochten.

Nicht ab: Gott ist durch solche seine harten Strafen noch nicht gesättigt, sondern wird mit seinem gerechten Zorn weiter anhalten und dies Volk verderben. (Denn Gott pflegt den Unbußfertigen immer mehr und größere Strafen zuzuschicken, wenn sie sich nicht bekehren wollen.) Und redet, meines Erachtens, der Prophet in diesen und folgenden Worten beides von der Verwüstung der Stadt Jerusalem, welche bald später unter dem babylonischen Könige Nebukad Nezar sich zugetragen und denn auch von der letzten Zerstörung und Verheerung des jüdischen Landes, unter dem Kaiser Tito Vespasiano. Denn es sah der Prophet, aus Offenbarung des Heiligen Geistes, dass dies Volk nach seiner Wiederkunft aus der Babylonischen Gefangenschaft nicht lange in der Gottseligkeit verharren würde, sondern immer je länger je mehr wiederum aus der Art schlagen und den Sohn Gottes verwerfen, darauf der allgemeine Untergang desselben Volkes erfolgen würde. Beschreibt deswegen der Prophet hier die verderblichen schweren Kriege, damit die Juden sollten gestraft werden. Und hat es das Ansehen, als ob er mit einer Beschreibung, sowohl die Chaldäer als Römer abmale, weil beide Völker, ein jegliches zu seiner Zeit, von wegen ihrer Tapferkeit und glücklichen Kriege berühmt gewesen.

26. Denn er wird ein Panier aufwerfen ferne unter den Heiden und die selbigen locken vom Ende der Erde. Und siehe, eilend und schnell kommen sie daher!

Ferne: So weit von Jerusalem abgelegen sein. Will so viel sagen, Gott wird sich ein Kriegsvolk sammeln und aufbringen aus fernen Landen und weit abgelegenen Orten, das er wider die Juden anführen will.

Locken: Dass sie ins jüdische Land kommen. (Denn Gott kann mit einem einzigen Winken oder Wort auch die weit abgelegenen Völker herzubringen, unsere Sünden zu strafen.)

27. Und ist keiner unter ihnen müde oder schwach, keiner schlummert noch schläft; keinem geht der Gürtel auf von seinen Lenden und keinem zerreißt ein Schuhriemen.

Müde: D. i. Die Feinde werden frisch und mit freudigem Mut daher ziehen und von wegen der weiten Reise nicht matt oder kraftlos werden, sondern ihre völlige Stärke und Kräfte behalten.

Schlummert: Sie werden die Sache nicht auf die lange Bank schieben noch schläfrig damit umgehen, sondern mit großen Tagesreisen herzueilen zu der Stadt Jerusalem Belagerung. (Denn die Geschwindigkeit hilft ganz viel im Kriege und tut das lange Verziehen selten gut. Wie man im Sprichwort sagt: Wenn man lange im Armbrust liegt, wird selten etwas löbliches ausgerichtet.)

Gürtel: Will so viel sagen: Es wird sie nichts verhindern, sondern sie werden allerdings fertig und wohl gerüstet sein. Denn der Gürtel war vorzeiten eine kriegsmännische Zierde.

28. Ihre Pfeile sind scharf und alle ihre Bogen gespannt. Seiner Rosse Hufe sind wie Felsen geachtet und ihre Wagenräder wie ein Sturmwind.

Gespannt: Dass sie in einem Augenblick und zu jederzeit, wohin sie wollen, die Pfeile auf die Feinde abschießen können. Als wenn einer von der deutschen Kriegswehr sagte, ihre Büchsen sind geladen und gespannt und der Hahn aufgezogen, man darf nur losdrücken.

Felsen: Nämlich so hart und fest, dass ihnen kein rauer und ungeebneter Weg etwas zu schaffen gibt. Ihre Pferde sind nicht müde und mögen grausame Arbeit ausstehen.

Sturmwind: D. i. Ihre Kriegswagen werden ganz schnell fortgezogen und reißen alles zu Boden, nicht anders, als wenn einstmals ein Sturmwind sich erhebt und alles was er antrifft, mit sich hinwegreißt und zu Boden stürzt, dass sich einer davor entsetzen muss.

29. Sie brüllen wie Löwen und brüllen wie junge Löwen; sie werden brausen und den Raub erhaschen und davonbringen, dass niemand erretten wird.

Brausen: Vor Zorn. Will so viel sagen, der Feind wird stark, schrecklich und grausam sein, dass ihm keiner bald den Raub wird dürfen abjagen, sondern was er einmal bekommt, das wird er ihm nicht leicht wieder nehmen lassen. (Ein solcher Feind ist heutigentags der Türke, des deutschen Landes Rute und Geißel.)

30. Und wird über sie brausen zu der Zeit wie das Meer. Wenn man dann das Land ansehen wird, siehe, so ist es finster vor Angst und das Licht scheint nicht mehr oben über ihnen.

Meer: Denn wie die Schiffsleute in großem Unwetter, wenn die Wellen des Meers zusammenstoßen und schlagen, so heftig erschrecken, dass sie weder Herz noch Mut mehr haben noch ihnen selbst Rat zu Schafen wissen: Also werden die Feinde den Juden einen großen Schrecken einjagen. (Wenn deswegen Gott ein Volk strafen will, so macht er ihnen ihre Feinde schrecklich, dass sie sich vor ihnen fürchten.)

Finster: Als wollte er sprechen, wenn wir unser Land anschauen werden, so wird es alles voller Traurigkeit und Jammer sein und wird uns kein Stern mehr leuchten: Es wird nirgends kein Trost noch Hilfe mehr sein. (Weil aber demnach die Sünde und Bosheit in Deutschland auch immer je länger je mehr gehäuft wird und überhandnimmt: Denn ein Teil verachtet, verlästert und verfolgt die rechte Religion, die anderen leben in groben Sünden und Lastern, so mag man wohl zusehen, dass wir nicht einmal eine gleiche Niederlage von dem Türken oder anderen Feinden empfangen, denn weil Gott der natürlichen Zweige, als der Israeliten, nicht verschont hat, so wird er unser ebenso wenig schonen, sofern wir nicht werden Buße tun {Röm 11}.)


Das 6. Kapitel

  • Nachdem Jesaja die Majestät Christi gesehen und von der Verblendung und Strafen des israelitischen Volkes Bericht empfangen, ist er in sein prophetisches Amt eingetreten.

1. Des Jahres, da der König Usia starb, sah ich den Herrn sitzen auf einem hohen und erhabenen Stuhl; und sein Saum füllte den Tempel.

Usia: Von dem man lesen mag im 2. Könige, 15, da er mit einem anderen Namen Azaria genannt wird. Und 2. Chron. 26.

Herrn: Nämlich Jesum Christus. Denn dies prophetische Gesicht, so in diesem Kapitel steht, begreift die Lehre in sich von der Majestät Christi, Gottes und des Menschen Sohnes, der im Himmel und auf Erde regiert und lehrt zugleich von der Verblendung und Verstoßung des jüdischen Volkes. Es wird aber diese Weissagung des Propheten von allen vier Evangelisten angezogen, wie auch von dem Apostel Paulus {Apg 28 Röm 11}. Und ist kein Zweifel, es habe diese des Propheten Jesaja Predigt die Juden heftig vor den Kopf gestoßen, dass sie sehr übel damit zufrieden gewesen, weil sie sich für Gottes Volk gehalten.

Erhaben: In großer, nicht allein königlicher, sondern auch göttlicher Majestät und Herrlichkeit.

Füllt: Damit zu verstehen gegeben wurde, dass Christus als ein allmächtiger Herr regiere im Himmel und auf Erde und dass er bei seiner Kirche, welche durch den Tempel zu Jerusalem vorgebildet wurde, überall gegenwärtig sei. Auch wurde durch dies Gesicht angedeutet, wie zukünftig der Sohn Gottes menschliche Natur an sich nehme, und mit der Menschheit gleichsam bekleidet, in dem Tempel zu Jerusalem lehren und Wunderzeichen tun würde.)

2. Seraphim standen über ihm, ein jeglicher hatte sechs Flügel; mit zwei deckten sie ihr Antlitz, mit zwei deckten sie ihre Füße und mit zwei flogen sie.

Über ihm: Das ist, die Engel waren überall um ihn her. Und haben dieselben den Namen Seraphim, von brennen oder anzünden. (Damit anzuzeigen, dass die Apostel des Herren Christi und derselben rechtschaffenen Nachkömmlinge durch das Amt des Evangeliums mit Zutun des Heiligen Geistes die Herzen der Gläubigen werden anzünden, dass sie von Liebe gegen Gott und dem Nächsten brennen werden.)

Flügel: Die beiden Flügel, damit die Seraphim ihre Angesichter bedeckt haben, geben zu verstehen, wie das Amt des Evangeliums alle menschliche Gerechtigkeit zuschanden mache, auf dass wir dieselbe vor den Augen Gottes zudecken und uns auf die einzige Gerechtigkeit Christi, welche uns zugerechnet wird, verlassen: Die anderen beiden Flügel, damit sie die Füße bedeckt, lehren, wie das apostolische Amt, wenn es von den Gläubigen recht gebraucht wird, die Unreinigkeit unseres Wandels auf dieser Erde zudecke: Die Flügel damit sie geflogen, bedeuten, wie das Evangelium Christi nicht an einem Ort bleibe, sondern auch an anderen Orten, und zwar in großer Eile ausgebreitet werde.)

3. Und einer rief zum anderen und sprach: Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth; alle Lande sind seiner Ehre voll!

Rief: Sie sangen mit heller Stimme, einer um den anderen.

Heilig: Das ist, der einzig wahre Gott im Wesen und in drei Personen unterschieden, als nämlich der Vater unseres Herrn Jesu Christi: Und der eingeborene Sohn Gottes, der mit dem Vater gleich ewig und eines Wesens ist, samt dem Heiligen Geist, der von Ewigkeit vom Vater und Sohn ausgeht, ist ein heiliger und unsträflicher Gott.

Zebaoth: Das ist der Heerscharen, weil alle Kreaturen und besonders die Engel in sein Heerlager gleichsam zu Felde liegen. Und wird solcher Lobgesang Christo, der auf dem Thron sitzt, zu Ehren gesungen: Sintemal die ganze Völle der Gottheit in Christo leibhaftig wohnt {Kol 2}. Dergestalt, dass seine Menschheit der allerheiligste Tempel der Heiligen Dreifaltigkeit ist.

Voll: Das ist die Majestät und Ehre Christ, wie auch des Vaters und des Heiligen Geistes, wird durch das Evangelium in der ganzen Welt ausgebreitet werden, auf dass, wenn die Menschen eines solchen gütigen Gottes unermessliche Guttaten samt seiner Macht und Weisheit erkennen, den dreieinigen Gott immer loben und preisen.

4. dass die Überschwellen bebten von der Stimme ihres Rufens und das Haus wurde voll Rauchs.

Bebten: Welche Bewegung oder Erschütterung der Überschwellen, die Zerrüttung und Abtuung des levitischen Priestertums bedeutet hat, so auf die Predigt des Evangeliums, das von den Aposteln durch die ganze Welt soll ausgebreitet werden, erfolgen würde.)

Ihres Rufens: Nämlich der Engel oder seraphischen Versammlung, welche Gott den Herrn lobten.

Rauchs: Solcher Rauch, davor einer nicht sehen könne, hat die Blindheit der Juden bedeutet. Denn mit der einzigen Lehre des Evangeliums werden die Auserwählten erleuchtet und die Verdammten geblendet.)

5. Da sprach ich: Wehe mir, ich vergehe! Denn ich bin unreiner Lippen und wohne unter einem Volk von unreinen Lippen; denn ich habe den König, den Herrn Zebaoth, gesehen mit meinen Augen.

Unreinen Lippen: Als wollte er sagen, ich erkenne, dass ich und mein Volk, darunter ich lebe, unrein sind und mit vielen Sünden uns besudelt haben. Darum, weil ich nicht wert bin, dass ich Gott anschauen soll, der in einer sichtbaren Gestalt erscheint, so besorge ich, er werde solchen Frevel an mir strafen, dass ich mich nicht habe von seinem Angesicht hinweggemacht. (Denn ein Mensch muss erzittern und erschrecken, wenn er die Gegenwart Gottes spürt und seine Unreinigkeit erkennt.)

6. Da flog der Seraphim einer zu mir und hatte eine glühende Kohle in der Hand, die er mit der Zange vom Altar nahm,

Da flog: Nämlich wie ich mich also über meiner Unreinigkeit bejammerte und demütig beklagte.

Einer: Nämlich von den Engeln, die ich um den Thron des Sohnes Gottes gesehen hatte.

7. und rührte meinen Mund und sprach: Siehe, hiermit sind deine Lippen gerührt, dass deine Missetat von dir genommen werde und deine Sünde versöhnt sei.

Hiermit: Mit der glühenden Kohle (Welche das Amt des Evangeliums bedeutet, so durch den Heiligen Geist angezündet wird.) Denn wenn wir das Evangelium von dem Opfer Christi, am Kreuz verrichtet, hören und demselben Glauben geben, so werden wir von unseren Sünden gereinigt, dass uns weder die Erbsünde noch wirkliche Sünde zugerechnet werden {Apg 10 15 Röm 3v4 v8}.)

8. Und ich hörte die Stimme des Herrn, dass er sprach: Wen soll ich senden? Wer will unser Bote sein? Ich aber sprach: Hier bin ich, sende mich!

Bote sein: Dass er in unserem, als des Vaters Sohnes und Heiligen Geistes Namen, predige, von der Verblendung und Verstockung des jüdischen Volkes.

Sende mich: Denn ich bin als ein williger und gehorsamer Knecht vorhanden und bereit, ein jedes Amt, so du mir auflegen wirst, zu verrichten. (Weil, wenn wir das Evangelium mit Glauben ergriffen haben, so macht es uns munter und freudig, nach dem inwendigen Menschen, dass wir unseren Beruf zu verrichten, freiwillig auf uns nehmen.)

9. Und er sprach: Gehe hin und sprich zu diesem Volk: Hört es und versteht es nicht; seht es und merkt es nicht {Mt 13}!

Volk: Nämlich zu den Juden, zu welchen du also sagen sollst: Obgleich das Evangelium von Christo dem Messias und Erlöser aufs allerdeutlichste und klar wird gepredigt, dazu mit herrlichen Wunderzeichen bestätigt werden. So wird es doch geschehen, dass die Juden weder dem Evangelium glauben noch auf die Wunderwerke achthaben noch das Evangelium verstehen werden, also ganz verblendete Augen, verstopfte Ohren und dicke unverständige Herzen werden sie haben, dass, wenn sie es gleich hören, es dennoch nicht vernehmen und mit sehenden Augen blind sind und in dem sie ganz klug zu sein sich selbst bedenken, töricht erfunden werden und also in der Blindheit ihres Herzen verstockter Weise verharren und verderben.

10. Verstocke das Herz dieses Volkes und lass ihre Ohren dicke sein und blende ihre Augen, dass sie nicht sehen mit ihren Augen noch hören mit ihren Ohren noch verstehen mit ihrem Herzen und sich bekehren und genesen.

Blende: Also, dass sie nicht sehen können: Gleich, als wenn einem das Gesicht von einem Glanz so geblendet wird, dass er nicht sieht. (Diesen Spruch ziehen die Evangelisten und Paulus an, von der Juden Verblendung, dadurch es geschehen, dass sie in einem so hellem Licht des Evangeliums dennoch die Lehre der Wahrheit nicht angenommen haben {Mt 13 Mk 4 Lk 8 Joh 12 Apg 28 Röm 11}. Es will aber damit Gott keineswegs zu verstehen geben, als ob er eine Ursache solcher Blindheit der Juden wäre oder dass er ihnen die Bekehrung und Seligkeit missgönnte. Denn Gott macht sie nicht blind, sondern findet sie also. Und will nicht den Tod des Sünders, sondern vielmehr, dass er sich bekehre und lebe. Es wird aber gesagt, dass er die Juden blende, wenn er ihnen die Augen des Herzens nicht auftut und ihnen dennoch nichtsdestoweniger den Glanz des Evangeliums vorhält, daher sie desto rasender und unsinniger dagegen werden, welches nicht Gottes, sondern ihre eigene angeborene Bosheit ist. Und wird diese Lehre nicht darum vorgebracht, dass wir vorwitziger und spitzfindiger weise forschen und diskutieren sollen, warum Gott einen erleuchte, den anderen aber in seiner Verstockung und Blindheit bleiben lasse, sondern, dass wir uns nicht ärgern, wenn wir sehen, dass in dieser Welt weise, verständige und vortreffliche Leute die reine Lehre des Evangeliums nicht annehmen, viel weniger, dass wir nach ihrem Beispiel vor dem Evangelium wollten ein Abscheu haben. Weil auch der Evangelist Johannes, da er diese des Propheten Wort, Kapitel 12. einführt, sagt, der Prophet habe solches geredet, da er die Herrlichkeit Christi gesehen: Jesaja aber meldet, er habe die Herrlichkeit Gottes des Herrn Zebaoth gesehen. So ist genügend kund und offenbar, dass Jesus Christus eben derselbe ewige Gott und Herr Zebaoth oder der Heerscharen sei, der mit dem Vater eines Wesens ist und ein wahrhaftiger wesentlicher Gott.)

11. Ich aber sprach: Herr, wie lange? Er sprach: Bis dass die Städte wüst werden, ohne Einwohner und Häuser, ohne Leute und das Feld ganz wüst liege.

Sprach: Nämlich nachdem ich (Jesaja) den Herrn also hatte hören reden von der Juden Verblendung.

Lange: Wird solche große Blindheit und Verstockung der Juden wehren.

Wüste: Nachdem es nämlich von den Römern verwüstet wurde, welche das jüdische Land überziehen werden. Denn es werden sich die Juden nicht zu Christo bekehren, sondern in ihrem gottlosen Wesen fortfahren, bis sie das Verderben überfalle.

12. Denn der Herr wird die Leute ferner wegtun, dass das Land sehr verlassen wird.

Ferne: Die Juden werden ins Elend an ferne Orte vertrieben und durch die ganze Welt hin und wieder zerstreut werden, da sie werden in der Irre herum ziehen.

Sehr verlassen: Das ist: Gott wird allerdings die Hand von ihnen abziehen und ihnen keine Hilfe mehr leisten. (Deswegen sollen wir bei der Juden Untergang gewarnt sein und uns vor mutwilligen Sünden hüten, das Wort des Evangeliums lieb haben und die Bekenntnisse der Wahrheit mit unserem Wandel zieren, auf dass wir nicht auch in gleiche schreckliche Strafen fallen.)

13. Doch soll noch das zehnte Teil darin bleiben; denn es wird weggeführt und verheert werden wie eine Eiche und Linde, welche den Stamm haben, obwohl ihre Blätter abgestoßen werden. Ein heiliger Same wird solcher Stamm sein.

Zehnte: Also, dass ich von der großen Menge dieses Volkes dennoch meine Zehnten sammeln und aussondern will, welche sollen selig werden, obgleich die anderen zugrunde gehen. Und verkündigt ihnen Gott hiermit zuvor, dass nicht das ganze jüdische Volk in seinen Unglauben beharren, sondern ein Partikel davon zu Christo sich bekehren werde.

Abgestoßen: Denn es wird mit dem jüdischen Volk zugehen, als wenn man Blätter von den Bäumen abstreift und Zweige abhaut, dass doch der Stamm noch stehen bleibt und nicht ganz ausgerissen werde: Also wird der Herr etliche Juden überblieben lassen, die zu Christo bekehrt und selig werden sollen. Und die selbigen werden ein heiliger Same oder übergebliebene Heilige dieses Volkes sein und heißen. Denn sie werden geheiligt werden durch den Glauben an Christus und durch den Geist Gottes, der in ihnen wohnt. Solche sind gewesen die heiligen lieben Apostel, desgleichen Zacharias, Elisabeth, die Prophetin Hanna, besonders aber die Mutter unseres Herrn Jesu Christi, die Jungfrau Maria und die Juden, so am Pfingsttage und hernach hin und wieder in der Welt zu Christo bekehrt worden. Und ist wohl glaubhaft, dass noch vor dem Jüngsten Tage viele Juden zu Christo sich bekehren mögen, wie auch der Apostel Paulus dem Ansehen nach davon etwas weissagt {Röm 11}. (Weil demnach Gott verheißt, dass er in dem allgemeinen Untergange des jüdischen Volkes, dennoch etliche wollen bekehren und selig machen. So werden wir dabei erinnert, dass, wenn wir nicht können ein ganz Volk bekehren, darunter wir leben und sie von ihrem Untergange erretten: So sollen wir dennoch durch eine rechtschaffene Buße uns dahin bemühen, damit wir nicht zugleich samt den anderen mit Leib und Seele zugrunde gehen, sondern das ewige Leben erlangen.)


Das 7. Kapitel

  • Die Könige in Syrien und Israel ziehen zu Felde wider Ahas den Königin Juda. v. 1,
  • dem die Beschützung der Stadt Jerusalem verheißen und die Zerstörung dabei den Königreichen Syrien und Israels zuvor verkündigt wird. v. 3.
  • Darauf folgt eine Weissagung von der Menschwerdung des Sohnes Gottes. v. 14.
  • Und werden dem König in Juda, von wegen seiner Undankbarkeit und dass er das angebotene Zeichen nicht angenommen, allerlei göttliche Strafen verkündigt. v. 27.
  • Endlich tröstet der Prophet das Volk wieder und weissagt von Christo, straft auch diejenigen, welche ihre Obrigkeit verachteten und auf menschliche Hilfe sich verließen. v. 1.

1. Es begab sich zur Zeit Ahas, des Sohnes Jothams, des Sohnes Usias, des Königs Judas, zog herauf: Rezin, der König zu Syrien und Pekah, der Sohn Remaljas, der König Israels gen Jerusalem, wider sie zu streiten, konnten sie aber nicht gewinnen.

Es begab: Der Prophet tut in diesem Kapitel des Krieges Meldung, welchen die Könige in Syrien und Israel wider Ahas den König in Juda geführt haben, wie dieselbe geschieht im 2. Buch der Könige. Kapitel 15. und 16. gelesen wird: Und das darum, dass er nach erzähltem Trost, der dem Könige Ahas gegeben wurde, Gelegenheit habe, die Weissagungen von dem verheißenen Christo mit einzuführen, welche ihm von Gott geoffenbart wurde, wie wir denn derselben viel in etlichen Kapiteln nacheinander hören werden.

Zu streiten: Das ist: Beide Könige wollten die Stadt Jerusalem belagern und mit stürmender Hand erobern.

Gewinnen: Dies hat der Prophet von dem Kriegszug summarischerweise vorher erzählen wollen. Im Folgenden wird er insbesondere etwas sagen, was sich dabei sonst denkwürdiges zugetragen hat.

Und: Jetzt kehrt sich der Prophet wieder zu dem jüdischen Volk und tröstet die Kleinmütigen.

Großen Brief: Darauf man mit großen Buchstaben etwas schreiben könne.

Menschen Griffel: Auf gewöhnliche menschliche Weise, und zwar mit großen Buchstaben, dass es von allen, die vorüber gehen, leicht möge gelesen werden.

Raube bald: Dies (will Gott der Herr zum Propheten sagen) soll des Gottes Sohnes, als eines Beschützers seiner Kirche, Zunahme sein. Denn derselbe wird seinen Feinden, die er überwunden hat, den Raub schnell abziehen und die beide Könige in Syrien und Israel bald berauben: Und soll zwar solches Schreiben in Gegenwart etlicher glaubwürdiger Zeugen, vor welchen du gleichsam öffentlich bezeugen sollst, wie es geschehen werde, dass die vorgemeldeten beiden Könige, so auf den Raub ausgezogen sind, selber ein Raub sein werden.

2. Da wurde dem Hause David angesagt: Die Syrer verlassen sich auf Ephraim. Da bebte ihm das Herz und das Herz seines Volkes, wie die Bäume im Walde beben vom Winde.

Angesagt: Nämlich als die beiden Könige in Syrien und Israel sich zum Kriege rüsteten, ist dem Könige Ahas und seinen Verwandten, die von Davids Geschlecht und Stamme hergekommen waren, verkündigt worden, dass die beiden Könige miteinander sich wider ihn gebunden hätten und dass der König in Syrien auf des Königs in Israel große Macht sich verließe, mit dem er die Stadt Jerusalem bekriegen würde.

Vom Winde: Das ist, gleichwie die hohen Bäume im Walde von einem starken Winde hin und wieder getrieben und bewegt werden: Also ist auch des Königs und des Volkes Herz von Furcht und Sorgen umgetrieben worden, dass sie nichts Beständiges vornehmen noch etwas Gewisses beschließen können. Obwohl nun der König Ahas für seine Person gottlos und abergläubisch war, jedoch, weil er von dem königlichen Stamm Davids seine Herkunft hatte, welchem Geschlecht Gott verheißen, dass er ein König in demselben erhalten wollte, so hätte er nicht sollen so zaghaft sein, sondern vielmehr Buße tun und sein Vertrauen auf die göttliche Hilfe und Beistand setzen, besonders, weil unter demselben Volk der Tempel war, welcher auf Gottes Befehl erbaut wurde, in dem die Religion geübt und getrieben wurde, wie sie Gott selbst eingesetzt hatte, darum sich auch im selben Volk die rechte Kirche Gottes befand. (Sehen wir deswegen hieraus, wie der Teufel allewege darauf umgeht, dass er die Kirche Gottes plage und betrübe und begehre sie zu vertilgen, wenn er nur könnte. Wenn aber die Gefahr herzu naht, so ist unser Fleisch und Blut ganz zu furchtsam und befindet sich solches besonders und am allermeisten bei denen Personen, die im Worte Gottes nicht wohl unterrichtet und gegründet sind.)

Treue: Die glaubwürdig waren und ein großes Ansehen hatten im Volk.

Uria: Nämlich den Hohepriester: Welcher doch später von der rechten Religion abgefallen ist und auf des Königs Ahas Befehl einen heidnischen Altar gebaut, nach dem Vorbild, wie der König Ahas zu Damaskus einen gesehen hatte. Wie man davon lesen kann, im 2. Buch der Könige, Kapitel 16.

3. Aber der Herr sprach zu Jesaja: Gehe hinaus, Ahas entgegen. Du und dein Sohn Sear-Jasub, an das Ende der Wasserröhren am oberen Teiche, am Wege beim Acker des Färbers.

Sohn: Denn es hatten meistenteils Propheten im Volke Gottes Eheweiber.

Wasserröhren: Durch welche vielleicht das Wasser in die Stadt geleitet wurde.

Teiche: An welchem Ort später auch des Königs in Assyrien Gesandten, Gott und den König Hiskia gelästert, wie im 2. Buch der Könige Kapitel 18. zu sehen. Darum es das Ansehen hat, als sei dies ein allgemeiner Platz gewesen, darauf man allerlei Sachen abgehandelt und verrichtet, wie bei uns auf dem Markte. Es schickt aber Gott in solchen Nöten nicht ein Kriegsvolk, sondern einen Propheten zum König. (Denn allein das Wort Gottes bringt beständigen Trost mit sich.)

4. und sprich zu ihm: Hüte dich und sei stille! Fürchte dich nicht und dein Herz sei unverzagt vor diesen zwei rauchenden Löschbränden, nämlich vor dem Zorn Rezins samt den Syrern und des Sohnes Remaljas.

Stille: Lass dich nicht anfechten oder bekümmern.

Löschbränden: Welche sich zwar sehr trotzig stellen und mit vielen Drohworten um sich werfen. Aber sie können ebenso wenig Schaden tun, als ein Brand, der aus dem Feuer gezogen und fast allerdings erloschen ist.

5. Dass die Syrer wider dich einen bösen Ratschlag gemacht haben samt Ephraim und dem Sohn Remaljas und sagen:

Ephraim: Dadurch das israelitische Königreich angedeutet wird, in welchem der Stamm Ephraim der vornehmste war und daraus meistenteils die israelitischen Könige ihre Herkunft hatten.

Sagen: Dass sie dir alle beide drohen, wie sie dich bekriegen wollen.

6. Wir wollen hinauf zu Juda und sie aufwecken und unter uns teilen und zum Könige darin machen den Sohn Tabeals.

Juda: Über welchen Stamm Ahas als ein König regierte.

Aufwecken: Wir wollen dasselbe Volk samt ihrem Könige aufmuntern und ihnen so zusetzen, dass sie sich an uns werden ergeben müssen.

Teilen: Dass es nicht mehr das Königreich Juda, sondern unser Reich heiße.

Tabeals: Der unser Untertan und Lehensmann sein soll, von dem wir beide, unsere bestimmten Nutzungen und Einkommen erheben können. Wer aber derselbe Tabeal und sein Sohn gewesen, dem sie das Königreich Juda übergeben wollen, meldet die Schrift, so viel mir bewusst ist, nirgends, ist auch nicht vonnöten zu wissen.

7. Denn also spricht der Herr: Es soll nicht bestehen noch also gehen,

Bestehen: Nämlich was sie miteinander beratschlagen, sondern ihre Anschläge sollen zu Wasser werden.

Gehen: Wie sie es vorhaben, darum darfst du dich ihrethalben nicht besorgen. (Denn Gott macht die Anschläge der Feinde wider die Kirche Gottes zunichte, dass sie keinen Fortgang haben.)

8. sondern wie Damaskus das Haupt ist in Syrien, so soll Rezin das Haupt zu Damaskus sein. Und über fünfundsechzig Jahre soll es mit Ephraim aus sein, dass sie nicht mehr ein Volk sind.

Sein: Also hat es Gott beschlossen, dass Rezin über die Stadt Damaskus in Syrien regieren und herrschen soll, aber nicht über die ganze Stadt Jerusalem. Und will das Damaskus die Hauptstadt in Syrien sein, und nicht die Stadt Jerusalem. Darum Jerusalem niemals zum Königreich Syrien kommen wird. (Denn Gott hat den Königreichen ihr Ziel gesetzt, welches auch die allermächtigsten Könige nicht überschreiten können.)

Jahre: Nämlich von der Zeit an, da ich von dem gottlosen Wesen und von den Strafen des israelitischen Königreichs angefangen zu weissagen.

Aus sein: Das ist, das Königreich Israel wird in Kürze ganz und gar verstört werden.

Volk sein: Sie werden kein eigenes Königreich mehr haben, dieweil der König samt seinen Untertanen in die assyrische Dienstbarkeit wird hinweggeführt werden und da im Elend ein jämmerliches Leben führen. (Denn das Unglück, welches die Feinde wider die Kirche Gottes Vorhaben und anrichten wollen, das fällt auf ihren Kopf.) Unterdes aber, bis solches geschieht, wird der König in Israel nicht dein Königreich, sondern nur seines behalten, dass du dich vor ihm nichts zu bewahren hast.

9. Und wie Samaria das Haupt ist in Ephraim, so soll der Sohn Remaljas das Haupt zu Samaria sein. Glaubt ihr nicht, so bleibt ihr nicht.

Haupt: Also dass der König in Israel in der Stadt Samaria und nicht zu Jerusalem regieren wird: Und wird Samaria die Hauptstadt im Königreich Israel sein, aber nicht Jerusalem: Denn diese Stadt wird niemals zum Königreich Israel kommen.

In Ephraim: Das ist, im Königreich Israel. Es wird aber dasselbe Königreich, Ephraim genannt, weil nach geschehener Zerteilung des jüdischen Volkes in zwei Königreiche, der erste König in Israel, nämlich Jerobeam, aus dem Stamm Ephraim gebürtig gewesen. Also, dass die königliche Würde im selben Stamm und der größere Teil seiner Untertanen, Ephraimiter waren. Und ist nach dem Stamm Juda kein Stamm volkreicher gewesen als der Stamm Ephraim.

Glaubt ihr nicht: Nämlich dem Worte Gottes, damit ich euch jetzt tröste, sondern werdet aus Misstrauen gegen Gott zu ungebührlichen und verbotenen Mitteln eure Zuflucht suchen, wie ich denn wohl weiß, dass ihr darauf umgeht, damit ihr den gottlosen König zu Assyrien auf eure Seite bringt und herzu lockt. So werdet ihr um solches eures gottlosen Tuns willen hart gestraft werden. Denn obwohl das Wort Gottes wird erfüllt werden, dass die Könige in Syrien und Israel euch werden müssen zufriedenlassen, so wird doch eben derselbe König aus Assyrien, den ihr zum Beistand begehrt, jämmerlich mit euch umgehen. Wie denn auch später dem Königreiche Juda widerfahren, in Maßen das 2. Buch der Chron. Kapitel 28. genügend bezeugt. (Denn wenn wir der göttlichen Verheißungen zu unserem Nutzen fruchtbar genießen wollen, so müssen wir auch Gott glauben und Beifall geben, da er uns etwas verheißt.)

10. Und der Herr redete abermals zu Ahas und sprach:

11. Fordere dir ein Zeichen vom Herrn, deinem Gott, es sei unten in der Hölle oder oben in der Höhe.

Hölle: Will so viel sagen: Du hast die freie Wahl und magst dir selber ein Zeichen oder Wunder erwählen wie du will, dass entweder hier unten auf Erde oder über sich in der Luft geschehe, dadurch du vergewissert wirst, dass Gott dich und die deinen von der Hand der vorgemeldeten beiden Könige erretten wolle. (Denn die göttlichen Wunderzeichen sind gleichsam eine Bestätigung und Versiegelung der göttlichen Verheißungen.)

12. Aber Ahas sprach: Ich will es nicht fordern, dass ich den Herrn nicht versuche.

Nicht versuche: In dem ich ein Zeichen oder Wunder von ihm begehre, sondern will Gott in seinen Verheißungen einfach glauben. (Es irrt sich aber der Heuchler Ahas in diesem Fall. Denn wenn man ein Zeichen, welches uns Gott anbietet, annimmt, so versucht man Gott nicht, sondern wenn man ein Zeichen begehrt, da Gott keins geben will, dass hieß Gott versucht. Aber also geschieht es, dass sich die Heuchler stellen, als wären sie ganz fromm, da sie doch kein rechtschaffenes Vertrauen zu Gott im Herzen haben. Denn eben dieser König aus lauterem Misstrauen gegen Gott, in seiner bevorstehenden Gefahr, davon wir oben gehört, zu dem gottlosen Könige in Assyrien geschickt und ihn um Hilfe angeschrien, als ob bei dem Gott Israels kein Schutz mehr zu erhoffen wäre.)

13. Da sprach er: Wohlan, so hörte, ihr vom Hause David: Ist es euch zu wenig, dass ihr die Leute beleidigt; ihr müsst auch meinen Gott beleidigen?

Hause David: Nämlich du König und deine Verwandten, die ihr zwar aus des Davids Geschlecht herkommt, aber ganz aus der Art schlagt.

Beleidigen: Als wollte er sagen: Ihr Heuchler, seid mit eurem störrischen und widersinnigen Wesen, Gott und den Leuten überlästig, ihr beleidigt die Leute und erzürnt Gott im Himmel auch. (Diese Scheltworte reimen sich ganz artig auf diejenigen, welche vorgeben, dass weder das Sakrament der Taufe noch des Abendmahls vonnöten sei und meinen, sie können nichtsdestoweniger im Glauben beständig bleiben, wenn sie gleich dieser Zeichen zur Bestätigung des Glaubens sich nicht achten. Solchen Heuchlern ist Gott feind und sind mit ihrem verkehrten Wahn der Kirche beschwerlich.)

14. Darum so wird euch der Herr selbst ein Zeichen geben: Siehe, eine Jungfrau ist schwanger und wird einen Sohn gebären, den wird sie heißen Immanuel.

Zeichen geben: Denn ob ihr wohl das angebotene Zeichen eurer Erlösung nicht annehmen wollt, so wird doch Gott um des Messias willen, der aus dem Stamm Juda und aus eurem königlichen Geschlecht soll geboren werden, dies, euer Königreich noch länger erhalten. Und wenn der selbige, dermal einst wird geboren werden, welcher ein ewiger König sein wird, so wird er mit einem augenscheinlichen Zeichen beweisen, dass er derselbe Messias, der Welt Heiland sei. Man darf sich aber hier nicht so hoch darüber verwundern, dass der Prophet mit seiner Weissagung einen solchen weiten Absprung tut, von seiner Zeit, bis zu des Messias Zukunft, welche über siebenhundert Jahr später sich begeben soll. Denn er ist nicht nur allein dazu von Gott berufen worden, dass er von Sachen, die zu seiner Zeit geschehen würden, predigte, sondern auch, dass er von dem zukünftigen Christo weissagte und also mit seinen Schriften der Kirche diente, bis zum Ende der Welt.

Jungfrau: Nämlich Maria, welche zwar dem Josef vertraut worden, aber doch in der Wahrheit von ihm unberührt und sonst auch allerdings unverfällt blieb.

Schwanger: Nicht von irgendeinem Manne, sondern vom Heiligen Geiste.

Sohn: Nämlich einen Eingeborenen und recht Erstgeborenen.

Immanuel: Das ist, Gott mit uns. Will so viel sagen dieser Sohn wird erkennen, dass er Gott und Mensch in einer Person sei und also Gott im Fleisch geoffenbart unter den Menschen wandle {1Tim 3}. Dass man recht sagen könne, wer ihn gesehen, der habe Gott gesehen {Joh 14}. Weil in demselben Menschen die ganze Völle der Gottheit leibhaftig wohnt {Kol 2}. Dass er aber später vom Engel und in der Beschneidung Jesus geheißen worden, ist darum dieser Weissagung nicht zuwider. Denn es erklären beiderlei Worte das Amt Christi. Jesus heißt er, weil er sein Volk selig macht von ihren Sünden {Mt 1}. Wird aber von dem Propheten Immanuel genannt, weil der Sohn Gottes als ewiger Gott darum Fleisch worden ist, dass er unter den Menschen wandelte und das menschliche Geschlecht selig machte, welche Natur er in Einigkeit der Person, doch ohne Sünde angenommen. Und ist diese Weissagung zugleich eine Erklärung der allerersten Verheißung von Christo: Des Weibes Samen soll der Schlangen den Kopf zertreten. Denn es wäre Christus nicht ein Weibes Same, wo er nicht aus einer Jungfrau wäre, geboren worden.

15. Butter und Honig wird er essen, dass er wisse Böses zu verwerfen und Gutes zu erwählen.

Er essen: Nämlich der Sohn der Jungfrau, Jesus Christus, wird mit Butter und Honig auferzogen werden, wie andere Kinder. Denn es geschieht auch noch heutzutage an etlichen Orten in Deutschland, dass man die Kinder mit Honig und Butter durcheinander gemischt, aufzieht, an welches statt, man bei uns im Oberen-Deutschland mit dem Brei sich behilft, so aus Milch und Mehl gemacht ist, derselbe Sohn der Jungfrauen nun wird also und auf solche Weise auferzogen werden und zunehmen (in seiner Menschheit) an Weisheit, Alter und Gnade bei Gott und den Menschen {Lk 1}. (Und hat man hier ein Zeugnis von der wahren Menschheit Christi. Denn obwohl in dem Menschen Christo, auch da er noch ein Kind gewesen, die ganze Völle der Gottheit leibhaftig gewohnt hat, so hat er doch seine Majestät nicht bald an ihm sehen und spüren lassen, sondern man hat die Gaben des Heiligen Geistes nach und nach, je länger je mehr an ihm gemerkt, die doch alle ohne Mangel oder Sünde gewesen.)

16. Denn ehe der Knabe lernt, Böses verwerfen und Gutes erwählen, wird das Land, davor dir graut, verlassen sein von seinen zwei Königen.

Knabe: Das ist, ehe derselbe Sohn der Jungfrauen wird geboren werden und erwachsen, so werden dieselben beiden Könige, vor welchen du dich so sehr fürchtest, längst nicht mehr in ihren Königreichen herrschen, sondern vom Lande ausgerottet und mit ihren Königreichen zugrunde gegangen sein. (Denn obwohl die Kirche Gottes eine Zeit lang angefochten und versucht wird, so wird sie doch erhalten, aber die Tyrannen gehen zugrunde und werden vertilgt.)

17. Aber der Herr wird über dich, über dein Volk und über deines Vaters Haus Tage kommen lassen, die nicht gekommen sind, seit der Zeit, da Ephraim von Juda geschieden ist, durch den König zu Assyrien;

Tage: Nämlich traurige und trübselige Zeiten.

Lassen: Um deines gottlosen Wesens willen, weil du dein Vertrauen vielmehr auf den König in Assyrien, als auf Gott setzt.

Geschieden: Welche Abscheidung zu des Königs Rehabeam Zeiten durch Jerobeam geschehen, der aus dem Stamm Ephraim gebürtig und ein Ursacher an solcher Teilung der Königreiche Israel und Juda gewesen {1Sam 12}.

König: Nämlich durch den Tyrannen Thiglath Pillesser, welchen du jetzt um Hilfe anschreist {2Chr 28}.

18. denn zu der Zeit wird der Herr zischen der Fliege am Ende der Wasser in Ägypten und der Biene im Lande Assur,

Zischen: Das ist, Gott wird nur mit einem Gezisch die Fliegen von den äußersten Grenzen des Landes Ägypten herzubringen. Nämlich die ägyptischen Kriegsleute, welche dir sehr überlästig und verdrießlich sein werden, gleichwie die hungrigen Fliegen oder Mücken ganz übel stechen.

Biene: Er wird auch mit einem Gezisch die assyrischen Bienen, das ist, Kriegsleute herzulocken, welche leicht aufzubringen sind, dass sie ihre Feinde mit einem unversöhnlichen Hass verfolgen, nicht anders, als wie die Bienen einen überfallen, von dem sie sind erzürnt worden. Welche Gleichnisse auch Mose zu eben derselben Sache braucht {5Mos 1}.

19. dass sie kommen, und alle sich legen an die trockenen Bäche und in die Steinklüfte und in alle Hecken und in alle Büsche.

Sie kommen: Nämlich die ägyptischen Fliegen oder Mücken und die assyrischen Bienen.

Legen: In großer Menge, will so viel sagen: Die ägyptischen und assyrischen Kriegsleute werden das Land mit einem gewaltigen Kriegsheer überziehen und verwüsten und werden auch bis zu den Orten durchdringen, welche man sonst für unüberwindlich geachtet und davon man nicht anders meinte, denn sie wären ganz fest und sicher und könnte niemand dazu kommen. In Summe, sie werden das ganze Land durchstreifen und in deinem Königreich sich hin und wieder niederlassen, mit deinem und deiner Untertanen großem Schaden.

20. Zur selbigen Zeit wird der Herr das Haupt und die Haare an Füßen abscheren und den Bart abnehmen durch ein gemietetes Schermesser, nämlich durch die, so jenseits des Wassers sind, als durch den König von Assyrien.

Gemietetes: Denn du Ahas, hast den König in Assyrien mit Gelde gedingt. Und pflegt ihr Könige oft im Brauch zu haben, dass ihr zu der Assyrer Hilfe und Beistand Zuflucht sucht, aber dieselben eure hübschen Helfer, werden eure Berauber und Verderber sein. Und wird der assyrische König, welchen du um Hilfe ersucht, alles was in deinem Königreich schön und zierlich ist, hinwegnehmen, als wenn einer die Haare mit einem Schermesser abschere. Denn er wird deine Städte, Dörfer und Schlösser ausleeren, dass es ein Ansehen haben wird, als hättest du ihn dazu gedingt, dass er dein Land jämmerlich zerstören soll. Solches wird, meine ich, ja heißen, deinem Lande scheren. Dass aber diese Weissagung erfüllt wurde, liest man im 2. Chron. 28. (Eben also pflegt es denen auch zu gehen, welche die Gottlosen und unbändigen Heiden oder andere ungläubige Völker wider ihre Benachbarten zu Hilfe nehmen, dass sie, nämlich von ihren wilden und rohlosen Helfern mehr Schaden empfangen, als sie von ihren benachbarten Feinden jemals erlitten. Dergestalt haben vorzeiten die Kaiser zu Konstantinopel die Araber und Sarazener um Hilfe ersucht. Aber dieselben haben später das Kaisertum im Orient nicht allein hart angefochten, sondern es endlich auch ganz zu sich gerissen. Und wird denjenigen eben dasselbe auch widerfahren, welche entweder den Türken oder Moskowiter begehren an sich zu ziehen und auf ihre Seite zu bringen. Und soll man den Teufel nicht an die Wand malen oder zu Gaste laden, er kommt für sich selbst.) * (Nach Luther) Der König zu Assyrien heißt ein gemietet oder gedingt Schermesser. Denn Gott braucht seiner eine Zeit lang, sein Volk zu strafen.

21. Zur selbigen Zeit wird ein Mann einen Haufen Kühe und zwei Herden ziehen

Zeit: Wenn man nämlich in deinem Königreich so übel Haufen wird.

Ziehen: Das ist: Die Ackerleute werden den Acker nicht bauen noch Weinberge pflanzen, sondern von dem Vieh ihre Nahrung suchen und desselben doch auch nicht viel besitzen. Denn der zuvor ein reicher Bauer gewesen, wird kaum ein Kühlein und ein Paar Schäflein haben, von denen er sich wird ernähren und erhalten müssen.

22. und wird so viel zu melken haben, dass er Butter essen wird; denn Butter und Honig wird essen, wer übrig im Lande bleiben wird.

Butter essen: Das ist, er wird bei so wenigem Vieh dennoch seine ziemliche Nahrung haben und Butter oder Schmalz machen können.

Honig: Nämlich wilden Honig, so er irgend im Walde ungefähr antreffen wird. Damit er will zu verstehen geben, dass diejenigen, welche vor dem vorgemeldeten Verderben werden gesichert sind und übergeblieben, die werden zwar eine geringe Nahrung haben, aber doch sich auch dabei betragen können. (Und soll man Gott danken für das tägliche Brot. Zudem will der Prophet daneben anzeigen, dass Gott in seinem Zorn seiner Barmherzigkeit bedenkt sei, und die Strafen mildere.)

23. Denn es wird zu der Zeit geschehen, dass, wo jetzt tausend Weinstöcke stehen, tausend Silberlinge wert, da werden Dornen und Hecken sein,

Tausend: Das ist viel und in großer Anzahl. Denn es wird eine gewisse Zahl für eine ungewisse genommen, die Menge damit anzuzeigen.

Dornen: Als wollte er sagen: Wo die allerbesten und fruchtbarsten, dazu wohl erbauten Weinberge vor der Zeit gelegen sind, deren einer um tausend Taler hatte können verkauft werden, da wird es alles mit Dornen und Gebüsch überwachsen und nichts erbaut sein, dass man keine Weinberge mehr, sondern Dornbüsche oder Hecken und Gesträuche nennen wird.

24. dass man mit Pfeilen und Bogen dahin gehen muss. Denn im ganzen Lande werden Dornen und Hecken sein,

Gehen muss: Dieweil keiner mehr dahin kommen wird, dass er da Trauben ablese, sondern dass er das Wild darin jage und fälle. * (Nach Luther) Das ist, es wird das Land wüste liegen, ohne Leute, die es bearbeiten.

Lande: Das zuvor wohl erbaut gewesen.

25. dass man auch zu all den Bergen, so man mit Hauen pflegt umzuhacken, nicht kann kommen vor Scheu der Dornen und Hecken, sondern man wird Ochsen dort gehen und Schafe darauf treten lassen.

Bergen: Nämlich Weingärten, die an Bergen gelegen gewesen.

Scheu: Weil er sehen wird, dass der Dornen und Hecken ganz zu viel da stehen, die man nicht wird können alle ausreißen, damit das Land wiederum erbaut und fruchtbar gemacht würde.

Treten: Also dass die besten Weinberge mit Dornen überwachsen, kaum dem Vieh zur Weide zugutekommen und nützlich sein werden. (Sollen wir deswegen Gott fürchten und in der wahren Religion und Gottseligkeit beharren, damit wir unsere Weinberge, auf die wir viel Mühe und großen Kosten wenden, nicht sehen müssen, dass sie mit Dornen und Hecken überwachsen sind.)

26. Und der Herr sprach zu mir: Nimm vor dich einen großen Brief und schreib darauf mit Menschengriffel: Raubebald, Eilebeute.

Und: Jetzt kehrt sich der Prophet wieder zu dem jüdischen Volk und tröstet die Kleinmütigen.

Großen Brief: Darauf man mit großen Buchstaben etwas schreiben könne.

Menschengriffel: Auf gewöhnliche menschliche Weise, und zwar mit großen Buchstaben, dass es von allen, die vorübergehen, leicht möge gelesen werden.

Raubebald: Dies (will Gott der Herr zum Propheten sagen) soll des Sohns Gottes als eines Beschützers seiner Kirchen zu Name sein. Denn derselbe wird seinen Feinden, die er überwunden hat, den Raub geschwind abziehen und die beiden Könige in Syrien und Israel bald berauben: Und soll zwar solches Schreiben in Gegenwart etlicher glaubwürdiger Zeugen, für welche du gleichsam öffentlich bezeugen sollst, wie es geschehen werde, dass die vorgemeldeten beiden Könige, so auf den Raub ausgezogen sind, selber ein Raub sein werden.

27. Und ich nahm zu mir zwei treue Zeugen, den Priester Uria und Sacharja, den Sohn Jeberechjas,

Treue: Die glaubwürdig waren und ein großes Ansehen hatten im Volk.

Uria: nämlich den Hohepriester: Welcher doch hernach von der rechten Religion abgefallen ist und auf des Königs Ahas Befehl einen heidnischen Altar gebaut nach dem Vorbild wie der König Ahas zu Damasco einen gesehen hatte. Wie man davon lesen kann im zweiten Buch der Könige, Cap. 16.

28. und ging zu einer Prophetin, die wurde schwanger und gebar einen Sohn. Und der Herr sprach zu mir: Nenne ihn Raubebald, Eilebeute.

Prophetin: Und verkündigte ihr, dass sie einen Sohn gebären würde.

29. Denn ehe der Knabe rufen kann: Lieber Vater, liebe Mutter, soll die Macht Damaskus und die Ausbeute Samarias weggenommen werden durch den König zu Assyrien.

Rufen: Das ist, eher das Kind wird recht reden lernen, dass es seines Vaters oder seiner Mutter Namen nennen könne.

Damaskus: Nämlich des syrischen Königreichs, darin Damaskus die Hauptstadt ist.

Ausbeute: Das ist, die Gewalt und Reichtümer des israelitischen Königreichs, in dem Samaria die Hauptstadt ist, soll zerstört und zunichtegemacht werden.

König zu Assyrien: Denn der selbige wird das syrisch und auch das israelitische Königreich zerstören. Es will aber der Prophet so viel sagen: Es deucht mich in einer göttlichen Offenbarung oder prophetischem Gesicht, als ob ich zu der Jungfrau Maria käme (welche hier richtig eine Prophetin genannt wird, weil sie mit besonderen herrlichen Gaben des Heiligen Geistes geziert gewesen, in Maßen ihr herrlicher Lobgesang bezeugt) und verkündigte ihr (wie später der Erz Engel Gabriel getan {Lk 1}.) wie sie vom Heiligen Geiste würde einen Sohn empfangen, dessen Name nicht unbillig heißen mochte, ein glückseliger Berauber. (Denn derselbe ist immer bei seiner Kirche, von Anfang der Welt her und beraubt, stürzt und zerstört die Feinde der Kirche.) Der wird auch in dieser gegenwärtigen Gefahr des Königreichs Juda, uns nach seiner Gottheit beistehen und eher er wird menschliche Natur an sich nehmen und recht reden lernen, so werden durch seine ewige und göttliche Kraft unsere Feinde danieder liegen und zugrunde gegangen sein, für welcher Drohungen man sich jetzt so sehr fürchtet.

30. Und der Herr redete weiter mit mir und sprach:

Und der: Jetzt schilt Gott diejenigen im Königreich Juda, welche ihre rechtmäßige Obrigkeit verachteten und vielmehr nach der assyrischen oder israelitischen Regierung ein Verlangen hatten und droht ihnen, wie es ihnen über ihre Zuflucht zu menschlicher Hilfe nicht wohl ergehen werde.

31. Weil dies Volk verachtet das Wasser zu Siloah, das stille geht und tröstet sich des Rezin und des Sohnes Remaljas,

Verachtet: Dass es ein Abscheu davor hat und dasselbe verwirft.

Remalja: Nämlich der beiden Könige in Syrien und Israel, welche sie lieber für ihre Obrigkeit erkennen und annehmen wollten und einen Verdruss haben ab ihrem Könige und ordentlicher Obrigkeit, weil er nicht so mächtig ist als dieselben Könige.

32. siehe, so wird der Herr über sie kommen lassen starke und viel Wasser des Stroms, nämlich den König zu Assyrien und alle seine Herrlichkeit, dass sie über alle ihre Bäche fahren und über alle ihre Ufer gehen;

Kommen lassen: Um solcher ihrer Sünde willen des heimlichen Abfalls.

Wasser: Das ist, eine große Menge Kriegsleute, so dazu ganz tapfer und streitbar sein. * (Nach Luther) Das ist der Phrath, jenseits welchem das Land Assyrien liegt.

Herrlichkeit: Er wird, wie wir sagen möchten, seine ganze Macht daran strecken.

Ufer gehen: Denn dieselben Wasser werden nicht in ihrem ordentlichen Strom bleiben, sondern wie in den Ausläufen geschieht, werden sie alles überschwemmen, das ist, die Assyrer werden alles verwüsten, wo sie hinkommen.

33. und werden einreißen in Juda und schwemmen und überhergehen, bis dass sie an den Hals reichen und werden ihre Flügel ausbreiten, dass sie dein Land, o Immanuel, füllen, soweit es ist.

Hals: Also dass es ein Ansehen gewinnen wird, als ob ihr alle müsstet zugrunde gehen.

Ausbreiten: Das ist, solche Wasserflut wird sich sehr ergießen und überall weit und breit im Lande sich erstrecken.

Dein Land: Welches du Sohn Gottes dir erwählt hast, dass darin dein Wort gelehrt werde. Und dass du auf eine Zeit in derselben menschlichen Natur an dich nimmst und der ganzen Welt Sünde versöhnst: Dasselbe Land wirst du zuvor dem Könige zu Assyrien übergeben, dass er es verwüste und solches um der Undankbarkeit Willen deines Volkes, welches seiner ordentlichen Obrigkeit überdrüssig geworden und eine fremde Regierung der einheimischen und rechtmäßigen vorzieht. (Gleiche Undankbarkeit und Bosheit wird auch bei etlichen in Deutschland gespürt. Welche um etlicher Beschwerden Willen ihre ordentliche Obrigkeit so hassen, dass sie sich das türkische Regiment wünschen oder doch keinen sonderlichen Abscheu davor haben. Darum ihnen die Gefahr darauf steht, weil sie die Regierung ihrer christlichen Fürsten verachten, dass nicht etwa wilde und unbändige Völker, als die Türken, Moskowiter, Tartaren und dergleichen, einmal wie eine Sündflut Deutschland überfallen und alles verwüsten, Städte und Dörfer verbrennen, Weiber und Jungfrauen schänden, Männer und junge Gesellen erwürgen und was überbleibt, in eine schnöde elende Dienstbarkeit ferne von ihrem Vaterland hinwegführen.)


Das 8. Kapitel

  • Der Prophet tröstet die Furchtsamen abermals: Und weissagt ihnen zugleich von Christo.
  • Danach redet er von der Blindheit des jüdischen Volkes.
  • Warnt auch vor den falschen Propheten und Wahrsagern, dass man sie nicht rat fragen solle.
  • Und verkündigt dem jüdischen Volk sein Unglück, so künftig über sie ergehen werde.

1. Seid böse, ihr Völker und gebet doch die Flucht! Hörte ihr es, alle, die ihr in fernen Landen seid: Rüstet euch und gebet doch die Flucht; lieber, rüstet euch und gebet doch die Flucht {2Sam 19v21}!

Seid böse: Der Prophet wendet sich wieder zu denen, welche fromm waren und aber doch aus Schwachheit des Fleisches vor den beiden Könige in Syrien und Israel Macht sich übel fürchteten, dass er sie tröste.

Nach Luther: Es spottet der Prophet der Assyrer, dass sie würden vor Jerusalem kommen, und doch mit Schanden davon ziehen.

Völker: Nämlich ihr Gottlosen und Feinde der Kirche Gottes, richtet einen Lärm an und stellt euch grausam.

Flucht: Stellt euch, als wolltet ihr jedermann fressen und wenn es zum Treffen kommt, so reißt doch zum ersten aus.

2. Beschließt einen Rat und werde nichts daraus! Beredet euch und es bestehe nichts; denn hier ist Immanuel.

Rat: Wie ihr das Volk Gottes vertilgen und ausrotten wollt.

Beredet: Wie ihr, nämlich mit der Kirche Gottes umhergehen und wie gräulich ihr sie behandeln wollt.

Bestehe nichts: Euer Entschluss soll zu Wasser werden. Will aber mit diesem spöttischen Zusprechen so viel zu verstehen geben, dass Gott der Feinde Vornehmen hindern werde und abwehren, dass es damit keinen Fortgang habe.

Immanuel: Der Sohn Gottes ist auf unserer Seite als ein Beschützer seiner Kirche. (Darum wenn gleich der Türke oder Papst oder auch andere Schwindelhirne uns das Verderben drohen und darüber miteinander zu Rate gehen, so sollen wir darum nicht ganz zu kleinmütig werden, sondern Gott vertrauen, weil unser Immanuel Jesus Christus, der zur Rechten Gottes sitzt und bei uns ist, alle Tage bis zu der Welt Ende, uns nicht verlassen wird.)

3. Denn so spricht der Herr zu mir, als fasste er mich bei der Hand und unterweist mich, dass ich nicht soll wandeln auf dem Wege dieses Volkes und spricht:

Unterweist: Als wollte er sagen: Gott hat mich gnädig unterrichtet, als wenn jemand einen bei der Hand führt und mit ihm freundlich sich bespricht und hat mich gelehrt, dass ich dieses Volkes gottloser Weise und Bosheit nicht folgen soll.

4. Ihr sollt nicht sagen: Bund. Dies Volk redet von nichts, denn von Bund. Fürchtet ihr euch nicht also wie sie tun und lasst euch nicht grauen,

Bund: Das ist, ich sehe, dass dies Volk sich nur auf menschliche Hilfe verlässt, aber des göttlichen Beistandes sich nichts getröstet. Denn was sie handeln, das ist fast auf diesen Schlag gerichtet: Der König in Israel und der König in Syrien haben sich wider uns gebunden. Darum, sofern wir ihnen wollen gewachsen sein, dass wir ihnen können Widerstand tun und ihre Macht und Gewalt aufhalten und von uns abtreiben, so ist allerdings vonnöten, dass wir mit dem mächtigen Könige in Assyrien uns in Bündnis einlassen und ihn aufnehmen, dass er entweder den König in Syrien oder den König in Israel oder sie alle beide mit Krieg überziehe: Aber (will Gott der Herr sagen) Diese eure Anschläge gefallen mir gar nicht. (Denn man soll sich auf den Herrn und nicht auf der Menschen Verbündnisse verlassen: Und sollen wir die gottlosen Heiden nicht zu uns ziehen, dass sie unsere Feinde unterdrücken, damit sie nicht, wenn sie solches verrichtet, sich an uns auch machen und uns die Haut über die Ohren abziehen, wie den Kaisern in Orient geschehen, welche aus einem närrischen und unglücklichen Rat die Sarazener in Griechenland berufen.) Darum (will der Herr sagen) Da noch irgend fromme Leute unter euch sind, die sollen der anderen Bosheit nicht folgen. * (Nach Luther) Das jüdische Volk traute Gott nicht und machte Bund mit den Heiden umher, welche doch ihre Feinde waren.

Nicht also: Erschreckt nicht und werdet nicht so kleinmütig über der Feinde drohen, wie die anderen tun, welche ungeheuerliche Mittel suchen und mehr zu bösen Leuten ihre Zuflucht haben, als dass sie bei ihrem Herrn und Gott Hilfe suchten. (Denn man soll in vorfallender Not und Gefahr ein Herz fassen und zu der Hilfe Gottes ein gutes Vertrauen haben.)

5. sondern heiligt den Herrn Zebaoth. Den lasst eure Furcht und Schrecken sein,

Schrecken sein: Das ist, erkennt Gott den Herrn Jesum Christus den Messias und eingeborenen Sohn Gottes und setzt euer Vertrauen auf ihn, denselben fürchtet und nicht die Feinde, welche Menschen sind und euch nicht schaden können ohne Gottes Verhängnis.

6. so wird er eine Heiligung sein, aber ein Stein des Anstoßes und ein Fels des Ärgernisses, den zwei Häusern Israels zum Strick und Fall den Bürgern zu Jerusalem {Lk 2v34 Röm 9v33 1Petr 2v8}.

Heiligung: Und wird euch heiligen und reinigen von euren Sünden. Ja er wird eure Heiligung, Gerechtigkeit und Erlösung sein {1Kor 1}. (Denn um seinetwillen werden wir durch den Glauben gerecht und heilig geachtet. Wenn wir aber also mit Gott versöhnt sind, so haben wir Gott zum Beschützer und Beistand in aller Gefahr.)

Zwei Häusern: Nämlich dem Königreich Israel, welches im Stamm Ephraim ist und den Königreich Juda, im Stamm Juda.

Strick: Darin sie sich werden verwickeln und gefangen werden.

7. dass ihrer viele sich daran stoßen, fallen, zerbrechen, verstrickt und gefangen werden.

Daran: Nämlich an Christus. Denn die Lehre des Evangeliums von Christo wird ihnen gleichsam ein Fallstrick sein, darin sie sich werden verwickeln und weil sie dieselbe mit gehorsamen Glauben nicht annehmen wollen, so werden sie darin beharren bleiben und verdammt werden. (Denn es stoßen sich ihrer viele an Christus mit ihrem Unglauben, als an einen harten Stein und Felsen, dass sie fallen und in der Blindheit ihres Herzen verderben: Denn Christus ist für sich selbst ein Heiland, aber die Gottlosen, so in einen verkehrten Sinn gegeben sind, stoßen Christus von sich und lästern ihn, darum werden sie aus gerechtem Urteil Gottes verdammt. Dass aber dieser Spruch von Christo und der Juden Blindheit zu verstehen sei, bezeugt der alte Simeon {Lk 2} und der Apostel Petrus {1Petr 2} desgleichen Christus selber {Mt 21} wie auch Paulus {Röm 9}. Darum sollen wir uns nicht daran ärgern, wenn nicht jedermann heutzutage dem Evangelium Christi glaubt.)

8. Binde zu das Zeugnis, versiegele das Gesetz meinen Jüngern!

Binde: Jetzt redet Christus selber von der Blindheit des jüdischen Volkes, als wollte er sprechen: Ich sehe, wie es gehen wird, dass das Zeugnis oder Wort Gottes meinen Zuhörern sein wird wie ein eingewickeltes und zugebundenes Buch und wie ein zugesiegelter Brief, da niemand lesen kann, was im selben Buch oder Brief stehe. (Denn die Heilige Schrift ist den verblendeten Leuten so zugesiegelt und vor ihnen verschlossen, dass, wenn sie gleich dieselbe lesen, dennoch sie keinen rechten Verstand daraus schöpfen. Wie heutigentags nicht allein an den Juden, sondern auch an den Katholiken, Wiedertäufern, Zwinglianern und Schwenkfeldern zu sehen.) * (Nach Luther) Hiermit wird angedeutet, dass das Gesetz bleibt unverstanden und unerfüllt, wo nicht der Glaube ist, der zu Christus Jünger macht.

9. Denn ich hoffe auf den Herrn, der sein Antlitz verborgen hat vor dem Hause Jakob; ich aber harre sein.

Hoffe: Dass er noch über etliche im jüdischen Volk sich erbarmen werde und sie bekehren.

Verborgen: Denn er tut dergleichen, als ob er dies ganze Volk allerdings verworfen hätte.

Harre sein: Als der noch etliche Juden selig machen wird, damit nicht das ganze Volk ewig verderbe. Es eignet aber Christus der Juden Heil seinem himmlischen Vater zu, weil er hier redet als im Stande seiner Erniedrigung. (Obwohl nun der Juden sehr wenig gefunden werden, die sich mit Ernst zu Christo bekehren, so ist doch kein Zweifel, es werde dasselbe Volk unter so vielen Feinden besonders von Gott erhalten, darum, dass noch etliche Auserwählte darunter zu finden, die dem Evangelium Christi glauben und selig werden.)

10. Siehe, hier bin ich und die Kinder, die mir der Herr gegeben hat, zum Zeichen und Wunder in Israel, vom Herrn Zebaoth, der auf dem Berge Zion wohnt.

Gegeben: Welche mein himmlischer Vater mit meiner heilsamen Erkenntnis erleuchtet hat, die ich nicht allein mit brüderlichem, sondern auch väterlichem Herzen liebe. Denn also deutet diesen Spruch der Apostel zu Hebräer Kapitel 2. von Christo und seinen Gläubigen.

Wunder: Das ist, die Leute und besonders die Juden, werden über die Wunderzeichen sich entsetzen, die ich und meine Jünger unter ihnen tun werden: Wie auch über die Trübsal, welche wir um des Evangeliums willen standhaft erdulden werden. (Denn wir sind, spricht der Apostel Paulus {1Kor 4} ein Schauspiel geworden der Welt und den Engeln und den Menschen.)

Herrn Zebaoth: Nämlich von dem Heiligen Geist, durch welchen dies alles wird also angeordnet werden.

Wohnt: Das ist, in seiner Kirche, der er mit seinen wunderbaren Gaben beisteht und dieselben über die Apostel in der Stadt Jerusalem ausgießen wird. (Hier sehen wir, wie hoch uns Christus liebt, weil er uns seine Kinder nennt. Und hat man auch das Zeugnis der Heiligen Dreifaltigkeit an diesem Ort in Acht zu nehmen.)

11. Wenn sie aber zu euch sagen: Ihr müsst die Wahrsager und Zeichendeuter fragen, die da schwätzen und disputieren, (so sprecht): Soll nicht ein Volk seinen Gott fragen? Oder soll man die Toten für die Lebendigen fragen?

Wenn: Jetzt ermahnt uns der Prophet, dass wir uns hüten sollen vor den falschen Lehrern, auf welche er mit einer verblümten Rede durch der Wahrsager und Zeichendeuter Namen deutet.

Fragen: Nämlich von der Wahrheit und wie man die ewige Seligkeit erlangen soll.

Schwätzen: Dass sie, nämlich mit einer niederen Stimme, weiß nicht was für Beschwörungen murmeln und brummeln oder auch ungewöhnliche Worte vorbringen, die weder sie selbst noch andere verstehen, in Maßen die Teufelsbeschwörer zu tun pflegen. (Man soll aber von den falschen Propheten, welche ihre Menschensatzungen und was sie aus ihrem eigenen Kopf erdacht als Gottes Wort vorbringen, nichts besseres halten als von den Zauberern, Beschwörern und Schwarzkünstlern. Und soll man solche Teufels Leute allerdings meiden.)

Disputieren: (Nach Luther) Die da klug sein wollen und mit Vernunft die Schrift meistern.

Sprecht: Folgt jetzt, was wir denen zur Antwort geben sollen, die uns zu solchen falschen Lehrern weisen.

Fragen: Dass er aus seinem ausdrücklichen Worte die Wahrheit erkunde.

Toten: Denn die Wahrsager brachten der verstorbenen Leute Gestalten hervor und erforschten von denselben, was sich zukünftig begeben würde, in Maßen die Wahrsagerin {1Sam 28} des Propheten Samuels Gestalt, der doch längst gestorben war, vor dem Saul herausbrachte. Aber solche Gestalten waren nicht der verstorbenen Menschen Seelen, sondern die Teufel, welche sich in menschlicher Gestalt sehen ließen.

12. Ja, nach dem Gesetz und Zeugnis. Werden sie das nicht sagen, so werden sie die Morgenröte nicht haben,

Zeugnis: Das ist, man soll sich zu dem ausgedrückten Worte Gottes halten und aus demselben den Willen Gottes und die selig machende Wahrheit erlernen.

Nicht haben: D. i. Wenn die Juden diesem heilsamen Rat nicht folgen wollen und aus den Schriften Mose und der Propheten die Wahrheit nicht begehren zu lernen, sondern viel lieber den Pharisäern und Schriftgelehrten oder auch Sadduzäern zuhören, so wird das Licht der wahren und selig machenden Erkenntnis Christi in ihren Herzen nie aufgehen, sondern sie werden in der Finsternis ihres Verstandes geblendet, ewig verderben. (Eben dasselbe haben auch alle diejenigen zu erwarten, welche von dem ausdrücklichen Worte Gottes, entweder zu den Menschensatzungen oder philosophischen Fantasien, in Sachen die Seligkeit betreffend, sich abführen lassen.)

13. sondern werden im Lande umher gehen, hart geschlagen und hungrig. Wenn sie aber Hunger leiden, werden sie zürnen und fluchen ihrem Könige und ihrem Gott. Und werden über sich gaffen {Ps 59v16}.

Gehen: Also dass der größere Teil des jüdischen Volkes auf der Propheten Weissagungen nicht achthaben wird noch Christus recht erkennen lernen.

Hungrig: Das ist, das jüdische Volk wird zerstreut werden, im Elend herumziehen und nirgends keine bleibende statthaben, dazu allem Jammer und Unheil unterworfen sein und wird dennoch durch solche Trübsal sich nicht erweichen lassen, dass es Buße tat, sondern nur desto verstockter werde: Unterdes aber wird es in Hunger und Dürftigkeit ein elendes Leben führen, besonders wird es einen Hunger und Mangel am Worte Gottes empfinden, davon der Prophet Amos Kapitel 8. redet und keinen rechtschaffenen Trost aus der Heiligen Schrift haben können.

Leiden: Dass sie (die Juden) keinen Trost oder göttliche Erquickung und Erlabung empfinden.

Gott: Dem Messias, der diesem Volk durch die Propheten verheißen war.

Über sich: Gen Himmel, mit großem Unwillen, aber werden keine Hilfe von Gott erlangen.

14. Und unter sich die Erde ansehen und nichts finden denn Trübsal und Finsternis; denn sie sind müde in Angst und gehen irre im Finsteren.

Im Finsteren: Das ist, sie werden auch auf Erde an statt des Trostes nichts denn Jammer und Not empfinden, damit sie überfallen und ewig ins Elend und in der Irre werden ausgestoßen werden. (Sollen wir deswegen bei der Juden Schaden klug werden und Christus als einen Heiland aus den prophetischen und apostolischen Schriften lernen, erkennen und ehren und in der wahren Gottseligkeit bis an unser letztes Ende beharren, damit wir nicht in gleiche Strafen uns vertiefen. Weil auch aus diesem Ort genügend zu sehen, mit was giftigem bitteren Neid und Hass die Juden wider Christus und wider die Christen entzündet sind, so soll richtig keiner sein Leben und Wohlfahrt einem Juden Vertrauen.)


Das 9. Kapitel

  • In diesem Kapitel weissagt der Prophet weiter von Christo, seinem Reich, Untertanen und Guttaten, damit dieselben begabt sollen werden. v. 1.
  • Und verkündigt dem israelitischen Volk die Strafen, so von wegen ihrer Bosheit und Undankbarkeit über sie ergehen werden. v. 8.

1. Denn es wird wohl eine andere Mühe sein, die ihnen Angst tut, denn zur vorigen Zeit war, da es leicht zuging im Lande Sebulon und im Lande Naphthali und später schwerer wurde am Wege des Meers, diesseits des Jordans, in der Heiden Galiläa.

2. Das Volk, so im Finsteren wandelt, sieht ein großes Licht und über die da wohnen im finsteren Lande, scheint es Hölle {Lk 1v49}.

Finsteren Lande: Das ist, die Einwohner des Landes Galiläa, welche mit vielem Jammer, so beschwerlicher sind als der Tod selber, besonders aber mit Blindheit des Herzens und verderblichen schrecklichen Irrtum in der Religion, gleichsam als mit einer dicken Finsternis überfallen waren, werden das selig machende Licht des Evangeliums von Christo sehen. Denn er selbst, Christus, da lehren und viele herrliche Wunderzeichen tun wird. Und zeigt der Evangelist Matthäus, Kapitel 4. klar an, dass diese Wort von Christo zu verstehen sind, da er in Galiläa gelehrt und seine Lehre mit Wunderwerken bestätigt habe. Es hat aber Gott denselben verachteten Stämmen das Evangelium zugeschickt, damit anzuzeigen, wie verachtet er das vor der Welt erwähle {1Kor 1}. Und ist die Offenbarung des Evangeliums in einem Lande, desselben rechte Wohlfahrt, dass uns keine größere Guttat auf dieser Erde widerfahren kann.)

3. Du machst der Heiden viel, damit machst du der Freuden nicht viel. Vor dir aber wird man sich freuen, wie man sich freut in der Ernte, wie man fröhlich ist, wenn man Beute austeilt.

Heiden viel: Denn sie zur Zeit der Offenbarung Christi sehr mächtig gewesen, also dass auch die Juden von den Römern unters Joch gebracht und ihnen zinsbar gemacht wurden, die allerdings über sie geherrscht.

Nicht viel: Denn es hat den Juden solche Sache nicht zuschlagen wollen und sind dessen gar nicht erfreut gewesen, weil sie das römische Joch mit großem Unwillen und Ungeduld auf sich genommen.

Vor dir: Als wollte er sagen, es werden dennoch und nichtsdestoweniger die Gläubigen, welche dich Christus, Gottes Sohn, durch den Glauben haben lernen erkennen, mehr Freude aus solcher Erkenntnis empfinden als Traurigkeit, von wegen der Römer übermütigen Regierung und stolzen Herrschaft.

Ernte: (Denn gleichwie die Ackerleute nach vieler Arbeit, großer Sorge, stetigem Wachen und schwerer Mühe, sich von Herzen freuen, wenn die Zeit einer reichen Ernte endlich herzunaht, also sind auch diejenigen fröhlich und gutes Muts, welche nach ausgestandener Anfechtung ihres geängstigten Gewissens, da sie unter dem Joch des Gesetzes gearbeitet und schier verzagt wären, ihren Erlöser Christus erkennen zu lernen. Denn das Reich Gottes ist Gerechtigkeit, Fried und Freude in dem Heiligen Geist {Röm 14}.)

Austeilt: Die man nach viel ausgestandener Gefahr und Mühe dem Feinde abgerungen: Also werden sich auch freuen und fröhlich sein, welche aus dem Evangelium gelernt, dass sie durch Christus den Sieg über Tod, Teufel und Hölle erlangt haben.

4. Denn du hast das Joch ihrer Last und die Rute ihrer Schulter und den Stecken ihres Treibers zerbrochen wie zur Zeit Midians.

Rute: Damit sie geschlagen wurden. Als wollte er sagen, (Du Christo nimmst das Joch des Gesetzes, welches weder wir noch unsere Väter haben können tragen {Apg 15}.) von dem Halse deiner Gläubigen hinweg, ja du zerbrichst und zermalmst es, also dass, da sie dem Gesetz gleich nicht vollkommen genug tun, dennoch der Fluch desselben aufgehoben ist und auf die Christen, sofern sie wieder geboren sind, nicht weiter dringen noch sie verfluchen oder verdammen kann, dergestalt, dass des Treibers Mose Amt aufhört. Denn Christus ist unter das Gesetz getan worden, auf dass er die, so unter dem Gesetz waren, erlöste {Gal 4}. Und hat durch den Tod seines Kreuzes uns von dem Fluch des Gesetzes erlöst {Gal 3}. Es ist auch sein Sieg, damit er unsere geistlichen Feinde überwunden, dem wunderbaren Sieg nicht ungleich gewesen, welchen Gideon wider die Midianiter erhalten. Denn gleichwie Gideon mit seinem Kriegsheer, das nicht groß, sondern von Gott auserlesen war, die Feinde geschlagen und überwunden hat, da sie die irdenen Krüge zerbrochen und mit dem Licht, so einstmals aus den zerbrochenen Krügen hervor geschienen, samt der Posaunen Schall, die Feinde geschreckt und in die Flucht gebracht: Also hat Christus durch den Tod seines Leibes, welcher aus der Erde war und mit dem Licht des Evangeliums, samt desselben Schall, nicht allein den Teufel und Tod zu Boden geschlagen, sondern auch uns allen, die wir an ihn glauben, den Sieg erhalten und die ewige Freude zubereitet. Daher die Christen in ihrem Gewissen Fried und Ruhe haben.)

5. Denn aller Krieg mit Ungestüm und blutig Kleid wird verbrannt und mit Feuer verzehrt werden.

Verbrannt: Das ist, der Herr wird die Waffen und Kleider, so vom Blut bespritzt und befeuchtet sind, hinwegtun und den Frieden wieder bringen. (Denn Christus hat den Frieden gemacht, zwischen Gott und den Menschen und zwischen seinen Auserwählten, auf dass die rechtschaffenen Christen, sie haben gleich aus den Juden oder Heiden ihre Herkunft, des Friedens sich bemühen und so viel an ihnen ist, mit allen Menschen begehren Frieden zu halten {Röm 12}.)

6. Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, welches Herrschaft ist auf seiner Schulter; und er heißt Wunderbar, Rat, Kraft, Held, ewiger Vater, Friedefürst,

Denn uns: Obwohl der Prophet bis daher von Christo herrlich geweissagt hat, so redet er doch jetzt von seiner Geburt, Majestät und Guttaten, die er dem menschlichen Geschlecht erzeigt noch viel heller. Und handelt zwar von wegen der Sachen Gewissheit davon, als ob die Geschichte bereits ergangen wäre.

Sohn: Nämlich der Sohn Gottes, welcher ewiger Gott und mit dem Vater eines Wesens ist, hat aus der Jungfrau Maria menschliche Natur an sich genommen, Und der der Welt Schöpfer war, ist ein kleines Kind geworden, das in der Krippe liegt. (Dasselbe Kind ist um unserer Seligkeit willen geboren worden und ist uns von dem himmlischen Vater geschenkt zu einem Seligmacher und Erlöser, dass also ganz recht von ihm gesagt wird, er sei uns geboren und uns gegeben: Auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewig Leben haben {Joh 3}.)

Schulter: Das ist, Christus legt die Last, seine Kirche zu erhalten und zu regieren, nicht auf anderer Leute, wie viele Könige und Fürsten tun, die ihre Regierung den Räten befehlen und sie unterdes dem unzeitigen Jagen, Kurzweilen oder auch wohl anderen verbotenen Wollüsten und übermäßigen Bankettieren obliegen, sondern dieser unser König ladet die ganze Regierung selber allein auf sich, erlöst, regiert und beschützt seine Kirche allein.

Und: Jetzt folgen dieses unseres himmlischen Königs Titel und Rahmen, welche nicht nur bloße Wort sind, wie bei etlichen Königen und Fürsten, sondern sie befinden sich also bei Christo im Werke und in der Wahrheit, wie sie von ihm gesagt werde.

Wunderbar: Denn er ist wunderbar in seiner Person, als ein menschlicher Gott und göttlicher Mensch, Gott und Mensch, der Schöpfer und das Geschöpf in einer Person, nach unterschiedlichen Naturen. Und hat das menschliche Geschlecht wunderlicherweise erlöst, da er durch sein Sterben den Tod überwunden und dadurch dass er ein Fluch am Kreuz worden, den Fluch des Gesetzes aufgehoben: Da er auch durch eine schändliche Marter zu der höchsten Herrlichkeit und über alle Höhe aufgestiegen ist {Phil 2}. So breitet er auch sein Reich in der Welt wunderlich aus, nicht mit Wehr oder Waffen, sondern durch das Wort der Kirchendiener, die vor der Welt geringe und verachtet Leute sind: Er regiert und erhält seine Kirche wunderlicherweise, in dem er sie oftmals in große Trübsal geraten lässt und endlich durch den Tod zu dem rechten ewigen Leben einführt.

Rat: (Denn er ist die Weisheit des Vaters, welche in der Erschaffung der Welt sich bei ihm gefunden, dadurch alle Ding ganz weislich sind erschaffen worden {Spr 8}. Danach ist er auch unser getreuester Rat, der uns Weise und Wege zeigt, die wir durch den Glauben an ihn der ewigen Verdammnis entgehen und zum himmlischen Leben kommen mögen.)

Kraft: (Denn er ist die ewige Kraft Gottes, so sich im Fleisch geoffenbart hat, sintemal er dadurch, dass er menschliche Natur an sich genommen, die göttliche Kraft und Allmacht darum nicht abgelegt oder verloren hat. Und wer an ihn glaubt und ihn anbetet, der glaubt eben zugleich mit euch an Gott und betet den ewigen Gott an.)

Held: (Denn er aus einem rechten Heldenmut den Kampf, Mann an Mann, mit unseren Feinden angetreten und hat dem Teufel alle seine Macht genommen und den Raub ausgeteilt {Lk 11 Hebr 2}. Derselbe schlägt auch noch heutzutage, sooft er will, die Feinde der Kirche zu Boden.)

1 Ewiger Vater) (Denn er ganz väterlich gegen uns gesinnt ist, darum wir uns ihm allerdings ergeben sollen, seiner väterlichen Güte trauen und auf ihn bauen, weil er auch uns seine Kinder zu nennen sich nicht gescheut hat, wie wir kurz zuvor im 8. Kapitel vernommen und in der Epistel zu Hebräer Kapitel 2. steht.)

Friedefürst: Denn er hat den Frieden zwischen Gott und dem menschlichen Geschlecht aufgerichtet. Und bringt unsere Gewissen durch das Evangelium zu Ruhe: Dazu macht er auch unter den Christen durch seinen Geist Fried und Freundschaft, dass sie einander inniglich lieben, welche sonst wider einander feindlich gesinnt wären und ihrem Nebenmenschen nichts Gutes gönnten.)

7. Auf dass seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende auf dem Stuhl Davids und seinem Königreiche, dass er es zurichte und stärke mit Gericht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit. Solches wird tun der Eifer des Herrn Zebaoth {Lk 1v32}.

Groß werde: Dass sein Reich zunehme und immer weiter ausgebreitet werde. (Denn das Evangelium geht fort und dringt durch die ganze Welt, darum werden die Feinde der Kirche das Reich Christi nie ausrotten oder vertilgen.)

Ende: (Denn obwohl die Christen auf dieser Welt viel Trübsal leiden und ausstehen müssen, so ziehen sie doch die Aussöhnung bei Gott dem himmlischen Vater und den Frieden ihres Gewissens allen zeitlichen Gütern und Wollüsten weit vor, weil sie gewiss wissen, dass ihnen nach der kurzen Trübseligkeit dieses Lebens, die ewige und unaussprechliche Freude und Seligkeit bereitet ist {1Petr 1}.)

Stuhl: Darauf er sitzen und regieren wird. Denn Christus ist dem David verheißen worden, dass er, als der Welt Heiland, aus seinem Stamm sollte geboren werden. Der wird zwar nicht äußerlicherweise zu Jerusalem in der Burg Davids herrschen, aber über seine Auserwählten wird er herrschen und regieren, in dem er sein Evangelium auf den Berge Zion und in dem Tempel zu Jerusalem lehren wird. Auch wird er herrschen, wenn er zu Jerusalem durch seinen Tod dem Tode die Herrschaft nehmen und seinen Untertanen das ewige Leben wiederbringen wird. Weiter wird er zu Jerusalem herrschen, wenn er da die wunderbaren Gaben des Heiligen Geistes über seine Apostel ausgießen wird, welche also ausgerüstet, mit dem Wort des Evangeliums, das mit großen Wundern und Zeichen bestätigt wurde, durch die ganze Welt ausziehen werden und viele tausend Menschen Christo unterwürfig machen. Die als dann ihrem Könige Christo mit solcher Freiwilligkeit dienen werden, dass sie um des Bekenntnisses willen seines Namens und ihm zu Ehren und Folge, nicht allein alle ihre Güter werden in Gefahr setzen und in die Schanze schlagen, sondern auch ihr eigenes Leben mit einer besonderen Freudigkeit vergießen. Es wird aber Christus seine Untertanen regieren, wie recht und richtig ist, zwar also dass, ob er wohl zu der Frommen Überdrang eine Zeit lang still schweigt und zu der gottlosen Bosheit durch die Finger sieht, dennoch er endlich an den Gottlosen mit ewiger Strafe üben wird, aber der Frommen Gehorsam mit ewiger Glückseligkeit belohnen. Wird deswegen sein Königreich ewig bleiben und bestehen, da sonst die weltlichen Reiche von wegen der Ungerechtigkeit, Tyrannei und unbilligen Regiments endlich zugrunde gehen, wenn nämlich die frommen und gütigen Regenten durch den zeitlichen Tod zuvor hinweggenommen wurden.)

Eifer: Als wollte er sagen, dass Gott der himmlische Vater, dem alle Kreaturen unterworfen sind und dessen Majestät und Gewalt unendlich ist, seinen eingeborenen Sohn in diese Welt sendet, damit er das menschliche Geschlecht selig mache, geschieht nicht um unserer Verdienste willen, sondern aus göttlicher Barmherzigkeit, weil Gott mit der Menschen Untergang und Verderben ein Mitleiden hatte und aus einem göttlichen Euer sich aufbringen lassen, dass er durch die Sendung des Messias, dem Teufel den Raub aus dem Rachen gerissen, für welche große und unaussprechliche Wohltat man ihm in alle Ewigkeit danken soll. Dies hat also der Prophet von der Sendung des Messias bisher vorgebracht, auf dass die Könige in Juda nicht kleinmütig würden oder sich die Gedanken machten, als ob der königliche Stamm Davids allerdings würde vertilgt werden, wie die benachbarten Könige und Tyrannen so um sie her waren, ihnen drohten. Denn er lehrt, dass Christus aus des Davids königlichem Stamm und Geschlecht müsse hergekommen und geboren werden, darum es nicht sein könne, dass derselbe vor des Messias Zukunft sollte ganz und gar ausgerottet werden.

8. Der Herr hat ein Wort gesandt in Jakob und ist in Israel gefallen,

Der: Jetzt weissagt der Prophet von dem Untergang des israelitischen Königreichs und erzählt die Ursachen, warum es werde zu Trümmern gehen.

Gefallen: Das ist, Gott hat den Samen seines Wortes ins Königreich Israel ausgestreut, welches Volk zwar von dem heiligen Patriarchen Jakob hergekommen ist, aber seiner Frömmigkeit gar nicht nachschlägt. Und sind die Propheten, so im Königreich Israel gepredigt, gewesen, Hosea, Amos, Micha und andere mehr. (Denn es pflegt Gott zuvor, ehe er die Königreiche umkehrt, durch das Predigtamt die Leute zur Buße zu locken, welche väterliche Heimsuchung und Guttat doch ihrer wenig erkennen.)

9. dass es sollen innewerden alles Volk Ephraim und die Bürger zu Samaria, die da sagen in Hochmut und stolzem Sinn:

Bürger: So viel ihrer zum Königreich Israel gehören, dessen Hauptstadt Samaria ist, die sollen solche Weissagung hören und vernehmen.

10. Ziegelsteine sind gefallen, aber wir wollen es mit Werkstücken wieder bauen; man hat Maulbeerbäume abgehauen, so wollen wir Zedern an die Stätte setzen.

Gefallen: Es sind zwar etliche Städte und Schlösser von unseren Feinden verwüstet und zerstört worden, aber wir wollen sie viel herrlicher und köstlicher wieder aufbauen, auch viel fester machen, als sie zuvor jemals gewesen.

statt setzen: Und also anstatt der unansehnlichen und unachtsamen Bäume, hohe Zedern pflanzen. (Denn die gottlosen Leute sind so verstockt, dass sie der Züchtigung Gottes sich nicht achten, sondern ihnen vielmehr von Tag zu Tag eine größere Glückseligkeit einbilden, je näher ihr äußerstes Verderben heranrückt.)

11. Denn der Herr wird des Rezins Kriegsvolk wider sie erhöhen und ihre Feinde zuhauf rotten:

Denn: Jetzt folgt, was der Prophet solchen sicheren Leuten droht, dass ihnen begegnen werde.

Erhöhen: Er wird dasselbe unüberwindlich machen, also dass die Israeliten ihnen nicht werden widerstehen können.

Rotten: Das ist, er wird überall und aus allen Orten her, Feinde wider das Königreich Israel aufbringen.

12. Die Syrer vorne her und die Philister von hinten zu, dass sie Israel fressen mit vollem Maul. In dem allem lässt sein Zorn noch nicht ab, seine Hand ist noch ausgestreckt.

Hinten zu: Denn Syrien war dem Königreich Israel gegen morgenwärts gelegen, die Philister aber wohnten auf der anderen Seite gegen dem Abend. Und hatten zwar die beide Könige in Syrien und Israel kurz zuvor wider das Königreich Juda sich miteinander gebunden. (Aber Gott macht die Feinde der Kirche uneins, dass je einer den anderen aufreibt.)

Ausgestreckt: Dass er mit noch größeren Plagen Strafen wolle. (Denn solange die Leute sich nicht zu Gott bekehren, dürfen sie auch keine Milderung der Strafen hoffen, sondern haben vielmehr noch schwerere und größere zu erwarten {3Mos 26}.)

13. So kehrt sich das Volk auch nicht zu dem, der es schlägt und fragt nicht nach dem Herrn Zebaoth.

Nicht: Sie werden durch die Strafen nicht gebessert, dass sie Buße taten, sondern fahren in ihrem gottlosen Wesen fort, welches richtig zu beklagen ist. (Also stehen auch die Christen, nach vielen erlittenen Niederlagen vom türkischen Tyrannen, nicht ab von ihrer Abgötterei und anderen Lastern, sondern sind nur darauf bedacht, wie sie die verlorenen Städte und Schlösser wieder einbekommen und Festungen aufbauen, dazu ein großes Kriegsvolk zusammen bringen und wider den Türken anführen mögen. Darum fährt Gott auch fort, dass er immer schwerere und größere Strafen schickt.)

14. Darum wird der Herr abhauen von Israel beide, Kopf und Schwanz, beide, Ast und Stumpf, auf einen Tag.

Kopf: Das ist, er wird die Hohen und Niedrigen im Königreiche Israel miteinander ausrotten, dass Ihren keines wird verschont werden.

Tag: Das ist, plötzlich und unversehens wird er solches tun, wenn sie es am wenigsten hoffen.

15. Die alten ehrlichen Leute sind der Kopf; die Propheten aber, so falsch lehren, sind der Schwanz.

Die alten: Jetzt sagt es der Prophet deutlicher und erklärt es, was er zuvor mit verdeckten und verblümten Worten vorgebracht hat.

Leute: Die man Alters halben in Ehren halten soll. Als wollte er sprechen: Die Obrigkeiten, so man ihrer Würde und Alters halben ehrt, nenne ich den Kopf, aber die falsche Propheten und falschen Lehrer, so die Abgötterei verteidigen und recht heißen, nenne ich den Schwanz, weil sie beide vor anderen hervorscheinen: Die anderen, so im Mittelstande sind und der gemeine Haufen, werden nicht uneben dem Leibe und den Füßen eines Tiers verglichen. Sie werden aber alle miteinander gestraft werden, von dem Höchsten an bis zu dem Geringsten.

16. Denn die Leiter dieses Volkes sind Verführer und die sich leiten lassen, sind verloren.

Verloren: (Denn wenn ein Blinder den anderen führt, so fallen sie beide in die Gruben {Mt 15}.)

17. Darum kann sich der Herr über ihre junge Mannschaft nicht freuen noch ihrer Waisen und Witwen erbarmen; denn sie sind allzumal Heuchler und Böse und aller Mund redet Torheit. In dem allem lässt sein Zorn noch nicht ab, seine Hand ist noch ausgestreckt.

Darum: Weil nämlich die Lehrer heucheln und verführen. Die Zuhörer aber ihnen solches gefällt und sich in Irrtum verführen lassen.

Nicht freuen: Dass er Lust zu ihnen hätte und ihnen mit Freuden Gutes erzeigte, weil sie an Kräften des Leibes, wie auch am Verstand in ihrem besten Tun sind, sondern wird vielmehr über sie trauern, weil er sie, nach seinem gerechten Gericht, den Feinden muss übergeben, die sie erschlagen und hinrichten.

Erbarmen: Sondern wird sie von dem Feinde entweder erwürgen lassen, oder in eine Elend schändliche Dienstbarkeit wegführen. (Denn der gerechte Zorn Gottes brennt, wenn wegen der von Menschen gehäuften Sünden, der göttlichen Barmherzigkeit kein Platz mehr gelassen wird.)

Heuchler und: Sie sind alle der falschen erdichteten Religion ergeben und sind ganz bös und verkehrt, voller Ungerechtigkeit, Unbilligkeit und Frevels.

Torheit: Sie loben alle die Abgötterei, sagen auch und tun solche Sachen, die frommen und verständigen Leuten nicht gebühren.

Nicht ab: (Darum, wenn wir wollen, dass Gott aufhören soll zu strafen, so sollen wir auch aufhören zu sündigen.)

18. Denn das gottlose Wesen ist angezündet wie Feuer und verzehrt Dornen und Hecken und brennt wie im dicken Walde und gibt hohen Rauch.

Angezündet: Darum, will der Prophet sagen, kann Gott die Israeliten nicht mehr verschonen.

Brennt: Als wollte er sprechen: Gleichwie das Feuer, wenn es ein dürres Dorngestrüpp im Walde erreicht, eilends fortbrennt und alles verzehrt, was es antrifft, daher ein großer Rauch in die Höhe aufgeht, besonders wenn ein ganzer Wald sich entzündet. Also brennt auch die Ungerechtigkeit und das gottlose Wesen im israelitischen Volk und hat so sehr überhandgenommen, dass solche schädlichen Feuer der Laster nicht wiederum gelöscht werden kann. (Denn es trägt sich auch im Volk Gottes bisweilen zu, dass man aus den groben Sünden und Lastern ein Handwerk macht.)

19. Denn im Zorn des Herrn Zebaoth ist das Land verfinstert, dass das Volk ist wie Speise des Feuers; keiner schont des anderen.

Verfinstert: Will so viel sagen, es geschieht aus gerechtem Zorn Gottes, dass alles voller Finsternis ist, voller Trübseligkeit und Jammer.

Des Feuers: Denn die Israeliten feinden einander an und verzehren sich untereinander selbst, ungeachtet aller Freundschaft oder Verwandtschaft. (Weil der Geiz ein unersättliches Übel ist, und übervorteilen die Geizigen ihre Freunde und Blutsverwandten ebenso bald als andere, lassen auch nicht nach, bis sie dieselben um ihre Habe und Güter gebracht und betrogen haben.)

20. Rauben sie zur Rechten, so leiden sie Hunger; essen sie zur Linken, so werden sie nicht satt. Ein jeglicher frisst das Fleisch seines Arms:

Rauben: Das ist, die Israeliten berauben einander selbst, zu allen Teilen und auf allen Seiten, sie fallen fremde Güter, Häuser und Äcker an, können aber doch den Hunger des Geizes nicht büßen und je mehr sie rauben, je durstiger sie sind. (Denn wo unrecht erworbene Güter sind, da ist kein Segen Gottes und werden die Geizhälse, welche alles zu sich reißen, nicht reicher oder behalten doch solche Güter nicht lange.)

Frisst: Das ist, ein Stamm verfolgt den anderen, als der Stamm Manasse setzt sich wider den Stamm Ephraim, in welchem das Königreich Israel war. Dagegen gönnt der Stamm Ephraim, dem Stamm Manasse auch nichts Gutes: Nichtsdestoweniger werden sie bald wiederum der Sachen eins und machen einen Pakt und Verbündnis miteinander wider das Königreich Juda, da doch sie alle sämtlich von dem Patriarchen Jakob ihre Herkunft haben und vor der Zeit ein Volk gewesen sind, wie sie auch noch richtig sein sollten. Darum sein ihre Räubereien und Ermordungen widereinander nichts anders, als wenn einer seine eigenen Glieder verzerrte und mit den Zähnen sich selber die Arme abfresse, auf dass er seinen unersättlichen Hunger stillte.

21. Manasse den Ephraim, Ephraim den Manasse und sie beide miteinander wider Juda. In dem allem lässt sein Zorn nicht ab, seine Hand ist noch ausgestreckt.

Nicht ab: (Denn je unmenschlicher wir uns wider unsere Mitbrüder verhalten, je mehr wir den Zorn Gottes auf uns laden. Welche aber Barmherzigkeit üben, die werden Barmherzigkeit erlangen {Mt 5}.)


Das 10. Kapitel

  • Erstlich schilt er auf die ungerechte Obrigkeit, mit angehängter Bedrohung der Strafen. v. 1.
  • Danach predigt er von dem Könige in Assyrien, den Gott als eine Geißel gebraucht, sein Volk zu züchtigen, der doch auch von wegen seines Übermuts und Frevels nicht werde ungestraft bleiben. v. 5.
  • weiter weissagt er wiederum von Christo. v. 20.
  • Und verkündigt abermals, was der König von Assyrien für einen Schimpf einlegen werde, und tröstet das Volk Gottes. v. 24.

1. Wehe den Schriftgelehrten, die unrechte Gesetze machen und die Unrecht Urteil schreiben {Mi 7v3}.

Wehe: Jetzt zieht der Prophet etliche besondere Laster des israelitischen Volkes an.

2. Auf dass sie die Sache der Armen beugen und Gewalt üben im Recht der Elenden unter meinem Volk, dass die Witwen ihr Raub und die Waisen ihre Beute sein müssen.

Beugen: Die darauf umgehen, das sie in öffentlichem Gericht die gerechte Sache der elenden und armen Leute verkehren, verwirren und unterdrücken. (Hier werden die Rechtsgelehrten und Räte, ja auch die Fürsten und Herren selbst getadelt, welche etliche Gesetz schreiben, die gleichsam als Garn oder Netze sind, darin die Untertanen gefangen werden, dass sie eine Geldstrafe erlegen müssen, die sie von Rechts wegen nicht schuldig wären. Danach wird auch denen ihre Strafe gedroht, welche um des Ansehens willen der Person unrechte Urteil aussprechen und unrechte Dekrete stellen, nur damit sie der Waisen und Witwen Güter mögen anfallen und dieselben als mit einem Fischhaken an sich ziehen.)

3. Was wollt ihr tun am Tage der Heimsuchung und des Unglücks, das von Ferne kommt? Zu wem wollt ihr fliehen um Hilfe und wo wollt ihr eure Ehre lassen,

Tun: Wie meint ihr, dass es euch gehen werde, wenn Gott der Herr eure Ungerechtigkeit und Tyrannei mit großen schweren Strafen und Plagen, die er durch ein weit abgelegen Volk wird herzu führen, heimsuchen und rächen wird?

Fliehen: Denn ihr dürft euch nicht darauf spitzen, weil ihr so unbußfertig seid, dass ihr einzigen Beistand von Gott zu erwarten hättet.

Ehre lassen: Denn ihr lebt zwar jetzt in großen Ehren, aber einmal werdet ihr in Schande und Spott kommen und von jedermann verachtet und verlacht werden.

4. Dass sie nicht unter die Gefangenen gebeugt werde und unter die Erschlagenen falle? In dem allem lässt sein Zorn nicht ab, seine Hand ist noch ausgestreckt.

Falle: Welches ihr nicht werdet verhüten können. Denn Gott wird euch durch grausame Feinde von eurem Ehrenstand herunter stürzen und zum Teil gefangen wegführen, zum Teil jämmerlich erwürgen lassen.

Ausgestreckt: Dass er um eurer Bosheit willen, euch noch größere Strafen über den Hals schickt. (Denn je halsstarriger diejenigen, welche im Regiment sitzen, mit Tyrannei und Ungerechtigkeit fortfahren, je heftiger der Zorn Gottes brennt, dass er sie stürze und umbringe.)

5. O wehe Assur, der meines Zorns Rute und ihre Hand meines Grimms Stecken ist!

O wehe: Jetzt predigt der Prophet auch von dem Könige in Assyrien Sanherib, der Gottes Geißel war, das jüdische Volk zu strafen. Er aber maß es sich selber zu und nicht Gott, was er glücklich auf seiner Seiten ausrichtete.

Rute: Als wollte er sagen: Wenn ich über die Sünden meines Volkes heftig erzürnt bin, so brauch ich des Königs in Assyrien Dienst, als einer Ruten oder Stecken, damit ich der Israeliten Bosheit strafe, und schütte durch ihn meinen Grimm über die Juden aus. (Eine solche Rute und Stecken ist heutigentags der Türke, mit dessen Macht und Stärke Gott der Christen Abgötterei und andere Laster straft.)

6. Ich will ihn senden wider ein Heuchelvolk und ihm Befehl tun wider das Volk meines Zorns, dass er es beraube und austeile und zertrete es wie Kot auf der Gasse,

Heuchelvolk: Denn weil das jüdische Volk auch unter dem frommen Hiskia nicht mit Ernst Buße tut, sondern ihrem Könige zu gefallen sich vielmehr also stellt, als dass sie sich der rechten Religion mit Ernst annehmen: Welches ihr Tun meinen gerechten Zorn wider sie erregt: So will ich den König in Assyrien aufbringen und ihn ins Königreich Juda schicken.

Zutrete: Dass er jämmerlich mit ihnen umgehe und die Untertanen des Königreichs Juda gleichsam mit Füßen trete. Denn obwohl der König in Assyrien Jerusalem nicht einbekommen, so hat er dennoch, ehe denn der Engel des Herrn den größeren Teil seines Kriegsvolkes erschlagen, das Königreich Juda sehr verwüstet und hat ohne Zweifel mit rauben, morden und brennen übel Haus gehalten, besonders in den schlechten Städten und Flecken, die nicht wohl befestigt waren. (Eben dergleichen kann sich wohl einmal in Deutschland auch zutragen, dass der Türke, ob er wohl niemals zu einem Monarchen in Deutschland werden wird, dennoch mit einem plötzlichen und schrecklichen Einfall, ein gutes Teil desselben mit Rauben, Feuer und Schwert verwüste und verderbe.)

7. Wiewohl er es nicht so meint und sein Herz nicht so denkt, sondern sein Herz steht zu vertilgen und auszurotten nicht wenig Völker.

Meint: Er wird sich die Gedanken nicht schöpfen, dass seiner Gewalt und Tyrannei ein Ziel gesteckt sei und dass er auch einmal ein schreckliches Ende nehmen werde. Denn er ist zwar meine Rute (spricht der Herr), damit ich mein ungehorsames Volk züchtige, aber ich will sie darum nicht immer benutzen, sondern zu seiner Zeit allerdings wegwerfen.

Völker: Denn er wird meinen, sein Sieg werde kein Ende haben, bis er alle die Völker überwunden, welche er ihm zu überziehen vorgenommenen hatte.

8. Denn er spricht: Sind meine Fürsten nicht allzumal Könige?

Könige: Über die ich zu gebieten habe und unter meinem Kriegsvolk mit mir ziehen. Darum bin ich ein großer und gewaltiger Monarch, weil ich über Könige herrsche, die mir müssen gehorsam sein und auf mein Begehren mit mir in Krieg ziehen. Darum wird keine Stadt, wie mächtig und fest sie auch immer sein mag, sich wider meine Gewalt wehren können, wie auch bisher noch mir keine widerstehen möge.

9. Ist Kalno nicht wie Karchemis? Ist Hamath nicht wie Arpad? Ist nicht Samaria wie Damaskus?

Kalno: Die Stadt, deren 1. Mose 10. gedacht wird. Die selbige, will er sagen, wird sich meiner ebenso wenig erwehren können, als eine andere, Karchemis genannt, welche ich erobert habe.

Hamath: Von welcher etliche meinen, dass es Antiochia sei. Ihrer geschieht auch Meldung {Am 6}. dieselbe, spricht er, wird eben sowohl unter meine Gewalt kommen, als eine andere Arpad, so nicht unüberwindlich war.

Arpad: Von welcher Stadt auch Jes. 37. steht.

Samaria: Welche sich unter mein Gebiet hat ergeben müssen.

Damaskus: Die Stadt in Syrien, so sich zu ihrem Unglück mir widersetzt hat, denn sie meine Gewalt nicht aufhalten könne.

10. Wie meine Hand gefunden hat die Königreiche der Götzen, so doch ihre Götzen stärker waren, denn die zu Jerusalem und Samaria sind:

Gefunden hat: Das ist, gleichwie die anderen Königreiche durch ihre Gottesdienste nicht vor mir gesichert sind, also wird auch weder Jerusalem noch Samaria von ihrer Religion Schutz haben können.

11. Sollte ich nicht Jerusalem tun und ihren Götzen, wie ich Samaria und ihren Götzen getan habe?

Sollte ich: Die Meinung ist diese, weil ich Samaria habe erobern können, obgleich sie in ihrem Gottesdienst sehr andächtig und eifrig gewesen, so wird freilich auch der Gottesdienst, welcher zu Jerusalem geübt wird, mich nicht daran hindern, dass ich dieselbe Stadt nicht sollte einbekommen, damit ich den Gottesdienst darin abschaffe, der ohne das sein Besonderes hat und von allen anderen Völkern angefeindet wird. Es habe aber des Königs in Assyrien Gesandten fast auf gleichen Schlag geredet, da sie vor Jerusalem ankommen. (Denn je mehr und größer Glück die Tyrannen von Gott erlangen, dass ihnen alles, was sie vorhaben, wohl vonstattengeht, je stolzer und aufgeblasener sie werden und je schimpflicher sie von Gott reden und halten.)

12. Wenn aber der Herr alle seine Werke ausgerichtet hat auf dem Berge Zion und zu Jerusalem, will ich heimsuchen die Frucht des hochmütigen Königs zu Assyrien und die Pracht seiner hoffärtigen Augen,

Wenn: Lasst uns jetzt vernehmen, wie Gott der Feinde seiner Kirche Übermut und Trotz zu stürzen pflege.

Ausgerichtet: Das ist, wenn ich (der Herr) des Königs in Assyrien Dienst genug gebraucht habe, mein Volk zu züchtigen und die Bürger zu Jerusalem in eine Furcht zu bringen, dass sie gedemütigt werden und sich zu mir bekehren, so werde ich alsdann des Königs in Assyrien übermächtigen Mutwillen nicht mehr dulden können, sondern will seines Herzens Stolz und Übermut aufs ernstlichste strafen.

13. Darum dass er spricht: Ich habe es durch meiner Hände Kraft ausgerichtet und durch meine Weisheit, denn ich bin klug; ich habe die Länder anders geteilt und ihr Einkommen geraubt und wie ein Mächtiger die Einwohner zu Boden geworfen,

Spricht: Nämlich der König in Assyrien bei sich selbst.

Klug: Ich bin so ein mächtiger und weiser König, dass meine Macht und Weisheit richtig gerühmt wird, als die vornehmsten Ursachen sind, dass ich so einen glücklichen Fortgang hatte.

Geteilt: Ich habe die Marksteine und Grenzen, welche Gott einem jeden Königreich gesetzt hatte, verrückt und hinweggetan, bin in andere Länder und Königreiche eingefallen und habe sie unter mein Gebiet gebracht.

14. und meine Hand hat gefunden die Völker wie ein Vogelnest, dass ich habe alle Lande zusammengerafft, wie man Eier aufrafft, die verlassen sind, da niemand eine Feder regt oder den Schnabel aufsperrte oder zischte.

Vogelnest: Denn gleichwie die Eier, so von den Vögeln, die sie ausbrüten sollen, verlassen sind, ohne alle Mühe und Gefahr hinweggenommen werden, weil kein Vogel vorhanden ist, der mit den Flügeln oder mit dem Schnabel denjenigen begehrte abzutreiben, der die Eier hinwegnehmen will: Also hab ich auch die allermächtigsten Völker unter meine Gewalt gebracht, mit solcher Macht und Schrecken, dass keiner im geringsten sich dürfe merken lassen, als ob er mir widerstehen wollte. (Solchen Übermut, da der Mensch seinen Kräften und seiner Weisheit zumisst, was Gott tut, lässt Gott in keinem Stande ungestraft. Denn es ist ein Stück der Gotteslästerung und der Abgötterei, wenn einer die Werke Gottes sich zueignen will.)

15. Mag sich auch eine Axt rühmen wider den, so damit haut oder eine Säge trotzen wider den, so sie zieht, wie der rühmen kann, der den Stecken führt und hebt und führt ihn so leicht, als wäre er kein Holz?

Mag sich: Als wollte er sagen: Hörst du es, du gottloser König in Assyrien, schau wie du so toll und töricht bist: Wäre es nicht ein ungereimtes Ding, wenn eine Axt oder Säge wider den Meister sich übermütig erheben und rühmen wollte, der das Holz mit der Axt haut oder mit der Säge schneidet? Oder da ein Stecken in des Menschen Hand sich rühmen wollte wider den, der einen anderen damit geschlagen, als ob es kein Holz, sondern ein Mensch wäre: Also wütet und tobt auch der assyrische Tyrann wider den Gott Israels mit großem Unverstand und rühmt sich seiner begangenen Taten, gerade als ob er nicht nur Gottes Instrument und Werkzeug gewesen wäre, dadurch Gott solches alles verrichtet hätte. (Können deswegen die Tyrannen nicht weiter schaden noch plagen, denn sofern Gott der Herr ihres Diensts, als eines Werkzeuges gebraucht.) * Führt) (Nach Luther) Gott ist es leichter einen Tyrannen zu erheben, denn uns einen strohernen Stecken, der nicht ein Holz ist.

16. Darum wird der Herr Zebaoth unter seine Fetten die Dürre senden und seine Herrlichkeit wird er anzünden, dass sie brennen wird wie ein Feuer.

Zebaoth: Das ist, der Heerscharen, als der alle Kreaturen in seiner Hand und unter seiner Gewalt hat.

Dürre: Das ist, der allermächtigste Gott wird die reichen und mächtigen Fürsten des assyrischen Königs, darüber er so viel Rühmens treibt, schwächen, dass aus ihrer viel, ganz wenig, und aus Gewaltigen, Schwache und Unvermögende sich befinden werden.

Anzünden: Also dass seine Majestät und sein großes Ansehen plötzlich wird verzehrt und zunichtegemacht werden, als wenn einer ein großes Gesträuch, so ganz dürr, ins Feuer würfe und verbrennen ließe.

17. Und das Licht Israels wird ein Feuer sein und sein Heiliger wird eine Flamme sein und wird seine Dornen und Hecken anzünden und verzehren auf einen Tag.

Licht: Das ist, Gott der Herr, welcher seines Volkes Licht, Freude und Trost ist, wird ein Feuer sein, dass die Feinde seiner Kirche verzehren wird, gleichwie die Dornen und Hecken, wenn man ein Feuer darin wirft, plötzlich verzehrt werden. (Und werden die Tyrannen und Feinde der Kirche, den Dornen und Hecken recht verglichen, weil sie keine guten Früchte tragen können und nichts wissen, als stechen und verletzen.) * (Nach Luther) Das ist Gott im Tempel zu Jerusalem.

18. Und die Herrlichkeit seines Waldes und seines Feldes soll zunichtewerden von den Seelen bis aufs Fleisch und wird zergehen und verschwinden,

Zunichte: Das ist, was der König in Assyrien an seiner Hoheit und Majestät hatte (so durch den Wald angedeutet wird) und was er an Kraft und Stärke vermocht (so durch das Feld verstanden wird). Das soll alles miteinander zugrunde gehen. Denn der Herr ließ durch den Engel in einer Nacht im assyrischen Lager hundertundfünfundachtzigtausend Mann umbringen {Jes 37}. Welche zweifelsohne nicht allein am Leibe, sondern auch an der Seele umkommen und verloren wurden, weil sie ungläubige Heiden gewesen und keine rechte Erkenntnis Gottes hatten.

Zergehen: Sein Kriegsheer wird zerstreut werden, als wenn sie in einer Schlacht getrennt und in die Flucht geschlagen wären.

19. dass die übrigen Bäume seines Waldes mögen gezählt werden und ein Knabe sie mag anschreiben.

Anschreiben: Das ist, wenn etwa der vornehmsten Hauptleute und besten Kriegsknechte etliche von solcher Niederlage übergeblieben sind, die wird man leicht zählen können, also dass sie auch ein Knabe wird können verzeichnen. (Darum soll man sich nicht auf ein großes und mächtiges Kriegsheer verlassen oder auch vor ein großes Kriegsvolk sich gar zu sehr fürchten, dieweil sie in einem Augenblick können zerstört und zerstreut werden.)

20. Zu der Zeit werden die Übrigen in Israel und die errettet werden im Hause Jakob, sich nicht mehr verlassen auf den, der sie schlägt, sondern sie werden sich verlassen auf den Herrn, den Heiligen in Israel, in der Wahrheit.

Zu: Weil Gott das jüdische Volk erhalten wollte bis auf die Zukunft Christi, so mengt der Prophet, nach seiner Gewohnheit, abermals eine Weissagung von Christo mit unter. Denn es pflegen die Propheten von den leiblichen Erlösungen Anlass und Gelegenheit zu nehmen, dass sie auch zugleich von der geistlichen Erlösung reden. Nämlich von der Sünden, Tod, Teufel und Hölle: Gleichwie Christus von dem leiblichen Fußwaschen einen Absprung tut und vom geistlichen Waschen handelt {Joh 13}.

Schlägt: Das ist, zur Zeit der Zukunft Christi werden die auserwählten Israeliten nicht menschliche Hilfe suchen noch viel weniger der Feinde Gunst zu erwerben sich unterstehen, sondern sie werden alle ihr Vertrauen auf den Herrn Jesum Christus setzen, welcher der ewige Gott ist und ein heiliger Erlöser Israels, als der keine Sünde getan hat, in dessen Munde auch kein Betrug erfunden wurde. Sie werden sich aber nicht heuchlerischerweise zu Christo halten, sondern mit Ernst und von ganzem Herzen sich auf ihn verlassen, also dass sie auch um seines Namens willen ihr Leben zu lassen, sich nicht weigern werden.

21. Die Übrigen werden sich bekehren, ja die Übrigen in Jakob, zu Gott, dem Starken.

Übrigen: Nämlich das kleine Häuflein, so vor der Welt verachtet ist.

Starken: Dem Herrn Christo, welcher, weil er ewiger Gott ist, den Teufel, die Welt und den Tod überwunden, die Hölle zerstört und die Sünde versöhnen wird. (Hier hat man eine Weissagung von der Gottheit Christi, von seinem geistlichen Sieg und von der Erlösung des menschlichen Geschlechts.)

22. Denn ob dein Volk, o Israel, ist wie Sand am Meer, sollen doch die Übrigen desselben bekehrt werden. Denn wenn dem Verderben gesteuert wird, so kommt die Gerechtigkeit überschwänglich.

Wie Sand: Das ist, obwohl damals das jüdische Volk unzählig sein wird, so werden doch aus solcher unzähligen Menge ihrer wenig und dazu meistenteils verachtet vor der Welt das Evangelium Christi annehmen. (Darum auch die Pharisäer sagten, glaubt auch jemand von den Obersten oder Pharisäern an ihn, sondern das Volk, das nichts vom Gesetz weiß, ist verflucht {Joh 7}. Sollen wir uns deswegen an der geringen Anzahl und verächtlichem Ansehen derjenigen, die das Evangelium Christi mit Ernst annehmen, nicht ärgern.)

Verderben: Die Meinung ist diese: Die Juden werden zwar aus dem Reich Christi verstoßen werden, aber doch wird der Herr solche Verderben verkürzen, auf dass nicht alle Israeliten miteinander in ihrem gottlosen Wesen und Unglauben verloren werden, sondern an Christus glauben, gerecht und selig werden. Welche nun an ihn glauben werden, die werden gerecht sein, nicht durch die unvollkommene Gerechtigkeit des Gesetzes, sondern durch die allervollkommenste Gerechtigkeit Christi, das ist: durch sein Verdienst, welcher durchaus vollkommen ist und gleichsam ein überschwänglicher Brunn der Gerechtigkeit. Denn der Herr wird im ganzen israelitischen Volk den größeren Teil verstoßen und um ihres gottlosen Lebens willen verdammen und wird dennoch (in Maßen allererst gesagt) solche Verstoßung des Volkes abkürzen und hinterhalten, damit noch etliche aus den Juden selig werden. Dass dies der rechte Verstand dieses Spruchs sei, ist aus dem 9. Kapitel der Epistel zu Römern offenbar, da Paulus diese Weissagung mit etwas anderen Worten, aber doch in gleichem Verstand anzieht. (Denn Gott pflegt in seinem Zorn, seiner Barmherzigkeit bedenkt zu sein.)

23. Denn der Herr Zebaoth wird ein Verderben gehen lassen und dem selbigen doch steuern im ganzen Lande.

24. Darum spricht der Herr Zebaoth: Fürchte dich nicht, mein Volk, das zu Zion wohnt, vor Assur! Er wird dich mit dem Stecken schlagen und seinen Stab wider dich aufheben, wie in Ägypten geschah.

Darum: Jetzt kehrt der Prophet wiederum zu seiner vorigen Weissagung von des assyrischen Königs Schimpf und Spott, den er einlegen werde.

Zu Zion: In der Stadt Jerusalem, lasst euch nicht bange sein vor dem Könige in Assyrien.

Schlagen: Das ist, der König in Assyrien wird das jüdische Land plagen, allerdings wie vorzeiten die Ägypter deinen Voreltern mitgefahren ist, aber es wird nur ein Stecken oder Stab sein und kein Schwert, damit das ganze Volk ausgerottet würde. (Denn wenn wir von dem Herrn gerichtet werden, so werden wir von ihm gezüchtigt, auf dass wir nicht samt der Welt verdammt werden {1Kor 11}.)

25. Denn es ist noch ganz um ein kleines zu tun, so werden die Ungnade und mein Zorn über ihre Untugend ein Ende haben.

Kleines: Das ist, mein Zorn wider mein Volk wird nicht lange wären, wenn derselbe vergangen ist, so will ich ihm zu Hilfe kommen und den König in Assyrien unterdrücken. (Hier sieht man, dass Gott über die Sünden seines Volkes heftig zürne und dennoch mit ihm wieder versöhnt werden, wenn sie Buße tun: und lindere die Strafen oder nehme sie auch ganz hinweg.)

26. Alsdann wird der Herr Zebaoth eine Geißel über ihn erwecken wie in der Schlacht Midians auf dem Fels Oreb und wird seinen Stab, den er am Meer brauchte, aufheben wie in Ägypten.

Zebaoth: Unter dessen Panier alle Kreaturen gleichsam zu Felde liegen und streiten.

Midian: Das ist, gleichwie der Herr das Kriegsvolk der Midianiter durch den Gideon hat schrecken lassen und zerstreut werden, der ihre Fürsten erwürgt hat, einen in Seb, den anderen in Oreb. Also wird auch der Herr das Kriegsheer des Königs in Assyrien flüchtig machen und ihn seinen eigenen Söhnen auf die Schlachtbank liefern.

Aufheben: Das ist, gleichwie Mose auf den Befehl des Herrn seinen Stab über das Rote Meer aufgehoben, damit es sich voneinander teilte und den Israeliten einen sicheren Durchgang ließ und da er den Stab abermals aufgehoben, zuwege gebracht, dass das Meer wieder an seinen Ort käme und alle Ägypter, die ihnen nachfolgten, ersäufte: Also wird Gott die Assyrier durch ein Wunderwerk zugrunde richten und einen herrlichen Sieg von ihnen erhalten. (Es haben aber die Propheten gern im Brauch, dass sie unter den Namen der vergangenen Geschichte die künftigen Erlösungen vorbilden und abmalen, damit wir lernen, aus den vorigen Guttaten Gottes unserer Hoffnung festmachen. Denn was zuvor geschrieben ist, das ist uns zur Lehre geschrieben, auf dass wir durch Geduld und Trost der Schrift Hoffnung haben {Röm 15}.)

27. Zu der Zeit wird seine Last von deiner Schulter weichen müssen und sein Joch von deinem Halse; denn das Joch wird verfaulen vor der Fette.

Verfaulen: (Nach Luther) Gleichwie ein Ochse dem Joch entwächst, wenn er fett und stark wird, dass er das Joch zerreißt, als ein faules Seil, also spricht man auch, er ist der Ruten entwachsen.

Fette: Will so viel sagen, Gott wird den König in Juda Hiskia und sein Volk so feist, stark und herzhaft machen, dass sie des assyrischen Königs Joch werden von sich werfen, also dass sie ihm keine Schatzung mehr geben wollen, gleichwie ein erwachsener Ochse, wenn er Fett und stark wird, das Joch von sich wirft und dasselbe zerbricht, wie ein faules Holz. Dass solches sei erfüllt worden, bezeugt auch die Heilige Schrift {2Sam 18}. Es hatte aber solche des Königs Hiskia Stärke zu Anfang ein sehr schlechtes und unglückhaftes Ansehen. Denn der König in Assyrien fängt wider Hiskia, von wegen der versagten Schatzung einen gefährlichen Krieg an und plagt das Königreich Juda hart, aber doch ist der Ausgang auf der Juden Seite glücklich und wohl ausgeschlagen.

28. Er kommt (lass gleich sein: Gen Ajath; er zieht durch Migron; er mustert sein Zeug zu Michmas.

Er kommt: Jetzt beschreibt der Prophet und verkündigt zuvor den Zug des Königs in Assyrien, wie er mit seinem Kriegsvolk zu der Belagerung der Stadt Jerusalem fortgezogen und sein Lager aufgeschlagen habe, nicht anders, als wenn er es alles mit Augen gesehen und selber dabei gewesen wäre. * (Nach Luther) Hier beschreibt er den Zug des Königs zu Assyrien gen Jerusalem, als der solche Städte plündert. Aber er soll umgehauen werden, wie ein Wald.

Aiath: Welchen Ort etliche für das Städtlein Ai ansehen.

Mustert: Dass er nach Kriegsbrauch besehen wird, wie seine Leute gerüstet sind, ob sie auch mit Waffen und Rüstung nach Notdurft sich versehen haben.

29. Sie ziehen vor unserem Lager Geba über; Rama erschrickt, Gibeath Sauls flieht.

Sauls: In welcher Stadt der König Saul meistenteils sich aufhielt.

Flieht: Also dass die vornehmsten und reichsten Bürger ihre köstlichsten Sachen zusammengesucht haben, auch was ihnen am liebsten gewesen, mit sich genommen und davon geflohen sind.

30. Du Tochter Gallim, schreie laut; merke auf, Laisa, du elendes Anathoth!

Tochter Gallim: Das ist, die Einwohner derselben Stadt, besonders aber die Weiber und Jungfrauen als ein schwaches und furchtsames Personal, werden mit Heulen und Wehklagen alles erfüllen, wenn sie von der Feinde Zukunft hören werden.

Merk auf: Hab deiner Sachen gut acht, denn der Feind wird nahe hinzurücken, darum siehe, wie du dich entweder vor seiner Gewalt aufhaltest oder doch ihn mit Fugen von dir abweist.

Anathoth: Wirst nämlich auch sehen, wie der mächtige Feind sich dir nahen werde.

31. Madmena weicht; die Bürger zu Gebim stärken sich.

Weicht: Das ist, die Bürger derselben Stadt werden aussetzen und seiner nicht erwarten wollen, weil sie sich gar zu sehr vor ihm fürchten.

Stärken sich: Sie rüsten sich zur Gegenwehr, wider einen solchen grausamen und mächtigen Feind.

32. Man bleibt vielleicht einen Tag zu Nob; so wird er seine Hand regen wider den Berg der Tochter Zion und wider den Hügel Jerusalems.

Nob: An einem hohen Ort, da er die Gelegenheit der Stadt Jerusalem von Ferne besehen könne und den Augenschein einnehmen, wo sie am leichtesten zu gewinnen ist.

Regen: Das ist, er wird mit seinen Hauptleuten darüber zu Rate gehen, wie es mit der Belagerung, Stürmung, Eroberung und Einnahme der Stadt Jerusalem anzugreifen sei, und wird solches mit der Hand und den Fingern zeigen, wird aber alles vergebens sein. (Dies alles hat der Prophet darum zuvor verkündigt, auf dass wir wissen, wie uns kein Unglück begegne, ohne unseres Herrn und Gottes Vorwissen, sondern er sehe es also zuvor, dass er den Ausgang zu seines Namens Ehre und zu unser Seligkeit richte.)

33. Aber siehe, der Herr Zebaoth wird die Äste mit Macht verhauen und was hoch aufgerichtet steht, verkürzen, dass die Hohen erniedrigt werden.

Verhauen: Er wird des Königs in Assyrien großes Ansehen vernichten und zuschanden machen, dass er sich vor großer Furcht aus Judäa eilends hinwegbegeben wird.

Verkürzen: Er wird den hohen und stolzen Geist desselben Königs demütigen und wird alles, was in seinem Kriegsheer vortrefflich und ansehnlich ist, darnieder schlagen und vertilgen. (Denn Gott erniedrigt die Stolzen und erhöht die Niedrigen.)

34. Und der dicke Wald wird mit Eisen umgehauen werden und Libanon wird fallen durch den Mächtigen.

Umgehauen: Das ist, Gott wird dem Könige allen Schmuck mit Gewalt nehmen und ihn denselben abziehen, als wie einer mit einem eisernen Instrument die Zweige der Bäume abhaut. Denn der starke Gott Israels wird die vornehmsten Häupter des assyrischen Königs zu Boden werfen, als wenn einer die höchsten Zedern des Berges Libanon mit einer Axt abhiebe, dass sie darnieder fielen. Und haben die Propheten solche Gleichnisse gern gebraucht, die dem Volk Israel bekannt waren. Denn sie haben sich nach ihren Zuhörern gerichtet, damit sie es desto besser fassen könnten. (Aber der Gottlosen Hoffnung, welche die Kirche Gottes auszurotten sich unterstehen, wird zunichte und hat keinen Fortgang.)


Das 11. Kapitel

  • Erstlich redet der Prophet von des Herrn Christi Geschlecht. v. 1.
  • Danach beschreibt er die Gaben des Heiligen Geistes, mit welchen Christus soll geziert werden. v. 2.
  • Endlich verheißt er der Kirche den Frieden, die Versammlung der Heiden zu derselben und die Bekehrung der übrigen in Israel. v. 6.

1. Und es wird eine Rute aufgehen von dem Stamm Isais und ein Zweig aus seiner Wurzel Frucht bringen.

Und: Die Feinde der Kirche (will der Prophet sagen), als der König in Assyrien und andere, werden zwar umkommen: Aber Christus wird bleiben und zu seiner Zeit geboren werden, dass er ein Heiland sei aller Gläubigen.

Isai: Welcher des Königs Davids Vater gewesen.

Frucht bringen: Als wollte er sprechen, wenn das königliche Geschlecht Davids (dessen Vater Isai gewesen) in große Verachtung wird geraten sein, dazu an der Zahl gering und ganz niedrig, dass es sich damit wird ansehen lassen wie ein verdorrter Stamm, der noch in der Erde steckt, von dem der Baum oben hinweg abgehauen ist. Da wird alsdann aus demselben Geschlecht Christus geboren werden, Gottes und Marien Sohn, der Welt Heiland.

2. Auf welchem wird ruhen der Geist des Herrn, der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rats und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des Herrn.

Geist des Herrn: Denn er nach seiner Gottheit eines ist mit dem Vater und dem Heiligen Geiste und sind nach seiner Menschheit, die er angenommen, alle Gaben des Heiligen Geistes überflüssig in ihm gewesen.

Weisheit: Unter den Gaben des Heiligen Geistes (will der Prophet sagen) werden diese besonders hervorscheinen, dass er der allerweiseste König sein wird, der alles dasjenige aufs weißlichste zuvor sehen und verschaffen wird, was zu der ewigen Seligkeit seiner Untertanen dienlich ist. (Darum sollen wir nicht zweifeln, er regiere seine Kirche gleich auf welche Weise er wolle, dass er am allerbesten sehe, was uns nütze sei.

Rats: Er wird keiner Räte bedürfen, die ihm berichten, wie er die Regierung seiner Kirche anstellen soll. Und was er Nützliches entschlossen, wird er mit einer besonderen Großmütigkeit im Werke richten. Denn hat er nicht das menschliche Geschlecht mit einem wunderbaren Rat erlöst, indem, dass er gelitten und gestorben? Hat er nicht den Tod standhaft erduldet und demselben mit großer Stärke überwunden?

Erkenntnis: Denn er Gott den Vater aufs Allervollkommenste erkennt und kann uns von seinem Wesen und Willen am besten lehren {Mt 11}. Hat auch seinem himmlischen Vater in der wahren Furcht Gottes willigen Gehorsam geleistet und mit solchem Gehorsam unseren Ungehorsam versöhnt {Röm 5}.

3. Und sein Riechen wird sein in der Furcht des Herrn. Er wird nicht richten, nach dem seine Augen sehen noch Strafen, nach dem seine Ohren hören,

Riechen: Das ist, er wird ganz wohl und scharf urteilen, aber doch in der wahren Furcht Gottes, dass er niemand mit einem unrechten Urteil beschweren wird. * (Nach Luther) Sein Opfer, das vor Gott wohl riecht und sein Rauchwerk wird nicht wie des alten Priestertums sein, des Gesetzes in äußerlichem Räucherwerk, sondern in der Furcht Gottes, das ist: Sein Gebet wird im Geist geschehen {Joh 4v23}. Denn räuchern heißt beten, riechen heißt erhören.

Sehen: Er wird die Person nicht ansehen, dass er reiche und gewaltige Leute und die, die in hohen Ehren schweben, aber daneben böse sind, den niedrigen und Armen, welche fromm sind, vorziehe, wird sich auch mit dem Schein einer äußerlichen Frömmigkeit nicht betrügen lassen.

4. sondern wird mit Gerechtigkeit richten die Armen und mit Gericht strafen die Elenden im Lande und wird mit dem Stabe seines Mundes die Erde schlagen und mit dem Odem seiner Lippen den Gottlosen töten.

Mit Gericht: (Nach Luther) Er wird sie durch Gnade gerecht machen und doch durch das Kreuz lassen strafen, den übrigen Alten Adam, im Fleisch. Und das heißt, mit Gericht strafen, das ist, nicht im Grimm noch Zorn, sondern mit Vernunft und zu ihrem Nutzen.

Im Lande: Das ist, er wird die unterdrückten und elenden Leute nicht aus der acht lassen, sondern sie zu erhalten, zu schützen und selig zu machen, sich annehmen. Und wird im Urteilen nicht fehlen, denn er wird der Leute Herzen erkundigen und diejenigen selig machen, welche an ihn glauben und recht fromm sind: Die Heuchler aber und Gottlosen wird er verdammen. (Obwohl nun dies Lob Christo allein als dem Seligmacher und gerechtem Richter richtig zugemessen wird, so sollen doch die Könige und Fürsten und alle, die in der Regierung sind, dieselben Tugenden lernen, nachtun. Als dass sie mit Weisheit und Rat begabt sein und ihre nützliche Satzungen ohne Scheu ins Werk richten, Gott recht erkennen und fürchten, ihr Amt nicht ohne Bedacht, sondern in der Furcht Gottes verrichten. Im Urteilen nicht nach dem Ansehen der Person das Urteil fällen, wie auch nicht auf das gemeine Geschrei gehen, so von jemand auskomme, sondern sie sollen die Wahrheit fleißig verkündigen und ohne Gunst oder Zuneigung jedermann Recht widerfahren lassen.)

Schlagen: Das ist, er wird das Reich des Widerchristen anfangen zu zerstören mit dem Wort des Evangeliums, wenn es lauter und rein gepredigt wird, aber in seiner herrlichen Zukunft wird er den Antichristen allerdings vertilgen und ihn zugleich mit den anderen Gottlosen zum ewigen Feuer verdammen. Denn dass diese Worte vom Antichrist zu verstehen sind, lehrt Paulus 2. Thess. 2. (Darum welche unter dem Schein des Evangeliums und Reiches Christi, wider den Antichristen zur Wehr greifen, die handeln unweislich und haben kein Glück.)

5. Gerechtigkeit wird der Gurt seiner Lenden sein und der Glaube der Gurt seiner Nieren.

Gurt: Das ist, er wird von der Gerechtigkeit nie abweichen noch sich von derselben abführen lassen, gleichwie sonst andere Fürsten und Herren durch ihre Begierden bisweilen gereizt, von der Gerechtigkeit einen Absprung nehmen und wird seine Verheißungen aufs Steifste halten. (Darum sollen wir uns fest auf seine Zusagen mit Glauben verlassen, denn er wird uns nie betrügen, obwohl eine Zeit lang alles sich auf eine widersinnige Weise ansehen lässt. Es sollen aber auch Fürsten und Herren die Gerechtigkeit aufs Steifste handhaben und die Verheißungen und Bündnis treulich halten.)

6. Die Wölfe werden bei den Lämmern wohnen und der Pardel bei den Böcken liegen. Ein kleiner Knabe wird Kälber und junge Löwen und Mastvieh miteinander treiben.

Die: Bisher hat der Prophet von den Tugenden unseres Königs gesagt. Jetzt wird er auch von seiner glücklichen Regierung etwas melden.

Pardel: Welche wilde und grausame Tiere sind.

Treiben: Nämlich zur Weide und solches ohne alle Gefahr und ohne einzige Beschwernis.

7. Kühe und Bären werden an der Weide gehen, dass ihre Jungen beieinander liegen; und Löwen werden Stroh essen wie die Ochsen.

Weide gehen: Dass sie sich nicht unter einander beißen, sondern ganz wohl vertragen werden.

Stroh essen: Und nicht mehr andere Tiere anfallen und zerreißen, auf dass sie mit derselben Fleisch ihren Bauch füllen.

Ottern: Dass er dieselbe wird begehren herauszulocken, damit sie lieblich mit ihm spiele.

8. Und ein Säugling wird seine Lust haben am Loch der Otter und ein Entwöhnter wird seine Hand stecken in die Höhle des Basilisken.

Entwöhnter: Der allererst neulich von seiner Mutter Milch entwöhnt wurde.

Basilisken: Welches sonst das giftigste Tier ist.

9. Man wird nirgend verletzen noch verderben auf meinem heiligen Berge; denn das Land ist voll Erkenntnis des Herrn, wie mit Wasser des Meers bedeckt.

Verletzen: Es wird kein Tier den Menschen schaden noch sie selbst sich untereinander Leid antun.

Berge: Nämlich zu Jerusalem, da auf dem Berge Zion der Tempel des Herrn steht.

Denn: Folgt die Ursache einer solchen großen Sicherheit und guten Ruhe und des wunderbaren Friedens.

Bedeckt: Das ist, gleichwie das Meer, wenn es den Damm weggerissen, aus- und überläuft und alle umliegende Orte mit Wasser erfüllt und überschwemmt. Also wird im Reich Christi durch die Predigt des Evangeliums alles voller Erkenntnis Gottes sein: Und wird die Lehre des Evangeliums, welche den Menschen die unermessliche Liebe und Barmherzigkeit Gottes gegen dem menschlichen Geschlecht ausführlich und deutlich vorhält, der Menschen Herzen mit einer inbrünstigen Liebe erfüllen, dass auch diejenigen, welche zu vor grausam, wütend und giftig gewesen und deshalb den Löwen, Bären, Wölfen, Pardeln, Ottern und Basilisken nicht unrecht verglichen werden, aus der Erkenntnis Gottes und ihres Seligmachers Jesu Christi so sittsam, sanft und linde werden, dass sie nicht allein unter sich selbst und mit anderen friedlich leben, sondern auch mit unverdrossenem Fleiß der christlichen Liebe Dienst einander erzeigen werden. (Welche deswegen wider andere rechtschaffene Christen Feindschaft tragen, sie hassen, ihnen ihr gutes Glück missgönnen und denselben nach dem Leben stehen, die sind für keine Christen zuhalten, sie rühmen sich gleich des Namens Christi wie sie wollen. Es wird aber hier von der Obrigkeit Amt nicht geredet, welche das Schwert, so ihr von Gott gegeben ist, trägt, die Bösen damit zu strafen und die Frommen zu schützen.)

10. Und wird geschehen zu der Zeit, dass die Wurzel Isais, die da steht zum Panier den Völkern, nach der werden die Heiden fragen; und seine Ruhe wird Ehre sein {Röm 15v12}.

Wurzel: Oder der Schössling und das junge Zweiglein, so aus der Wurzel Isai wieder hervorgeschossen ist.

Panier: Das ist, Christus, der in dem Evangelium öffentlich aufgestellt ist, wird wie ein aufrechtes fliegendes Fähnlein oder Panier sein, zu dem die Völker häufig laufen werden. (Denn die Auserwählten werden sich in großer Anzahl zu Christo versammeln und unter ihm in der geistlichen Ritterschaft streiten wider den Teufel, den Alten Adam und wider die Welt, von welcher Ritterschaft Paulus handelt {Eph 6}.)

Heiden: Denn es werden Christus nicht allein die Auserwählten unter den Juden, sondern auch eine große Menge der Heiden, als ihren Gott und Seligmacher ehren und anbeten.

Ehre sein: Das ist, die Kirche, in denen sein Evangelium wird gepredigt werden (denn darin wohnt und ruht Christus) werden berühmt sein und große Ehre haben, nicht zwar mit weltlicher Ruhm, sondern mit der geistlichen Klarheit. Sie werden leuchten mit der Erkenntnis Gottes, mit den Gaben des Heiligen Geistes und anderen rechtschaffenen Tugenden. (Es gehören aber die bekehrten Heiden auch zum Reich Christi und ist die Ehre der Kirche vor Gott und den Engeln größer als alle Herrlichkeit dieser Welt und übertrifft aller Königreiche Majestät.)

11. Und der Herr wird zu der Zeit zum andermal seine Hand ausstrecken, dass er das Übrige seines Volkes erwerbe, so übergeblieben ist von den Assyrern, Ägyptern, Pathros, Mohrenland, Elamiten, Sinear, Hamath und von den Inseln des Meers,

Erwerbe: Das ist, zu der Zeit Christi wird Gott abermals sein zerstreutes Volk, nämlich die Übrigen von den Israeliten versammeln.

12. und wird ein Panier unter die Heiden aufwerfen und zusammenbringen die Verjagten Israels und die Zerstreuten aus Juda zuhauf führen von den vier Orten des Erdreichs.

Bringen: Gleichwie der Sohn Gottes, der Herr der Heerscharen, unter des Königs Cyri Regierung die Juden, so durch viele Länder zerstreut waren, wieder zusammen gebracht, dass sie wieder in ihr Vaterland kämen, welche von den vorigen Niederlagen übergeblieben: Also wird er zum andermal als ein Fähnrich seine Hand ausstrecken und das Fähnlein fliegen lassen und durch die Predigt des Evangeliums die Auserwählten in der ganzen Welt zu Haufen sammeln, in seiner Kirche, und zwar nicht die Juden allein, sondern auch die Heiden: Darum spricht er, dass der Herr ein Panier unter die Heiden aufwerfen werde. (Welches geschehen ist, da die Apostel in die ganze Welt ausgegangen und das Evangelium allen Kreaturen gepredigt haben, auf dass, wer an Christus glaubt, selig würde. Darum warten die Juden vergebens auf eine andere Wiederbringung der Israeliten ins Land Kanaan. Denn also erklärt diesen Ort der Evangelist Johannes, da er spricht Kapitel 11. Jesus soll sterben für das Volk (verstehe, das jüdische Volk) und nicht für das Volk allein, sondern dass er die Kinder Gottes (die Auserwählten), die Zerstreute waren (unter den Heiden) zusammen brächte.)

13. Und der Neid wider Ephraim wird aufhören und die Feinde Judas werden ausgerottet werden, dass Ephraim nicht neide den Juda und Juda nicht sei wider Ephraim.

Neid: Der Widerwille und heimliche Missgunst, so bisher zwischen den beiden Königreichen Israel und Juda sich erzeigt hat, wird dann aufhören, dass die Israeliten nicht mehr wie zuvor, einander selbst anfallen werden oder aufzureiben begehren. (Was aber von Hinlegen des Zwiespalts zwischen den beiden Königreichen vom Propheten hier geredet wird, ist dahin zu verstehen, dass die rechtschaffenen Christen sich bemühen werden, den Frieden unter sich zu erhalten und in Einigkeit zu leben. Denn welche mit Fleiß unter ihre Mitbrüder Uneinigkeit erregen und die Feindschaft unterhalten, die soll man nicht unter die Christen zählen.)

14. Sie werden aber den Philistern auf dem Halse sein gegen Abend und berauben alle die, so gegen Morgen wohnen. Edom und Moab werden ihre Hände gegen sie falten. Die Kinder Ammon werden gehorsam sein.

Halse sein: Das ist, die Israeliten werden ihre Feinde, die Philister, verfolgen, welche gegen dem Abend am Mittelländischen Meer wohnen.

Gegen Morgen: Was sie für Feinde gegen dem Morgen hatten, denen werden sie auch überlegen sein.

Falten: Sie werden ihre Hände zu den Kindern Israel aufheben, wie die zu tun pflegen, welche aus großer Demut etwas begehren und werden um Frieden bitten.

Gehorsam: Sie werden sich unter der Israeliten Herrschaft begeben. (Mit welchen Worten der Prophet dahin sieht, dass dieselben Völker neben anderen ungläubigen Heiden, durch der Apostel (so Juden gewesen) predigt, dem Reiche Christi sich werden unterwürfig machen und zum Gehorsam des Glaubens kommen, dass sie mit dem Worte Christi sich werden lehren und regieren lassen. Denn der Apostel Philippus hat das Evangelium gepredigt zu Asdod, welches eine Stadt gewesen ist im Philister Lande gelegen {Apg 8}. Und ist kein Zweifel, es haben die anderen Apostel den Samen des Evangeliums von Christo in den vorgemeldeten Orten ausgestreut.

15. Und der Herr wird verbannen den Strom des Meers in Ägypten und wird seine Hand lassen gehen über das Wasser mit seinem starken Winde und die sieben Ströme schlagen, dass man mit Schuhen da durchgehen mag.

Sieben Ströme: Nämlich den Fluss in Ägypten, Nil geheißen, welcher sieben Ausgänge hat oder in sieben andere Flüsse geteilt wird, da er ins Meer fällt. Den wird Gott durch einen gewaltigen Wind trocken machen, dass wer da will, trockenen Fußes hindurch gehen möge und deshalb weder Schuh ausziehen noch Kleider ablegen dürfte.

16. Und wird eine Bahn sein dem Übrigen seines Volkes, das übergeblieben ist von den Assyrern, wie Israel geschah zur Zeit, da sie aus Ägyptenland zogen {2Mos 14v29}.

Bahn sein: Das ist, gleichwie Gott seinem Volk einen Weg gemacht, da es aus Ägypten gezogen, dass es trockenen Fußes durch das Rote Meer gegangen, dem versprochenen Lande Kanaan zu, also wird Gott alle Hindernisse hinwegräumen, welche den Israeliten die Wiederheimkunft in ihr Vaterland verwehren möchten. Es redet aber der Prophet Jesaja hier nicht eigentlich von der Wiederkunft ins Land Kanaan, sondern von dem Eingang ins Reich Gottes. (Wir fangen aber an, ins Reich Gottes einzugehen, wenn wir durch die Taufe Christo einverleibt werden und gehen vollkommen darin, wenn wir durch den Tod ins ewige und himmlische Leben versetzt werden, vor dessen Eingang, sofern wir anders wahrhaftig an Christus glauben, uns nichts aufhalten oder hindern wird {Röm 8}.)


Das 12. Kapitel

  • Hier werden die Christen zur Dankbarkeit für die Guttaten, so sie von Christo empfangen haben, aufgemuntert.

1. Zu der selbigen Zeit wirst du sagen: Ich danke dir, Herr, dass du zornig bist gewesen über mich und dein Zorn sich gewendet hat und tröstest mich.

Zu: Über die Betrachtung der himmlischen Guttaten, die uns im Reich Christi aufgetragen und mitgeteilt werden, fängt der Prophet an und schreibt uns ein Danklied, damit wir die göttliche Güte, so in Christo dem menschlichen Geschlecht erzeigt wurde, rühmen und preisen sollen.

Gewendet: Das ist, ich sage dir von Herzen Lob und Dank, da du richtig über unsere Sünden bist erzürnt gewesen und mit ernstlichen Strafen deinen Zorn über der Bosheit des menschlichen Geschlechts hast zu erkennen gegeben, dennoch um deines eingeborenen Sohnes willen dich über uns erbarmst, uns zu Gnaden aufnimmst, aus einem gerechten und strengen Richter ein gnädiger Vater wirst, uns durch das Evangelium tröstest und zu Erben der ewigen Seligkeit machst. (Denn die sind der Guttaten Christi nicht wert, welche sie nicht mit dankbarem Herzen erkennen.)

2. Siehe Gott ist mein Heil; ich bin sicher und fürchte mich nicht; denn Gott der Herr ist meine Stärke und mein Psalm und ist mein Heiliger {2Mos 15v2 Ps 118v14}.

Gott: Nämlich Jesus Christus, der mit seinem himmlischen Vater eines Wesens ist.

Heil: Der mich von Sünden, Tod und ewiger Verdammnis erlöst hat.

Sicher: Das ist, aus großem Vertrauen auf ihn, will ich dem Tode, Teufel und Hölle Trotz bieten, weil ich weiß, dass keine Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die da ist in Christo Jesu unserem Herrn {Röm 8}.

Stärke: Das ist, Gott der Herr, Jesus Christus, steht mir bei und gibt mir Kraft, dass ich durch seine Wohltat und Verdienst ein Überwinder worden bin, des Todes, der Welt, des Teufels und der Hölle: Sein rühme ich mich und verlasse mich auf seinen allervollkommensten Gehorsam und allerheiligstes Leiden, damit er vor der ganzen Welt Sünden genug getan hat: Ich baue aber nicht auf meine Gerechtigkeit, welche den gestrengen Prozess des göttlichen Gerichts keineswegs erdulden könnte. Darum erkenne ich ihn einzig und allein für meinen Heiland und Seligmacher und lobe ihn von Grund meines Herzens.

3. Ihr werdet mit Freuden Wasser schöpfen aus den Heilsbrunnen.

Heilsbrunnen: Nämlich aus den Brunnen des heiligen Evangeliums von Christo (welches den Gläubigen die Seligkeit bringt {Röm 1}.) werdet ihr den allerlieblichsten Trost schöpfen, damit eure Herzen wiederum erquickt und erfreut werden. (Denn gleichwie ein gesundes Wasser einem müden und durstigen Menschen wohl bekommt, also tut das Evangelium den gewissen Menschen, welche von wegen, dass sie den Zorn Gottes empfinden, verwirrt und verirrt sind.)

4. Und werdet sagen zur selbigen Zeit: Dankt dem Herrn, predigt seinen Namen, macht kund unter den Völkern sein Tun, verkündigt, wie sein Name so hoch ist!

Herrn: Nämlich dem Heiland Jesu Christo, dass ihr all eure Zuversicht auf ihn stellt und durch das Gebet Zuflucht zu ihm habt, so oft euch etwas Widerwärtiges zu Händen geht. Denn er spricht Matth. 11. Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken: Und wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen {Joh 6}.

Tun: Predigt seine wunderbaren Werke, welche voll höchster Weisheit sind, dass er durch sein Leiden am Kreuz unsere Feinde überwunden und durch sein Sterben dem Tode besiegt hat: Und erzählt, was er für einen herrlichen Name erworben, weil er nicht nur eine Stadt oder ein Königreich erhalten, sondern das ganze menschliche Geschlecht erlöst hat, auf dass, wer an ihn glaubt, nicht verloren werde, sondern das ewig Leben habe {Joh 3}.

5. Lobsingt dem Herrn, denn er hat sich herrlich bewiesen; solches sei kund in allen Landen.

Herren: unserem Heiland Christo ein ewiges Lob.

Beweist: Er hat herrliche Taten verrichtet. (Denn was hätte doch größer sein können, als dass er das menschliche Geschlecht aus des Teufels Rachen und aus der Hölle Schlund herausgerissen hat?)

Landen: (Denn man soll das Evangelium von dem Sieg Christi in die ganze Welt ausbreiten {Mk 16}. Auf dass der Erlöser Christus überall und an allen Orten erkannt und geehrt werde.)

6. Jauchze und rühme, du Einwohnerin zu Zion; denn der Heilige Israels ist groß bei dir.

Zion: Das ist, die Kirche Gottes soll sich über den Guttaten Christi von Herzen freuen und den Sohn Gottes mit Lob rühmen. Denn er ist der Allermächtigste und bei seiner Kirche immer gegenwärtig {Mt 28}.) Weil er zur rechten Gottes sitzt, und alles gegenwärtig aufs weislichste und beste regiert im Himmel und auf Erde. (Darum sollen wir auf ihn trauen in allem Trübsal und uns dankbar gegen ihm erzeigen, nicht mit Worten allein, sondern auch mit der Tat, nämlich mit einem unsträflichen und gottseligen Leben.)


Das 13. Kapitel

  • Es wird geweissagt, dass Babel von den Persern und Meden soll zerstört werden. v. 1.
  • Und wird die Zerstörung eigentlich abgemalt. v. 4.
  • Wird auch beschrieben die Verwüstung, welche auf die chaldäische Monarchie erfolgt. v. 19.
  • Und dass die Juden sollen wieder heimkommen, auch die Kirche Gottes erhalten werden. v. 1.

1. Dies ist die Last über Babel, die Jesaja, der Sohn Amoz, sah:

Last: Will so viel sagen, also lautet die harte und schwere Weissagung über die Babylonische Monarchie, welche dem Propheten Jesaja geoffenbart ist. Denn obwohl von Christo und seinem Reich herrliche Verheißungen vorhanden waren, so fürchten sich doch die Juden vor solcher großen Macht und Majestät des babylonischen Reiches, weil es dem jüdischen Land sehr Gefahr war, nicht ohne Ursache, dass nicht etwa dasselbe Königreich einmal, nicht allein die anderen Länder und Herrschaften, sondern auch das jüdische Land ganz und gar verschlänge und also Christi verheißen Reich auch zurückbliebe. Denn der Babylonischen oder Chaldäischen Monarchie Macht und Ansehen ist ganz groß gewesen. Die Hauptstadt Babel, wie Herodotus, Diodorus Siculus und andere Historienschreiber bezeugen, hat in ihrem Umkreis, die zwölf Deutscher Meilen hatte, also dass man es vielmehr ein Land, als Stadt nennen möge. Die Mauern seien hoch und breit gewesen, die Graben weit und voller Wasser. Etliche schreiben, als die Stadt von den Meden und Persern eingenommen wurde, haben es die Bürger an etlichen Enden, am dritten Tage allererst erfahren. Darum so tröstet der Prophet das jüdische Volk dadurch und damit, dass er weissagt, wie die Stadt Babel soll erobert werden und dieselbe Monarchie, dafür sie sich so sehr fürchten, zugrunde gehen. Und lässt sich es ansehen, als ob diese Predigt zur Zeit des Königs Hiskia gehalten wurde, da die Babylonische oder Assyrische Monarchie am höchsten gestanden und allen Völkern, besonders aber den Juden einen Schrecken eingejagt, gleichwie auch heutzutage der türkische Kaiser von wegen seiner großen Macht und Grausamkeit von der ganzen Christenheit gefürchtet wird.

Über Jakob: Das ist, über sein Volk Israel, welches von dem Patriarchen Jakob seine Herkunft hat.

Erwählen: Dass er seine Lust und Wohlgefallen an ihnen habe. (Denn obwohl Gott bisweilen die ganze Kirche oder auch ein Glied derselben ernstlich straft und heimsucht, dass es das Ansehen gewinnt, als ob er sie allerdings verstoßen hätte und einen Abscheu vor ihnen habe, so verzeiht er doch den Bußfertigen wiederum und erbarmt sich ihrer, schafft das zugeschickte Unglück hinweg oder lindert es doch.)

Setzen: Er wird sie wieder in ihr Vaterland bringen, dass sie in demselben ein ruhiges Leben führen.

Fremdlinge: Nämlich die Heiden werden sich zu der Kirche Gottes verfügen und die rechte Religion annehmen.

2. Werft Panier auf hohen Bergen, ruft getrost wider sie, werft die Hand auf, lasst einziehen durch die Tore der Fürsten {Jer 50v1 51v1}!

Werft: Mit diesen Worten führt der Prophet Gott den Herrn selber ein, als ob er also redete und ein Kriegsvolk wider Babel versammelte. Als wollte er sagen, unser Herr und Gott lässt umschlagen und also ausrufen: Stecke ein Panier auf, das sich dahin begebe und dabei finden lasse, wer in dem Zuge wider Babel sich will gebrauchen lassen.

Ruft: Dass ihr die Kriegsleute aus allen Orten zusammen fordert.

Hand auf: Gebe es einer dem anderen mit der Hand zu verstehen und zeigt es, an welchem Ort sie am ersten könnte erobert und gewonnen werden.

Einziehen: Nämlich das ganze Kriegsheer in die Stadt, wenn sie erobert ist: Da zuvor durch heimliche Praktiken, nur ein Teil des Kriegsvolkes hineingekommen, welche dem ganzen Haufen die vornehmsten Tore mit Gewalt geöffnet.

Sie: Nämlich die Israeliten werden die Völker aus allen Orten, woher sie kommen und sich zu ihnen begeben, unter ihren Schutz aufnehmen.

Ort: Ins gelobte Land, dahin sie dieselben mit sich führen werden.

Besitzen wird: Als ihre leibeigenen Diener und Dienerinnen.

Treiber: Von denen sie in der Babylonischen Gefangenschaft und Dienstbarkeit hart gehalten und zu schwerer Arbeit angetrieben worden. (Obwohl nun etliche Israeliten aus Babel wieder ins Land Kanaan angekommen sind, dazu auch leibeigene Knechte und Mägde, die sie in Babel erkauft, mit sich gebracht, so soll man doch diese herrliche Verheißung des Propheten nicht besonders dahin verstehen, dass sie nur auf derselben Wiederheimkunft gerichtet sei, sondern die Weissagung deutet auf die Apostel, welche alle miteinander Israeliten waren. Denn dieselben haben mit ihren evangelischen Predigten von Christo, die Juden und Heiden wieder zum Reich Christi geführt, welches durch das Land Kanaan vorgebildet wurde. Da haben sich die Völker den Aposteln gleichsam gefangen ergeben unter dem Gehorsam des Glaubens, dass sie dem Evangelium beigefallen und der Apostel Geboten willigen Gehorsam geleistet, welche doch zuvor die Juden gehasst und übermütig über sie geherrscht hatten. Denn dergestalt nimmt die Kirche nach den Verfolgungen zu und wird weiter ausgebreitet.)

3. Ich habe meinen Geheiligten geboten und meinen Starken gerufen zu meinem Zorn, die da fröhlich sind in meiner Herrlichkeit.

Geheiligten: Das ist, meinen Obersten und Hauptleuten, die ich dazu ausgesondert und bestimmt habe, dass sie Babel einnehmen sollen.

Starken: Den tapferen Helden, die mit großer Leibesstärke und mit einem besonderen Heldenmut begabt sind.

Fröhlich sind: Denen es eine besondere Freude sein wird, dass sie der Chaldäer Bubenstück rächen sollen, welche Rache zu meiner Ehre gereicht. (Wir sollen uns aber vorsehen und durch wahre Buße verhüten, dass Gott nicht auch einmal wider Deutschland, welches sich mit vielen Sünden besudelt, dergestalt ein Kriegsvolk versammle.)

4. Es ist ein Geschrei einer Menge auf den Bergen wie eines großen Volkes, ein Geschrei als eines Getümmels der versammelten Königreiche der Heiden. Der Herr Zebaoth rüstet ein Heer zum Streit,

Geschrei: Als wollte er sagen, hörst du nicht bereits das große Geräusch und Getümmel von den Waffen der Völker, die aus etlichen Königreichen zusammen kommen sind, dass sie Babel unterdrücken wollen? Denn obwohl noch schier zweihundert Jahre dahin waren, bis zu dieser Weissagung Erfüllung, so ist es dennoch dem Propheten aus Offenbarung des Heiligen Geistes nicht anders vorgekommen, als wenn er sehe, wie das Kriegsvolk vor die Stadt Babel rückte, dieselbe zu belagern und hörte, wie die Waffen und Leute ein Geräusch und Getümmel durch einander machten. (Also sollen wir auch an dem Ausgang und Erfüllung der göttlichen Weissagungen im wenigsten nicht zweifeln, sondern derselbe uns gewisslich vertrösten, ob sich es gleich eine lange Zeit verzieht.)

Zebaoth: Unter dessen Regiment alle Kreaturen zu Felde liegen, als der, der oberste Kriegsfürst und Feldherr ist in rechtmäßigen Kriegen.

Rüstet: Er hält selbst Musterung und sieht, dass er mit rechtschaffenen Leuten wohlversehen sei.

5. die aus fernen Landen kommen, vom Ende des Himmels, ja, der Herr selbst samt dem Zeuge seines Zorns, zu verderben das ganze Land.

Ende: Das ist: Von weit abgelegenen Orten und schier aus einer anderen Welt.

Selbst: Das ist, er ist selber mit und dabei, als dem die Sache am meisten angelegen ist.

Zeuge: Er zieht an mit seinem Geschütz und anderen Instrumenten, die er mit sich führt und zur Eroberung der Städte und Festungen vonnöten sind. Obwohl nun damals das Büchsengeschütz noch nicht erfunden war, so hat man doch andere Gattungen von Instrumenten gebraucht, damit man die Mauern niedergerissen und die Tore aufgebrochen. Wer könnte aber dieselbe Stadt und Schloss schützen, welche Gott zu erobern im Sinn hat?)

6. Heult, denn des Herrn Tag ist nahe; er kommt wie eine Verwüstung vom Allmächtigen.

Heult: Nämlich ihr Chaldäer, beweint jetzt euer herzunahendes großes Unglück und Verwüstung eures Königreichs, welches Gott in Kürze über euch wird kommen lassen. (Obwohl nun der Untergang der Chaldäer Monarchie dem Ansehen nach noch lange ausblieb, man rechne es gleich von dieser Weissagung an oder vom Anfang der Babylonischen Gefangenschaft, so ist es doch vor Gott kaum ein Augenblick gewesen, als dem tausend Jahre wie ein Tag sein werden. Und kommt den Gottlosen ihr Unglück nur zu bald, denn weil sie in fleischlicher Sicherheit ersoffen sind, so werden sie mit ihrem Verderben einstmals plötzlich überfallen, da sie am wenigsten daran denken und fahren dem Teufel zu.

7. Darum werden alle Hände nass und aller Menschen Herz wird feige sein.

Darum: Weil nämlich der Herr ihnen wird zuwider sein.

Feige: Da wird weder Herz noch Mut sein und werden die Chaldäer keine Kraft mehr haben, zu widerstehen. (Denn wenn Gott den Leuten das Herz nimmt, so entfällt ihnen einstmals und in einem Augenblick aller Stolz, Hochmut und Trotz.)

8. Schrecken, Angst und Schmerzen wird sie ankommen; es wird ihnen bange sein wie einer Gebärerin; einer wird sich vor dem anderen entsetzen; feuerrot werden ihre Angesichter sein.

Sie: Nämlich die Chaldäer werden in großen Ängsten sein und bei solchen verwirrten Wesen kein Rat finden können noch wissen, was sie tun oder anfangen sollen.

Feuerrot: Das ist, wenn die Chaldäer vernehmen werden, dass die Stadt ohne ihr Wissen oder Erhoffen, erobert und gewonnen werde, so werden sie von Herzen davor erschrecken und wird ein Nachbar den anderen ansehen, dazu mit entfärbtem Angesicht erstarrt stehen, wie denen zu geschehen pflegt, die unversehens in ein Unglück geraten und werden sich selbst oder anderen weder zu raten noch zu helfen wissen.

9. Denn siehe, des Herrn Tag kommt grausam, zornig, grimmig, das Land zu zerstören und die Sünder daraus zu vertilgen.

Tag: Welcher, nämlich ein Tag der Rache sein wird, daran der Chaldäer Bosheit wird an ihnen gerächt werden.

Vertilgen: Das ist, Gott wird all seinen Zorn über das chaldäische Volk ausschütten und es nicht nur mit Maßen züchtigen, sondern die Vollstreckung seines gerechte Gerichts also anstellen, dass das Land verwüstet und die lästerlichen Einwohner daraus vertilgt werden. (Denn gleichwie Gott seine Kinder väterlich züchtigt, also verstößt er die Feinde und rottet sie allerdings ganz und gar aus.)

10. Denn die Sterne am Himmel und sein Orion scheinen nicht Hölle; die Sonne geht finster auf und der Mond scheint dunkel {Hi 9v9 38v31 Am 5v8 Joel 2v31 3v15 Mt 24v29 Mk 13v24 Lk 21v25}.

Orion: Welches sonst ganz ein helles Gestirn am Himmel ist, wird ein Teil von Gemeinde Leuten der Jakobs Stab geheißen.

Finster auf: Da sie sollte am hellsten scheinen: In Summe (will er sagen): Es wird überall voller Finsternis sein, das ist voller Traurigkeit und Unglücks, also dass sie nirgends her keinen Trost noch Hilfe haben können. Dergleichen Rede gebraucht man bei uns in deutscher Sprache auch, wenn man von einem unglückhaften Menschen sagt, dem nichts recht vonstattengehen will, dass man spricht, es will ihm kein Stern leuchten. (Denn auf welche Buße Gott eine ganz lange Zeit vergebens gewartet hat, die überfällt er endlich mit Jammer und Unglück ohne Zahl.)

11. Ich will den Erdboden heimsuchen um seiner Bosheit willen und die Gottlosen um ihrer Untugend willen; und will des Hochmuts der Stolzen ein Ende machen und die Hoffart der Gewaltigen demütigen,

Untugend: Weil sie wissentlich und aus vorsätzlichem Mutwillen sündigen.

Stolzen: Welche Übermut treiben und grausame Tyrannei üben, auch viel eher begehren, gefürchtet als geliebt zu werden. (Sollen wir deswegen uns vor aller Bosheit, Unbilligkeit, gottlosen Wesen, Mutwillen, Frevel und Tyrannei hüten, auf dass wir nicht den Zorn Gottes verursachen und gleiche Strafen auf uns laden.)

12. dass ein Mann teurer sein soll denn fein Gold und ein Mensch werter denn Goldstücke aus Ophir.

Werter: (Nach Luther) Das ist, der Leute werden so wenig sein im Lande, als Gold.

Ophir: D. i. Es sollen der Chaldäer und besonders der Vornehmsten, so wenig werden, dass man ihrer kaum so viel finden wird, als des besten Goldes. Denn das Gold aus Ophir (von welchem etliche meinen, dass es heutigentags das Land Peru sei) wird in der Heiligen Schrift besonders gerühmt. (Ist deswegen die Menge der Leute ein Segen und Guttat Gottes, wie wiederum die geringe Anzahl derselben ein Stück des göttlichen Fluchs ist. Obwohl ihrer viele es nicht glauben wollen, sind aber Unrecht daran.)

13. Darum will ich den Himmel bewegen, dass die Erde beben soll von ihrer Stätte durch den Grimm des Herrn Zebaoth und durch den Tag seines Zorns.

Beben soll: Das ist, ich will (spricht Gott der Herr, der himmlische Vater) der Chaldäer Bubenstück mit solchem Ernst strafen, dass über den gerechten Zorn des Herrn (meines eingeborenen Sohnes) es das Ansehen gewinnen wird, als ob der Himmel zitterte und die Erde sich bewegte. (Denn je langsamer der Zorn Gottes kommt, je schwerer und härter er zu sein pflegt.)

14. Und sie soll sein wie ein verscheuchtes Reh und wie eine Herde ohne Hirten, dass sich ein jeglicher zu seinem Volk heimkehren und ein jeglicher in sein Land fliehen wird,

Sie: Nämlich die Stadt Babel oder vielmehr die Einwohner derselben, welche nach eroberter Stadt werden übergeblieben, sollen hin und wieder zerstreut werden, gleichwie die Rehe so von den Hunden gescheucht sind und wie verlorene und verirrte Schafe, die keinen Hirten haben.

Heimkehren: Es wird ein jeder sich umsehen, wie er möge wiederum in sein Vaterland kommen, daraus er gen Babel gezogen ist. Denn es sind ohne Zweifel in solcher großen Stadt viele Leute aus anderen Orten dahin gezogen und zusammen gekommen, die ihre Kaufhändel da getrieben oder sonst Sachen darin zu verrichten hatten.

Fliehen: Dass er darin Sicherheit und Ruhe finden möge.

15. darum dass, welcher sich da finden lässt, erstochen wird und welcher dabei ist, durch das Schwert fallen wird.

Finden lässt: Nämlich zu Babel und sich nicht bei der Zeit von dort hinwegmacht. Werden deswegen die Chaldäer, sobald sie innegeworden, dass man die Stadt gewonnen, nicht darauf bedacht sind, wie man die Feinde möchte wieder hinaustreiben, sondern mit schneller Flucht, wie sie immer können, sich davon machen. Denn welche darin verharren werden, die werden jämmerliche Spektakel sehen müssen.

16. Es sollen auch ihre Kinder vor ihren Augen zerschmettert, ihre Häuser geplündert und ihre Weiber geschändet werden {Ps 137v9}.

Zerschmettert: Dass man sie mit den Köpfen wider die Mauer oder Boden schlagen wird, bis das Hirn von ihnen die Gasse herum fließe und solches in Beisein der Eltern, die demselben Jammer zusehen, aber des Feindes Grausamkeit nicht werden abwehren können.

Geplündert: Dass sie werden sehen, wie man ihre Schätze, darüber sie viele Jahre lang gesammelt, hinwegnehmen und rauben und den Sammat mit langen Spießen ausmessen wird.

Geschändet: Welche schändliche Tat sie mit Augen sehen und dennoch nicht dagegen werden reden dürfen. (Die nun dergleichen Jammer und Elend entfliehen wollen, sollen sich mit allem Ernst bemühen, dass sie durch rechtschaffene Buße und Bekehrung zu Gott, den Zorn Gottes abwenden, der durch des Deutschlands vielfältige und schwere Sünden längst gereizt und verursacht wurde.)

17. Denn siehe, ich will die Meder über sie erwecken, die nicht Silber suchen oder nach Gold fragen,

Meder: Ein grausames und unbarmherziges Volk.

Fragen: Sie werden das Gold und Silber nicht so hoch achten, dass sie sich damit versöhnen und vom Würgen abhalten ließen. Denn sie nicht so sehr geldhungrig als blutdürstig sein werden.

18. sondern die Jünglinge mit Bogen erschießen und sich der Frucht des Leibes nicht erbarmen, noch der Kinder schonen.

Leibes: Sie werden des Kindes in Mutter Leibe nicht verschonen. (Obwohl nun die Meder auch gottlose Leute gewesen, so hat doch Gott ihre geübte Grausamkeit wider die Chaldäer ihm gefallen und nicht zuwider sein lassen, weil sie an denselben von wegen ihrer gräulichen Laster rechte Strafe geübt. Weil demnach der Türke wider die Christen gräuliche Wüterei treibt, so sollen wir Gott bitten, dass er uns seiner Gewalt nicht untergebe, sondern uns vielmehr selber väterlich züchtige.)

19. Also soll Babel, das schönste unter den Königreichen, die herrliche Pracht der Chaldäer, umgekehrt werden von Gott, wie Sodom und Gomorrha {1Mos 19v25 Jer 50v3},

Umgekehrt: Das ist, das chaldäische Königreich, welches alle anderen an Herrlichkeit, Majestät und Gewalt übertroffen, wird allerdings zugrunde gehen, gleichwie die Städte Sodom und Gomorra zugrunde gegangen sind. Denn obwohl die Chaldäer nicht durch das Feuer vom Himmel verbrannt und verzehrt worden, so ist dennoch die Stadt Babel allerdings zerstört und verwüstet und schier ganz zugrunde gerichtet worden, wie die Historien bezeugen. (Darum sollen wir bei den Herrschaften dieser Welt keine gewisse und bleibende Stadt suchen, sondern im Himmel, da unsere Bürgerschaft ist {Phil 3 Hebr 13}.)

20. dass man künftig nicht mehr da wohne noch jemand da bleibe für und für, dass auch die Araber keine Hütte dort machen und die Hirten keine Hütten da aufschlagen,

Wohne: Das ist, sie soll nicht wieder erbaut werden, dass man darin wohnen könnte, sondern was von den zerfallenen Gebäuden noch übergeblieben ist, das wird endlich auch vollends dahin fallen und zunichtewerden. Denn Seleucia eine andere Stadt nicht weit von Babel erbaut wurde, welche immer zugenommen, Babel aber endlich ganz wüst und öde blieb.

Araber: Will so viel sagen, obwohl die Araber sonst gern an wüsten Orten sind und darin ihre Hütte aufzuschlagen pflegen, so wird ihnen dennoch der Strich um Babel her nicht gefallen, dass sie zwischen den verfallenen Gebäuden begehrten ihre Zelte auszuspannen, sondern werden denselben Ort, als einen ungelegenen und unlustigen Platz scheuen.

Hirten: Denn es wird derselbe Ort nicht allein keiner Stadt mehr gleich sehen, sondern auch zur Viehweide nicht tauglich sein, dass es die Hirten nicht gut genug achten werden, da sie ihre Hirtenhäuslein hinsetzen sollten.

21. sondern Zihim werden sich da lagern und ihre Häuser voll Ohim sein und Strauße werden da wohnen und Feldgeister werden da hüpfen,

Da: Nämlich unter den zerfallenen Gebäuden der weltberühmten Stadt.

Häuser: Welche von den Einwohnern verlassen sein und öde stehen.

Ohim: Was Zihim und Ohim für Tiere sind, kann man so eigentlich nicht wissen, darum sie auch unverdeutscht geblieben, ist aber gut zu lesen , dass es dergleichen unreine Tiere und Vögel sein müssen, die in wüsten Orten und alten zerfallenen Gebäuden zu wohnen pflegen, als Iltis, Marder, Wiesel, Uhu und dergleichen, * (Nach Luther) Ohim halte ich für fast allerlei wilde Tiere, so sie vierfüßig sind, gleichwie Zihim allerlei wilde Vögel.

22. und Eulen in ihren Palästen singen und Drachen in den lustigen Schlössern. Und ihre Zeit wird schier kommen und ihre Tage werden sich nicht säumen.

Palästen: An den Orten, da die Chaldäer ihre beste Freude und Vergnügen hatten, da sie ihre stattlichen Bankette und Freudenmahle gehalten und allerlei Üppigkeit und Übermut in allem Überfluss getrieben, da werden sich allerlei Teufels Gespenste, Schlangen, Eulen, Fledermäuse und andere unreine Vögel und Tiere finden. (Wenn deswegen etliche Fürsten und Herren und andere vornehme standesreiche Personen wohl bedächten und ihnen zu Gemüt führten, was es endlich mit den allerherrlichsten und schönsten Palästen für einen Ausgang gewinne, so würden sie vielleicht nicht so viele Kosten auf solche Gebäude wenden oder würden doch der Frömmigkeit sich mehr bemühen, damit sie nicht sehen müssten, wie dieselben ihre stattlichen und wohl erbauten Schlösser einmal würden verwüstet und zerstört werden. Gleichwie aber Babel, die Hauptstadt in der ganzen Welt, ist zerstört worden. Also fällt auch dahin und wird zukünftig noch mehr fallen, das Reich des römischen Antichristen, welches mit Zauberei, Abgötterei, schrecklichen Lastern und unmenschlicher Grausamkeit, dem chaldäischen gottlosen Wesen, ganz wohl kann verglichen werden {Apg 18}.)

Kommen: Das ist, der Stadt Babel Strafe wird nicht lange außen geblieben, sondern sie muss verwüstet werden. (Denn ob es uns wohl bedünkt, dass Gott mit der Gottlosen Strafe lange verziehe, so ist doch ihm, als einem langmütigen Gott, dieselbe Zeit, welche er den Gottlosen zur Buße gibt, kaum wie ein Tag: weil tausend Jahr vor ihm wie ein Tag sind.)


Das 14. Kapitel

  • Die Chaldäer sollen ausgerottet werden, samt ihrem König, v. 3.
  • Und soll der König in Assyrien Sanherib auch umkommen. v. 24.

1. Denn der Herr wird sich über Jakob erbarmen und Israel noch weiter erwählen und sie in ihr Land setzen. Und Fremdlinge werden sich zu ihnen tun und dem Hause Jakob anhangen.

Über Jakob: Das ist über sein Volk Israel, welches von dem Patriarchen Jakob seine Ankunft hat.

Erwählen: Dass er seine Lust und Wohlgefallen an ihnen habe. [Denn obwohl Gott bisweilen die ganze Kirche oder auch ein Glied derselben ernstlich straft und heimsucht, dass es das Ansehen gewinnt, als ob er sie allerdings verstoßen hätte und einen Abscheu vor ihnen habe, so verzeiht er doch den Bußfertigen wieder und erbarmt sich ihrer, schafft das zugeschickte Unglück hinweg oder lindert es doch.]

Setzen: Er wird sie wieder in ihr Vaterland bringen, dass sie in demselben ein ruhiges Leben führen.

Fremdlinge: Nämlich die Heiden werden sich zu der Kirche Gottes verfügen und die rechte Religion annehmen.

2. Und die Völker werden sie annehmen und bringen an ihren Ort, dass sie das Haus Israel besitzen wird im Lande des Herrn zu Knechten und Mägden; und werden gefangen halten die, von welchen sie gefangen waren und werden herrschen über ihre Treiber.

Sie: Nämlich die Israeliten werden die Völker aus allen Orten, woher sie kommen und sich zu ihnen begeben unter ihren Schutz aufnehmen.

Ort: Ins gelobte Land, dahin sie dieselben mit sich führen werden.

Besitzen wird: Als ihre leibeigenen Diener und Dienerinnen.

Treiber: Von denen sie in dem babylonischen Gefängnis und Dienstbarkeit hart gehalten und zu schwerer Arbeit angetrieben wurden. [Wie wohl nun etliche Israeliten aus Babel wieder ins Land Kanaan gekommen sind, dazu auch leibeigene Knechte und Mägde, die sie in Babel erkauft, mit sich gebracht. So soll man doch diese herrliche Verheißung des Propheten nicht vornehmlich dahin verstehen, dass sie nur auf derselben Wiederheimkunft gerichtet sei. Sondern die Weissagung deutet auf die Apostel, welche alle miteinander Israeliten gewesen. Denn dieselben haben mit ihren evangelischen Predigten von Christo die Juden und Heiden wieder zum Reich Christi geführt, welches durch das Land Kanaan vorgebildet worden. Da haben sich die Völker den Aposteln gleichsam gefangen ergeben unter dem Gehorsam des Glaubens, dass sie dem Evangelium beigefallen und der Apostel Gebote willigen Gehorsam geleistet, welche doch zuvor die Juden gehasst und übermütig über sie geherrscht hatten. Denn dergestalt nimmt die Kirche nach den Verfolgungen zu und wird weiter ausgebreitet.]

3. Und zu der Zeit, wenn dir der Herr Ruhe geben wird von deinem Jammer und Leid und von dem harten Dienst darin du gewesen bist,

4. so wirst du ein solche Sprichworte führen wider den König zu Babel und sagen: Wie ist es mit dem Treiber so ganz aus und der Zins hat ein Ende?

Führen: Das ist, du wirst, o Israel, des Königs zu Babel und des chaldäischen Reiches spotten und eine gemeine Sage unter den Leuten von ihm ausbringen.

Treiber: Dem Tyrannen, welcher uns zur schweren Last antrieb und uns dieselbe auflud, der ist unversehens zugrunde gegangen.

Zins: Da wir bisher nicht Goldes genug zusammenraffen können unter den Chaldäern, dass wir ihren Geldhunger füllten und ersättigen. So hat jetzt, Gott lob, solche Schatzung einstmals aufgehört und seine Endschaft erreicht, indem, dass die chaldäische Monarchie zerstört und von den Medern und Persern überwältigt wurde.

5. Der Herr hat die Rute der Gottlosen zerbrochen, die Rute der Herrscher,

Zerbrochen: Will so viel sagen: Der Chaldäer große Macht und Gewalt, derer sie sich hochmütig und mit großer Grausamkeit missbraucht, andere Völker damit zu verfolgen und unterzudrücken, mit denen sie später gräulich umgegangen und bisher keiner ihnen widerstehen konnte, liegt einmal darnieder und hat ihre Endschaft erreicht. (Also ist es auch heutigentags mit dem türkischen Reich beschaffen, welches auch einmal untergehen wird und bereits geschehen wäre, wenn nicht unsere Sünden solchen Stecken und Rute bis daher bei seiner Macht erhalten hätten, dass er ganz und unzerbrochen bliebe.)

6. welche die Völker schlug im Grimm ohne Aufhören und mit Wüten herrschte über die Heiden und verfolgte ohne Barmherzigkeit.

7. Nun ruht doch alle Welt und ist stille und jauchzt fröhlich.

Jauchzt: Nämlich über den Fall und Untergang solches grausamen Königs und hofft jedermann, dass er zukünftig guten Frieden und Ruhe haben wolle.

8. Auch freuen sich die Tannen über dir und die Zedern auf dem Libanon (und sagen): Weil du liegst, kommt niemand herauf, der uns abhaue.

Zedern: Das ist, die Fürsten und Vornehmsten unter den Völkern, welche vor anderen in hohen Ehren schweben und dennoch vor des Königs zu Babel großer Tyrannei sich fürchten müssen, die freuen sich über seinem Untergang.

Liegst: Von der Zeit an, da du erschlagen und umgekommen bist, werden wir weiter vor deiner Gewalt und Überdrang gesichert sein.

9. Die Hölle drunten erzitterte vor dir, da du ihr entgegenkamst. Sie erweckt dir die Toten, alle Böcke der Welt und heißt alle Könige der Heiden von ihren Stühlen aufstehen,

Die Hölle: Jetzt beschreibt er mit einer verblümten Rede, welchergestalt der König zu Babel in die Hölle hinunter gefahren und wie spöttisch die anderen Könige und Fürsten, so bereits darin sind, ihn empfangen.

Kamst: Da sie von deiner Zukunft vernommen, hat sie sich vor dir, als einem so gewaltigen Monarchen und grausamen Könige entsetzt. * Böcke) (Nach Luther) Das ist, die großen Herren.

Aufstehen: Nämlich ehrenhalben. Dass die anderen Tyrannen und gottlosen Könige, so wie Böcke um sich gestoßen und vor dir zur Hölle gefahren, dir als dem allermächtigsten Könige und Monarchen gebührliche Ehre erzeigen.

10. dass die selbigen alle umeinander reden und sagen zu dir: Du bist auch geschlagen, gleichwie wir und geht dir wie uns.

Sagen: Es wird ihnen darum nicht Ernst sein mit ihrer Ehrerbietung, sondern werden deiner nur also spotten und dich höhnisch auslachen, das ist die Ursache, deshalb sie gegen dir aufgestanden sind.

Wie uns: Als wollten sie sprechen, wie wir sehen, so hast auch an die Reihe gemusst, dass du mit Gewalt von deinem Königreich bist verstoßen worden und dein Leben dahinter gelassen hast, bist dazu keines rechten Todes gestorben.

11. Deine Pracht ist herunter in die Hölle gefahren samt dem Klange deiner Harfen. Motten werden dein Bett sein und Würmer deine Decke.

Gefahren: Wo ist nun dein großer Stolz und Übermut und deine große Majestät und herrliches Ansehen, damit du dich vermeintest bis in den Himmel zu erheben? Es liegt alles im Dreck und ist mit dir zunichtegeworden.

Harfe: (Denn die Gottlosen missbrauchen der Musik auch, welche an ihr selbst eine gute Gabe Gottes ist.) * (Nach Luther) Dass also beides Gewalt und Freude bei dir aus ist.

Decke: Als wollten sie sagen, hörst du es, der du allen anderen Königen und Fürsten ein Schrecken warst, du musst wahrlich auch von Motten und Würmern gefressen werden? (Sollen deswegen wir uns für denen nicht fürchten, die den Leib nur allein töten können, weil sie bald später zur Hölle müssen verstoßen werden und ihre Leiber der Würmer Speise sind.)

12. Wie bist du vom Himmel gefallen, du schöner Morgenstern! Wie bist du zur Erde gefällt, der du die Heiden schwächtest!

Morgenstern: Denn du König zu Babel, hast mit solcher großen Majestät, Macht und Herrlichkeit unter den anderen Königen auf der Erde geleuchtet und hervorgeschienen, wie der Hölle Morgenstern vor anderen Sternen Hölle leuchtet, wenn er des Morgens frühe vor dem Sonnenaufgang herzugehen pflegt.

Gefällt: Du bist niedergestürzt und aus dem Stuhl deines Königreichs gestoßen worden.

Schwächtest: Und mit deiner Macht alle anderen Königreiche Kräfte und Vermögen zunichtemachtest.

13. Gedachtest du doch in deinem Herzen: Ich will in den Himmel steigen und meinen Stuhl über die Sterne Gottes erhöhen;

Erhöhen: Also dass kein Reich noch Gewalt meiner Macht wird widerstehen können und wenn Jerusalem gleich unter die Sterne des Himmels gesetzt wäre, so will ich es doch unter meinen Gehorsam bringen.

14. ich will mich setzen auf den Berg des Stifts, an der Seite gegen Mitternacht; ich will über die hohen Wolken fahren und gleich sein dem Allerhöchsten.

Stifts: Das ist, ich will meinen Thron auf den Berg Zion setzen und die Kirche Gottes vertilgen. Denn zur Zeit Belsazer, des Königs zu Babel, dahin diese Weissagung besonders sieht, war der Tempel zu Jerusalem bereits zerstört und die Stadt verwüstet, darum seiner hier nicht gedacht wird, sondern vielmehr des Orts, da er gestanden.

Mitternacht: Das ist, in der Stadt Jerusalem will ich herrschen, welche an der Seiten des Berges Zion gelegen ist, gegen Mitternacht zu.

Gleich sein: Ich will gleichsam wie ein irdischer Gott über alle Welt herrschen und soll Gott selber die Israeliten oder auch andere aus meiner Hand nicht erretten können.

15. Ja, zur Hölle fährst du, zur Seite der Grube.

Fährst du: Du toller, unsinniger König, so ganz fehlt dir dein Anschlag, da du dich unterstündest, in den Himmel zu steigen.

Seite der: Das ist, du wirst deinen Stuhl nicht setzen zur Seite des Berges Zion gegen Mitternacht, sondern man wird dich zu der Hölle Seiten auf glühenden Kohlen setzen und in eine ewige Gefangenschaft schließen, daraus keine Erlösung sein wird. Die Alten haben diese bisher gesetzten Wort des Textes von dem Satan verstanden und erklärt, dass er um seines Stolzes und Übermuts willen aus dem Himmel und zur Hölle sei verstoßen worden. Obwohl nun kein Zweifel ist, der Teufel habe aus großem Übermut und Hoffart Gott gleich und ein Gott sein wollen, darum er auch von Gott verstoßen wurde: Jedoch redet dieser Text klar und lauter von dem Könige zu Babel, der von wegen seines Frevels und großen Stolzes, von dem Stuhl seines Königreichs sollte herunter gestoßen werden. Welches auch aus den folgenden Worten noch deutlicher zu sehen.

16. Wer dich sieht, wird dich schauen und ansehen (und sagen): Ist das der Mann, der die Welt zittern und die Königreiche beben machte,

Sieht: O du stolzer und prächtiger König, wie du so tief gefallen und so jämmerlich zugrunde gegangen bist.

Zittern: Nämlich durch seine stetigen Kriege, dass schier niemand ruhig vor ihm bleiben könne.

Beben: Also dass, welche er nicht allerdings umkehrte und zerstört, er dennoch beschädigt und geschwächt hat.

17. der den Erdboden zur Wüste machte und die Städte darin zerbrach und gab seine Gefangenen nicht los?

Wüste machte: Dass er alles verheerte, wo er hinkam.

Nicht los: Der nicht im Sinne hatte, dass er seine Gefangenen einmal wieder ledig geben wollte, sondern gedachte sie in eine ewige Dienstbarkeit zu behalten. (Dieser Fall eines so mächtigen aber stolzen Königs soll uns der Demut erinnern. Denn wer sich erhöht, der soll erniedrigt werden und wer sich selbst erniedrigt, der soll erhöht werden.)

18. Zwar alle Könige der Heiden miteinander liegen doch mit Ehren, ein Jeglicher in seinem Hause;

Zwar: Folgen noch mehr andere Unfälle, so über den König zu Babel ergehen werden.

Seinem Hause: Das ist, es hatten die anderen Könige doch zum wenigsten ein ehrliches Begräbnis und sind in ihren Königreichen begraben worden. Denn auch den Feinden, so im Kriege umgekommen, pflegte man mit Bewilligung des Überwinders ein ehrliches Begräbnis zu halten.

19. du aber bist verworfen von deinem Grabe wie ein verachteter Zweig, wie ein Kleid der Erschlagenen, so mit dem Schwert erstochen sind, die hinunterfahren zu den Steinhaufen der Hölle, wie eine zertretene Leiche.

Verachteter Zweig: Welcher, weil er verdorrt und verfault ist, auf die Gasse hinausgeworfen und zertreten wird.

Kleid: Das auf dem Felde liegt und verwest und mit dem Blut der Erschlagenen besudelt ist, dass es ganz ein hässliches und abscheuliches Ansehen hat.

Steinhaufen: Das ist, du wirst denen gleich sein, die durch das steinige Erdreich auf der Schindgruben oder sonst an einem unehrlichen Ort, in die Tiefe der Hölle hinunter fahren. (Denn Gott schickt die Tyrannen durch den Tod gerade der Hölle zu.) * (Nach Luther) Das ist, in das steinigte Erdreich, im Grabe oder auf dem Schindeleich.

20. Du wirst nicht wie die selbigen begraben werden; denn du hast dein Land verdorben und dein Volk erschlagen; denn man wird der Boshaften Samen niemals denken.

Nicht wie: Das ist, man wird dich nicht ehrlich zur Erde bestatten, wie die anderen Könige deine Vorfahren. (Es ist aber ein Stück des Fluchs, wenn einer kein Begräbnis bekam, obwohl es auch den Frommen zu Zeiten und besonders in den Verfolgungen zu begegnen pflegt. Aber gleichwie dem Herrn Christo, der allerschmählichste und verächtlichste Tod des Kreuzes zu seinen allergrößten Ehren gereicht. Also werden auch die Frommen im anderen Leben um so viel mehr Ehre und Herrlichkeit empfinden, desto mehr sie in dieser Welt allerlei Schmach und Schande leiden müssen und um des Bekenntnisses willen des Evangeliums von Christo, entweder gar nicht oder auch schändlich begraben werden.)

Denn: Folgt die Ursache, warum der König zu Babel in solchen Jammer geraten.

Dein Land: Du hast in deinem eigenen Lande Tyrannei geübt und dich grausam gegen deine Untertanen erzeigt. (Also tun ihm auch diejenigen, welche wider ihre Untertanen zur Handhabung der päpstlichen Religion, mit allerlei Marter grausame Wüterei treiben, dafür sie dermaleinst von Gott ihre rechte Strafe empfangen werden.)

Denken: Das ist, der Tyrannen Nachkommen werden ausgerottet werden und ihr Gedächtnis unter den Leuten wird allerdings verlöschen.

21. Richtet zu, dass man seine Kinder schlachte um ihrer Väter Missetat willen, dass sie nicht aufkommen noch das Land erben noch den Erdboden voll Städte machen.

Schlachte: Als wollte er sagen, wohlan, ihr Leute, deren Dienst der Herr gebrauchen wird zur Ausrottung des gottlosen Geschlechts, sucht die Kinder des Königs zu Babel hervor und verwahrt sie fleißig, dass sie nicht entgehen, führt sie zur Schlachtbank: Denn Gott wird an ihnen auch ihrer Voreltern Missetat rächen. (Weil wenn die Kinder mit gleicher Bosheit sich beflecken, wie ihre Väter, so schüttet Gott seinen Zorn auch über sie aus, den er wider ihre Eltern und Vorfahren bereits gefasst, da unterdes dieselben in der Hölle unaussprechliche Pein leiden. Wo aber die Kinder ihrer Voreltern Bosheit meiden, so soll der Sohn nicht tragen seines Vaters Missetat, wie die Schrift lehrt.)

Aufkommen: Das ist, des Königs zu Babel Kinder und Nachkommen werden zu keinem Königreich noch zu irgend einer Herrschaft aufsteigen, auch nicht das Königreich von ihrem Vater erblich empfangen noch viel weniger mit Aufbauung der Städte dasselbe verbessern. (Wenn wir deswegen unseren Nachkommen ein Erbteil hinterlassen wollen, so müssen wir uns der wahren Gottseligkeit mit Ernst bemühen.)

22. Und ich will über sie kommen, spricht der Herr Zebaoth und zu Babel ausrotten ihr Gedächtnis, ihre Übrigen, Neffen und Nachkommen, spricht der Herr,

Kommen: Ich will mich wider seine Kinder und Nachkommen setzen, das sie weder ihrer noch ihres Königreichs mehr soll ehrliche Meldung geschehen.

Übrigen: Welche von der Niederlage übergeblieben sind. (Es ist aber dies auch ein Stück des göttlichen Fluchs, wenn ganze Geschlechte um ihres gottlosen Wesens willen vertilgt werden und zugrunde gehe: Wie wiederum es eine göttliche Guttat ist, wenn Gott die Frommen (da ein großes Unglück vorhanden) samt ihren Kindern zuvor aus diesem Leben hinwegnimmt und in ein anderes versetzt, damit sie das künftige Übel nicht sehen.)

23. und will sie machen zum Erbe den Igeln und zum Wassersee und will sie mit einem Besen des Verderbens kehren, spricht der Herr Zebaoth.

Igeln: Ich will verschaffen, dass die Igel in den zerfallenen Gebäuden der Stadt ihre Wohnung haben sollen.

Wassersee: Dass dort anstatt der schönen Lustgärten, hässliche und stinkende Sümpfe oder Lachen sein sollen, die einen schädlichen und vergiften Dampf von sich geben.

Kehren: Das ist, ich will dieselbe Stadt ganz und gar zunichtemachen, als wie einer, der mit dem Besen den Boden kehrt und das gekehrte später zum Fenster hinauswirft.

Zebaoth: Dessen Gewalt keine Kreatur aufhalten noch derselben widerstehen kann. (Darum, welche Städte sich eines Untergangs befürchten, die sollen sich vor dem Zorn Gottes fürchten, der rechten Religion nachstreben, die Gerechtigkeit handhaben und die Ehrbarkeit und Tugend schützen, auf dass sie nicht in gleiche Strafen geraten.)

24. Der Herr Zebaoth hat geschworen und gesagt: Was gilt es, es soll gehen, wie ich denke und soll, bleiben, wie ich es im Sinn habe,

Der: Jetzt fängt der Prophet an zu weissagen, von dem Untergange Sanherib des Königs in Assyrien. Man darf sich aber darüber so hoch nicht verwundern, dass der Prophet von dem König zu Babel mit Gelegenheit zum König in Assyrien schreitet. Denn es sind die beiden Königreiche in einer Monarchie begriffen worden. Gleichwie auch in jetziger Zeit das sarazenische und türkische Reich in eines zusammengefasst ist: Und weil der königliche Sitz eine Zeit lang zu Ninive gewesen, so hat man es das assyrische Königreich geheißen. Da er aber später gen Babel verlegt wurde, ward es das Babylonische oder chaldäische Königreich genannt. Die Geschichte aber, da von der Prophet hier weissagt, wird später ausführlich beschrieben. Kapitel 36. und 37. Wie auch im {2Sam 18 19 2Chr 32}. Darum soll sich der Leser nicht irren lassen, dass die Ordnung der Zeit in den prophetischen Predigten nicht eingehalten wird, so viel die Geschichte betrifft. (Denn man nicht so eigenen darauf achthaben soll, an welchem Ort ein jedes geschehen, sondern was geredet oder gehandelt wurde.)

Denke: Ich (spricht der Herr) habe geschworen, dass ich meine Gedanken und Anschläge und meine Dekrete, die ich über den König in Assyrien beschlossen, gewisslich wolle ins Werk richten.

25. dass Assur zerschlagen werde in meinem Lande und ich ihn zertrete auf meinen Bergen, auf dass sein Joch von ihnen genommen werde und seine Bürde von ihrem Halse komme.

Lande: Nämlich im Königreich Juda, für das ich besonders und mehr als für andere Länder Sorge trage, das ich auch unter meinen Schutz und Schirm aufgenommen habe.

Bergen: Denn es hat das jüdische Land viele Berge.

Halse komme: Also dass sie ihn nicht mehr für ihren Oberherrn erkennen werden und ihm keinen Schoss geben. Denn der König Hiskia fiel vom Könige zu Assyrien ab und wollte ihm kein Schoss mehr geben. (Es ist aber außer allem Zweifel, dass Gott seine Kirche erhalten wolle wider alle Pforten der Hölle, das ist, wider alle Gewalt des Teufels {Mt 16 Röm 8}.)

26. Das ist der Anschlag, den er hat über alle Lande und das ist die ausgereckte Hand über alle Heiden.

Hand: Das ist, also will ich meine Hand ausstrecken zur Rache.

Heiden: Die bis daher meinem Volk sehr überlästig gewesen waren und ihm keine Ruhe gelassen.

27. Denn der Herr Zebaoth hat es beschlossen; wer will es wehren? Und seine Hand ist ausgestreckt; wer will sie wenden?

Wenden: Dass er sein Vorhaben nicht sollte ins Werk richten. (Hat es deswegen Gott der Herr also beschlossen, dass er die Tyrannen und Verfolger seines Volkes vertilgen, seine Kirche aber erhalten wolle. Welchen Vorsatz Gottes kein menschlicher oder auch teuflischer Gewalt verhindern kann. Unterdes aber, bis die Vollstreckung des göttlichen Urteils geschieht und ins Werk gerichtet wird, was Gott im Sinne hat wider die Gottlosen, muss man innehalten und der Zeit mit Geduld erwarten.)


Das 15. Kapitel

  • Ist eine Weissagung wider die Philister, dass sie der König Hiskia ebenso wohl überwinden werde, als der Ahas getan.

1. Im Jahr, da der König Ahas starb, war dies die Last:

Lasst: Das ist: Vom Propheten Jesaja ist folgende Weissagung offenbart worden: Von der Philister-Strafe damit sie sollten belegt und aufs heftigste beschwert werden.

2. Freue dich nicht, du ganz Philisterland, dass die Rute, die dich schlug, zerbrochen ist. Denn aus der Wurzel der Schlange wird ein Basilisk kommen und ihre Frucht wird ein feuriger fliegender Drache sein.

Ist zerbrochen: [Denn die Gottlosen meinen, wenn irgendein Schützer und Rächer der Kirchen Todes verschieden, dass es und die Kirche allerdings aus sei, gerade als ob Gott an der verstorbenen Stadt nicht könnte andere gleich so taugliche wiederum aufstellen.]

Basilisk: Von dem man schreibt, dass es das allergiftigste Tier sei unter den Schlangen, also gar, dass es auch durch das Anschauen allein dem Menschen den Tod verursache. Und ist dies des Propheten Warnung: Auf den König Ahas wird sein Sohn Hiskia folgen, der ein großmütiger Held und mächtiger König sein wird und dir Philisterland noch größeren Überdrang antun als sein Vater Ahas getan. Und wird eben ein Ding sein, als wenn aus dem Schlangenei ein Basilisk oder fliegender Drache hervorkäme, der mit einem einzigen Biss den ganzen Leib geschwind entzündet und tötet. Es wird aber der fromme König Hiskia nicht darum einen Basilisken und feurigen fliegenden Drachen verglichen, als ob er so ein giftiger und böser Tyrann gewesen wäre, sondern weil er den Feinden des Volkes Gottes ihren Untergang verursachen würde. Was er aber für Sieg wider die Philister erhalten, davon findet man im 2. Könige19.

3. Denn die Erstlinge der Dürftigen werden sich weiden und die Armen sicher ruhen; aber deine Wurzel will ich mit Hunger töten und deine Übrigen wird er erwürgen.

Weiden: Mit diesen Worten zeigt der Prophet an, wie gnädig und gütig der König Hiskia gegen seine Untertanen sich verhalten werde, dass er nämlich treulich für sie sorgen und die sonderlich in Achthaben werde, welche vor Anderen geängstigt und verlassen sind, dass er sie schütze, und versichere und werde durchaus seine armen Leute ihm in besonderen Gnaden lassen befohlen sein. [Ist also ein besserer König hernach gefolgt denn der vorige gewesen. Und muss das letzte nicht allweg ärger sein als das erste.

Wurzel: Das ist: Was in dir, oh Philisterland, vortreffliches ist, ja auch das gemeine Volk unter dir will ich mit Hunger plagen und verderben. [Denn ob es wohl seine natürliche Ursache hat, dass die Früchte auf dem Lande übel geraten, so gebraucht doch Gott eben dieselben Mittel dazu, dass er der Leute Bosheit damit strafe.]

4. Heule, Tor; schreie, Stadt! Ganz Philisterland ist feige; denn von Mitternacht kommt ein Rau und ist kein Einsamer in seinen Gezelten.

Tor: Das ist: Ihr Philister in den Städten und Toren fangt ein Heulen und Wehklagen an.

Feige: Es wird allem Volk im Lande der Philister Herz und Mut entfallen, dass sie nicht werden widerstehen können. [Denn wo Gott den Mut nimmt, da bleibt keine Kraft mehr zum Widerstand.]

Mitternacht: Nämlich aus Jerusalem, welches den Philistern gegen Mitternacht gelegen war, wird der König Hiskia mit einem gewaltigen und gleichsam dick ineinandergesteckten Kriegsheer wider die Philister ausziehen und sie als ein dicker scharfer Rauch mit großem Unglück überfallen und verwickeln.

Rauch: N. Luth. Das ist ein ganzes Heer und zieht nicht einzeln, sondern mit Haufen.

Einsamer: Er wird kein solches Gezelte haben, darinnen gar wenige oder einzelne Kriegsleute sich verhalten und da ein Fähnrich sein ganzes Fähnlein könnte zu Gast halten, wird auch in seiner Musterung nicht blinde Namen haben, sondern das Gezelte und die Hütten werden gesteckt voll Kriegsleute sein.

5. Und was werden die Boten der Heiden hin und wieder sagen? Nämlich: Zion hat der Herr gegründet; und dort werden die Elenden seines Volkes Zuversicht haben.

Sagen: Was meint man wohl (will er sprechen) was für ein Geschrei hin und wieder unter den Heiden auskommen werde von diesem Kriege der Juden wider die Philister.

Zion: Das ist die Stadt Jerusalem, in welcher der Berg Zion ist.

Haben: Das ist: Des Herrn Volk wird in derselben Stadt sicher wohnen, obgleich die benachbarten Feinde sich unterstehen werden, solche Stadt mit ihren Einwohnern zu vertilgen. [Denn die Kirche Christi ist sowohl gegründet, dass auch der Höllen Pforten dagegen nichts vermögen.]


Das 16. Kapitel

  • Der Prophet weissagt von dem Unglück, welches über die Moabiter in Kürze ergehen würde, als da sind die Verwüstung der festen Städte, das Leid des ganzen Volkes, der Moabiter Flucht, die Plünderung ihrer Güter und derjenigen Untergang, die durch die Flucht davonzukommen vermeint.

1. Dies ist die Last über Moab: Des Nachts kommt Verstörung über Ar in Moab; sie ist dahin. Des Nachts kommt Verstörung über Kir in Moab; sie ist dahin {Jer 48v13 Hes 25v8 Am 2v1}.

Dies ist: Jetzt schreitet der Prophet Jesaja von den Philistern zu den Moabitern, welche auch Feinde des Volkes Gottes waren und droht ihnen ihr Unglück. Denn weil das israelitische Volk unter den feindseligen Heiden wohnte, welchen dem Ansehen nach als eine Sintflut die Israeliten endlich überschwemmen und unterdrücken würden, so weissagen die Propheten oft von ihrer benachbarten Feinde Untergang.

Moab: Das ist: Also lautet die Weissagung von der Moabiter großen und schweren Trübsal.

Dahin: Das ist: Die berühmte Stadt der Moabiter, Ar genannt, wird plötzlich und wieder alles Verhoffen der Moabiter zerstört werden. (Ihrer wird auch gedacht {5Mos 2}.) und wird man also mit ihr umgehen, dass man den Garaus mit ihr spielen wird.

2. Sie gehen hinauf gen Baith und Dibon zu den Altären, dass sie weinen und heulen über Nebo und Medba in Moab. Aller Haupt ist beschoren, aller Bart ist abgeschnitten.

Dibon: Dieser Stadt wird gedacht {Jos 13}.

Nebo: Dieser Stadt tut auch Meldung der Prophet Jeremia Kapitel 48. Will so viel sagen: Die Bürger der Städte Baith und Dibon werden zu den abgöttischen Altären ihres Abgottes Camos verfügen und da selbst den jämmerlichen Untergang der moabitischen Städte Nebo und Medba beweinen, weil sie sehen werden, dass es bald auch an ihnen sein wird mit dem Zerstören. Darum werden sie von ihren Götzen Hilfe begehren, wird aber vergebens sein. [Denn die Gottlosen erhalten nichts mit ihrem Gebet.]

Aller: Denn es wird nicht allein nur an einem Ort übel zugehen, sondern das ganze Land wird in Gefahr stehen.

Beschoren: Das ist: Alle Einwohner des Landes Moab werden Leid tragen. Denn vor Zeiten war es in demselben Lande der Brauch, wie Herodotus bezeugt, dass diejenigen, welche Leid trugen, das Haupt und den Bart abscheren ließen, weil das Haar und der Bart den Männern sonst eine Zierde ist.

3. Auf ihren Gassen gehen sie mit Säcken umgürtet; auf ihren Dächern und Straßen heulen sie alle und gehen weinend herab.

Säcken: Das ist: Mit geringen und schlechten Trauerkleidern.

Dächern: Welche man im selben Lande eben baute, dass man darauf gehen konnte und nicht oben zugespitzt waren wie bei uns.

Alle: Das ist: Es wird alles voller Klagen, Weinens und Heulen sein.

4. Hesbon und Eleale schreien, dass man es zu Jahza hörte. Darum wehklagen die Gerüsteten in Moab; denn es geht ihrer Seele übel.

Schreien: Nämlich die Einwohner derselben Städte vor großer Angst und Herzeleid.

Hörte: So ein großer Jammer wird unter den Moabitern sein, dass man ihn über etliche Feldwege hören und spüren wird.

Darum: Von wegen eines solchen übermächtigen und unleidentlichen Unfalls.

Gerüsteten: Die besten Krieger, welche zuvor das Ansehen hatten, als ob sie lauter Eisenbeißer wären und nicht bald etwas anfechten lassen.

Seelenübel: Es ist ihnen gar weh zumute und wissen nicht, wo aus noch ein. [Denn der Feinde des Volkes Gottes frohlocken nimmt endlich ein trauriges Ende, dass sie in großes Herzeleid und Seelenangst und zuletzt in Verzweiflung geraten.]

5. Mein Herz schreit zu Moab; ihre Flüchtigen fliehen von der dreijährigen Kuh, bis gen Zoar; denn sie gehen gen Luhith hinten an und weinen; und auf dem Wege zu Horonaim zu erhebt sich ein Jammergeschrei.

Schreit: Das ist: Ich will zur selben Zeit der Moabiter spotten und sie heißen die Flucht an die Hand nehmen, dass sie sich in das Städtlein zu Ar verkriechen und da selbst Sicherheit suchen, dahin Lot zu fliehen begehrte, da Sodom unterging {1Mos 19}. Es nennt aber der Prophet die Landschaft Moab eine dreijährige Kuh, weil die Moabiter ihres guten Glücks und Stärke aus Mutwillen sich überhoben, gleichwie die Mastkälber, wenn sie ausgelassen werden, allen Mutwillen treiben. [Also verspotten auch die Christen aus Anregung des Heiligen Geistes und nicht des Fleisches die Gottlosen und übermütigen stolzen Feinde der Kirchen, wenn sie dieselben sehen in großen Ängsten und Nöten stecken.]

Kuh: Nach Luther: Moab heißt er eine dreijährige Kuh, darum dass ein feines landreiches Volk war, wie eine junge Kuh fruchtbar ist und viel Milch gibt.

Erhebt: Das ist: Der Moabiter Heulen wird bis in der Luft erschallen, in Massen sehr bekümmerte Leute zu tun pflegen, die voller Angst und Unmut stecken.

6. Denn die Wasser zu Nimrim versiegen, dass das Heu verdorrt und das Gras verwelkt und wächst kein grünes Kraut.

Nimrim: Von welchen Wassern man keine fernere Nachrichtung hat.

Verdorrt: Das ist: Ihr Regiment wird nicht mehr bestehen, sondern allerdings zu Grunde gehen, gleichwie das Gras und Kraut verdorrt und zunichtewird, wenn es keinen Saft mehr hat.

7. Denn das Gut, das sie gesammelt und das Volk, das sie gerüstet haben, führt man über den Weidenbach.

Weidenbach: Das ist: Die Feinde werden der Moabiter Schätze rauben und ihre Gefangenen mit sich hinwegführen und werden ihren Weg nehmen über den Bach, der von den Weiden, die viel dort herumstehen, den Namen hat. [Denn was man mit Unrecht gewonnen, das wird einem mit Unrecht wieder genommen.]

8. Geschrei geht um in den Grenzen Moabs; sie heulen bis gen Eglaim und heulen bei dem Born Elim.

Geht um: Es ist im ganzen Lande Moab nichts denn Weinen, Heulen und Wehklagen der Moabiter, die hin und wieder jämmerlich umgebracht werden.

9. Denn die Wasser zu Dimon sind voll Blutes. Dazu will ich über Dimon noch mehr kommen lassen, beides über die erhalten sind in Moab des Löwen und über die Übrigen im Lande.

Voll Blutes: Das ist: Der Fluss oder Bach, welcher neben der Stadt Dimon her fließt, wird vom Blut der erschlagenen Moabiter gefärbt und rot werden.

Noch mehr: Ich will ihrer Strafen noch mehr machen, dieselben häufen und schärfen.

Des Löwen: Das ist: Was nach der ersten Verwüstung des Landes Moab, welche durch die Assyrer drei Jahre nach dieser Weissagung geschehen, sowohl von großen Herren, die er Löwen nennt, als von anderen übergeblieben ist, das wird der König zu Babel alles hinwegräumen und verderben. [Denn es pflegt Gott in der Leute Strafe unterschiedliche Grade zu halten und von den geringeren Strafen bis zu den höheren aufzusteigen, bis er sie endlich gar ins Verderben stürzt, wenn man seine Langmütigkeit verachtet und durch wahre Buße sein gerechter Zorn nicht abgewandt wird.]

Nach Luther: Die Löwen Moab heißt er die großen Hansen, will sagen, dass beide, Herren und Untertanen, so überbleiben, noch mehr Unglück haben sollen.

10. Lieber schickt, ihr Landesherren, Lämmer von Sela aus der Wüste zum Berge der Tochter Zion {Jer 48v13 Hes 25v8 Am 2v1}.

Dies ist: Jetzt schreitet der Prophet Jesaja von den Philistern zu den Moabitern, welche auch Feinde des Volkes Gottes waren und droht ihnen ihr Unglück. Denn weil das israelitische Volk unter den feindseligen Heiden wohnte, welche dem Ansehen nach, als eine Sündflut, die Israeliten endlich überschwemmen und unterdrücken würden, so weissagen die Propheten oft von ihrer benachbarten Feinde Untergang.

Moab: Das ist, also lautet die Weissagung von der Moabiter großem und schweren Unfall und Trübsal.

Dahin: Das ist die berühmte Stadt der Moabiter, Ar genannt, wird plötzlich und wider alles Erhoffen der Moabiter zerstört werden (Ihrer wird auch gedacht {5Mos 2}.) und man wird also mit ihr umgehen, dass man den Garaus mit ihr spielen wird.

Nach Luther: Ja hinter sich, er spottet ihr also.

Sela: Eine Stadt im Moabiter Lande, also geheißen. (Nach Luther) Das ist, schickt Opfer gen Jerusalem, ob es helfen wollte.

Tochter Zion: Nämlich zur Stadt Jerusalem, da der Könige Juda Sitz ist. Als wollte er sagen, o wie ging es euch Moabitern so wohl, wenn eure Sachen noch also beschaffen wären, wie vor Zeiten, da ihr dem Könige Juda zinsbar wart und ihm eine Anzahl Lämmer jährlich geben musstet. Denn da ihr dem Könige David untertänig wart {2Sam 8}. Hattet ihr guten Friede und Ruhe unter ihm. Dass aber die Moabiter Lämmer haben, pflegen zu Zins geben, ist aus dem {2Sam 3} zu sehen. (Denn es ist eine leidentliche und ruhige Dienstbarkeit oft besser und vielmehr zu wünschen, als eine kurze Freiheit, darauf das das Verderben folgt.)

11. Aber wie ein Vogel dahinfliegt, der aus dem Nest getrieben wird, so werden sein die Töchter Moabs, wenn sie vor Arnon vorüberziehen {2Mos 7v18}.

Wie ein: Das ist, die Einwohner eurer Städte und Dörfer werden jenseits des Bachs Arnon, welcher gleichsam des moabitischen Landes Grenze ist, im Elend herumschweifen wie die Vögel so aus ihrem Nest vertrieben sein. (Es ist aber die Ausflucht ins Elend ein Stück der göttlichen Strafe. Jedoch, wenn fromme Leute um der Wahrheit willen ins Elend ausgestoßen werden, so sollen sie wissen, dass sie nichtsdestoweniger Bürger im Himmel sein.)

12. Sammelt Rat, haltet Gericht; mache dir Schatten des Mittags wie eine Nacht; verbirg die Verjagten und melde die Flüchtigen nicht.

Haltet: Nämlich ihr Moabiter beruft eure Reiches-Stände zusammen und beratschlagt euch miteinander, wie ihr die herzunahende Gefahr abtreiben und was bereits gegenwärtig ist, lindern mögt. Aber es ist vergebens und ihr werdet nichts ausrichten, solange ihr in eurem gottlosen Wesen, wie ihr gewohnt seid, beharrt. (Denn die göttlichen Strafen können mit keinen menschlichen Anschlägen abgewendet werden.)

Schatten: Als wollte er sagen, wohlan ihr Moabiter, wenn ihr es könnt, so verbergt unter eurem Schatten, als in einer finsteren Nacht, die Elenden und Verlassenen, welche ihre Zuflucht bei euch suchen.

13. Lass meine Verjagten bei dir herbergen; liebes Moab, sei du ihr Schirm vor dem Zerstörer; so wird der Treiber ein Ende haben, der Zerstörer aufhören und der Untertreter ablassen im Lande.

Schirm: Will so viel sagen, ihr Moabiter, habt euch vor der Zeit viel ausgetan und gerühmt, als ob ihr der Armen elenden Leute Schirm und Zuflucht dauerte und dass ihr ihnen könnt, und pflegt Schutz zu halten, aber jetzt ist es Zeit, das ihr euch selber schützt, wenn ihr könnt und was ihr von anderen hochmütig gerühmt habt, das leistet euch selbst und vertilgt alle Tyrannen, die euch zerstören und untertreten wollen.

14. Es wird aber ein Stuhl bereitet werden aus Gnaden, dass einer darauf sitze in der Wahrheit, in der Hütte Davids und richte und trachte nach Recht und fördere Gerechtigkeit.

Es wird: Jetzt mengt der Prophet um des Volkes Israel willen eine kurze Predigt von dem Reich Christi mit unter, als ob er spreche, es ist in der Wahrheit ein elend Ding und eine große Unbeständigkeit aller Königreiche, aber allein des Messias Reich ist recht beständig und glückselig. (Darum jedermann dahin trachten soll, dass er durch den Glauben an den Messias desselben Reiches himmlischer Bürger werde.)

Aus Gnaden: Das ist, Gott der Herr wird das Reich Christi aufrichten, welches voller göttlicher Gnaden und Barmherzigkeit ist, allen bußfertigen Sündern.

Wahrheit: Dass er dem Regiment, wie richtig und recht, vorstehe.

Hütte David: Denn Christus sollte aus dem königlichen Geschlecht Davids hergekommen.

Fördere: Das ist, er wird seinen Untertanen schnell Rechts geholfen sein und sie nicht lange im Zweifel stecken lassen, wie bisweilen bei etlichen Gerichten geschieht, da die streitenden Parteien sterben, ehe sie das Endurteil von der Obrigkeit herausbringen können. (Es hat aber Christus damals eigentlich in seinem Reich uns Recht und Gerechtigkeit widerfahren lassen, da er uns, die wir von des Teufels Tyrannei unterdrückt waren, durch seinen Tod erlöst hat und durch die Predigt des Evangeliums alle, die an ihn glauben, von der Sünden und ewiger Verdammnis losgesprochen und dem Satan samt seinen Gliedern das ewige Verderben verkündigt hat. Es soll aber auch die weltliche Obrigkeit ihre Regierung mit Gnaden mäßigen und den Untertanen beizeiten Recht sprechen.)

15. Wir hören aber von dem Hochmut Moabs, dass er fast groß ist, dass auch ihr Hochmut, stolz und Zorn größer ist denn ihre Macht.

Wir: Jetzt lasst uns wieder zu den Moabitern kommen und sehen, was es für Leute gewesen sind, auf dass wir uns desto weniger darüber verwundern, dass Gott ihnen so schwere Strafen zugeschickt.

Hören: Also, dass es ein allgemeines Geschrei und jedermann bekannt ist.

Groß ist: Denn er dem wahren und ewigen Gott Israels und seinem Volk hochmütig Trotz bietet {Hes 25 Zef 2} und verlässt sich auf seine Festungen und Schätze {Jer 48}.

Größer ist: Will so viel sagen: Dies Volk führt einen hohen Geist und hasst die anderen benachbarten Völker aufs Heftigste, begehrt sie auch ganz und gar zu vertilgen: Bildet ihm selber also viel größere Sachen ein, denn es hinausführen kann und macht seine Rechnung viel weiter hinaus, denn sein Vermögen sich erstreckt. (Solche hochmütige und boshafte Geister sind vor Gott ein Gräuel und werden endlich zuschanden.)

16. Darum wird ein Moabiter über den anderen heulen, allesamt werden sie heulen. Über die Grundfesten der Stadt Kir-Hareseth werden die Gelähmten seufzen:

Heulen: Dass einer sich gegen dem anderen über sein Unglück beklagen wird.

Gelähmten: Nämlich welche von den Feinden verwundet und daher lahm worden, aber nicht ganz umgekommen sein, dieselben, will er sagen, werden sich darüber bejammern, dass eine solche vornehme Stadt in Moab ganz zugrunde gegangen.

17. Denn Hesbon ist ein wüstes Feld worden, der Weinstock zu Sibma ist verderbt, die Herren unter den Heiden haben seine edlen Reben zerschlagen und sind gekommen bis gen Jaeser und ziehen um in der Wüste; ihre Fässer sind zerstreut und über das Meer geführt.

Wüstes Feld: Weil dieselbe Stadt so ganz von den Feinden verstört ist, dass sie einem Felde oder Acker gleich sieht, so unerbaut und Wüste liegt.

Herren: Nämlich der König in Assyrien und nach ihm der König zu Babel werden die Weinberge verwüsten, welche jetzt um die Stadt Sibma her stehen und den allerköstlichsten Wein tragen. Der Stadt Sibma wird auch gedacht {Jos 13}.

18. Darum weine ich um Jaeser und um den Weinstock zu Sibma und vergieße viele Tränen um Hesbon und Eleale. Denn es ist ein Gesang in deinen Sommer und in deine Ernte gefallen,

Weinstock: Oder Weinberg, dass er so verwüstet ist.

Und Eleale: Welches Städte im Lande Moab gewesen und nach dieser Weissagung verstört worden. (Wenn wir deswegen unsere Städte, Schlösser und Dörfer, samt den wohlerbauten Weinbergen lange mit Fried und Ruhe begehren zu genießen, so sollen wir uns vor der Trunkenheit und anderen Lastern so daraus entstehen, hüten, damit wir nicht den Zorn Gottes auf uns laden. * Gesang) (Nach Luther) Der Feinde Geschrei, anstatt deines fröhlichen Gesangs.

Gefallen: Das ist, man wird in deinem Lande zur Zeit der Ernte und Weinlese nicht mehr singen oder fröhlich sein, wie die Schnitter und Weingärtner sonst zu tun pflegen, dass sie sich freuen, wenn sie die Frucht einsammeln sollen, sondern an dessen statt wird man vielmehr der Feinde Geschrei vernehmen. (Darum wenn wir derjenigen Freudengesänge hören, welche die Früchte einsammeln, so sollen wir Gott von Herzen danken für solche Fruchtbarkeit und friedliche Zeit und ihn bitten, dass er uns solcher Güter lange mit Freuden wolle genießen lassen.)

19. dass Freude und Wonne im Felde aufhört und in Weinbergen jauchzt noch ruft. Man keltert keinen Wein in den Keltern; ich habe des Gesangs ein Ende gemacht.

20. Darum brummt mein Herz über Moab wie eine Harfe und mein Inwendiges über Kir-Hares.

Brummt: Das ist solches Unglück, dass der Moabiter Land und besonders die Stadt Kir Hares überfallen wird, werde ich zum herzlichen Mitleiden bewegt, dass alles was in mir ist, sich darüber regt und seufzt. (Denn obwohl fromme Leute Gottes gerechte Gerichte, da er die Gottlosen straft, nicht Unrecht heißen, sondern sie von wegen der Ehre Gottes ihnen gefallen lassen. So haben sie dennoch aus Liebe ein Mitleiden mit den Gottlosen, wenn sie hören oder auch sehen, dass derselben lustigen Länder verwüstet und die Einwohner jämmerlich erwürgt werden.)

21. Alsdann wird es offenbar werden, wie Moab müde ist bei den Altären und wie er zu seiner Kirche gegangen sei zu beten und doch nichts ausgerichtet habe.

Müde ist: Dass sich die Moabiter mit ihren abgöttischen Diensten vergebens so sehr bemüht und ganz ermüdet haben. Denn ob sie wohl ihren Götzen zulaufen werden und vor denselben beten, dass sie solche Unglücke von ihnen abwenden sollen, so werden sie doch nichts erhalten. (Denn gleichwie die Abgötterei eine gräuliche Sünde ist, also werden auch diejenigen, welche ihr nachhängen, zu Spott und Schanden.) * (Nach Luther) Dass er sich sehr bemüht hat ohne allen Nutzen.

22. Das ist es, das der Herr damals wider Moab geredet hat.

damals: Nämlich vorzeiten, da er durch Bileam wider die Moabiter weissagen lassen {4Mos 24}.

23. Nun aber redet der Herr und spricht: In drei Jahren, wie eines Tagelöhners Jahre sind, wird die Herrlichkeit Moabs geringe werden in der großen Menge, dass ganz ein wenig überbleibe und nicht viel.

Redet: Dass er die vorige Weissagung wiederum erneuert.

Geringe: Das ist, obwohl der Moabiter Land jetzt ein herrliches Ansehen hat und voll Volkes ist, dazu streitbare Leute darin gefunden werden, so werden sie doch innerhalb drei Jahren, genau gerechnet (in Maßen man den Tagelöhnern eine gewisse Zeit zu ihrer Arbeit zu bestimmen pflegt) an ihrer Herrlichkeit und Macht sehr geschwächt werden, dass von einem großen Volk ganz wenig überbleiben werden, an denen doch auch nichts besonders sein wird, sondern nur vom Gemeinde Haufen, da die anderen entweder erschlagen oder gefangen weggeführt worden. (Darum soll keiner der Menge und Stärke halben der Einwohner eines Landes sich überheben, sondern Gott fürchten, in dessen Hand es steht, das Volk zu mehren und erhöhen oder zu verringern und stürzen.)


Das 17. Kapitel

  • Dem Lande Syrien, darin Damaskus die Hauptstadt war, wird übel gedroht. v. 1.
  • Und wird geweissagt, wie das israelitische Königreich untergehen müsse, doch werden etliche davon bekehrt werden. v. 4.
  • Auch verkündigt er des Sanheribs Untergang. v. 12.

1. Dies ist die Last über Damaskus: Siehe, Damaskus wird keine Stadt mehr sein, sondern ein zerfallener Steinhaufen.

Last: Dies ist die Weissagung, in welcher der Stadt Damaskus ein großes Übel und schweres Unglück gedroht wird. Es ist aber Damaskus die Hauptstadt und eine herrliche Kaufstadt in Syrien gewesen {Hes 27 Jes 7}. Von der noch heutzutage die Seide, Damast oder Damasten, den Namen trägt. Es wird auch dieser Stadt gedacht {Apg 9}. Denn Paulus da getauft hat und hat man sie nach ihrer Zerstörung zu etlichen Malen wieder erbaut. Die Ursache aber ihrer Zerstörung ist gewesen, dass die Syrer wider die Israeliten grausame Wüterei getrieben {Am 1 2Sam 8 13}. Denn sie mit dem Könige Israel wider das Königreich Juda sich gebunden, dasselbe auszurotten, in dem doch die rechte Religion noch im Schwange ging. (Denn Gott liebt seine Kirche und rächt die Unbilligkeit, so ihr zugefügt wird, zu seiner Zeit mit allem Ernst.) Und ist diese Weissagung erfüllt worden unter der Regierung des Königs Ahas, als der König in Assyrien Damaskus verwüstet hat, davon im {2Sam 16} zu lesen ist. Danach ist sie zum andermal zerstört worden durch den König zu Babel {Jer 49}. Daraus zu lesen ist, dass diese Weissagung geschehen, zu des Königs Ahas Zeiten. * (Nach Luther) Damaskus heißt die Feste des Volkes Ephraim, darum dass sie sich auf Damaskus verließen.

Steinhaufen: Die herrliche Stadt wird zu Haufen fallen. (Darum sollen vornehme Städte nicht Übermut treiben, denn Gott kann sie ganz leicht über den Haufen stoßen.)

2. Die Städte Aroer werden verlassen sein, dass Herden dort weiden, die niemand scheuche.

Städte Aroer: So in derselben Landschaft, welche also geheißen, gelegen, um Damaskus her. Denn es wird hier nicht von der Stadt Aroer geredet, welche im Stamm Gad, an dem Bach Arnon gelegen war, sondern es ist eine Landschaft ungefähr Namens in Syrien gewesen, darin etliche Städte gelegen, zum Königreich Syrien gehörig.

Verlassen: Weil man sie verstört und öde gemacht hat.

Scheuche: Weil in einer guten langen Zeit niemand darin wohnen wird.

3. Und wird aus sein mit der Feste Ephraim; und das Königreich zu Damaskus und das Übrige zu Syrien wird sein wie die Herrlichkeit der Kinder Israel, spricht der Herr Zebaoth.

Aus sein: Das ist, weil der König in Israel und der König in Syrien sich zusammen gebunden, das Königreich Juda unterzudrücken. So wird Gott der Herr beide Königreiche, dass Syrische und das Israelitische umkehren, dass sie alle beide ihre Macht und Herrlichkeit verlieren und es einen gehen wird wie dem anderen. (Denn die Verbündnisse so wider die Kirche Gottes angesehen sind, haben keinen Bestand.)

4. Zu der Zeit wird die Herrlichkeit Jakobs dünn sein und sein fetter Leib wird mager sein.

Dünne sein: Es wird das Ansehen des israelitischen Königreichs sehr schlecht und gering sein.

Mager sein: Und keine Kraft mehr haben.

5. Denn sie wird sein, als wenn einer Getreide einsammelte in der Ernte und als wenn einer mit seinem Arm die Ähren erntete und als wenn einer Ähren läse im Tal Rephaim,

Darin bliebe: Als wollte er sagen, was von den Israeliten übergeblieben wird gleich sein, als wenn jemand nach der Ernte etliche Ähren, welche hin und wieder stehen blieben, ausrupfte und in seine Arme fasste, so wenig Israeliten werden sich im selben Lande finden, da zuvor ein mächtiges und volkreiches Königreich gewesen.

6. und eine Nachernte darin bliebe, als wenn man einen Ölbaum schüttelte, dass zwei und drei Beeren blieben oben in dem Wipfel oder als wenn vier oder fünf Früchte an den Zweigen hängen, spricht der Herr, der Gott Israels.

Blieben: Ist einerlei Gleichnis mit der Vorigen und will damit zu verstehen geben, dass von vielen Niederlagen wenig Israeliten überblieben werden, gleich als wenn man auf den Ölbäumen, nachdem sie geschüttelt wurden, etliche übrige Beeren stehen lässt, die man nicht erreichen kann. (Und ist hier zu merken, wie ein elender Zustand sei in den Königreichen, welche vorzeiten sehr mächtig waren, aber um ihres gottlosen Wesens willen von Gott so geschwächt werden, dass sie keinem Königreich mehr gleich sehen. Darum sollen wir Gott fürchten, dass es uns nicht auch so gehe.)

7. Zu der Zeit wird sich der Mensch halten zu dem, der ihn gemacht hat; und seine Augen werden auf den Heiligen in Israel schauen.

Zu dem: Nämlich zu seinem Gott und Herrn.

8. Und wird sich nicht halten zu den Altären, die seine Hände gemacht haben und nicht schauen auf das, das seine Finger gemacht haben, weder auf Haine noch Bilder.

Altären: Darauf sie Abgötterei getrieben haben.

Haine: Oder Lustwälder, welche die Israeliten gepflanzt haben, ihre Abgötterei darin zu treiben.

Bilder: Der er sich nicht mehr achten wird. Als wollte er sagen, alsdann werden etliche von den Israeliten, durch die vorige göttliche Strafen klug, Buße tun, von ihrer vorigen Abgötterei abstehen und dem wahren Gott mit angemessenen Gottesdiensten verehren. Weil aber nach der Zerstörung des israelitischen Königreichs ganz wenig Israeliten, von denen die übergeblieben, sich zu Gott bekehrt haben, obwohl der König Hiskia in Juda sie aufs freundlichste zur Buße ermahne {2Chr 30}. So ist offenbar, dass diese Weissagung des Propheten zu verstehen sei von der Predigt des Evangeliums, dadurch viele Israeliten zu dem wahren Gott, ihrem Schöpfer Jesu Christo bekehrt wurden. (Darum man an keinem Volk, wie gottlos auch ist, verzagen soll. Denn es wohl geschehen kann, dass Gott da das Licht des Evangeliums anzünde und ihrer viele zur ewigen Seligkeit führe.)

9. Zu der Zeit werden die Städte ihrer Stärke sein wie ein verlassener Ast und Zweig, so verlassen wurde von den Kindern Israel; und werden wüste sein.

Zu der: Das vorige hat der Prophet von der Israeliten Bekehrung, neben zu mitunter gestreut. Jetzt kommt er wieder zur Beschreibung vom Untergang des israelitischen Königreichs.

Ihrer Stärke: Das ist, ihre Festungen, darauf sie sich verließen. * (Nach Luther) Das sind die Städte, darin ihre Götzen und Gottesdienst war, darauf sie sich verließen. Aber wie die Kinder Israel kaum einen Ast und Zweig ließen, das ist, wenig Volkes, da sie das Land der Kanaaniter einnahmen: Also soll es ihnen auch alsdann ergehen.

Verlassener Ast: Das ist, was von den Städten in Israel übergeblieben, wird gleich sein, als wenn die Feinde von einem großen schattigen Baum den Israeliten einen Zweig übergelassen hätten. In Summe, es wird im Lande nichts mehr grünen, sondern alles verwüstet und öde stehen.

10. Denn du hast vergessen des Gottes, deines Heils und nicht gedacht an den Fels deiner Stärke. Darum wirst du lustige Pflanzen setzen, aber du wirst damit den Fremden die Fässer gelegt haben.

Denn du: Folgt die Ursache, warum das israelitische Land so jämmerlich verwüstet wurde.

Gedacht: Du hast Gott deinen Guttäter nicht recht und gebührlich geehrt, von dem du doch unzählige Guttaten empfangen, sondern hast ihn verlassen, der ein starker Fels ist, allen die auf ihn trauen und der dir Stärke und Kraft verliehen hat wider deine Feinde, so oft du ihn mit reinem Herzen angerufen hast. Desselben rechten Gottesdienstes hast du verworfen und andere neue angerichtet, die abgöttisch gewesen und hast seine Gebote nicht wahrgenommen, dass du dein ganzes Leben, sowohl in Religionssachen, als im äußerlichen Wandel nach denselben angestellt hättest. (Denn damals sind beschwerliche und große Änderungen in den Regimentern vor der Tür, wenn die Obrigkeit die rechte Religion abgeschafft und eine neue falsche an die statt aufstellt. Wo alsdann eine verfälschte Religion im Schwange geht, da werden auch gute Sitten verderben und bleiben die Laster ungestraft, bis Gott mit Verwüstung Land und Leute solches räche.)

Fremden: Das ist, du wirst zwar lustige Weinberge pflanzen, aber die fremden und ausländischen Völker werden ihrer genießen, also dass du nicht dir, sondern anderen und dazu deinen Feinden vorarbeitest.

11. Zur Zeit des Pflanzens wirst du wohl warten, dass dein Same zeitlich wachse; aber in der Ernte, wenn du die Mandeln sollst erben, wirst du davon Schmerzen eines Betrübten haben.

Wohl warten: Du wirst zwar nichts unterlassen, was zum Aufwachsen der Pflanzen und des Samens dienlich sein mag.

Mandeln: Nämlich die zusammengebundenen und übereinandergelegten Garben, welche du solltest einsammeln.

Schmerzen: Das wirst du von aller deiner Arbeit zum Lohn bekommen. (Diese Weissagung ist erfüllt worden, als der König in Assyrien Salmanasser die Israeliten gefangen in Assyrien weggeführt {2Sam 17}. Es trifft aber dieselbe Zeit mit der unseren ganz sehr überein. Denn die päpstliche Religion ist der israelitischen Abgötterei ganz gleich, um deren willen sie, die Israeliten, gefangen hinweggeführt wurden. Darum die Päpstler sich wohl vorzusehen haben, dass sie nicht einmal von den Türken aufgerieben und verschlungen werden, wie den Israeliten von den Assyrern geschehen. Die Evangelischen sind dem Königreich Juda gleich, in dem unter etlichen frommen Königen die rechte reine Religion im Schwange ging und solange sie bei derselben verharrten, wurden sie von Gott geschützt, ob sie wohl bisweilen in große Gefahr gerieten. Da sie aber in Juda auch endlich von der rechten Religion abwichen, wurde dasselbe Königreich ebenmäßig zerstört. Also, wenn die Evangelischen die reine Lehre hinten setzen werden und auf den zwinglischen Schwarm geraten, so wird Gott mit der Strafe auch hinter ihnen her sein, dass sie sowohl, als die anderen umkommen.)

12. O wehe der Menge so großen Volkes! Wie das Meer wird es brausen und das Getümmel der Leute wird wüten, wie große Wasser wüten {2Sam 19v35}.

O wehe: Jetzt weissagt der Prophet von dem Untergange des Königs Sanherib in Assyrien. * (Nach Luther) Das sind die Assyrer, welchen der Prophet ihr Verderben verkündet zu Trost dem Volk Israel.

Der Leute: Die aus vielen Völkern zusammengesammelt sind.

Große Wasser: Will so viel sagen: Der König in Assyrien wird eine große Menge Volkes herzu führen, damit er dem Ansehen nach das Königreich Juda gleichsam wird, wie mit einer grausamen Wasserflut überschwemmen wolle: Und werden solche Völker mit ihrem Geräusch und Getümmel dem Königreich Juda einen großen Schrecken einjagen, nicht anders, als wenn ein starkes Wasser, das man nicht aufhalten kann, mit großem Brausen daher fällt. Aber wehe den Assyrern, denn es wird ihnen solcher Zug übel ausschlagen.

13. Ja, wie große Wasser wüten, so werden die Leute wüten. Aber er wird sie schelten, so werden sie ferne wegfliehen; und wird sie verfolgen, wie dem Staube auf den Bergen vom Winde geschieht und wie einem Windwirbel vom Unwetter geschieht {Ps 83v14}.

Sie schelten: Nämlich die Assyrer wird er schrecken. Denn er einen Engel zu ihnen aussenden wird, der in einer Nacht den mehren Teil seines Kriegsvolkes wird danieder legen und erschlagen. Solch unverhofftes Unglück wird dem König in Assyrien Herz ganz kleinmütig und verzagt machen.

Wegfliehen: In großer Eile, er wird sich nicht lange säumen oder viel darüber zu Rat gehen, wie er es angreifen wolle.

Staube: Das ist, gleichwie ein starker Wind den Staub auf den Bergen gleichsam als in einem Augenblick hinwegbläst und ein Sturmwind alles was er antrifft mit sich Hinwegreißt: Also wird der Herr aus unserem Lande die Assyrer schnell hinwegtreiben.

14. Um den Abend, siehe, so ist Schrecken da; und ehe es Morgen wird, sind sie nie da. Das ist der Lohn unserer Räuber und das Erbe derer, die uns das Unsere nehmen.

Abend: Nämlich am selben Abend, die allernächst vor seinem, des Königs in Assyrien Unfall hergehen wird, wird er dem Volk Juda noch sehr schrecklich sein und wird alles voller Unruhe und Angst sein: aber dem folgenden Morgen in aller Frühe, wird er sehen, dass sein Kriegsheer darnieder liegt und wird sich in großer Eile wiederum in Assyrien davon machen und nicht länger im Königreich Juda verharren.

Lohn: So wird es den Assyrern gehen, die unser Land verwüsten und zerstören. (Denn die Kirche wird von ihren Feinden bisweilen mit großem Gewalt und Schrecken angefallen, also dass es alles voller Furcht und Zittern ist. Aber Gott treibt ihr Vornehmen schnell zurück und macht sie zuschanden, dass sie von ihrem Vorhaben mit Schimpf und Spott ablassen müssen.)


Das 18. Kapitel

  • Ist eine Weissagung wider die Mohren, dass sie mit der Hitze der Trübsal schwer sollen angefochten, v. 1.
  • Aber doch endlich zu Christo bekehrt werden. v. 7.

1. Wehe dem Lande, das unter den Segeln im Schatten fährt, diesseits der Wasser des Mohrenlandes,

Wehe: Das ist, die Einwohner des Mohrenlandes, welches übers Wasser oder Meer liegt, dadurch es von anderen Völkern abgesondert wird, werden große Trübsal haben: Die da viel mit Schiffen umgehen und um der Segel großen Menge willen, gleichsam darunter als im Schatten wohnen. * (Nach Luther) Dies Land liegt zwischen Ägypten und dem Roten Meer, die man heißt Troglodyten, Ägypter, Araber, Ismaeliten. Ein wüst, wild, räuberisch Volk, die sich auch rühmen, dass sie von Räuberei und Frevel sich nähren sollen.

2. das Botschaften auf dem Meer sendet und in Rohrschiffen auf den Wassern fährt. Geht hin, ihr schnellen Boten, zum Volk, das zerrissen und geplündert ist, zum Volk, das gräulicher ist denn sonst irgendeins, zum Volk, das hier und da ausgemessen und zertreten ist, welchem die Wasserströme sein Land einnehmen.

Rohrschiffen: Denn Plinius bezeugt, in seinem 13. Buch Kapitel 11. Dass in Ägypten davon Mohrenland ein Stück ist, Schiffe von Rohr gemacht werden. Ich halt es aber dafür, dass man solches Rohr oder Binsen, wie es in Ägypten und Mohrenlande wächst, mit einer besonderen Kunst durcheinander geflochten, mit Pech oder Hartz aufs fleißigste gemacht und verklebt habe, damit kein Wasser durchdringen könne. Dasselbe Volk (will der Prophet sprechen) schickt seine Gesandten zu anderen Völkern und verwickelt sie in einem unnötigen Krieg. (Also tun ihm auch heutzutage etliche Deutsche, welche sich nicht anders in fremde Kriege einmischen, als wenn sie mit den Türken nie nichts mehr würden zu tun haben. Aber den Ausgang gibt es und wird es noch weiter geben, was für Glück dabei sei.)

Boten: Und kündet den Mohren einen Krieg an, welche bereits vieles und großes Ungemach ausgestanden haben und unter ihnen selbst der Sachen nicht eins sind, aber dennoch ihr Unglück nicht empfinden, dass sie ruhig wären. Über welches Volk Gott bereits die Messschnur gezogen (wie die Bauleute sonst im Brauch haben) und hat es bezeichnet, wie viele von desselben Volkes Lande und Macht gleichsam mit einer Axt abzuhauen sei. Dessen Volkes Land das Wasser, das ist, groß und vielfältig Unglück jämmerlich verwüstet hat. (Denn man findet Leute, die durch keinen Unfall recht können gedemütigt werden, sondern je mehr sie geplagt sind, je grausamer sie werden. Und weil sie so ganz in der Unruhe ihre Freude haben, so wird es ihnen Gott mit Haufen zuschicken, bis sie darunter vergehen.)

3. Alle, die ihr auf Erde wohnt und die im Lande sitzen, werdet sehen, wie man das Panier auf den Bergen aufwerfen wird und hören, wie man die Trompeten blasen wird.

Sehen: Was für Unglück den Mohren über den Hals kommen wird.

Aufwerfen: Nämlich wie das Volk, welches die Mohren anfallen soll, sich rüsten und fortziehen wird. Denn es werden die anderen Völker des Mohrenlandes Verwüstung mit Verwunderung erfahren.

4. Denn so spricht der Herr zu mir: Ich will stille halten und schauen in meinem Sitz, wie eine Hitze, die den Regen austrocknet und wie ein Meltau in der Hitze der Ernte.

Stille halten: Ich will sie lassen mit der Hitze der Trübsal wohl herdurch gezogen und gepanzert fegen werde, auf dass sie ihre Kräfte verlieren und sich immer je länger je übler befinden, als wenn nach dem Regen bald der Sonnen Hitze heftig brennt, die den Früchten der Erde und besonders den Reben mehr schädlich als nützlich ist. Und will es geschehen lassen, dass ihnen alles widersinnig vonstattengehe. Als wenn mitten in der Ernte die Regenwolken die Ernte verhindern und verderben oder auch vom Mehltau dem Getreide Schaden widerfährt. (Denn Gott sieht durch die Finger, wenn denen ein Unglück zu Händen geht, die ihn nicht fürchten.)

5. Denn vor der Ernte wird das Gewächs abnehmen und die unreife Frucht in der Blüte verdorren, dass man die Stängel muss mit Sicheln abschneiden und die Reben wegtun und abhauen,

6. dass man es miteinander muss lassen liegen dem Gevögel auf den Bergen und den Tieren im Lande, dass des Sommers die Vögel darin nisten und des Winters allerlei Tiere im Lande darin liegen.

Gevögel: Dass sie es zum Teil abfressen, zum Teil ihre Nester daraus machen. Werden also nicht die Menschen und Einwohner, sondern die Vögel und wilden Tiere desselben Landes genießen, das ist, es wird verwüstet und zerstört werden. (Denn welche anderen keine Ruhe lassen wollen, die werden wieder unruhig gemacht und mit welchem Maß sie andere messen, damit wird ihnen von anderen wieder gemessen.)

7. Zu der Zeit wird das zerrissene und geplünderte Volk, das gräulicher ist denn sonst irgendeins, das hier und da abgemessen und zertreten ist, welchem die Wasserströme sein Land einnehmen, Geschenke bringen dem Herrn Zebaoth an den Ort, da der Name des Herrn Zebaoth ist, zum Berge Zion.

Zu der: Jetzt weissagt der Prophet, dass die Mohren nichtsdestoweniger dermaleinst zu der Erkenntnis Christi kommen werden.

Abgemessen: Welches Volk Gott zur Strafe bezeichnet und gleichsam abgemessen hatte, wie oben auch gemeldet.

Zertreten: Das Volk, das vorzeiten nicht hat können ruhig sein, bis man es ganz zu Boden gestoßen und mit Füßen getreten.

Wasserströme: Welches Volk durch viel und mancherlei Trübsal geschwächt und sehr gering gemacht wurde.

Geschenke bringen: Es wird den rechten Gott lernen erkennen.

Berge Zion: Das ist, die Mohren, welche ein grausames unruhiges Volk sind und nichts Besseres wert wären, denn dass sie alles Unglück überfiele, werden endlich zu Christo bekehrt werden und ihm recht dienen. (Denn da ist heutzutage der Berg Zion, da das Evangelium von Christo gepredigt wird und die Sakramente recht ausgeteilt werden.) Und hat diese Weissagung angefangen erfüllt zu werden, da der Kämmerer der Königin Candaces im Mohrenlande von Philippo zum christlichen Glauben ist bekehrt und getauft worden. Apostelgeschichte 8. Denn nachdem derselbe das Evangelium von Christo erlernt, hat er es ohne Zweifel später im Mohrenlande weiter ausgebracht. (Darum soll man an kein Volk verzagen, es sei gleich so wild und grausam, als es immer wolle. Denn es durch Gottes Gnade und Güte wohl geschehen kann, dass es das Evangelium von Christo höre, bekehrt und selig werde.)


Das 19. Kapitel

  • Ist eine Weissagung von der Ägypter Strafe. v. 1.
  • Und dass sie zu seiner Zeit sollen zu Christo bekehrt werden. v. 18.

1. Dies ist die Last über Ägypten: Siehe, der Herr wird auf einer schnellen Wolke fahren und nach Ägypten kommen. Da werden die Götzen in Ägypten vor ihm beben und den Ägyptern wird das Herz feige werden in ihrem Leibe {Jer 46v2 Hes 29v2 30v4}.

Last: Das ist, eine harte Weissagung von den Trübsalen, die über Ägyptenland ergehen werden.

Schnellen Wolke: Das ist, er wird bald vorhanden und da sein, dass er der Ägypter Sünden strafe.

Beben: Das ist, der Ägypter Götter, darauf sie sich verließen, werden mit Schanden bestehen, vor dem Herrn, weil sie ihre Anhänger, so ihnen Gottesdienst erzeigt haben, nicht werden können schützen oder erhalten noch aus dem Unglück erretten, dass über sie ergehen wird.

Feige: Es wird ihnen Herz und Mut entfallen, dass sie alle ihre Kraft verlieren und keinen Rat mehr wissen, darum auch nicht anders können, als zittern und zagen. Es weissagt aber der Prophet der Ursache halben von der Ägypter Strafen, damit die Israeliten abließen auf das ägyptische Volk ihre Hoffnung zu stellen, weil dasselbe mit ihm selber genug zu tun hatte und vor seinem Unglück sich nicht retten konnte. Denn es hatten die Juden sonst den verkehrten Brauch, dass sie in Widerwärtigkeit zu den Ägyptern Zuflucht suchten, daher sie doch keine Hilfe empfangen. (Obwohl nun es an sich selbst nicht Sünde ist, dass man mit fremden Völkern sich in Bündnisse einlässt. So handelt doch solche Obrigkeit unweislich und gottlos, welche ihrem Regiment, das ihnen befohlen ist, übel vorstehen und entweder nachlässig in ihrem Amt sind oder auch wohl Tyrannei wider ihre Untertanen üben, unterdes sich aber auf anderer Fürsten Hilfe und Beistand verlassen: Denn sie doch endlich zuschanden werden und ihre ist Hoffnung vergebens.)

2. Und ich will die Ägypter aneinander hetzen, dass ein Bruder wider den anderen, ein Freund wider den anderen, eine Stadt wider die andere, ein Reich wider das andere streiten wird.

Hetzen: Dass es alles in großer Unordnung durcheinandergehen soll, wie in Aufruhren und innerlichen Kriegen zu geschehen pflegt.

Ein Reich: Denn es hatte das Land Ägypten etliche Fürstentümer in seinem Bezirk, welche der Prophet, aus hebräischem Brauch, Reich nennt. (Es ist aber eine schreckliche Strafe, wenn Gott in einem Reich oder Land Aufruhr und innerliche Kriege kommen lässt. Denn gleichwie die innerlichen Krankheiten viel gefährlicher sind, als die offenen Schäden oder Schmerzen des Leibes an den äußerlichen Gliedern, also sind auch die innerlichen Uneinigkeiten, sowohl im weltlichen Regiment, als in der Kirche, viel schädlicher, als wenn sie von außerhalb angefochten würden. Darum sollen wir Gott bitten, dass er uns bei der gottseligen Einigkeit erhalte.)

3. Und der Mut soll den Ägyptern unter ihnen vergehen und will ihre Anschläge zunichtemachen. Da werden sie dann fragen ihre Götzen und Pfaffen und Wahrsager und Zeichendeuter.

Mut: Ich will den Ägyptern ihr grausames Gemüt ändern, dass sie ganz furchtsam werden sollen.

Zunichte: Ich will verschaffen, dass sie entweder närrische Anschläge vorhaben oder doch solche Ding anfangen, die sie nicht hinausführen können. (Soll deswegen niemand auf seinen großen Verstand oder anderer Leute Verstand sich verlassen, noch auf seine Großmütigkeit bauen. Denn Gott hat der Menschen Herzen in seiner Gewalt, der kann die Furchtsamen herzhaft und die Eisenbeißer verzagt machen.)

Fragen: (Nach Luther) Gemeint sind ihre geistlichen Propheten und Lehrer.

Wahrsager: Die Ägypter werden ihre Schwarzkünstler und Teufelsbeschwörer und dergleichen gottlos abergläubisch und teuflisch Gesindes Rats fragen, was sie bei solchem verwirrten Wesen tun sollen, aber sie werden weder Rat noch Hilfe bei ihren Götzen und Wahrsagern finden. (Und sind die Ägypter den abergläubischen und Gottlosen Künsten besonders fleißig obgelegen gewesen, welche doch Gott so hasst, dass er diejenigen, so sich damit besudeln, zu des Himmelreichs Erbteil nicht zulassen will {Gal 5}.)

4. Aber ich will die Ägypter übergeben in die Hand grausamer Herren; und ein harter König soll über sie herrschen, spricht der Herrscher, der Herr Zebaoth.

Übergeben: Das ist, ich will die Ägypter den Tyrannen in die Hände geraten lassen, dass sie ihren Mutwillen an ihnen üben sollen, welche jämmerlich und schrecklich mit ihnen umgehen werden.

Harter König: Der ihnen viel zu mächtig sein wird, dass sie sein Joch nicht werden von sich werfen können. * (Nach Luther) Nämlich der König zu Assyrien.

Herrscher: Der die Tyrannen und das Volk miteinander ihm unterwürfig machen wird. Und mag wohl sein, dass Jesaja hier redet von Psameticho der Ägypter Könige. Denn da auf eine Zeit ihr König umgekommen und das Reich leer gestanden, haben sie zwölf Regenten erwählt, welche dem Reich mit einmütiger Zustimmung sollten vorstehen. Aber die missbrauchten ihre Gewalt und machten eine Tyrannei daraus. Und weil sie Psammetichum hassten, (der einer unter ihnen war und vielleicht sie zur Besserung angemahnt) und ins Elend ausgetrieben, hat derselbe mit der Völker, welche Jones genannt, Hilfe und Beistand, sich wieder in Ägypten verfügt und nachdem er die anderen Tyrannen aus dem Wege geräumt, wie Herodotus und Diodorus Siculus davon schreiben, das Königreich allein behauptet. (Denn es wird oft ein Tyrann durch den anderen gestraft. Und hat der Prophet dies von dem Königreich Ägypten geweissagt, auf dass wir wissen, wie Gott die ausländischen Königreiche auch in seiner Gewalt habe und da Könige ein – und absetze, auch die gottlosen Obrigkeiten und Untertanen miteinander strafe.)

5. Und das Wasser in den Seen wird vertrocknen, dazu der Strom wird versiegen und verschwinden.

6. Und die Wasser werden verlaufen, dass die Seen an Dämmen werden geringe und trocken werden, beide Rohr und Schilf verwelken,

Dämmen: Welche mit Dämmen oder Teichen auf beiden Seiten eingefasst sind.

Verwelken: Weil sie keine Feuchtigkeit mehr vom Wasser haben können.

7. und das Gras an den Wassern verstieben und alle Saat am Wasser wird verwelken und zunichtewerden.

Zunichte: Dass sie denen nicht zu Nutzen komme, welche die Äcker gebaut, weil bei großer Dürre nichts wachsen kann.

8. Und die Fischer werden trauern; und alle die, so Angel ins Wasser werfen, werden klagen und die, so Netze auswerfen aufs Wasser, werden betrübt sein.

Trauern: Sie werden sehr übel leben. Denn wenn das Wasser austrocknet, so müssen die Fische auch sterben, darum den Fischern alle Hoffnung des Gewinns wird benommen sein.

9. Es werden mit Schanden bestehen, die da gute Garne wirken und Netze stricken.

10. Und die da Hälter haben, samt allen, die Teiche um Lohn machen, werden bekümmert sein.

Hälter: Darin man die Fische zu behalten pflegt.

Bekümmert sein: Denn weil kein Wasser mehr sein wird, so werden sie auch keine Teiche mehr zu machen haben und also ihren Lohn nicht verdienen können, welches bei ihnen nicht geringe Bekümmernis verursachen wird. Es droht aber der Prophet mit allen diesen verblümten Reden den Ägyptern, dass sie nicht allein auf dem Lande eine Unfruchtbarkeit spüren werden, sondern sie werden auch in Vertreibung der Ware kein Glück mehr haben, ja es werde ihr Handel ganz und gar darnieder liegen. Und redet der Prophet besonders von dem Fischfang. Weil Ägypten wegen des nahe anstoßenden Meers und des Flusses Nil, viel Hantierung damit trieb. (Es lässt es aber Gott bisweilen geschehen, dass die Händel und Kaufmannschaften darnieder liegen, auf dass er dadurch der Kaufleute Geiz und Wucher, so sie treiben, strafe und dass sie mit dem übermäßigen Bankettieren innehalten. Denn sonst, wenn der Handel etwas glücklich vonstattengeht, ist der Pracht und des Übermuts kein Maß noch Ende. Und lehrt der Prophet auch zugleich, in dem Gott die bußfertigen Handelsleute nicht Hungers sterben lässt, dass der Mensch nicht vom Brot allein ernährt werde, sondern von einem jeden Wort, das durch den Mund Gottes geht {5Mos 8}.)

11. Die Fürsten zu Zoan sind Toren, die weisen Räte Pharaos sind im Rat zu Narren worden. Was sagt ihr doch von Pharao: Ich bin der Weisen Kind und komme von alten Königen her?

Zoan: Welcher Stadt auch Meldung geschieht {4Mos 13 Ps 77 Hes 30}. Und haben vielleicht die Könige in Ägypten eine Zeit lang da Hof gehalten.

Pharao: Es ist aber dies ein allgemeiner Name und Ehrentitel geworden der Könige in Ägypten.

Weisen Kind: Was dürft ihr euch viel rühmen, dass ihr von euren Voreltern die Weisheit gleichsam erblich empfangen habt? Und dass ihr von hohem königlichem Geblüt entsprungen, da ihr doch Narren seid? (Und spottet hier der Prophet ganz artig etlicher Adelspersonen Übermut und Trotz, welche sich selber überreden, dass sie in Ratschlägen nicht irren können, weil sie von edlen und alten Geschlecht geboren seien. Gerade als ob große Herren und vornehmen Leute (besonders in trunkener Weise) nicht könnten närrische Kinder bekommen. Oder, als ob Gott derjenigen Anschläge, die der wahren Gottseligkeit nichts nachfragen, nicht könnte zur Narrheit machen oder zurücktreiben, wenn sie gleich sonst ganz klug sind.)

12. Wo sind denn nun deine Weisen? Lass sie es dir verkündigen und anzeigen, was der Herr Zebaoth über Ägypten beschlossen hat.

Weisen: Durch derer Witz du meintest, alles Unglück von dir abzuwenden.

Anzeigen: Denn sie je von der herzu nahenden Gefahr nichts wissen noch mit allen ihren Bedenken und Urteilen, die sie vorbringen, dem Regiment, welches in Gefahr steht, nicht helfen können.

13. Aber die Fürsten zu Zoan sind zu Narren worden, die Fürsten zu Noph sind betrogen; sie verführen samt Ägypten den Eckstein der Geschlechter.

Betrogen: Weil sie in ihren Anschlägen gefehlt, welche sonst in hoch- und großwichtigen Sachen von den Königen in Ägypten zu Rate gezogen worden.

Eckstein: Das ist, sie werden den König, der als ein Eckstein des ganzen Königreichs ist, (welches er mit seiner Vorsichtigkeit heben und erhalten soll wider allen Unfall) ins äußerste Verderben bringen, dass er weder ihm noch anderen helfen kann. * (Nach Luther) Das ist, den König.

14. Denn der Herr hat einen Schwindelgeist unter sie ausgegossen, dass sie Ägypten verführen in all ihrem Tun, wie ein Trunkenbold taumelt, wenn er speie.

Ausgegossen: Das sie in ihren Ratschlägen irren und hin und wieder schwanken, gleichwie ein Trunkener, der sich mit dem Wein überladen von einer Seite zur anderen schwankt.

Verführen: Dass alle Ägypter nichts Rechtes Vorhaben, sondern ein jeder in seinem Tun es widersinnig anfange.

Taumelt: Dass er weder gehen noch stehen kann, viel weniger seine Geschäfte der Gebühr nach verrichten. (Soll deswegen keiner auf seine menschliche Weisheit sich verlassen noch sich derselben rühmen. Sondern wir sollen den Herrn bitten, dass er unsere Rat- und Anschläge richten wolle, zu seines Namens Ehre und zu unserer Seligkeit und dass er zu unseren nützlichen Ratschlägen einen glücklichen Ausgang gebe.)

15. Und Ägypten wird nichts haben, das Haupt oder Schwanz, Ast oder Stumpf zeuge.

Zeuge: Das ist, Ägypten wird nicht können wiederum zu Kräften kommen, dass anstatt der entleibten Fürsten, welche dem Haupt und Ast verglichen werden, andere taugliche in der Regierung folgten noch dass die Erschlagenen im Volk, so dem Schwanz und Strumpf gleich geachtet werden, in voriger Menge wiederum hervorkämen.

16. Zu der Zeit wird Ägypten sein wie Weiber und sich fürchten und erschrecken, wenn der Herr Zebaoth die Hand über sie weben wird.

Weiber: Also wird kein männlich Herz mehr in den Ägyptern sein.

Erschrecken: Nämlich vor dem Unglück, welches Gott aus seinem gerechten Urteil über sie wird kommen lassen, dass sie nicht wissen werden, wo aus noch ein.

17. Und Ägypten wird sich fürchten vor dem Lande Juda, dass, wer desgleichen gedenkt, wird davor erschrecken, über dem Rat des Herrn Zebaoth, den er über sie beschlossen hat.

Juda: Dass alsdann nicht die Juden vor den Ägyptern sich werden etwas Böses zu befahren haben, sondern es werden vielmehr die Ägypter die Israeliten fürchten müssen.

Gedenkt: Und den elenden Zustand dieses vorzeiten mächtigen und herrlichen Königreichs ihm zu Gemüte führen wird, der wird von Herzen darüber erschrecken, dass Gott so schwere Strafen über die Ägypter ergehen lasse. (Solche Änderungen der Dinge und Wankelmütigkeit des Glücks sollen diejenigen wohl betrachten, welche in großem Glück ersoffen sind, dass sie nicht über andere Hochmut treiben, sondern sich bei diesem Beispiel erinnern, wohin es auch mit ihnen einmal kommen könne.)

18. Zu der Zeit werden fünf Städte in Ägyptenland reden nach der Sprache Kanaans und schwören bei dem Herrn Zebaoth. Eine wird heißen Irheres.

Zu der: Nach angezeigter Strafe des ägyptischen Königreichs wird jetzt auch von seiner Glückseligkeit geweissagt, dass, nämlich Ägypten einmal eins zu der Erkenntnis Christi kommen werde.

Fünf Städte: Das ist, die vornehmsten Städte in Ägypten werden die hebräischer Sprache reden und nicht mehr bei ihren Götzen schwören, sondern dieselben verwerfen und bei dem Namen des Herrn des Gottes Israel schwören. (Es reden aber die Völker, so aus den Heiden, so zu Christo bekehrt wurden, alsdann die Sprache des Landes Kanaan, wenn sie Christus erkennen, ihn vor der Welt ungescheut bekennen, denselben anrufen und als den einzigen Heiland preisen. Es schwören auch die Christen recht bei dem Namen Gottes, wenn sie nicht aus Leichtfertigkeit oder vergeblich, viel weniger aber zur Bestätigung der Lügen einen Eid tun, sondern der Wahrheit und Gerechtigkeit zur Beförderung. Denn also benutzen sie den Namen Gottes nicht vergeblich, sondern nehmen ihm zum Zeugen in einer ernsten und wichtigen Sache. Und ist solcher ehrliebender Brauch des Namens Gottes ein Stück des Gottesdienstes, weil Gott die Ehre und der Ruhm gegeben wird, dass er wahrhaftig sei und ein Rächer der Falschheit und der Lügen.)

Irheres: Das ist Sonnenstadt, welche sonst Heliopolis genannt wird. Es ist aber aus der Kirche Historie unleugbar, dass, nachdem das Evangelium Christi in der ganzen Welt ausgebreitet wurde, viele feine und berühmte christliche Kirchen in Ägypten gewesen sind.

19. Zur selbigen Zeit wird des Herrn Altar mitten in Ägyptenland sein und ein Mahlstein des Herrn an den Grenzen,

Altar: Das ist, der rechte und wahre Gottesdienst, wird in Ägypten hin und wieder getrieben werden und im Schwange gehen. Denn es gebraucht der Prophet solche Worte, die im Alten Testament gebräuchlich waren, des Neuen Testaments Gottesdienst dadurch zu erklären.

Mahlstein: Will so viel sagen, auf den Grenzen des ägyptischen Königreichs werde man Gott dem Herrn zu Ehren Malzeichen aufrichten, das ist, das Evangelium wird gepredigt werden mitten in Ägyptenlande und an desselben Grenzen.

20. welcher wird ein Zeichen und Zeugnis sein dem Herrn Zebaoth in Ägyptenland. Denn sie werden zum Herrn schreien vor den Beleidigern; so wird er ihnen senden einen Heiland und Meister, der sie errette.

Zeugnis: Das ist, durch die Predigt des Evangeliums und rechten Brauch der Sakramente wird man in Ägypten die Guttaten des Seligmachers Christi preisen und wird sein Gedächtnis nie untergehen. (Wir sollen die Guttaten Christi auch fleißig und in stetigem Gedächtnis behalten.)

Schreien: Das ist, weil die Ägypter vom Zorn Gottes, bösem Gewissen und herzu nahender ewiger Verdammnis angefochten und gedrückt werden. So wird ihnen Gott das Evangelium von dem Heiland Christo schicken, welcher Meister und Lehrer sie mit dankbarem Herzen werden annehmen, auf dass sie durch ihn zum ewigen Leben kommen mögen.

21. Denn der Herr wird den Ägyptern bekannt werden; und die Ägypter werden den Herrn kennen zu der Zeit und werden ihm dienen mit Opfer und Speiseopfer und werden dem Herrn geloben und halten.

Bekannt: Derselbe Herr aber, den die Ägypter erkennen sollten, ist Jesus Christus, wahrer Gott und Mensch, dessen rechte Erkenntnis die ewige Seligkeit mitbringt.

Speiseopfer: Welche in {3Mos 2} beschrieben werden. (Mit diesen Worten, die der Prophet aus dem Alten Testament anzieht, beschreibt er den Gottesdienst des Neuen Testaments, welcher nicht mit äußerlichen Opfern und Gelübden verrichtet wird, (Obwohl man rechtmäßige Gelübde halten soll) Sondern dass man die Guttaten Christi lobt und preist und dem Nächsten aus rechtschaffener und ungefärbter Liebe dient. Denn dass dies der Christen Opfer sind, lehrt der Apostel zu (Hebräer, Kapitel 13).

22. Und der Herr wird die Ägypter plagen und heilen; denn sie werden sich bekehren zum Herrn; und er wird sich bitten lassen und sie heilen.

Plagen: Nämlich zuerst, mit schwerem Plagen und vielem Unglück, wie oben gemeldet.

Heilen: Er wird sie nach ihrem erlittenen Unfall mit der lieblichen und heilsamen Predigt des Evangeliums wieder erquicken, welches machen wird, dass sie die vorhergegangene äußerliche Trübsal kaum mehr empfinden werden. (Denn Gott lindert den bekehrten Sündern auch die zeitlichen Strafen, dass sie dieselben viel leichter tragen können, oder nimmt sie auch wohl ganz hinweg.)

23. Zu der Zeit wird eine Bahn sein von Ägypten in Assyrien, dass die Assyrer in Ägypten und die Ägypter in Assyrien kommen und die Ägypter samt den Assyrern Gott dienen.

Kommen: Dass die Ägypter sicher und ohne Gefahr in Assyrien ziehen und reisen können und einer zu dem anderen sich verfüge, aber aus keinem feindlichen Gemüt, sondern in guter Freundschaft. (Denn das Evangelium verbindet unterschiedliche Völker zusammen, dass sie einander aus christlicher Liebe begehren zu dienen und Gutes zu erzeigen.)

24. Zu der Zeit wird Israel der dritte sein mit den Ägyptern und Assyrern durch den Segen, so auf Erde sein wird.

Selb dritte: Als wollte er sagen, aus diesen drei unterschiedlichen Völkern wird ein Volk werden, weil sie in eine christliche Kirche sollen versammelt werden. (Denn das Evangelium macht auch die einig, welche zuvor einander todfeind gewesen.)

Segen: Der wird es zuwege bringen, dass so ungleiche Völker zusammen kommen und miteinander vereinigt werden.

25. Denn der Herr Zebaoth wird sie segnen und sprechen: Gesegnet bist du, Ägypten, mein Volk und du, Assur, meiner Hände Werke und du, Israel, mein Erbe!

Gesegnet: Das ist, Gott wird die rechtschaffenen christgläubigen Israeliten, samt den Ägyptern und Assyrern, so zu Christo bekehrt sind, mit väterlicher Zuneigung annehmen und ihnen den wahren, himmlischen und ewigen Segen oder Gedeihen geben und die rechte immerwährende Glückseligkeit mitteilen, welche im Evangelium allen Gläubigen vorgetragen wird. Und weil diese Völker merken werden, dass sie sämtlich Miterben der Gnade und des ewigen Lebens sind, so werden sie auch freundlich und brüderlich gegeneinander gesinnt sein. (Darum, wenn unter den Christen ein Missverstand und Widerwille entsteht, so sollen sie sich erinnern, dass sie Miterben der himmlischen Gnade sind und sich miteinander wieder versöhnen.)


Das 20. Kapitel

  • Dies Kapitel hält ein prophetisches Gesichte und Zeichen in sich. Dabei der Prophet Jesaja von dem Gefängnis und anderen Unfall der Ägypter und Mohren Bericht empfangen.

1. Im Jahr, da Tharthan gen Asdod kam, als ihn gesandt hatte Sargon, der König zu Assyrien und stritt wider Asdod und gewann sie,

Im Jahr: Jetzt weissagt der Herr durch den Propheten von der Ägypter und Mohren, die zum Königreich Ägypten gehörten, zeitlichem Unglück.

Tharthan: Des Königs in Assyrien Oberster.

Sargon: Dadurch etliche meinen, dass Sanherib verstanden werde.

Asdod: Welches eine von den vornehmsten Städten im Philisterland war, aber damals unter der Ägypter Gewalt gekommen, wie Herodotus bezeugt, welcher ausgibt, dass sie Psammetichus der Ägypter König erobert habe. dieselbe haben die Assyrer den Ägyptern abgerungen, wie dieser Text hier anzeigt.

2. zur selbigen Zeit redete der Herr durch Jesaja, den Sohn Amoz und sprach: Gehe hin und zieh ab den Sack von deinen Lenden und zieh deine Schuhe aus von deinen Füßen. Und er tat also ging nackend und barfuß.

Redet: Nämlich von dem künftigen Unglück der Ägypter. Er befielt aber dem Propheten, dass er ein äußerlich Zeichen soll hinzutun, damit seinem Wort in der Zuhörer Herzen desto besser hafte.

Sack: Das ist, dein Oberkleid, welches aus geringer und grober Materie gemacht wurde. * (Nach Luther) Grober Rock, Werktagskleid.

Füßen: Auf dass sich die Leute darüber verwundern, was du mit einem solchen ungewöhnlichen Amtskleid meinst.

Nackend: Doch dass er die Scham bedeckt hatte. (Denn obwohl etliche Dinge, die Gott redet und heißt, der menschlichen Vernunft ungereimt und seltsam vorgekommen, so soll man sie doch demütig glauben und gehorsam tun.)

3. Da sprach der Herr: Gleichwie mein Knecht Jesaja nackend und barfuß geht zum Zeichen und Wunder dreier Jahre über Ägypten und Mohrenland,

Wunder: Darüber die Leute sich entsetzen werden.

Dreier Jahr: Nämlich das er ein Vorbild des Unglücks sei, welches innerhalb drei Jahren kommen wird.

4. also wird der König zu Assyrien hintreiben das gefangene Ägypten und vertriebene Mohrenland, beide Jung und Alt, nackend und barfuß, mit bloßer Scham, zuschanden Ägyptens.

Hintreiben: Dass er keines Alters schonen wird, sondern sie in eine elende Dienstbarkeit hinreißen und wegführen.

zuschanden: Dass die stolzen Ägypter sich schämen müssen und mit Schanden bestehen, derer Übermut und Üppigkeit bisher ganz übertrieben und dem Herrn unleidlich gewesen. (Weil demnach auch heutzutage die Deutschen im Sause leben und großen Übermut treiben, so mögen sie wohl zusehen, dass sie nicht dermaleinst auch vom Türken bloß und barfuß in eine schändliche Dienstbarkeit hinweggeführt werden.)

5. Und sie werden erschrecken und mit Schanden bestehen über dem Mohrenlande, darauf sie sich verließen und wiederum das Mohrenland über den Ägyptern, welcher sie sich rühmten.

Sie: Nämlich die Ägypter, werden in großen Ängsten sein und nicht wissen, wo sie Hilfe suchen sollen.

Bestehen: Weil sie keinen Schutz von den Mohren haben können, auf denen sie ihre Hoffnung hatten.

Rühmten: Und sich deshalb überhoben, dass sie der Ägypter Freundschaft und Beistand haben könnten. (Denn man soll sich nicht verlassen auf Fürsten, welche Menschenkinder sind und nicht helfen können {Ps 145}.)

6. Und die Einwohner dieser Inseln werden sagen zur selbigen Zeit: Ist das unsere Zuversicht, da wir hin flohen um Hilfe, dass wir errettet würden von dem Könige zu Assyrien? Wie fein sind wir entronnen!

Inseln: Nämlich die Bürger in Juda, welches Land, von wegen des Mittelländischen Meers und des Meers Genezareth, zwischen denen es liegt, nicht so ganz ohne Ursache, eine Insel genannt wird.

Zeit: Wenn sie sehen, wie die Ägypter und Mohren geplagt werden.

Zuversicht: Geht man also mit den Ägyptern und Mohren um, darauf wir uns bisher verlassen und uns ihrer Hilfe getröstet haben?

Entronnen: Wie haben wir es sowohl getroffen und unseren Sachen so fein Rat geschafft, in dem wir uns solche Beschützer bestellt, die ihren Feinden selbst nicht widerstehen können, sondern gefangen hinweggeführt werden. (Gleichwie aber das jüdische Volk fast immer nach äußerlicher Hilfe sich umgafft und dennoch ihnen wenig damit gedient gewesen, sondern vielmehr zum öfter hässlich angelaufen sein: Also sehen etliche weltweise Leute sich ganz zu fleißig nach menschlichem Arm um, ungeachtet der rechten Religion. Aber der Ausgang wird es geben, dass solche Ratschläge keinen glücklichen Fortgang haben.)


Das 21. Kapitel

  • Es wird geweissagt dass Babel von den Persern und Medern soll eingenommen werden. v. 1.
  • Und dass Duma der Ismaeliter Stadt werde verstört werden. v. 11.
  • Auch dass die Araber der göttlichen Strafe empfinden sollen. v. 13.

1. Dies ist die Last über die Wüste am Meer: Wie ein Wetter vom Mittag kommt, das alles umkehrt, so kommt es aus der Wüste, aus einem grausamen Lande.

Dies ist: Der Prophet weissagt abermals von dem Untergang des Königreichs und der Stadt Babel. Und haben die Juden solches oft wiederholten Trostes ganz wohl bedürft, auf dass sie nicht von wegen der großen Macht ihrer Feinde umher, ihnen die Rechnung machten, als ob sie endlich ganz von ihnen würden vertilgt werden und dass das Reich Christi unter ihnen niemals würde wiederum hervorkommen, sondern der Verheißung halben, die ihnen von Christo geschehen, nichts mehr zu erwarten hätten.

Last: Das ist, die traurige Weissagung über die schweren Strafen, damit Babel wird belegt werden. Es wird aber allem Ansehen nach die Stadt Babel daher eine Wüste am Meer geheißen, weil der Fluss Euphrates, welcher mitten durch die Stadt Babel lief, ob er wohl ganz tief war, dennoch so weit ausgetrocknet, als Babel eingenommen wurde, dass des Cores Kriegsleute dadurch ohne alle Gefahr des Lebens, in die Stadt dringen können. Denn es hatte Cores mit einer besonderen Geschwindigkeit einen anderen großen und weiten Graben machen lassen, darin er eine große Menge vom Wasser abwärts geleitet, also dass der rechte Strom ganz klein wurde und wie ein versiegendes Meer aussah. Denn die Israeliten nennen ein jegliches große Wasser ein Meer.

Grausamen Lande: Nämlich aus dem Lande der Perser und Meder. Denn das Persenland, welches nicht sowohl erbaut war, als das Land um Babel her, sondern viele raue Orte und Wildnisse hatte, wird nicht uneben eine Wüste genannt. Die Meder aber waren grausame und gräuliche Feinde. (Denn es straft Gott oft die zarten und weibischen Völker, so den Wollüsten des Leibes ganz zu viel ergeben sind, durch raue und grausame Völker.)

2. Denn mir ist ein hartes Gesicht angezeigt. Ein Verächter kommt wider den anderen, ein Zerstörer wider den anderen. Zieh herauf, Elam; belege sie, madai! Ich will all seines Seufzens ein Ende machen.

Hart Gesicht: Es ist mir eine traurige Weissagung geoffenbart, von der Chaldäer Untergang.

Verächter: Das ist, ein Gottloser, der weder nach Gott noch Menschen fragt. Denn es ist Cores, eher denn er zu Babel den Propheten Daniel gehört, ein Götzendiener gewesen. Der hat den König zu Babel überzogen und umgebracht, welcher vor der Zeit auch viele Völker zerstört hatte. (Also pflegt Gott oft einen Gottlosen durch den anderen zu strafen und einen Grausamen durch den anderen aufzuräumen.)

Zieh: Jetzt redet Gott die Perser und Meder an, als wie ein Oberster seinen Kriegsleuten zuspricht. (Denn Gott weiß, wie er die bösen Leute zu seinem Vorteil nützlich benutzen kann.)

Elam: Das ist, ihr Perser. Denn Elam ist ein Stück des persischen Landes.

Madai: Nämlich ihr Meder, belagert die Stadt Babel. Denn das Kriegsheer, damit Babel belagert und zerstört wurde, ist aus den Meden und Persien versammelt gewesen, die unter Cyro gestritten.

Seufzen: Welches der König zu Babel angerichtet hat, damit dass er viele Leute geplagt, besonders aber dem Volk Gottes viel Überdrang angetan hat. * (Nach Luther) Welches der König zu Babel anrichtet, damit dass er viele Leute plagt, besonders das Volk Gottes.

3. darum sind meine Lenden voll Schmerzens und Angst hat mich ergriffen, wie eine Gebärerin; ich krümme mich, wenn ich es höre und erschrecke, wenn ich es ansehe.

Darum: Jetzt redet der Prophet in des Königs zu Babel Person.

Ergriffen: Dass ich nicht weiß, was ich tun oder anfangen soll.

Krümme: Wie die gebärende Weibspersonen tun, vor großer Angst und Schmerzen.

Höre: Dass die herrliche und mächtige Stadt Babel von dem Feinde erobert und eingenommen wurde.

Ansehe: Das die Feinde die Stadt innehaben, welches ich nie gedacht, dass sie sollten können hineinkommen.

4. Mein Herz zittert, Grauen hat mich erschreckt; ich habe in der lieben Nacht keine Ruhe davor.

Zittert: Ich bin ganz erstarrt und erstaunt, über solchen unverhofften Fall.

5. Ja, richte einen Tisch zu, lass wachen auf der Warte, esst, trinkt; macht euch auf, ihr Fürsten, schmiert den Schild!

Ja: Jetzt beschreibt Gott spottweise der Chaldäer Bankettieren, dass sie die letzte Nacht vor ihrem Untergang getrieben. Davon im Propheten (Daniel Kapitel 5) zu lesen ist.

Tisch zu: Lass eine köstliche Mahlzeit und Bankett zu rüsten.

Warte: Verordne unter der Wächter, die fleißig achthaben, damit du desto sicherer und ohne Sorge dem Schwelgen und Bankettieren dienen könntest.

Trinkt: Als ob ihr euch vor dem Feinde nichts zu bewahren hättet.

Auf: Aus dem Bankett und greift zur Wehr, denn der Feind ist vorhanden und bereits in die Stadt gefallen, dass allenthalben Lärmen ist.

Schild: Ob ihr vielleicht den Feind noch zurückschlagen und ihn wiederum hinaustreiben könntet. Mit diesen Worten malt Gott der Chaldäer unverhofften Unfall eigentlich ab, da sie über ihrem Wohlleben und Schwelgen zugrunde gegangen. (Denn wenn die Gottlosen am sichersten sind und an nichts denken, denn nur wie sie ihr Mütlein wohl kühlen und in schändlicher Wollust sich herum wälzen wollen, so geht Gott darauf um, das er sie plötzlich stürze und zugrunde richte.)

6. Denn der Herr sagt zu mir also: Gehe hin, stelle einen Wächter, der da schaue und ansage.

Ansage: Als wollte er sprechen: Ihr werdet bald neue Nachrichten erfahren von dem Untergang der Stadt Babel. Denn Gott redet von diesem Kriege, als der bereits da gegenwärtig wäre und solches von wegen der Erfüllung Gewissheit, obwohl die Weissagung allererst nach vielen Jahren sollte erfüllt werden.

7. Er sieht aber Reiter reiten und fahren auf Rossen, Eseln und Kamelen und hat mit großem Fleiß Achtung darauf.

Achtung: Befindet auch, dass es also sei, wie er zuerst von Ferne gesehen.

8. Und ein Löwe rief: Herr, ich stehe auf der Warte immer des Tages und stelle mich auf meine Hut alle Nacht {Hab 2v1}.

Löwe: Das ist, ein Wächter, der seine Stimme ganz laut ließ hören und erschallen.

Stehe: Ich komme meinem Befehl fleißig nach, der mir vom Herrn zukommen ist, dass ich, nämlich soll Tag und Nacht gute Wacht halten.

9. Und siehe, da kommt einer, der fährt auf einem Wagen, der antwortet und spricht: Babel ist gefallen, sie ist gefallen und alle Bilder ihrer Götter sind zu Boden geschlagen {Jer 51v8 Apg 14v8 18v15}!

Antwortet: Da ich ihn fragte, was er gutes Neues brächte.

Gefallen: Die gewaltige und weitberühmte Stadt ist eingenommen und zerstört worden.

Geschlagen: Sie sind zerbrochen und zu kleinen Stücken zermalmt worden. (Denn es ist kein Schutz bei der falschen Religion zu hoffen.)

10. Meine liebe Tenne, darauf ich dresche: Was ich gehört habe vom Herrn Zebaoth, dem Gott Israels, das verkündige ich euch.

Tenne: Das ist, der Herr spricht, die Stadt Babel ist zerstört und hab ich sie zerdroschen wie eine Tenne, darauf man die Früchte auszudreschen pflegt. * (Nach Luther) Also wird genannt die Stadt Babel, weil Gott der Herr dieselbe wollte zerdreschen und zerschlagen.

Zebaoth: Das ist, der Heerscharen, weil ihm alle Kreaturen zu seines Namens Ehre dienen.

Euch: Nämlich euch Israeliten, von dem Untergang der Stadt Babel, auf dass ihr wisst, wie nach etlichen Jahren die mächtige und blutdürstige Stadt werde zugrunde gehen. Aber das Reich Christi hervorkommen und bleiben in alle Ewigkeit. (Weil aber Babel ein Vorbild gewesen des antichristlichen Reiches und der Tyrannei der römischen Päpste, so hat auch dieselbe Stadt Babel, nämlich Rom, zu fallen angefangen, da Gott der Herr durch D. Luther, heiliger Gedächtnis des römischen Antichristen Betrug an Tag gebracht und sein tyrannisch Joch von dem Halse vieler frommer Fürsten und Völker genommen. Und hat angefangen erfüllt zu werden, was in der {Off 18} steht. Babylon die Große ist gefallen und eine Behausung der Teufel geworden. Und ist wohl möglich, dass noch vor dem Jüngsten Tage die Stadt Rom wiederum zerstört und in Asche gelegt werde.)

11. Dies ist die Last über Duma. Man ruft zu mir aus Seir: Hüter, ist die Nacht schier hin? Hüter, ist die Nacht schier hin?

Last: Nämlich eine harte Predigt von dem Untergange Duma. Es wird aber Duma unter des Ismaels Nachkommen gezählt {1Mos 25}. Und ist unter den Ismaeliten und Israeliten eine immerwährende Feindschaft gewesen, darum des Duma Nachkommen auch unter die Feinde der Kirche Gottes gezählt werden.

Seir: Es ist aber vermutlich, dass des Duma Nachkömmlinge um das Gebirge Seir her gewohnt haben.

Hüter: Der du auf der hohen Warte stehst, Lieber, sage uns doch, wann wird diese schreckliche Nacht ein Ende haben und vorüber sein? Kannst du nichts vom Tage spüren, das er möchte schier herzu nahen? Will aber damit so viel zu verstehen geben, als ob man fragte, wann will unser Unglück ein Ende nehmen und aufhören? Denn die Nacht und Finsternis bedeuten in der Heiligen Schrift Jammer und Trübsal. * (Nach Luther) Nacht heißt allhier: finstere und betrübte Zeit von Unglück.

12. Der Hüter aber sprach: Wenn der Morgen schon kommt, so wird es doch Nacht sein. Wenn ihr schon fragt, so werdet ihr doch wiederkommen und wieder fragen:

Nacht sein: Es werden eure Sachen darum nichts desto besser werden, sondern es wird auch am Tage, wenn es anderen Leuten wohl geht, euch dennoch nichtsdestoweniger alles Unglück überfallen.

Wieder fragen: Ob ihr irgendetwas Gutes vernehmen könnt? Denn ihr werdet immer Besserung hoffen, aber keine finden noch einzigen Trost haben können: Denn ich kann euch nichts Gutes verkündigen, weil alles Unglück herzu naht. (Denn wenn die Zeit, von Gott bestimmt, vorhanden ist, so werden die Feinde der Kirche mit allerhand Unglück übereilt, daraus sie nicht können wiederum kommen.)

13. Dies ist die Last über Arabien: Ihr werdet im Walde in Arabien wohnen, auf dem Wege gen Dedanim.

Last: Nämlich die harte und scharfe Predigt von dem Unglück, das Arabien unterdrücken wird.

Wege: Das ist, ihr werdet aus eurer Hütte verstoßen werden und vor dem Feinde nicht bestehen dürfen, sondern werdet hin und wieder, wie in einem wilden Walde in der Irre herumlaufen.

14. Bringt den Durstigen Wasser entgegen, die ihr wohnt im Lande Thema; bietet Brot den Flüchtigen.

Thema: Welcher auch einer von des Ismaels Nachkommen gewesen {1Mos 25}.

Bietet: Als wollte er sagen, ihr Ismaeliter, kommt euren Blutsverwandten, den Arabern zu Hilfe, erlabt sie mit Brot und Wasser, denn sie sind matt und ganz kraftlos worden in ihrer Flucht.

15. Denn sie fliehen vor dem Schwert, ja vor dem bloßen Schwert, vor dem gespannten Bogen, vor dem großen Streit.

Fliehen: Das ist, die Araber können der Feinde Gewalt und Anlauf nicht aufhalten, sondern werden mit einer schnellen und schändlichen Flucht sich anders wohin verkriechen. (Es sind aber die Araber sonst grausame und räuberische Völker gewesen und dennoch lehrt der Prophet, dass sie werden sich in die Flucht begeben. Ist deswegen keiner so wild und grausam, dem Gott nicht das Herz nehmen könne, dass er sich in die Flucht begebe.)

16. Denn also spricht der Herr zu mir: Noch in einem Jahr, wie des Tagelöhners Jahre sind, soll alle Herrlichkeit Kedars untergehen,

Taglöhners Jahr: Das ist, es soll das Jahr genau abgerechnet werden, gleichwie die Tagelöhner ihre Standen abzählen, auf dass sie nicht eine Stunde länger arbeiten, denn sie angedingt haben: Alsdann wird der Araber Macht und Ansehen zugrunde gehen, welche von Kedar des Ismaels Sohn ihre Herkunft haben.

17. und der übrigen Schützen der Helden zu Kedar soll weniger werden; denn der Herr, der Gott Israels, hat es geredet.

Weniger werden: Das ist, welche übergeblieben, die werden ganz wenig und wohl zu zählen sein, denn die besten Schützen unter den Arabern werden meistenteils umkommen. Und hatten die Araber sonst den Ruf vor anderen, dass sie gute Schützen waren.

Geredet: Darum wird es gewisslich geschehen. (Wir haben auch unsere Ismaeliten, welche uns hassen von wegen der reinen Religion. Aber Gott wird sie zurückhalten und seine Kirche schützen.)


Das 22. Kapitel

  • Ist eine Weissagung, dass Jerusalem von den Chaldäern soll zerstört werden. v. 1.
  • Und müsse anstatt des gottlosen königlichen Rentmeisters Sebna, Eliakim bekommen. v. 15.

1. Dies ist die Last über das Schautal: Was ist denn euch, dass ihr alle so auf die Dächer lauft?

Schautal: Als wollte er sprechen, dies ist die harte und traurige Predigt, von dem Unglück, das über die Stadt Jerusalem ergehen soll. Die wird ein Tal genannt, weil sie im Tal gelegen und mit Bergen überall umringt war. Und wird ein Schautal geheißen oder ein Tal des Gesichtes. Weil sie Propheten hatte, die ihr von dem Willen Gottes lehrten. Denn dieselben worden vorzeiten von den Hebräern Seher genannt {1Sam 9}. Und hält man es, das diese Weissagung sei erfüllt worden, zur Zeit Manasse des Sohnes Hiskia, des Königs in Juda. Denn Manasse ist von wegen seines gottlosen Lebens von den Assyrern gefangen gen Babel geführt worden, {2Chr 33}.
* nach Luther: Jerusalem heißt er Schautal, darum, dass die Einwohner dieser Stadt viele Schauer, das ist, Propheten und Lehrer Göttliches Wortes hatten.

Euch: Was ist euch Bürgern zu Jerusalem widerfahren, dass ihr alle miteinander also mit zittern auf die Dächer lauft, zu sehen, wie der Feind das Lager vor die Stadt schlage? Denn die Israeliten machten ihre Dächer auf den Häusern eben, dass man darauf gehen konnte. Und wird mit diesen Worten den Israeliten von dem Propheten die Belagerung der Stadt Jerusalem zuvor verkündigt. (Es wird aber das Volk Gottes gestraft, weil es Gott für große leibliche und geistliche Guttaten oft nicht dankt und dass ihre Sünden dem Namen Gottes zur Schmach gereichen, wenn die Ungläubigen der wahren Religion übel nachreden. Denn wenn wir uns selber richteten, so würden wir nicht vom Herrn gerichtet, wenn wir aber von ihm gerichtet werden, so werden wir gezüchtigt, auf dass wir nicht mit der Welt verdammt werden {1Kor 11}.)

2. Du warst voll Getönes, eine Stadt voll Volkes, eine fröhliche Stadt. Deine Erschlagenen sind nicht mit dem Schwert erschlagen und nicht im Streit gestorben,

Getönes: Voller Freuden und Jubilierens, dass die ganze Stadt Jerusalem vor der Zeit mit Singen und Frohlocken und allerlei musikalischen Instrumenten sich sehr fröhlich erzeigte.

Voll Volkes: Das eine feine Bürgerschaft, dazu in großer Anzahl sich dort gesunden. Aber es wird künftig viel ein anderer Ansehen mit dir gewinnen, denn es bisher hatte. (Denn wenn das Volk Gottes seines guten Glücks sich überhebt und der Gaben Gottes zur Üppigkeit missbraucht, so folgen bald danach ganz traurige und beschwerliche Zeiten.)

Streit: Das ist, was von hohen Personen und auch Gemeinde Bürgern deiner Stadt sterben wird, das wird nicht im Kriege vor dem Feind mit Ehren und Ruhm umkommen, wie andere tapfere Kriegsleute, die dem Feinde entweder den Sieg aus den Händen reißen oder doch demselben einen blutigen Sieg hinterlassen. Denn sie werden sich zwar rüsten und gefasst machen, als ob sie die Belagerung tapfer aushalten wollten, aber sie werden aus weibischer Kleinmütigkeit sich bald ergeben und zu ihren Schimpf und Nachteil die Stadt den Feinden öffnen.

3. sondern alle deine Hauptleute sind vor dem Bogen weggewichen und gefangen; alle, die man in dir gefunden hat, sind gefangen und fern geflohen.

Gewichen: Sie werden sich wollen in die Flucht begeben und schnell aus der Gefahr hinwegeilen, aber sie werden darum dem Feinde nicht entgehen.

Geflohen: Das ist, die Gefangenen und Gebundenen werden fern aus ihrem Vaterland in Assyrien hinweggeführt werden und darin im Elend herum ziehen.

4. Darum sage ich: Hebt euch von mir, lasst mich bitterlich weinen; müht euch nicht, mich zu trösten über der Verstörung der Tochter meines Volkes!

Ich: Nämlich der Prophet. Denn er die folgenden Worte als in seiner Person redet und ist dies seine Meinung: Ich muss über das große Elend des israelitischen Volkes bitterlich weinen und über der herrlichen Stadt Unglück heftig mich beklagen, die mir ganz lieb ist und wird kein Trost bei mir haften. (Denn ein getreuer Kirchendiener lässt sich das herzu nahende Unglück über die Kirche Gottes sehr angelegen sein und zu Herzen gehen.)

5. Denn es ist ein Tag des Getümmels und der Zertretung und Verwirrung vom Herrn Zebaoth im Schautal um des Untergrabens willen der Mauern und des Geschreies am Berge.

Schautal: Nämlich über die Stadt Jerusalem wird Gott ganz beschwerliche und traurige Zeiten kommen lassen. Also, dass alles voller Unruhe, Unrichtigkeit und Jammers sein wird, weil die Feinde die selbige unterdrücken, und schier ganz mit Füßen treten werden.

Mauern: Das ist, die Bürger zu Jerusalem werden sehen, wie die Mauern am unteren Teil der Stadt von den Feinden umgeworfen und gefällt werden. Darum sie ihre Mitbürger, die im oberen Teil der Stadt, dem Berge Zion wohnen, um Hilfe anschreien werden, dass sie die Stadt vorm Feinde schützen helfen.

6. Denn Elam fährt daher mit Köcher, Wagen, Leuten und Reitern und Kir glänzt daher mit Schilden.

Elam: Das ist, die Elamiter, welche zum Königreich Persien gehörten und dem Könige in Assyrien im Krieg dienten, dazu meistenteils gute Schützen waren. * (Nach Luther) Das sind die Perser mit den Chaldäern.

Kir glänzt: Das ist, die Kriegsleute von Kyrene werden auch da sein und ihre Schilde nicht mit Leder überzogen führen, sondern bloß, dazu glitzernd und schimmernd.

7. Und wird geschehen, dass deine auserwählten Täler werden voll Wagen sein und Reiter werden sich lagern vor die Tore.

Wagen: Von denen man zur selben Zeit zu streiten pflegte.

Lagern: Sie werden bis an das Stadttor hinzuschanzen und ihre Zelte darin aufschlagen.

8. Da wird der Vorhang Judas aufgedeckt werden, dass man schauen wird zu der Zeit den Zeug im Hause des Waldes.

Vorhang: (Nach Luther) Das ist, die Schatzkammer und das Rüsthaus wird alles offen sein den Feinden.

Waldes: Das ist, man wird aus dem Rüsthause oder Rüstkammer des königlichen Schlosses, welches vorzeiten vom Salomo erbaut wurde und ein Haus des Waldes oder vom Walde Libanon genannt wird {2Sam 7}, allerlei Kriegsrüstungen und Waffen hervorziehen und es werden viele Kriegssachen und Instrumente, zum Kriege gehörig, an den Tag kommen, welche bisher verborgen gehalten wurden, ob man den Feind damit zurücktreiben könnte. (Und verhütet eine Obrigkeit weislich, dass nicht einem Jeden ohne Unterschied freistehe, die Zeughäuser zu besehen und durchzusuchen.)

9. Und werdet der Risse an der Stadt Davids viel sehen und werdet das Wasser im unteren Teich sammeln müssen.

Viel sehen: Das ist, alsdann werdet ihr die Mauern des Schlosses (welches Davids Stadt hieß) fleißig besichtigen und viele Risse darin finden, die ihr allererst damals, wenn es nicht mehr Zeit ist, werdet zumachen wollen.

Sammeln: Ihr werdet das Wasser im unteren See an der Stadt anlaufen lassen, dass der Feind auf derselben Seite, desto weniger der Stadt zukommen könne. Denn ich halte es so, dass derselbe Teich oder See an der Stadt Mauern hergelaufen ist.

10. Ihr werdet auch die Häuser zu Jerusalem zählen; ja, ihr werdet die Häuser abbrechen, die Mauern zu befestigen.

Zählen: Und sie fleißig besichtigen, welche ihr auch etwas baufällig befinden werdet, die werdet ihr vollends niederreißen, auf dass ihr mit demselben Holz und Steinen die Mauern ausbessert oder innerhalb der Mauern ein Bollwerk macht. Denn ihr werdet nicht so viel Gelegenheit haben, dass ihr könntet außerhalb der Stadt Holz oder Steine zu solcher Arbeit herbringen lassen.

11. Und werdet einen Graben machen zwischen beiden Mauern vom Wasser des alten Teichs. Noch seht ihr nicht auf den, der solches tut und schaut nicht auf den, der solches schafft von Ferne her.

Teichs: Daraus ihr das Wasser leiten werdet in den vorgemeldeten Graben, auf dass ihr die Stadt befestigt.

Auf den: Das ist, ihr werdet euch in solcher Gefahr nicht zu Gott wenden, der denselben Krieg wider euch erregen und die Feinde aus fernen Landen über euch herzu führen wird, dass ihr euch durch wahre Buße begehrt bei ihm auszusöhnen, sondern werdet nur dahin trachten, wie ihr die Stadt befestigen möget. (Denn obwohl die Mittel der Festungen nicht zu verachten sind, so soll man doch zuvorderst darauf Acht geben, dass man einen gnädigen Gott habe, sonst nutzen die Festungen nichts, sondern schaden vielmehr.)

12. Darum wird der Herr Zebaoth zu der Zeit rufen lassen, dass man weine und klage und sich beschere und Säcke anziehe.

Zeit: Wenn ihr euch vor den Assyrern werdet zu bewahren haben.

Weine: Er wird euch heißen euer gottloses Wesen und euer Laster beweinen.

Beschere: Das ist, er wird euch lassen ermahnen, dass ihr nach Gewohnheit derer, die Leid tragen, euer Haar und Bart abscheren lasst und Säcke, das ist, schlechte geringe Kleider anlegt, auf dass ihr also mit dem äußerlichen Amtskleide eine wahre innerliche Demut des Herzens zu verstehen gebt.

13. Wiewohl jetzt, siehe, ist es eitel Freude und Wonne, Ochsen würgen, Schafe schlachten, Fleisch essen, Wein trinken (und sprecht): Lasst uns essen und trinken, wir sterben doch morgen {Jes 56v12}!

Und Wonne: Tut also gerade das Widerspiel, dass ihr aus einem sicheren und rohlosen Herzen alle Verkündigung der Strafen und des Unglücks verachtet und verlacht und keine nützlichen Warnungen annehmt.

Würgen: Als wollte er sagen, das sind eure gewaltigen Anweisungen und Übungen eurer Frömmigkeit, dass ihr stattliche Bankette und Gastmahle haltet, da es alles aufs köstlichste und herrlichste zugerichtet ist, und habt einen guten Mut, die Propheten sagen gleich was sie wollen. Ja ihr lasst auch bei eurem Wohlleben euch dergleichen Reden vernehmen: Wir wollen fröhlich und guter Dinge sein, weil es währt, vielleicht müssen wir aus diesem guten Leben bald hinweg, darum wollen wir dieser Welt genießen, weil wir darin sind, wer weiß, wie es nach diesem Leben gehen wird, ja wir wollen es vielmehr dafür halten, dass nach diesem Leben weder Gutes noch Böses mehr später folge. (Dies sind der verruchten, rohlosen und sicheren Leute Tischreden, welche der Apostel Paulus {1Kor 15}. auch auf die Bahn bringt und warnt, dass man sich mit allem Fleiß vor solchen hüten soll, denn sie vergiften die Herzen derer, die darauf merken, mit einer rohlosen Sicherheit und verderben gute Sitten. Es werden auch solche Gottlosen Verächter und Spötter zu seiner Zeit ewige Strafe dafür empfangen.) * lasst uns) (Nach Luther) Also spotteten sie der Propheten, die ihnen das Sterben verkündigten.

14. Solches ist vor den Ohren des Herrn Zebaoth offenbar. Was gilt es, ob euch diese Missetat soll vergeben werden, bis ihr sterbt? Spricht der Herr Zebaoth.

Offenbar: Denn Gott hört solche gräulichen Reden und wird sie nicht ungestraft lassen.

Sterbet: Dass ihr in euren Sünden und gottlosen Wesen umkommt und verderbt und will ich mit euch nicht wiederum versöhnt werden, das ich eure herzu nahenden Strafen abwendete. (Diese Bedrohung schlägt denen, die wahrhaftig Buße tun, die Verzeihung nicht ab, sondern zeigt an, was die rohlosen Verächter Gottes und seines Wortes für ein Ende zu nehmen pflegen, nämlich dass sie oft in ihren Sünden ohne Bekehrung und Versöhnung mit Gott ewig zugrunde gehen. Darum sollen wir nicht zulassen, dass die Sicherheit in unsere Herzen einwurzele.)

15. So spricht der Herr Zebaoth: Gehe hinein zum Schatzmeister Sebna, dem Hofmeister und sprich zu ihm:

So: Folgt jetzt eine besondere Weissagung von einem königlichen Schatz oder Rentmeister. Man hält es aber dafür, so viel man aus den Umständen des Texts mutmaßen kann, dass dieser Sebna seines Herkommens halben kein Jude gewesen, sondern nur ein Judengenosse und nicht der Geringste einer unter den rohlosen Verächtern, deren allererst Meldung geschehen und die aus Gottes Wort das Gespött trieben, darum wird ihm auch sein Untergang verkündigt.

Schatzmeister: Der über die königlichen Schätze im Königreich Juda gesetzt ist.

Hofmeister: Dem der König die Hofhaltung und seine Schätze vertraut und in Verwahrung übergeben hat.

16. Was hast du hier? Wem gehörst du an, dass du dir ein Grab hier hauen lässt, als der sein Grab in der Höhe hauen lässt und als der seine Wohnung in den Felsen machen lässt?

Hier: In der Stadt Jerusalem? Wer sind deine Voreltern? Was hast du für Güter von deinen Eltern erblich empfangen?

Gehörst du an: Was hast du für Blutsverwandte oder Schwäger.

Grab: Nämlich aufs köstlichste und herrlichste zugerüstet, als ob du aus einem Vorhaben edlen Geschlecht der Israeliten hergekommen wärest, da du doch nur ein Judengenosse bist und weder vom israelitischen Geschlecht deine Herkunft hast noch die israelitische Religion, zu welcher du dich mit dem Munde bekennst, im Herzen viel achtest oder dein Leben im wenigsten danach anrichtest.

Hauen lässt: Du verschaffst, dass man dir auf der Höhe und in einem Felsen ein herrlich Grab aushauen muss, dessen du doch nicht wert bist. (Obwohl es nun an sich selbst nicht Unrecht ist, wenn vornehme Leute, die sich um die Kirche und ums weltliche Regiment wohl verdient haben, ihnen noch bei ihren Lebzeiten besondere und dazu nicht schlechte Gräber bauen lassen, besonders, wenn sie es der Ursache halben tun, dass sie desto öfter an den Tod, der immer näher herzu kommt, denken und sich zu demselben desto fleißiger gefasst machen: So hasst doch Gott derjenigen stattlichen Grabmale, welche vielmehr ihrer Bosheit und Bubenstück halben berühmt sind, als von irgend einer Frömmigkeit wegen. Die allervortrefflichsten Grabzeichen aber sind wahre Gottseligkeit, unsträfliches Leben und fleißige Verrichtung seines Berufes. Und ziert eines Fürsten Leiche nichts besser als der Untertanen heiße Tränen.)

17. Siehe, der Herr wird dich wegwerfen, wie ein Starker einen wegwirft und dich zuscharren,

Wegwerfen: Das ist, du wirst ins Elend ausgestoßen und vertrieben werden.

Zuscharren: Du wirst endlich ohne Ruhm und Ehren sterben und wird dir es nicht so gut werden, dass du könntest ins Grab kommen. * (Nach Luther) Dass du nicht in deinem Hause stirbst noch in deinem Grabe, sondern anderswo zugescharrt werden sollst.

18. und wird dich umtreiben wie eine Kugel auf weitem Lande; dort wirst du sterben, dort werden deine köstlichen Wagen bleiben mit Schmach des Hauses deines Herrn.

Umtreiben: Du wirst mancherlei Widerwärtigkeit in der Fremde ausstehen müssen und nirgends sicher sein, sondern hin und wieder gejagt werden, als wie die Ballspieler einen Ball auf einem weiten Platz hin und wieder schlagen oder stoßen.

Sterben: Nämlich im Elend. Einen solchen Ausgang wird es gewinnen mit deinem Stolz, den du auch damit sehen lässt, dass du mit einem köstlichen Wagen und vielen Reitern daher prangst, welches deinem Stande nicht gebührt und gereicht, der selbigen Pracht, die du treibst dem königlichen Geschlecht zur Schmach und Verkleinerung. (Aber etliche Adelspersonen überreden sich selbst, ihr Übermut stehe einem Fürsten wohl an, welches doch nicht ist.)

19. Und ich will dich von deinem Stande stürzen und von deinem Amt will ich dich setzen.

Amt: Dessen du dich mit großem Übermut überhebst und zu deiner Hoffart missbraucht hast. Es ist aber dieser Sebna des Königs Hiskia Schreiber oder Sekretarius gewesen, wie wir lesen im (2. Samuel 18). Danach ist er unter den gottlosen Nachkommen des frommen Königs, ohne Zweifel mit Fuchsschwänzerei und anderen bösen Praktiken zu höheren Ehren aufgestiegen. Also dass er des Königs Schatzmeister wurde und die ganze Verwaltung des Hofes auf ihn beruht. Aber um seines Stolzes und Bosheit willen ist er von Gott dem Herrn verstoßen worden und im Elend jämmerlich gestorben. Dergleichen Beispiele hat man zu unseren Zeiten auch erfahren, dass etliche von einem schlechten Tun an der Fürsten Höfe zu großen Ehren kommen. Aber sie sind dem Regiment also vorgestanden, dass sie ihre Herren um ihre Herrschaft gebracht und sie selbst in der Fremde ein böses Ende nahmen. (Denn es werden die Gottlosen darum so hoch erhoben, auf dass sie desto härter und tiefer fallen. Darum sollen Fürsten und Herren sich vorsehen, dass sie nicht an einem Menschen allein sich vergaffen, damit sie nicht mit den ihrigen darüber zugrunde gehen.)

20. Und zu der Zeit will ich rufen meinem Knecht Eliakim, dem Sohn Hilkias,

Rufen: Nämlich zu solchem vornehmen Amt zu Hofe.

Knecht: Der mir mit reinem und beständigem Herzen dient. (Denn wenn Gott aus seinem gerechten Urteil die Gottlosen verstößt, so kann er leicht andere finden, die besser sind und zu dergleichen Ämter tauglicher.) Darum weissagt auch der Prophet hier, dass an des Gottlosen Sebna statt, der fromme Eliakim kommen soll, dessen auch gedacht wird im (2. Samuel 18. und Jesaja 37). Denn derselbe damals neben dem Sebna abgefertigt wurde zu den assyrischen Gesandten, ihre Werbung anzuhören. Und hat er zwar zur selben Zeit bei dem frommen Könige Hiskia, ein großes Ansehen und das vornehmste Amt an dem königlichen Hof zu verwalten, denn er des Königs Hofmeister gewesen. Es sieht ihm aber gleich, als ob er unter den gottlosen Könige Manasse von solchem Amt abgesetzt wurde, weil er vielleicht sein gottloses Wesen nicht recht heißen wolle. Später aber (da der König Manasse zuvor seine gebührliche Strafe empfangen) ist er wieder eingesetzt worden und hat nicht allein das vorige, sondern auch noch ein höheres Amt dazu erlangt.

21. und will ihm deinen Rock anziehen und mit deinem Gürtel gürten und deine Gewalt in seine Hand geben, dass er Vater sei derer, die zu Jerusalem wohnen und des Hauses Juda.

Anziehen: Als wollte er sprechen, hörst du es Sebna, der du dich meiner Guttaten selber unwürdig gemacht hast, ich will dich verstoßen und an deine Stadt den frommen Eliakim aufstellen, der soll denselben Ehrenstand erlangen, welchen du bisher missbraucht hast. Denn gleichwie der Rock, also war auch der Gürtel vortrefflicher Leute Zierrat, besonders aber der Kriegsgürtel.

Hand geben: Dass er eben die selbige Macht und das Ansehen habe, wie du hattest. (Denn Gott stürzt die Gewaltigen vom Stuhl der Ehren und erhöht die Niedrigen.)

Vater sei: Denn er wird nicht so übermütig und tyrannisch handeln wie du und niemanden unbilligen Überdrang antun, sondern wird mit des Königs Untertanen ganz glimpflich umgehen, damit er ihre Wohlfahrt befördere, so viel er immer könne und möge. Ja er wird auch dem Könige selbst und seinem ganzen Hofe wie ein Vater sein und dem ganzen Königreich treulich vorstehen und achthaben, dass er desselben Nutzen fördere und seinen Schaden wenden möge. (Also soll der Fürsten und Herren Offiziere gesinnt sein, dass sie der Obrigkeit und Untertanen Nutzen mit Treuen meinen und nicht nur darauf umgehen, wie sie in kurzer Zeit reich werden und danach bald vom Hofe wiederum hinweg zu ihren Gütern sich verfügen, ungeachtet, wie es danach im Regiment zugehe.)

22. Und will die Schlüssel zum Hause David auf seine Schulter legen, dass er auftue und niemand zuschließe, dass er zuschließe und niemand auftue {Apg 3v7}.

Schlüssel: Das ist, die Verwaltung des Regiments, welches im königlichen Geschlecht Davids war, will ich ihm übergeben und auflegen. * (Nach Luther) Dass er königlicher Schatzmeister an Sebna statt sein soll.

Auftue: Das ist, was er befehlen wird, das soll geschehen und wenn er etwas verbieten wird, so soll niemand dagegen tun dürfen, ein solche groß Ansehen und Majestät wird er haben im Königreich Juda, dass seine Befehle so viel Kraft haben werden, als wenn sie des Königs selbst wären. Und mag wohl geschehen sein, dass dieser Eliakim unterdes dem Königreich Juda vorgestanden, bis Manasse aus der assyrischen Gefangenschaft wieder gekommen und danach von wegen seiner treuen Dienste, weil er das Königreich recht und wohl regiert, beim König Manasse, nachdem er sich bekehrt, in großen Ansehen und Ehren geblieben. (Denn Gott vergilt die Frömmigkeit und Treue einem jeglichen in seinem Amt.)

23. Und will ihn zum Nagel stecken an einen festen Ort und soll haben den Stuhl der Ehren in seines Vaters Hause,

Stecken: Das ist, ich will machen, dass es alles an ihm hänge in der Regiments Verwaltung, gleichwie man etwas an einen Nagel hängt, der fest eingeschlagen ist und er wird solche Bürde des Regiments beständig und lange tragen.

Hause: Das ist, sein ganzes Geschlecht wird seiner Ehre und Ruhm haben und sein genießen. (Es ist ab er eine große Gnade und Gabe Gottes, wenn Gott einen also erhöht, dass seine Freunde und Blutsverwandten seiner auch genießen können.)

24. dass man ihn anhänge alle Herrlichkeit seines Vaters Hauses; Kind und Kindeskinder, alle kleinen Geräte, beide, Trinkgefäße und allerlei Saitenspiel.

Hauses: Das ist, alle Herrlichkeit und Wohlfahrt seines ganzen Geschlechts wird an diesen Mann hängen.

Kind und Kindeskinder: Das ist, seine Würde und Hoheit wird auch seinen Kindern und Kindes Kindern zu guten kommen.

Geräte: Als wollte er sagen, es wird alles, kleines und großes durch seine Hand gehen müssen und nach seinem Rat und Vernunftsdenken verrichtet werden.

25. Zu der Zeit, spricht der Herr Zebaoth, soll der Nagel weggenommen werden, der am festen Ort steckt, dass er zerbreche und falle und seine Last umkomme. Denn der Herr sagt Esra

Genommen: Nämlich aus diesem Leben. Will so viel sagen, es wird die Zeit kommen, dass die Regierung eines solchen trefflichen Mannes wird beraubt werden und in Mangel stehen müssen.

Steckt: Der mit großer Beständigkeit die schwere Last der Regierung eine lange Zeit bisher getragen hat.

Umkomme: Das ist, sein Tod wird dem Regiment großen Schaden bringen.

Sagt: Darum es gewisslich geschehen wird, weil er seines Volkes Undankbarkeit durch solch Mannes unzeitigen Tod zu strafen gesinnt ist. (Darum sollen wir Gott bitten, dass er dergleichen Nägel viele in der Christenheit bei den Regierungen fest einschlagen wolle, die der Regierung Last und Beschwerden treulich sich unterfangen und derselben glücklich dienen. Und sollen wir uns gegen Gott und den Regenten dankbar verhalten, auf dass solche Nägel nicht zur Unzeit herausgerissen und zerbrochen werden und das Regiment mit ihnen zugleich auch zugrunde gehe.)


Das 23. Kapitel

  • Lyrus soll seines Glücks beraubt und verwüstet werden. v. 1.
  • Aber doch wird endlich, wenn dieselbe Stadt wieder erbaut werde, eine Kirche Gottes darin zu finden sein. v. 17.

1. Dies ist die Last über Tyrus: Heult, ihre Schiffe auf dem Meer, denn sie ist zerstört, dass kein Haus da ist, noch jemand dahin zieht. Aus dem Lande Chittim werden sie dessen gewahr werden.

Dies: Jetzt wird der Prophet weissagen, von dem Unglück, das über Tyrus ergehen wird. Es ist aber Tyrus eine gewaltige Kauf- oder Handelsstadt gewesen, am Mittelländischen Meer gelegen. Und soll zuerst allerdings im Wasser gestanden sein, in die siebenhundert Schritt vom Lande abgesondert, dass es einer Insel nicht ungleich gesehen, wie zu unser Zeit Venedig. Danach aber hat der große Alexander gemacht, dass man zu Lande hinein kommen könne. Dieser Vorhaben Stadt geschieht oft Meldung im Propheten {Hes 26 27}.

Last: Das ist, dies ist die traurige Predigt und Weissagung von dem Unglück, dass die Stadt Tyrus überfallen und unterdrückt wird.

Heult: Der Prophet fängt mit einem feinen Gleichnis an, als ob die Schiffe einen Verstand hätten, dass sie könnten Leid tragen. Will aber so viel sagen, ihr Kaufleute, die ihr eure Hantierung auf dem Wasser treibt, beweint den jämmerlichen Fall und Untergang der Stadt Tyrus.

Zieht: Der Meinung, dass er mehr Kaufmannschaft da treiben wolle, weil es eine vergebene Mühe ist, nachdem sie so zugerichtet werde, dass kein Haus darin ganz bliebe, in dem man wohnen könnte.

Chittim: Das ist, aus Mazedonien wird ihnen solches Unglück herkommen, denn die Mazedonier werden sie zerstören. Obwohl sie nun auch vor des großen Alexandri Zeiten, von dem Nebukad Nezar einmal überzogen und verwüstet werde. Von welcher Verwüstung der Prophet (Hesekiel redet, Kapitel 26), so wird doch hier das Wort Chittim ausdrücklich gesetzt, dadurch die Mazedonier verstanden werden: Darum halt ich es davor, dass diese Weissagung von dem letzten Untergang derselben Stadt zu verstehen sei. * (Nach Luther) Das hat getan der große Alexander aus Mazedonien. So ganz lange zuvor hat Jesaja solche Dinge gesehen.

2. Die Einwohner der Inseln sind stille geworden. Die Kaufleute zu Zidon, die durch das Meer zogen, füllten dich.

Stille: Weil sie nichts mehr in Tyrus zu handeln haben, sondern der Fall dieser Stadt ihnen ihre Kaufmannschaft auch niedergelegt hat.

Füllten: Denn du bist durch die Zufuhr der fremden Ware sehr reich geworden. Und erzählt der Prophet kürzlich hier den vorigen glücklichen Zustand derselben Stadt auf, dass, wenn man ihr Unglück dagegen halte, solches desto größer gespürt werde.

3. Und was für Früchte am Sihor und Getreide am Wasser wuchs, brachte man zu ihr hinein durch große Wasser; und du warst der Heiden Markt geworden.

Sihor: Dadurch Ägypten verstanden wird. Und ist dies die Meinung, man hat auf dem Meer jährlich eine große Anzahl von allerlei Früchten und Getreide in Tyrus gebracht, so in Ägypten gewachsen, welches Land durch des Flusses Nils Überschwemmung fruchtbar gemacht wird, wie auch die heidnischen Skribenten bezeugen.

Heiden: Welche mit ihren Kaufmannswaren in großer Anzahl sich darin finden lassen.

4. Du magst wohl erschrecken, Zidon! Denn das Meer, ja die Feste am Meer spricht: Ich bin nicht mehr schwanger, ich gebäre nicht mehr; so ziehe ich keine Jünglinge auf und erziehe keine Jungfrauen.

Erschrecken: Denn es wird die Zeit kommen, dass der Handel allerdings darnieder liegen wird und wirst du Zidon aus dem Untergang solcher benachbarter herrlicher Kaufstadt auch großen Schaden nehmen und mit Schanden bestehen, weil deine Güter aus derselben Stadt vermehrt worden.

Meer: (Nach Luther) Das ist Tyrus.

Feste: Nämlich die Stadt Tyrus, so im Meer gelegen.

Jünglinge: Dadurch das Regiment und die Stadt erhalten würde, sondern es ist allerdings aus mit mir, ich bin ganz und gar verdorben und verwüstet. (Sieht man deswegen, dass auch die allermächtigsten Regimente und festesten Städte zugrunde gehen, aber Christi Reich bleibt ewig.)

5. Gleichwie man erschrak, da man von Ägypten hörte, also wird man auch erschrecken, wenn man von Tyrus hören wird.

Hören wird: Dass sie zerstört ist. So hatten, ohne dass die Ägypter und Tyrer fast den gleichen Handel den sie miteinander trieben, dass eine ohne das andere nicht sein konnte, darum auch beider Untergang gleiche Schrecken verursachen wird.

6. Fahrt hin aufs Meer; heult, ihr Einwohner der Inseln!

Fahrt: Dass ihr eure Händel und Kaufmannschaften zu Tyrus treibt. Und redet dies der Prophet spottweise, darum spricht er bald darauf, ja heult vielmehr.

Einwohner: Die ihr eure Ware gen Tyrus brachtet und andere wieder dort ludet und hinwegführt.

7. Ist das eure fröhliche Stadt, die sich ihres Alters rühmte? Ihre Füße werden sie ferne wegführen wollen.

Fröhliche Stadt: Darüber ihr euch freutet, weil ihr derselben großen Nutzen haben konntet.

Wegführen: Das ist, welche noch übergeblieben und im Leben sein werden, wenn die Stadt eingenommen ist, die werden in ein weit abgelegenes Land ins Elend hinweggeführt werden.

8. Wer hätte das gemeint, dass es Tyrus, der Krone, so gehen sollte, so doch ihre Kaufleute Fürsten sind und ihre Krämer die Herrlichsten im Lande?

Kronen: Welche mit königlicher Majestät unter den anderen Städten hervorgeleuchtet. * (Nach Luther) Unter den Handelsstädten auf dem Meer.

Herrlichsten: Die berühmtesten Männer, von wegen ihrem großen Reichtum und Gewalt: Wer hätte gemeint, dass eine solche Stadt sollte zerstört werden, die so reiche Kaufleute hatte, deren jeder ein ganzes Kriegsheer auf seinen Kosten hätte können im Felde erhalten. (Vor dergleichen Ausgang mögen sich auch wohl die Städte bewahren, welche so stattliche Kaufleute haben, dass sie nicht allein ihres Reichtums, sondern auch ihres Adels sich überheben.)

9. Der Herr Zebaoth hat es also gedacht, auf dass er schwächte alle Pracht der lustigen Stadt und verächtlich machte alle Herrlichen im Lande.

Gedacht: Ob es gleich sonst niemand gehofft, dass es geschehen würde.

Schwächte: Dass er der großen stinkenden Pracht der reichen Kaufleute ein Ende machte, weil er sie nicht länger leiden konnte. Und redet der Prophet von zukünftigen Dingen seinem Brauch nach, als von Sachen, die bereits geschehen wären. (Denn Gott setzt die Königreiche ein und stürzt sie auch wieder zugrunde, wenn er will. Weil demnach in den vornehmsten Handelsstädten heutzutage der Übermut und alles üppige Wesen bis an den Himmel reicht, so werden sie länger nicht bestehen können.)

10. Fahre hin durch dein Land wie ein Strom, du Tochter des Meers; da ist kein Gurt mehr.

Tochter: Die du im Meer liegst und gleichsam daraus geboren bist.

Gurt: Das ist, du wirst durch dein Land, welches du unter deinem Gebiet hast, schnell ins Elend hinwegziehen und wirst keine Kraft mehr haben, damit du deinen Sachen könntest Rat schaffen. Denn von denen wird gesagt, dass sie sich gürten, welche sich fertig machen und rüsten, damit sie ihre Sachen recht und wohl verrichten mögen. (Denn obwohl die berühmten Kaufstädte nicht allein einen großen Handel treiben, sondern auch andere Städte und Flecken und viele Dörfer samt einem fruchtbaren Felde unter ihrem Gebiet haben. Also, dass es das Ansehen gewinnt, dass sie zu bleiben hätten, wenn gleich der Kaufhandel darnieder liege. Jedoch wenn sie den Zorn Gottes mit ihren schweren Sünden auf sich laden, so nützt ihnen solches alles nichts und mag ihnen nicht helfen.)

Nach Luther: Das ist, kein Regiment und Obrigkeit.

11. Er reckt seine Hand über das Meer und erschreckt die Königreiche. Der Herr gebietet über Kanaan, zu vertilgen ihre Mächtigen {Hi 12v24},

Er: Nämlich der Herr: Will so viel sagen, wenn Gott der Herr durch der Leute gottlosen Wesen zum Zorn gereizt wird, so straft er mit seiner gewaltigen Hand der Menschen Sünden, zerrüttet und stürzt die Regimenter zu Boden und gilt es ihm gleich, sind sie im Meer oder auf dem Lande gelegen. (Denn Gott hat alles in seiner Gewalt.)

Kanaan: Das ist, der Herr wird ein Volk aufbringen, welches nicht allein die Stadt Tyrus, sondern auch Zidon verwüsten wird, welche Stadt eben sowohl als die anderen, ihrer Kaufmannschaft, Finanzen und übermütiger Üppigkeit halben, berühmt ist.

12. und spricht: Du sollst nicht mehr fröhlich sein, du geschändete Jungfrau, du Tochter Zidon! O Chittim, mache dich auf und zieh fort; denn du musst da nicht bleiben,

Nicht mehr: Das ist, du Stadt Zidon, die du bisher noch eine Jungfrau gewesen und von den Feinden unberührt geblieben, sollst auch von ihnen unterdrückt werden und wird deine Freude und Übermut ein Ende haben. (Es sollen aber die anderen Städte von der großen Städte Untergang sich ein Beispiel nehmen und denken, weil Gott die großen Städte nicht verschont hat, dass er es den kleinen ebenso wenig übersehen werde, wenn sie in Sünden beharrlich fortfahren.)

Chittim: Nämlich du Alexander König in Mazedonien.

Zieh fort: Wenn du die Stadt Tyrus erobert und zerstört hast.

Nicht bleiben: Sondern mit deinem siegreichen Kriegsheer dich weiter hinein begeben gegen den Morgen.

13. sondern in der Chaldäer Land, das nicht ein Volk war, sondern Assur hat es angerichtet zu Schiffen und haben feste Türme darin aufgerichtet und Paläste aufgebaut. Aber sie ist gesetzt, dass sie geschleift werden soll.

Nach Luther: Alexander musste nach Tyrus auch Babylon zerstören.

Angerichtet: Das ist, die Babylonier in Chaldäa sind, vorzeiten nicht ein berühmtes Volk auf dem Wasser gewesen, sondern die Assyrer haben es so mächtig und herrlich gemacht, beides zu Wasser und zu Lande, in dem, dass sie aus anderen Ländern viele und mancherlei Völker dort hingebracht, die sich da niedergelassen und köstliche Häuser gebaut haben.

Geschleift: Es wird ihr, der Stadt Babel in der Chaldäer Land auch gehen, wie den anderen Handelsstädten, weil sie gleichen Übermut getrieben und mit anderen schweren Sünden den Zorn Gottes auf sich geladen hat.

14. Heult, ihr Schiffe auf dem Meer; denn eure Macht ist zerstört.

Schiffe: Das ist, ihr Kaufleute, die ihr auf dem Meer und zu Wasser euren Handel treibt, beweint den jämmerlichen Untergang eurer vornehmsten Handelsstädte, welche nacheinander zugrunde gegangen und zerstört sind, weil ihr all euer Reichtum und zeitliches Glück daher hattet.

15. Zu der Zeit wird Tyrus vergessen werden siebzig Jahre, solange ein König leben mag. Aber nach siebzig Jahren wird man von Tyrus ein Hurenlied singen:

Vergessen: Dass sich niemand ihrer achten oder annehmen wird.

Leben mag: Solange eines Königs Leben dauerte, wenn er sein völliges Alter erreicht.

Singen: Das ist, die Stadt Tyrus wird wie eine unzüchtige Metze, die mit ihrem Gesang und Saitenspiel ihre Buhler zu sich lockt, also auch ihre Kaufleute wieder an sich ziehen, dass sie ihren Handel darin treiben.

16. Nimm die Harfe, gehe in der Stadt um, du vergessene Hure; mach es gut auf dem Saitenspiel und singe getrost, auf dass dein wieder gedacht werde.

Nimm: Jetzt redet der Prophet die Stadt Tyrus höhnisch an und bleibt bei dem vorigen Gleichnis.

Vergessene: Die von ihren Buhlern nicht mehr geachtet wird.

Gedacht werde: Dass deine Buhler, nämlich deine Kaufleute, als denn deiner wieder bedenkt werden, zu dir kommen und wieder Kaufmannschaft mit dir treiben.

17. Denn nach siebzig Jahren wird der Herr Tyrus heimsuchen, dass sie wieder komme zu ihrem Hurenlohn und Hurerei treibe mit allen Königreichen auf Erde.

Heimsuchen: Das ist, er wird verschaffen, dass sie wieder erbaut werde. (Denn Gott kehrt die Städte um und richtet sie auch zu seiner Zeit wieder auf.)

Wiederkomme: Denn die Tyrer später nicht um ein Haar besser sein werden, als sie zuvor gewesen.

Hurenlohn: (Nach Luther) Besonders wird gesehen auf den Gewerbe und Handel, welche Tyrus in ihrer Abgötterei trieb.

Treibe: Das ist, sie wird weit und breit mit den anderen Völkern ihren Handel treiben, also dass sie auch der Kaufmannschaft halben auf Erde berühmter sein wird, denn jemals zuvor. (Es vergleicht aber der Prophet die Stadt Tyrus einer Hure und das Gewerbe einer Hurerei, nicht der Meinung, dass die Kaufmannschaft an sich selber unehrlich oder gottlos wäre und dass die Kaufleute, wenn sie wollen, nicht könnten mit gutem Gewissen ihren Handel treiben: Sondern er beschreibt es also, wie es oft mit dem Kaufhandel zuzugehen pflegt, dass er, nämlich ganz oft mit allerhand Betrügereien und Falschheit besudelt wird. Denn gleichwie die Huren nicht ihrer Buhler, sondern ihren Nutzen suchen, also gehen meistenteils Kaufleute (doch nicht alle) nur darauf um, wie sie mögen reich werden und tun solches mit derer, die sie mit bösen oder doch ganz zu teuer angeschlagenen waren um das Ihre betrügen, unwiederbringlichem Schaden und Verderben.)

18. Aber ihr Kaufhandel und Hurenlohn werden dem Herrn heilig sein. Man wird sie nicht zu Schatz sammeln noch verbergen, sondern die vor dem Herrn wohnen, werden ihr Kaufgut haben, dass sie essen und satt werden und wohl bekleidet sein.

Kaufhandel: Das ist, ihre Güter, die sie mit ihrem Kaufhandel erworben und zuwege brachten.

Hurenlohn: Ihr Reichtum, die sie aus den Waren verkauft und an sich gezogen haben.

Heilig: Als wollte er sagen, obwohl die Tyrer meistenteils die göttliche Guttat, dass ihre Stadt wiederum erbaut wurde, nicht wohl anlegen werden. So wird es doch geschehen, dass man einmal in Tyrus eine christliche Kirche finden wird.

Verbergen: Gleichwie die Geizhälse ihre Schätze zu verbergen und auch wohl zu vergraben pflegen, also dass weder sie selbst noch andere Leute ihrer jemals genießen.

Wohnen: Das ist, welche Gott recht ehren und vor Augen haben, denen werden solche Reichtümer nutzen und zugutekommen.

Bekleidet: Damit sie vor der Kälte und allem Unwetter verwahrt bleiben. Will so viel sagen, es wird einmal die Zeit kommen, dass die Kirche Christi in dieser Stadt wird gefunden werden und sollen zu Christo bekehrt werden, nicht allein was schlechte und arme Leute sind, sondern auch die Reichen und wohlhabenden Personen, die werden von ihren Gütern, welche entweder sie selbst, da sie noch in Unglauben gelebt oder auch ihre Voreltern mit Unrecht zuwege und an sich gebracht, unserem Herrn Jesu Christo zu ehren, ihren armen Mitbrüdern und Christen reichlich geben und aus ungefärbter christlicher Liebe ihnen Nahrung und Kleider verschaffen. Dass diese Weissagung erfüllt wurde, bezeugt die Apostelgeschichte. Denn als der Apostel Paulus gen Tyrus geschifft, hat er da etliche Jünger Christi, das ist, Christen gefunden, von denen er freundlich empfangen wurde und ist sieben Tage bei ihnen geblieben: Welche auch Paulus das Geleit geben bis vor die Stadt mit ihren Weibern und Kindern, da er von dort gereist, haben auch am Ufer kniend mit ihm gebetet und nachdem sie einander gesegnet, ist Paulus zu Schiff gegangen, sie aber sind in die Stadt wieder umgekehrt {Apg 21}. So hat auch der (87. Psalm) davon geweissagt, dass darin eine Kirche sein werde. (Denn Gott lässt die Städte und Königreiche besonders darum wieder aufgekommen und erbaut werden, auf dass er da im Glauben und wahrer Gottseligkeit geehrt werde. Darum, welche wollen, dass ihr Reich und Herrschaft beständig bleiben, die sollen verschaffen und Anordnung tun, dass Christus in ihren Landen und Gebieten recht geehrt werde.)


Das 24. Kapitel

  • Den Juden wird verkündigt, was für Strafen über sie gehen werden, von wegen, dass sie das Evangelium nicht annehmen wollen. v. 1.
  • Und dass die übrigen sollen bekehrt und selig werden: Wird auch von dem Gottesdienst, den sie Gott erzeigen sollen und von dem Reiche Christi geweissagt. v. 13.

1. Siehe, der Herr macht das Land leer und wüste und wirft um, was darin ist und zerstreut seine Einwohner.

Siehe: Jetzt wendet sich der Prophet wieder von den Heiden zu den Juden und weissagt von der Juden Verstoßung, welche geschehen ist nach der Auferstehung Christi von den Toten, da sie von wegen ihres verstockten Unglaubens aufhörten Gottes Volk zu sein.

Wirft um: Dass es alles durch einander geht und das Unterste zuoberst gekehrt wird.

Zerstreut: Das ist, Gott der Herr wird die Juden aus dem gelobten Lande durch Pestilenz, Hunger und Mord, unter dem römischen Kaiser Tito vertilgen und dasselbe Land, welches vorzeiten ganz lustig und fruchtbar und mit vielen Städten und Dörfern erbaut war, verwüsten. Also dass die selbige Landschaft gleichsam ein Ansehen gewinne, als wenn sie allerdings umgekehrt wäre. Welche aber von dem jüdischen Volk nach solcher Niederlage noch übrig sein werden, die werden ins Elend verjagt und in der ganzen Welt zerstreut werden.

2. Und geht dem Priester wie dem Volk, dem Herrn wie dem Knechte, der Frau wie der Magd, dem Verkäufer wie dem Käufer, dem Leiher wie dem Borger, dem Mahnenden wie dem Schuldiger {Hos 4v9}.

Wie dem: Das ist, es wird in solcher Niederlage der Juden alles gleich gelten und keiner einen Vorteil vor dem anderen haben. Der Feind wird sich keines Standes ehren oder Reichtums achten, sondern mit ihnen allen jämmerlich umgehen, man wird keinem nichts besonders machen. (Darum sind diejenigen große Narren, welche im glücklichen Zustande und wenn es gut geht, von wegen ihrer Hoheit, Reichtum und Ehrenstandes, aufgeblasen sind und hoch herfahren. Denn wenn gemeine Landstrafen hereinfallen, dass Gott ein Volk heimsuchen will, so hilft solcher Vorzug nichts. Ja es geht den Reichen oft wohl übler als den Armen, weil diese ohnehin nicht viel gute Zeit hatten, jene aber des guten Lebens gewohnt sind.)

3. Denn das Land wird leer und beraubt sein; denn der Herr hat solches geredet.

Beraubt: Dieweil die Römer die Juden aus dem Lande Kanaan vertreiben werden und den besten und köstlichsten Raub mit ihnen hinwegführen, dass man ihnen nicht wird widerstehen noch wehren können.

Geredet: Darum es gewisslich geschehen wird, weil Gott solche Unglücke über das jüdische Volk beschlossen und zuvor verkündigen lassen. (Da nun die Juden von wegen ihrer Bosheit und Undankbarkeit gegen das Evangelium Christi so großes Übel erlitten. So sollen wir uns vor solchen Sünden hüten, wo wir anders nicht auch wollen gleiche Strafen über uns ziehen {Röm 11}.

4. Das Land steht jämmerlich und verderbt, der Erdboden nimmt ab und verdirbt; die Höchsten des Volkes im Lande nehmen ab.

Verderbt: Das ist, wo man im jüdischen Land die Augen hinwendet, da wird man gewahr, das alles Ding verdorrt, verwelkt, verwüstet und öde steht, darauf niemand nur einzige Freude oder Lust haben kann, die Wiesen grünen nicht, die Bäume blühen nicht, die Städte liegen zerstört und ausgebrannt über den Haufen, wie sonst ein Steinhaufen.

Höchsten: Welche zuvor in diesem Volk ein großes Ansehen hatten und in hohen Ehren schwebten, derer wird man sich nichts mehr achten und weil sie beim Leben bleiben, so werden sie ihnen selbst zur Strafe leben, dass sie von jedermann zum Gespött werden. (Soll man deswegen die Juden zu keinem Ehrenstand mehr kommen lassen und tun diejenigen Unrecht, welche viel auf sie halten, um des Gewinnens willen.)

5. Das Land ist entheiligt von seinen Einwohnern; denn sie übergehen das Gesetz und ändern die Gebote und lassen fahren den ewigen Bund.

Entheiligt: Durch ihre schrecklichen Sünden und Laster, welche Ursache daran sind, dass Gott ihnen allen Segen und Wohlfahrt entzogen. (Darum sollen wir uns fleißig hüten, auf dass wir mit unseren Sünden das Land unserer Wohnung nicht verunreinigen und Gott verursacht werde, uns daraus zu verstoßen und das Land wüste werden zu lassen.)

Gesetz: Sie achten weder Frömmigkeit noch Ehrbarkeit.

Gebote: Sie helfen den Untertanen nicht zu ihren Rechten.

Ewigen Bund: Das ist, sie haben das Evangelium von dem Heiland Christo, um dessen Willen wir mit Gott versöhnt werden, dass er uns mit väterlicher Güte immer will geneigt bleiben, von sich gestoßen und verfolgt. (Denn welche das Evangelium Christi ausstoßen, die behalten kein Glück noch Trost mehr.

6. Darum frisst der Fluch das Land; denn sie verschulden es, die darin wohnen. Darum verdorren die Einwohner des Landes, dass wenige Leute überblieben.

Fluch: Das ist, der Zorn Gottes, welcher viel Übles mit sich bringt, wird das jüdische Volk und Land in Grund verderben.)

Verdorren: Sie verschmachten vor Rasen und Ungeduld, dass sie ihrem Könige Christo fluchen und ihm alles Übles begehren anzutun, der ihnen doch zum Heiland gesandt war, wie oben Kapitel 8. geweissagt wurde.

Überbleiben: Nämlich von Juden im selben Lande, die doch dazu gar kein Ansehen haben werden.

7. Der Most verschwindet, der Weinstock verschmachtet und alle, die von Herzen fröhlich waren, seufzen.

Verschwindet: Es wird auch bei der Weinlese keine Lust noch Freude mehr sein, wie vormals. Denn welche zur Herbstzeit hinausgehen zum Weinlesen, die pflegen mit Gesängen und Saitenspiel ihre Fröhlichkeit zu erkennen geben.

Seufzen: Anstatt des Jauchzens und Freudengeschreis, wird man ein Seufzen und Weinen hören.

8. Die Freude der Pauken feiert, das Jauchzen der Fröhlichen ist aus und die Freude der Harfen hat ein Ende.

Feiert: Das ist, man wird nicht mehr in die Weinberge hinausgehen mit Jauchzen, Singen und Seitenspielen. (Es kann aber Gott eine ehrliche Freude und Fröhlichkeit zur Zeit der Ernte und Weinlese ganz wohl leiden, wen man Gottes Guttaten mit dankbarem Herzen erkennt, sofern keine Unfläterei und lotterbübische Possen mit unterlaufen.)

9. Man singt nicht beim Weintrinken; und gut Getränk ist bitter denen, so es trinken.

Singt nicht: Sie trinken den Wein nicht mit Lust, dass sie davon fröhlich würden und zu singen anfingen. (Denn der Wein ist zur ehrlichen Freude von Gott erschaffen, aber die Juden sind solcher Freude beraubt, dass sie halb melancholisch, erstarrt und erstaunt, herumziehen und mit keinem Ding erfreut werden, weil ihnen Gott zuwider ist.)

10. Die leere Stadt ist zerbrochen; alle Häuser sind zugeschlossen, dass niemand hineingeht.

Zerbrochen: Sie ist zerstört und liegt in der Asche.

Zugeschlossen: Es wird alles öde und leer sein in der Stadt. Gleichwie zur Zeit, wenn die Pestilenz heftig regiert, da man die leeren Häuser zuschließt, dass keiner aus noch eingehen kann.

11. Man klagt Wein auf den Gassen, dass alle Freude weg ist, alle Wonne des Landes dahin ist.

Klagt Wein: Ist eben das, was später folgt, sie werden sich es beklagen, dass alle Freude hinweg ist. Denn der Wein bedeutet Freude in der Heiligen Schrift, von wegen seiner Wirkung. (Obwohl nun auch das zeitliche Unglück uns die Freude eine Weile benehmen kann, so verschwindet doch alsdann besonders alle Freude und Lust und kommt ein schrecklicher Jammer an die statt, wenn der Friede des Gewissens verloren wird und das Herz ohne Erkenntnis Christi des Heilandes ist.)

12. Eitel Wüstung ist in der Stadt geblieben und die Tore stehen öde.

Tore: Da man sonst pflegte öffentlich Gericht zu halten. (Denn wenn man den Untertanen nicht Recht heranschafft, so lässt Gott endlich die ungerechten Richter entweder von den Feinden umgebracht oder ins Elend weggeführt und die Rathäuser in die Asche legen.)

13. Denn es geht im Lande und im Volk eben, als wenn ein Ölbaum abgepflückt ist, als wenn man nachliest, so die Weinernte aus ist.

Abgepflückt: Das ist, dies Unglück wird das jüdische Volk nicht nur in einem Ort Landes oder im Winkel treffen, sondern es wird das Verwüsten durchdringen durch das ganze Land und alles überall verderben und das ganze jüdische Volk unterdrücken, also dass ihrer ganz wenig überbleiben werden, die aus dem jüdischen Volk sich zu Christo werden bekehren und selig werden. (Soll man deswegen nicht an alle Juden verzagen, aber doch auch behutsam handeln, damit nicht, wenn etliche sich stellen, als ob sie sich bekehren wollten und die Taufe begehren, Gott und der Kirche spotten, wie die Erfahrung öfter bezeugt hat.)

14. Dieselben heben ihre Stimme auf und rühmen und jauchzen vom Meer her über der Herrlichkeit des Herrn.

Dieselben: Welche, nämlich aus den Juden bekehrt sind.

Rühmen: Sie werden den Sohn Gottes Jesum Christus mit heller Stimme loben und preisen.

Meer: Das ist, es werden auch die Heiden Christus erkennen und seine Wohltaten mit Freuden rühmen.

Herrlichkeit: Wenn, nämlich das Evangelium von den Guttaten Christi wird in der ganzen Welt gepredigt werden.

15. So preist nun den Herrn in Gründen, in den Inseln des Meers den Namen des Herrn, des Gottes Israels.

Gründen: Das ist, die Heiden, welche das Licht der Wahrheit zuvor nicht gesehen haben, als die in den tiefen Gründen und Tälern gewohnt, sollen die evangelischen Predigten von Christo hören und ihren Gott und Seligmacher Jesum Christus erkennen und preisen.

16. Wir hören Lobgesänge vom Ende der Erde zu Ehren dem Gerechten. Und ich muss sagen: Wie bin ich aber so mager! Wie bin ich aber so mager! Wehe mir; denn die Verächter verachten, ja die Verächter verachten.

Lobgesang: Die unserem Herrn Christo zu Ehren gesungen werden: Das ist, die Majestät und Herrlichkeit Christi wird in der ganzen Welt gepredigt werden. * (Nach Luther) Der Prophet will so viel sagen: Die Heiden loben Gott mit Haufen und unser Volk ist so dünne und wenig die solches tun.

Gerechten: Denn er nie keine Sünde getan hat, ist auch kein Betrug in seinem Munde erfunden worden: Der auch durch den Glauben gerecht macht, so viel ihrer an ihn glauben {Apg 13}.)

Sagen: Bei mir selbst: Das ist, unterdes weil ich den Heiden über ihrer Wohlfahrt Glück wünsche und mich mit ihnen freue, als der ich ihnen ihre Seligkeit von Herzen gönne, so muss ich doch mich wiederum bekümmern und traurig werden, weil ich aus Offenbarung des Heiligen Geistes sehe, wie der größere Teil der Juden in Unglauben und Undankbarkeit beharrt und verloren wird.

Mager: Denn ich möchte verschmachten, wenn ich sehe, dass mein Volk, die Juden, die Guttaten Christi mit dankbarem Herzen nicht erkennen wollen, welches mir großen Schmerzen bringt. So sagt auch der Apostel Paulus {Röm 9}, dass es ihm Leid sei um die Juden, welche zu Christo sich nicht bekehren wollen, also ganz, dass er auch wünscht, vermaledeit und für sie von Gott verstoßen zu sein, wenn sie nur möchten selig werden.

Verachten: Das ist, die Juden sündigen schwer und halsstarrig wider Gott den Vater und seinen eingeborenen Sohn Christus. (Es beklagt aber der Prophet des jüdischen Volkes Verstockung. Denn welcher fromme Kirchendiener könnte ohne große Schmerzen und Herzeleid sehen, wenn seine Zuhörer in Sünden mutwilligerweise halsstarrig fortfahren und verdammt werden? Also dass diejenigen, welche ihm befohlen sind, dass er ihnen den Weg zum ewigen Leben zeigen soll, sich vor ihrem Verderben nicht wollen warnen noch davon abhalten oder zurückziehen lassen.)

17. Darum kommt über euch, Einwohner des Landes, Schrecken, Grube und Strick.

Darum: Folgt jetzt, wie es den gottlosen Juden und Verächtern des Evangeliums ergehen werde.

Über euch: Das ist, Gott wird euch Juden mit Furcht und Schrecken irremachen, dass ihr nirgends mit ruhigem Gewissen werdet bleiben mögen. Und wenn ihr der einen Gefahr begehren werdet zu entfliehen, so werdet ihr in eine andere geraten.

18. Und ob einer entflöhe vor dem Geschrei des Schreckens, so wird er doch in die Grube fallen; kommt er aus der Grube, so wird er doch im Strick gefangen werden. Denn die Fenster in der Höhe sind aufgetan und die Grundfesten der Erde beben {Jer 48v44 Am 5v19}.

Geschrei: Da man sagen wird, dass die Feinde kommen und er seine Sache auf die Flucht setzen wird, damit er ihm Sicherheit verschaffe.

Gruben: Das ist, er wird in ein anderer unverhofftes Unglück geraten, dass ebenso böses, wo nicht ärger sein wird. (Denn wenn Gott einem feind ist und mit seinem gerechten Urteil ihn verfolgt, da ist kein Platz mehr zu entfliehen. Und gleichwie die Jäger den wilden Tieren also nachstellen, dass, wenn sie der einen Gefahr als irgend den Hunden, vermeinen zu entrinnen, so fallen sie ins Garn: Also nimmt Gott seinen Feinden alle Mittel zu entgehen.)

Aufgetan: Darum sie mit Unglück nicht anders als wie eine Sündflut oder Wolkenbruch werden übereilt werden. Als wenn Gott die Fenster des Himmels auftäte, und schüttete das Unglück mit Haufen, wie einen großen Platzregen über sie herab, sie unter zudrücken.

Beben: Sie werden nicht anders meinen, denn dass die Erde unter ihnen zittere und voneinander reißen werde, sie zu verschlingen. (Also können die gottlosen Leute nicht ruhig sein, sondern es bedünkt sie, als ob die ganze Welt und alle Elemente ihnen zuwider wären.)

19. Es wird dem Lande übel gehen und nichts gelingen und wird zerfallen.

20. Das Land wird taumeln wie ein Trunkener und weggeführt wie eine Hütte; denn seine Missetat drückt es, dass es fallen muss, und kann nicht stehenbleiben.

Taumeln: Es wird alles schwanken und wird der Juden Regiment nicht mehr bestehen können, sondern hin und wieder bewegt werden, wie ein Trunkener von einer Seite zur anderen taumelt, bis er über den Haufen fällt und in den Kot niedersitzt.

Hütte: Das ist, ihr Regiment wird dahin fallen, nicht anders, als wenn einer ein geringes Hüttlein, welches ein Hirte nur auf eine Nacht, sich darin zu behelfen, aufgerichtet, umstieße und zu Boden würfe.

Drückt es: Nämlich das jüdische Land wird von wegen der gräulichen und abscheulichen Sünden, so darin getrieben werden, unterdrückt und ins Verderben gestürzt werden: unter welchen Sünden die größte und vornehmste gewesen, dass sie den Sohn Gottes Jesum Christus gekreuzigt und seine Apostel, welche sie zur Buße ermahne, aufs gräulichste verfolgt haben.

Nicht stehen: Es wird das jüdische Regiment nimmer wieder aufgekommen. (Denn von der Zeit an, da Jerusalem unter dem Kaiser Tito Vespasiano zerstört wurde, haben die Juden kein ordentlich gefasstes Regiment mehr, weder im jüdischen Land noch anderswo. Darum welche begehren, dass ihre Herrschaften, ja auch ihre Haushaltungen beständig bleiben, die sollen Christo ihrem Heiland mit Ernst und in der Furcht Gottes dienen und das Bekenntnis ihres Glaubens mit ihrem unsträflichen Leben zieren.)

21. Zu der Zeit wird der Herr heimsuchen die hohe Ritterschaft, so in der Höhe sind und die Könige der Erde, so auf Erden sind,

Höhe sind: Das ist, (Der Herr wird durch die Predigt des Evangeliums die hohe Weisheit dieser Welt zunichtemachen, welche da streitet und sich erhebt wider die Erkenntnis Gottes und wird sie gefangen nehmen unter dem Gehorsam Christi {2Kor 10}. Und da irgend Tyrannen mit äußerlicher Gewalt und Grausamkeit dem Evangelium Christi sich werden widersetzen, die werden einmal von ihren Herrschaften von Gott verstoßen werden und mit dem Leben büßen müssen, wie dem Nero und vielen anderen mehr geschehen.)

22. dass sie versammelt werden in ein Bündlein zur Grube und verschlossen werden im Kerker und nach langer Zeit wieder heimgesucht werden.

Zur Grube: Das ist, alle Feinde Christi werden sterben und unter der Erde verscharrt werden. Als wenn einer ein Bündlein Holz zusammenfasst und in eine Gruben wirft, werden ihre Leiber darin in der Erde, ihre Seelen aber in der Hölle als in einem Kerker aufgehalten werden bis an den Jüngsten Tag.

Wieder heimgesucht: Das ist, sie sollen von den Toten wieder erweckt und vor dem Richterstuhl Christi gestellt werden, dass sie das Urteil der ewigen Verdammnis anhören. (Denn der Tod ist der Gottlosen Kerker, darin sie aufbehalten werden, bis sie zugleich mit Leib und Seele der ewigen Pein übergeben werden.)

23. Und der Mond wird sich schämen und die Sonne mit Schanden bestehen, wenn der Herr Zebaoth König sein wird auf dem Berge Zion und zu Jerusalem und vor seinen Ältesten in der Herrlichkeit.

Herr Zebaoth: Nämlich unser Herr und Gott Jesus Christus, welcher da ist ein Herr der Heerscharen.

König sein: Wenn er völlig regieren und als unser König in höchster Majestät sitzen wird.

Zu Jerusalem: In derselben himmlischen Stadt, das ist, im Himmel, der durch den Berg Zion und durch die Stadt Jerusalem vorgebildet wird.

Ältesten: Das ist, Aposteln, die des Richters Christi Beisitzer sein werden {Lk 22}.

Herrlichkeit: Denn sie werden die Majestät und Herrlichkeit Christi sehen {Joh 17}. (Es wird aber Christus alsdann vollkommen regieren, wenn alle seine Feinde unter seine Füße gelegt sind {Ps 110}. Und werden sich zugleich mit ihm freuen und frohlocken in unaussprechlicher Herrlichkeit, wie viel ihr wahrhaftig an ihn glaubt {1Petr 1}. Deswegen sollen wir aus gewisser Zuversicht dieser himmlischen und ewigen Herrlichkeit und Freuden, alle Trübseligkeiten dieses Lebens standhaft erdulden und die vergänglichen Güter nicht mehr oder höher achten, als die ewigen.)


Das 25. Kapitel

  • Der Prophet rühmt den Messias, von wegen der Erhaltung und Ausbreitung seines Königreichs. v. 1.
  • Und beschreibt die Glückseligkeit des zukünftigen Lebens. v. 6.
  • Weissagt auch von der Gottlosen ewigen Pein. v. 10.

1. Herr, du bist mein Gott; dich preise ich. Ich lobe deinen Namen, denn du tust Wunder. Deine Vornehmen von alters her sind treu und wahrhaftig.

Herr: Der Prophet hatte im vorigen Kapitel geweissagt von dem Reiche Christi, darum erzählt er ihm jetzt zu Ehren einen Lobgesang und rühmt ihn, dass er sein Reich wunderbar erhalte und die Verfolger umbringe: Dass er auch denen, die an ihn glauben, einmal die ewige Seligkeit geben wolle, den Feinden aber die ewige Pein.

Mein Gott: Als der gleich ewige Sohn des Vaters, ein wahrer Gott, auf den ich all meine Hoffnung habe.

Lobe: Denn der Sohn Gottes ist wert, dass man sein Lob von wegen seiner großen Guttaten, die er uns erzeigt, rühme und singe.

Von alters: Du Sohn Gottes hast ganz alte Ratschläge und Dekrete, wie du deine Kirche regieren und erhalten wollest und was du vornimmst zu tun, das tust du gegen deine Kirche aus bester und treuherziger Meinung und was du verheißt, das ist gewiss, dass man sicher sich darauf verlassen darf.

2. Denn du machst die Stadt zum Steinhaufen, die feste Stadt, dass sie auf einem Haufen liegt, der Fremden Palast, dass nicht mehr eine Stadt sei und nie mehr gebaut werde.

Steinhaufen: Dass sie allerdings zerstört ist und man nichts mehr als zerfallene Gebäude und Mauern darin sieht.

Fremden: Das ist, der Ungläubigen, die nicht Gottes Volk sind, derselben stattliche Häuser zerstörst du. (Es weissagt aber der Prophet hier insbesondere von dem Untergange der Stadt Babel und will so viel sagen: Jesus Christus kehrt um und zerstört die mächtigsten Städte, Monarchien und Königreiche, welche sein Volk verfolgen und macht sie also zunichte, dass sie nie zu ihrem vorigen Tun und Ansehen kommen können, dessen zum Beispiel sind, die Stadt Babel und Rom, unter denen diese mit dem Blut der Märtyrer Christi trunken gemacht und später zu etlichen Malen zerstört wurden. Jene aber hat das israelitische Volk verfolgt, bis sie endlich darüber zugrunde gegangen. Sollen wir deswegen die Verfolgungen geduldig leiden, weil Gott der unbußfertigen Verfolger Grausamkeit schrecklich straft.)

3. Darum ehrt dich ein mächtiges Volk, die Städte gewaltiger Heiden fürchten dich.

Mächtiges Volk: Das ist, die mächtigsten Könige und Völker werden endlich die Gewalt und Majestät Christi erkennen und die rechte Religion annehmen, ihm, dem Herrn Christo, auch von Herzen dienen. Wie an dem Beispiel des gewaltigen Monarchen Cores oder Cyri, Königs in Persien und des römischen Kaisers Constantin des Großen mit dem Zunamen, zu sehen, die zum wahren Gott bekehrt wurden und die reine Religion zur Ehre und Lobe Gottes, mit höchsten Fleiß in ihren Landen fortgepflanzt haben. (Denn die Kirche nimmt nach der erlittenen Verfolgung nur desto mehr zu.)

4. Denn du bist der Geringen Stärke, der Armen Stärke in Trübsal, eine Zuflucht vor dem Unwetter, ein Schatten vor der Hitze, wenn die Tyrannen wüten, wie ein Unwetter wider eine Wand.

Stärke: Der du den elenden und betrübten Menschen mächtigen Beistand tust.

Armen: Ist einerlei Meinung mit dem vorigen.

Hitze: Der du diejenigen, welche zu dir fliehen, vor der Hitze der Trübsal schützt, so von den Verfolgern entsteht.

Wüten: Das ist, du bist der Armen Trost und Zuflucht, wenn die Tyrannen mit einer unsinnigen Wüterei wider die Kirche toben und sie anfallen, nicht anders, als wenn ein heftiger Sturmwind wider eine Mauer fährt, dass man meinte, er werde sie ganz umstoßen, kann aber doch nichts dagegen ausrichten. (Darum, wenn die Tyrannen Wüterei treiben, so sollen wir zum Herrn fliehen und gute Hoffnung haben. Denn ob sie wohl sich sehr hässlich und grässlich stellen, so werden sie doch die Kirche nicht umstoßen oder vertilgen.)

5. Du demütigst der Fremden Ungestüm wie die Hitze in einem dürren Ort, dass die Hitze die Rebe der Tyrannen verderbe und die Wolke dennoch Schatten gebe.

Ungestüm: Das ist, der ungläubigen Völker Übermut und Bosheit machst du zuschanden.

Dürren Ort: Da die Kräuter von solcher Hitze verwelken und endlich ganz verdorren.

Verderbe: Das ist, du Herr wirst endlich eine Hitze, nämlich großes und schweres Unglück über die Verfolger der Kirche kommen lassen, dass sie verderben und zunichtewerden, wie die Reben oder Kräuter von zu großer Sonnenhitze verdorren.

Schatten gebe: Nämlich über die anderen Kräuter oder Reben, dass sie nicht zugleich mit den vorigen verderben. (Denn Christus erhält seine Kirche, wenn ein allgemeines Unglück über ein Land geht, als wenn etliche Kräuter, die mit einem Schatten von einer Wolke bedeckt werden, frisch und grün bleiben. Ein Beispiel hat man an den Juden, welche, da sie Christus und seine Apostel und Christen gräulich verfolgt hatten, sind sie später mit ihrer Stadt Jerusalem zugrunde gegangen, die Christen aber unterdes erhalten worden, welche Gott der Herr aus demselben Volk, dass er zum Verderben verurteilt, in ein Städtlein Pellam verschafft, wie die Kirchenhistorie bezeugt.)

6. Und der Herr Zebaoth wird allen Völkern auf diesem Berge ein fettes Mahl machen, ein Mahl von reinem Wein, von Fett, von Mark, von Wein, darin keine Hefe ist {Mt 8v11 22v1 Lk 13v29 14v16 Apg 19v7}.

Und: Die Propheten haben oft den Brauch, dass sie den Anfang des Reiches Christi in dieser Welt mit desselben völliger Besitzung, welches im anderen Leben sein wird, zusammenfassen. Also tut ihm auch der Prophet Jesaja hier, dass er von der leiblichen Erlösung der Kirche schreitet zur Beschreibung der ewigen und himmlischen Glückseligkeit des anderen Lebens.

Berge: Nämlich in der Stadt Jerusalem, darin der Berg Zion ist.

Fettes Mahl: Ein herrliches, köstliches, liebliches und anmutiges Wohlleben, von dem allerbesten Wein und stattlichsten Essen und Trachten zubereitet. Das ist, (Gott wird seiner Kirche, die aus allen Völkern versammelt ist, in dem oberen Jerusalem, nämlich im himmlischen Vaterland, die allergrößte und ewige Freude und Wollust zurüsten. Denn also vergleicht auch Christus die himmlische Freude einer Mahlzeit, da er spricht {Lk 22}. Ihr werdet essen und trinken mit mir an meinem Tisch und in meinem Reich.)

7. Und er wird auf diesem Berge die Hüllen wegtun, damit alle Völker verhüllt sind und die Decke, damit alle Heiden zugedeckt sind.

Hüllen: Das ist, Gott wird die Toten auferwecken und die Tücher oder Sterbekittel von ihnen hinwegtun, damit man sie, gemeinem Brauch nach, da sie gestorben, eingewickelt hatte. (Denn gleichwie niemand dem Tode entgeht (ausgenommen die, welche der Jüngsten Tag lebendig ergreifen und verwandeln wird, welche Verwandlung ihnen wird anstatt des Todes sein) Also werden auch alle Toten gewisslich wieder aufstehen.) * (Nach Luther) Wie die Toten verhüllt werden. Das ist, er wird die Toten lebendig machen.

8. Denn er wird den Tod verschlingen ewig. Und der Herr wird die Tränen von allen Angesichtern abwischen und wird aufheben die Schmach seines Volkes in allen Landen; denn der Herr hat es gesagt {Apg 7v17 21v4}.

ewig: Der Apostel Paulus, da er diesem Spruch anzieht, {1Kor 15} dolmetscht ihn also: der Tod ist verschlungen in den Sieg. Denn er es bei dem gemeinen verdolmetschten Text so damals gebräuchlich, bleiben lässt und ist mit dem vergnügt gewesen, dass er die Meinung getroffen. Will aber so viel sagen, (Christus wird den Tod so zunichtemachen, dass die Gläubigen nicht allein nicht mehr sterben werden, sondern dass sie auch von dem Anhang des Todes, nämlich von der ewigen Hölle Pein sollen befreit bleiben. Darum spricht Christus, im Propheten (Hosea, am 13). Ich will sie erlösen aus der Hölle und vom Tode erretten. Tod, ich will dir ein Gift sein, Hölle ich will dir eine Pestilenz sein.) (Nach Luther) Paulus {1Kor 15v54} Dolmetscht hier also: der Tod ist verschlungen in den Sieg, das ist, der Tod liegt darnieder und hat nun keine Macht mehr, sondern das Leben liegt oben und spricht: hier gewonnen, wo bist du nun Tod?

Angesichtern: Seiner Auserwählten. Das ist, Christus der Herr wird denen, die an ihn glauben, vor der Trübsal dieser Welt geben die ewige Freude und anstatt der Schmach und Schande dieses Lebens die himmlische Herrlichkeit bescheren. (Wer wollte denn nicht die Trübsal dieser Welt geduldig leiden? Denn alles Leiden dieser Zeit ist nicht wert der Herrlichkeit, die an uns soll offenbart werden {Röm 8}.)

Gesagt: Der nicht liegen kann {Tit 1}. Darum wird es gewisslich geschehen und soll man keineswegs daran zweifeln.

9. Zu der Zeit wird man sagen: Siehe, das ist unser Gott, auf den wir harren und er wird uns helfen; das ist der Herr, auf den wir harren, dass wir uns freuen und fröhlich sind in seinem Heiligen

Sagen: Das ist, die Auserwählten werden in der ewigen Herrlichkeit bekennen, dass Jesus von Nazareth derselbe ewige Gott sei, an den sie geglaubt haben und in den sie gehofft, der auch mit seinem Tode sie von der ewigen Verdammnis erlöst und endlich aus allem Übel errettet hat. Darum werden sie in immerwährender Freude jubilieren und frohlocken über der ewigen Seligkeit, die ihnen durch seine Guttat widerfahren ist.

10. Denn die Hand des Herrn ruht auf diesem Berge. Moab aber wird unter ihm zerdroschen werden, wie Stroh zerdroschen wird und wie Kot.

Ruht: Das ist, Gott wird mit seiner gewaltigen Hand seine Kirche schützen und erhalten, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentümer noch Gewalt, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch keine andere Kreatur sie scheiden möge von der Liebe Gottes, die in Christo Jesu ist, unserem Herrn {Röm 8}.

Moab: Jetzt weissagt der Prophet auch von der Gottlosen ewigem Untergang und Pein, aber mit verdeckten Worten.

Wie Kot: Das sie sind wie die Spreu, so zu nichts nütze sind und in den Mist weggeworfen werden. (Denn Christus wird die Feinde unter seine Füße legen {Ps 110} und sie in gräuliche Pein und Qual stürzen, nämlich in die äußerste Finsternis, da nichts denn Heulen und Zähneklappern sein wird {Lk 13}.)

11. Und er wird seine Hände ausbreiten mitten unter sie, wie sie ein Schwimmer ausbreitet zu schwimmen; und wird ihre Pracht erniedrigen mit den Armen seiner Hände

Ausbreiten: Er wird auf allen Seiten um sich greifen und seine Feinde erhaschen, dass ihm keiner entrinne.

Unter sie: Nämlich unter die Moabiter, das ist, mitten unter seine Feinde.

Ihre Pracht: Das ist, er wird den Übermut der Feinde seiner Kirche stürzen. (Denn dieser Welt Pracht und Gewalt, wird unter dem Überwinder Christo zu Boden fallen und immer im Staube liegen. Sind deswegen die doppelten Narren, welche auf den vergänglichen Wollüsten, Reichtümern und Pracht dieser Welt all ihr Glück und Wohlfahrt stellen, da doch solches alles vergehen wird.)

12. und die hohe Festung eurer Mauern beugen, niedrigen und in den Staub zu Boden werfen.


Das 26. Kapitel

  • Ist ein Lobgesang, in dem von dem Vertrauen der Gläubigen auf Gott und von ihrer Beschützung in Widerwärtigkeit gehandelt wird.

1. Zu der Zeit wird man ein solches Lied singen im Lande Juda: Wir haben eine feste Stadt, Mauer und Wehre sind Heil.

Zu: Der Prophet wendet sich wiederum von der Kirche, die im anderen Leben triumphiert, zu der Kirche, die noch auf dieser Welt im Streit ist, unter mancherlei Trübsal und Verfolgungen und tröstet sie mit einem herrlichen Lobgesang, den er ohne Zweifel öffentlich zu singen, den Rechtgläubigen vorgelegt und heißt sie eine gute Hoffnung haben, denn Christus sei ein getreuer Beschützer seiner Kirche.

Singen: Das ist, die Kirche Gottes wird ihren Herrn und Gott zu Ehren und zu ihrer selbst Erbauung und Trost einen solchen Psalm singen.

Juda: Denn das Königreich Juda hatte unter dem Könige Hiskia die rechte Religion.

Heil: Das ist, Christus, welcher unser Heiland und Seligmacher ist, der ist unsere Mauer und Vorwehr, das ist, ein Beschützer und Handhaber seiner Kirche. * (Nach Luther) Das ist, welche wegen der göttliche Beschirmung fest und unüberwindlich ist {Ps 46v2 v6 Ps 87v1 Mt 16v18}.

2. Tut die Tore auf, dass hereingehe das gerechte Volk, das den Glauben bewahrt.

Tor auf: Das ist, durch die Predigt des Evangeliums werden die Tore der Kirche geöffnet, dass Bürger darin werden können, wie viele ihrer aus Juden und Heiden an Christus glauben und durch den Glauben an ihn gerecht werden. Und werden solche Bürger dem Herrn Christo treu und hold sein, also dass sie viel eher gräuliche Marter und den bitteren Tod zu leiden bereit sein werden, als dass sie Christus verleugnen sollten.

3. Du erhältst stets Frieden nach gewisser Zusage; denn man verlässt sich auf dich.

Zusage: Also dass die Auserwählten niemand aus der Hand Gottes reißen kann {Joh 10}.

Verlässt: Das ist, du Gott Christo wirst erhalten, die auf dich trauen, dass, ob sie wohl auswendig in der Welt Trübsal und Verfolgungen leiden, dennoch im Herzen auf deine Gnade und lieblichste wahrhafte Verheißungen sich zufriedengeben.

4. Darum verlasst euch auf den Herrn ewig; denn Gott der Herr ist ein Fels ewig.

Fels: Das ist, Gott der Vater ist um des Herrn Jesu Christi willen eine immerwährende beständige Zuflucht der Kirche. (Denn um Christi willen werden wir von Gott dem himmlischen Vater geliebt und erhalten {Eph 1}.

5. Und er beugt die, so in der Höhe wohnen; die hohe Stadt erniedrigt er, ja, er stößt sie zu der Erde, dass sie im Staube liegt,

Wohnen: Das ist, die mächtigen Tyrannen und Feinde der Kirche, wird er von ihrem Stuhl stürzen.

Erniedrigt: Das ist, auch die mächtigsten Königreiche, welche für unüberwindlich gehalten werden, wird der Herr umkehren, darum dass sie mit seiner Kirche gräulich und unbarmherzig umgegangen sind.

6. dass sie mit Füßen zertreten wird, ja mit Füßen der Armen, mit Fersen der Geringen.

Sie: Nämlich die Stadt, das ist, die Macht der Gottlosen.

Armen: Welche auf sie treten und sie zutreten werden. (Es haben aber die Armen und Geringen damals die allermächtigsten Königreiche mit Füßen getreten, da die Apostel und ihre gottseligen Nachkommen, so freilich vor der Welt arme, geringe und verachtete Leute gewesen, wider der Könige und Fürsten Willen das Evangelium in der ganzen Welt ausgebreitet und von der Gottlosen Monarchen Untertanen, dem Herrn Christo, eine Kirche gesammelt haben.)

7. Aber des Gerechten Weg ist schlecht; den Steig des Gerechten machst du richtig.

Richtig: Das ist, du Christo bringst durch dein Wort zuwege, dass diejenigen, so an dich glauben, und durch den Glauben sind gerechtfertigt worden, den wahren und richtigen Weg haben, in den Himmel zu kommen. Ja sie lernen auch aus deinem Wort, wie sie wandeln sollen, auf dass sie ein gutes Gewissen behalten, und gibst zu ihrem gottseligen Vorhaben glücklichen Fortgang.

8. Denn wir warten auf dich, Herr, im Wege deines Rechten; des Herzens Lust steht zu deinem Namen und deinem Gedächtnis.

Warten: Wir hoffen auf deine unermessliche Güte und haben ein gutes Vertrauen zu deiner Barmherzigkeit, wie wir durch das Evangelium unterwiesen wurden, und sind dessen gewiss, dass du uns zum ewigen Leben führen wirst. * (Nach Luther) Zu deinem Wort, in welchem du deines Namens Gedächtnis gestiftet hast.

Namen: Das ist, dein Evangelium, darin dein Name gepriesen und deine Guttaten gegen dem menschlichen Geschlecht erzählt werden, hören wir und nehmen es an mit großem Verlangen unserer Seelen.

9. Von Herzen begehre ich dein des Nachts, dazu mit meinem Geiste in mir, wache ich frühe zu dir. Denn wo dein Recht im Lande geht, so lernen die Einwohner des Erdbodens Gerechtigkeit.

Des Nachts: Ich habe weder Tag noch Nacht Ruhe dafür, damit ich dich, o Christo, aus den evangelischen Verheißungen, je mehr und mehr erkennen möge und wünschen möchte, dass ich so glückselig wäre, damit ich dich, den Sohn Gottes, wenn du menschliche Natur an dich genommen, auf dieser Welt sehen könnte. (Je größer Verlangen aber die Propheten und gottselige Könige im Alten Testament hatten, die Gnadenzeit des erschienen Christi zu sehen {Lk 10}, je gräulicher und abscheulicher ist die Undankbarkeit derjenigen, welche den erschienenen Christus mit großem Verlangen und gottseligem Eifer nicht annehmen.)

Geht: Das ist, wenn dein Wort durch das Amt des Evangeliums gelehrt wird, so lernen die Leute die rechte Weise, wie sie vor Gott können gerecht werden und wie sie ihr Leben anrichten sollen, dass es Gott gefalle. Denn der Prophet braucht das Wort Recht, nach hebräischer Art, für eine Lehre.

10. Aber wenn den Gottlosen gleich Gnade angeboten wird, so lernen sie doch nicht Gerechtigkeit, sondern tun nur übel im richtigen Lande; denn sie sehen des Herrn Herrlichkeit nicht.

Doch nicht: Das ist, obwohl den verstockten Juden die Gnade Gottes im Evangelium Christi angeboten wird, so werden sie doch das Evangelium mit Glauben nicht annehmen, damit sie vor Gott gerechtfertigt würden und aus solchem Glauben ein Leben führten, wie sich es nach dem Evangelium Christi gebührte. Und ob sie wohl einen richtigen Weg zum Leben hätten, da sie darauf gehen wollten, so werden sie doch in ihrem Unglauben und gottlosen Wesen fortfahren. Denn wenn sie gleich die Wunderwerke Christi und der Apostel sehen werden, so werden sie doch die göttliche Majestät und Allmacht des Messias nicht daraus spüren, dass sie zum wenigsten durch die Zeichen und wunderbare Fortpflanzung des Reiches Christi sich bewegen ließen und zu Christo bekehrt würden.

11. Herr, deine Hand ist erhöht, das sehen sie nicht; wenn sie es aber sehen werden, so werden sie zuschanden werden im Eifer über die Heiden; dazu wirst du sie mit Feuer, damit du deine Feinde verzehrest, verzehren.

Sie nicht: Das ist, obwohl Gott der Herr in Christo und in Beförderung des Evangeliums seine wunderbare Macht erklärt hat, so werden es dennoch die Juden nicht merken, sondern mit Blindheit des Herzens solche Majestät Gottes verachten, werden aber sehen, dass die Heiden mit großem Eifer sich zu der Kirche Christi versammeln und darüber ärgerlich. Aber sie werden endlich im ewigen höllischen Feuer brennen.

12. Aber uns, Herr, wirst du Frieden schaffen; denn alles, was wir ausrichten, das hast du uns gegeben.

Friede: Du wirst uns in diesem Leben zwar durch das Evangelium ein ruhiges Gewissen geben. Im anderen Leben aber die ewige Seligkeit und das aus deiner unaussprechlichen Gnade und Barmherzigkeit. Denn da wir etwas rechtes und löbliches getan und ausgerichtet haben, das hast du gewirkt und haben wir dir es zu danken, aber nicht uns. Denn du gibst es, dass wir das Gute wollen und das Gute vollbringen: Du gibst zu unserem Vorhaben glücklichen Fortgang und krönst danach deine Gaben in uns.

13. Herr, unser Gott, es herrschen wohl andere Herren über uns denn du; aber wir denken doch allein dein und deines Namens.

Über uns: Welche uns dazu ganz hart sind. (Denn die Kirche ist zwar bisweilen grausamen Tyrannen unterworfen, welche ganz hart und unbarmherzig mit ihr umgehen. Aber sie wirft darum die Bekenntnisse des Evangeliums von Christo nicht von sich, sondern tröstet sich vielmehr unter ihrer viel und mancherlei Trübsal durch die Betrachtung und zu Gemütsführung der Guttaten Christi.)

14. Die Toten bleiben nicht leben, die Verstorbenen stehen nicht auf; denn du hast sie heimgesucht und vertilgt und zunichtegemacht all ihr Gedächtnis.

Toten: Das ist, wenn die Tyrannen und Unmenschen, welche deine Kirche verfolgen, einmal gestorben sind, (sie müssen aber alle sterben) so werden sie nicht wieder aufstehen zum ewigen und seligen Leben, sondern obwohl sie am Jüngsten Tage wiederum erweckt werden, so werden sie doch in die ewige Pein gehen müssen und des ewigen Todes sterben. (Es ist aber die ewige Strafe und Verdammnis ein Tod und kein Leben, darum obwohl die gottlosen Leben werden, so werden sie doch immer und alle Augenblick sterben.)

Vertilgt: (Denn Gott sucht der Tyrannen Bosheit zu seiner Zeit heim und vertilgt nicht allein sie von der Erde, sondern rottet auch ihr Gedächtnis aus, dass sie entweder gar keinen oder doch schändlichen Namen hinter sich lassen.)

15. Aber du, Herr, fährst fort unter den Heiden, du fährst immer fort unter den Heiden, beweist deine Herrlichkeit und kommst ferne bis an der Welt Ende.

Fährst immer fort: Du Jesu Christo, vermehrst immerdar die Zahl deiner Gläubigen, welche aus den Heiden sich zu dir bekehren, darum wird dein Name weit und breit gerühmt und dein Reich erstreckt sich bis zu dem äußersten Ende der Erde. (Denn es toben und wüten gleich die Tyrannen wider das Evangelium oder sitzen still, so breitet nichtsdestoweniger Gott die Grenzen seines Reiches immer weiter aus.)

16. Herr, wenn Trübsal da ist, so sucht man dich; wenn du sie züchtigst, so rufen sie ängstlich.

Herr: Damit nicht jemand aus dem vorigen sich die Gedanken schöpfen möchte, das Reich Christi wäre ein zeitliches Reich, voller zeitlicher Wollüsten und Reichtum, so tut der Prophet diese Erinnerung hinzu.

So sucht: Das ist, du belegst deine Kirche mit dem Kreuz und zeitlichen Trübsalen, welches deinen Gläubigen sehr viel nutzt, denn dadurch wird ihnen die Schlafsucht und fleischliche Sicherheit vertrieben, dass sie dich mit einem inbrünstigen Gebet anrufen und dein Wort desto fleißiger betrachten, wenn du sie züchtigst.

17. Gleichwie eine Schwangere, wenn sie schier gebären soll, so ist ihr Angst, schreit in ihren Schmerzen: So geht es uns auch, Herr, vor deinem Angesicht {Joh 16v21}.

Uns auch: Es ist mit unseren Sachen vor dir beschaffen, gleichwie mit einem Weibe, die gebären soll.

18. Da sind wir auch schwanger und ist uns bange, dass wir kaum Odem holen; noch können wir dem Lande nicht helfen und die Einwohner auf dem Erdboden wollen nicht fallen.

Bange: Wir sind sehr geängstigt und bekümmert unter den Verfolgungen und Trübsalen, nicht anders als einer Weibsperson in der Geburt und können doch unseren Sachen nicht helfen. Denn die gottlosen Einwohner der Erde, welche uns alles Leid antun, leben und sind mächtig. Aber der Handel steht noch wohl. Denn weil unsere Schmerzen, wie die Schmerzen in der Geburt sind, welche bald später in Freude verändert werden. So wird auch unsere Traurigkeit sich in Freude verkehren, wie Christus bezeugt {Joh 16}, da er von den Verfolgungen und Trübsalen der Kirche redet und eben die selbigen Gleichnisse braucht. (Denn was können die Tyrannen weiter, als den Leib töten, wenn sie auch gleich vor rasender Unsinnigkeit darüber bersten sollten {Mt 10}. Aber Gott wird uns einmal eins wieder auferwecken zum himmlischen und seligen Leben.)

19. Aber deine Toten werden leben und mit dem Leichnam auferstehen. Wacht auf und rühmt, die ihr liegt unter der Erde; denn dein Tau ist ein Tau des grünen Feldes. Aber das Land der Toten wirst du stürzen.

Leben: Meine liebe Kirche, du hast die nicht verloren, welche in Christo selig entschlafen sind, sondern sie nur voran geschickt und werden zur ewigen Herrlichkeit wieder auferstehen. (Denn wer sein Leben um Christi und des Evangeliums willen verliert, der wird es finden {Mt 10}.

Wacht auf: Nämlich von dem Schlaf des zeitlichen Todes, ihr meine Bekenner und Märtyrer, spricht Christus.

Erde: Welcher Leiber in die Erde begraben und zu Staub und Asche geworden sind.

Feldes: Das ist, gleichwie die Wiesen, wenn sie mit dem Tau des Himmels erfrischt werden, grünen und das Gras oder Kraut hervorbringen: also werden auch der Verstorbenen Leiber durch eine himmlische Kraft wieder erstattet werden, dass sie werden auferstehen und dem verklärten Leibe Christi ähnlich sein {Phil 3}. (Wird deswegen die Auferstehung der Toten jährlich auf den Wiesen und in den Gärten, wenn sie wiederum anfangen zu grünen, vor die Augen gemalt.

Stürzen: Das ist, der Tyrannen Reiche und Herrschaften wirst du alsdann alle miteinander zugrunde richten und vernichten. (Denn Christus wird mit seiner herrlichen Zukunft alle anderen Königreiche zermalmen {Dan 2}.

20. Gehe hin, mein Volk, in deine Kammer und schließ die Tür nach dir zu; verbirg dich einen kleinen Augenblick, bis der Zorn vorübergehe.

Gehe: Nämlich unterdes bis zu der Zukunft des Herrn.

Augenblick: Das ist, die Gottseligen werden unterdes in den Gräbern als in ihren Schlafkammern ruhen, (denn also nennt der Prophet Jesaja der gottseligen Gräber auch (Kapitel 56). Und wird solcher Verzug den Auserwählten kaum ein Augenblick dünken, da unterdes die Erde und die Gottlosen mit Feuer werden verbrannt werden {2Petr 3}.

21. Denn siehe, der Herr wird ausgehen von seinem Ort, heimzusuchen die Bosheit der Einwohner des Landes über sie, dass das Land wird offenbaren ihr Blut und nicht weiter verhehlen, die darin erwürgt sind {Mi 1v3}.

Ort: Jesus Christus wird in sichtbarer Gestalt vom Himmel kommen, mit großer Majestät und Herrlichkeit.

Heimzusuchen: Das ist: Er wird kommen, dass er sich an den Gottlosen mit allem Ernst räche und ihnen ihre gebührliche Strafe widerfahren lasse.

Blut: Welches unschuldig und mit Unrecht vergossen wurde.

Verhehlen: Die unrechten Mörder und Totschläger werden nicht verborgen und ungerächt bleiben. (Denn Gott der Herr wird an jenem Tage seiner herrlichen Zukunft, alle Laster und Übeltaten der Gottlosen und Unbußfertigen (besonders aber die Totschläger, welche man an Menschen begangen) öffentlich hervorziehen vor das Gericht und die Gottlosen und Tyrannen zur ewigen Pein verurteilen. Darum so lasst uns Buße tun und uns mit Gott versöhnen, weil wir noch in diesem Leben sind, auf dass wir nicht einmal Christus, als einen gestrengen Richter, sondern als einen gnädigen Heiland und Seligmacher anschauen mögen.)


Das 27. Kapitel

  • Es wird geweissagt, dass der Satan soll gerichtet werden. v. 1.
  • Die Kirche aber geheiligt und erhalten. v. 2.
  • Jerusalem verwüstet und die undankbaren Juden verstoßen. v. 10.
  • Und die Kirche aus den gläubigen Juden und Heiden bestehen. v. 12.

1. Zu der Zeit wird der Herr heimsuchen mit seinem harten, großen und starken Schwert beide den Leviathan, der eine schlechte Schlange und den Leviathan, der eine krumme Schlange ist und wird die Drachen im Meer erwürgen.

Zu: Der Prophet tröstet abermals die Kirche, dass sie Gott unter des Teufels und der Tyrannen Wüten und Toben erhalten wolle.

Heimsuchen: Das ist, Gott selbst wird wider den Teufel streiten, welcher sehr mächtig ist und seine Herrschaft wie ein großer Walfisch oder Meerdrache weiterstreckt und zuzeiten mit öffentlichem Gewalt fährt, bisweilen auch mit krummen Gängen und unglaublicher Hinterlist, die Kirche in unzählige Unglücke zu verwickeln pflegt. An dem selbigen wird Gott der Herr schreckliche Strafen üben. (Welches geschehen ist, da Jesus Christus, der Jungfrau Maria Sohn, der Same des Weibes, mit seinem Tode der Schlangen den Kopf zertreten und durch den Tod zerstört hat den, der des Todes Gewalt hatte, nämlich den Teufel, auf dass er erlöste die, so durch Furcht des Todes im ganzen Leben Knechte sein mussten {Hebr 2}. Dieser Sieg wird gänzlich vollzogen werden, wenn Gott den Teufel am Jüngsten Tage zugleich mit den Gottlosen in die ewige Pein des höllischen Feuers verstoßen wird. Unterdes aber schützt Christus auch seine Kirche wider die Tyrannen, dass sie nicht vertilgt werden. Denn die Tyrannen sind des Teufels Werkzeuge. Der Satan aber wird durch die großen Meerwunder vorgebildet, welche auch im Hiob Leviathan genannt werden, Kapitel 40.)

2. Zu der Zeit wird man singen von dem Weinberge des besten Weins:

3. Ich der Herr, behüte ihn und feuchte ihn bald, dass man seiner Blätter nicht vermisse; ich will ihn Tag und Nacht behüten.

Der Herr: Der ich der Weingärtner und Hüter meiner Kirche bin.

Behüte ihn: Dass er nicht vom Teufel oder von den Tyrannen, als des Teufels Dienern verwüstet werde. Denn der Weinberg bedeutet die Kirche, wie oben Kapitel 5 auch gemeldet wurde.

Feuchte: Das ist, ich erfrische und erquicke meine Kirche mit dem Trost des Heiligen Geistes, dass sie nicht durch die Hitze der Versuchungen und Trübsal vergehe.

Behüten: Ich will (spricht der Sohn Gottes) meine Kirche schützen und regieren, es umgebe sie gleich die Nacht, die Trübsal oder es leuchte ihnen der Tag eines glücklichen Zustandes. (Denn Christus ist bei seiner Kirche und bei allen derselben Glieder bis an der Welt Ende {Mt 28}. Vor wem wollten wir uns denn fürchten bei einem solchen getreuen und mächtigen Hüter.)

4. Gott zürnt nicht mit mir. Ach, dass ich möchte mit den Hecken und Dornen kriegen! So wollte ich unter sie reißen und sie auf einen Haufen anstecken {Ps 118v18}.

Zürnt nicht: Das ist, obwohl Gott seine Kirche lässt versucht werden, in Gefahr zu kommen und in Trübsal zu geraten, so tut er doch solches nicht aus Zorn. Denn er nicht begehrt die Reben zu verderben, sondern hat im Sinn die Dornen und Hecken und anderes, das in dem Weinberge seiner Kirche nicht tauglich ist, auszurotten, wenn es das Ansehen hat, als gehe er etwas rau mit seiner Kirche um. * (Nach Luther) Er züchtigt mich, dass das Vertrauen auf eigne Kräfte gedämpft, dagegen wahrer Glaube und Geduld geprüft werde und zunehme.

5. Er wird mich erhalten bei meiner Kraft und wird mir Frieden schaffen; Frieden wird er mir dennoch schaffen.

Friede Schafen: Das ist, die Gottlosen, welche der Kirche überlästig sein und nicht gute Früchte bringen, sondern nur stechen und verletzen, wären zwar nichts besseres wert, denn dass sie auf der Stelle bald ausgerottet und alle miteinander in die Hölle gestürzt würden, dass sie darin ewig verbrennen müssten, und das möchte ich (spricht der Sohn Gottes) aus meinem Eifer mit Lust tun, aber ich will mich innehalten und die Dörner zwar noch länger in der Welt lassen, aber sie doch also im Zaum halten, dass sie auch wieder ihren Willen mit ihrer Bosheit mir dienen müssen, zu meines Namens Ehre und zu meiner Kirche Wohlfahrt: Und will sie also unter mich treten, dass sie nicht können stechen, wenn und wie sie wollen, sondern meiner Kirche bleiben müssen und zufriedenlassen. Solche Gleichnisse von den Dornen findet man auch (2. Sam. 23) in den letzten Worten Davids. (Also hat Gott viele Jahre her in Deutschland die Dornen mit seiner Allmacht hinterhalten, dass sie nicht mit öffentlicher Gewalt in der Kirche Wüterei treiben durften, für welche Guttat des Friedens wir unserem Herrn Gott in Ewigkeit zu danken haben.)

6. Es wird dennoch dazu kommen, dass Jakob wurzeln wird und Israel blühen und grünen wird, dass sie den Erdboden mit Früchten erfüllen.

Wurzeln: Das ist, obwohl mein Weinberg, die Kirche, bisweilen ein geringes Ansehen hat, dass mancher meinen möchte, sie würde ganz untergehen, so will ich sie doch also pflanzen, dass sie zu seiner Zeit blühen soll und überall auf Erde Frucht tragen. (Es hat aber der Weinberg des Herrn zur selben Zeit ganz herrlich geblüht und viele Früchte gebracht, da das Evangelium Christi durch die Apostel in der ganzen Welt ausgebreitet wurden, und sind damals die Christen von wegen ihres Eifers in der Gottseligkeit unter den Heiden sehr wohl bekannt. Obwohl nun die Kirche einmal herrlicher leuchtet, als die anderer, so wird sie doch von Christo auch unter den allergrößten Verwirrungen und Unrichtigkeiten erhalten, dass sie nicht ausgerottet werde und umkomme.)

7. Wird er doch nicht geschlagen, wie ihn seine Feinde schlagen und wird nicht erwürgt, wie ihn seine Feinde erwürgen,

Nicht geschlagen: Das ist, (Obwohl Gott sein Volk und Kirche züchtigt, dass sich es ansehen lässt, als ob er sie hasste und verworfen hätte, weil er ihr nicht mehr freundlich zusprechen will, (welche Strenge Gottes die Kirche ebenso sehr ängstigt, als wenn ein dürrer Wind die zarten Reben verletzt), so betrübt er doch seine Kirche nicht der Meinung, wie die Feinde sie betrüben und plagen. Denn dieselben suchen den Untergang der Kirche, Gott aber schlägt darum, auf dass er heile. Er tötet, auf dass er lebendig mache. Er schilt, damit er später desto lieblicher tröste. In der Summe, er führt in die Hölle und wieder heraus {1Sam 2}.

8. sondern mit Maßen richtest du sie und lässt sie los, wenn du sie betrübt hast mit deinem rauen Wind, nämlich mit dem Ostwind.

9. Darum wird dadurch die Sünde Jakobs aufhören; und das ist der Nutzen davon, dass seine Sünden weggenommen werden, in dem, dass er alle Steine des Altars macht, wie zerstoßene Steine, zu Asche, dass keine Haine noch Bilder mehr bleiben.

Aufhören: Das ist, wenn Gott die Kirche straft, dass die Feinde einfallen und die Kirche zerstören, die Altare niederreißen, die Götzen zerschlagen und verbrennen, so hat es zwar ein raues Ansehen, bringt aber großen Nutzen. Denn dergestalt wird das Volk Gottes von der Abgötterei abgezogen und gereinigt und wird unter der Feinde Tyrannei durch den Geist Gottes zur Erkenntnis seiner Sünden gebracht, dass es Gott um Verzeihung bitte und durch den Glauben an den Messias Vergebung seiner Sünden erlange. (Diese Weissagung hat ihre Erfüllung erreicht in der Babylonischen Gefangenschaft: Und reinigt auch noch heutzutage Gott seine Kirche so. Denn wenn die Christen ihre Götzen, nämlich die Reichtümer, ehren und Wollüste dieser Welt in den Tempel ihrer Herzen stellen, so reinigt Gott dieselben mit schweren Trübsalen, damit sie von ihrem gottlosen Wesen abstehen, ihre Sünden erkennen und durch den Glauben an Christus derselben Verzeihung erlangen.) * Altars) (Nach Luther) Das ist, dass er vertilgt alle ihre Abgötterei.

10. Denn die feste Stadt muss einsam werden, die schönen Häuser verstoßen und verlassen werden wie eine Wüste, dass Kälber dort weiden und ruhen und dort Reiser abfressen.

Feste Stadt: Nämlich Jerusalem, welche ihr für unüberwindlich achtet. Denn weil der Prophet im Geist sah, dass die Juden um die Zeit der Zukunft Christi so verstockt sein würden, dass weder durch die Predigt des Evangeliums noch durch väterliche Züchtigung könnten auf den rechten Weg gebracht werden, so weissagt er jetzt von der letzten Zerstörung Jerusalem.

Verlassen: Denn Gott wird sich ihrer nicht mehr annehmen.

Abfressen: Das ist, an dem Ort da Jerusalem gestanden, wird Gras und allerlei Gesträuch wachsen, da zuvor herrliche Gebäude und Paläste standen, dass es die Kälber und das Vieh abfressen werden.

11. Ihre Zweige werden vor Dürre brechen, dass die Weiber kommen und Feuer damit machen werden. Denn es ist ein unverständiges Volk; darum wird er sich auch ihrer nicht erbarmen, der sie gemacht hat; und der sie geschaffen hat, wird ihnen nicht gnädig sein.

Zweige: Das ist, die lustigsten Gärten werden verwüstet stehen und die Bäume, so vorzeiten ganz fruchtbar gewesen, werden verdorren, weil niemand ist, der sie in Achthaben und ihrer warten wird. Also, dass die Weiber, so in den Nächsten Hüttlein wohnen, wenn sie ein helles Feuer haben wollen, hinlaufen werden und die Zweige von den Bäumen abbrechen, weil sie so dürre geworden, wie Stoppeln, dass sie bald können Feuer fangen und angezündet werden. (Sollen wir deswegen uns unsere stattlichen Häuser und der lustigen Gärten halben nicht zu sehr überheben. Denn es kann ganz leicht geschehen, dass sie um unserer Sünde willen jämmerlich verwüstet werden und übern Haufen liegen.)

Denn: Jetzt wird die Ursache hinzugesetzt, warum eine so herrliche Stadt so jämmerlich soll verwüstet werden.

Nicht erbarmen: Das ist, weil das jüdische Volk den ihnen geschenkten Heiland Christus und sein Evangelium aus einem tollkühnen Mut und mit einer unsinnigen Weise verfolgt, so wird auch Gott der Herr, ob er wohl dies Volk erschaffen und vor anderen Zeiten mit väterlicher Liebe ihm gewogen war, sich doch sein nicht mehr erbarmen, dass er sie verschonte und die wohlverdienten Strafen entweder linderte oder ganz hinwegnähme, sondern wird es in der Blindheit und Wahnsinnigkeit seines Herzens verloren lassen verloren. (Denn wenn die Menschen beharrlich und störrig in Sünden fortfahren, so hält auch Gott mit der Strafe desto ernster an, und zwar so, dass sie endlich in einem verkehrten Sinn gegeben werden, bis sie ganz darüber zugrunde gehen und ewig verderben.)

12. Zu der Zeit wird der Herr worfeln von dem Ufer des Wassers bis an den Bach Ägyptens; und ihr Kinder Israel werdet versammelt werden, einer nach dem anderen.

Zu der Zeit: Nämlich wenn die Juden verstoßen wurden, so wird Gott nichtsdestoweniger sich eine Kirche sammeln aus den Heiden und etlichen bekehrten Juden, welches er durch die Predigt des Evangeliums von Christo verrichten wird.

Worfeln: (Nach Luther) Wie man in der Tenne das Korn worfelt.

Wassers: Dadurch der Euphrat verstanden wird, der mitten durch Assyrien fließt.

Bach: Das ist, bis an den Fluss, Nil genannt, welcher mit seinem Überschwemmen das Land Ägypten jährlich fruchtbar macht.

Nach dem anderen: Das ist, es werden euer aus den Israeliten wenig, aber doch etliche an den Ort zu Samen kommen, da der reine Gottesdienst wird im Schwange gehen. Denn gleichwie nach dem Dreschen man mit dem Worfeln die Körner von der Spreu absondert, also wird auch Gott der Herr, was vom jüdischen Volk Gutes übrig sein wird, nämlich seine Auserwählten zu der Kirche Christi versammeln. (Welche Weissagung erfüllt wurde, da Gott der Herr durch das Evangelium aus Juden und Heiden nach der Himmelfahrt Christi sich eine Kirche gesammelt und wird auch noch heutzutage erfüllt, wenn das Evangelium in unterschiedliche Orte der Welt gepredigt wird.)

13. Zu der Zeit wird man mit einer großen Posaune blasen, so werden kommen die Verlorenen im Lande Assur und die Verstoßenen im Lande Ägypten und werden den Herrn anbeten auf dem heiligen Berge zu Jerusalem.

Posaunen: Welches die Posaune des Evangeliums von Christo sein wird.

Verstoßenen: Denn aus dem Propheten (Jeremia Kapitel 43) ist offenbar, dass, nachdem die Juden meistenteils gen Babel weggeführt wurden, die übrigen in Ägypten geflohen sind.

Anbete: Welche, nämlich aus Ägypten und Babel wiedergekommen sind, die werden dem Herrn in der Kirche Christi dienen. (Denn durch die äußerliche zeitliche Erlösung, so durch Cyrum oder Cores geschehen, ist die rechte und wahre Erlösung vorgebildet worden und hat diese Weissagung ihre völlige Erfüllung erreicht, dadurch der Apostel Predigt die Juden und Heiden zu der Kirche Christi versammelt wurden: Wird auch noch heutzutage erfüllt, wenn durch die Predigt des Evangeliums von Christo die Leute durch den Glauben wahre Glieder der Kirche werden, dass sie Gott den Vater und seinen eingeborenen Sohn Jesum Christus, samt dem Heiligen Geist recht erkennen und in der Gottseligkeit ihm dienen: Wird aber aufs Allerreichlichste erfüllt werden, wenn wir im anderen Leben, in dem himmlischen Jerusalem den einzigen Gott in drei Personen, in ewiger Freude und Herrlichkeit preisen werden.)


Das 28. Kapitel

  • Den Königreichen Israel und Juda wird von wegen der Völlerei und Trunkenheit, Verachtung des göttlichen Wortes und dergleichen Sünden der Untergang gedroht. v. 1.
  • Danach wird von dem Eckstein Christo geweissagt. v. 16.
  • Nach welchem folgen wieder Drohungen und wird zugleich angezeigt, wie am Ende Gott seine Kirche mit Unglück und Widerwärtigkeit heimsuche. v. 17.

1. Wehe der prächtigen Krone der Trunkenen von Ephraim, der welken Blume ihrer lieblichen Herrlichkeit, welche steht oben über einem fetten Tal derer, die vom Wein taumeln!

Wehe: Die Propheten haben dem israelitischen Volk ein Ding zu mehreren Malen in unterschiedlichen Predigten vorgehalten und dennoch bei einem solchen hartnäckigen Volk wenig ausgerichtet. Darum weissagt der Prophet jetzt abermals von des israelitischen Volkes Wegführung ins Elend. Und erstlich zwar meldet er von des Königreichs Israel Untergang, danach von des Königreichs Juda Verwüstung.

Ephraim: In welchem Stamm das israelitische Königreich aufgekommen war, das sich aber allerdings der Völlerei ergeben. (Und ist die Völlerei und Trunkenheit nicht der geringsten Ursachen eine, um deren willen Gott die Königreiche ändert.)

Welken Blumen: Als wollte er sagen, das Königreich Israel ist zwar, wie eine Blume, sehr köstlich und herrlich bis daher gewesen, aber es wird auch bald, wie eine Blume verwelken und allerdings verdorren oder untergehen. Denn weil Gott dasselbe Königreich mit seinen Gaben gleichsam überschüttet, dass die Äcker und Weinberge sehr fruchtbar gewesen und wohl getragen haben, so missbrauchen die Israeliten solcher Gaben Gottes zur Schwelgerei und Trunkenheit. Also dass man ihrer viele auf den Gassen sieht, die schier weder gehen noch stehen können und hin und wieder schwanken, weil sie sich mit allzu vielem Wein überladen und mehr zu sich genommen, als sie führen mögen. (Und geschieht es oft, dass je besser und fruchtbarer ein Land ist, je mehr ein Einwohner es hat, besonders aber die Hofleute, sich auf die Völlerei begeben und dem Saufen immer obliegen, darauf ein sicheres und rohloses Leben folgt. Darum straft Gott endlich solche gottlosen Leben mit Verwüstung Land und Leute.)

2. Siehe, ein Starker und Mächtiger vom Herrn, wie ein Hagelsturm, wie ein schädliches Wetter, wie ein Wassersturm, die mächtig einreißen, wird ins Land gelassen mit Gewalt,

Vom Herrn: Nämlich ein mächtiger Feind, der vom Herrn geschickt ist. Denn es wird Gott (will er sagen) den König von Assyrien über das Königreich Israel schicken, der alles in der Eile, wie ein schreckliches Unwetter, wird zu Boden schlagen und die Einwohner des Landes gefangen, wie eine große Wasserflut hinwegreißen. (Denn wenn Gott der Herr ein Land um der Sünde willen den Feinden zu verwüsten übergibt, so kann man ebenso wenig Widerstand tun, als wenn ein Hagel die Frucht zerschlägt und ein Wolkenbruch fällt, da das Wasser mit Haufen herabschießt, und alles, was es antrifft, niederreißt und mit sich hinwegnimmt. Und gleichwie solche Unwetter oft unverhofft und in der Eile daherkommen und hereinfallen, also widerfahren auch die Verwüstungen der Länder und Königreiche den sicheren rohlosen Leuten unversehens und wieder all ihr Erhoffen.)

3. dass die prächtige Krone der Trunkenen von Ephraim mit Füßen zertreten werde.

Krone: Das ist, die Herrlichkeit und Majestät des Königreichs Israel, in dem beide, Große und Kleine sich nur auf die Trunkenheit und Völlerei begeben, wird allerdings zunichtegemacht werde. (Müssen deswegen diejenigen nicht wohl bei Sinnen sein, welche die Trunkenheit für eine schlechte geringe Sünde achten.)

4. Und die welke Blume ihrer lieblichen Herrlichkeit, welche steht oben über einem fetten Tal, wird sein gleichwie das Reife vor dem Sommer, welches verdirbt, wenn man es noch an seinem Zweige hängen sieht.

Reife: Das ist, das herrliche Königreich Israel, welches mit zeitlichem Segen von Gott dem Herrn reichlich gesegnet gewesen, wird abnehmen und wie eine Blume verwelken, auch schnell von dem assyrischen König verschlungen werden: als wenn jemand eine frühzeitige Frucht abbricht und aus der Hand hinweg isst, dass nichts mehr da bleibt: Gleicher Gestalt, wird es auch um das Königreich Israel in kurzer Zeit aus sein, welches doch die israelitischen Könige unüberwindlich sein meinen. (Denn es können auch die allermächtigsten und herrlichsten Königreiche ganz leicht fallen und zugrunde gehen, wenn Gott seinen Zorn über ein Volk ausschüttet.)

5. Zu der Zeit wird der Herr Zebaoth eine liebliche Krone sein und herrlicher Kranz den Übrigen seines Volkes

Zeit: Nämlich unter der Zerstörung des israelitischen Königreichs, wird Gott dennoch seine Kirche erhalten.

6. und ein Geist des Rechts dem, der zu Gericht sitzt und eine Stärke denen, die vom Streit wiederkommen zum Tor.

Tor: Das ist, wie wir sagen möchten, zum Rathaus. Und ist dies die Meinung: Wenn die Israeliten aus ihrem Lande sind weggeführt worden und es mit ihrem Königreich aus sein wird, da wird Gott das Königreich Juda schützen und es berühmt machen, auch mit gottseligen Königen und glücklichen Regenten begaben (wie Hiskia und Josia gewesen). Und wird ihnen geben Weisheit und Stärke, dass sie daheim zu Friedenszeiten, die Religion und das weltliche Regiment recht anrichten und bestellen und die Gerechtigkeit handhaben und denn, dass sie, wenn sie in einen Krieg ausziehen, sich tapfer halten und als siegreiche Überwinder wieder anheim kommen und im Frieden wieder dem Regiment vorstehen. (Denn Gott lässt seine Kirche niemals ganz und gar vertilgen, sondern erhält hin und wieder etliche Regierungen, welche der Kirche Unterschlupf geben.)

7. Dazu sind diese auch vom Wein toll worden und taumeln von starkem Getränk. Denn beide, Priester und Propheten, sind toll von starkem Getränke, sind in Wein ersoffen und taumeln von starkem Getränke; sie sind toll im Weissagen und köcken die Urteile heraus.

Diese: Nämlich das Königreich Juda versündigt sich auch ganz schwer, darum es um seiner Übertretung willen, endlich aufs Härteste ebenmäßig wird gestraft werden.

Toll worden: Dass sie nicht wissen, was sie tun sollen noch ihr Amt verrichten können.

Taumeln: Sie schwanken hin und wieder, dass sie schier weder gehen, noch stehen können.

Ersoffen: Sie haben sich der Trunkenheit ganz und gar ergeben, dass sie vom Wein allerdings überwunden und eingenommen nichts Rechtes tun können.

Weissagen: Sie predigen nicht mit gebührendem Eifer, dass die Kirche dadurch möchte erbaut werden und hat es keinen Nachdruck, was sie das Volk lehren, weil sie sich nur aufs Saufen legen.

Köcken: Das ist, die Priester, welche der Obrigkeit aus den Büchern Mose Unterricht geben sollten, wie die streitigen Sachen im weltlichen Gericht zu entscheiden wären, die wissen vor Trunkenheit selber nicht, was sie vorbringen sollen. Denn die Priester waren damals beim jüdischen Volk anstatt der Rechtsgelehrten. Will deswegen der Prophet so viel sagen: Es sind beide, Theologen und Juristen versoffene Leute und kommt keiner seinem Amt gebührlich nach. (Sollen deswegen beide, die Prediger und Rechtsgelehrten, welche der wahren Religion zugetan sind, sich hüten, dass sie ihr Bekenntnis des Glaubens durch Trunkenheit nicht einen Schandfleck anhängen und an ihrem Amt dadurch verhindert werden. Denn sie sonst Gott schwere Rechenschaft dafür werden geben müssen und ziehen sich selbst und anderen die Strafen über den Hals.) * (Nach Luther) Ein trunkener Richter speit ein Urteil heraus, wie es ihm ins Maul fällt. Also tolle Propheten sagen auch, wie es ihnen in den Sinn fällt.

8. Denn alle Tische sind voll Speiens und Unflats an allen Orten.

9. Wen soll er denn lehren Erkenntnis? Wem soll er zu verstehen geben die Predigt? Den Entwöhnten von der Milch; denen, die von Brüsten abgesetzt sind.

Erkenntnis: Nämlich der göttlichen und himmlischen Wahrheit.

Predigt: Dass man daraus zur Erkenntnis Gottes kommen möchte. Denn weil die alten und erwachsenen Personen, welche nur im Sause leben, auf Gottes Wort nicht Achtung geben, sondern aus Völlerei und viehischer Verachtung des Wortes Gottes, die Predigten verachten, zum Teil auch verlachen, was soll man denn aus solchen Leuten machen oder mit ihnen anfangen?

Entwöhnten: Denen wird Gott sein Wort predigen lassen, weil es die Alten verachten, nämlich den jungen Knaben und Mädchen, welche noch nicht so verderbt und auf alle Bosheit abgerichtet sind, wie die Alten, welche in der Sicherheit immer fortfahren: denen auch zugezählt werden, die Armen und Elenden, welche den Kindern, so allererst entwöhnt sind, nicht unrecht verglichen werden. (Denn die mit mancherlei Unglück und Trübsal belegt werden, die sind die allerbesten Zuhörer des göttlichen Wortes, weil, welche in den Wollüsten dieser Welt ersoffen sind, sich desgleichen nicht achten.) * (Nach Luther) Den Armen wird das Evangelium gepredigt.

10. Denn (sie sagen: Gebietet hin, gebietet her; gebietet hin, gebietet her; harre hier, harre da; harre hier, harre da; hier ein wenig, da ein wenig!

Sie sagen: Nämlich was gestandene und erwachsene Personen sind, besonders aber, welche vor anderen ein Ansehen haben und mit guten Exempeln den anderen vorgehen sollten, die verlachen die Predigten göttliches Wort, und dürfen sich wohl dergleichen Wort vernehmen lassen: Hörst du es Pfaff, sag was du willst, aus dem Gesetz Gottes, das wir tun sollen, darfst nicht sorgen, wir wollen es dennoch nicht tun, sondern leben, wie es uns gefällt. Denn wenn eine Beschwernis vorfällt, so liegst du uns immer in den Ohren, wir sollen der göttlichen Hilfe erwarten. Aber wenn wir uns nicht selber helfen und unseren Sachen Rat schafften, so würde uns durch deine Vertröstungen und Verheißungen wenig geholfen werden. Du bringst uns zwar jetzt aus diesem, bald aus einem anderen Buch der Heiligen Schrift etwas vor und vermeinst uns also zu überreden, dass du uns auf deine Meinung bringst, aber wir bekümmern uns wenig um deine zusammen gestümpelten Predigten. (Zwar sind dennoch deren heutigentags so ganz viel nicht, die sich dergleichen Wort dürften öffentlich verlauten lassen, aber in ihrem Leben und Wandel bezeugen sie es genügend, dass sie diesen vorgemeldeten rohlosen Leuten sehr gleich sind, weil sie die heilsamen Vermahnungen, so ihnen aus dem Worte Gottes vorgehalten werden, mit großer Sicherheit verachten und in ihren Lastern ungescheut fortfahren, verwerfen auch allen Trost der Heiligen Schrift und setzen ihr Vertrauen nur auf menschliche Gewalt. Halten auf die Predigten in ihrem Herzen schier ebenso viel, als auf altväterische Märchen.) * (Nach Luther) Vernimm die Spötter.

11. Wohlan, er wird einmal mit spöttischen Lippen und mit einer anderen Zunge reden zu diesem Volk, welchem jetzt dies gepredigt wird:

Zungen: Das ist, Gott wird zwar einmal mit ihnen reden durch sein Wort, aber in einer anderen und fremden Sprache, die sie nicht verstehen werden, darum es ihnen ebenso viel sein wird, als ob sie nichts hörten. (Denn obwohl die Juden heutzutage die hebräische Sprache zum Teil verstehen, dazu auch ihre gewöhnliche Muttersprache können, darin die Verheißungen von Christo und das Evangelium ihnen verkündigt werden, so verstehen sie doch nichts von dem, was ihnen von Christo gesagt wird und ist ihnen eben, als wen man in einer fremden unbekannten Sprache mit ihnen redet. Da der Apostel Paulus diesen Spruch {1Kor 14} anzieht, beweist er damit, dass man sich dessen nicht überheben soll, wenn man fremde Sprachen könne, denn man dem einfältigen Zuhörer nichts damit nutzt, wo man es anders nicht auslege, weil er sonst daraus nicht gebessert werden kann, wenn er nicht versteht, was da gesagt wird. Darum, obwohl der Brauch der lateinischen Sprache in der Kirche, bei denen Personen, die sie verstehen, nicht soll verworfen werden und bei der studierenden Jugend seinen Nutzen hat, so soll man dennoch auch andere geistliche Gesänge in der Gemeinde bekannten Sprache daneben haben, dass die Zuhörer daraus können gebessert werden. Darum man im Papsttum auch in diesem Stücke schwer sündigt, dass man in der Kirche den meisten Gottesdienst in lateinischer Sprache verrichtet, die der wenigste Teil versteht.)

12. So hat man Ruhe, so erquickt man die Müden, so wird man stille; und wollen doch solcher Predigt nicht.

Nicht: Das ist, wenn jemand den weinsüchtigen Leuten predigt, dass die rechte Erquickung des Herzens nicht darin stehe, da sich einer voll Wein säuft, bis er nicht mehr kann, sondern vielmehr, wenn jemand die Armen, Schwachen und Müden mit Speise und Trank erquickt, von dem, was ihm Gott übrig beschert hat, so wollen sie nicht hören noch gehorchen, sondern sind allerdings dem Bauch und den Wollüsten ergeben und achten unterdes der elenden und kranken Leute nicht, ja verspotten und verlachen das Wort Gottes, welches sie zur christlichen Liebe, dem Nächsten zu beweisen, anmahnt. Aber Gott wird ihrer einmal wieder spotten. * (Nach Luther) Des Gewissen Friede achten sie nicht, der vom Glauben kommt, sondern spotten des Glaubens Lehre und pochen auf Werke.

13. Darum soll ihnen auch des Herrn Wort eben also werden: Gebietet hin, gebietet her; gebietet hin, gebietet her; harre hier, harre da; harre hier; harre da; hier ein wenig, da ein wenig, dass sie hingehen und zurückfallen, zerbrechen, verstrickt und gefangen werden.

Eben also: Das ist, Gott wird sie wiederum verachten, wie sie zu vor das Predigtamt seines göttlichen Wortes verachtet haben und wird sich ihrer nicht mehr annehmen, sondern sie lassen in ihrer Bosheit und Blindheit des Herzens fortfahren.

Fallen: Das sie gräulich anlaufen und jämmerlich umkommen, auch endlich vom Teufel zur ewigen Verdammnis hingerissen werden. (Welches denn eine schreckliche Strafe ist, über die Verächter des Wortes Gottes, da Gott solche Leute sich selbst lässt und ihnen zusieht, bis sie sich mit Leib und Seele ins Verderben stürzen.)

14. So hört nun des Herrn Wort, ihr Spötter, die ihr herrscht über dies Volk, so zu Jerusalem ist.

Hört: Was Gott über euch für ein Urteil fällen wird.

Herrscht: Die ihr im Regiment sitzt und die Untertanen mit guten Gesetzen und Exempeln solltet in der Furcht behalten und zum Besten anweisen: Aber ihr spottet selber Gottes und seines Wortes und verwerft alle Zucht, welches euch keines Wegs ungestraft hingehen wird, darum ihr mir kecklich trauen dürft.

15. Denn ihr sprecht: Wir haben mit dem Tode einen Bund und mit der Hölle einen Verstand gemacht; wenn eine Flut daher geht, wird sie uns nicht treffen; denn wir haben die Lüge zu unserer Zuflucht und Heuchelei zu unserem Schirm gemacht.

Gemacht: Als wollte er sprechen: Ihr seid in fleischlicher Sicherheit so ganz ersoffen, dass ihr meint, ihr dürft weder Tod noch Hölle fürchten, als ob ihr Brief und Siegel dazu hättet, dass euch dieselben keinen Schaden tun könnten.

Nicht treffen: Das ist, wenn gleich sonst über die ganze Welt ein Unglück wie eine Sündflut ging, so würde doch solches an uns nicht gelangen.

Gemacht: Will so viel sagen, ihr meint und überredet euch dessen selbst, dass ihr vor allem Unfall gesichert seid, weil ihr den Tempel zu Jerusalem habt, und wollt nicht glauben, dass die Stadt könne eingenommen oder zerstört werden, solange der Tempel aufrecht steht. Aber diese eure Hoffnung ist lauter Trug und Falschheit. Denn Gott wird um des steinernen Tempels willen eure Sünde nicht ungestraft hingehen lassen und irrt ihr euch sehr weit, wenn ihr auf das äußerliche Gebäude des Tempels eure Hoffnung setzt. Gleiche Bußpredigten findet man auch (Jeremia Kapitel 7). Da der Prophet spricht: Verlasst euch nicht auf die Lügen, wenn sie sagen, hier ist des Herrn Tempel. (Denn Gott ist an keinem Ort also gebunden, dass er die Gottlosen und Unbußfertigen um des Orts willen erhalten wolle, ob er wohl denselben zuvor ganz lieb hatte. Und findet man noch heut zu Tage dergleichen rohlose Leute, welche zwar vom Evangelium viel zu schwätzen wissen, aber unterdes ein schändliches Leben führen und nichtsdestoweniger bei sich selbst von lauterem Glück und Wohlfahrt träumen lassen.)

16. Darum spricht der Herr: Siehe, ich lege in Zion einen Grundstein, einen bewährten Stein, einen köstlichen Eckstein, der wohl gegründet ist. Wer glaubt, der flieht nicht.

Siehe: Ich will euch zeigen, auf wen man mit bußfertigen Herzen trauen soll und wer auf den, welchen ich euch zeigen werde, sein Vertrauen setzen wird, der wird niemals zuschanden werden.

Grundstein: Das ist, ich (spricht der himmlische Vater) will meinen eingeborenen und gleich ewigen Sohn senden, der mit mir eines Wesens ist, dass er im jüdischen Land Mensch werde und das Evangelium lehre und in dem Tempel zu Jerusalem herrliche Wunderwerk tue. Derselbe wird gleichsam ein Grundstein sein, weil er die ganze Kirche unterhalten wird, damit sie nicht ins ewige Verderben falle und obwohl die Lehrer des Gesetzes, Pharisäer, Schriftgelehrten und Hohepriester ihn verwerfen werden und einen Verführer nennen, so wird doch derselbe Stein Gott und den Auserwählten ein guter Stein sein und ihnen ganz wohl gefallen.

Eckstein: Derselbe Sohn Gottes wird auch ein Eckstein sein, weil er wird zwei Völker, als Juden und Heiden zusammenfassen und vereinigen und aus beiden, wenn sie bekehrt werden, eine Kirche machen. Eben derselbe wird auch richtig vor den allerköstlichsten Stein gehalten, als der nach der einen Natur der ewige Sohn Gottes ist und wahrer Gott. Nach der anderen aber wird er aus einer reinen Jungfrau, ohne männlichen Samen, aus dem königlichen Geschlecht Davids geboren werden, ohne alle Sünde, mit den Gaben des Heiligen Geistes über alle Maßen begabt, wird dazu alle Gewalt empfangen im Himmel und auf Erde und höher sein, denn alle Engel und Kreaturen.

Gegründet: Also, dass, obgleich alle Welt wider ihn sich auflehnen würde, sie ihn dennoch nicht schwächen noch stürzen können, viel weniger, dass sie sein Königreich vermöchten auszurotten.

Flieht nicht: Das ist, wer an diesen Eckstein, Jesum Christus, glauben wird, der wird sich nicht dürfen fürchten oder erzittern, vor des Todes, des Teufels und der Hölle Anlauf, denn er wird durch den Glauben an Christus vor der ewigen Verdammnis gesichert sein. Dazu wird er die leibliche Trübsal also überwinden, dass sie ihm zur ewigen Seligkeit förderlich sein müssen. Das dies der eigentliche Verstand dieses Orts sei, bezeugen, Christus {Mt 21} und Paulus {Röm 9 10} wie auch Petrus in seiner ersten Epistel, Kapitel 2. (Soll man deswegen auf denselben Eckstein, den Messias, sein Vertrauen setzen und nicht auf den Tempel zu Jerusalem.) Aber dies Volk (spricht der Prophet) gehorcht nicht und will sich weder raten noch helfen lassen, darum werden die Strafen darauf erfolgen. * (Nach Luther) Ein böses Gewissen flöge wohl durch einen eisern Berg, wo es möglich wäre, so gräulich erschrickt es und fürchtet sich, so oft ihm eine Not begegnet. Aber ein gläubiges Herz steht sicher und spottet auch der Hölle Pforten.

17. Und ich will das Recht zur Richtschnur und die Gerechtigkeit zum Gewicht machen; so wird der Hagel die falsche Zuflucht wegtreiben und Wasser sollen den Schirm wegschwemmen,

Gewicht: Das ist, ich will mit diesem Volk handeln nach dem strengen Gericht und der Gerechtigkeit ihren Lauf lassen, wider dies Volk, welches unbußfertig in Sünden fortfährt und nicht auf den Messias, sondern auf den Tempel zu Jerusalem baut und traut.

Wegtreiben: Das ist, eure vergeblichen und falschen Hoffnungen wird ein schreckliches Wetter, des Kriegs, zu Boden schlagen.

Schirm: Nämlich eure Festungen, darauf ihr euch verlasst, wird ein Unglück mit Haufen, gleichwie eine große Wasserflut hinwegreißen.

18. dass euer Bund mit dem Tode loswerde und euer Verstand mit der Hölle nicht bestehe; und wenn eine Flut daher geht, wird sie euch zertreten;

Bund: Den ihr eures Vermeinens mit dem Tode gemacht habt.

Los werde: Dass er getrennt, aufgehoben und zunichtegemacht werde.

Bestehe: Denn ihr werdet weder dem Tode noch der ewigen Höllenpein entrinnen können.

Flut: Das ist, wenn ein großes Unglück hereinfällt, welches wie eine Wasserflut unversehens über euch kommt, damit euch Gott, als mit einer Geißel, um eurer Sünden willen straft, so werdet ihr nicht bestehen, sondern zertreten werden und umkommen.

19. sobald sie daher geht, wird sie euch wegnehmen. Kommt sie des Morgens, so geschieht es des Morgens; also auch, sie komme des Tages oder des Nachts. Denn alleine die Anfechtung lehrt aufs Wort merken.

Wegnehmen: Das ist, sobald eine solche Flut des Unglücks wird daher kommen, so wird es um euch von Stand an geschehen sein, denn nichts Gewisses ist, als dass sie euch ins Verderben stürzen wird.

Geschieht es: Das ist, es geschehe zu welcher Zeit es wolle, so gilt es gleich, ihr werdet einen Weg wie den anderen umkommen müssen, denn ihr die herzu nahenden Unfälle nicht werdet ausstehen oder überwinden können. (Denn solange die Sünder in ihren Lastern unbußfertig fortfahren, so können sie durch keine menschliche Hilfe, vor den herzunahenden göttlichen Strafen gesichert sein.) * (Nach Luther) Im Allgemeinen wird hierdurch angedeutet, dass die Anfechtung gute Christen macht, denn Trübsal bringt Geduld, Geduld bringt Erfahrung {Röm 5v4}. Dagegen unversuchte Leute sind unerfahren, eitel unnütze Spekulanten, was sollten die wissen? Verführen gleichwohl alle Welt.

Wort merken: Das ist, welche unter euch noch zu bekehren sind, die werden durch solche Trübsal aufgemuntert werden, dass sie einmal an Gott und sein Wort denken, ihre Sünden erkennen, um Verzeihung bitten und selig werden. (Denn weil die Menschen in den zeitlichen Wollüsten ersoffen sind, und ohne Anfechtung leben, so gehen sie in großer fleischlicher Sicherheit dahin, und begehren wohl das Wort Gottes gar nicht zu hören oder auch da sie es schon hören, fassen sie es doch nicht zu Herzen und denken ihm mit keinem Ernst nach. Wenn sie aber ein Unglück überfällt, so werden die Auserwählten vom Heiligen Geiste aufgemuntert, dass sie auch deren Predigten sich wieder erinnern, die sie vor vielen Jahren gehört. Als denn erzeigt sich in ihnen die Kraft des göttlichen Wortes, welche von der fleischlichen Sicherheit eingeschläfert und verborgen gelegen, gleichwie ein Same, den man in den Acker wirft, wohl langsamer aufgeht, als andere Körner und dennoch endlich auch hervorkommt und gute Früchte bringt.) Werden deswegen auch euch einmal (will der Prophet sagen) die fleischliche Sicherheit und Schlafsucht durch mancherlei Trübsal ausgetrieben werden.

20. Denn das Bett ist so enge, dass nichts übrig ist und die Decke so kurz, dass man sich hinein schmiegen muss.

Nichts übrig: Das ist, es wird euch der gute Friede und Ruhe und der Überfluss allerdings entzogen werden und werden große Änderungen im Regiment erfolgen, dabei ein großer Mangel und Dürftigkeit an allen notwendigen Sachen sich erzeigen wird. (Dies sollten diejenigen wohl bedenken, welche wenn es ihnen wohl geht, sich der Üppigkeit und allem Mutwillen ergeben und nicht betrachten, in was Ängsten sie einmal geraten möchten.)

21. Denn der Herr wird sich aufmachen wie auf dem Berge Prazim und zürnen, wie im Tal Gibeon, dass er sein Werk tue auf eine andere Weise und dass er seine Arbeit tue auf eine andere Weise.

Prazim: Das ist, gleichwie David die Philister zwei Mal überwunden hat und ihre Macht sehr geschwächt, einmal in Prazim und danach, da er sie von Geba bis gen Gaser gejagt, wie man beide Geschichten findet {2Sam 5}. Also wird Gott die Bosheit seines Volkes aufs ernstlichste strafen.

Andere Weise: Das ist (Gott ist zwar zum Wohltun ganz geneigt und möchte nichts lieber wünschen, denn dass er seinem Volk viele Guttaten erzeigen könnte, weil das seine eigenen Werke sind, dass er Gutes erzeige, so wird er doch an diesem seinem eigenen Werk durch der Menschen Bosheit etlichermaßen verhindert. Also dass, da er gern wollte Gutes erzeigen, so muss er strafen und ein großes Unglück kommen lassen, damit er seines Volkes Halsstarrigkeit und Härtigkeit breche. Und dies letzte ist nicht sein eigen Werk. Gleichwie eines Vaters eigen Werke nicht ist, dass er mit der Rute, Geißel oder Stecken hinter den Kindern her sei, sondern vielmehr, dass er die Kinder auferziehe, ernähre und erhalte. Und verrichtet doch der himmlische Vater solche sein fremdes Werk mit der Strafe darum, auf dass er dadurch zu seinem eigenen Werk wieder gelangen und kommen könne, nämlich dass er den Sündern, wenn sie gedemütigt wurden und sich bekehrt haben, verzeihe, sie mit väterlichen Gnaden wieder Ansehen und selig mache. Denn wenn wir von dem Herrn gerichtet werden, so werden wir von ihm gezüchtigt, auf dass wir nicht mit der Welt verdammt werden {1Kor 11v32}. Mit diesem Trost sollen sich die Christen aufhalten, wenn sie in Hungersnot, Pestilenz oder Krieg geraten und es das Ansehen gewinnt, als hätte Gott sein väterliches Herz allerdings von ihnen abgewandt.) * (Nach Luther) Paulus deutet {1Kor 1v21}. Diesen Prophetischen Spruch dahin: dieweil die Welt durch ihre Weisheit Gott in seiner Weisheit nicht erkannte, gefiel es Gott wohl durch die törichte Predigt selig zu machen, die so daran glauben. Das ist, die Predigt vom Kreuz ist aller Welt ein Ärgernis und Narrheit und eine ganz andere Sprache, die sie viel weniger versteht, denn des Gesetzes oder Vernunft Weisheit von Gott, durch welche doch sie sich auch nichts besserten {Mt 11v17}. Gott redet süß oder sauer, so hilfst doch nichts, daher spricht er oben v. 11. er wolle mit anderen Zungen reden zu diesem Volk, welchen Spruch Paulus auch anzieht {1Kor 14v21}.

22. So lasst nun eurer Spotten, auf dass eure Bande nicht härter werden; denn ich habe ein Verderben und Steuern gehört, so vom Herrn Zebaoth geschehen wird in aller Welt.

Spotten: Nämlich, ihr versoffenen Gesellen, treibt kein Gespött mit dem Worte Gottes, sondern steht bei Zeiten ab von eurer Bosheit, auf dass Gott nicht immer mit noch größeren Plagen euren Mutwillen strafe, gleichwie er droht {3Mos 26}.

Geschehen wird: Das ist, es hat mir der Herr geoffenbart, dass eine gänzliche Verstörung des Königreichs herzunaht, dazu wird die Zeit um etwas abgekürzt werden. (Denn die Strafen Gottes kommen über die Unbußfertigen viel eher, als sie meinen.)

23. Nehmt zu Ohren und hört meine Stimme; merkt auf und hörte meine Rede!

Hörte: Ihr meine Zuhörer, ich will euch durch ein einfältiges bäurisches Gleichnis zu verstehen geben, wie Gott der Herr mit seiner Kirche umzugehen pflege und zu was Ende er die Trübsal über sie kommen lasse.

24. Pflügt oder eggt oder arbeitet auch ein Ackermann seinen Acker immer zur Saat?

Immer: Als wollte er sagen, er geht freilich mit seinem Acker nicht so um, sondern wenn er so viel vom Acker umgestürzt hat, als er bedarf, so hörte er auf und wirft Samen hinein.

25. Ist es nicht also? Wenn er es gleich gemacht hat, so streut er Wicken und wirft Kümmel und säet Weizen und Gerste, jegliches, wo er es hinhaben will und gehört an seinen Ort.

Gleich gemacht: Dass er die Klötze mit einer Walze zerdrückt und den Acker fein gleich und eben gemacht hat, damit er tauglich sei, den Samen hinein zu säen.

Seinem Ort: Dass er es nicht alles durch einander wirft, sondern ein jedes ausstreut, wo es hingehört.

26. Also züchtigt sie auch ihr Gott durch Recht und lehrt sie.

Lehrt: Das ist, ebener maßen, wie der Bauersmann mit seinem Acker umgeht, also hält es auch Gott mit seiner Kirche. (Denn er pflügt nicht immer mit dem Pfluge des Gesetzes, welches da droht und verdammt, der Menschen Herzen pflüget, sondern wenn sie gedemütigt sind, dass sie ihre Sünden erkennen und beweinen, so streut er den Samen des Evangeliums in ihre Herzen. Und gleichwie ein Ackermann nicht nur einerlei Samen auswirft, sondern vielerlei, auf dass er allerlei Getreide und Hülsenfrüchte auf dem Felde habe, doch dass ein jedes an seinem Ort stehe, nachdem es viel oder wenig im Winter oder Sommer ausstehen kann: Also sind auch die Leute, welche aus dem Worte des Evangeliums wieder neu geboren werden, auch nicht einerlei Art, denn etliche sind zart und weich, andere hart und stark. Darum wenn sie Gott durch Trübsal von den Spreuern des alten Adams säubern will, so hält er in der Sachen also Maß, dass er mit dem einen gelinder, mit dem anderen härter umgeht, nachdem es die Not fordert und es eines jeden Gelegenheit ertragen kann.)

27. Denn man drischt die Wicken nicht mit Dreschwagen, so lässt man auch nicht das Wagenrad über den Kümmel gehen, sondern die Wicken schlägt man aus mit einem Stabe und den Kümmel mit einem Stecken.

Wagenrad: Denn man zog in denselben Landen einen Wagen übers Korn hin und wieder und brachte also den Kern aus der Spreu.

Stabe: Denn dergleichen Hülsenfrucht mag eine solche Last nicht leiden, es bedarf sie auch nicht, man wollte es denn ganz zerdrücken. Als wollte er sagen, wie man zum Korn ausdreschen Flegel oder Wagenräder haben muss, also kann man eben dasselbe mit einem Stab oder Stecken verrichten, wenn man will die Hülsenfrucht ausschlagen.

28. Man mahlt es, dass es Brot werde und drischt es nicht ganz zunichte, wenn man es mit Wagenrädern und Pferden ausdrischt.

Mahlt es: Das ist, mit dem Korn, als Weizen, Gersten und dergleichen, daraus man Brote backt, pflegen die Ackerleute, dem Ansehen nach, etwas unfreundlicher umzugehen, denn nachdem es mit den Wagen, und der Pferde oder Ochsen Füße ausgedroschen wurde, weil es die Notdurft also fordert, so wird es als denn allererst gemahlen und gleichsam zermalmt, wenn man anderes Brot daraus haben will. (Also geht Gott auch mit etlichen etwas rauer um in ihrem Kreuz, weil gelinde und sanfte Züchtigungen nichts bei ihnen ausrichten: und geschieht doch solches alles zu der Menschen Seligkeit und Wohlfahrt, dass sie ein reines Korn werden, welches einmal in die ewige und himmlische Scheune möge eingesammelt werden und Gott ein angenehmes Brot sein.)

Nicht ganz: Das ist, Gott hält auch in der Schärfe Maß, dass er es nicht ganz zu viel mache, gleichwie ein Bauersmann weiß, wenn er mit dem dreschen aufhören soll, damit er die Frucht nicht ganz zerreibe und verderbe.

29. Solches geschieht auch vom Herrn Zebaoth; denn sein Rat ist wunderlich und führt es herrlich hinaus.

Geschieht auch: Das ist, solche Kunst haben die Ackerleute auch von Gott: Soll denn der, welcher die Leute gelehrt hat, wie sie den Acker bauen und mit dem Getreide recht umhergehen müssen, nicht auch wissen, wie er seinen Acker, nämlich die Kirche bauen soll oder wie er mit den Leuten umgehen müsse, die er selig zu machen im Sinn hat?

Wunderlich: Das ist, Gott hat seine wunderbaren Ratschläge seine Auserwählten zu regieren und zu züchtigen, die mit menschlicher Vernunft nicht können begriffen oder ergründet werden. In welchem Tun er denn seine große und wunderbare Weisheit zu verstehen gibt, welche die Menschen mit ihrem Verstand nicht fassen können. Denn die er will selig machen, mit denen gewinnt es das Ansehen, als ob er sie verderben wollte: Welche er erhöhen will, die niedrigt er, welche er mit einer himmlischen und ewigen Freude zu überschütten gesinnt ist, die lässt er eine Zeit lang mit den Schrecken der Hölle ringen, also dass sie auch nicht weit neben der Verzweiflung hingehen. Und dennoch gereicht ihnen solches alles zu ihrer ewigen Seligkeit. (Denn denen, die Gott lieben, muss alles zum Besten dienen {Röm 8}. Darum sollen wir ein Herz fassen, wenn es übel geht und getrost sein. Denn es wird Gott nicht immer dreschen, sondern auch einmal aufhören und für das zeitliche Elend die ewige Freude bescheren.)


Das 29. Kapitel

  • Die Zerstörung Jerusalem und der Juden Verblendung wird verkündigt. v. 1.
  • Auch wird den Juden ihre Heuchelei im Gottesdienst und die Großachtung der Menschensatzungen verwiesen. v. 13.
  • Doch wird auch geweissagt, dass ihrer viel zu Christo sollen bekehrt werden. v. 18.

1. Wehe Ariel, Ariel, du Stadt des Lagers Davids! Ihr haltet Jahreszeiten und feiert Feste.

Wehe Ariel: Dieweil das jüdische Volk nicht aufhörte auf den Tempel Gottes und auf die feste Stadt Jerusalem zu pochen, daneben aber in seinem gottlosen Leben immer fortfuhr. So hält es der Prophet den Juden abermals vor, wie die Stadt von den Chaldäern werde erobert werden, obwohl dieselben sich solcher Eroberung auch nicht besonders würden zu freuen haben, wie wir an seinem Ort hören werden. Und nannten die Juden zu des Propheten Jesaja Zeiten die Stadt Jerusalem, Ariel, welches ebenso viel heißt, als Gottes Löwe, weil des Königreichs Juda Sitz und Hofstadt darin war. So ist der Stamm Juda einem Löwen verglichen worden, in der Weissagung des Patriarchen Jakobs {1Mos 49}, von wegen des zukünftigen Christi, der aus solchem Stamm sollte geboren werden. Denn der ist der Löwe und unüberwindlicher Herzog seines Volkes. Weil aber die Juden auf die Stadt Jerusalem, als des Königreichs Juda Hauptstadt, sich verließen und meinten, sie würde unüberwindlich sein, wider alle ihre Feinde, so nannten sie die selbige, Ariel, das ist, Gottes Löwen, der von Gott die Stärke habe, dass er unüberwindlich sei. Aber die Juden zogen die göttlichen Verheißungen in einen Missverstand, welche dem David von der immerwährenden Beständigkeit seines äußerlichen Königreichs geschehen waren. Denn es war ein besonderes Geding daran gehängt, wenn, nämlich der König und das Volk auch in der wahren Gottseligkeit beständig bleiben und verharren würden. (Welche aber das Wort Gottes verachten und ihrem Fleisch den Zaum lassen, in seinen verkehrten Lüsten und Begierden, die vertrösten sich der göttlichen Hilfe vergebens.)
* (Nach Luther) Ariel, das heißt, Gottes Löwe und wird dadurch die Stadt Jerusalem gemeint, um des willen, dass sie durch Gott mächtig war. Aber nun soll sie Gottes Löwe heißen, wider welche Gott streiten will.

Feiert: Welches ihr vielmehr aus Gewohnheit, als mit Andacht tut.

2. Aber ich will den Ariel ängsten, dass er traurig und jammrig sei und soll mir ein rechter Ariel sein.

Ängsten: Denn Gott wird durch die äußerliche Übung der Zeremonien nicht bewegt, dass er seines Volkes schone, wen es in Sünden fortfährt.)

Rechter Ariel: Das Wörtlein Ariel bedeutet im Propheten Hesekiel, Kapitel 43. den Brandopfers Altar, darum, dass der Tempel und Altar in der Stadt Jerusalem waren und dass Gott die Stadt beschützte und handhabte um des Gottesdienstes willen, solange er nämlich recht und gottselig getrieben wurde. Deswegen, gleichwie zuvor das Wörtlein Ariel für die ganze Stadt Jerusalem genommen wurde. Also wird hier der Altar damit gemeint. Und ist dies des Propheten Meinung: Du Stadt Jerusalem sollte mir sein wie ein Altar, da überall herum geschlachtete Opfer liegen: Denn eben also werden in der Stadt überall herum erschlagene Körper liegen, bis endlich die Stadt samt den erwürgten Leuten mit Feuer verbrannt werde.

3. Denn ich will dich belagern rings umher und will dich ängsten mit Bollwerk und will Wälle um dich aufführen lassen {Lk 19v43}.

Bollwerk: Ich will allerlei Kriegsrüstungen machen lassen und aufrichten, die zur Eroberung der festen Städte pflegen gebraucht zu werden. Darum, oh du berühmte Stadt, die du jetzt so sicher bist, wirst von den Chaldäern eingenommen werden, deine Bürger meistenteils erwürgt, du selbst mit Feuer verbrannt und was von deiner Bürgerschaft überbleibt, in eine jämmerliche Dienstbarkeit hinweggeführt werden. (Hier hören wir, wie Gott die Belagerung der Stadt sich selber zumisst. Denn Gott bekriegt die Städte und Länder und verwüstet sie, um der Einwohner Sünden willen, ob er wohl der Feinde Zutun und Grausamkeit dazu gebraucht. Darum sollen wir seinen Zorn fürchten und in der Furcht Gottes wandeln.)

4. Alsdann sollst du erniedrigt werden und aus der Erde reden und aus dem Staube mit deiner Rede murmeln, dass deine Stimme sei wie eines Zauberers aus der Erde und deine Rede aus dem Staube wispele.

Erniedrigt: Da du jetzt und deiner Herrschaft und großen Reichtums dich überhebst und hoch herfährst.

Erde: Darauf du zerstört liegen wirst.

Reden: Du wirst nicht mehr so hochmütig deine Macht und Güter rühmen.

Wispele: Das ist, der Jammer dieses Volkes wird so groß sein und wird an Kräften des Leibes und Gemüts so geschwächt werden, dass sie ganz leise werden reden und kaum das Maul auftun dürfen und wird schier lauten, als wenn ein Teufelsbeschwörer einen Wahrsager Geist aus der Erde hervorbrächte, der mit einer ganz niederen Stirn vielmehr brummelte und wispelte, als redete, dass man es kaum hören oder verstehen kann. Also will er sagen, werdet ihr Juden auch ganz kleinlaut werden und eure Macht so dahin fallen, dass ihr nicht wohl werdet euch dürfen hören lassen, denn es wird alles voller Furcht und Schrecken sein.

5. Und die Menge, die dich zerstreut, wird so viel sein als ein dünner Staub und die Menge der Tyrannen wie eine webende Spreu; und das soll plötzlich bald geschehen.

Zerstreuen: Nämlich deine Feinde, die dich hin und wieder zerstreuen und zerstäuben werden, die werden in so großer Anzahl über dich kommen, dass man sie dem kleinen Staub nicht unrecht vergleichen möchte.

Spreu: Die mit Haufen über einander auf der Tenne liegen und unzählig sind.

Plötzlich: Du darfst nicht meinen, es sind noch viele Jahr dahin, bis solche Unglücke über dich kommen. (Denn obwohl Gott nach seiner Langmütigkeit den Sündern Platz und Zeit genug zur Buße lässt, so kommt doch den verstockten und sicheren Leuten das Unglück früher, als sie gehofft, dass ihrethalben recht gesagt wird, sie geraten plötzlich in Unglück.)

6. Denn du wirst vom Herrn Zebaoth heimgesucht werden mit Wetter und Erdbeben und großem Donner, mit Windwirbel und Unwetter und mit Flammen des verzehrenden Feuers.

Feuers: Das ist, die Zerstörung der Stadt Jerusalem wird euch vorkommen, wie ein schreckliches Unwetter, da ein großer Wind oder vielmehr Sturmwind die Dächer abwirft und die Bäume mit den Wurzeln aus der Erde reißt, danach aber ein großer Hagel darauf folgt, der alles, was er antrifft, darnieder schlägt, dazu gewaltige Donnerschläge gehört werden, dass die Erde davon sich erschüttert und zittert und der Blitz in die Häuser schlägt, sie in einem Augenblick anzündet, daraus eine schädliche Brunst entsteht, die man nicht löschen kann. (Solcher göttlichen Strafen sollen wir uns erinnern, so oft wir schreckliche Unwetter hören und sehen, auf dass wir dabei lernen Gott fürchten und seinen Zorn nicht auf uns Lade mit unseren Sünden.)

7. Aber wie ein Nachtgesicht im Traum, so soll sein die Menge aller Heiden, so wider Ariel streiten, samt all ihrem Heer und Bollwerk und die ihn ängsten.

Aber: Auf dass die Kirche Gottes dennoch in solchem Unfall und Jammer nicht ganz zu kleinmütig werde oder verzage, so tut der Prophet einen lieblichen Trost hinzu, dass, nämlich die Feinde der Kirche ihres Sieges sich nicht werden zu freuen haben noch dessen mit Lust lange genießen können.

Ariel: Nämlich wieder die Stadt Jerusalem.

Bollwerk: Die sie zur Eroberung der Stadt aufgerichtet. Das alles wird ihnen einmal vorgekommen, als wenn es ein Traum gewesen wäre.

8. Denn gleichwie einem Hungrigen träumt, dass er esse, wenn er aber aufwacht, so ist seine Seele noch leer und wie einem Durstigen träumt, dass er trinke, wenn er aber aufwacht, ist er matt und durstig: Also sollen sein die Menge aller Heiden, die wider den Berg Zion streiten.

Esse: Nach dem ihn seine Begierde treibt, dass er in seinem Sinn nichts anders meint, denn er sitze bei einem köstlichen Gastmahl und lebe ganz herrlich.

Leer: Er ist noch nüchtern und hungrig wie zuvor und merkt, dass er durch den Traum betrogen wurde, ja es hungert ihn mehr, denn je zuvor.

Matt: Wie er zuvor gewesen und noch mehr und setzt ihm der Durst nur desto heftiger zu.

Streiten: Das ist (Gleichwie die Hungrigen und Durstigen im Traum denken, dass sie essen und trinken. Wenn sie aber erwachen, so sind sie noch hungrig und durstig und empfinden, dass es nur ein Traum und lauter nichts gewesen. Also trachten die Gottlosen und Feinde der Kirche Gottes mit großer Begierde ihres Herzen dahin, wie sie die Kirche fressen und allerdings verschlingen mögen: Und weil ihnen Gott eine Zeit lang ihre Sache glücklich lässt vonstattengehen, so überheben sie sich dessen gar zu sehr: Aber solche ihre zeitliche Freude ist nur wie ein Traum. Denn sie bald danach ihre Herrschaft und Tyrannei wiederum verlieren und wird dem Volk Gottes ihre vorige Freiheit und glückliche Wohlfahrt wieder zugestellt. Sie aber, die Feinde, kommen jämmerlich um und es geht ihnen ärger als zuvor je. Gleichwie aber der Gottlosen Glück recht einem Traum verglichen wird: Also mag man auch der Frommen Unglück demselben nicht unrecht vergleichen. Denn gleichwie einer im Schlaf oft sehr geängstigt wird, wenn er aber erwacht, so freut er sich, dass es nur ein Traum und nicht wahr gewesen: Also auch, wenn wir in Nöten sind, so ist uns Angst und Bange: Wenn wir aber daraus von Gott wiederum erlöst sind, so freuen wir uns und werden ermuntert, als wenn wir aus einem bösen Traum erwachen.)

9. Erstarrt und werdet bestürzt, verblendet euch und werdet trunken, doch nicht vom Wein; taumelt, doch nicht von starkem Getränke.

Erstarrt: Jetzt weissagt der Prophet von der Verblendung des jüdischen Volkes. Als wollte er sagen, in der Zukunft Christi wird es geschehen, wenn der Messias sein Evangelium lehren und herrliche Wunderwerk tun wird, dass die Juden nichtsdestoweniger meistenteils weder seine Predigten verstehen noch zu Herzen nehmen werden, auch auf seine Wunderwerke nicht achthaben, sondern werden (in derselben Sache zwar) ganz unverständig sein, so stockblind und erstarrt, wie die Stöcke, Klötze und Steine und solches durch ihre eigene Schuld, weil sie sich selbst also machen. Ja sie werden gegen die Predigten Christi und der Apostel sich stellen, als volle Leute, die sich mit Wein überladen haben und hin und wieder schwanken, dass sie kaum auf den Füßen stehen können und nicht wissen, was man sage oder tue. Ein gleicher Unverstand wird sich auch bei den Juden befinden, doch nicht aus einer leiblichen, sondern geistlichen Trunkenheit. Denn weil sie von der pharisäischen Lehre, wie auch von den Sorgen und Wollüsten dieser Welt trunken geworden, werden sie nicht merken noch achten, was Christus und seine Jünger reden oder tun. (Also, wenn wir heutzutage sehen, dass die Vornehmsten und Ansehnlichsten in der Welt das helle Evangelium Christi nicht erkennen, so sollen wir uns nicht daran stoßen oder an der Wahrheit der göttlichen Lehre zweifeln, sondern wissen, dass solche Leute geblendet sind und in den göttlichen Geheimnissen viel unverständiger als ein Stock oder Klotz.)

10. Denn der Herr hat euch einen Geist des harten Schlafs eingeschenkt und eure Augen zugetan; eure Propheten und Fürsten samt den Sehern hat er geblendet,

Eingeschenkt: Gleichwie man einem einen Trunkenen einschenkt, dass er ihn austrinken soll. Will so viel sagen: Gott wird euch n faulenzen und schnarchen lassen, als die in einem tiefen Schlaf liegen, dass ihr auf die Predigt des Evangeliums nicht allein keine Achtung geben werdet, sondern auch übel damit zufrieden seid, wenn euch jemand aufwecken will. Gleichwie die unwirsch darüber werden, welche man aus einem tiefen Schlaf erweckt. Diesen Ort von der Juden Verblendung und Verstockung zieht auch der Apostel Paulus an {Röm 11}.

Geblendet: Dass sie die Wahrheit des Evangeliums nicht erkennen. Als wollte er sagen, die Hohepriester, Schriftgelehrten, Pharisäer, Ältesten und Obersten des Volkes, welche anderen vorgesetzt sind, sie zu lehren, werden zu dem Evangelium ganz unverständig und stockblind sein. (Es wird aber von Gott gesagt, dass er die Leute blende oder verstocke, wenn er die Augen ihres Herzens nicht auftut, da ihnen der helle Schein des Evangeliums vorgehalten wird, daher sie danach viel toller und unsinniger werden. Welches doch nicht Gottes Schuld ist, sondern der Menschen angeborene Bosheit und verdorbene Natur ist schuldig daran, daher es geschieht, dass je heller ihnen Gott das Licht der Wahrheit vorhält, je mehr die Feinde des Lichts und der Wahrheit dagegen toben. Dass man aber vorwitzigerweise nachforschen wollte, warum Gott etliche in ihrer Blindheit und Verstockung bleiben lasse und nicht erweiche, andere aber mit seinem Geiste an sich ziehe und erleuchte, steht uns nicht zu: Obwohl auch in den geblendeten Leuten Ursachen einer größeren hernach folgenden Verhärtung sich finden, wie wir bald noch in diesem Kapitel hören werden. Wir sollen vielmehr Gott Lob und Dank sagen, dass er uns erleuchtet hat und unsere Herzen mit seinem Geist gezogen, dass wir das Evangelium angenommen haben.)

11. dass euch aller (Propheten: Gesichte sein werden wie die Worte eines versiegelten Buches, welches, so man es gäbe einem, der lesen kann und spräche: Lieber, lies das! Und er spräche: Ich kann nicht, denn es ist versiegelt,

Dass: Der Prophet fährt noch weiter fort, von der Juden Verblendung zu weissagen.

Gesicht: Das ist, alle himmlische göttliche Lehre.

Buches: Das ist, obwohl die Juden die Weissagungen von Christo hören und lesen werden, so werden sie doch dieselben ebenso wenig verstehen, als wenn einem ein zugesiegelter Brief überreicht und also gefragt würde, was in dem Briefe stünde: Oder aber, wenn der Brief gleich offen wäre und man ihn einen Menschen zustellte, der nie keinen Buchstaben lesen lernen und ihn fragte, was der Inhalt solches Schreibens wäre. Da würden sie freilich alle beide sagen, sie wüsten es nicht: Also wird es den Juden auch gehen, dass sie mit der Heiligen Schrift umgehen werden, wie ein Mensch, der nichts lesen kann, mit einem Briefe, den er nicht versteht. (Und dass solches den Juden widerfahren, bezeugen ihrer Rabbinen ungereimte Auslegungen über die Bibel, dass sich einer nicht unrecht darüber verwundern möchte, warum etliche Leute so groß davon halten, da doch die Rabbinen, weder die Eigenschaften und rechte Bedeutungen der Worte noch die Art zu reden noch, welches das allervornehmste ist, die Sache an ihr selbst verstehen. Ebenmäßig ist es auch mit den papistischen Skribenten beschaffen, die aus giftigem Hass und Neid wider das Zeugnis ihres Gewissens der Lehre des Evangeliums widerstreben. Denn wenn dieselben die Heilige Schrift zu erklären vor sich nehmen oder in Entscheidung der streitigen Sachen dieselbe anziehen und einführen, da bringen sie die Sache so ungereimt und lächerlich vor, dass einer einen Eid schwüre, es wäre ihnen kein Ernst, sondern trieben nur das Gespött mit der Heiligen Schrift.

12. Oder gleich, als wenn man es gäbe dem, der nicht lesen kann und spräche: Lieber, lies das! Und er spräche: Ich kann nicht lesen.

13. Und der Herr spricht: Darum dass dies Volk zu mir naht mit seinem Munde und mit seinen Lippen mich ehrt, aber ihr Herz ferne von mir ist und mich fürchten nach Menschengebot, die sie lehren,

Darum: Jetzt erzählt der Prophet eine Ursache, warum die Juden und andere Heuchler je länger je mehr, verstockt und geblendet werden.

Ferne: Das ist (Gott straft die Heuchler, welche ihn mit dem Munde ehren, aber mit dem Herzen nicht, mit einer noch größeren Verstockung. Denn welche den Gottesdienst aus falschem Herzen verrichten, die sind nichts Besseres wert, denn dass sie noch schrecklicher geblendet werden. Dergleichen Gottesdienste findet man im Papsttum ganz viel, da man viel Psalmen in großer Anzahl singt (von den Mönchen und anderen faulen Bäuchen und Heuchlern rede ich). Daneben aber keiner bedenkt, was er singe. Ja sie pflegen ihre Gebete, mit einer solchen Geschwindigkeit fort zu murmeln, dass unmöglich ist, einen einzigen Satz in solcher Eile zu verstehen, will schweigen dass man es recht erwägen und betrachten sollte.)

Lehren: Ist eine andere Ursache und Sünde des jüdischen Volkes. Als wollte er sagen, da der Juden Lehrer, Priester, Schriftgelehrten, Pharisäer und dergleichen, dem Volk das Wort Gottes vorlegen und erklären sollten und auf die Gebote Gottes dringen, so bringen sie an desselben statt ihre menschlichen Träume und Gedanken auf die Bahn, die sie aus ihrem Kopf gesponnen damit die sie Heilige Schrift verdunkeln und anstatt der Gebote Gottes dem Volk ihre Menschensatzungen aufzuladen halten. So nimmt zwar auch dasselbe Volk die Menschensatzungen mit Willen an und hält ganz hoch davon, weil es meint, dass der größte Gottesdienst darin stecke, wenn man sie halte. (Diesen Spruch wider die Menschensatzungen bezeugt Christus an {Mt 15}. Und lehrt dass solche selbsterwählten Gottesdienste Gott dem Herrn gar nicht gefallen, dazu vergebens und umsonst sind. Weil demnach die Katholiken auch den größten Teil ihrer Religion und der Gottseligkeit auf die Haltung der Menschensatzungen richten und stellen, und dieselben für einen trefflichen Gottesdienst rühmen und verkaufen, so mögen sie wissen, dass sie auch zugleich hier von dem Propheten und von Christo ihres gottlosen Tuns bezichtigt und überzeugt werden.)

14. so will ich auch mit diesem Volk wunderlich umgehen, aufs wunderlichste und seltsamste, dass die Weisheit seiner Weisen untergehe und der Verstand seiner Klugen verblendet werde.

So will: Folgt die Strafe einer solchen Heuchelei.

Untergehe: Das ist, die Weisen und Verständigen sollen zu Narren werden und welche andere in der himmlischen Wahrheit unterrichten sollten, die werden als grobe Esel erfunden werden und in geistlichen Sachen nichts verstehen. (Das ist nicht allein den Juden widerfahren, sondern auch den Heiden, Philosophen und anderen Weltweisen, dass, dieweil sie himmlische Sachen mit ihrer Vernunft haben erforschen wollen und ausmessen, sind sie darüber zu Narren geworden und haben ihre Torheit nur desto mehr damit an den Tag gegeben. Daher dieser Spruch von S. Paulus {1Kor 1} recht eingeführt wird, da er von den Weisen dieser Welt handelt, die das Evangelium verachten. Und werden noch heutzutage diejenigen nicht weniger als Toren erfunden, welche die Religionssachen durch menschliche Weisheit anrichten wollen: Denn von gleichen Sachen muss man gleich Urteilen.) * (Nach Luther) Denn das Wort des Kreuzes macht sie alle blind, toll und töricht. Wenn sie hören, dass durch des Gesetzes Werke niemand vor Gott gerecht werde, dass man die alten Menschen töten und verdammen müsse durch das Wort des Geistes, welcher die Welt straft um der Sünde willen {Joh 16v8}.

15. Wehe, die verborgen sein wollen vor dem Herrn, ihr Vornehmen zu verhehlen und ihr Tun, im Finsteren halten und sprechen: Wer sieht uns? Und wer kennt uns?

Verborgen: Als da sind die Heuchler, welche gottlose und verkehrte Sachen im Sinn haben und insgeheim übles tun, und sich danach dessen trösten, dass die Menschen um ihre Bosheit nichts wissen, aber daneben nicht betrachten, dass Gott nichts verborgen ist, der auch die heimlichen Sachen alle miteinander zu seiner Zeit wird wissen ans Licht zu bringen {Lk 8 Röm 2}.)

16. Wie seid ihr so verkehrt! Gleich als wenn des Töpfers Ton gedächte und ein Werk spräche von seinem Meister: Er hat mich nicht gemacht und ein Gemächte spräche von seinem Töpfer: Er kennt mich nicht.

Gedächte: Und seine Töpfe oder Hafner, meinte zu betrügen.

Nicht gemacht: Darum er auch nicht weiß, was ich bin.

Mich nicht: Wie es mit mir beschaffen ist. (Denn obwohl Gott die Sünde nicht erschaffen, so hat er doch die Menschen erschaffen: Und wie der Meister immer mehr und besser ist, denn das Werk, also ist Gott viel weiser als alle Menschen und sind ihm auch ihre Gedanken, will schweigen, ihre Taten unverborgen. Darum soll niemand der Meinung sündigen, dass er es verhehlen wolle.)

17. Wohlan, es ist noch um ein klein wenig zu tun, so soll Libanon ein Feld werden und das Feld soll ein Wald gerechnet werden.

Nach Luther: Ist die Stadt Jerusalem, aus Libanon gebaut.

Feld werden: Libanon war ein Wald, darauf nur unfruchtbare wilde Bäume standen. Und will der Prophet so viel sagen: Es wird in kurzer Zeit eine große Veränderung geben, denn welche im Volk Gottes als unfruchtbare Bäume angesehen würden, die keine Früchte guter Werke brachten, als die Zöllner, Sünder, Huren und dergleichen, die werden Christus erkennen, Buße tun und herrliche Früchte des wahren Glaubens bringen und wird sie Gott durch die Stimme des Evangeliums zu seiner Kirche sammeln, die Pharisäer aber und andere Heuchler, welche das Ansehen hatten, als ob sie voller Heiligkeit und guter Werke steckten, werden als unfruchtbare Bäume erfunden werden, die nichts mehr gekonnt, als hoch herfahren, Übermut treiben und die rechten Gottseligen verachten oder auch wohl verfolgen, darum Gott solche Heuchler strafen und von sich verstoßen wird. (Solche Änderung begibt sich oft in der Kirche, dass, welche man für die Besten und Frömmsten geachtet, die Allerärgsten und gottlos erfunden werden und andere, an denen man schier allerdings verzagt, ihr Leben bessern und künftig dem Evangelium Christi würdig leben. Darum soll man mit dem Urteil nicht zu sehr eilen.)

18. Denn zur selbigen Zeit werden die Tauben hören die Worte des Buches und die Augen der Blinden werden aus dem Dunkel und Finsternis sehen,

Tauben: Welche, nämlich zuvor in Anhörung der Predigten des Wortes Gottes und zu allen heilsamen Warnungen, für taub geschätzt waren, die werden das Evangelium Christi ganz gern und mit Willen hören: Und die man für blind gehalten, als die um himmlische Sachen nichts wüsten, werden vom Heiligen Geiste, durch das Evangelium erleuchtet werden, dass sie Gott recht erkennen und gottseliglich ehren. Denn die Pharisäer hielten das Gemeinde Volk, welches Christo nachfolgte, für Taube und Blinde, ja für tolle Leute, da sie sagten: Glaubt auch irgend ein Oberster oder Pharisäer an ihn, sondern das Volk, das nichts vom Gesetz weiß, ist verflucht {Joh 7}.

19. und die Elenden werden wieder Freude haben am Herrn und die Armen unter den Menschen werden fröhlich sein in dem Heiligen Israels,

Fröhlich sein: Das ist, die Sünder und elenden Menschen, welche in ihren Gewissen sehr ängstig sind und aus der pharisäischen Lehre nicht allein keinen Trost empfinden, sondern auch noch viel heftiger angefochten werden und von ihren Lehrern, als die dem Teufel übergeben sind, hochmütig verachtet werden, die werden in dem Herrn Jesu Christo, welcher der allerheiligste Gott Israels ist, sich freuen. Wenn sie die allerlieblichste Predigt des Evangeliums von der gnadenreichen Vergebung aller Sünden von ihm vernehmen werden, darum sie große Freude bekommen werden über dem Evangelium Christi. (Denn das Evangelium Christi erregt in den Herzen der Gläubigen eine wahre und beständige Freude.)

20. wenn die Tyrannen ein Ende haben und mit den Spöttern aus sein wird und vertilgt sein werden alle die, so wachen, mühe anzurichten,

Ende haben: Denn durch das Evangelium Christi: Werden die angefochtenen und bekümmerten Menschen von den Tyrannen und Henkern der Gewissen erlöst, welche der armen Leute spotten und ihnen menschliche Träume oder Menschensatzungen zuschieben. Und ist dies die Meinung: Die Kirche Gottes wird von derjenigen Tyrannei erlöst werden, welche sich sehr bemüht, dass sie ihre Menschensatzungen den Leuten aufdringt und das einfältige Volk mit ihrer Lehre verführt, sind auch ganz ungeduldig und unwirsch, wenn man sie eines Irrtums und einer gottlosen Meinung beschuldigt und überweist, darum schreien sie die Obrigkeit um Hilfe an und unterstehen sich mit der selbigen zu tun ihre Widersacher sich aus dem Wege zu räumen. Denn sie, die Wahrheit nach hinten gesetzt und zu Irrtum und Lügen abgewichen sind. (Wer wollte hier nicht merken, dass nicht allein die Pharisäer und Schriftgelehrten, sondern auch die römischen Päpste und die päpstlichen Lehrer samt ihren Ketzermeistern ganz artig mit ihren Farben abgemalt und herausgestrichen werden, welche die gesunde und heilsame Lehre des Evangeliums aus der acht lassen und auf menschliche Träume mit Gewalt dringen, dieselben auch mit Gefängnissen, Feuer und Schwert handhaben? Wir aber in Deutschland, da das Wort Gottes rein gelehrt wird, sollen unserem Herrn Gott von Herzen Lob und Dank sagen, dass er uns von derselben Leute, Stöcken und Blöcken im Gewissen erlöst und auch bis daher vor ihrer Tyrannei an Leib und Gütern gnädiglich bewahrt hat.) * (Nach Luther) Das ist, falsche Lehre und Werke.

21. welche die Leute sündigen machen, durch das Predigen und stellen dem nach, der sie straft im Tor, weichen durch Lügen vom Gerechten.

22. Darum spricht der Herr, der Abraham erlöst hat, zum Hause Jakob also: Jakob soll nicht mehr zuschanden werden und sein Antlitz soll sich nicht mehr schämen.

Abraham erlöst: Also, dass er nicht allein seine Person von der Abgötterei befreit und zur wahren selig machenden Erkenntnis Gottes gebracht, sondern auch des Abrahams Nachkommen, nämlich alle die an Christus glauben {Röm 4} mit väterlicher Liebe unterhält.

Hause Jakob: Nämlich zu seiner Kirche.

Jakob: Das ist, das Volk Gottes: Als wollte er sagen, der Zustand der Kirche im Neuen Testament wird viel glückseliger sein, als wie er im Alten Testament gewesen, da die Kirche oftmals um ihrer vielfältigen Abgötterei willen, damit sie sich verunreinigt, vor Gott und den Menschen zuschanden geworden.

23. Denn wenn sie sehen werden ihre Kinder, die Werke meiner Hände unter ihnen, werden sie meinen Namen heiligen und werden den Heiligen in Jakob heiligen und den Gott Israels fürchten.

Sie: Nämlich die christliche Kirche samt den rechtschaffenen Christen, die darin sind.

Heiligen: Das ist, sie werden sich von Herzen darüber freuen. Und ist dies die Meinung: Die Kirche Christi wird ihre Erweiterung und Ausbreitung mit großen Freuden sehen, wie, nämlich mir, dem Herrn, durch die Wiedergeburt täglich neue Kinder geboren werden, die ich erschaffen und mit meinem Geiste erneuert habe zu guten Werken. Und wenn diese meine Kinder mich bekennen werden vor den Menschen und ein gottseliges Leben führen, wie Christen gebührt, so wird solches mir und meiner Kirche zu Ehren gereichen. Darum wird sie mich, ihren Gott, von Herzen demütig ehren und preisen, mich fürchten und ihr Tun nach meinem Willen richten. (Denn es kann den Frommen keine größere Freude zustehen, als wenn sie sehen, wie die Kirche an der Zahl und in der Gottseligkeit zunimmt.)

24. Denn die, so irrigen Geist haben, werden Verstand annehmen und die Schwätzer werden sich lehren lassen.

Annehmen: Das ist, welche in gräulichem Irrtum der Religion haben gesteckt, die werden zu Christo sich bekehren und die Lehre des Evangeliums annehmen: Und welche von ihrer falschen und erdichteten Religion zuvor viel zu schwätzen wissen, die werden sich denen, so das Evangelium lehrt, freiwillig untergeben, dass sie solches von ihnen lernen mögen. (Soll man deswegen an denen nicht allerdings verzagen, die in eine irrige Religion sich verwickelt haben und dieselbe eine Zeit lang heftig verteidigen. Denn es wohl geschehen kann, dass sie bekehrt werden. Welche aber von der rechten Lehre abfallen und in Ketzerei geraten, da sie zum ersten und anderen Mal genügend ermahnt wurden und solches verachten, die soll man fahren lassen, als zu denen man keine Hoffnung mehr haben kann. Denn sie bekehren sich nicht mehr {Tit 3}.) * (Nach Luther) Schwätzer sind die unnützen Plauderer, als die Schwärmer, so eitel Geist rühmen.


Das 30. Kapitel

  • Die Juden werden gescholten, dass sie vielmehr auf die ägyptische Hilfe als des Herrn Beistand sich verließen. v. 1.
  • Und wird ihnen deshalb die Strafe verkündigt. v. 12.
  • Wird auch ein Trost mit untergemengt, dass die Frommen sollen erhalten werden. v. 18.
  • Endlich wird von des Assyrers Untergang geweissagt. v. 25.

1. Wehe den abtrünnigen Kindern, spricht der Herr, die ohne mich ratschlagen und ohne meinen Geist Schutz suchen, zu häufen eine Sünde über die andere,

Abtrünnigen: Die mit ihrem Herzen von Gott abweichen und nicht auf seine Hilfe, sondern auf der Gottlosen Ägypter Beistand sich verlassen. Denn die später folgenden Predigten des Propheten, weisen auf die Geschichte Sanheribs des Königs in Assyrien, welcher, da er dem Könige Hiskia mit dem Kriege und Zerstörung drohte, hielten es die Obersten und vornehmste Räte dafür und war vielleicht das Volk auch der Meinung, dass man soll zum Könige in Ägypten schicken und von ihm Hilfe begehren wider den König in Assyrien. Weil aber solche Anschläge aus lauter Misstrauen des göttlichen Bestandes halben herkamen, waren sie Gott dem Herrn ganz sehr zuwider.

Ratschlagen: Die solche Anschläge machen, so von mir nicht herkommen noch von meinem Geist regiert werden.

Häufen: Als ob sie mich nicht vorhin mit ihren Sünden genug erzürnt hätten, wenn sie nicht auch allererst ein Misstrauen in mich setzt und sich mehr auf Menschen Hilfe, als auf mich verließen.

2. die hinabziehen nach Ägypten und fragen meinen Mund nicht, dass sie sich stärken mit der Macht Pharaos und sich beschirmen unter dem Schatten Ägyptens.

Mund nicht: Das ist, sie fragen meine Propheten nicht, ob mir ihre Ratschläge auch gefallen und ob sie einen glücklichen Ausgang gewinnen werden? (Denn obwohl in den äußerlichen Sachen und weltlichen Geschäften uns Gott den Brauch unserer Vernunft und der menschlichen Weisheit frei lässt und will, dass wir derselben recht gebrauchen sollen, so sollen wir doch nichts freventlicherweise uns unterstehen, wir wissen denn, dass es Gott gefalle. Und sollen wir zwar, was er uns gebietet, ohne Bedenken tun, ob es gleich unserer Vernunft scheint zuwider sein: Was aber Gott verboten hat, das soll man unterlassen, ob es gleich das Ansehen hätte, als möchte es uns zu großem Nutzen gedeihen: Was aber weder befohlen noch verboten ist, da muss man alle Umstände fleißig betrachten. Denn die machen oft, dass etwas, so an sich selbst ein Mittelding ist, nicht geschehen kann, man wolle denn Gott erzürnen. Besonders aber sollen wir Gott bitten, dass er in allem unserem Tun mit seinem Heiligen Geist uns regiere, damit wir nicht unseren Begierden zu sehr nachhängen, sondern vom Worte Gottes uns regieren lassen. Denn das heißt: den Mund des Herrn fragen.) Aber die Juden, spricht der Prophet, achten nicht, was in dieser Sache Gott gefalle oder missfalle, sondern nehmen sich solche Ratschläge vor, die ihnen am sichersten scheinen.

Beschirmen: Da sie erhoffen, es werde die Sache wohl versehen und ihnen geholfen ist. (Hier sieht man, was für eine gräuliche Sünde es sei, die auch einem Abfall und der Treulosigkeit gleich geschätzt wird, wenn man in Nöten zu ungebührlichen und von Gott verbotenen Mitteln seine Zuflucht hat. Denn es ist eine große Übeltat, wenn man mehr auf Menschen, besonders, wenn sie noch dazu gottlos sind, sich verlässt, als auf den allergütigsten himmlischen Vater.)

3. Denn es soll euch die Stärke Pharaos zur Schande geraten und der Schutz unter dem Schatten Ägyptens zum Hohn.

Denn: Jetzt wird angezeigt, was die menschliche Hilfe nutzt, welche ohne Gottes Willen zuwege gebracht wird.

Zum Hohn: Also, dass ihr keine Hilfe von den Ägyptern werdet erlangen, sondern in dem ihr auf sie hofft, werdet ihr darüber zu Schimpf und Spott werden, weil euch die Ägypter verlassen. (Und geschieht es oft, wenn man gottlose Völker zu Hilfe ruft, dass sie entweder nicht zu rechter Zeit kommen, oder aber da sie kommen, nicht ohne großen Schaden derjenigen, die sie fordert, wiederum hinwegziehen. Ja auch wohl ganz und gar aus einem Lande nicht können wiederum hinausgebracht werden, wenn sie desselben Fruchtbarkeit und lustige Gelegenheit empfangen. Dergestalt haben die Sarazener, da man sie in Griechenland berufen, dasselbe allerdings unter ihre Gewalt gebracht, dass sie noch bis daher niemand daraus vertreiben könne. Also geht es, wenn man den Teufel zu Gast lädt.)

4. Ihre Fürsten sind wohl zu Zoan gewesen und ihre Botschaft gen Hanes gekommen,

Zoan: So eine Stadt gewesen in Ägypten. Als wollte er sagen: Sie haben zwar ihre ansehnlichen Botschaften und stattlichen Gesandten, welche die Vornehmsten im Volk Gottes gewesen, in Ägypten abgefertigt, um Hilfe wider die Assyrer aufzubringen, aber sie werden nichts denn Schimpf und Spott aus Ägypten davon tragen. (Darum sollen wir auf Gott trauen, der nicht lässt zuschanden werden, alle die auf ihn hoffen.)

5. aber sie müssen doch alle zuschanden werden über dem Volk, das ihnen nicht nütze sein kann, weder zur Hilfe noch sonst zu Nutzen, sondern nur zur Schande und Spott.

6. Dies ist die Last über die Tiere, so gegen Mittag ziehen, da Löwen und Löwinnen sind, ja Ottern und feurige fliegende Drachen, im Lande der Trübsal und Angst: Sie führen ihr Gut auf der Füllen Rücken und ihre Schätze auf der Kamele Höcker zum Volk, das ihnen nicht nütze sein kann.

Last: Das ist, dies ist die Weissagung von der gefährlichen Reise, welche der Israeliten Gesandten durch die wilde Wüste, davon wegen der grausamen und giftigen Tiere sehr unsicher zu reisen ist, auf sich nehmen, dass sie Hilfe aus Ägypten erlangen mögen, welche ihnen doch nichts nutzen wird.

Drachen: Das ist, es sind in derselben Wüste solche giftigen Tiere, die der Menschen Leiber also beschädigen, dass sie vom hitzigen Gift entzündet, in wenigen Standen jämmerlich dahin sterben, darunter etliche so schnell, dass sie vielmehr fliegen als kriechend scheinen. Durch dieselben unsicheren Orte ziehen die Juden, dass sie menschliche ungewisse, ja schädliche Hilfe zuwege bringen.

Angst: Da vorzeiten ihre Voreltern, wie sie aus Ägypten gezogen, viel und große Trübsal, Angst und Not, obwohl durch ihre eigene Schuld, erlitten, durch die Orte ziehen die Juden jetzt, denen ihre Voreltern ganz feind gewesen und darüber sich aufs höchste beklagt haben.

Ihr Gut: Das ist, die Juden ziehen in Ägypten, dass sie um gut Geld böse Freund und untreue Kriegsleute dingen. Welches Geld doch alles verspielt ist. (Und ist derselben Mühe und Arbeit ganz umsonst, die auf der Menschen und besonders der Gottlosen Hilfe und Beistand sich verlassen.)

7. Denn Ägypten ist nichts und ihr Helfen ist vergeblich. Darum predige ich davon also: Die Rahab wird stille dazu sitzen.

Ist nichts: Des Königs in Ägypten Macht ist nicht genügend, den Assyrer damit zurück zu treiben, und werden die Ägypter viel langsamer zur Sachen tun, als es die Notdurft erfordern wird.

Davon: Nämlich von einem Gottlosen und dazu närrischen Rat- und Anschlag.

Rahab: Das ist, Ägypten (welches Land auch im 86. Psalm Rahab genannt wird) wird sich euer nicht achten noch euch eine Hilfe leisten, sondern, obwohl die Ägypter euch etlichermaßen eine Hoffnung machen werden, als ob sie euch helfen wollten, so werden sie doch mit ihrer Hilfe so ganz nicht eilen, dass ihr unter des zwei oder dreimal alle miteinander verderben und umkommen möchtet, ehe denn ihr von den Ägyptern eine Hilfe empfindet. (Welche aber der Kirchendiener gottseligen Erinnerungen und treuherzigen Warnungen nicht folgen wollen, die werden endlich mit ihrem großen Schaden klug.) * (Nach Luther) Rahab ist Ägypten {Ps 87v4 Ps 89v11} und heißt Stolz.

8. So gehe nun hin und schreib es ihnen vor auf eine Tafel und zeichne es in ein Buch, dass es bleibe für ewig.

Zeichne es: Wie du sie treulich gewarnt und ermahnt hast, dass sie sich nicht auf menschliche Hilfe verlassen sollen, welche betrügt, sie aber nach ihrer halsstarrigen Weise dich nicht hören wollen, viel weniger deinem guten Rat folgen.

ewig: Und bei allen Nachkommen ein ewiges Zeugnis sei, wie gottlos dies Volk war. (Es wird uns aber in der Heiligen Schrift der Menschen Bosheit und dadurch verursachtes Verderben vor die Augen gestellt, nicht dass wir es ihnen nachtun sollen, sondern dass wir sollen daraus lernen, vorsichtiger und behutsamer zu sein, damit nicht, wenn wir gleiche Sünden begehen, auch gleiche Strafen auf uns laden.)

9. Denn es ist ein ungehorsames Volk und verlogene Kinder, die nicht hören wollen des Herrn Gesetz,

Kinder: Die ihrem Gott und Vater nicht mehr folgen wollen, sondern schlagen aus der Art und begehren deren keins zu halten, was sie verheißen: In der Summe, es sind falsche Leute, die unserem Herrn Gott weder Treue noch Glauben halten.

Gesetz: Welches ihnen ihre Sünden und Unrecht vor die Augen stellt und Weise und Maß vorschreibt, wie sie gottselig leben sollen.

10. sondern sagen zu den Sehern: Ihr sollt nicht sehen! Und zu den Schauern: Ihr sollt uns nicht schauen die rechte Lehre; predigt uns aber sanft, schaut uns Täuscherei!

Sehern: Oder Propheten, welche in der Heiligen Schrift hin und wieder Seher genannt werden.

Nicht sehen: Predigt uns nichts aus dem Worte Gottes.

Schauern: Dadurch ebenmäßig die Propheten verstanden werden, welche aus besonderen Offenbarungen den Willen Gottes verkündigen.

Nicht schauen: Ihr dürft uns die rechten göttlichen Offenbarungen nicht verkündigen, welche unserem Vorhaben zuwiderlaufen, uns auch verdrießlich und unleidlich sind.

Sanft: Wie wir es gern hören und uns gefällt, wenn es gleich falsch und nichts Gutes daran ist.

11. weicht vom Wege, macht euch von der Bahn; lasst den Heiligen in Israel aufhören bei uns!

Aufhören: Als wollten sie sprechen, hört einmal auf von euren heiligen Herrn und Gott Israels zu predigen, und uns damit immer in den Ohren zu liegen. Obwohl nun unter den Juden nicht bald, meines Erachtens, jemand wird gefunden werden, der so gräuliche Reden öffentlich hat ausstoßen dürfen. So redet aber doch der Prophet aus der Leute inwendigen Herzen und nach den Gedanken dieses Volkes. (Denn welche es nicht gerne haben, dass ihr gottloses Wesen aus dem Worte Gottes gestraft wird und ihnen solche Prediger wünschen, die auf die Laster vielmehr weich greifen, als dass sie dieselben sollten mit Ernst anziehen, dazu von dem herzu nahenden Unglück nichts predigen, die reden vor Gott in der Wahrheit nichts anders, als wie hier von den Juden gesagt wird.)

12. Darum spricht der Heilige in Israel also: Weil ihr dies Wort verwerft und verlasst euch auf Frevel und Mutwillen und trotzt darauf,

Darum: Jetzt wird angezeigt, was für Strafen auf solchen Mutwillen folgen werden.

Heilige Israel: Dessen Wort und Namen ihr für Bosheit nicht gerne hört.

Verwerft: Und dem Worte Gottes nicht gehorchen wollt, welches euch heißt auf die göttliche Hilfe all euer Vertrauen zu setzen.

Frevel und: Das ist, auf äußerliche Gewalt und auf eure verkehrten Ratschläge.

Trotzt darauf: Meint also sicher zu sein, und verlasst euch nicht auf den Herrn.

13. so soll euch solche Untugend sein wie ein Riss an einer hohen Mauer, wenn es beginnet zu rieseln, die plötzlich unversehens einfällt und zerschmettert,

Riss: Das ist, diese eure Sünde, dass ihr euch auf menschlichen Gewalt verlasst, wird euch zum Fall gedeihen. Und gleichwie eine hohe Mauer, wenn sie fallen will, erstlich in der Mitte einen Riss bekommt, danach einstmals, ehe man sich es versieht, niederfällt, also werdet ihr auch darnieder fallen und zugrunde gehen, wenn die Zeit eurer Strafe kommen wird.

14. als wenn ein Topf zerschmettert würde, den man zerstößt und sein nicht schont, also dass man von seinen Stücken nicht eine Scherbe findet, darin man Feuer hole vom Herde oder Wasser schöpfe aus einem Brunnen.

Als: Folgt ein anderer Gleichnis, damit der Prophet die Strafe des jüdischen Volkes beschreibt.

Nicht schont: Sondern aus freiem Willen und vorsätzlicherweise mit Gewalt wieder den Boden schlägt oder an einen Stein stößt, dass es zu Haufen bricht.

Findet: Also wird euch Gott der Herr auch in Grund und Boden vertilgen. (Obwohl nun Gott das Königreich Juda erhalten hat, da es der König in Assyrien mit einer gewaltigen Kriegsmacht überzogen, um des gottseligen Königs Hiskia willen, so ist doch kein Zweifel, es haben die gottlosen Leute, welche Anstifter gewesen, dass man bei den Ägyptern Hilfe suchen soll und ihre Hoffnung mehr zu denselben als auf Gott hatte, um solcher ihrer Bosheit willen, ihre gebührliche Strafe empfangen. Und weil das jüdische Volk immer mit demselben Laster des Misstrauens gegen Gott schwanger ging, so ist es endlich zu Haufen gefallen, wie eine Mauer, da es von den Chaldäern gefangen hinweggeführt wurde: Aber zuletzt ist es ganz zunichtegeworden, gleichwie Töpfe, die zerschmettert werden, da die Stadt Jerusalem von den Römern zerstört und das Volk in eine ewige Dienstbarkeit hingeschleppt, auch durch die ganze Welt jämmerlich zerstreut wurde. Es wird aber dies vom Propheten hier auch uns zur Warnung gesagt, dass wir dabei lernen sollen, wie ein groß und gräuliches, dazu schädliches und verderbliches Laster es sei, wenn man Gott nicht traut und auf Menschen sich verlässt.)

15. Denn so spricht der Herr, der Heilige in Israel: Wenn ihr stille bliebt, so würde euch geholfen; durch Stille sein und Hoffen würdet ihr stark sein. Aber ihr wollt nicht

Stille bliebt: Dass ihr von eurem gottlosen Vertrauen auf die Ägypter abstündet und mit ruhigen Herzen auf die himmlische und göttliche Hilfe wartet, so würden eure Sachen wohl stehen und würdet vor dem assyrischen Feinde bewahrt werden, dass er euch nichts schaden könnte. (Denn eine wahre Buße ist nie zu spät.) * (Nach Luther) Das ist, Leiden, Geduld und harren.

Stark sein: Und euren Feinden obliegt, wen ihr euer gottloses Vorhaben anstehen und bleiben ließt und der göttlichen Hilfe erwartetet. Denn Gott würde euch Kraft und Stärke genug geben, dass ihr den Anlauf des Königs in Assyrien wohl aufhalten könntet. (Sind deswegen die am allerstärksten und unüberwindlich, welche mit stillem Herzen in allen Trübsalen und Anfechtungen auf Gottes Hilfe warten.)

16. und sprecht: Nein, sondern auf Rossen wollen wir fliehen (Darum werdet ihr flüchtig sein) und auf Läufern wollen wir reiten (Darum werden euch eure Verfolger übereilen).

Nein: Wir können uns auf deine Verheißungen nicht verlassen.

Fliehen: Und der Gefahr entrinnen, die wir von dem assyrischen König zu besorgen haben.

Flüchtig: Und wird euch begegnen, was ihr aus Unverstand über euch selber weissagt, dass ihr vor euren Feinden fliehen werdet und kein Herz haben werdet zum Widerstehen.

Läufern: Wie die Ägypter haben, auf dass wir zugleich mit der Ägypter Reiterei des assyrischen Königs Gewalt entrinnen. Aber es wird viel anders hinausgehen. Denn ihr werdet also nicht entrinnen, sondern nachdem ihr euch schändlich in die Flucht begebt, werden die Feinde mit schneller Eile hinter euch her sein und was ihr gemeint habt für euch zu sein, wird wider euch sein.

17. Denn eurer tausend werden fliehen vor eines einzigen Schelten, ja vor Fünfen werdet ihr alle fliehen; bis dass ihr überbleibt wie ein Mastbaum oben auf einem Berge und wie ein Panier oben auf einem Hügel {3Mos 26v36 5Mos 28v25 32v30}.

Mastbaum: Das ist, die Feinde werden euch mit Schrecken und Morden also zerstreuen, dass eurer ganz wenig werden überblieben. Gleich als wenn man einen Wald umhaut und hin und wieder einen hohen geraden Baum stehen lässt, den man aufbehält, dass man einmal, wenn es die Notdurft fordert, ihn zum Mastbaum im Schiff benutzen könne, daran man die Segel aufzieht oder wie ein Bildstock, an einem hohen Ort aufgerichtet, allein steht und den Wandersleuten den Weg zeigt, wo sie hingehen sollen. (Obwohl nun der König in Assyrien die Stadt Jerusalem nicht erobert hat, so hat er dennoch das Königreich jämmerlich verwüstet und viel Städte und Flecken darin eingenommen und geplündert. Welches Unglücks einzige Ursache war, der Juden Misstrauen gegen Gott und ihr Vertrauen auf die ägyptische Hilfe. Denn wenn sie sich auf Gott verlassen hätten und ohne fremde Hilfe dem Könige in Assyrien wären hinaus entgegen und unter Augen gezogen, so hätten sie ihn können in einer Schlacht darnieder legen und also alle Verwüstungen und Verheerungen des Königreichs Juda verhüten. Aber weil sie auf der Ägypter Zukunft warteten, sind sie unterdes von dem assyrischen König übel empfangen worden. Einen solchen Ausgang pflegt es mit den menschlichen Anschlägen zu gewinnen, wenn sie dem ausgedrückten Worte Gottes vorgezogen werden. Wie denn dergleichen menschliche Rat- und Anschläge es zu unseren Zeiten auch gegeben hat.)

18. Darum harrt der Herr, dass er euch gnädig sei, und hat sich aufgemacht, dass er sich euer erbarme; denn der Herr ist ein Gott des Gerichts; wohl allen, die sein harren!

Gnädig sei: Und euch zu rechter Zeit zu Hilfe komme. Denn obwohl die Juden, welche ein Misstrauen in Gott setzten und all ihre Hoffnung auf der Ägypter Beistand hatten, wert gewesen wären, nicht allein, dass sie mit der vorigen Strafpredigt von dem Propheten gescholten wurden, sondern auch dass sie zeitlich und ewig verdorben wären, jedoch weil noch viel frommer Leute (und besonders der gottselige König Hiskia) im selben Volk gefunden wurde, die ihre Hoffnung auf Gott setzten, so hat Gott dieselben durch den Propheten trösten lassen, dass sie in solchem Überfall des assyrischen Königs sollten erhalten werden.

Erbarme: Das ist, er wird aufstehen und sich rüsten, dass er euch helfe und solches aus einer inbrünstigen Liebe und Zuneigung gegen euch, damit die Mütter ihre Kinder, besonders, wenn sie in Gefahr stecken, lieben. Denn dahin lautet es im Hebräischen. (Es liebt aber Gott seine Kirche vielmehr, als irgend die Eltern ihre Kinder lieben können, wie später Kapitel 49. zu sehen ist.)

Gerichts: Der seine Kirche nicht im Grimm straft und verderbe, sondern sie mit Gericht und gebührender Mäßigung züchtigt, dass sie die Versuchungen ertragen kann {1Kor 10}. * (Nach Luther) Nicht des Wütens oder Grimmes, sondern der da straft mit Maßen und tut ihm nicht zu viel, wie die Rachgierigen pflegen {Jer 30v11}.

Harren: Denen wird es zuletzt wohl gehen, die des göttlichen Trostes im Glauben, Hoffnung und Geduld erwarten, obgleich es sich mit der Hilfe eine Zeit lang verzieht, denn sie können in ihrer Hoffnung nicht betrogen werden.)

19. Denn das Volk Zions wird zu Jerusalem wohnen; du wirst nicht weinen: Er wird dir gnädig sein, wenn du rufst; er wird dir antworten, sobald er es hört.

Volk Zion: Das ist, die Bürger zu Jerusalem, welche auf dem Berge Zion den wahren Gott ehren, werden von den Assyrern nicht ins Elend weggeführt werden, sondern zu Jerusalem bleiben und sicher darin wohnen.

Nicht weinen: Nämlich du Volk Israel, weil du nicht wirst weggeführt werden, auch nicht erleben wirst, dass die Stadt Jerusalem erobert und zerstört werde.

Rufst: Nämlich um Hilfe wider die Assyrer, so wird dich Gott bald erhören und erretten. (Denn es erhört Gott bisweilen langsamer, aber immer zu rechter Zeit, die er am besten weiß, so oft wir aus Glauben beten.)

20. Und der Herr wird euch in Trübsal Brot und in Ängsten Wasser geben. Denn er wird deinen Lehrer nicht mehr wegfliehen lassen, sondern deine Augen werden deinen Lehrer sehen,

Wasser geben: Das ist, du meine Kirche wirst zwar in Angst und Trübsal geraten, wenn du hören wirst, dass der Feind die Äcker verwüste und wirst dich besorgen, du möchtest Hunger und Mangel leiden müssen: Aber sei zu Frieden, Gott wird dir zu essen und zu trinken verschaffen zu voller Genüge, wenngleich es mitten in der Trübsal ist, welche doch auch nicht lange dauern wird. (Denn es pflegt Gott in diesem Leben neben seinen Gaben oft etwas Bitterkeit mitunter zu streuen, auf dass die Auserwählten von wegen ihres glücklichen Zustands nicht übermütig werden und in fleischliche Sicherheit sich vertiefen.)

Wegfliehen: Das ist, Gott wird in solchen Nöten dich deiner Lehrer und Propheten nicht berauben, sondern sie dir geben, dass sie dich aus dem Worte Gottes trösten und deinen schwachen Glauben stärken. (Denn das ist eine große Guttat Gottes, wenn man in Trübsal einen tauglichen Kirchendiener beiseite hat, der die zerschlagenen Herzen mit beständigem Trost, aus dem Worte Gottes genommen, aufrichten kann.)

21. und deine Ohren werden hören das Wort hinter dir sagen also her: Dies ist der Weg, den selbigen geht; sonst weder zur Rechten noch zur Linken!

Sagen: Durch einen Propheten. Als wollte er sprechen: Wenn ihr irgend in Ratschlägen und im Wandel irre werdet (wie man denn ganz leicht fehlen und irren kann), so wird euch der Herr durch die Propheten bald wiederum mit seinem Wort auf den rechten Weg weisen lassen und nicht zugeben, dass ihr auf dem Unrechten fortgeht: Und eure Lehrer werden euch den guten und heilsamen Weg zum Leben zeigen und ermahnen, dass ihr davon nicht abweichen sollt, weder zur Rechten, da ihr eurem eigenen Vernunftsdenken und selberwählten Gottesdiensten wolltet nachhängen, noch zur Linken, da ihr euren bösen Begierden den Zaum ließet. (Gleichwie nun dies der höchsten Wohltaten Gottes eine ist, dass man durch das Predigtamt sich regieren lasse. Also werden wiederum ihrer viel gefunden, die dergleichen heilsame Erinnerungen der Kirchendiener nicht leiden wollen, aber das tun sie mit ihrem großen Unglück und unwiederbringlichem Schaden.)

22. Und ihr werdet entweihen eure übersilberten Götzen und die goldenen Kleider eurer Bilder und werdet sie wegwerfen wie einen Unflat und zu ihnen sagen: Hinaus!

Entweihen: Nämlich zur selben Zeit, wenn ihr die Hilfe Gottes empfangen habt, dass die Assyrer sind zurückgetrieben worden, so werdet ihr euch noch mehr zu eurem Gott und Herrn bekehren. Und da irgend noch etwas von goldenen oder silbernen Götzen bei eurer etlichen Heimlichen übergebliebenen, die ihr mit köstlichen Kleidern geziert, so werdet ihr solches alles miteinander, wie ein unflätiges Tuch hinwegwerfen und einen Abscheu davor haben und sagen, hinaus mit dir, du gräulicher Unflat. (Denn es trägt sich manchmal zu, dass ihrer viel, welche bisher der Abgötterei und Aberglauben heimlich anhängig gewesen, wenn sie die wunderbare Regierung und Erhaltung der Kirche Gottes sehen, zu Gott bekehrt werden und ihr voriges gottloses Wesen fahren lassen.)

23. So wird er deinem Samen, den du auf den Acker gesät hast, Regen geben und Brot von des Ackers Einkommen und desgleichen volle Genüge. Und dein Vieh wird sich zu der Zeit weiden in einer weiten Aue.

Regen geben: Dass du gut und fruchtbares Gewitter bekommen wirst zu den Erdgewächsen, welche dir reichlich tragen und wieder einbringen werden, was der Feind zuvor verwüstet hat.

Brot: Du wirst deine Nahrung haben und keinen Mangel spüren, wenn die Assyrer meistenteils erschlagen und die übrigen aus deinem Lande geflohen sind.

Weiten Aue: Das ist, du wirst viel Vieh halten, dazu Weide genug und das Allerbeste für dasselbe haben.

24. Die Ochsen und Füllen, so den Acker bauen, werden gemengt Futter essen, welches geworfelt ist mit der Wurfschaufel und Wanne.

Geworfelt: Will so viel sagen, aus dem überflüssigen Einkommen deiner Früchte, wirst du auch von dem, was von dem besten Korn mit der Worfschaufel abgesondert ist, gut und zum Überfluss genug Futter haben für deine Ochsen und Esel, also dass dir an allem, was du in deiner Haushaltung bedarfst, nichts aufhören wird, sondern wirst überall den Reichen Segen Gottes spüren.

25. Und es werden auf allen großen Bergen und auf allen großen Hügeln zerteilte Wasserströme gehen zur Zeit der großen Schlacht, wenn die Türme fallen werden.

Die Türme: (Nach Luther) Sind die großen Tyrannen und Gewaltigen.

Fallen werden: Das ist, wenn Gott der Herr viel tausend Assyrer wird erschlagen lassen und unter denselben die vornehmsten Tyrannen, so von wegen ihrer Stärke und großen Ansehens den Türmen nicht Unrecht möchten verglichen werden, alsdann werdet ihr im Königreich Juda den Reichen Segen Gottes empfinden, dass nicht allein die Täler mit Bächen gewässert, sondern auch die Berge und Hügel damit werden befeuchtet werden und wird nirgends keine Unfruchtbarkeit oder Dürre erscheinen, sondern alles herrlich und wohl stehen.

26. Und des Mondes Schein wird sein wie der Sonnen Schein und der Sonnen Schein wird siebenmal heller sein denn jetzt, zu der Zeit, wenn der Herr den Schaden seines Volkes verbinden und seine Wunden heilen wird.

Wird sein: Das ist, vor deinen Augen wird dich dünken, dass der Mond so hell scheint wie die Sonne.

Helle: Du wirst meinen, die Sonne scheine so helle, als wenn von sieben Tagen der Sonnenschein auf einen Tag zusammengebracht wäre.

Schaden: Welchen die Assyrer mit Verwüstung des Landes dem Königreich Juda zugefügt haben. Denn gleichwie die Leute, wenn sie voller Unmuts sind, meinen, die Sonne scheine nicht so helle wie sonst, sondern werde um etwas verfinstert, also auch wiederum, wenn das Herz fröhlich ist, so lässt sich alles Gestirn desto heller vor unseren Augen ansehen. (Und obwohl der Prophet hier von der leiblichen Erlösung redet, die unter dem Könige Hiskia geschehen, so wird doch diese Weissagung als denn recht erfüllt werden, wenn wir von allem Übel erlöst, im Himmelreich mit Christo in alle Ewigkeit uns freuen werden.)

27. Siehe, des Herrn Name kommt von ferne, sein Zorn brennt und ist sehr schwer, seine Lippen sind voll Grimmes und seine Zunge wie ein verzehrendes Feuer

Name: Das ist, der Herr, dessen Name weit und breit berühmt ist.

Kommt: Nämlich wider die Assyrer, dazu unversehens und zur selben Zeit, da sie es am wenigsten hofften.

Schwer: Also dass die Assyrer die Last des göttlichen Zorns nicht werden tragen können. (Denn je größere Liebe Gott zu seiner Kirche trägt, je heftiger sein Zorn wider die Verfolger der selbigen ist.)

Feuer: Denn er wird die Feinde so heftig schelten, als wenn er Feuer in sie bliese.

28. und sein Odem wie eine Wasserflut, die bis an den Hals reicht, zu zerstreuen die Heiden, bis sie zunichtewerden und die Völker mit einem Zaum in ihren Backen hin und her treibe.

Reicht: Und dem den Tod droht, welchen sie mit ihrer Geschwindigkeit in der Eile erreicht und mit Gewalt überfällt.

Treibe: Will so viel sagen: Gott der Herr ist über die Assyrer sehr erbittert, dass er sie zerstäuben und zerstreuen wird, wie den Staub und wird ihnen einen Zaum und Gebiss einlegen, dass sie wieder ihren Willen aus dem Königreich Juda werden zurückweichen müssen und einer hier der andere dort hinaus fliehen, bis sie endlich ganz zugrunde gehen. Denn es malt der Prophet mit dieser verblümten Rede der Assyrer Untergang dem Volk Gottes vor. Und ist diese Weissagung erfüllt worden, da der Engel des Herrn in einer Nacht im assyrischen Lager erwürgt hat, hundertundfünfundachtzigtausend Mann, also dass der assyrische König des folgenden Tages mit seinem übrigen elenden Haufen die Flucht genommen und aus dem Königreich Juda schändlich ausgerissen. (Weil demnach der Zorn Gottes wider seine Feinde so groß ist, so sollen wir Fleiß ankehren, dass wir ihn vielmehr zum Freunde, ja zum Vater behalten, als dass wir uns ihn wollten zum Feinde machen. Und wenn die Feinde der Kirche jubilieren, so sollen wir die Zeit der göttlichen Rache mit Geduld erwarten. Denn Gott ist darum den Verfolgern der Kirche nichts desto besser gewogen, da er ihnen gleich eine Zeit lang ihren Willen lässt und sie gut Glück haben, sintemal sein Zorn endlich ausbricht, dass sie einstmals von der Erde vertilgt werden.)

29. Da werdet ihr singen wie zu Nacht eines heiligen Festes und euch von Herzen freuen, als wenn man mit der Pfeife geht zum Berge des Herrn, zum Hort Israels.

Festes: Ihr werdet Gott Lobgesänge singen, wie ihr pflegt zur Vesper vor einem großen Fest zu tun. Denn die Juden fingen den Tag vom Abend an, bis wieder zu Abend des folgenden Tages, darum sie auch den vorhergehenden Abend zu dem Feste des folgenden Tages rechneten.

Geht: Das ist, ihr werdet euch über eure Erlösung so sehr freuen, als fröhlich ihr zu sein pflegt, wenn ihr mit allerlei Saitenspielen auf die hohe Feste zu des Herrn Tempel hinauf geht und Gott mit Freuden loben wollt. Und wird solche, eure Freude heilig und gottselig sein und Gott zu Lob und Ehren gereichen. (Denn obwohl die Frommen über ihrer Feinde Untergang mit keiner fleischlichen Freude jubilieren sollen, so aus Rachgierigkeit her entspringt. Wie denn dergleichen Freude verboten wird, {Spr 24}, so freuen sie sich doch recht im Geiste über den Untergang der Feinde der Kirche, nicht, dass sie an ihrem Verderben Lust hätten, sondern weil sie sehen, dass ihr Untergang zur Ehre Gottes und der trübseligen Kirche Erlösung gereicht.)

30. Und der Herr wird seine herrliche Stimme schallen lassen, dass man sehe seinen ausgereckten Arm mit zornigem Dräuen und mit Flammen des verzehrenden Feuers, mit Strahlen, mit starkem Regen und mit Hagel.

Mit Hagel: Das ist, Gott wird seine Majestät und unendliche Gewalt wider seine Feinde mit großem Grimm erzeigen, wenn er die Feinde nicht anders wird darnieder schlagen, als da ein gräuliches Unwetter entsteht, mit Blitzen und Donnern, dass in die Häuser schlägt und ein großer Platzregen darauf erfolgt, der ganze Häuser umreißt und mit sich hinwegführt, da auch alles, was auf dem Felde ist, vom Hagel erschlagen wird. Es wird aber mit diesen Worten die Niederlage des assyrischen Volkes, welches in einer Nacht fast alles darauf gegangen, ganz artig beschrieben.

31. Denn Assur wird erschrecken vor der Stimme des Herrn, der ihn mit der Rute schlägt.

Erschrecken: Dass sie (die Assyrer) vor großer Furcht und Zittern nicht werden wissen, wo sie hinsollen und das von wegen der ernsten Strafe Gottes, die sie empfinden werden.

32. Denn es wird die Rute ganz durchdringen und wohl treffen, wenn sie der Herr über ihn führen wird, mit Pauken und Harfen und überall wider sie streiten.

Durchdringen: Es wird keine geringe und leidentliche Züchtigung sein, die nicht schwer abginge, sondern es wird die Rute unter dem assyrischen Kriegsvolk in ihrem Lager tief hinein gehen und durch Mark und Bein dringen.

Pauken: Damit er über die Feinde triumphieren wird. Denn die siegreichen Überwinder pflegen in ihrem Triumph auch allerlei Saitenspiel zu benutzen.

Streiten: Und wird sie also mit großem Ruhm und Herrlichkeit überwinden und darnieder legen, aber mit keinem leiblichen Schwert. (Denn Gott bringt immer den Sieg davon wieder seine Feinde. Und ist der rechte Mehrer des Reiches, Sieger und Überwinder.)

33. Denn die Grube ist von gestern her zugerichtet; ja, die selbige ist auch dem Könige bereitet, tief und weit genug; so ist die Wohnung darin, Feuer und Holz die Menge. Der Odem des Herrn wird sie anzünden wie ein Schwefelstrom.

Nach Luther: Grube heißt Hebräisch Topheth, davon zu lesen {Jer 7v31 19v6}. Das laut von der Hölle und ewigem Feuer.

Zugerichtet: Es ist dem Könige in Assyrien sein Untergang des Leibes und der Seelen samt dem höllischen Feuer längst zubereitet.

Wohnung: Darin der König ewig wird müssen bleiben.

Holz: Damit das Feuer erhalten wird, dass es nie verlösche. Die Meinung ist diese: Dem Könige in Assyrien ist die Hölle längst zubereitet, darin er wird als in eine weite, und tiefe Gruben gestürzt werden, und wird darin ewige Pein, Qual und Marter leiden von einem unauslöschlichen Feuer, welches der Zorn Gottes, als ein immerwährender Wind je länger je mehr auflasen wird, dass es davon nicht anders brennen wird, als wenn einer einen Bach voller Schwefel ins selbige Feuer geleitete. (Dies ist erfüllt, da der König in Assyrien von seiner unglückhaften Kriegsverrichtung wieder heimgekommen und im Tempel seines Götzen von seinen eigenen Söhnen ermordet wurde, wie im (2. Kön. 19) steht. Da eine gewisse Post in die Hölle gehabt hätte. Und beschreibt der Prophet mit diesen Worten, die er von weltlichen Sachen genommen, die ewige und unermessliche höllische Pein, welche die Verdammten an Leib und Seele werden müssen ausstehen. Wie auch Christus, da er von den Verdammten sagt {Mk 9}, dass ihr Wurm nicht sterbe und ihr Feuer nicht verlösche, freilich nicht von leiblichen Würmern oder von einem zeitlichen Feuer redet, sondern von der Qual des Gewissens und von der überschwänglichen Pein des Leibes. Auf dass wir nun solchem Übel entfliehen mögen, so lasst uns Buße tun und an den Sohn Gottes glauben, alsdann werden wir nicht verloren, sondern das ewige Leben erlangen, (Joh. 10,28).


Das 31. Kapitel

  • Dies Kapitel ist ungefähren Inhalts mit dem vorigen.

1. Wehe denen, die hinabziehen nach Ägypten um Hilfe und verlassen sich auf Rosse und hoffen auf Wagen, dass der selbigen viel sind und auf Reiter, darum dass sie sehr stark sind, und halten sich nicht zum Heiligen in Israel und fragen nichts nach dem Herrn.

Wehe: Der Prophet schilt wiederum diejenigen, welche Gott nicht trauten und zu der ägyptischen Hilfe ihre Zuflucht hatten. Tut aber auch für die Frommen einen herrlichen Trost hinzu, dass Gott selbst seine Kirche schützen und die Assyrer umbringen werde.

Hilfe: Die sie da meinen aufzubringen.

Stark sind: Denn weil die Ägypter deshalb sehr berühmt sind, dass sie eine stattliche und ansehnliche Ritterschaft haben, so pochen sie darauf.

Heiligen: Nämlich zu dem Herrn ihrem Gott, der nicht verlässt die, so auf ihn hoffen.

Fragen nichts: Dass sie in diesen ihren Nöten mit bußfertigem Herzen ihn um Hilfe anriefen. (Denn es ist eine sehr große Sünde und ein Stück der Abgötterei, wenn man auf menschliche Hilfe traut und nicht auf den Herrn hofft.)

2. Er aber ist weise und bringt Unglück herzu und wendet seine Worte nicht, sondern wird sich aufmachen wider das Haus der Bösen und wieder die Hilfe der Übeltäter.

Er: Nämlich Gott der Herr, der weiß, wie er solche Bosheit strafen und den Bösen mit bösem vergelten soll.

Wort nicht: Seine Drohungen sind nicht vergebens und gehen nicht leer ab.

Haus: Das ist, wider das gottlose Geschlecht der Leute, die den Ägyptern mehr zutrauen, als Gott.

Übeltäter: Wider welche sich der Herr aufmachen wird und wird der gottlosen Leute Anschläge zunichtemachen, dass sie ihnen nichts nutzen, weil sie durch ihr Misstrauen sich gröblich an Gott versündigen. * (Nach Luther) Das ist, der Juden, welche solche Hilfe suchen.

3. Denn Ägypten ist Mensch und nicht Gott und ihre Rosse sind Fleisch und nicht Geist. Und der Herr wird seine Hand ausrecken, dass der Helfer strauchle und der, dem geholfen wird, falle und alle miteinander umkommen.

Mensch: Darum die Ägypter ohne den Willen Gottes niemand nutzen können.

Fleisch: Die ägyptische Reiterei ist fleischlich, darum sie leicht vertilgt werden kann und sind keine engelischen Reiter bei ihnen vorhanden, wie der Prophet Elisa zu Dothan gesehen, die ihn wider die Syrer geschützt haben {2Sam 6}. Darum werden die Ägypter den Israeliten keine gewisse und unfehlbare Hilfe leisten können.

Ausstrecken: Und seine Macht wider die ägyptische Hilfe sehen lassen.

Helfer: Nämlich das ägyptische Kriegsheer.

Geholfen wird: Nämlich das jüdische Volk, welches sich auf die Ägypter und nicht auf seinen Gott verlässt.

Umkommen: Beides welche helfen wollen und denn auch die, sich auf solche Hilfe verlassen. Diese Drohungen, halt ich, sind erfüllt worden, als der König in Assyrien das jüdische Land verwüstete, ehe denn er die Stadt Jerusalem aufgefordert, welche Verwüstung weder die Juden noch die Ägypter abwehren können. (Denn die menschlichen Mittel mögen ein Unglück nicht wenden, wenn sie Gott nicht gefallen und er nicht Glück dazu gibt.)

4. Denn so spricht der Herr zu mir: Gleichwie ein Löwe, und ein junger Löwe brüllt über seinem Raube, wenn der Hirten Menge ihn anschreit, so erschrickt er vor ihrem Geschrei nicht und ist ihm auch nicht leid vor ihrer Menge: Also wird der Herr Zebaoth herniederfahren, zu streiten auf dem Berge Zion und auf seinem Hügel.

Denn: Jetzt mengt der Prophet einen Trost mit unter, dass der König in Assyrien die Stadt Jerusalem nicht einbekommen werde.

Löwe: Will so viel sagen, gleichwie ein Löwe, den Raub, welchen er einmal gefasst, sich nicht wieder nehmen lässt, ob ihm gleich die Hirten nachschreien, denn er fürchtet sich nicht vor ihnen: Also hat Gott seine Kirche steif erwischt, nicht zwar dass er sie zerreißen, sondern erhalten wolle und wird sich des Geschreis des Königs in Assyrien, wie auch seiner Hauptleute oder Befehlshaber wenig achten noch sich vor ihrer Macht fürchten. (Denn welche Gott zu erhalten und selig zu machen sich angenommen hat, die wird ihm keiner aus seiner Hand reißen {Joh 10 Röm 8}.

Hügel: Das ist, in seinem Tempel, der zu Jerusalem steht.

5. Und der Herr Zebaoth wird Jerusalem beschirmen, wie die Vögel tun mit Flügeln, schützen, erretten, darin umgehen und aushelfen.

Beschirmen: Dass sie nicht erobert werde.

Flügeln: Damit sie ihre Jungen beschirmen.

Umhergehen: Gleichwie er vorzeiten in Ägypten umgangen und vor der Israeliten Häuser übergangen, dass sie nicht umkämen, da sonst in einer Nacht alle erste Geburten in Ägypten erwürgt worden.

Aushelfen: Dass sie nicht verderben. (Denn Gott erbarmt sich seiner Kirche um seines Namens Ehre willen.)

6. Kehrt um, ihr Kinder Israel, die ihr sehr abgewichen seid!

Kehrt um: Zu eurem so gütigen himmlischen Vater und flieht nicht zu den Ägyptern, sondern zu dem Herrn euren Gott. (Hier haben die Kirchendiener bei dem Beispiel dieses Propheten sich zu erinnern, dass sie die Strafpredigten also mäßigen sollen, damit sie immer freundliche Vermahnungen zur Buße mit unterstreuen, auf dass es nicht ein Ansehen gewinne, als wäre den Sündern der Weg zur Bekehrung und Seligkeit allerdings verschlossen.)

7. Denn zu der Zeit wird ein jeglicher seine silbernen und goldenen Götzen verwerfen, welche euch eure Hände gemacht hatten, zur Sünde.

Verwerfen: Als ein abscheuliches Ding. Als wollte der Prophet sagen, ich habe noch zu euer vielen gute Hoffnung, dass ihr einmal von eurer Abgötterei, die ihr jetzt treibt und euch damit versündigt, abstehen und auf Gott allein all eure Hoffnung setzen werdet.

Sünde: Dass ihr Gott damit erzürntet. (Es nennt aber der Prophet hier der Israeliten Götzen, ihre Anschläge, die sie machten über die ägyptischen Hilfen zu erwerben, weil solch ihr Vertrauen Gott nicht weniger verdrießlich und zuwider war, als die silbernen und goldenen Götzen, welche von Menschen Händen gemacht werden. Darum welche mehr auf Menschen, als auf Gott bauen und trauen, die sollen wissen, dass sie ebenso wohl abgöttisch sind, als wenn sie vor einem silbernen, goldenem, hölzernen oder steinernen Bilde niederfielen auf die Knie und es anbeteten.)

8. Und Assur soll fallen, nicht durch Mannes Schwert und soll verzehrt werden, nicht durch Menschen Schwert; und wird doch vor dem Schwert fliehen und seine junge Mannschaft wird zinsbar werden;

Fallen: Nämlich damals, wenn ihr gelernt habt Gott Vertrauen, so wird das assyrische Kriegsvolk erschlagen werden, aber nicht mit menschlichen Waffen und was überbleibt, wird fliehen, obwohl nicht vor der Menschen Schwert. Denn der Herr selbst wird wider die Feinde streiten und in einer Nacht viel tausend Feinde erwürgen, ohne menschliche Hilfe.

9. und ihr Fels wird vor Furcht wegziehen und seine Fürsten werden vor dem Panier die Flucht geben, spricht der Herr, der zu Zion Feuer und zu Jerusalem einen Herd hat.

Wegziehen: Er wird in großer Eile aus dem jüdischen Land sich wiederum hinwegmachen und auf Assyrien zu ziehen.

Flucht geben: Also, dass Gott der Herr einen herrlichen Sieg erhalten und davon bringen wird und werden die Assyrer seiner Gewalt nicht widerstehen können. (Einen solchen schimpflichen Ausgang pflegt es zu nehmen, mit den gewaltigen und schrecklichen Kriegszügen, die man wider die Kirche Gottes anfängt.)

Herr: Unser Gott. Darum es gewisslich geschehen wird.

Herd: Das ist, der ihm gleichsam zu Jerusalem eine Behausung auserwählt, dass er darin wohnen wolle. (Denn obwohl Gott überall gegenwärtig ist, {Jer 23}. So wird dennoch von ihm gesagt, dass er da wohne und gleichsam seine Behausung habe, an dem Ort, da sein Wort recht gelehrt und die Sakramente, wie sie von ihm eingesetzt sind, recht ausgeteilt werden. Denn darin ist gewisslich die Kirche Gottes.) * (Nach Luther) Das ist, der zu Jerusalem haushält, und darin daheim ist.


Das 32. Kapitel

  • Erstlich wird geweissagt von dem Reich Christi und seinen Guttaten, samt desselben guter Gelegenheit. v. 1.
  • Danach von der Verstoßung des jüdischen Volkes. v. 9.
  • und denn auch von ihrer etlicher Bekehrung zu Christo. v. 15.

1. Siehe, es wird ein König regieren, Gerechtigkeit anzurichten und Fürsten werden herrschen, das Recht zu handhaben,

Siehe: Weil der Prophet von der Errettung des israelitischen Volkes, unter der Regierung des frommen Königs Hiskia geweissagt hatte, Und aber die Israeliten nicht bald darauf fallen möchten und meinen, es bestünde all ihr Heil und Wohlfahrt, auf den selbigen äußerlichen Frieden, der auf der Assyrer Niederlage erfolgen würde: So streut er jetzt eine Predigt mitunter von dem Reich Christi und von desselben wahrer und ewiger Glückseligkeit. (Denn wir sollen der zeitlichen Güter und leiblichen Guttaten also genießen, dass wir die ewigen und himmlischen darüber nicht aus der acht lassen.)

König: Nämlich Christus der Sohn Gottes, des Allerhöchsten.

Fürsten: Nämlich seine Apostel, die in den Psalmen Fürsten genannt werden {Ps 45 68}. Die werden dem geistlichen Regiment recht vorstehen und den Untertanen gebührlich Recht sprechen. (Es braucht zwar der Prophet die Art zu reden, in dieser Welt gebräuchlich, als ob er von einem weltlichen Reich redete, aber er versteht darunter die geistliche Verwaltung des Reiches Christi. Denn Christus regiert mit Gerechtigkeit, die er anrichtet, wenn er seine Untertanen aus der Tyrannei des Teufels errettet und sich gnädig, ja freundlich gegen sie verhält, da er spricht {Mt 11}. Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken. Die Apostel aber und fromme Kirchendiener handhaben das Recht und stehen ihnen anbefohlenen Zuhörern wohl vor, wenn sie die Gewissen, so vom Zorn Gottes bedrückt werden, aufrichten, mit dem Evangelium Christi trösten und die armen, aber doch bußfertigen Sünder, gleichsam aus der Hölle Rachen reißen. Dies ist die wahre und beständige Freude, welche in diesem Leben anfängt und im anderen vollkommen sein wird.)

2. dass jedermann sein wird als einer, der vor dem Winde bewahrt ist und wie einer, der vor dem Platzregen verborgen ist, wie die Wasserbäche am dürren Ort, wie der Schatten eines großen Felsen im trockenen Lande.

Winde: Nämlich vor einem schrecklichen Sturmwinde in einer Kluft oder Höhle. (Denn welche von Christo durch die Apostel und reine Kirchendiener regiert werden, die werden vor dem schrecklichen Zorn Gottes gesichert sein, welcher alle die verzehren wird, so nicht an Christus glauben: Und werden auch die Frommen im zeitlichen Unglück also erhalten, dass es ihnen alles zum Besten dienen muss {Röm 8}.

Wasserbäche: Welche ein dürres Land, das von der Sonnenhitze ausgetrocknet ist, wiederum erfrischt.

Schatten: Der die nächst angelegenen Orte vor der Sonnenhitze bewahrt, dass sie nicht ausgedorrt werden: Also, will er sagen, wird Christus mit seinem Geiste durch das Evangelium die Frommen trösten und erquicken, welche mit mancherlei Trübsalen und Anfechtungen umgetrieben werden, dass sie nicht verschmachten, sondern zum ewigen Leben erhalten werden. (Dass dem so sei, erfahren diejenigen, so an Christus glauben.)

3. Und der sehenden Augen werden sich nicht blenden lassen und die Ohren der Zuhörer werden aufmerken,

Nicht blenden: Das ist, der Herr wird durch das Evangelium Christi den Zuhörern die Augen des Verstandes auftun, dass sie Gott recht erkennen, und wird ihnen auch die Ohren des Herzens öffnen, dass sie das Wort Gottes willig hören, demselben glauben und in der wahren Erkenntnis Gottes täglich zunehmen. Und welche zuvor gottlos gewesen, dass sie von himmlischen und geistlichen Sachen nichts verstanden, dazu Toren und träge gewesen, die werden mit der himmlischen Weisheit begabt werden, dass sie ganz wohl und eigentlich wissen können, wie sie gegen Gott und dem Nächsten sich verhalten sollen und dass sie die Weisen dieser Welt überzeugen mögen, wie sie in geistlichen Sachen Narren sind. Ja es wird Gott nicht allein die Apostel durch den Heiligen Geist mit der Erkenntnis mancherlei Sprachen und so großer Wohlredenheit plötzlich und in einem Augenblick begaben, als zur Ausbreitung des Evangeliums genug sein wird, sondern auch den anderen, die an Christus glauben, Herz und Mut verleihen, dass sie Christus vor der Welt bekennen und ihres Glaubens Rechenschaft, so viel ihnen vonnöten ist, geben können. Besonders aber werden die Christen mit solcher Wohlredenheit begabt sein, dass sie durch ihr Gebet alles erlangen können, was sie von dem himmlischen Vater aus Glauben bitten werden.

4. und die Unvorsichtigen werden Klugheit lernen und der stammelnden Zunge wird fertig und reinlich reden.

5. Es wird nicht mehr ein Narr Fürst heißen noch ein geiziger Herr genannt werden.

Heißen: Das ist, im Reiche Christi wird es nicht so widersinnig und verkehrt zugehen, wie man bisweilen in den weltlichen Regierungen erfährt, dass Unverständige und Gottlose dem Volk vorgesetzt werden, die durch ihre Unvorsichtigkeit und Bosheit ein Regiment ins Verderben bringen und zugrunde richten.

Geiziger: Denn die Regenten haben in der hebräischen Sprache ihren Namen von der Freigiebigkeit, weil dieselbe ihnen wohl an- und zusteht, aber der Kargheit und des Geizes sich entschlagen sollen. Doch müssen sie also freigiebig sein, dass nicht eine Verschwendung daraus werde, welches ebenso wohl Unrecht ist, als wenn man zu genau an sich hält. Es will aber der Prophet sagen, im weltlichen Reich trägt sich es bisweilen zu, dass geizige Leute herrschen, welche die Untertanen mit ganz zu großen Schatzungen beschweren und aussaugen. Ein solcher wird unser König Christus nicht sein. (Denn derselbe (spricht Paulus) ist um unseretwillen arm worden, da er doch reich war, auf dass wir durch seine Armut reich würden {2Kor 8}. Denn er ist darum gekommen, dass er uns mit himmlischen Gütern begabte.)

6. Denn ein Narr redet von Narrheit und sein Herz geht mit Unglück um, dass er Heuchelei anrichte und predige vom Herrn Irrsal, damit er die hungrigen Seelen aushungere und den Durstigen das Trinken wäre.

Denn: Jetzt beschreibt der Prophet, wie die Gottlosen und törichten Regenten geartet sind, auf dass, wenn man beiderlei Regiment gegeneinander hält, des Herrn Christi Gütigkeit und Frömmigkeit desto mehr gespürt werde. Er malt aber auch zugleich in der Wahrheit unter der gottlosen Regenten Person den Antichristen ab, wie wir an seinem Ort hören werden.

Von Narrheit: Von gottlosen Sachen und verkehrten Dingen.

Mit Unglück: Das ist, er wird dem Regiment nicht wohl und recht vorstehen, sondern nur böses tun.

Irrsal: Das ist, er wird es dahin richten, dass er eine falsche Religion auf die Bahn bringe, die voller Heuchelei ist.

Wäre: Es wird alles dahin angesehen sein, dass er seiner armen Untertanen Güter zu sich reiße und sie Hunger und Durst leiden lasse.

7. Denn des Geizigen Regieren ist eitel Schaden; denn er erfindet Tücke, zu verderben die Elenden mit falschen Worten, wenn er des Armen Recht reden soll.

Eitel Schaden: Er zwingt, betrügt und erschöpft seine Untertanen, wie er kann und mag, und geht nur darauf um, wie er mit bösen Praktiken sie berauben möge.

Reden soll: Wenn er in eines Armen Sache Recht sprechen soll, so wird er ein ungerechtes Urteil fällen. (Mit diesen Worten malt der Prophet den römischen Antichristen ganz richtig ab und streicht ihn mit seinen Farben eigentlich heraus. Denn derselbe hat die Tyrannei über die Kirche Gottes zu sich gerissen, da er doch sollte ein Knecht Christi und ein Diener der Kirche sein. Er ist gottlos und ein Verächter Gottes und seines Wortes in seinem Herzen, darum er nach Art der Schrift, ein Narr genannt wird. Er ist auch geizig, weil sein Geiz die ganze Welt bisher nicht sättigen konnte. Seine Dekrete sind meistenteils närrisch und gottlos: Welches zwar kein Wunder ist, weil sie von einem Narren und Gottlosen herkommen. Er ist allerdings darauf abgerichtet, dass er überall eine falsche heuchlerische Religion anrichte. Denn die päpstliche Religion ist ein Abgrund der Heuchelei, besonders in den mönchischen Orden, wie sie es nennen, sind seine Gebet zu Gott heuchlerisch, irrig und gottlos. Er ehrt Gott mit den Lippen, aber sein Herz ist ferne davon. Und sind alle seine Irrtümer in der Religion dahin gerichtet, dass er der armen Leute Güter zu sich reiße, mit Ablassen, Messen und dergleichen Gaukelspiel und was das Ärgste ist, so beraubt er die elenden Leute der reinen Speise des Wortes Gottes und quält sie mit geistlichem Hunger und Durst. Seine Tücke sind allerlei böse Praktiken und ungeheuerliche Sachen, als Lüge und Betrügereien, da er unnütze Dinge für nötige Werke und falsche eingeschobene Sachen für wahrhafte verkauft, als da sind, der Erzbischöfe Pallia, der Heiligen Gebeine, die Ablassbriefe und dergleichen Narrenwerk. Und trachtet Tag und Nacht dahin, dass er die einfältigen und unvorsichtigen Leute mit Betrügereien, Falschheit und Lügen verführt und sie darin verwirre. Sagt und handelt auch nichts richtiges, wenn man von den streitigen Religionsartikeln urteilen soll. Ja er verdammt und verflucht in seinen Konzilen die gottselige Lehre, nennt die reinen Bekenner Christi, Ketzer und verurteilt sie zum Feuer. Obwohl nun die Kirche diesen Tyrannen oder vielmehr Unmenschen eine lange Zeit geduldet, so haben doch durch Gottes Guttat viele Kirchen in Deutschland sein Joch von sich geworfen. Und wen die Majestät des Reiches Christi einmal eins am Jüngsten Tage wird vollkommen sein, so wird diese Bestie aus der Kirche Christi vertilgt und mit ihrem Gott, dem Teufel, in die unterste Hölle hinunter gestoßen werden.)

8. Aber die Fürsten werden fürstliche Gedanken haben und darüber halten.

Fürsten: Nämlich Christus (welcher ein Friedefürst genannt wird, Kapitel 9.) wird mit seinen Aposteln nicht tyrannisch, geizig, betrüglich noch unweislich seine Kirche regieren, sondern also mit ihr umgehen, wie sich es gebührt und wie es zu der Kirche wahren und ewigen Wohlfahrt dienlich ist und wird sämtlich darauf achthaben, dass es alles zu der Ehre Gottes und zu der Kirche Seligkeit gereiche.

9. Steht auf, ihr stolzen Frauen, hörte meine Stimme; ihr Töchter, die ihr so sicher seid, nehmt zu Ohren meine Rede!

Steht: Jetzt weissagt der Prophet von der Verstoßung des jüdischen Volkes und von der Juden Unfall.

Frauen: Das ist, ihr reichen Städte, als Jerusalem und andere, die ihr in Müßiggang, Üppigkeit und fleischlicher Sicherheit daher geht und ohne Sorge seid.

Ohren: Hörte die Weissagung von eurem herzu nahenden Unglück.

10. Es ist um Jahr und Tag zu tun, so werdet ihr Sicheren zittern; denn es wird keine Weinernte, so wird auch kein Lesen werden.

Und Tag: Es ist eine gewisse Zeit dazu bestimmt.

Sichere: Die ihr euch keines Unfalls besorgt.

Zittern: Weil ihr mit unzähligem Unglück und vielem Übel werdet überfallen werden.

Keine Weinernte: Das ist, Gott wird euch alle Freude entziehen. Denn der Wein bedeutet Freude in der Heiligen Schrift. (Und zwar seit der der letzten Zerstörung Jerusalem, nach der Verstoßung des jüdischen Volkes, sieht man, wie die Juden herumziehen, als ob sie zerschlagen und halb tot wären, ohne eine einzige rechtschaffene Freude des Herzens, als ob der Zorn Gottes, so über sie ausgeschüttet ist, ihnen an der Stirn geschrieben stünde.)

11. Erschreckt, ihr stolzen Frauen, zittert, ihr Sicheren! Es ist vorhanden Ausziehen, Blößen und Gürten um die Lenden.

Ausziehen: Der Prophet verharrt in dem angefangenen Gleichnis von den prächtigen Weibern und ihrem Stolz. Als wollte er sagen, man wird euch eure hübschen Kleider abziehen, dass ihr bloß und schamrot da stehen werdet. Danach wird man euch einen Sack oder sonst geringes Kleid umgürten. Denn also pflegte man mit den gefangenen Weibern umzugehen. Und verkündigt der Prophet mit diesen Worten die Zerstörung der Städte im jüdischen Land und der Einwohner Gefängnis oder Wegführung in ein ewiges Elend.

12. Man wird klagen um die Äcker, ja um die lieblichen Äcker, um die fruchtbaren Weinstöcke.

Klagen: Nämlich im Elend werdet ihr eure Klage führen über das gute Land, welches vorzeiten von wegen der Fruchtbarkeit der Äcker und Weinberge sehr berühmt war, dass solches alles durch die Feinde jämmerlich verwüstet wurde.

13. Denn es werden auf dem Acker meines Volkes Dornen und Hecken wachsen, dazu über allen Freudenhäusern in der fröhlichen Stadt.

Freudenhäusern: Das ist, es wird solches Unglück und diese Verwüstung über alle Städte und Häuser gehen, in denen die Einwohner bisher in Wollüsten gelebt und da es alles voller Freuden und Jubilierens zuvor gewesen ist.

14. Denn die Paläste werden verlassen sein und die Menge in der Stadt einsam sein, dass die Türme und Festungen ewige Höhlen werden und dem Wild zur Freude, den Herden zur Weide,

Paläste: Nämlich der Tempel zu Jerusalem, samt anderen herrlichen und schönen Gebäuden, die wird Gott lassen niederreißen und verwüsten. Und nennt der Prophet den Tempel einen Palast, weil die Hohepriester vielmehr, die weltliche Herrschaft damals verwalteten, als dass sie um die Religion sich sehr bekümmert hätten.

Stadt: Nämlich in der Stadt Jerusalem, welche von einer großen Anzahl Volkes bewohnt worden, wird es alles verwüstet und öde über einen Haufen liegen.

Höhlen: Das ist, die herrlichen und festen Schlösser werden verwüstet und niedergerissen werden, dass sie den wilden Tieren zu Höhlen nur werden dienlich sein und dahin die Hirten ihr Vieh besonders die Geißlein oder Ziegen treiben werden, welche gern an solchen felsigen Steinhaufen klettern. (Weil aber Gott der natürlichen Zweige, als der Juden nicht verschont hat {Röm 11}, von wegen ihrer Bosheit und Undankbarkeit gegen den Sohn Gottes und seinem heiligen Evangelium. So mag Deutschland sich wohl vorsehen, welches auch feine vermögende Städte und reiche Schlösser hat, dazu fruchtbare Äcker und Weinberge besitzt, dass es nicht in gleiche Sicherheit und rohloses Wesen gerate und einmal zusehen müsse, wie das Land verwüstet werde, welches jetzt so fruchtbar ist und die Einwohner in die türkische Dienstbarkeit hingerissen werde.)

15. bis solange, dass über uns ausgegossen werde der Geist aus der Höhe. So wird denn die Wüste zum Acker werden und der Acker für einen Wald gerechnet werden.

Geist: Nämlich der Heilige Geist am Pfingsttage über die Apostel Christi, so aus unserem Volk der Juden ihre Herkunft haben. Denn es sind alle Apostel Juden gewesen. Es weissagt aber der Prophet hier von der Sendung des Heiligen Geistes, wie er auch zuvor verkündigt, das durch das Evangelium Christi eine volkreiche Kirche soll gesammelt werden aus Juden und Heiden: Damit das Volk Gottes nicht sich die Gedanken schöpfen möchte, als ob Gott die Israeliten allesamt dergestalt verstoßen hätte, dass ihrer keiner mehr zur Kirche Gottes gehörte.

Wüste: Das ist, die raue Einöde, wird zu einem fruchtbaren Acker werden. Wie wiederum der Acker, so vorzeiten ganz fruchtbar gewesen, in eine wilde Wüste sich verändern wird. Damit der Prophet anzeigen will, dass, obwohl durch der Apostel Predigt viel Juden zu Christo sich bekehren werden, so werden doch derer vielmehr sein, die aus den Heiden zu Christo kommen, ihn erkennen und gute Früchte des Glaubens bringen werden, welche das Ansehen hatten, als ob sie eine unerbaute Wüste wären und nie keine Frucht bringen würde, aber zur selben Zeit in einen fruchtbaren Acker sich verändern werden: Im Gegenteil aber werden der Juden gegen den Heiden zu rechnen so wenig sein, die das Evangelium Christi mit wahrem Glauben begehren anzunehmen, dass die israelitischen Gemeinden, darunter vor Zeiten die rechte Religion und der wahre Gottesdienst im Schwange gegangen, das Ansehen haben wird, als ob ein fruchtbarer Acker in eine unfruchtbare raue Wüste sich verändert hätte. (Denn es geschieht ganz oft, dass die Ersten die Letzten und die Letzten die Ersten werden.) * (Nach Luther) Jerusalem heißt allhier Wald, weil sie aus dem Walde Libanon gebaut wurde.

16. Und das Recht wird in der Wüste wohnen und Gerechtigkeit auf dem Acker hausen.

Wohnen: Das ist, die übrigen Juden, nämlich die zu Christo bekehrt sind, werden durch das Amt des Evangeliums sich regieren lassen.

Hausen: Das ist, die bekehrten Heiden werden der Gerechtigkeit in ihrem ganzen Leben nachstreben. (Denn durch den Glauben an Christus werden die Herzen neu geboren, dass sie gute Früchte bringen.)

17. Und der Gerechtigkeit Frucht wird Friede sein und der Gerechtigkeit Nutzen wird ewige Stille und Sicherheit sein,

Friede sein: (Denn wenn wir durch den Glauben sind gerecht geworden, so haben wir Frieden mit Gott {Röm 5} und ein ruhiges Gewissen. Und ist eines gläubigen Menschen zwar nicht fleischliche, sondern geistliche Sicherheit so groß, dass er mit Paulus sagen kann {Röm 8}, es soll uns keine Kreatur scheiden von der Liebe Gottes, die da ist in Christo Jesu unserem Herrn.)

18. dass mein Volk in Häusern des Friedens wohnen wird, in sicheren Wohnungen und in stolzer Ruhe.

Wohnungen: Das ist, wenn das Reich Gottes vollkommen sein wird, nämlich im anderen Leben, so werden die Auserwählten in himmlischer Herrlichkeit schweben, in ewiger Sicherheit und Freuden, da es ihnen durchaus an nichts mangeln wird, von allem, was zu einer beständigen und immerwährenden Freude gehört.

19. Aber Hagel wird sein den Wald hinab und die Stadt danieder wird niedrig sein.

Hagel: Nämlich der Hagel der ewigen Unglückseligkeit wird diejenigen umbringen, welche ungläubig und unfruchtbar sind. Welche hienieden in diese Welt, aber nicht zum himmlischen Jerusalem gehören, die werden bis in die Hölle hinab gestoßen werden und da ihre Zeit mit ewiger Schande und Schmach zu bringen.

20. Wohl euch, die ihr sät überall an den Wassern; denn da mögt ihr die Füße der Ochsen und Esel darauf gehen lassen.

Wassern: Das ist, ihr Ackerleute werdet nicht an einen dürren und unfruchtbaren Ort euren Samen ausstreuen, sondern da er seine Feuchtigkeit vom Wasser haben kann, nachdem die Erde mit Ochsen und Eseln ist umgepflügt worden. Denn ihr werdet ein solches weites Land zu pflügen und zu säen haben, dass ihr Esel und Ochsen und was ihr für Vieh zur Hand habt, anspannen lassen müsst zum Ackerbau, also dass ihr das Gesetz Mose nicht werdet halten können, welches verbietet, dass man nicht mit einem Ochsen und Esel zugleich zu Acker fahren soll. (Es will aber damit der Prophet zu verstehen geben, dass die Apostel und reinen Lehrer des Evangeliums die allerglückseligsten Leute sein werden, weil ihre Arbeit in Ausstreuung des Evangeliums nicht vergebens abgehen wird, sondern viel Früchte bringen, für welche ihre Arbeit sie einmal herrliche Belohnungen empfangen werden. Denn welche viel zur Gerechtigkeit unterwiesen haben, die werden leuchten wie die Sterne am Firmament, (Dan. 12).


Das 33. Kapitel

  • Es wird geweissagt, dass Gott nach Vertilgung des assyrischen Kriegsvolks, Jerusalem beschützen werde. v. 1.
  • Und wird auch gesagt von dem geistlichen Frieden und ruhigem Zustande der Kirche. v. 19.

1. Wehe aber dir, du Zerstörer! Meinst du, du wirst nicht verstört werden? Und du Verächter! Meinst du, man werde dich nicht verachten? Wenn du das Zerstören vollendet hast, so wirst du auch zerstört werden; wenn du des Verachtens ein Ende gemacht hast, so wird man dich wieder verachten.

Wehe: Der Prophet wendet sich wieder zum Könige in Assyrien und tröstet das Volk Gottes, wie es nämlich geschehen werde, dass die Assyrer eben dasselbe Unglück werden leiden und ausstehen müssen, wie sie es anderen verursacht haben. (Also kann man auch sagen, wehe den Tyrannen, so die Kirche Gottes zerstören und die unschuldigen Leute anfallen und gräulich mit ihnen umgehen, denn sie sind nur Gottes Ruten, welche, wenn sie Gott zur Züchtigung seines Volkes ausgebraucht hat, ins ewige Feuer geworfen werden. Ja er verschafft auch in diesem Leben, dass ihnen mit gleichem Maß wiederum gemessen wird, wie sie anderen gemessen haben.)

2. Herr, sei uns gnädig, denn auf dich harren wir; sei ihr Arm frühe, dazu unser Heil zu der Zeit der Trübsal!

Herr: Jetzt führt der Prophet ein kurzes Gebet mit ein, für die Beschützung der Kirche.

Frühe: Komm uns bei Zeit zu Hilfe und sei du unsere Stärke, verleihe uns Kraft, dass wir eines so mächtigen Feindes Gewalt aufhalten können.

Heil: Gib uns einen guten und glücklichen Ausgang. (Denn ob wir wohl Verheißungen haben von der Erhaltung der Kirche, so sollen wir doch nichtsdestoweniger auch unser Gebet hinzutun, auf dass wir erlangen was er uns verheißen hat. Und ist nicht an dem gelegen, ob das Gebet lange oder kurz sei, wenn es nur aus wahrem Glauben und Vertrauen gegen Gott herkommt.)

3. Lass fliehen die Völker vor dem großen Getümmel und die Heiden zerstreut werden, wenn du dich erhebst!

Erhöhst: Das ist, wenn du allmächtiger Gott deine Majestät herrlich erzeigen wirst in der Assyrer Niederlage, so wird in ihrem Lager ein solcher Jammer und Schrecken sein, dass diejenigen, welche übergeblieben, mit einer schnellen Flucht aus dem Königreich Juda werden hinwegeilen.

4. Da wird man euch aufraffen als einen Raub, wie man die Heuschrecken aufrafft und wie die Käfer verscheucht werden, wenn man sie überfällt.

Aufraffen: Das ist, ihr Assyrer werdet einen solchen mächtigen Raub hinter euch lassen, dass es im Lager hin und wieder alles zerstreut liegen wird, als wie eine große Menge Heuschrecken irgend auf einen Acker sich niedergelassen, da man sie mit Füßen zertritt: Und wird kein Platz sein, da man einen Fuß hinstellen könnte, dass man nicht auf der Assyrer Raub trete. Denn es ist außer allem Zweifel in solchem Schrecken und eilendem Ausreißen, viele Dinge zurückgeblieben, dass die Assyrer in ihrem Lager und auf dem Felde hin und wieder zerstreut liegen lassen.

5. Der Herr ist erhaben, denn er wohnt in der Höhe. Er hat Zion voll Gerichts und Gerechtigkeit gemacht.

Erhaben: Das ist, Gott wird seine Majestät und Gewalt erzeigen, durch der Feinde Vertilgung. Denn er hat eine unüberwindliche Macht, wider welche keine menschlichen oder auch engelischen Kräfte etwas vermögen. (Und welche wider Gott sich auflehnen, die unterstehen sich vergebens den Himmel zu stürmen.)

Zion: Das ist, die Stadt Jerusalem, in welcher der Berg Zion lag.

6. Und wird zu deiner Zeit Glaube sein und Herrschaft, Heil, Weisheit, Klugheit, Furcht des Herrn werden sein Schatz sein.

Glaube sein: Das ist, Gott wird die Stadt Jerusalem beschützen, weil die Religion darin reformiert und der Gottesdienst nach dem vorgeschriebenen Worte Gottes wieder angerichtet ist, auch Recht und Gerechtigkeit darin gehandhabt wird. So geht auch Treue und Glauben unter dem frommen Könige Hiskia darin im Schwange. Und obwohl die Stadt keinen Überfluss hat an zeitlichen Gütern, so ist sie doch reich an geistlichen Gütern, nämlich an der wahren Erkenntnis Gottes (welche die höchste Weisheit und Kunst ist) und an der wahren Gottseligkeit. Also, dass die Gottseligkeit oder Furcht Gottes dieser Stadt höchster und bester Schatz ist. (Solche Güter und Schätze sollen die Regimenter sich sammeln, welche unter dem göttlichen Schutz begehren sicher zu bleiben.)

7. Siehe, ihre Boten schreien draußen, die Engel des Friedens weinen bitterlich (und sprechen):

Siehe: Obwohl Gott bei sich beschlossen hatte, dass er die Stadt Jerusalem erhalten wolle und derselben Einwohner samt ihrem frommen Könige Hiskia schützen, so mussten dennoch die Juden zuvor in große Not kommen, welche Angst der Prophet hier mit folgenden Worten beschreibt.

Ihre Boten: (Nach Luther) Die Gott zu den Juden gesandt und wollen sie doch nicht hören.

Engel: Das ist, wenn die israelitischen Gesandten, um Frieden zum assyrischen König ins Lager geschickt wurden, unverrichteter Sachen wieder kommen und nichts anderes zur Antwort bringen, als des stolzen Königs hochmütige Reden und schreckliche Drohworte, damit er dem Könige Hiskia und der Stadt alles Unglück anzutun sich vernehmen lässt, so werden sie für Angst und Herzeleid schreien und heulen und erzählen, was sie auf dem Wege für einen Jammer gesehen haben.

8. Die Steige sind Wüste, es geht niemand mehr auf der Straße. Er hält weder Treue noch Glauben; er verwirft die Städte und achtet der Leute nicht.

Wüste: Wir haben gesehen, (werden die Gesandten sagen zu ihrer Wiederkunft) wie alle Wege und Straßen, darauf vor der Zeit immer Leute hin und wieder gereist, wüste und leer sind, und sieht man keine Israeliten vor den Städten spazieren, weil sie meistenteils von den Feinden entweder erschlagen oder gefangen oder durch die Flucht aus unserem Lande sich davon gemacht haben.

Glauben: Darum ist ihm nicht zu trauen, wenn man gleich viel mit ihm handeln oder Verträge mit ihm eingehen wollte.

9. Das Land liegt kläglich und jämmerlich, der Libanon steht schändlich zerhauen und Saron ist wie ein Gefilde und Basan und Karmel ist öde.

Kläglich: Es hat überall im Lande ein trauriges Ansehen. Denn wo man die Augen hinwendet, da ist es alles verwüstet, dass es sieht, als ob weiter keine Frucht mehr darin wachsen könnte.

Libanon: Das herrliche Gebirge, darauf viel schöne gerade und hohe Zedernbäume gestanden, ist hässlich zugerichtet, weil der Assyrer das beste Holz daraus gehauen und Kriegsinstrumente, als Bollwerk, Türme und dergleichen, daraus gemacht hat. * nach Luther) Libanon, Saron, Basan, Charmel, ist hier alles ein Ding, nämlich Jerusalem, darum dass es sich aus solchen Bergen und Äckern baut und ernährt.

Saron: Auf welchem Berge vorzeiten ganz köstliche Weide fürs Vieh gewachsen, wie (1. Chron. 25) zu sehen.

Gefilde: Wie ein rauer und ungeschlachter Ort, davon weder Menschen noch Vieh einigen Nutzen haben können.

Basan: Welches zuvor eine herrliche und sehr fruchtbare Landschaft gewesen.

Charmel: Der Berg, darauf allerlei Früchte und Getreide wuchs zum Überfluss, der ist jetzt allerdings Wüste und liegt unerbaut. (Weil deswegen das herrliche Königreich unter dem frommen Könige Hiskia durch die Assyrer so jämmerlich ist verwüstet worden, so sollen wir auf die liegenden Güter und Gärten oder auch stattlichen Häuser nicht ganz zu sehr verpicht sein, denn es kann solches alles leicht zunichtegemacht und verwüstet werden, dass es einer Wüste oder Einöde gleicher sieht, als einem Paradies.)

10. Nun will ich mich aufmachen, spricht der Herr, nun will ich mich erheben, nun will ich hochkommen.

Nun: Jetzt folgt ein ganz lieblicher Trost in solchen Trübsalen. Als wollte er sprechen: Wenn Gott der Herr solchen jämmerlichen Zustand des Königreichs sehen wird, so wird er bei sich selber sprechen: Nun ist es Zeit, dass ich mich hervortue und rüste, mein Volk zu erlösen und Rache zu üben an meinen Feinden, auf dass meine Majestät und Allmacht überall bekannt werde. (Denn wo alle menschliche Hilfe aus ist, da fängt die göttliche an. Darum wir in Sachen, so ganz gefährlich stehen und da man nirgends keine Hilfe mehr weiß, ein Herz fassen sollen und auf göttliche Hilfe hoffen.)

11. Mit Stroh geht ihr schwanger, stoppeln gebärt ihr; Feuer wird euch mit euren Mut verzehren {Ps 7v15}.

Ihr: Nämlich ihr Assyrer nehmt euch ganz närrische Anschläge in den Sinn, von Eroberung der Stadt Jerusalem und Ausrottung des Königreichs Juda, aber es wird euer Vorhaben alles vergeblich sein. Und ob ihr wohl einen hohen Geist führt und gleichsam eitel Feuer ausspeit, so werden doch alle eure Gedanken im Rauch dahin fahren und verzehrt werden, als wenn einer Stroh, oder Stoppeln ins Feuer wirft.

12. Denn die Völker werden zu Kalk verbrannt werden, wie man abgehauene Dornen mit Feuer ansteckt.

Völker: Welche dem Königreich Juda jetzt so hart zusetzen.

Kalk: Sie werden sein gleichwie die gebrannten Kalksteine, welche von außen das Ansehen haben, als wären sie ganz hart, wie andere Steine, aber sobald man Wasser darüber gießt, so fallen sie voneinander und werden zu kleinen Bröcklein.

Dornen: Denn gleichwie die Dornen sehr stechen, dass sie keiner gern angreift. Wenn sie aber abgehauen sind und ein Feuer darunter gemacht wird, so werden sie zu Asche und können niemand mehr stechen oder verletzen. (Also sind auch die Feinde der Kirche, wie gebrannter Kalk und wie Dornen. Denn ob sie wohl zuerst ein schreckliches Ansehen haben, so kann sie doch Gott ganz leicht zu Staub und Asche machen, dass sie niemand mehr schrecken oder eine Furcht einjagen können. Dies sollen wir bedenken, wenn wir vor der Feinde der Kirche großer Macht uns entsetzen.)

13. So hört nun ihr, die ihr ferne seid, was ich getan habe; und die ihr nahe seid, merkt meine Stärke!

So hört: Jetzt schilt Gott derjenigen Unglauben, die da meinten, man könnte der Assyrer Gewalt nicht aufhalten.

Nahe: Die ihr im Königreich Juda wohnt: Denn ich will (spricht der Herr) in Kurzem schaffen, dass man in der Nähe und in der Ferne meine Majestät und Allmacht soll rühmen hören, die ich in Vertilgung des assyrischen Kriegsvolks will sehen lassen. (Denn Gott errettet seine Kirche mit großer Herrlichkeit, dass er von derselben weit und breit gepriesen wird.)

14. Die Sünder zu Zion sind erschrocken, zitternd die Heuchler ankommen (und sprechen): Wer ist unter uns, der bei einem verzehrenden Feuer wohnen möge? Wer ist unter uns, der bei der ewigen Glut wohne?

Zu Zion: Das ist, die in der Stadt Jerusalem noch in Unbußfertigkeit verharren.

Heuchler: Die unter dem Volk Gottes sich vielmehr fromm stellen, als dass sie es wären.

Wohnen möge: Als wollten sie sprechen: Wer kann der Assyrer Macht aufhalten, die nicht aufhören, eine Stadt nach der anderen einzunehmen und in Brand zu stecken? Sie werden freilich Jerusalem zuletzt auch erobern und uns alle erwürgen, weil des Verwüstens und Brennens kein Ende sein will. (Es sind aber die Heuchler und andere unbußfertige Sünder ganz zaghaft und kleinmütig, wenn Gefahr vorhanden ist. Denn weil sie ein verletztes Gewissen mit sich herumführen, so können sie in Nöten keiner göttlichen Hilfe sich getrösten, bis sie Buße tun und bei Gott wieder zu Gnaden kommen.)

15. Wer in Gerechtigkeit wandelt und redet, was Recht ist; wer Unrecht hasst samt dem Geiz und seine Hände abzieht, dass er nicht Geschenke nehme; wer seine Ohren zustopft, dass er nicht Blutschulden höre und seine Augen zuhält, dass er nicht Arges sehe {Ps 15v2},

Recht ist: Das zur Ehre Gottes und zu des Nächsten Wohlfahrt dient. Es ist aber dies seine Meinung: Die unbußfertigen Sünder und Heuchler fragen, wer solche Not ausstehen und überwinden könne? Aber ich will es euch fein anzeigen, wer solchen Jammer entgehen wird, nämlich der aus Glauben an den zukünftigen Messias, ein gottseliges und ehrbares Leben führt, nach Inhalt der Gebote Gottes.

Geiz: Der sich nicht befleißigt, seinem Nächsten entweder unter dem Schein des Rechtens oder mit Gewalt, das seine zu nehmen. (Denn die Geizigen werden das Reich Gottes nicht ererben {1Kor 6}.

Nehme: Der sich nicht lässt mit Geschenken bestechen, dass er etwas wider Recht oder Ehrbarkeit handele.) Denn die Ungerechten werden das Reich Gottes nicht besitzen {1Kor 6}.

Höre: Das ist, wer auch ein Abscheu davor hat, wenn er von gräulichen Lastern und Sünden nur hörte, die des Todes wert sind und der sich scheut Menschenblut unschuldigerweise zu vergießen. (Aber heutzutage belustigen sich ihrer viel damit, wenn sie hören von gräulichen Lastern Reden und halten es für Schimpf und Possen.)

Sehe: Der nichts Unbilliges oder Unehrbares zu sehen begehrt und seine Augen also regiert, dass er dadurch nicht gereizt wird, etwas Böses zu begehen. (Denn wer ein Weib ansieht, ihr zu begehren, der hat bereits die Ehe mit ihr gebrochen in seinem Herzen {Mt 5}.

16. der wird in der Höhe wohnen und Felsen werden seine Feste und Schutz sein. Sein Brot wird ihm gegeben, sein Wasser hat er gewiss.

Der: Welcher, nämlich aus Glauben seine Glieder ergibt zu Waffen der Gerechtigkeit {Röm 6}.

Feste: Das ist, er wird sicher sein und von Gott erhalten werden in allen Trübsalen, nicht anders, als wenn er in einem Schloss wohnte, das auf einem hohen Felsen steht und kein Feind dazu kommen kann. (Denn obwohl die Frommen bisweilen der äußerlichen Gefahr nicht entgehen können und wie es das Ansehen hat, leiblich darin verderben müssen, so gereicht ihnen doch solches alles zur Beförderung ihrer wahren und himmlischen Wohlfahrt. Denn es muss denen, die Gott lieben, alles zum Besten dienen {Röm 6}.

Gewiss: Das ist, Gott wird die Frommen mit notdürftiger Nahrung versehen. (Denn im Brot und Wasser wird begriffen, alles was zum Leibesaufenthalt gehört. Und sollen wir beim Brot und Wasser uns erinnern, dass wir uns mit einem Geringen begnügen lassen.)

17. Deine Augen werden den König sehen in seiner Schöne, du wirst das Land erweitert sehen,

Sehen: Das ist, die Frommen werden auch im Glauben den Messias und Christus ihren König sehen, obwohl sie ihn in diesem Leben nicht alle mit leiblichen Augen anschauen werden, sondern sie werden ihn erkennen und sich darüber freuen, gleichwie auch Abraham den Tag Christi gesehen und darüber sich erfreut hat {Joh 8}.

Erweitert: Das ist, das Reich Christi wird weit ausgebreitet werden und fehlt nichts mehr daran, denn dass es nur hervor und ans Licht komme.

18. dass sich dein Herz sehr verwundern wird und sagen: Wo sind nun die Schriftgelehrten? Wo sind die Räte? Wo sind die Kanzler?

Verwundern: Nämlich über der großen Undankbarkeit der Leute, die zu Christi Zeiten leben werden, da er Mensch geworden und dennoch sein nicht werden achten, besonders die Mächtigen und Weisen dieser Welt, welche ihn nicht annehmen noch für ihren Messias erkennen wollen.

Räte: Welche mit ihrer Weisheit von großwichtigen Sachen handeln und sich selbst weise dünken. (Denn derselben nehmen den wenigsten Teil das Evangelium Christi mit rechtem Ernst an, wie Paulus der Apostel diesen Ort erklärt {1Kor 1}, sondern was vor der Welt unansehnlich und verachtet ist, als schlechte, einfältige Leute, die kommen zur wahren und heilsamen Erkenntnis Christi {Mt 11}. Welche aber doch aus den Weisen in dieser Welt ihre Vernunft dem Herrn Christo demütig unterwerfen, die werden auch erleuchtet und selig, aber derer sind ganz wenig.)

19. Dazu wirst du das starke Volk nicht sehen, das Volk von tiefer Sprache {5Mos 28v49}, die man nicht vernehmen kann und von undeutlicher Zunge, die man nicht verstehen kann.

Dazu: Jetzt weissagt der Prophet vom Frieden der Kirche.

Starke: Welches grausam und tyrannisch ist und du nicht überwinden kannst.

Nicht sehen: Will so viel sagen: Die mächtigen und grausamen Völker, die eine unbekannte und fremde Sprache reden, werden der Kirche kein Leid tun. (Man muss aber diese Verheißungen von dem geistlichen und innerlichen Frieden der Kirche verstehen, dadurch die Kirche mit Gott versöhnt ist und den Frieden des Gewissens hat. Und wird auch von dem äußerlichen Frieden diese Weissagung erfüllt werden, wenn die Kirche im anderen Leben, nachdem alle ihre Feinde in ewige Verdammnis verstoßen worden, triumphieren wird und des ewigen Friedens mit Freuden genießen. Unterdes aber ist sie in dieser Welt vieler Gefahr unterworfen, damit sie desto ein ernstliches Verlangen habe nach der herrlichen Zukunft des Sohnes Gottes.)

20. Schaue, Zion, die Stadt unseres Stifts! Deine Augen werden Jerusalem sehen, eine sichere Wohnung, eine Hütte, die nicht weggeführt wird, welcher Nägel sollen niemals ausgezogen und ihrer Seile keins zerrissen werden.

Schaue: Der Prophet fährt noch weiter fort, das Volk Gottes zu trösten.

Unseres Stifts: Als wollte er sagen, du wirst die Stadt Jerusalem mit Lust anschauen, in welcher auf dem Berge Zion der Tempel erbaut ist, zu dem wir pflegen uns zu begeben und darin zusammen zu kommen, den Gottesdienst zu treiben.

Nägel: Damit die Seile aufgezogen und ausgespannt werden, welche die Stiftshütte unterhalten, auf dass die selbige Hütte steif und fest stehen bleibe in alle Ewigkeit. (Und tut der Prophet hier nicht des Tempels, sondern der Stiftshütten Meldung, welche von Mose in der Wüste aufgerichtet wurde, damit anzuzeigen, dass er nicht von dem Tempel rede, der damals zu Jerusalem noch aufrecht stand, wie auch nicht von dem irdischen Jerusalem, sondern von der Kirche Christi, wie sie durch die ganze Welt zerstreut ist. Die selbige steht so fest und unbeweglich, dass sie von keiner Macht des Teufels kann umgestoßenen werden {Mt 16}. Denn obwohl bisweilen die Tyrannen etliche Glieder derselben erwürgen, so verlieren sie doch deshalb an ihrer Seligkeit nichts, sondern werden vielmehr dadurch von ihnen zu ihrem ewigen Heil befördert.)

21. Denn der Herr wird mächtig dort bei uns sein und wird weite Wassergraben sein, dass darüber kein Schiff mit Rudern fahren noch Galeeren dahin schiffen werden.

Denn: Folgt die Ursache, warum die Kirche so fest stehe.

Mächtig: Das ist, Gott erklärt seine Majestät und Allmacht durch die Erhaltung der Kirche wunderlich. (Ist denn Gott für uns, wer mag wieder uns sein {Röm 8}.

Wassergraben: Der Prophet fährt noch immer weiter fort, der Kirche Sicherheit mit einer figürlichen Rede zu beschreiben. Als wollte er sagen: Es ist alles lauter Wasser um den Ort herum, da die Kirche wohnt, dass kein Feind dazu nahen noch ein Lager davor schlagen kann.

Galeeren: Das ist, es können keine große Schiffe zu der Stadt oder Kirche kommen, der Meinung, ihr einige Gewalt anzulegen. Denn die Wasser umher werden zwar so breit und tief sein, dass niemand dadurch zu Fuß wird kommen können, aber doch nicht so tief, dass man große Lastschiff darauf fortbringen möge, darum die Stadt unüberwindlich sein wird. (Solche Sicherheit und Ruhe wird allererst im anderen Leben vollkommen sein. Unterdes aber hat die Kirche in dieser Welt immer Streit, wird aber doch nicht überwältigt.)

22. Denn der Herr ist unser Richter, der Herr ist unser Meister, der Herr ist unser König, der hilft uns.

Denn: Jetzt setzt der Prophet noch eine andere Ursache hinzu, warum die Kirche unüberwindlich sei.

Richter: Der uns mit einem Heldenmut rächt an der Tyrannei unserer Feinde, gleichwie vorzeiten die Richter das Volk Gottes zu etliche Malen wiederum in ihre vorige Freiheit gesetzt haben.

Meister: Der uns treulich unterrichtet und lehrt, wie wir alle Beschwerlichkeiten dieses Lebens überwinden und den himmlischen Sieg erhalten sollen.

König: Der nicht allein mit seinem Geist uns regiert, sondern auch wider die Feinde schützt, dass unser keiner aus seinen Händen kann gerissen werden {Joh 10}.

Hilft uns: Von unseren Sünden und Feinden {Mt 1 Lk 1 Ps 130}. (Darum sollen wir diesem Herrn und Gott, Jesu Christo, unserem Seligmacher, Richter, Meister und Könige trauen, der uns nie verlassen wird. Wohl allen die auf ihn trauen {Ps 2}. Es wird aber das Wort: Herr oder Jehova dreimal auf einander wiederholt, damit anzuzeigen, wie in Christo die ganze Völle der Gottheit leibhaftig wohne {Kol 2}. Also dass die ganze Dreifaltigkeit in Christo mit wirke (jede Person nach ihrem Maß) zu unserer Seligkeit.)

23. Lasst sie ihre Stricke spannen, sie werden doch nicht halten; also werden sie auch das Fähnlein nicht auf den Mastbaum ausstecken. Dann wird viel köstlichen Raubes ausgeteilt werden, dass auch die Lahmen rauben werden.

Lasst: In folgenden Worten beschreibt der Prophet mit verblümten Worten, wie die Kirche Gottes, welche sonst unüberwindlich ist, dennoch vor der Menschen Augen ganz schwach scheine, aber nichtsdestoweniger erhalten werde. Als wollte er sprechen, es wird mit der Kirche beschaffen sein, als wenn einer eine Hütte oder Zelt aufzieht, dessen Baum, der die ganze Last der Hütte halten soll, so schwach anzusehen ist, dass man nicht meint, dass er die Tücher, so man daran aufziehen soll, werde tragen können, sondern müsse darüber zerbrechen und niederfallen und wird man die Seile zu Seiten nicht hart ausspannen dürfen, also dass ein solches Zelt scheint, als wollte es alle Augenblick niederfallen. (Und hat zwar die Kirche auf dieser Welt in der Wahrheit oftmals schier ein solches Ansehen, dass es der Vernunft nicht anders scheint, sie könne nicht mehr bleiben. Aber die Kraft Gottes ist in den Schwachen mächtig, wie Paulus spricht {2Kor 12}. Und je schwächer wir sind, je mehr die göttliche Kraft sich hervortut zu unserer Erhaltung.)

Ausgeteilt: Wenn nämlich man meinen wird, es sei alles aus und verloren, so wird die Kirche nicht allein erhalten werden, sondern auch überwinden, triumphieren und den Raub austeilen.

Lahmen: Denn es wird der Raub so groß sein, dass auch die Allerlangsamsten, wenn sie dazu kommen noch zu rauben finden werden.

24. Und kein Einwohner wird sagen: Ich bin schwach. Denn das Volk, so darin wohnt, wird Vergebung der Sünden haben.

Einwohner: Nämlich ein Fremdling, der unter dem Volk Gottes wohnt.

Schwach: Dass ich vor Schwachheit den Raub nicht nachlaufen kann, sondern es werden beide Juden und Heiden, die zu Gott bekehrt wurden, eine herrliche Beute davon bringen. (Welches erfüllt ist, da Christus den allermächtigsten Tyrannen, den Teufel überwunden hat {Lk 11 Hebr 2}. Und teilt Christus den Raub aus, wenn er uns durch das Evangelium die himmlischen Schätze gibt, er teilt auch mit uns den Sieg der Sünden, des Todes, des Teufels und der Hölle.)

Vergebung: Als wollte der Prophet sagen, auf dass man verstehe, welches die rechten Guttaten sind, die das Volk Gottes in der Kirche erlangen wird, so will ich es deutlicher erklären. (Alle, die durch den Glauben rechtschaffene Bürger der himmlischen Stadt Jerusalem sind, das ist, der Kirche, die werden um des Messias willen Vergebung aller ihrer Sünden erlangen, welche Guttat so groß ist, dass dem Menschen keine größere widerfahren könnte. Denn Christus wird darum Jesus, ein Seligmacher geheißen, weil er sein Volk selig machen wird von ihren Sünden {Mt 1}. Und geben demselben alle Propheten Zeugnis, dass durch seinen Namen alle die an ihn glauben, Vergebung der Sünden empfangen sollen {Apg 10}.


Das 34. Kapitel

  • Es wird von den Feinden der Kirche und besonders vom Antichristen geweissagt, dass sie alle miteinander sollen mit dem Bann geschlagen und von Gott ausgerottet werden. v. 1.
  • Und wird ihre ewige Pein und Schrecken der Hölle ganz eigentlich beschrieben. v. 9.

1. Kommt herzu, ihr Heiden und hört, ihr Völker merkt auf; die Erde höre zu und was darin ist, der Weltkreis samt seinem Gewächse!

Kommt: Obwohl der Prophet in diesem Kapitel nicht von den Assyrern, sondern von den Edomitern weissagt, so ist es doch einerlei Lehre und Predigt mit der vorigen, nämlich, dass die Feinde des Volkes Gottes endlich jämmerlich werden zugrunde gehen. Und sieht der Prophet besonders auf den Jüngsten Tag, an welchem alle Feinde der Kirche, besonders aber der Antichrist, werden umkommen. Und wird das antichristliche Personal unter dem Namen der Edomiter angedeutet. Weil dieselben, so von Esau, mit dem Zunamen Edom, ihre Herkunft hatten, des Volkes Gottes stetige Feinde waren, wie der Prophet Hesekiel bezeugt, Kapitel 35. und 36. und (Amos Kapitel 1). Und sieht es ihm gleich, als ob diese Predigt nicht zu des Hiskia, sondern zu seines Vaters Ahas Zeiten gehalten wurde, zu welcher Zeit die Edomiter ins Königreich Juda gefallen und den Israeliten mit Rauben und Morden viel Leides antaten {2Chr 28}. Von solcher Sache hat der Prophet Anlass genommen, dass er von dem ewigen Untergang des Antichristen geweissagt: Denn dass derselbe den Edomitern recht verglichen wurde, werden wir später hören. Zu Anfang aber heißt der Prophet seine Zuhörer fleißig aufmerken.

Gewächse: Was durchaus in der Welt für Kreaturen sind und wachsen. (Dass aber der Prophet auch die unvernünftigen und unlebhaften Kreaturen zur Anhörung des Wortes Gottes aufmuntert, werden wir dabei erinnert, mit was desto mehr und größerem Fleiß wir das Wort Gottes hören sollen, die wir zu dem Ebenbild Gottes erschaffen und von Gott zu Kindern angenommen sind.)

2. Denn der Herr ist zornig über alle Heiden und grimmig über all ihr Heer; er wird sie verbannen und zum Schlachten überantworten.

Heer: In was großer Anzahl auch die Feinde der Kirche sich zusammenschlagen, so wird doch der grimmige Zorn Gottes endlich sie zerstreuen und umbringen. (Obwohl nun Gott die Feinde der Kirche mit zeitlichen Strafen belegt, dass ihnen nach ihrer Grausamkeit und gleich mit gleichem vergolten wird, wie oft geschehen, so ist doch dies die allergrößte Strafe, dass sie dem ewigen Tode übergeben werden.)

3. Und ihre Erschlagenen werden hingeworfen werden, dass der Gestank von ihren Leichnamen aufgehen wird und die Berge mit ihrem Blut fließen.

Hingeworfen: Unbegraben dass sie von wilden Tieren zerrissen und von den Vögeln des Himmels gefressen werden.

Stank: Weil sie werden liegen und faulen und ein Scheusal sein allen die vorüber gehen. (Obwohl nun dies ein Stück vom Fluch ist, dass einer ohne Grab bleibt, so wird doch hier vornehmlich darauf gedeutet, dass die Gottlosen Feinde der Kirche vor Gott und seinen Auserwählten stinken, weil sie um ihres Unglaubens willen von Gott verstoßen sind.)

Fließen: Dieweil so viel Blut der Gottlosen wird vergossen werden. Mit welchen verblümten Worten die schrecklichen Strafen und ewige Pein und Qual der Gottlosen abgemalt werden.

4. Und wird alles Heer: Des Himmels Verfaulen und der Himmel wird eingewickelt werden, wie ein Brief und all sein Heer wird verwelken, wie ein Blatt verwelkt am Weinstock und wie ein dürres Blatt am Feigenbaum.

Nach Luther: Heer des Himmels heißt hier das jüdische Volk mit ihrem Gottesdienst, damit sie gegen andere Heiden als ein himmlisches Volk sich hielten.

Des Himmels: Das ist, die Lichter und Sterne am Himmel werden am Jüngsten Tage ihren Schein und Ansehen verlieren.

Eingewickelt: Das ist, dieser Himmel wird vergehen, als wenn man einen Brief zusammenwickelt.

Verwelken: Denn es werden Sonne und Mond ihren Schein verlieren und die Sterne werden vom Himmel fallen, wie Christus lehrt {Mt 24}.

5. Denn mein Schwert ist trunken im Himmel; und siehe, es wird herniederfahren auf Edom und über das verbannte Volk zur Strafe.

Trunken: Das ist, ich (spricht der Sohn Gottes) habe bereits im Himmel gewaltige Rache geübt, in dem, dass ich die bösen Geister daraus verstoßen und dem ewigen Tode übergeben habe. Und ist jetzt die Zeit, dass ich auch auf Erden an den gottlosen Menschen Rache übe.

Verbannte: Welches ich (Jesus Christus) umbringen werde, über dasselbe Volk komm ich zum Gericht und zur Strafe, auf dass die Gottlosen am Jüngsten Tage für ihre Übeltaten rechte Belohnungen empfangen. (Es droht aber Gott mit der Edomiter Namen (wie oben auch gemeldet) besonders dem römischen Antichristen und seinem Haufen. Denn gleichwie die Edomiter der Beschneidung zwar sich gebrauchten, aber daneben wider das rechte Volk Gottes grausame Wüterei trieben. Also haben zwar der römische Papst und sein Haufen, die Taufe als ein Zeichen des göttlichen Bundes angenommen. Nichtsdestoweniger aber verfolgen sie die wahre Kirche Gottes böslich und mutwillig mit blutdürstigem Herzen. Dass aber der Herr Christus den Antichristen mit seiner herrlichen Zukunft ausrotten werde, bezeugt auch Paulus {2Thes 2}.

6. Des Herrn Schwert ist voll Blutes und dick von Fettem, vom Blut der Lämmer und Böcke, von der Nieren Fett aus den Widdern; denn der Herr hält ein Schlachten zu Bozra und ein großes Würgen im Lande Edom.

Des: welchergestalt der Herr an dem Antichristen und seinen Anhängern ernstliche Rache üben werde, beschreibt der Prophet mit folgenden Worten, die er von den weltlichen Sachen genommen.

Blutes: Dass es vom Blut der Erschlagenen trieft.

Böcke: Das ist, der Fürsten und Herren, welche im päpstlichen Reich im ersten Glied und vornan stehen.

Fette: Mit welchem das Schwert des Herrn wird beschmiert werden.

Bozra: Welche der vornehmsten Städte eine gewesen im Lande Edom.

Edom: Das ist, der Herr wird (als ob er opfern wollte) ein blutiges Schlachten und Würgen unter den Edomitern anrichten. Als wollte er sagen, er wird an den blutgierigen Päpsten und Gliedern des Antichristen Strafe üben. Denn dieselben den Edomitern ganz eigentlich verglichen werden. Weil gleichwie Edom oder Esau der Edomiter Erzvater, von der Röte den Namen bekommen, also ist der Antichrist und seine Glieder von der Frommen Blut rot gefärbt worden, welches sie vergossen haben: Und ist die Babylonische Hure, nämlich der römische Wust, trunken von dem Blut der Heiligen {Apg 17}.

7. Da werden die Einhörner samt ihnen herunter müssen und die Farren samt den gemästeten Ochsen. Denn ihr Land wird trunken werden von Blut und ihre Erde dick werden von Fettem.

Herunter müssen: Ins zeitliche und ewige Verderben.

Ochsen: Das ist, Gott wird zugleich mit dem papistischen Haufen auch die Könige und Fürsten strafen, welche Einhörner, Farren und Ochsen hier genannt werden, so des Antichristen gräuliche Dekrete ins Werk gerichtet und vollstreckt haben.

Trunken: Weil so viel Blutes vergossen wird. (Es werden aber mit diesen Gleichnissen von Schwert und Blut genommen, der Gottlosen Strafen vorgebildet, die am Jüngsten Tage über sie ergehen werden.)

8. Denn es ist der Tag der Rache des Herrn und das Jahr der Vergeltung, zu rächen Zion.

Rächen Zion: Welche Rache wider die Feinde des Volkes Gottes wird vorgenommenen werden.

9. Da werden ihre Bäche zu Pech werden und ihre Erde zu Schwefel; ja, ihr Land wird zu brennendem Pech werden,

Zu Pech: Das ist, es werden die Gottlosen in die ewige Pein des höllischen Feuers verstoßen werden. (Denn die Schrift beschreibt mit verdeckten Worten, die in der Welt gebräuchlich sind, die ewige unaussprechliche Strafe und Marter der Gottlosen, damit sie im anderen Leben müssen gequält werden.)

10. dass weder Tag noch Nacht verlöschen wird, sondern ewig wird Rauch von ihr aufgehen und wird für und für Wüste sein, dass niemand dadurch gehen wird in Ewigkeit,

Verlöschen: Sondern wird immer brennen, in alle Ewigkeit.

Wüste: Durch die Wüste wird der Schrecken bedeutet, den die Verdammten ewig ausstehen werden. (Denn die große Menge der Verdammten wird ihnen keinen Trost bringen und ihre Qual wird nie aufhören, wie Christus spricht: Dass ihr Feuer nicht verlöschen und ihr Wurm nicht sterben werde. Darum fehlen die ganz weit in ihrer Rechnung, welche meinen, dass ihre Marter, welche Teufel und gottlose Menschen im anderen Leben werden müssen ausstehen, einmal aufhören und ein Ende nehmen werde.)

11. sondern Rohrdommeln und Igel werden es innehaben, Nachteulen und Raben werden dort wohnen. Denn er wird eine Messschnur darüber ziehen, dass sie Wüste werde und ein Richtblei, dass sie öde sei,

Innehaben: Das ist, es werden allerlei unreine und einsame Tiere und Vögel (dadurch die bösen Geister verstanden werden) der Gottlosen Land besitzen.

Messschnur: Das ist, gleichwie man im jüdischen Land mit Schwiegermuttertöchtern und Seilern ein gewiss Stücke Landes oder ein Gebäude abmisst, (wie man bei uns mit Steinen tut, die man Marksteine nennt) also wird Gott im Gegenteil die Wohnungen der Feinde seiner Kirche zur gräulichen Verwüstung und schrecklichen Einöde abzirkeln.

Öde sei: (Durch die Einöde und Einsamkeit, werden (wie zuvor auch gemeldet) die Schrecken der Hölle bedeutet, dabei Heulen und Zähneklappern sein wird in der äußersten Finsternis, wie Christus lehrt {Mt 13}.

12. dass ihre Herren heißen müssen Herren ohne Land und alle ihre Fürsten ein Ende haben.

Ende haben: Das ist, (Die Tyrannen werden in der Hölle nicht prangen mit ihren Herrschaften, auch kein Land oder Fürstentümer mehr besitzen, sondern es werden die Verdammten in gleichem Stande sein, ohne allein, dass die Mächtigen in dieser Welt, wenn sie ihre Gewalt missbrauchen, schwere Strafe werden leiden müssen denn die anderen und je gewaltiger einer hier gewesen, je heftiger er dort wird gepeinigt werden.)

13. Und werden Dornen wachsen in ihren Palästen, Nesseln und Disteln in ihren Schlössern; und wird eine Behausung sein der Drachen und Weide für die Strauße.

14. Da werden untereinander laufen Marder und Geier und ein Feldteufel wird dem anderen begegnen; der Kobold wird auch dort herbergen und seine Ruhe dort finden.

Marder: Das ist, es werden allerlei wilde Tiere sich darin finden, welche sonst gern an wüsten und zerstörten Orten wohnen. Als die Marder, Iltis, wilde Katzen und dergleichen.

Feldteufel: Man wird da die bösen Geister sehen, wie sie in einer gräulichen Gestalt an wüsten Orten sich bisweilen sehen lassen.

15. Der Igel wird auch dort nisten und legen, brüten und aushecken unter ihrem Schatten; auch werden die Weihen dort zusammenkommen.

Ihrem Schatten: Nämlich desgleichen Landes und Orts, welches von Dornen und Hecken schattig sein wird.

16. Sucht nun in dem Buch des Herrn und lest! Es wird nicht an einem der selbigen fehlen; man vermisst auch nicht dieses noch des. Denn er ist es, der durch meinen Mund gebietet und sein Geist ist es, der es zusammenbringt {5Mos 28v15}.

Buch: Nämlich im Gesetz.

Fehlen: Das ist, es werden alle unreine Vögel und Tiere, wie sie im Gesetz Mose erzählt werden, in denselben Orten wohnen, die den gottlosen Leuten bestimmt sind. (Durch die unreinen Tiere und Vögel aber werden verstanden, die unreinen Geister und Teufel, welche in der Hölle gleichsam werden herumschwärmen und fliegen und die Verdammten immer in alle Ewigkeit gräulich martern und plagen.)

Er ist es: Nämlich Gott der Herr, darum ist es gewiss, dieweil er solches euch zu verkündigen mir befohlen hat, spricht der Prophet.

Bringt: Das ist, Gott wird mit seiner Macht und unaussprechlicher Gewalt, die gottlose Menschen samt den Teufeln zusammen bringen und in die Hölle verstoßen.

17. Er gibt das Los über sie und seine Hand teilt das Maß aus unter sie, dass sie darin erben ewig und darin bleiben für und für.

Maß: Das ist, Gott hat jedem Gottlosen seine Qual bestimmt und geordnet, nachdem ihrer bösen Werke sie verdient haben.

Darin: Nämlich im Lande der Finsternis und ewiger Pein.

Für und für: Ohne Ende und Aufhören, immer und in alle Ewigkeit. (Weil demnach der Verdammten Strafen ewig sein werden, so sollen wir die kurze Zeit dieses vergänglichen Lebens also anlegen, auf dass wir der ewigen Verdammnis entrinnen und bei unserem Heiland Christo im Himmel ewig wohnen mögen.)


Das 35. Kapitel

  • Ist eine Weissagung, von der Glückseligkeit der Kirche im Neuen Testament. v. 1.
  • Wie auch von der Majestät und von den Wunderzeichen und Guttaten des zukünftigen Messias. v. 2.

1. Aber die Wüste und Einöde wird lustig sein und das Gefilde wird fröhlich stehen und wird blühen wie die Lilien.

Aber: Nach der harten Predigt von den Strafen der Verdammten, tröstet der Prophet die Kirche. Und beschreibt seinem Brauch nach, mit einer verblümten Rede, was für eine große geistliche Glückseligkeit in der Kirche sein werde, zur Zeit der Menschwerdung Christi.

Lustig sein: Als wollte er sprechen, obwohl die Kirche Christi in dieser Welt oft fast nicht scheinbar ist, sondern vielmehr einer Wüste und Einöde gleich sieht, weil sie oft aller menschlichen Hilfe beraubt, elend und verachtet ist, so wird sie doch der Herr zu seiner Zeit wieder erquicken und mit geistlicher und rechtschaffener Freude überschütten.

2. Sie wird blühen und fröhlich stehen in aller Lust und Freude. Denn die Herrlichkeit des Libanon ist ihr gegeben, der Schmuck Karmels und Sarons. Sie sehen die Herrlichkeit des Herrn, den Schmuck unseres Gottes.

Blühen: Welche zuvor das Ansehen hatte, als wäre sie verdorrt. (Es grünt und blüht aber die Kirche, nicht, wenn sie mit zeitlichen Gütern überschüttet wird, sondern wenn sie das reine Wort Gottes reichlich und den rechten Brauch der Sakramente daneben hat. Und wenn Gott der Kirche viel vortreffliche Lehrer gibt, die herrlichen Gaben des Heiligen Geistes hervorleuchten, durch welcher treue Dienste die Kirche aufgerichtet wird, dass sie reiche Früchte des wahren Glaubens bringt. Es hat aber die Kirche nicht immer einerlei Ansehen, sondern hat zu einer Zeit mehr Gaben und leuchtet herrlicher als zur anderen.)

Sarons: Das ist, gleichwie der Berg Libanon geziert ist, mit hohen Zedern und geraden Bäumen, der Berg Karmel mit vielen Früchten und der Berg Saron, mit der besten Weide, also wird die Kirche geschmückt und geziert sein, mit geistlichen und himmlischen Gütern, dass man recht von ihr sagt, sie grüne und blühe ganz lieblich.

Sie: Nämlich die an den Messias glauben und zur Zeit der Menschwerdung Christi Leben werden, die werden seine herrlichen Wunderwerke sehen. Wie (Johan. spricht, Kapitel 1): Wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit, als des eingeborenen Sohnes Gottes vom Vater. Und von dem ersten Wunderwerk Christi, zu Kana in Galiläa, wird gesagt, dass war das erste Zeichen, das Jesus tat zu Kana in Galiläa und offenbarte seine Herrlichkeit. (Denn die Herrlichkeit Christi bestand nicht darauf, dass er in einem ganzen Kürbis oder mit viel Gold und Edelsteinen behängt, prächtig hereingezogen wäre, sondern dass er durch die Wunderzeichen seine Gottheit erklärte und mit seinem vollkommensten Verdienst das menschliche Geschlecht erlöste. Heutzutage lässt er seine Majestät sehen, in der wunderbaren Fortpflanzung, Regierung und Erhaltung der Kirche.)

3. Stärkt die müden Hände und erquickt die strauchelnden Knie!

Stärkt: Nämlich die ihr auf den Messias wartet und ihn liebt.

Hände: Die für Furcht und Traurigkeit, matt und lass geworden sind.

Knie: Die vor dem Zorn Gottes und anderen Jammer, so sie empfinden, erschrocken sind und zittern.

4. Sagt den verzagten Herzen: Seid getrost, fürchtet euch nicht! Seht, euer Gott, der kommt zur Rache; Gott, der da vergilt, kommt und wird euch helfen {Ps 94v1}.

Verzagten: Die vor Ängsten des Gewissens ganz zaghaft sind, besonders wenn sie das Elend des menschlichen Geschlechts betrachten.

Helfen: Das ist, euer Herr Jesus Christus, der ewige Sohn Gottes des himmlischen Vaters, wird kommen und um euer Willen Mensch werden, auf dass er an eurem Feind, dem Teufel, Rache übe, ihn überwinde und ins Verderben stürze und Gutes vergelte allen, die an ihn glauben. Der wird euer Heiland sein und euch reinigen von euren Sünden, auch mit der ewigen himmlischen Erbschaft euch begaben. (Denn Gott hat seinen Sohn nicht gesandt in die Welt, dass er die Welt richte oder verdamme, sondern dass die Welt durch ihn selig werde {Joh 3}.

5. Alsdann werden der Blinden Augen aufgetan werden und der Tauben Ohren werden geöffnet werden {Mt 11v5 15v30 Lk 7v22}.

Alsdann: Will so viel sagen, auf dass ihr es desto besser versteht, dass er in die Welt gekommen sei, nicht darum, dass er die Menschen verderbe, sondern vielmehr dass er sie erhalten wolle. So wird er auch mit seinen Wunderwerken Augenscheinliches tun, wie hoch er dem menschlichen Geschlecht begehre Gutes zu erzeigen.

Aufgetan: Nämlich durch ihn, Christus und aus seiner Güte. (Denn weil Christus dergleichen Wunderwerke viel getan, so wird genügend damit bezeugt, dass er der verheißene Messias und Heiland der Welt sei, besonders weil er sie aus eigener Kraft getan und nicht durch anderer, oder fremde Hilfe, wie die Apostel und Propheten ihre Wunderzeichen getan, so muss man gewiss daraus schließen, dass er der ewige und wahre Gott sei. Weil auch alle seine Wunderwerke lauter Guttaten gewesen, hat man daraus zu lesen, dass er darum in die Welt kommen sei, damit er die Sünder selig mache.)

6. Alsdann werden die Lahmen löcken wie ein Hirsch und der Stummen Zunge wird Lob sagen. Denn es werden Wasser in der Wüste hin und wieder fließen und Ströme in den Gefilden.

Wüste: Da es zuvor alles dürr und kein Wasser war.

7. Und wo es zuvor trocken gewesen ist, sollen Teiche stehen; und wo es dürre gewesen ist, sollen Brunnquellen sein. Da zuvor die Schlangen gelegen haben, soll Heu und Rohr und Schilf stehen.

Teiche stehen: Es wird ein solcher Überfluss an Wasser da sein, dass es scheinen wird, als hätte man lauter Fischteiche und Seen dahin geleitet.

Schlangen: Welche sonst gern an dürren Orten sind.

Schilf stehen: Weil es so viel Feuchtigkeit da geben wird. Das ist, Gott der Herr wird den Heiligen Geist in der Kirche reichlich ausgießen, der von Christo selbst einem lebendigen Wasser oder Strom verglichen wird {Joh 7}. (Denn der Heilige Geist erquickt der Menschen Herzen mit seinem Trost, als mit einem lauteren und heilsamen Wasser und macht die dürren und unfruchtbaren Leute fruchtbar und reich an guten Werken.)

8. Und es wird dort eine Bahn sein und ein Weg, welcher der heilige Weg heißen wird, dass kein Unreiner darauf gehen wird; und derselbe wird für sie sein, dass man darauf gehe, dass auch die Toren nicht irren mögen {Joh 14v6}.

Unreiner: Der in seinen Sünden fortfährt und beharrt, sondern es werden nur die Frommen und welche sich zum Herrn bekehren, auf demselben Wege wandeln.

Für sie: Er wird ihnen ganz recht und wohl gelegen sein.

Toren: Es wird derselbe Weg so schlecht und eben sein, dass auch die allereinfältigsten Leute von demselben nicht werden irregehen. (Dies ist der Weg, den uns Christus gezeigt hat (welcher darum selber ein Weg genannt wird {Joh 14} zum ewigen Leben, nämlich dass wir wahrhaftig an ihn glauben, denn also wird es geschehen, dass wir das ewige Leben erlangen. Dieser Weg, dadurch man gen Himmel kommt, ist recht, schlecht, heilig und sicher, auf welchen weder die Heuchler noch die Unbußfertigen gehen, sondern nur allein die, welche aus dem Evangelium erkennen, dass sie wahrhaftig durch Christus vom ewigen Tode erlöst sind.)

9. Es wird da kein Löwe sein und wird kein reißend Tier darauf treten noch dort gefunden werden, sondern man wird frei sicher dort gehen.

Reißend Tier: Welches die Leute zu zerreißen pflegt.

10. Die Erlösten des Herrn werden wiederkommen und gen Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen und Schmerz und Seufzen wird wegmüssen.

Erlösten: Die durch den Heiland Christus erlöst sind.

Zion: Sie werden aus dem Elend wieder kommen in die Stadt Jerusalem, da der Berg Zion ist. (Das ist, die armen Sünder, für welche Christus gestorben ist, werden durch die Predigt des Evangeliums zu der Kirche Gottes gebracht werden, darin man die rechte Seligkeit findet und werden sich freuen und fröhlich sein über ihre Erlösung.)

Weg müssen: Das ist (Die geistliche Freude derer, die an Christus glauben, wird durch die Länge der Zeit nicht gemindert werden, sondern vielmehr zunehmen, auf dass, je stärker sie im Glauben werden, je mehr sie sich über ihrer Erlösung werden freuen. Und wird solche Freude im anderen Leben allererst recht vollkommen werden, da kein Schmerz mehr sein wird und keine Traurigkeit, sondern ewige Freude und stetig Frohlocken.)


Das 36. Kapitel

  • Hier folgt die Historie und geschieht, dadurch angezeigt wird, wie der Ausgang die Weissagung Ware gemacht, von der Belagerung der Stadt Jerusalem durch die Assyrer. v. 1.
  • Und wird gemeldet, wie der assyrische Gesandte, die zu Jerusalem mit Drohworten und Verheißungen zur Aufhebung zu überreden sich unterstanden, auch ihrer Hilfe gespottet. v. 4.

1. Und es begab sich, im vierzehnten Jahr des Königs Hiskia zog der König zu Assyrien, Sanherib, herauf wider aller festen Städte Judas und gewann sie.

Und es: Der Prophet hat zuvor in etlichen Predigten sich beflissen, die Israeliten beherzt zu machen, dass sie des Königs in Assyrien Sanherib Einfall tapfer widerstehen sollten. Darauf erzählt er jetzt die Geschichte desselben Krieges und wie es damit ergangen, wie solches auch noch längst beschrieben wird, im anderen Buch der (2. Könige, Kapitel 18. und 2. Chron. 32).

Vierzehnten: Als er fast vierzehn Jahr regiert und die Abgötterei samt allem Aberglauben und falschem Gottesdienst abgeschafft, die rechte Religion aber wieder angerichtet hatte.

Gewann sie: Denn er, ein gewaltiges Kriegsheer mit sich geführt, darum die Städte sich meistens ihm ergeben, weil sie es meinten, dass sie eines so mächtigen Tyrannen Gewalt nicht würden können aufhalten. Und hat zu diesem Krieg der König Hiskia Ursache gegeben, weil er von dem assyrischen König abgefallen war und aus seinem Gehorsam sich entzogen hatte, ihm auch keinen Tribut mehr geben wollte, daran er zwar recht getan. (Es ist aber dem Könige Hiskia dies Unglück darum über den Hals gekommen und von Gott über ihn verhängt worden, obwohl er sonst dem Regiment löblich und gottselig vorgestanden, weil Gott seinen Glauben, Beständigkeit und Geduld dadurch bewehren wollte, in Maßen er mit den Seinen zu handeln pflegt, dass er sie oftmals ganz hart versucht werden lässt.) Und ist kein Zweifel, es sind damals viel Heuchler unter den Juden gewesen, die solche Unglücke der Reformierung der Religion zugemessen. Obwohl nun Hiskia seine Gesandten abgefertigt und um Frieden bei dem Assyrer ansuchen lassen hat, denselben auch mit einer großen Summe Silber und Gold erkauft, also dass er auch die goldenen Bleche von den Türen des Tempels herabgebrochen und dem Könige in Assyrien geschickt, seinen Geiz damit zu füllen, wie im anderen Buch der (2. Könige, Kapitel 18) steht. Nichtsdestoweniger hat der Assyrer den Frieden nicht gehalten, sondern vielmehr das Geld genommen und danach sich unterstanden das ganze Königreich Juda, samt der Stadt Jerusalem, da der königliche Sitz war, allerdings unter seine Gewalt zu bringen.

2. Und der König zu Assyrien sandte den Rabsake von Lachis gen Jerusalem zu dem Könige Hiskia mit großer Macht. Und er trat an die Wasserröhren des oberen Teichs am Wege bei dem Acker des Färbers.

Rabsake: Welches ein Amtmann ist und so viel heißt als ein Erzschenk, darum er auch später also genannt wird. * (Nach Luther) heißt auf Deutsch ein Erzschenke.

Lachis: Vor welcher Stadt der König in Assyrien damals sein Lager geschlagen hatte.

Macht: Also, dass er seinem Gesandten eine stattliche und ansehnliche Reiterei zu geben, nicht allein, dass sie dem Gesandten ein größer Ansehen machten, sondern auch die Juden damit zu schrecken und ihnen also eine Furcht einzujagen.

Teichs: Welche Wasserröhren, nämlich vom oberen Teich in die Stadt geleitet wurden, nicht weit vom Tor, neben dem auch eines Färbers Acker gelegen, an welchem Ort er vermeint, dass man ihn am besten würde hören können, besonders dass ihn die Juden könnten vernehmen, welche auf der Mauer standen und die Wacht hielten. Es begehrte aber der Erzschenke im Namen seines Königs mit dem Hiskia zu reden, von dem er hoffte, die Übergebung der Stadt Jerusalem mit Drohworten heraus zu bringen.

3. Und es ging zu ihm heraus Eliakim, der Sohn Hilkias, der Hofmeister und Sebena, der Kanzler und Joah, der Sohn Assaphs, der Schreiber.

Schreiber: Oder Sekretär. Also sind des Königs Hiskia Räte zu dem assyrischen Gesandten hinausgegangen, seine Werbung anzuhören. (Denn es ist besser, dass die Diener sich in Gefahr begeben, als dass des Königs oder Fürsten Person solche ausstehen müsste.)

4. Und der Erzschenke sprach zu ihnen: Sagt doch dem Hiskia: So spricht der große König, der König zu Assyrien: Was ist das für ein Trotz, darauf du dich verlässt?

Sprach: Es ist aber des Erzschenken ganzes Vorbringen dahin gerichtet, dass er dem Könige und seinen Räten alle ihre Hoffnung umstoße, die sie noch auf Gott hatten und das jüdische Volk zum Abfall und Aufruhr wider den König Hiskia errege.

Hiskia: Es redet der Gesandte ganz spöttisch, also dass er auch Hiskia nicht mag einen König nennen. (Ein solcher Stolz und Übermut steckt in den Gottlosen, wenn es ihnen wohl geht.)

Große König: Der mächtige Monarch lässt eurem Bettelkönig also anzeigen:

Trotz: Was macht dich so verwegen, dass du einem solchen mächtigen Könige dich darfst widersetzen?

5. Ich achte, du lässt dich bereden, dass du noch Rat und Macht wissest zu streiten. Auf wen verlässt du denn dich, dass du mir bist abfällig geworden?

Bereden: Du meinst, es sei noch wohl zur Sache zu reden und mangele dir an Rat und Kraft nicht, zu kriegen und Widerstand zu tun.

6. Verlässt du dich auf den zerbrochenen Rohrstab Ägyptens, welcher, so jemand sich darauf lehnt, geht er ihm in die Hand und durchbohrt sie? Also tut Pharao, der König zu Ägypten, allen, die sich auf ihn verlassen.

Rohrstab: Du überredest dich selber, dass der König in Ägypten dir mit einer mächtigen Ritterschaft werde zu Hilfe kommen, aber es sind ihrer bereits viele von demselben Königreich angeführt worden, die sich darauf verlassen haben, darum man es ganz wohl einem zerbrochenen Rohrstab vergleichen möchte.

Hand: Denn es geschieht, wenn ein Rohr zerbrochen wird, dass die Spieße und Stücke davon einem in die Hand stechen und verletzen, wie ein scharfes Messer.

Verlassen: Dass sie sich viel übler danach befinden, als wenn sie seiner Hilfe nie begehrt hätten. (Obwohl nun der Erzschenke sonst ein gottloser Mensch gewesen, so redet er doch dies hier recht von der Menschen Hilfe, dass sie oft zu betrügen pflegen und man sich nicht darauf verlassen soll. Zwar soll man gebührliche Mittel nicht ausschlagen, wenn sie vorhanden sind. Aber man soll ihnen auch nicht trauen noch darauf bauen, sondern allein auf Gott seine Hoffnung setzen. Und wenn gleich keine Mittel da sind, soll man dennoch nicht verzagen.)

7. Willst du aber mir sagen: Wir verlassen uns auf den Herrn, unseren Gott? Ist es denn nicht der, welcher Höhen und Altäre der Hiskia hat abgetan und zu Juda und Jerusalem gesagt: Vor diesem Altar sollt ihr anbeten?

Unseren Gott: Der wird uns erretten aus der Hand des assyrischen Königs. Welches freilich ein vergeblicher Trost ist, den ihr und euer König euch selber einbildet. Denn wie wollte euch euer Gott schützen, weil euer König gottlos und ein Kirchenräuber ist?

Höhen: Nämlich die Kirche und Kapelle, so an hohen Orten eurem Gott zu Ehren aufgerichtet und erbaut gewesen.

Diesem Altar: Nämlich der zu Jerusalem ist im Tempel, vor demselben einzig und allein soll man Gott dienen und sonst an keinem anderen Ort. Ist das nicht ein feiner König, dessen sich Gott richtig annehmen soll und ihn schützen mit seinem Königreich, weil er so großen Kirchenraub begangen, so viele Kapellen zerstört und einen Haufen Altar umgerissen hat? Soll Gott solche königliche Majestät erhalten, der wider den Gottesdienst und die göttliche Majestät sich so hoch vergriffen hat? (Es meinen aber die Gottlosen, dass die Abschaffung der Abgötterei der größte Kirchenraub sei, da es doch vielmehr der höchste Gottesdienst ist. Mit dergleichen Versuchung werden auch diejenigen angefochten, welche die päpstliche Abgötterei verworfen und zum Evangelium sich bekannt haben, dass ihnen der Satan (besonders, wenn ihnen etwas Widerwärtiges zu Händen stößt) vorwirft und einbläst. Siehe, also geschieht dir jetzt recht, weil du den römischen Papst und Statthalter Christi verachtest, dem Priester nicht alle deine Sünde beichtest, auch nicht fasstest, noch die Heiligen mehr anrufst. Aber man soll die Ohren des Herzens vor solchem Eingeben des Teufels zuschließen.)

8. Wohlan, so nimm es an mit meinem Herrn, dem Könige zu Assyrien! Ich will dir zweitausend Rosse geben; lass sehen, ob du bei dir könntest ausrichten, die darauf reiten.

Nimm es an: Der Erzschenke fährt noch weiter fort, des Königs Hiskia und des jüdischen Volkes Glauben mit trotzigen Worten anzufechten. Als wollte er sagen, lasst es etwas gelten, wo du das wirst können ins Werk richten, was er, mein König, dir für einen schlechten Vorschlag tut?

Rosse: Wie denn mein König derselben vollauf hat.

Reiten: Du hast nicht solche Leute in der Stadt, die ein Pferd recht beschreiten könnten, wenngleich ihnen die Pferde vorgezogen würden.

9. Wie willst du denn bleiben vor einem Hauptmann, einem der geringsten Diener meines Herrn? Und du verlässt dich auf Ägypten um der Wagen und Reiter willen.

Diener: Welchem du zum Widerstand nicht mächtig genug bist. Was will es denn wohl für ein Ende mit dir gewinnen, wenn der allermächtigste König selber mit einem unzähligen Kriegsvolk vor die Stadt kommen wird? (Denn wo die menschliche Vernunft keine menschliche Gewalt sieht, da meinten sie, man könne auch keine Hilfe hoffen.)

Ägypten: Und vermeinst, die Ägypter werden dir zu Hilfe kommen. Aber du wirst in deiner Meinung schändlich betrogen werden. Es gedenkt aber der Erzschenk der ägyptischen Hilfe nicht so oft vergebens. Denn er wusste, dass die Räte und Hauptleute des Königs Hiskia (obwohl der König selber nie darin gewilligt) längst darüber zu Rat gegangen, dass man die Ägypter zum Beistand erfordern soll, wieder welches gottlose Vorhaben der Prophet Jesaja etliche Predigten getan, wie dieselben in den vorigen Kapiteln beschrieben wurden.

10. Dazu meinst du, dass ich ohne den Herrn bin heraufgezogen in dies Land, dasselbe zu verderben? Ja, der Herr sprach zu mir: Zieh hinauf in dies Land und verderbe es!

Ohne den: Das ist, Gott hat meinen König durch ein heimliches göttliches Eingeben dazu angereizt und aufgemahnt, dass er diesen Zug wider das Königreich Juda Vorhaben soll. Wie es auch die Sache an ihr selbst genügend bezeugt. Denn der Ausgang gibt es, dass mein König, nach dem Willen Gottes, daher gezogen, des Hiskia Königreich zu verwüsten, weil es ihm alles, was er noch bis daher wider das Königreich Juda angefangen, glücklich vonstattengegangen und fast alle vornehmsten Städte im Königreich Juda erobert hat. Darum, wenn euer König in seiner Widerspenstigkeit fortfahren wird, so wird er nicht allein dem mächtigsten Monarchen sich umsonst widersetzen, sondern mit einem gottlosen Vorsatz wider Gott selbst streiten, dass ihm nicht Wohl ausschlagen wird. (Solche Versuchung ficht auch oft die Frommen hart an, dass, wenn sie der Gottlosen glücklichen Fortgang sehen, sie sich besorgen, es hält es Gott mit ihnen und er habe seine Kirche ganz aus der acht gelassen und verworfen.)

11. Aber Eliakim und Sebena und Joah sprachen zum Erzschenken: Lieber, rede mit deinen Knechten auf syrisch, denn wir verstehen es wohl; und rede nicht auf jüdisch mit uns vor den Ohren des Volkes, das auf der Mauer ist.

Knechten: Die Abgeordneten vom Könige Hiskia demütigen sich zu sehr vor dem gottlosen Bösewicht, welches sie aus großer Furcht tun.

Syrisch: Welches die chaldäische Sprache ist und fast eine solche Gleichheit mit der Hebräischen hat, als die Niederländische mit der Hochdeutschen.

Volkes: Denn es ist uns vonnöten, dass es der gemeine Mann wisse, was wir unter uns handeln. Und ist dies eine unbedachtsame Rede und verkehrter Witz an des Königs Hiskia Räten gewesen. Denn eben daraus hat der Erzschenke gemerkt, dass sie des Volkes Abfall besorgte. Daher er desto mehr verursacht worden, dass er seine Rede zu den Bürgern der Stadt Jerusalem gewandt, ob er sie zu eine Aufruhr wider ihren König Hiskia bewegen und aufbringen könnte. (Deswegen sollen wir Gott bitten, dass er unsere Herzen in Ratschlägen regieren wolle.)

12. Da sprach der Erzschenke: Meinst du, dass mein Herr mich zu deinem Herrn oder zu dir gesandt habe, solche Worte zu reden und nicht vielmehr zu den Männern, die auf der Mauer sitzen, dass sie samt euch ihren eigenen Mist fressen und ihren Harn saufen?

Sprach: Nämlich zu den Abgeordneten des Königs Hiskia Räten und Dienern.

Mauern sitzen: Und von deinem Könige dahin geordnet sind, dass sie die Stadt schützen sollen, welches ihnen dahin gedeihen wird, dass sie von wegen Mangel der Nahrung und Proviants, so sich in der herzu nahenden Belagerung erzeigen wird, allerlei abscheuliche Sachen werden zur Speise gebrauchen müssen: Darum bin ich nicht vornehmlich deines Königs oder deinethalben da, sondern von wegen der armen Bürgerschaft daher gesandt, mit welcher mein Herr König ein Mitleiden hat, weil er sieht, in was Angst und Not sie euer König durch seinen Abfall und beharrliche Widerspenstigkeit bringen wird. Mit solchen und dergleichen Worten will der Erzschenke den König Hiskia bei seinen Untertanen verhasst machen, als ob er für derselben Wohlfahrt wenig Sorge trüge. (Denn welche Aufruhr erregen wollen, die stellen sich, als ob sie der elenden und gedrückten Leute Glück und Heil ihnen sehr angelegen sein ließen und dass die Obrigkeit ihr Amt nicht verrichte, sondern ziehe seinen eigenen Nutzen dem gemeinen Besten vor.)

13. Und der Erzschenke stand und rief laut auf jüdisch und sprach: Hört die Worte des großen Königs, des Königs zu Assyrien!

Stand: Nämlich nicht weit von den Mauern.

Jüdisch: Oder auf Hebräisch, wie er zuvor auch getan.

Großen Königs: Des mächtigsten Monarchen, vor dessen großer Macht sich die ganze Welt entsetzt.

14. So spricht der König: Lasst euch Hiskia nicht betrügen; denn er kann euch nicht erretten.

Nicht: Dieweil er nicht so viel Rat noch Kraft hat, dass er euch wider einen so gewaltigen Monarchen schützen könnte.

15. Und lasst euch Hiskia nicht vertrösten auf den Herrn, dass er sagt: Der Herr wird uns erretten und diese Stadt wird nicht in die Hand des Königs zu Assyrien gegeben werden.

Vertrösten: Ihr dürft euch an seine Rede nicht kehren, wenn er euch viel vertröstet auf den göttlichen Beistand und euch heißt auf Gott hoffen.

Gegeben werden: Gott wird sie wider die Assyrer schützen.

16. Gehorcht Hiskia nicht! Denn so spricht der König zu Assyrien: Tut mir zu Dank und geht zu mir heraus, so soll ein jeglicher von seinem Weinstock und von seinem Feigenbaum essen und aus seinem Brunnen trinken,

Nicht: Der euch eine vergebliche Hoffnung macht und mit guten Worten aufhält. (Dergleichen Gedanken gibt der Satan auch bisweilen den Frommen ein, wenn sie in Nöten stecken und auf die göttliche Hilfe warten. Was hoffst du lange auf Gott? Gerade als ob er sich deiner so viel annehme und um deinetwillen ein Wunderzeichen tun würde. Es haben ihrer viele auf Gott gehofft und sind darüber zugrunde gegangen. Aber solchen feurigen Pfeilen des Satans sollen wir den Schild des Glaubens entgegenhalten {Eph 5}. Dass Gott unser Vater sei und weiß, was wir bedürfen {Mt 6}. Und dass denen, die Gott lieben, alles zum Besten dienen müsse {Röm 8}.)

So spricht: Ich will euch einen bessern und sicheren Rat geben, dem ihr richtig folgen sollt.

Heraus: Öffnet mir die Tore und ergebt euch willig unter meinem Gehorsam, so sollt ihr eure Güter nichtsdestoweniger genießen, ebenso wohl als unter dem Könige Hiskia.

Essen: Das ist, ihr sollt die Einkommen eurer Güter frei und ungehindert gebrauchen.

17. bis dass ich komme und hole euch in ein Land, wie euer Land ist, ein Land, da Korn und Most innen ist, ein Land, da Brot und Weinberge innen sind.

Hole euch: Dass ich euch mit Gnaden versetze in ein anderes Land, (wie ich sonst im Brauch habe und mit anderen Völkern auch zu tun pflege, dass ich ihre Wohnungen verändere) daraus euch kein Schaden entstehen wird. Denn ich will euch einen Ort zur Wohnung eingeben, der so gut sein soll, als dies Land, darin ihr jetzt wohnt. (Es verheißen aber die Tyrannen viel, bis sie den armen und elenden Leuten das Joch der Dienstbarkeit an den Hals geworfen. Aber wenn dasselbe einmal angenommen wurde, so ist der Ausgang den Verheißungen sehr ungleich. Also auch, wenn der Satan uns von dem Gehorsam Gottes abführen will, so bildet er uns lauter köstlich Dinge ein, er lügt aber.)

18. Lasst euch Hiskia nicht bereden, dass er sagt: Der Herr wird uns erlösen. Haben auch der Heiden Götter ein jeglicher sein Land errettet von der Hand des Königs zu Assyrien?

Bereden: Dass ihr mir weiter widerstehen wolltet.

Erlösen: Gerade als ob das nicht ein überaus närrischer Ratschlag wäre, dass man eine, weiß nicht was für ungewisse und abwesende göttliche Hilfe der gegenwärtigen und gewissen Gefahr entgegenstellen wollte, weil der Ausgang bisher genügend bezeugt, dass kein Volk meinem Könige widerstehen könne, sie haben sich gleich auf ihre Götter verlassen, wie sie immer gewollt.

Sein Land: Welches sie ihrer Götter Schutz und Erhaltung vertraut.

19. Wo sind die Götter zu Hamath und Arpad? Wo sind die Götter zu Sepharvaim? Haben sie auch Samaria errettet von meiner Hand?

Sepharvaim: Wo sind derselben Städte Götter mit ihrer Hilfe geblieben? Was hat man für Schutz bei ihnen gefunden? Was haben sie ihren Dienern genützt?

Sie: Nämlich eure Götter, die ihr Israeliten verehrt.

20. Welcher unter allen Göttern dieser Lande hat sein Land errettet von meiner Hand, dass der Herr soll Jerusalem erretten von meiner Hand?

Errettet: Hab ich nicht alle die Städte und Länder erobert, da die Einwohner derselben ihrer Götter Hilfe vergebens angerufen?

Meiner Hand: Denn weil bisher kein Gott seine Leute erretten konnte, so ist es ja eine große Torheit, dass man hoffen wollte, es würde euer Herr und Gott etwas sonderliches ausrichten vor anderen, da er doch keine größere Machtals die anderen haben kann. (Es wird aber Unrecht also geschlossen und folgt nicht daraus, weil Gott der Abgöttischen nicht achte, dass er seiner rechtschaffenen Diener sich nicht auch annehmen werde. Darum man nicht dahin sehen soll, was anderen Leuten begegnet ist, welche gottlos gewesen, sondern was uns Gott der Herr verheißen hat und soll man sich mit einem standhaften Glauben auf sein Wort verlassen.)

21. Sie schwiegen aber stille und antworteten ihm nichts; denn der König hatte geboten und gesagt: Antwortet ihm nichts!

Sie: Die Bürger zu Jerusalem, so auf der Mauer gewappnet standen.

Nichts: Auf solche seine gräulichen Gotteslästerungen. (Denn man soll den Gottlosen auf ihre gotteslästerliche Reden keine Antwort geben, auf dass sie nicht noch mehr aufgebracht werden, Gott zu lästern und die Menschen zu schmähen.)

Geboten: (Und gibt Gott einer frommen Obrigkeit auch gehorsame Untertanen, dass, wo nicht alle, dennoch der meiste Teil gehorsam ist. Wenn aber eine Obrigkeit oder auch ein Hausvater gottlos ist und mit seinem bösen Beispiel Gottes Gebote übertritt, so darf er sich auch keines rechtschaffenen oder langwierigen Gehorsams der Seinigen trösten.)

22. Da kamen Eliakim, der Sohn Hilkias, der Hofmeister und Sebena, der Kanzler und Joah, der Sohn Assaphs, der Schreiber, mit zerrissenen Kleidern und zeigten ihm an die Worte des Erzschenken.

Zerrissenen: Denn es hatten die Juden im Brauch, wenn sie leidig waren, dass sie ihre Kleider auf und von ein anderer oder auch wohl ganz zerrissen.

Wort: Denn es sollen die Räte ihrem Herrn treulich wieder anbringen, was gehandelt wurde. Weil sie der Herrn Augen und Ohren sind, darum sie dieselben nicht betrügen sollen.


Das 37. Kapitel

  • Der König Hiskia empfängt Trost von dem Propheten Jesaja, der Errettung halben vom Feinde. v. 1.
  • Sanherib schickt abermals gotteslästerliche Drohbriefe und fordert die Stadt auf. v. 8.
  • Da Hiskia solchen Brief vor dem Herrn ausbreitet, empfängt er nach getanem Gebet einen neuen Trost von der göttlichen Hilfe. v. 14.
  • Der Assyrer Kriegsvolk wird vom Engel erschlagen und da der König in Assyrien wieder heimkommt, wird er von seinen eigenen Söhnen erwürgt. v. 36.

1. Da aber der König Hiskia das hörte, zerriss er seine Kleider und hüllte einen Sack um sich und ging in das Haus des Herrn {2Sam 19v1}.

Hörte: Was ihm nämlich seine Räte angezeigt hatten von des Erzschenken Gotteslästerungen.

Sack: Das ist ein ganz geringes und schlechtes Kleid.

Haus: Nämlich in den Tempel, dass er darin vor dem Herrn seine Klage ausschüttete, über die Lästerungen und Drohworte, welche des Königs in Assyrien Gesandter ausgestoßen hatte. (Also wenn der Satan in unsere Herzen entweder lästerliche oder schändliche oder verzweifelte Gedanken erregt, so sollen wir keine lange Disputation mit ihm anstellen noch denselben Gedanken nachhängen, sondern sollen unsere Anfechtungen in den Schoß Gottes ausschütten und ihn bitten, dass er uns wolle zu Hilfe kommen.)

2. Und sandte Eliakim, den Hofmeister; und Sebena, den Kanzler, samt den ältesten Priestern, mit Säcken umhüllt, zu dem Propheten Jesaja, dem Sohn Amoz,

Sandte: Neben dem und unterdes, weil er zum Hause des Herrn ging, fertigte er eine ansehnliche Botschaft von seinen vornehmsten Dienern zu dem Propheten ab. (Dabei man sieht, in was großen Ehren dieser König das Predigtamt des göttlichen Wortes hielt.)

Säcken: Mit schlechten und geringen Kleidern.

3. dass sie zu ihm sprächen: So spricht Hiskia: Das ist ein Tag des Trübsals, Scheltens und Lästerns und geht gleich, als wenn die Kinder bis an die Geburt kommen sind, und ist keine Kraft da zu gebären.

Trübsals: Als wollte er sagen, wir stecken jetziger Zeit in den allergrößten Nöten, müssen von den Feinden Gottes die allertrotzigsten Drohworte und schrecklichste Lästerungen wider unseren wahren Gott hören und können uns dennoch unseres Unglücks nicht entledigen noch die Gotteslästerungen rächen.

Zu gebären: Das ist, es geht uns, als wie einem schwangeren Weibe, welches so ganz ausgemattet ist in der Geburt, dass sie das Kind nicht gebären oder zur Welt bringen kann und die Gefahr darauf steht, es möchten Mutter und Kind beisammen bleiben: Also stecken wir auch in der äußersten Gefahr und in den allergrößten Ängsten.

4. Dass doch der Herr, dein Gott, hören wollte die Worte des Erzschenken, welchen sein Herr, der König zu Assyrien, gesandt hat, zu lästern den lebendigen Gott und zu schelten mit solchen Worten, wie der Herr, dein Gott, gehört hat! Und du wollest dein Gebet erheben für die Übrigen, die noch vorhanden sind.

Hören wollte: Dass er es ihm ließe zu Herzen gehen, wenn du, als ein Prophet, zu Rettung dieser Stadt und des ganzen Königreichs und zur Handhabung der Ehre Gottes, zu Gott betest und schreist: Deshalb uns der König zu dir geschickt und die Bitte an dich gelangen lässt, dass du solches tun wolltest.

Gott: Als ob er nicht der wahrhaftige, allmächtige, lebendige und getreue Gott wäre, der seine Diener schützen könnte: Solche Lästerungen möchtest du Gott dem Herrn, der ganz wohl darum weiß, in deinem Gebet vorhalten, dass er sie räche und sein Volk aus der Gefahr errette.

Übrigen: Denn weil der Israeliten ein groß Teil längst in Assyrien weggeführt worden, dazu auch jetzt das Königreich Juda jämmerlich verwüstet ist und viel Einwohner desselben entweder erschlagen oder gefangen sind, also das diese Stadt gleichsam noch etliche wenig Partikel des Königreichs übrig hat, so bittet dich Hiskia, dass du Gott emsig anrufst, er wolle doch die Übrigen nicht vollends vertilgen lassen, sondern dass er seine Kirche erhalte und seines Namens Ehre räche. (Denn wir sollen zum Gebet fliehen in unseren Nöten und auch bei anderen anhalten, dass sie für uns bitten, welches aber von den Lebendigen und nicht von den verstorbenen Heiligen zu verstehen ist. Denn die Toten wissen insbesondere nicht, wie es einem jeden hier auf Erde gehe {Jes 64}.

5. Und die Knechte des Königs Hiskia kamen zu Jesaja.

Knechte: Das ist, die Diener und Gesandten des Königs.

Kamen: Und hielten dem Propheten alles vor, was ihnen der König befohlen hatte, dass sie ihm von seinetwegen anzeigen sollten.

6. Jesaja aber sprach zu ihnen: So sagt eurem Herrn: Der Herr spricht also: Fürchte dich nicht vor den Worten, die du gehört hast, mit welchen mich die Knaben des Königs zu Assyrien geschmäht haben.

Herrn: Dem Könige Hiskia, der euch zu mir gesandt hat.

Dich nicht: Lass dich die Schmachworte nicht schrecken.

Knaben: Das ist, Diener oder Gesandten, welche nicht dich, sondern mich geschmäht haben, denn es soll ihnen nicht ungestraft hinausgehen.

7. Siehe, ich will ihm einen anderen Mut machen und soll etwas hören, dass er wieder heimziehe in sein Land; und will ihn durch das Schwert fällen in seinem Lande.

Mut: Nämlich ein erschrocken und verzagtes Herz, dass er aus deinem Königreich sich schnell hinwegmachen wird.

Hören: Wie es daheim in seinem Königreich nicht recht zugehe.

Heim ziehe: Wenn ihn noch ein neues Unglück dazu in diesem Lande überfallen hat.

Seinem Lande: Wenn er wieder heimkommen ist, so soll er von den Seinen ermordet werden und will ihn nicht so wert achten, dass er in diesem Lande, wenn er ritterlich stritte, in der Schlacht umkommen soll. Darum wird es in kurzer Zeit geschehen, dass der König Hiskia und das Volk aus aller Furcht und Gefahr werden errettet werden. (Dies ist ein sehr lieblicher Trost von Gott gewesen und zu rechter Zeit wohl gekommen. Denn wenn wir für die Ehre Gottes bekümmert und geängstigt sind, so sorgt auch Gott wiederum für unsere Wohlfahrt.)

8. Da aber der Erzschenke wiederkam, fand er den König zu Assyrien streiten wider Libna; denn er hatte gehört, dass er von Lachis gezogen war.

Libna: Von welcher Stadt der assyrische Gesandte gehört hatte, dass sie von seinem Könige wäre belagert worden, darum er sich auch schnell dahin gemacht.

Von Lachis: Nach dem er dieselbe Stadt eingenommen hatte. Darum es das Ansehen gewann, wenn der König von Assyrien also fortführe, dass er bald vor die Stadt Jerusalem mit seinem Lager rücken würde.

9. Denn es kam ein Gerücht von Thirhaka, der Mohren Könige, sagend: Er ist ausgezogen, wider dich zu streiten {2Sam 19v9}.

Gerüchte: Es kam eine schnelle Botschaft oder Post, zu dem König in Assyrien Sanherib.

Ausgezogen: Nämlich der Mohren König, mit einem gewaltigen Kriegsheer ist in dein Land gefallen, dass er auch bereits zu plündern und zu verwüsten angefangen, darum wird es eine Notdurft sein, dass du dich von hinnen weg in dein Land und Königreich begibst und deines Reiches Grenzen schützt. (Also hat auch Gott zu etlichen Malen den Türken zurückgezogen, durch der Perser König, dass er sein Kriegsvolk, damit er sich wider die Christen gerüstet, anderswo hin gebrauchen müssen. So groß ist Gottes Güte, Weisheit und Allmacht seine Kirche zu erlösen.)

Hörte: Nämlich der König von Assyrien, wie die Mohren in Assyrien streiften und er deswegen musste wieder heimeilen.

Sagen: Dass er abermals mit Drohworten bei ihm anhielt, er soll die Stadt übergeben.

10. Da er nun solches hörte, sandte er Boten zu Hiskia und ließ ihm sagen: Sagt Hiskia, dem Könige Judas, also: Lass dich deinen Gott nicht betrügen, auf den du dich verlässt und sprichst: Jerusalem wird nicht in die Hand des Königs zu Assyrien gegeben werden.

11. Siehe, du hast gehört, was die Könige zu Assyrien getan haben allen Landen und sie verbannt; und du solltest errettet werden?

Erretter: Du solltest allein frei ausgeben? Ja freilich, hinter sich aus. Du tätest ihm viel besser, wenn du dich an anderer Unglück stießest und dich gutwillig unter meinem Gehorsam ergebest, als dass du dich samt allen den deinen ins Verderben stürzt.

12. Haben auch die Götter der Heiden die Länder errettet, welche meine Väter verderbe haben, als Gosan, Haran, Rezeph und die Kinder Eden zu Thelassar?

Verderbe: Dass sie dieselben Völker entweder vertilgt oder gefangen weggeführt haben.

13. Wo ist der König zu Hamath und der König zu Arpad und der König der Stadt Sepharvaim, Hena und Iwa?

Wo ist: Als wollte er sagen, sind sie nicht alle von den assyrischen Königen überwunden und erschlagen worden und haben ihr Leben mit samt dem Königreich verloren? Soll denn dein Gott, darauf du so trotzest, dich allein schützen können? Das wird niemals geschehen. Dies hat also der König Sanherib durch seine Gesandten anzeigen lassen und ein Schreiben ungefähren Inhalts mitgeschickt, dass er ohne Zweifel mit eigenen Händen unterschrieben und sein Siegel darauf gedrückt hat. (Und geschieht es, dass die Feinde Gottes und seines Volkes, je weniger sie hoffen können, dass sie die Kirche möchten ausrotten, je grausamer sie sich stellen und unterstehen sich mit ihrem letzten Anlauf die Gottseligen zu schrecken, dass sie tun sollen, was ihre Feinde wollen. Und obwohl es erstlich sich nicht dazu ansehen lässt, nach laut den göttlichen Verheißungen, ja vielmehr alles je länger je ärger werden will, so ist doch, wenn die Not am größten, die Errettung am allernächsten.)

14. Und da Hiskia den Brief von den Boten empfangen und gelesen hatte, ging er hinauf in das Haus des Herrn und breitete ihn aus vor dem Herrn.

Gelesen: Mit großer Bekümmernis und ging ihm seine und der seinigen Gefahr nicht so sehr zu Herzen, als wehe ihm taten die gotteslästerliche Reden, welche der König in Assyrien wider den Herrn ausgestoßen hatte.

Breitete: Das ist, er hat den offenen Brief, welcher voller Gotteslästerungen war, im Tempel gleichsam vor dem Angesicht Gottes gelegt und von dem Herrn gebeten, dass er zu solchem unbilligen Handel ein Einsehen haben wollte.

15. Und Hiskia betete zum Herrn und sprach:

16. Herr Zebaoth, du Gott Israels, der du über den Cherubim sitzt, du bist alleine Gott über alle Königreiche auf Erde; du hast Himmel und Erde gemacht.

Zebaoth: Unter dem alle Kreaturen streiten.

Israel: Deines Volkes, das du erwählt hast.

Sitzt: Und hast verheißen, dass du in diesem Tempel gegenwärtig sein willst und zwischen den beiden Cherubim gleichsam wohnen, die über der Bundeslade und auf dem Gnadenstuhl sind, (Dadurch Christus vorgebildet wurde) und dass du von dort deines Volkes Gebet erhören wollest {2Sam 9}. (Denn unser Gebet soll sich auf die göttlichen Verheißungen und auf den Mittler Christus gründen.)

Königreiche: Du gibst und nimmst die Königreiche, wem du willst. Darum ist das Königreich Juda in deiner Gewalt und nicht in des Königs von Assyrien.

Gemacht: Und mit der Erschaffung der Welt deine Allmacht, Majestät und Gütigkeit erklärt, darum fliehen wir demütig zu deiner Hilfe in diesen unseren Nöten.

17. Herr, neige deine Ohren und höre doch! Herr, tue deine Augen auf und siehe doch! Höre doch alle die Worte Sanheribs, die er gesandt hat, zu schmähen den lebendigen Gott!

Höre: Mit was gräulichen Lästerungen der König in Assyrien und seine Gesandten, deinen heiligen Namen entehren.

Siehe: Was für ein lästerliches Schreiben der König in Assyrien geschickt hat. (Denn wenn Gott zu der Bösen großen Übermut eine Zeit lang durch die Finger sieht, so denkt er uns taub und blind sein.)

Gott: Dessen Majestät er vielmehr demütig ehren hätte sollen, weil du allein der wahre Gott bist, aber der Heiden Götter nichts sind, als bloße Namen und Götzen, die kein Leben haben.

18. Wahr ist es, Herr, die Könige zu Assyrien haben wüste gemacht alle Königreiche samt ihren Landen

Landen: Die sie zu bekriegen und zu verwüsten sich vorgenommenen.

19. und haben ihre Götter ins Feuer geworfen; denn sie waren nicht Götter, sondern Menschenhände Werke, Holz und Stein. Die sind umgebracht.

Geworfen: Sie haben ihre Götzen mit Feuer verbrannt.

Nicht Götter: Sie haben nichts Göttliches an sich, darum es kein Wunder gewesen, dass dieselben Länder von solchen ohnmächtigen Göttern oder Götzen nicht haben können erhalten werden, welche sich selbst auch nicht schützen können.

Stein: Davon sie mit menschlicher Kunst gemacht werde.

Umgebracht: Das ist, die Assyrer haben solche erdichteten Götter zu kleinen Stücken zerschlagen und zermalmt. (Hier sieht man, dass auch die steinernen und hölzernen Bilder, Götter genannt werden, obwohl sie in der Wahrheit keine Götter sind, weil der Gottesdienst, so bei denselben Bildern getrieben wird, fremden Göttern geschieht. Darum, wenn die Katholiken die Bilder ehren, so ist es gewiss, dass sie andere Götter ehren, wider das erste Gebot. Und hilft die Entschuldigung nicht, dass sie sagen, sie wissen wohl, dass die Bilder Stein und Holz sind. Denn die Heiden haben solches auch gewusst und werden dennoch der Abgötterei beschuldigt.)

20. Nun aber, Herr, unser Gott, hilf uns von seiner Hand, auf das alle Königreiche auf Erden erfahren, dass du Herr alleine seist.

Hand: Errette uns aus der Gewalt und Tyrannei des Königs zu Assyrien, der uns gedenkt zu vertilgen.

Erfahren: Nämlich aus unserer wunderbaren Errettung.

Alleine: Dass du allein der wahre, ewige und allmächtige Gott seist, der nicht lässt zuschanden werden, die ihn mit rechtem Gottesdienst ehren. (Denn obwohl unsere eigene Wohlfahrt uns soll angelegen sein, so soll man doch das besonders von Gott bitten und in unserem Gebet begehren, dass sein Name geheiligt und gerühmt werde.)

21. Da sandte Jesaja, der Sohn Amoz, zu Hiskia und ließ ihm sagen: So spricht der Herr, der Gott Israels: Dass du mich gebeten hast des Königs Sanherib halben zu Assyrien,

Da sandte: Folgt jetzt auf des Königs Hiskia neues und wiederholtes Gebet, eine neue und wiederholte Vertröstung des Propheten, der ohne Zweifel aus einer besonderen göttlichen Offenbarung erfahren, dass Hiskia im Tempel des Herrn gebetet hatte. Darum er einen dazu tauglichen Menschen zu dem Könige abgefertigt, der ihn getröstet.

Halben: Dass ich ihn soll im Zaum halten.

22. so ist das, das der Herr von ihm redet: Die Jungfrau Tochter Zion verachtet dich und spottet dein und die Tochter Jerusalem schüttelt das Haupt dir nach.

Redet: Und wird es der Ausgang zu seiner Zeit bezeugen, dass es gewiss und wahr sei.

Schüttelt: Wie die zu tun pflegen, welche andere verspotten. Und ist die Meinung: Die Polizei des Königreichs Juda, dessen Hauptstadt Jerusalem ist, darin der berühmte Tempel des Herrn auf dem Berge Zion steht, wird dich, König in Assyrien, verachten und verlachen und in deinem Abzug hinter dir her deiner höhnisch spotten. Es redet aber der Prophet als von gegenwärtigen Sachen, von wegen der Weissagung Gewissheit, dass es unfehlbar also geschehen werde. (Und werden die Tyrannen endlich von der Kirche verspottet und verachtet, vor denen sie sich erstlich ganz heftig und sehr gefürchtet.)

23. Wen hast du geschmäht und gelästert? Über wen hast du die Stimme erhoben? Und hebst deine Augen empor wieder den Heiligen in Israel.

Stimme: Dass du solche lästerliche Worte ausgestoßen.

Empor: Dass du dich mit großem Stolz wider den Allerheiligsten Gott Israel auflehnst, der wird seines heiligen Namens Lästerungen rächen und ein solches Beispiel an dir sehen lassen, dass jedermann bekannt werde, wie übel es einem Ausschlage, wenn einer dem wahren und ewigen Gott Israels Hohn sprechen will. (Denn die Feinde Gottes bleiben um ihrer Gotteslästerungen willen nicht ungestraft.)

24. Durch deine Knechte hast du den Herrn geschändet und sprichst: Ich bin durch die Menge meiner Wagen herauf gezogen auf die Höhe der Berge an den Seiten Libanons und habe seine hohen Zedern abgehauen samt seinen auserwählten Tannen und bin durch die Höhe bis ans Ende gekommen, an diesen Wald auf dem Lande.

Höhe: Dies alles miteinander, was später folgt, ist eine figürliche und verblümte Rede. Als spreche der König in Assyrien: Mit der großen Menge und Stärke meines Kriegsvolkes habe ich viel feste Schlösser, Burgen und Städte erobert, welche sonst unüberwindlich waren.

Tannen: Das ist, ich habe die Könige und Fürsten von ihren Stühlen herunter gestürzt, welche vor anderen an Macht und Stärke ein großes Ansehen hatte.

Diesen Wald: Das ist, ich habe die fruchtbaren Berge im Lande Juda unter meine Gewalt gebracht, also dass ich jetzt, wenn mir es beliebt, das Lager vor die Stadt Jerusalem schlagen mag.

25. Ich habe gegraben und getrunken die Wasser und habe mit meinen Fußsohlen ausgetrocknet alle verwahrten Wasser.

Gegraben: Nämlich die Brunnen, welche die Leute zu meiner Herkunft verworfen und verborgen hatten, der Hoffnung, dass ich von wegen Mangel des Wassers mit meinem Kriegsvolk unverrichteter Sachen wieder würde von dort ziehen müssen. Denn dass im selben Lande an guten und gesunden Wassern kein Überfluss gewesen, kann man auch aus dem 1. Buch Mose abnehmen.

Fußsohlen: Meine Kriegsleute haben das Wasser an den Schuhen hinweggetragen, welches man sonst künstlich in die Stadt zu geleiten pflegen, weil ich eine solche große Menge Volkes in meinem Zug bei mir habe. Denn dass die Brunnen und fließende Bäche aus Befehl des Königs Hiskia verstopft wurden, steht (2. Chron. 32). Darum der Tyrann sich gerühmt, dass er nicht allein mit einer großen Macht, sondern auch mit Geschwindigkeit und glücklichen Fortgang alle anderen Könige und Völker übertreffe. (Denn der gottlosen Regenten und Tyrannen all ihr Glück und was ihnen wohl und nach ihrem Wunsch vonstattengeht, nicht Gott, sondern ihrer Macht und weisen Ratschlägen zuschreiben, welches denn eine gräuliche Gotteslästerung ist, weil sie dergestalt sie sich selbst Götter machen.)

26. Hast du aber nicht gehört, dass ich vorzeiten also getan habe und vor Alters so gehandelt und tue jetzt auch, also dass feste Städte zerstört werden zu Steinhaufen,

Hast: Jetzt widerlegt Gott solchen närrischen Ruhm des assyrischen Königs und will so viel sagen: Obwohl du zum Volk Gottes nicht gehörst, sondern ein gottloser König bist und um die rechte Religion nichts weißt, so weiß ich doch, dass du von ferne und aus dem Gemeinde Geschrei vernommen hast, wie ich viel Völker um ihrer Bosheit und gottlosen Wesens willen gestraft und vertilgt habe. Solches ist den Völkern auch begegnet, die du ausgerottet hast. Denn was ich längst beschlossen, dass ich, nämlich die gottlosen Heiden verderben und mein Volk Israel züchtigen wollte, das habe ich jetzt ins Werk gerichtet und du bist die Rute meines Zorns gewesen {Jes 10}. Aber ich habe gestraft und bist du nur allein das Werkzeug bisher dazu gewesen. Denn du es nicht durch deine eigenen Kräfte verrichtet hast, deshalb du dich rühmst, sondern ich habe dich, als einen Mietling und Tagelöhner dazu gebraucht und solches durch dich ausgerichtet, was du dir jetzt aus großem Übermut selber zumisst.

Steinhaufen: (Darum keine Regierungen sich ihres glücklichen Zustandes überheben sollen, sondern in der Furcht Gottes sich verhalten.)

27. und ihre Einwohner geschwächt und zaghaft werden lassen und mit Schanden bestehen und zu Feldgras und zu grünem Kraut werden lassen, als Heu auf den Dächern, welches dorrt, ehe denn es reif wird {Ps 129v6}?

Zaghaft: Dass sie nicht so viel Herz mehr haben können, dir und deines gleichen zu widerstehen, sondern sie mit ihren Götzen zuschanden geworden sind.

Dorrt: (Denn der Gottlosen Glückseligkeit währt nicht lange und hat keinen Bestand. Solches alles, spricht der Herr, hab ich getan und nicht du König in Assyrien. Denn du hättest nichts verrichten können, wenn mein Wille nicht dabei gewesen wäre. Ja ich habe deinen siegreichen Überwindungen längst ein Ziel gesteckt, welches du nicht wirst überschreiten und solltest du gleich toll und töricht darüber werden.

28. Ich kenne aber deine Wohnung, deinen Auszug und Einzug und dein Toben wider mich.

Ich kenne: Das ist, ich habe längst gewusst, ehe du bist geboren worden, wie lange du in deinem Königreich bleiben würdest, wenn du würdest ausziehen, andere Länder und Königreiche zu verwüsten und wenn es ein Ende nehmen würde mit deinen Kriegen, dass du, nämlich mit einer schändlichen Flucht, unverrichteter Sachen dich würdest wieder anheim begeben. So ist mir auch nicht unverborgen gewesen, wie ganz undankbar du dich wiederum gegen mir verhalten würdest und mich lästern, darum auch dir die Strafen längst bestimmt wurde, damit du empfängst, was deine Taten wert sind.

29. Weil du denn wider mich tobst und dein Stolz herauf vor meine Ohren kommen ist, will ich dir einen Ring an die Nase legen und ein Gebiss in dein Maul und will dich des Weges wieder heimführen, des du gekommen bist.

Kommen: Dass ich ihn nicht länger übersehen kann.

Ring: Gleichwie man die Büffel gefangen führt.

Gebiss: Wie man einem Pferde ein Gebiss einlegt.

Heimführen: Dass du unverrichteter Sachen, dazu mit großem Schimpf und Spott wieder in Assyrien wirst müssen ziehen, daher du gekommen bist. (Denn wenn die Tyrannen ihres guten Glücks sich ganz zu sehr überheben, so kommt Gott und hält sie zurück, macht sie zuschanden und stürzt sie.) Darum (will der Prophet sagen) darfst du frommer König Hiskia ob den schrecklichen Drohworten des Königs in Assyrien dich nicht entsetzen, denn sein Stolz und Übermut wird bald ein Ende haben.

30. Das sei dir aber das Zeichen: Iss dieses Jahr, was zertreten ist, das andere Jahr, was selbst wächst; des dritten Jahres sät und erntet, pflanzt Weinberge und esst ihre Früchte.

Zeichen: Dass, nämlich Gott dich und die Stadt Jerusalem vor des Königs in Assyrien Grausamkeit und Tyrannei bewahren wolle und will es dir fein ordentlich nacheinander her erzählen, wie es gehen wird.

Selbst wächst: Was, nämlich von den Feinden übergeblieben ist und zum Teil verwüstet und beide von Menschen und Vieh mit Füßen zertreten ist, aber sich wiederum erholt und vor sich selbst daher wächst, zeitig und reif wird.

Früchte: Will so viel sagen, schaut nur, wie gnädig und väterlich Gott für euch sorgt. Denn obwohl es das Ansehen hat, dass ihr werdet große Hungersnot ausstehen müssen, wenn gleich der König in Assyrien aus dem jüdischen Land hinwegzieht, weil er fast alle Früchte auf dem Felde zertreten und verderben lassen hat, dazu die Zeit, da man hätte wieder säen sollen, bereits vorüber ist. Also, dass ihr auch zum anderen Jahr, welches nach diesem kommen wird, schlechte Hoffnung haben könnt. So verkündige ich euch doch aus Offenbarung des Heiligen Geistes, dass ihr an Getreide keinen Mangel spüren werdet. Denn wenn ihr solches werdet fleißig einsammeln, was ihr jetzt meint, dass es die Feinde zertreten und verwüstet haben, aber sich wiederholen wird, so werdet ihr so viel finden, dass ihr dies Jahr eure Nahrung davon haben könnt. Was aber von Körnern ausgefallen ist und auf dem Acker hin und wieder gestreut worden, davon wird das künftige Jahr wieder so viel Getreide wachsen, dass ihr dasselbe Jahr auch keine Teuerung empfinden werdet. Aber im dritten Jahr, da mögt ihr eure Äcker wiederum ordentlicherweise besäen und eure Weinberge wieder bauen, also werdet ihr eine reiche Ernte und fröhliche Weinlese haben, dass ihr für eure Arbeit reichliche Belohnung empfangen werdet. (Denn obwohl die ordentlichen Mittel, welche zur Nahrung vonnöten sind, bisweilen mangeln, so lebt doch der Mensch nicht vom Brot allein, sondern Gott kann uns mit den Verheißungen seines Wortes erhalten, dass auch ein wenig durch den Segen Gottes auf eine lange Zeit reicht und genug ist.)

31. Denn die Erretteten vom Hause Juda und die übrig blieben, werden noch wiederum unter sich wurzeln und über sich Frucht tragen.

Wurzeln: Das ist, obwohl dies Königreich und Land sehr verwüstet und schier ganz verdorben scheint, weil viel Leute umgekommen sind, so wird es doch sich wiederum erholen und blühen und werden die Einwohner desgleichen in kurzer Zeit sehr gemehrt werden, gleichwie ein Baum, der unter sich tief einwurzelt und über sich viele Früchte trägt.

32. Denn von Jerusalem werden noch ausgehen, die übergeblieben sind und die Erretteten von dem Berge Zion. Solches wird tun der Eifer des Herrn Zebaoth {Esra 9v7}.

Ausgeben: Das ist, von den Bürgern zu Jerusalem, so darin erhalten worden sind von dem übrigen Volk, so ohne Zweifel in großer Anzahl aus den kleinen Städten und Flecken gen Jerusalem geflohen, wird das Königreich wieder angerichtet und richtig gebracht werden, dass man in Städten und Dörfern wohnen wird, wie vorhin, desgleichen die Äcker und Weinberge wieder gebaut werden, also dass dies Königreich in kurzer Zeit wieder zu seinem vorigen Tun kommen wird. (Darum obgleich Gott sein Volk mit Krieg oder Pestilenz heimsucht und hart züchtigt, dass man meint, es werden keine Leute mehr im Lande bleiben, so sollen die Bußfertigen doch ein gutes Vertrauen haben. Denn es kann Gott ganz leicht und in kurzer Zeit solchen Schaden wieder erstatten.)

Tun: Als wollte der Prophet sprechen: Es denkt euch zwar wunderlich und kommt euch seltsam vor, wie es auch vor der menschlichen Vernunft unmöglich scheint, aber der Ausgang wird meine Weissagung wahr machen, weil Gott allmächtig ist, der seine Kirche herzlich liebt und mit einem Eifer gegen ihr entzündet ist, auch mit einem gerechten Zorn wider die gotteslästerlichen Feinde seiner Kirche brennt, darum wird er die Schmach, so seinem Namen angetan wurde und die seiner Kirche zugefügte Unbilligkeit rächen. (Denn obwohl wir, als arme und elende Sünder unwürdig sind, dass uns Gott erretten soll, so tut er solches doch von wegen seiner großen Liebe gegen uns, dass er die Unbilligkeit, so man uns anlegt, nicht aus der acht lässt und seine Majestät errettet.)

33. Darum spricht der Herr also vom Könige zu Assyrien: Er soll nicht kommen in diese Stadt und soll auch keinen Pfeil dort hinschießen und kein Schild davor kommen und soll keinen Wall um sie schütten,

Darum: Auf dass du es spürst, wie diese Stadt in Kürze soll errettet werden.

Schütten: Er wird sie nicht belagern noch etwas dergleichen tun, das zu Eroberung einer Stadt vonnöten ist. Und hätte sich zwar der König Hiskia an dem mit Willen und gern begnügen lassen, wenn er nur dessen versichert gewesen, dass die Stadt nicht würde erobert werde. Siehe, so vertröstet ihn der Herr, dass er sich auch keiner Belagerung durfte bewahren. (Denn Gott gibt uns nach seiner unermesslichen Güte mehr, als wir begehren dürfen.)

34. sondern des Weges, des er gekommen ist, soll er wiederkehren, dass er in diese Stadt nicht komme, spricht der Herr.

35. Denn ich will diese Stadt schützen, dass ich ihr aushelfe, um meinetwillen und um meines Dieners Davids willen.

Meinetwillen: Dass ich die Majestät meines Namens rette und damit der wahre Gottesdienst von den Heiden allerdings nicht zerstört werde.

Davids: Dem ich, als meinem lieben und getreuen Diener versprochen, dass ich die Herrschaft bei seinen Nachkommen in dieser Stadt erhalten wolle, solange sie bei der wahren Religion und Gottseligkeit verharren: Und um seinetwillen, will ich auch diese Stadt erhalten. (Denn Gott vergilt der Eltern Frömmigkeit auch ihren Kindern und Nachkommen.) Also haben wir bisher die Weissagungen von der Erlösung des Volkes Gottes vernommen: Jetzt wird folgen, wie die selbige wahr gemacht, ins Werke gerichtet und erfüllt wurde.

36. Da fuhr der Engel des Herrn aus und schlug im assyrischen Lager hundertundfünfundachtzigtausend Mann. Und da sie sich des Morgens früh aufmachten, siehe, da lag es alles eitel tote Leichname.

Engel: Der von Gott dazu ausgesandt war, dass er die Assyrer umbringen sollte.

Schlug: Vielleicht mit einer giftigen und schnellen Pestilenz.

Mann: So große Gewalt haben die Engel. (Es sind aber die guten Engel den Frommen zugeordnet, dass sie dieselben schützen sollen {Ps 34}. Aber durch die bösen Engel vollstreckt Gott sein gerechtes und strenges Gericht wider die Gottlosen.)

Sie: Nämlich die übrigen Assyrer, so noch bei Leben geblieben waren, deren ohne Zweifel nicht ganz vielmehr gewesen.

Toten: Welche überall im Lager herum lagen. (Also pflegt Gott die Feinde seiner Kirche abzufertigen, dass sie plötzlich und unversehens zur Hölle fahren. Und hat Gott den Assyrern also abgedankt und dies zum Schluss und zum Abzug geschenkt.)

37. Und der König zu Assyrien, Sanherib, brach auf, zog weg und kehrte wieder heim und blieb zu Ninive.

Brach auf: Mit seinem elenden Haufen, der noch übergeblieben war.

Ninive: Da er doch auch nicht sicher ist noch den Zorn Gottes entgehen konnte. Denn ihm die göttliche Rache im Heimzug nachgefolgt und das Geleit gegeben, dass er in seinem eigenen Lande viel jämmerlicher umgekommen, als wenn er zugleich mit den anderen seinen Kriegsleuten im Lager draufgegangen wäre.

38. Es begab sich auch, da er anbetete im Hause Nisrochs, seines Gottes, schlugen ihn seine Söhne Adramelech und Sarezer mit dem Schwert; und sie flohen ins Land Ararat. Und sein Sohn Assar-Haddon wurde König an seiner statt.

Seines Gottes: Dem er davor Lob und Dank sagte, dass er nicht zugleich mit den anderen im jüdischen Land umgekommen wäre. Denn er solches seinem erdichteten Götzen zumaß.

Söhne: Die sich miteinander wider ihn verbunden hatten.

Schwert: Haben also ihren Vater im Tempel und vor dem Altar erwürgt. (Und ist zwar solch so großes Wunder nicht gewesen, dass der, welcher sich gegen den wahren Gott so gottlos und gotteslästerlich erzeigt, auch gottlose und verruchte Kinder hatte, die sich keiner Frömmigkeit beflissen. Danach zeigt es hier der Ausgang, was ein gottseliges eifriges Gebet vermag, welches der König Hiskia samt anderen frommen und gottseligen Leuten getan. Auch haben wir an diesem Ort ein Beispiel, dass die göttlichen Verheißungen wahrhaftig und gewiss sind.

Ararat: Welches nach etlicher Aussage das Land Armenien sein soll.

statt: Denn die anderen, so durch den Vatermord ihnen zu dem Königreich ohne Zweifel wollen einen Zugang machen, haben es auch nicht erlangt. (Weil bei unordentlichen Mitteln kein Glück ist.)


Das 38. Kapitel

  • Der König Hiskia wird todkrank, erlangt aber fünfzehn Jahr Verlängerung seines Lebens. V. 1.
  • Und bezeugt seine Dankbarkeit mit einem herrlichen Lobgesang. V. 9.

1. Zu der Zeit wurde Hiskia todkrank. Und der Prophet Jesaja, der Sohn Amoz, kam zu ihm und sprach zu ihm: So spricht der Herr: Bestelle dein Haus; denn du wirst sterben und nicht lebendig bleiben {2Sam 20v1 2Chr 32v24}.

Zu: Es hat unser Herrn Gott für gut angesehen, den König Hiskia auch mit Leibes Schwachheit zu versuchen.

Zeit: Als nämlich der Assyrer für seine Lästerungen seine gebührliche Strafe empfangen und man hätte meinen mögen, der König Hiskia wäre aller Gefahr entronnen.

Todkrank: Etliche sind der Meinung, es habe ihn die Pestilenz angestoßen. (Denn Gott pflegt den Seinen, besonders, wenn sie etwas Namhaftes ausgerichtet, einen Unfall zuzuschicken, auf dass sie nicht Stolz werden.)

Bestelle: Mache dein Testament und ordne alles, wie du es nach deinem Tode willst gehalten haben, damit deine Erben und Diener sich danach richten können. (Denn es soll ein frommer Hausvater, vor seinem Tode, so viel immer möglich, alles richtig machen, auf dass er seinen Erben entweder im Regiment oder in der Haushaltung keinen Anlass zur Unordnung und Uneinigkeit gebe. Und können die Hofprediger nicht immer sagen, was man gerne hörte.) Weil aber diese Ankündigung des Todes nicht im Werke erfolgt, weil Hiskia nach dieser Zeit noch fünfzehn Jahr gelebt, so halte ich es davor, dass Gott den Hiskia gleicher Weise versuchen wollte, wie den Abraham, da er ihm befohlen, dass er seinen einzigen Sohn Isaac schlachten und opfern sollte, welches doch seine Meinung nicht war, dass es sollte ins Werk gerichtet werden. (Denn also spielt gleichsam Gott mit seinen Kindern, dass er sich eine Zeit lang stellt, als ob er anders gesinnt wäre, damit bekannt werde, was in ihrem Herzen verborgen ist. Aber solche Spiele lassen uns oft die Augen übergehen, bis endlich die göttliche Güte und väterliche Zuneigung gegen uns sie wiederum sehen lässt.) Doch lasst uns hören, wie dem Hiskia solche unfreundliche Botschaft zuschlug.

2. Da wendete Hiskia sein Angesicht zur Wand und betete zum Herrn

Wendete: Von den Leuten hinweg, die ums Bette her standen, damit er desto freier und ungehinderter mit seinem Gott reden und seines Herzens Angst besser in den Schoss Gottes ausschütten möchte.

3. und sprach: Gedenke doch, Herr, wie ich vor dir gewandelt habe in der Wahrheit mit vollkommenem Herzen und getan habe, was dir gefallen hat. Und Hiskia weinte sehr.

Herzen: Als wollte er sprechen, du weißt, dass ich in allem meinem Tun, aus einer wahren Gottesfurcht mich treulich beflissen habe, deine Ehre zu befördern, sowohl in Wiederaufrichtung der rechten Religion, als in Ordnung des Regiments und dass ich in diesem Allen nichts aus Heuchelei oder Gleisnerei getan. Denn das Wörtlein (Wahrheit) bedeutet Treue und Aufrichtigkeit und ein vollkommenes Herz wird der Heuchelei und Gleisnerei entgegengesetzt.

Gefallen: Ich habe die Kirche von der Abgötterei gereinigt und viel Ungerades, so im Regiment vorgelaufen war, verbessert, welche meine treue Mühe und Arbeit, ich weiß, dass sie dir gefallen hat. Weil aber, was ich wohl angefangen, einer Vollführung bedarf, und ich solches mit deiner Hilfe begehre, zum Ende zu bringen, darum ich auch länger zu leben, Lust habe, so bitte ich dich, dass du mich nicht mitten im Lauf aufhaltest und mein Leben abbrechest, sondern mich noch länger auf der Erde bleiben lässt.

Weinte sehr: Weil er sich vor dem Tode fürchtete und sich besorgte, es möchte Gott um irgendeiner verborgenen Sünde willen, die er unwissentlich begangen, ihn von seinem Angesicht verstoßen haben. (Denn die menschliche Natur fürchtet sich vor dem Tod und dürfen wir wohl von Gott um Verlängerung unseres Lebens bitten, doch also dass wir es dem göttlichen Willen heimstellen, wie er es mit uns machen wolle. Und geht es uns so, wenn uns etwas Widerwärtiges zu Händen stößt, dass wir anfangen an der Güte Gottes und seinem geneigten Willen gegen uns zu zweifeln.)

4. Da geschah das Wort des Herrn zu Jesaja und sprach:

Geschah: Da, nämlich der Prophet noch nicht ganz zu Hofe des Schlosses hinausgegangen war, wie (2. Samuel 20) steht. Denn es hatte Gott den Hiskia genug betrübt und geschreckt, darum er ihn bald darauf wiederum trösten und aufrichten lässt.

5. Gehe hin und sage Hiskia: So spricht der Herr, der Gott deines Vaters David: Ich habe dein Gebet gehört und deine Tränen gesehen; siehe, ich will deinen Tagen noch fünfzehn Jahre zulegen

Deines Vaters: Oder Vorfahren. Derselbe gnädige und gütige Gott, welcher dem David und seinen Frommen Nachkommen (unter denen du auch der Vornehmsten einer bist) mit einer sonderbaren Liebe bewogen ist, hat mir befohlen, dir solches zu verkündigen.

Gesehen: Darum habe ich mich deiner erbarmt und will dir das Leben verlängern, dass du deine Gesundheit wieder erlangen sollst und dem Regiment noch fünfzehn Jahre vorstehen könntest.

6. und will dich samt dieser Stadt erretten von der Hand des Königs zu Assyrien; denn ich will diese Stadt wohl verteidigen.

Verteidigen: Also, dass du dich nicht fürchten darfst, der Assyrer möchte irgend mit einer neuen Kriegsmacht wieder kommen, der Meinung, dass er den zuvor empfangenen Schaden rächen wollte, sondern ich will dir die ganze Zeit über deines Lebens Sicherheit verschaffen. (Also sollen auch wir, wenn uns ein Unglück überfällt, da wir uns Bedenken lassen, es stehe unser Verderben darauf und sehen kein Mittel, dadurch wir ihm entgehen könnten, dennoch nicht verzagen, sondern zu einem inbrünstigen Gebet unsere Zuflucht haben. Denn dadurch erlangen wir Trost und Milderung der Trübsal.)

7. Und habe dir das zum Zeichen von dem Herrn, dass der Herr solches tun wird, was er geredet hat:

Zeichen: Verstehe, sprach der Prophet weiter zum König. Es hatte aber Hiskia ein Zeichen vom Herrn begehrt, zur Vergewisserung seiner Gesundheit, wie im anderen Buch der (2. Könige, Kapitel 20) steht und später zu Ende dieses Kapitel auch angedeutet wird. Denn weil ihm der Prophet zuvor seinen Tod verkündigt hatte, so war jetzt Hiskia eines kräftigen Trostes wohl bedürftig, darum ihm Gott gnädig bewilligt, dass er ein Zeichen haben soll.

8. Siehe, ich will den Schatten am Sonnenzeiger Ahas zehn Linien zurückziehen, über welche er gelaufen ist, dass die Sonne zehn Linien zurücklaufen soll am Zeiger, über welche sie gelaufen ist.

Ahas: Deines Vaters, der dieselbe Sonnenuhr vorzeiten hat machen lassen.

Zurück: Das ist, ich will verschaffen, dass die Sonne und also auch zugleich der Schatten an der Uhr, zehn Strich oder Standen Zahl hinterwärts weiche, damit also die hinter sich weichende Sonne und des Schattens an der Uhr bezeuge, dass dein Lauf zum Tode wahrhaftig aufgehalten wurde. Gleichwie aber der ganze lange Tag, welchen Gott dem Josua zu gefallen lässt vorgehen, unter dem Gestirn des Himmels und ihrem Umlauf keine Irrung oder Unordnung macht, so hat es diese hinter sich weichende Sonne auch nicht getan. Denn es hat Gott leicht verschaffen können, dass in etlichen folgenden Tagen die Sonne nach und nach mit desto schnellerem Lauf wieder an ihren gewöhnlichen Ort komme.

Gelaufen ist: Durch solch Wunderwerk ist der König vergewissert worden, dass ihm sein Leben gewisslich werde verlängert werden. (Wir können und sollen zur Bestätigung und Vergewisserung unseres Glaubens von dem geneigten Willen des himmlischen Vaters gegen uns, so oft es vonnöten tut, das Abendmahl des Herrn gebrauchen, welches uns des ewigen Lebens versichert.)

9. Dies ist die Schrift Hiskias, des Königs Judas, da er krank gewesen und von der Krankheit gesund geworden war:

Schrift: Das ist, diesen Lobgesang hat der König Hiskia gemacht, nachdem er von seiner tödlichen Krankheit wieder aufgekommen, zur Erzeigung seiner Dankbarkeit, dass er von Gott errettet und dem Tode entronnen war. Und hat der folgende Lobgesang zwei Stücke: Im ersten werden die Schrecken und Angst des Todes erzählt, darin Hiskia gesteckt, im anderen erzählt er und rühmt die Güte Gottes, dadurch er wieder erquickt wurde und zur Gesundheit gekommen ist.

10. Ich sprach: Nun muss ich zu der Hölle Pforte fahren, da meine Zeit aus war, da ich gedachte noch länger zu leben.

Fahren: Das ist, da ich an einer tödlichen Krankheit darnieder lag, meinte ich nicht anders, denn es wäre allerdings um mein Leben geschehen und schwebte mir nicht allein das Grab bereits vor den Augen meines Herzens, sondern ich besorgte mich auch, dass nicht etwa Gott über mich erzürnt wäre und ich vielleicht durch den Tod zur Hölle würde hinunter gestürzt werden, darum ich mit vielen Seufzen den Herrn bat, dass er mich noch eine Zeit lang leben ließe, damit ich nicht allein das Regiment noch besser anrichten möchte, sondern auch, dass ich mit Gott versöhnt, mich desto besser zum Tode könnte rüsten und gefasst machen. (Denn wenn wir den Tod außer der Betrachtung unseres Erlösers Jesu Christi schlecht ansehen, so hat er einen hässlichen und schrecklichen Anblick und scheint nichts anders zu sein, als eine Tür und Eingang zur Hölle: Und empfinden die Frommen solche Anfechtungen auch, aber sie werden von Gott erhalten, dass sie nicht verzagen).

11. Ich sprach: Nun muss ich nicht mehr sehen den Herrn, ja den Herrn im Lande der Lebendigen; nun muss ich nicht mehr schauen die Menschen bei denen, die ihre Zeit leben.

Sehen: Das ist, ich meinte, ich würde nicht mehr in den Tempel des Herrn kommen, dass ich dort den Gottesdiensten zusehe, das Wort Gottes hörte und meinen Glauben mit dem Brauch der Sakramente, nämlich der Opfer, bestätigte und dachte nicht anders, denn dass ich den letzten Tag auf Erde gelebt hätte, würde auch mit meinen Freunden nicht mehr umgehen, die ich auf dieser Welt hinter mir verließe. Denn es hat Hiskia den Tod zum ersten Mal angesehen, wie er scheint ohne Betrachtung des Messias, der uns zu gut den Tod überwunden hat. (Man spürt aber aus dieser Klage des Königs Hiskia, was für eine große Freude derselbe fromme König von dem Predigtamt hatte, dem jetziger Zeit sehr ungleich sind, die es verdrießt, wenn sie bei der Predigt oder Handlung des Herrn Abendmahls sich sollen finden lassen.)

12. Meine Zeit ist dahin und von mir aufgeräumt wie eines Hirten Hütte; und reiße mein Leben ab, wie ein Weber. Er saugt mich dürre aus. Du machst es mit mir ein Ende, den Tag vor Abend.

Hütte: Denn gleichwie die Hirten neben der Weide eine Hütte aufrichten, danach aber, wenn sie an einen anderen Ort verrücken, dieselbe wieder abnehmen und zusammen legen und mit sich hinwegtragen, also hat Gott meine Wohnung hier auf Erde gleichsam abgedeckt, dass ich wieder mein Erhoffen muss von hinnen scheiden.

Weber: Ist ein anderes Gleichnis, damit er den unversehenen Tod abbildete. Denn gleichwie es einem Weber leicht widerfährt, dass, in dem er sich mit dem Weben ganz heftig und sehr bemüht, ehe er sich es versieht, der Faden abreißt: Also (will Hiskia sagen) wird auch mein Leben mitten in meiner größten Mühe, schnell und meinem Gedenken nach, zur Unzeit abgerissen. (Diese Gleichnisse sollen uns erinnern von der ungewissen Stunde des Todes, auf dass wir zu demselben immer bereit sind und was wir noch zu leben übrig haben, wohl anlegen.) * (Nach Luther) Wie einem Weber ein Faden reißt, ehe er sich es versieht, mitten im Werke.

Säugt: (Nach Luther) Dass ich weder Kraft noch Saft des Lebens behalte, wie ein Geiziger arme Leute aussaugt im Lande.

Dürre aus: Dass ich vor Schmerzen und Schrecken des Todes weder Kraft noch Saft des Lebens mehr behalte, gleichwie ein Geiziger oder Wucherer arme Leute und seine Schuldiger aussaugt, also dass ich in Kürze werde unten liegen müssen, weil meine Natur so schwach ist, dass alles, was lebhaft an mir ist, verzehrt wird und alle Stärke des Leibes dahin fällt.

Vor Abend: Als wollte er sprechen: Ich gedachte, es wird also diesen Tag noch mit mir dauern, bis gegen Nacht: Wenn sich Tag und Nacht wird anfangen zu scheiden, so wird es mit mir auch aus sein.

13. Ich dachte: Möchte ich bis morgen leben! Aber er zerbrach mir alle meine Gebeine wie ein Löwe; denn du machst es mit mir aus, den Tag vor Abend.

Bis morgen: Das ist, wie ich die Nacht erlebt, gedachte ich wiederum, morgen gegen Tag wird es mit mir zum Ende laufen. (Es ist aber auch eine Strafe der Sünden, wenn wir also in der Waage stehen und den herzu nahenden Tod mit Zittern fast alle Stunde und Augenblick erwarten {5Mos 28}. Und werden mit solcher Strafe auch die Frommen belegt, denen sie jedoch zu ihrer Seligkeit dienen muss.)

Löwe: Eben als wenn ein Löwe mich angefallen und zerquetscht hätte. (Denn des Herzensangst, und Schmerzen des Leibes verzehren alle Kräfte des Leibes in kurzer Zeit.)

Vor Abend: Ist eine Wiederholung des vorigen. (Denn die Israeliten im Brauch hatten, dass sie in ihren Lobgesängen bisweilen einerlei Meinung öfter wiederholten, wie bei den Poeten bisweilen auch zu finden, dass sie einen ganzen oder halben Vers oft wiederholen.)

14. Ich winselte wie ein Kranich und wie eine Schwalbe und girrte wie eine Taube; meine Augen wollten mir brechen: Herr, ich leide Not; lindere mir es!

Winselt: Nämlich vor großen Schmerzen. Denn er mit diesen Gleichnissen der Kranken Seufzen und Wehklagen zu verstehen gibt.

Brechen: Wie denen zu geschehen pflegt, die bald sterben wollen, dass ihnen das Gesicht vergeht, über sich sehen und die Augen starren. * (Nach Luther) Denn die sehr Kranken sehen über sich, als wollten ihnen die Augen brechen und das Gesicht vergehen.

Lindere mir es: Also, will er sagen, seufzte ich damals noch zu Gott in meinem Herzen. (Soll deswegen ein frommer Mensch, so oft er in dergleichen Not gerät und große Schmerzen empfindet, sich mit dem Beispiel des frommen Königs Hiskia trösten und wissen, dass Gott der Herr so mächtig sei, dass er einen Menschen könne wiederum gesund machen, wenn er gleich in Todesnöten liege. Und wenn er solches gleich nicht tut, so soll er dennoch gewiss wissen, dass er nichtsdestoweniger in seinen größten Seufzen und Schmerzen Gott lieb und angenehm sei. Denn ein geängsteter Geist ist Gott ein ganz angenehmes Opfer {Ps 51}. Dies ist also der erste Teil dieses Lobgesangs, in dem der König Hiskia sein Elend vorgebracht: Später folgt im anderen von der göttlichen Rettung, die er rühmt und preist.

15. O wie will ich noch reden, dass er mir zugesagt hat, und tut es auch! Ich werde mich scheuen alle meine Lebtage vor solcher Betrübnis meiner Seele.

Noch reden: Das ist, wie kann ich die große Güte meines Gottes genügend rühmen, der treulich gehalten hat, was er mir von Wiedererstattung meiner Gesundheit verheißen. (Denn Gott ist wahrhaft in seinen Verheißungen, aber die Menschen trügen oft, dass ihnen nicht immer zu trauen ist).

Scheuen: Das ist, diese väterliche Züchtigung, damit du mich heimgesucht hast und mich in so große Not kommen lassen, wird mir die Zeit meines Lebens eine Klugheit sein, dass ich behutsam und vorsichtig wandle (gleichwie diejenigen tun, welche sich immer besorgen, dass sie fallen möchten) und will mit Fleiß achthaben, dass ich mit meinen Sünden nicht noch eine größere Strafe auf mich lade. (Denn wenn wir von einer Krankheit genesen, welche eine Strafe unserer Sünden ist, sollen wir uns später desto fleißiger vor Sünden hüten, damit uns nicht noch Ärgeres widerfahre {Joh 5}. Aber ihrer viel tun das Widerspiel, daher das Sprichwort entstanden: Da der Kranke genas, wurde er ärger denn zuvor.)

16. Herr, davon lebt man und das Leben meines Geistes steht ganz in dem selbigen; denn du ließest mich entschlafen und machtest mich leben.

Davon: (Nach Luther) Das ist, von solchen deinen Worten, da du das Leben verheißt und nicht von unserer Kraft und Macht.

Lebt man: Will so viel sagen: Allmächtiger Gott, darin steht aller Menschen Leben, dass du ihnen ihr Leben bestimmst mit deinem Wort und deine Verheißung hat mich erquickt und mir das Leben wieder gegeben. Denn obwohl es nicht weit gefehlt, dass ich ganz draufgegangen wäre, so hast mich doch dem Tode wieder aus dem Rachen gerissen und das Leben wieder gegeben. (Denn unser Leben wird von keiner Speise noch Arznei allein erhalten, sondern vom Wort Gottes, der die Kreaturen also geordnet hat, dass sie die Speise und der Trank nähren sollen und dass die Arzneien sollen die Gesundheit wieder bringen. Darum, dass wir leben, haben wir der Güte Gottes zu danken.)

17. Siehe, um Trost war mir sehr bange. Du aber hast dich meiner Seele herzlich angenommen, dass sie nicht verdürbe; denn du wirfst alle meine Sünde hinter dich zurück.

Bange: Ich war in großen Ängsten und wusste nirgends keinen Trost mehr aufzutreiben, als bei dir.

Angenommen: Das ist, weil du mich geliebt hast, so hast nicht allein zu diesem Mal mich von dem zeitlichen Tode errettet, sondern auch in den allergrößten Anfechtungen erhalten, dass ich nicht verzagte.

Zurück: Und siehst sie nicht mehr an, in dem du sie mir nicht zurechnest, um deines Sohnes des Messias willen, gerade als wenn du sie hinter dich zurück und allerdings weggeworfen hättest, dass sie nicht mehr könnten vor deinem Angesicht hervorkommen. (Hier muss man in Achthaben, dass den Frommen alles zum Besten dient {Röm 8}. Ihr Unglück ist ihr Glück: Und dass uns Gott so hoch liebt, dass er uns nicht lässt in der Versuchung verderben, sondern gibt das Auskommen, dass wir es ertragen können {1Kor 10}. Es werden auch der Bußfertigen Sünden hinweggetan von dem Angesicht Gottes, das er der selbigen im Zorn nicht mehr gedenken wolle {Hes 18}.

18. Denn die Hölle lobt dich nicht, so rühmt dich der Tod nicht und die in die Grube fahren, warten nicht auf deine Wahrheit,

Dich nicht: Das ist, welche sterben, können dich nicht mehr hier auf Erde in deiner Kirche preisen, dass andere dadurch gereizt und aufgemuntert würden, an dich zu glauben, viel weniger werden die sich etwas Gutes zu dir versehen können oder dich rühmen, die in die Hölle verstoßen wurden und zur ewigen Qual verordnet sind. Darum, auf dass ich dich loben könnte, so hast du mich vom Tode errettet und aus der Hölle gerückt, darin ich schon, meines Bedenkens, einen Blick getan. * (Nach Luther) Auf die Verheißung der Gnaden und des Lebens.

19. sondern allein die da leben, loben dich, wie ich jetzt tue. Der Vater wird den Kindern deine Wahrheit kundtun.

Tue: Dass ich deine Güte rühme. (Denn darum werden wir von Gott errettet, dass wir unserem Herrn Gott preisen sollen.)

Kundtun: Das ist, die Frommen werden nicht allein dich loben, sondern auch den Preis und die Ehre deines Namens auf ihre Nachkommen fortpflanzen und ihren Kindern erzählen, was du für ein getreuer, gnädiger und gütiger Gott bist. (Denn es sollen die Eltern sich bemühen, dass sie die wahre Lehre von Gott und sein Lob ihren Kindern vorhalten und wohl einbilden.)

20. Herr, hilf mir, so wollen wir meine Lieder singen, solange wir leben, in dem Hause des Herrn.

Singen: Wir wollen miteinander in der Kirche Gott loben und preisen und die Ehre meines Erlösers im Tempel des Herrn rühmen. Ja solange wir leben, wollen wir Gott dankbar sein. (Obwohl man nun Gott auch auf eine andere Weise loben kann, als mit singen, so geben doch diejenigen, welche verbieten, dass man in der Kirche Psalmen singen soll, zu verstehen, dass sie vom bösen Geist getrieben werden: Und welche sich schämen, dass sie Gott zu Ehren Psalmen singen sollten, die haben gewisslich kein recht christliches Gemüt.)

21. Und Jesaja hieß, man soll ein Pflaster von Feigen nehmen und auf seine Drüse legen, dass er gesund würde.

Hieß: Jetzt erzählt der Prophet, durch was für Mittel der König Hiskia von der Pestilenz genesen und wiederum gesund wurde.

Feigen: Denn dieselben machen die Geschwüre zeitig und öffnen sie. (Und werden wir bei diesem Beispiel erinnert, dass wir die Arzneien zu gebrauchen nicht ausschlagen sollen.)

22. Hiskia aber sprach: Welches ein Zeichen ist das, dass ich hinauf zum Hause des Herrn soll gehen!

Sprach: Oder hatte gesprochen: Denn es wird dies hier von dem Propheten zuletzt erzählt, weil er es zuvor, da er von dem Zeichen, dass dem König Hiskia gegeben war, Meldung getan, mit Stillschweigen übergangen, wie, nämlich der König solche Zeichen, dass die Sonne der Schatten derselben an der Uhr sollte zurückgehen, gefordert hatte. (Und hat der Prophet solches nicht allerdings verschweigen können, auf dass wir sehen, wie geneigt und willig Gott sei, den Frommen zu helfen, die ihn aus Glauben anrufen. Darum steht geschrieben, er tut, was die Gottesfürchtigen begehren {Ps 145}.


Das 39. Kapitel

  • Hiskia zeigt den Gesandten von Babel, so zu ihm gekommen waren, aus einer unnötigen Pracht, alle seine Schätze. v. 1.
  • Darüber Gott erzürnt wird, dass er droht, es werde solches alles geraubt und gen Babel weggeführt werden. v. 3.

1. Zu der Zeit sandte Merodach-Baladan, der Sohn Baladans, König zu Babel, Briefe und Geschenke zu Hiskia; denn er hatte gehört, dass er krank und wieder stark geworden wäre.

Sandte: Jetzt folgt, wie der König Hiskia, ein Ausbund von einem frommen Menschen, der im widerwärtigen Zustande, als im Einfall des Königs zu Assyrien und in der tödlichen Krankheit, sich in der Gottseligkeit und Demut verhalten, jetzt bei gutem Glück die Schanze übersieht und einen Missgriff tut, wie in diesem Kapitel gemeldet wird.

Geschenke: Durch seine Gesandten, dass sie ihn damit verehren sollten und ihm Glück wünschen, von wegen seiner wieder erlangten Gesundheit, auch zugleich erkundige von dem Wunderwerk, dass die Sonne und der Schatten an der Sonnenuhr zurückgegangen wäre, wie (2. Chron. 32) steht.

Stark worden: Nämlich auf eine wunderbare Weise und wieder alles Erhoffen. Welche Botschaft nicht allein dem Könige Hiskia zu Ehren widerfahren, sondern auch zur Ehre Gottes gereicht, weil das göttliche Wunderwerk dadurch mehr und weiter ausgebreitet wurden. Darum Hiskia die große Güte und Macht des Gottes Israels gegen sie rühmen und preisen solle und die Gesandten ermahnen, dass sie mit ihrem Könige demselben gütigen Gott auch trauen und ihm allein dienen lernten, siehe, so überhebt sich Hiskia seines guten Glücks und da ihm eine Ehre angetan wird, sucht er nicht demütig die Ehre Gottes allein, wie sich es wohl gebührt hätte {2Chr 32}, sondern hat seine Majestät und Herrlichkeit viel lieber sehen lassen wollen.

2. Des freute sich Hiskia und zeigte ihnen das Schatzhaus, Silber und Gold und Spezerei, köstliche Salben und alle seine Zeughäuser und allen Schatz, den er hatte. Nichts war, das ihnen Hiskia nicht zeigte in seinem Hause und in seiner Herrschaft.

Freute: Weil er merkte, dass ihm solche Botschaft auch bei seinen Untertanen ein größer Ansehen machen würde.

Salben: Denn die Alten und besonders die orientalischen Völker, gebrauchten sich der köstlichen wohlriechenden Öle und Salben ganz viel.

Allen Schatz: Was er köstliches hatte, dass ihm lieb und wert war, das ließ er ihnen alles sehen und tat solches nicht aus Einfalt oder irgendeiner Höflichkeit halben, sondern weil er sich selber damit wohlgefiel und solcher Sachen halben sich aus einem besonderen Ehrgeiz sehr überhob. (Es lässt es aber Gott geschehen, dass auch die Frommen bisweilen grob straucheln, auf dass wir lernen, was noch für eine verkehrte Art in eines Menschen Herzen stecke, obwohl er wiedergeboren ist, welche sich hervortut, wenn der Mensch sich selbst überlassen wird. Darum sollen wir oft und emsig beten, vergib uns unsere Schuld und führe uns nicht in Versuchung.)

3. Da kam der Prophet Jesaja zum Könige Hiskia und sprach zu ihm: Was sagen diese Männer und von wannen kommen sie zu dir? Hiskia sprach: Sie kommen von ferne zu mir, nämlich von Babel.

Männer: Die fremden Gesandten. Und ließ sich es der Prophet nicht merken, dass er es wüsste, von welchem König sie gekommen waren oder wie sich Hiskia gegen ihnen verhalten hätte. Auf dass er sein Unrecht selber an Tag gebe und des Propheten Strafpredigt desto mehr zu Herzen fasste.

Ferne: Darum mir gebühren wolle, dass ich mich freigiebig gegen ihnen erzeigte und sie ehrlich hielte.

4. Er aber sprach: Was haben sie in deinem Hause gesehen? Hiskia sprach: Alles, was in meinem Hause ist, haben sie gesehen; und ist nichts, das ich ihnen nicht hätte gezeigt in meinen Schätzen.

Hause ist: Und zu sehen wert gewesen ist. (Und ist hier des Königs aufrichtiges Gemüt zu loben, dass er frei öffentlich ohne Vermäntelung heraus bekannt, was geschehen. So ist auch des Königs Freundlichkeit zu loben, dass er den Propheten nicht mit rauen Worten anfährt und abweist, da er ihn von solchen Sachen fragt, die ihn, wie vielleicht etliche meinen möchten, nichts angingen. Ein anderer stolzer Prachthans zu Hofe hätte den Propheten mit seinem Vorwitz heißen hinziehen und dass er dafür die Nase in die Bibel stecken soll.)

5. Und Jesaja sprach zu Hiskia: Höre das Wort des Herrn Zebaoth!

Höre: Was, nämlich Gott über deinen Stolz und Übermut bestimmt und beschlossen hat.

6. Siehe, es kommt die Zeit, dass alles, was in deinem Hause ist und was deine Väter gesammelt haben bis auf diesen Tag, wird gen Babel gebracht werden, dass nichts bleiben wird, spricht der Herr.

Gebracht: Welches ungefähr in die hundert Jahre später geschehen ist. (Denn was aus einer Hoffart gezeigt wird, das lässt Gott endlich aus seinem gerechten Urteil wiederum hinwegnehmen, dieweil er dem Stolz feind ist.)

7. Dazu werden sie deine Kinder, so von dir kommen werden und du zeugen wirst, nehmen und müssen Kämmerer sein im Hofe des Königs zu Babel.

Kinder: Das ist, deine Nachkommen, die aus deinem Geschlecht werden her entspringen und geboren werden.

Nehmen: Nämlich die Könige zu Babel, werden sie gefangen mit sich hinwegführen.

Babel: Darum müssen die Schätze und Reichtümer, damit du jetzt geprangt hast, gen Babel gebracht werden und deine Nachkömmlinge werden den Königen zu Babel dienen müssen und ihrer Voreltern silberne und goldene Schätze mit Schmerzen in dem königlichen Hof zu Babel vor sich sehen. (Sollen deswegen der großen Herren Kinder nicht stolz sein. Denn es leicht sich zutragen mag, dass sie anderen dienen müssen, denen sie zu dienen nie im Willen hatten.)

8. Und Hiskia sprach zu Jesaja: Das Wort des Herrn ist gut, das du sagst. Und sprach: Es sei nur Friede und Treue, weil ich lebe!

Ist gut: Als wollte er sprechen: Ich kann dies Urteil Gottes, welches er über meine Misshandlung ausgesprochen, nicht Unrecht heißen, es ist alles recht und gut, was der Herr ordnet und tut, allein wünsche und bitte ich, dass Gott solches Übel noch eine lange Zeit wolle aufschieben und außen bleiben lassen und bei meinen Lebzeiten eine ruhige und glückliche Regierung verleiht. (Also wenn wir gesündigt haben und merken, dass Gott mit der zeitlichen Strafe hinter uns her sein will, so sollen wir nicht wider Gott murren, sondern demütig bekennen, dass wir die Strafe verschuldet haben: Und Gott bitten, er wolle die Strafen mildern und noch eine lange Zeit aufschieben, damit wir unterdes ihm noch lange dienen können.)


Das 40. Kapitel

  • Ist eine Weissagung von des Messias Zukunft und von seinem Vorläufer Johannes dem Täufer, wie auch von der Ausbreitung des Evangeliums. v. 1.
  • Danach folgt eine Ermahnung, dass man sich vor Abgötterei hüten soll. v. 12.
  • Und wird endlich ein Trost hinten angehängt, dass die Frommen unter dem Schutz Gottes sein werden. v. 27.

1. Tröstet, tröstet mein Volk! Spricht euer Gott.

Tröstet: Nämlich ihr evangelischen Prediger, Apostel und Lehrer der Kirche.

Euer Gott: Der ganz väterlich gegen euch gesinnt ist. Denn er wird sich über seine Kirche erbarmen und ihr den Heiland der Welt schicken. Denn weil der Prophet zum Ende des vorigen Kapitels von der Babylonischen Gefangenschaft geweissagt und die anderen Propheten, so zu gleicher Zeit mit Jesaja gelebt, eben dasselbe auch dem israelitischen Volk täglich vorhielten, so hat sich es bedurft, dass es auch einmal einen evangelischen Trost hörte, dadurch der Frommen Herzen aufgerichtet würden, besonders derjenigen, die in künftiger Zeit gefangen gen Babel sollten weggeführt werden und war ihnen eine treue Warnung vonnöten, dass sie zu Babel vor der Abgötterei sich hüteten. Denn es wusste der Prophet Jesaja aus Offenbarung des Heiligen Geistes, dass die Juden seine Schriften zu Babel fleißig lesen würden: Darum weissagt er von Christo, dem wahren Erlöser des menschlichen Geschlechts, von diesem Kapitel an, bis zu Ende seines Buches, auf dass die Juden sich nach seiner, des Herrn Christi, Zukunft umsehen und all ihr Vertrauen auf ihn setzten. Er streut auch ernste Vermahnungen mit unter, dass man der Abgötterei fliehen soll. Welche Erinnerungen denen ganz nötig sind, so unter abgöttischen Leuten leben müssen und derselben zeitliches Glück, nicht ohne Anstoß und Ärgernis sehen können.

2. Redet mit Jerusalem freundlich und predigt ihr, dass ihre Ritterschaft ein Ende hat, denn ihre Missetat ist vergeben; denn sie hat Zwiefältiges empfangen von der Hand des Herrn um alle ihre Sünde.

Ritterschaft: (Nach Luther) Ist der Gottesdienst im Alten Testament.

Ende hat: Das ist, verkündigt der Kirche und Gemeinden Gottes, dass sie durch den Messias erlöst sei von den beschwerlichen Satzungen des Gesetzes Mose, besonders aber vom Fluch des Gesetzes {Gal 3} und von der schweren Last und Joch, welches weder wir noch unsere Väter haben können tragen, wie Petrus spricht: (Apostelgeschichte 15). (Es redet aber der Prophet von zukünftigen Sachen, als ob sie bereits geschehen wären, um der Sachen Gewissheit willen. Denn Christus hat uns von der harten Ritterschaft des Gesetzes also erlöst, dass wir von den Zeremonien und anderen weltlichen Satzungen Mose befreit sind und dass wir nicht verflucht werden noch ewig verderben müssen, ob wir den zehn Geboten gleich nicht allerdings und durchaus gemäß uns verhalten.)

Ihre: Nämlich des Volkes Gottes. (Denn Christo geben alle Propheten Zeugnis, dass in seinem Namen, alle die an ihn glauben, Vergebung der Sünden erlangen sollen {Apg 10}.

Zwiefältiges: Das ist, (anstatt, dass Gott nach seinem strengen Gericht den Menschen hätte können schwere und ewige Strafen zuschicken, wie ihre Sünden wohl verdient hätten. Siehe, so empfangen sie (darüber man sich nicht unrecht zu verwundern hat) von des himmlischen Vaters allergnädigsten Hand, aus lauter unaussprechlicher Gnade und Barmherzigkeit eine doppelte Guttat. Nämlich dass ihnen das Leiden Jesu Christi zur Vergebung der Sünden zugerechnet wird, damit sie von der ewigen Schuld und Strafe befreit bleiben und wird der vollkommenste Gehorsam des Mittlers Christi ihnen geschenkt, also dass sie um seinetwillen von Gott würdig geachtet werden, neben den zeitlichen Gütern auch die Erbschaft des ewigen Lebens zu erlangen {Röm 5 8}. (Nach Luther) Nämlich Vergebung der Sünde und Freiheit vom Gesetz Mose, das ist, eitel Gnade für Sünde, Leben für Tod.

3. Es ist eine Stimme eines Predigers in der Wüste: Bereitet dem Herrn den Weg; macht auf dem Gefilde eine ebene Bahn unserem Gott {Mt 3v3 Mk 1v3 Lk 3v4 Joh 1v23}!

Es ist: Weil der Prophet von des Messias Zukunft gesagt hatte, so tut er jetzt ein Zeichen hinzu, dabei man die Zukunft Christi soll erkennen, nämlich dass Johannes der Täufer die Buße predigen werde in der Wüste.

Predigers: Nämlich eines besonderen und neuen Predigers, als Johannis des Täufers, dessen Stimme man in der Wüste hören wird, der wird seine Zuhörer mit großem Eifer ermahnen, dass sie sich rüsten und schicken sollen, den Messias anzunehmen.

Bereitet: Tut alle Hindernisse hinweg und räumt sie aus dem Wege, dadurch sein Einzug möchte verhindert werden. Und braucht der Prophet hier ein Gleichnis von eines weltlichen Fürsten Einzug genommen. Denn wenn derselbe mit einem großen Gepränge in eine Stadt einziehen will, so werden nicht allein die Straßen gesäubert, sondern auch, wo es uneben ist, aufgefüllt und so viel möglich, eben gemacht, auch die erhabenen Haufen abgeworfen, die Gräben und Täler mit Brücken überlegt, dass es alles gleich und ebener Weg sei.

Unserem Gott: Jesu Christo, dass er nicht weit herum ziehen, sondern gerade zu reisen könne. (Hier hat man abermals ein Zeugnis von der Gottheit Christi. Denn er den, zu dessen Zukunft man den Weg bereiten soll, zuvor den Herrn und Jehova genannt, welcher Name Gott allein gegeben wird: Jetzt nennt er ihn auch unseren Gott und nennt ihn darum unseren Gott, weil er um unseres Heils willen in die Welt gekommen ist.)

4. Alle Täler sollen erhöht werden und alle Berge und Hügel sollen erniedrigt werden und was ungleich ist, soll eben und was höckerig ist, soll schlicht werden.

Alle Tal: Das ist, gleichwie man zu eines großen Herrn Einzug die Wege fleißig ausbessert, auf dass derselbe Herr einen feinen, geraden, richtigen, ebenen und sauberen Weg finde und ihm nichts hinderlich oder unlustig unterwegs aufstoße. Also gebührt euch auch und vielmehr, dass ihr eurem Herrn, dem ewigen, allmächtigen und wahren Gott und eurem Heiland Jesu Christo, den Weg bereitet. (Es wird ihm aber der Weg dann bereitet, wenn die Menschen aus dem Gesetz Gottes ihre verkehrte Natur erkennen, samt ihren vielfältigen und schweren Sünden und den hohen Stolz und Übermut ihrer eigenen Gerechtigkeit, wie auch die krumme Heuchelei fallen lassen oder aber, da sie in den Schlamm der Sünden sich vertieft und wie eine Sau im Kot herum gewälzt, aus denselben wiederum hervorkriechen und Buße tun, zu denen zieht der Heiland Christus ein.)

5. Denn die Herrlichkeit des Herrn soll offenbart werden; und alles Fleisch miteinander wird sehen, dass des Herrn Mund redet.

Herrlichkeit: Das ist, Christus der Herr (Jehova) wird seine göttliche Majestät mit herrlichen Wunderzeichen sehen lassen, soviel sich es dessen im Stande seiner Erniedrigung bedürfen wird. Darum auch der Evangelist Johannes, da er das erste Wunderzeichen erzählt, welches Christus, zu Kanaan in Galiläa getan, von ihm sagt: Er, nämlich Christus, offenbarte seine Herrlichkeit und seine Jünger glaubten an ihn {Joh 2}. (Denn die Wunderzeichen sind Zeugnis der göttlichen Lehre.)

Redet: Das ist, sie werden alle Christus, den wahren Gott mit ihnen reden hören. Das ist es, dass der Apostel zu den Hebräern sagt {Hebr 1}: Nach dem vorzeiten Gott manchmal und mancherlei Weise geredet hat zu den Vätern durch die Propheten, hat er am letzten in diesen Tagen zu uns geredet, durch den Sohn, welchen er gesetzt hat zum Erben über alles, durch welchen er auch die Welt gemacht hat. Darum Paulus recht sagt {1Tim 3}: Gott ist geoffenbart im Fleisch. Denn wer Christus hat hören reden oder predigen, der hat mit Wahrheit sagen können, er habe den ewigen wahren Gott, Schöpfer Himmels und der Erde reden hören. Deswegen wir ihm ebenso wohl glauben sollen, als seinen Vater vom Himmel, der von seinem eingeborenen Sohn gesprochen, den hörte {Mt 17}.

6. Es spricht eine Stimme: Predige! Und er sprach: Was soll ich predigen? Alles Fleisch ist Heu und alle seine Güte ist wie eine Blume auf dem Felde {Jak 1v10 v11}.

Es: Jetzt fängt der Prophet gleichsam ein Gespräch an zwischen Gott und Johannes den Täufer. Als wollte er sagen: Johannes hat die Stimme Gottes in der Wüste gehört.

Predigen: Nämlich mit heller Stimme, auf dass du von vielen Leuten gehört wirst.

Alles Fleisch: Verstehe, so soll predigen, sagt die göttliche Stimme: Alle Menschen, so nicht wiedergeboren sind, sind von Natur Fleisch und fleischlich gesinnt. Darum auch alle ihre Tugenden und was Vortreffliches an ihnen scheint, vor dem strengen Gericht Gottes nicht bestehen könne. Denn gleichwie ein Gras, sobald es abgemäht wird, verwelkt und die Blumen, wenn sie von einem dürren Winde angeweht werden, verdorren, dass beide aus dem grünen Gras und schönen Blumen ein dürres Heu wird, so alle vorige Gestalt und Schönheit verliert: Also, wenn der Geist des gerechte Zorns Gottes die Menschen anweht, so müssen sie verschmachten und umkommen. Und obwohl das jüdische Volk will für besser angesehen sein, als andere Leute, so sind sie doch auch allerdings fleischlich und mögen den gestrengen Zorn Gottes nicht erdulden. Darum werden sie zugleich mit ihrer Gerechtigkeit des Gesetzes umkommen, wo sie ihren Sachen nicht anders Rat schaffen. (Dies ist aber der einzige Weg, dadurch man zur Seligkeit gelangen und der ewigen Verdammnis entgehen kann, wenn man, nämlich das Wort des Evangeliums unseres Gottes Jesu Christi annimmt. Denn dasselbe Wort hört nicht auf, wie das Gesetz Mose, sondern bleibt bis in Ewigkeit und wie es an ihm selbst immer bleibt, also erhält es auch alle diejenigen ewig und ohne aufhören, die sich mit Glauben daran halten.) Dass dies der rechte Verstand dieser Worte sei, bezeugt der Apostel Petrus, da er diesen Spruch auf das Evangelium Christi deutet {1Petr 1}. * Güte) (Nach Luther) Ist alles Wohltun oder gutes Leben, so Vernunft vermag und tut.

7. Das Heu verdorrt, die Blume verwelkt; denn des Herrn Geist bläst hinein. Ja, das Volk ist das Heu.

8. Das Heu verdorrt, die Blume verwelkt; aber das Wort unseres Gottes bleibt ewig.

9. Zion, du Predigerin, steige auf einen hohen Berg! Jerusalem, du Predigerin, hebe deine Stimme auf mit Macht, hebe auf und fürchte dich nicht; sage den Städten Judas: Siehe, da ist euer Gott!

Zion: Jetzt weissagt der Prophet von der Ausbreitung des Evangeliums und redet mit einer verblümten Rede die Apostel an, welche zu Jerusalem den Anfang der Predigt des Evangeliums von Christo machen sollten, wenn sie am Pfingstfest den Heiligen Geist empfangen hätten.

Dich nicht: Lass dich nicht abschrecken das Evangelium zu predigen. Und will so viel sagen: Ihr Apostel, macht zu Jerusalem den Anfang mit der Predigt des Evangeliums und lehrt das Evangelium öffentlich auf dem Berge Zion, im Tempel zu Jerusalem und tut solches mit heller Stimme und unerschrockenem Herzen. Ja steigt auf die Berge und erhebt eure Stimme tapfer, dass der Schall des Evangeliums in alle Welt ausgehe und solches nicht allein die Juden, sondern auch die Heiden hören, dass sie glauben und selig werden.

Sage: Nämlich du Apostel, der du predigen wirst, sollst das Evangelium zuerst den Juden verkündigen und es ihnen zuerst anbieten.

Euer Gott: Nämlich euer Heiland und Seligmacher Jesus Christus, der ist jetzt vorhanden und wird euch geoffenbart.

10. Denn siehe, der Herr kommt gewaltig; und sein Arm wird herrschen. Siehe, sein Lohn ist bei ihm und seine Vergeltung ist vor ihm.

Kommt: Das ist, predigt, dass Christus wahrer Gott und Mensch geoffenbart sei und dass er sei kommen in diese Welt mit solcher Macht und Stärke begabt, dass er den Teufel, Tod und Hölle überwunden: Und ist sein Verdienst so groß, dass um des Willen, des himmlischen Vaters allen, die an ihn glauben, das ewige Leben schenken wird. Wir sollen uns aber hier nicht so sehr darüber verwundern, dass der Prophet von zukünftigen Dingen, an diesem Ort redet, weil damals, da er solches verkündigt, Christus noch nicht im Fleisch geoffenbart war. Was nun der Prophet von zukünftigen Sachen geredet, das haben die Apostel gelehrt, wie es bereits geschehen und ins Werk gerichtet wurde.

11. Er wird seine Herde weiden wie ein Hirte; er wird die Lämmer in seine Arme sammeln und in seinem Busen tragen und die Schafmütter führen {Ps 23v2 Hes 34v11 37v24 Mi 5v4}.

Er wird: Jetzt zeigt der Prophet auch an, wie freundlich Christus mit seiner Kirche umgehen werde, derer getreuer Hirte er ist und immer bleibt.

Herde: Das ist, alle die an ihn glauben.

Weiden: Mit dem Predigtamt des Evangeliums. (Den Christus verschafft seinen Schafen geistliche Nahrung, die er so hoch geliebt, dass er auch sein Leben für sie gelassen, will sie auch zukünftig regieren und erhalten, dass sie niemand aus seiner Hand reißen könne {Joh 10}.

Führen: Mit großem Fleiß, dass sie keinen Schaden empfangen. (Dies ist ein großer Trost, dass wir Christus zum allerfreundlichsten Hirten haben, der nicht grausam ist, dass er die Schafe und Lämmer würge und ihnen die Haut abziehe, sondern der besonders mit den Schwachen, in großer Sanftmut und Sorgfältigkeit so freundlich umgehen wolle, dass sie nicht umkommen. Denn ob es wohl bisweilen das Ansehen gewinnt, als gehe er etwas rau mit uns um, so tut er doch solches nicht der Meinung, dass er uns verderben wolle, sondern er legt uns eine heilsame Arznei über, dass es uns alles zum Besten und zu unserer Seligkeit dienen muss {Röm 8}.

12. Wer misst die Wasser mit der Faust und fasst den Himmel mit der Spanne und begreift die Erde mit einem Dreiling und wiegt die Berge mit einem Gewicht und die Hügel mit einer Waage?

Wer: Folgt jetzt eine andere Predigt, welche wider die Abgötterei angesehen ist: Darin mit einer ausführlichen Erklärung der Majestät Gottes angezeigt wird, wie diejenigen so gar nicht klug sind, welche, wenn sie Götzen machen und dieselben ehren, meinen, sie ehren damit den wahren Gott.

Faust: Wer ist so stark und mächtig, dass er alle Wasser des Meeres in seine Faust einschließen kann? Als wollte er sprechen, ist es nicht unser Gott?

Spanne: Das ist, unser Herr und Gott kann mit einer Spanne den ganzen Himmel überspannen. Also dass gegen seiner Majestät zu rechnen, der ganze Umkreis des Himmels nur eine Spanne groß ist. (Es ist aber Gott groß, ja der allergrößte, nicht mit leiblicher Größe, sondern an der Majestät und Macht.)

Dreiling: Das ist, mit einem Maß, dreier Finger breit. Denn Gott ist in einer solchen großen Majestät und Allmacht, dass er mit drei Fingern den ganzen Erdboden umgreifen und mitten zwischen dem Himmel schwebend, heben kann. * (Nach Luther) Das ist, mit einer Maß dreier Finger breit.

Waage: Das ist, der große und allmächtige Gott weiß ganz eigentlich und bei einem Quentlein, das Gewicht der allergrößten und höchsten Berge. Ja er hat nach seiner unendlichen Weisheit jedem Berge und Hügel sein Gewicht bestimmt, da er die Welt erschaffen und hat es bei der Waage ausgewogen, wie viel tausend Zentner ein jeder Berg haben soll. (Denn wie groß Gott mit seiner Macht ist, ebenso groß ist er auch mit seiner Weisheit, nämlich unendlich.)

13. Wer unterrichtet den Geist des Herrn und welcher Ratgeber unterweist ihn {Röm 11v34 1Kor 2v16}?

Unterrichtet: Das ist, hat auch der Heilige Geist, durch welches Kraft alles erschaffen wurde, eines Lehrmeisters bedurft, der ihm zeigte, wie alle Ding müssten erschaffen werden? (Hier hat man die Gottheit des Heiligen Geistes wahrzunehmen, weil ihm die Erschaffung der Welt zugemessen wird.)

14. Wen fragt er um Rat, der ihm Verstand gebe und lehre ihn den Weg des Rechts und lehre ihn die Erkenntnis und unterweise ihn den Weg des Verstandes?

Lehre: Was er tun soll. (Sind deswegen die Zwinglianer nicht wohl bei Sinnen, dass sie sich nicht scheuen, Gott vorzuschreiben, was er könne oder nicht könne. Denn sie sprechen: Es sei Gott unmöglich zu verschaffen, dass ein Leib zugleich und auf einmal an vielen Orten sei. Und dürfen fragen, wozu es gut sei, dass wir das Wesen des Fleisches und Blutes Christi im Heiligen Abendmahl essen und trinken?

Verstandes: Das ist, Gott der Herr weiß nach seiner unendlichen Weisheit am allerbesten, was richtig und recht ist und seiner Kirche am nützlichsten und bedarf nicht, dass ihn jemand lehre. (Diesen Spruch zieht der Apostel Paulus an zu (Röm. 11), in dem Artikel von der Vorsehung Gottes und lehrt daraus, dass man mit Gott nicht disputieren soll, warum er diesen erwähle und jenen verwerfe. Darum sollen wir auch dergleichen gottlose Gedanken mit der Betrachtung dieses Spruchs im Zaum halten. Und wenn in dem Predigtamt des Evangeliums etwas vorkommt, das unsere Vernunft ungereimt zu sein bedünkt, so sollen wir wissen, dass Gott unsere Weisheit nicht ganz bedürfe, als der der Allerweiseste ist. Denn auf die Meinung deutet der Apostel Paulus auch eben diesen Spruch {1Kor 2}.

15. Siehe, die Heiden sind geachtet wie ein Tropfen, so im Eimer bleibt und wie ein Scherflein, so in der Waage bleibt. Siehe, die Inseln sind wie ein Stäublein.

Waage bleibt: Denn gleichwie ein kleines Scherflein das Gewicht nicht macht zur einen oder anderen Seiten auszuschlagen: Also nimmt oder gibt auch die Menge Macht oder das Toben der Völker Gott nichts, der immer sich selber gleich bleibt und unwandelbar ist.

Stäublein: Dass sie von Gott können zerstreut und hin und wieder geworfen werden, wo er sie hinhaben will.

16. Der Libanon wäre zu gering zum Feuer und seine Tiere zu gering zum Brandopfer.

Geringe: Wenn man, nämlich einen solchen gewaltigen Herrn, Himmels und der Erde nach seiner Würde mit einem Opfer verehren wollte, so hätte der ganze große Wald Libanon, nicht Holz genug, solche Feuer zu einem einzigen Opfer zu unterhalten, ob er gleich voll gewaltiger großer und hoher Zedernbäume steht.

Tiere: Die mit Haufen und in großer Anzahl im selben Walde sich finden.

Geringe: Wen man sie gleich auf einen Haufen zusammen triebe. (Denn Gott bedarf unseres Gottesdienst nicht, ist auch an ihm selber nicht wert, dass er einem solchen großen und mächtigen Herrn geschehen soll, wenn er nicht aus sondern großen Gnaden annimmt, was ihm, nach seinem uns vorgeschriebenen Worte, für Gottesdienst erzeigt wird.)

17. Alle Heiden sind vor ihm nichts und wie ein Nichtiges und Eitles geachtet.

Nichts: Sie wiegen drei Lot weniger denn nichts und sind in Summe eben nichts vor ihm.

18. Wem wollt ihr denn Gott nachbilden oder was für ein Gleichnis wollt ihr ihm zurichten {Apg 19v29}?

Wem wollt: Was ist es denn für eine Torheit, dass man die Majestät Gottes mit einem Bilde entwerfen, schnitzen oder abmalen wolle und dass man den allmächtigen, ewigen Gott begehrt mit einem Bilde zu verehren, daran doch nichts Göttliches ist, ja es ist nicht allein geringer denn Gott, sondern es mag auch einem Menschen bei weitem nicht gleichen. (Und sündigen in diesem Stück nicht allein die abgöttischen Heiden, sondern auch die Katholiken, welche meinen, dass sie Gott dienen, wenn sie vor einem Bild niederfallen oder den Hut davor abziehen und die Knie dafür beugen. Denn sie Bedenken auch nicht bei sich selbst, dass die göttliche Majestät mit keinem Bild kann abgemalt und vorgebildet werden und dass man den in einem Bild nicht ehren könne, welchen alle Himmel nicht fassen mögen und dessen Thron oder Stuhl der Himmel ist und die Erde seiner Füße Schemel {Jes 66}.

19. Der Meister gießt wohl ein Bild und der Goldschmied übergoldet es und macht silberne Ketten daran {Jes 44v12 v13}.

Der: Der Prophet fährt noch weiter fort, von der Torheit und Bosheit der Abgöttischen zu predigen.

Ketten: Dass es mit denselben künstlich an die Wand geheftet werde, damit es nicht falle oder von seinem Ort verrückt werde.

20. Desgleichen wer eine arme Hebe vermag, der wählt ein Holz, das nicht fault und sucht einen klugen Meister dazu, der ein Bild fertige, das beständig sei.

Arme Hebe: Der nicht so viel zum Besten hat, dass er ein köstliches Bild könnte machen lassen, der spart zusammen und sucht desto genauer, bis er so viel erkargt, dass er zur Beförderung des Gottesdienstes ein gutes Holz zuwege bringen könne, welches lange wäre und einen Bestand habe, daraus lässt er danach ein Bild und Götzen machen. (Obwohl nun die Bilder in der Christenheit nicht allerdings verboten sind und man wohl Bilder haben mag, welche die einfältigen Leute geschehener Sachen erinnern, so sollen doch diejenigen von einer christlichen Obrigkeit hinweggetan und aus dem Wege geräumt werden, welche man anbetet.) * (Nach Luther) Das ist, ein Opfer zum Götzen, wie die Hebeopfer im Gesetz Mose will sagen, die Reichen machen goldene, die Armen hölzerne Götzen.

21. Wisst ihr nicht? Hört ihr nicht? Ist es euch nicht vormals verkündigt? Habt ihr es nicht verstanden von Anbeginn der Erde?

Wisst: Wollt ihr denn nicht einmal lernen erkennen, was für eine gräuliche Abgötterei mit der Verehrung der Bilder begangen wird?

Hört: Wollt ihr die heilsamen Vermahnungen und Warnungen nicht zu Ohren fassen, da man euch die gottlose Verehrung der Bilder untersagt und verboten hat?

Vormals: Da man euch Israeliten vor etlichen hundert Jahren hat heißen der Abgötterei müßig gehen?

Anbeginn: Hat nicht Gott von Anfang der Welt her unsere erste Eltern Adam und Eva zum Glauben an den zukünftigen Messias, des Weibes Samen und nicht auf den Gottesdienst der Bilder verwiesen? Warum lasst ihr denn die allerälteste Religion aus der acht und begehrt die Neuere anzunehmen, welche gottlos ist und auf der Bilder Verehrung beruht? (Denn die christliche und evangelische Religion ist die allerälteste und wahrhafteste. Und wenn die Leute mehrerenteils die alten Marksteine, welche von Gott durch die Propheten und Apostel gelegt wurden, mit solchem Fleiß suchten, als wie sie die Reichtümern ehren und zeitlichen Wollüsten nachstreben, so würden sie die Wahrheit leicht finden und unterscheiden können, welche die älteste und Gott gefällige Religion wäre.)

22. Er sitzt über dem Kreis der Erde; und die darauf wohnen, sind wie Heuschrecken. Der den Himmel ausdehnt wie ein dünnes Fell und breitet sie aus wie eine Hütte, da man innen wohnt {Ps 104v2}:

Sitzt: Und regiert in höchster Majestät, alles was im Himmel und auf Erden ist, nach seinem Wohlgefallen.

Heuschrecken: (Nach Luther) Welche leicht verjagt und verscheucht werden.

Sie: Nämlich die Himmel. Denn unter die vortrefflichen Werke und Geschöpfe Gottes, ist die Gestalt und das Ansehen des Himmels der schönsten eins, über dessen Größe und weiten Umkreis man sich richtig zu verwundern hat und gibt Zeugnis von der Majestät des Schöpfers.

23. der die Fürsten zunichtemacht und die Richter auf Erde eitel macht,

Zunichte: Dass er sie von der Erde vertilgt, damit ihr Gedächtnis untergehe, als ob sie nie gewesen wären.

Eitel: Wie eine öde und Wüste nichtig Ding, dass sie kein Ansehen, Würde noch Gewalt mehr haben, sondern in höchster Verachtung daniederliegen, als ein unerbauter wüster Ort.

24. als hätte ihr Stamm weder Pflanzen noch Samen noch Wurzel in der Erde, dass sie, wo ein Wind unter sie weht, verdorren und sie ein Windwirbel wie Stoppeln wegführt.

Ihr: Nämlich der Fürsten und Regenten oder Richter.

Wurzel: Daraus andere Bäume wiederum möchten hervorwachsen und fortgepflanzt werden, sondern es vertilgt sie Gott und rottet sie zugrunde aus, dass beides von ihnen und ihren Nachkommen nichts übrig bleibt. (Sollen deswegen Fürsten und Herren Gott fürchten und nicht stolz sein, damit sie nicht gestürzt und mit ihrem ganzen Geschlecht ausgerottet werden.)

Verdorren: Das ist, sobald der Wind des göttlichen Zorns sie anbläst, so verdorren sie, gleichwie die zarten Weinreben oder Blumen von einem rauen Winde verdorben werden und wenn der Sturmwind der göttlichen Ungnade sie anweht, so werden sie bald durch einen unzeitigen schnellen Tod hinweggerissen, wie die Stoppeln vom Winde. (Soll man deswegen vor den Tyrannen sich nicht ganz zu sehr fürchten, weil sie Gott in einem Augenblick stürzen kann.)

25. Wem wollt ihr denn mich nachbilden, dem ich gleich sei? Spricht der Heilige.

Heilige: Nämlich der Gott Israel. Denn weil ich der allergrößte und mächtigste bin, dazu einer unbegreiflichen Majestät und Weisheit, so seid ihr ja die größten Narren, dass ihr meine Majestät mit der Figur eines Götzen oder eines Metalls erschaffener Materie abbilden wollt und meint, ich werde dadurch geehrt, wenn ihr ein solches Bild anbetet. (Denn gleichwie man eines richtig lachte und ihn für nicht ganz klug achtete, der da wollte einen gewaltigen schönen Fürsten, der dazu ein herrliches Ansehen hätte, ehren und ließ ihm ein hässliches und ungestaltes Bild von faulem Holz machen, das durchaus kein Geschick eines geraden Leibes hätte, und tat ihm unflätige hässliche Kleider an, stellte sich aber danach vor dasselbe Bild, zöge den Hut vor ihm ab, beugte die Knie und erzeigte ihm andere mehr höfliche Gebärden. Ließ aber unterdes anstehen, was ihm der Fürst befohlen hatte und bildete sich danach nichtsdestoweniger ein, er hätte solcher Gestalt dem Fürsten eine große Ehre angetan: Also ist der auch gottlos, der darum ein Bild macht oder machen lässt, dass er meint, es werde Gott und seine Majestät damit angedeutet. Denn darum schmücken die Götzendiener ihre Bilder mit Silber und Gold. Und tun die noch viel närrischer und gottloser, welche solche Bilder verehren und danach sich selber überreden, solche Verehrung sei Gott dem Allerhöchsten lieb und angenehm, da er doch dergleichen nichts zu tun befohlen hat. Überdies werden von den Abgöttischen unterdes solche gottselige Sachen versäumt und aus der acht gelassen, welche Gott von ihnen fordert.)

26. Hebt eure Augen in die Höhe und seht! Wer hat solche Dinge geschaffen und führt ihr Heer bei der Zahl heraus? Der sie alle mit Namen ruft; sein Vermögen und starke Kraft ist so groß, dass nicht an einem fehlen kann.

Höhe: Gen Himmel und schaute das herrliche Gebäude desselben an, samt den hell leuchtenden Sternen.

Seht: Betrachtet es fleißig bei euch selbst.

Geschaffen: Ist es nicht unser allmächtiger Herr und Gott.

Ruft: Das ist, er weiß nicht allein den Namen aller Sterne, wie sie heißen, sondern richtet auch ihren Lauf und hat es bei heller Nacht ein Ansehen, als wenn er ein wohl ausgeputztes und zierliches Kriegsheer herausführte.

Fehlen: Das ist, er hat so große Gewalt, dass er nicht ein einziges Sternlein darf zurücklassen, welches er nicht zu seiner Zeit könnte hervorbringen. (Weil wir demnach sonst, da wir ein künstliches Werke sehen, uns über den Meister pflegen zu verwundern. Wie vielmehr sollen wir den Himmel und die Sterne also anschauen, dass wir daraus des Schöpfers Weisheit, Gewalt, Majestät und Güte erkennen und rühmen? Besonders, weil alles dem menschlichen Geschlecht zu Nutzen und Gutem von dem getreuen himmlischen Vater erschaffen ist.) Weil demnach (will der Prophet sagen) Die Majestät und Herrlichkeit Gottes so groß ist, so kann sie in keinem Bilde genügend vorgestellt noch eine so hohe Majestät in einem Bilde geehrt werden.

27. Warum sprichst du denn, Jakob und du, Israel, sagst: Mein Weg ist dem Herrn verborgen und mein Recht geht vor meinem Gott vorüber?

Warum: Nach dem der Prophet die Abgötterei verworfen, so schreitet er (seinem Brauch nach) zum Trost, damit das Volk Gottes nicht meinen möchte, wenn es in irgend eine große Gefahr geriete, dass es darum von Gott verworfen wäre und er keine Acht mehr auf sie hätte.

Sagst: Nämlich wenn dir etwas Widerwärtiges unter Augen geht, so lässt du dich vernehmen, als ob du kein Vertrauen mehr zu der Güte Gottes haben könntest.

Verborgen: Gott weiß nicht, wie mir es so übel geht.

Vorüber: Gott sorgt nicht mehr für mich, dass er mir recht schaffe wider meine Feinde. (Denn es machen sich auch die Frommen oft solche Gedanken, als ob sie von Gott nicht mehr geachtet würden, dennoch bleibt ein Fünklein des Glaubens in ihrem Herzen. Welches aus denen Wörtlein (mein Gott) zu lesen ist. Denn das Fleisch hat ein Misstrauen, aber der Geist verzagt nicht.)

28. Weißt du nicht? Hast du nicht gehört? Der Herr, der ewige Gott, der die Enden der Erde geschaffen hat, wird nicht müde noch matt; sein Verstand ist unausforschlich.

Weißt du nicht: Wie beständig Gott sei, sein Volk zu lieben und zu erhalten?

Ewige Gott: Dessen Güte und Gnade ewig währt.

Geschaffen: Er ist der Schöpfer der ganzen Welt und hat durch die Erschaffung der Welt nicht allein seine Majestät und Herrlichkeit, sondern auch seine unermessliche Güte und Barmherzigkeit erklärt.

Unausforschlich: Seine Weisheit ist unermesslich, dass er alles am besten weiß zu seines Namens Ehre und der seine Seligkeit zurichtet. (Darum kann er uns immer zu Hilfe kommen, wenn wir in Gefahr stecken. Es wird aber auch darum die Allmacht Gottes von den Propheten gerühmt, auf dass wir wissen, dass er uns in aller Widerwärtigkeit schützen und erhalten könne. Denn wenn er mit der Hilfe verzieht, geschieht es nicht darum, dass er nicht wolle oder könne helfen, sondern weil er nach seiner unaussprechlichen Weisheit versteht, dass die rechte Zeit noch nicht vorhanden ist.)

29. Er gibt dem Müden Kraft und Stärke genug dem Unvermögenden.

Kraft: Das ist, er wird nicht nur für sich selbst nicht müde, sondern es ist auch ein so mächtiger und gütiger Gott, dass er die Müden erquickt und ihnen neue Kräfte des Leibes und Gemütes mitteilt.

30. Die Knaben werden müde und matt und die Jünglinge fallen;

Knaben: (Nach Luther) Die junge Mannschaft, so sich auf die Stärke und Jugend verlassen.

Matt: Das ist, die menschlichen und natürlichen Kräfte sind leicht zu erschöpfen, auch bei denen, die Alters halben in ihrem besten Tun sind.

31. aber die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.

Neue Kraft: Als wenn ihnen immer jemand neue Waffen zutrüge oder wie ein Reiter, der zu etlichen Male frische Pferde nimmt, damit er desto geschwinder fortkommen könne.

Nicht müde: Das ist, Gott erneuert denen, die auf ihn hoffen, ihre abgefallenen Kräfte und gibt sie ihnen wieder, dass sie gleichsam verjüngt und von neuem geboren werden, dergestalt, dass, da sie zuvor dem Ansehen nach kaum kriechen konnten, jetzt schier fliegen und den Lauf ihres Berufes glücklich vollenden. (Erneuert aber den Frommen und Gottseligen ihre Kräfte also solange es zu seiner Ehre und ihrer Seligkeit nutzt, dass sie ihrem Beruf können gebührlich dienen, in Widerwärtigkeit beständig ausdauern und bis zu Ende ihres Lebens im wahren Glauben beharren. Welche göttliche Guttat man mit dankbarem Herzen erkennen soll.)


Das 41. Kapitel

  • Gott schilt die Heiden, dass sie die rechte Religion mutwillig nicht wissen wollen und verweist ihnen ihre närrische Abgötterei. v. 1.
  • Aber den rechten Gottesdienern verspricht er seine Gnade und Hilfe. v. 8.
  • Mit welchem Tun er, wie auch mit der Weissagung von zukünftigen Sachen, der Heiden nichtige Götzen übertreffe. v. 21.

1. Lass die Inseln vor mir schweigen und die Völker sich stärken! Lass sie herzutreten und nun reden; lasst uns miteinander rechten!

Nach Luther: Das ist, lass doch hören, was sie können.

Schweigen: Damit sie sich zuvor im Geheimen und in der Stille wohl bedenken, was sie mir zur Antwort geben wollen, wenn ich sie vor Gericht fordere und einen gerichtlichen Prozess wider sie anstellen werde. Denn es fordert Gott hier die gottlosen Heiden auf, dass sie sich mit ihm sollen ins Recht legen, so wolle er, wenn es vonnöten ist, sie ihrer Bosheit überzeugen, dass sie von der rechten Religion, wie sie dem Abraham geoffenbart ist, abgewichen sind und gottlose, dazu auch närrische und abergläubische Gottesdienste und Abgötterei erdacht haben. Welche Erinnerungen dem jüdischen Volk sehr wohl kommen, so unter den abgöttischen Heiden in Babel leben würden, damit sie nicht auch zu gleicher Abgötterei abfielen. Und hat der Prophet diese seine Predigten fleißig in Schriften verzeichnet, weil er wohl wusste, dass sie einmal von den Israelitern in Babel würden gelesen werden.

Stärken: Lass die Inseln all ihre Kunst und Kraft hervorsuchen, dass sie mit mir rechten.

Treten: Nämlich zu dem Richtstuhl und vor Gericht.

Reden: Was sie meinen, dass sie vorbringen können, ihre Abgötterei zu bemänteln und zu schmücken.

Rechten: Ich will meine Sache wider sie vor dem ordentlichen Gericht handhaben und erhalten und will sie, ihrer groben angemaßten Unwissenheit und gräulichen Bosheit überzeugen.

2. Wer hat den Gerechten vom Aufgang erweckt? Wer rief ihm, dass er ging? Wer gab die Heiden und Könige vor ihm, dass er ihrer mächtig wurde und gab sie seinem Schwert wie Staub und seinem Bogen wie zerstreute Stoppeln,

Gerechten: Nämlich dem Abraham. Als wollte Gott sagen, hab ich es nicht getan? Der ich ihm, da er noch im Lande Mesopotamien gegen Aufgang wohnte, erschienen und ihn mit meiner wahren Erkenntnis begabt habe, dass er durch den Glauben gerechtfertigt und ein Vater aller Gläubigen würde. * (Nach Luther) Das ist Abraham {1Mos 12v1 14v1 17v1}.

Rief ihm: Nämlich aus seinem Vaterland, da ich ihn hieß in ein Land ziehen, welches ich ihm zeigen würde und solches seinem Glauben und Gehorsam zu bewähren, ob er mir auch trauen wollte und mir zugefallen sein Vaterland verlassen, aus Hoffnung ein anderes Land zu besitzen, welches ich ihm zwar versprach, er aber zuvor nie gesehen hatte {Hebr 11}. Denselben habe ich, nachdem er in der wahren Religion von mir unterrichtet war, durch etliche Länder herumgeführt. Auf dass seine Religion auch anderen Völkern kundwürde, damit sie ebenso die Abgötterei verließen und den rechten Gottesdienst annähmen. Aber die selbigen Völker sind viel zu gottlos und unverständig dazu gewesen, als dass sie auf eine solche große wichtige und nötige Sache Achtung hätten.

Vor ihm: Als wollte er sagen: Habe ich nicht vier mächtige Könige in seine Hand gegeben? Da er sie mit einem geringen Kriegsvolk überfallen und die Feinde durch ein Wunderwerk überwunden und in die Flucht geschlagen hat, dass sie von seinen Waffen, wie der Staub und Stoppeln vom Winde Zerstreute wurden.

3. dass er ihnen nachjagte und zog durch mit Frieden und wurde des Weges noch nie müde?

Nie müde: Denn ich gab ihm Kraft und Stärke, dass er den Feinden nachjagen konnte, die er glücklich bestritten hat und seine Kriegsleute unbeschädigt mit einem großen Raub wieder mit sich gebracht, ist auch auf demselben Wege nicht ermüdet oder erlegen, obwohl er eine sehr weite Reise in kurzer Zeit verrichtete. Solche Taten des Abrahams sind nicht in geheim gehalten worden noch verborgen blieben, sondern allenthalben erschollen. Denn auch der König zu Sodom, welchen die oben gemeldeten vier Könige kurz zuvor in einer Schlacht darnieder gelegt hatte, ihm ehrenhalber mit einem ansehnlichen Gepränge entgegengehen, und wünschten ihm Glück zu seinem Sieg. Wie nicht weniger Melchisedek der König zu Salem (von dem man meint, dass es der Patriarch Sem gewesen) nicht allein den Abraham, sondern auch alle seine Kriegsleute zu Gast hatte, dazu (weil er auch ein Priester gewesen) ihn, den Abraham, im Namen des höchsten Gottes, Schöpfers Himmels und der Erde öffentlich gesegnet, also dass derselbe Sieg des Abrahams ein herrliches Ansehen bekommen, darüber jedermann sich verwundern musste.

4. Wer tut es und macht es und ruft alle Menschen nacheinander von Anfang her? Ich bin es, der Herr, beide der Erste und der Letzte.

Wer tut es: Hat Abraham solche großen Sachen durch seine Macht und Weisheit ausgerichtet? Oder hat er es vielmehr mit meiner Hilfe und Beistand getan?

Anfang her?: Das ist, wer ist der, der von Anfang der Welt her, ja ehe der Welt Grund gelegt wurde, beschlossen hat, dass er aus des Abrahams unfruchtbarer Ehe so viel Geschlecht der Menschen wollte hervorbringen, dass seine Nachkommen ebenso wenig zu zählen wären, als die Sterne am Himmel?

Herr: Der Gott und Schöpfer Himmels und der Erde, der ich solche wunderbaren Sachen verrichtet habe. Denn ich nicht allein vor allen anderen Kreaturen und von Ewigkeit her gewesen bin und lebe, sondern gebe auch allen Kreaturen den Anfang und bestimme ihnen das Ende, wenn mir es beliebt. Solche Sachen alle miteinander hättet ihr richtig betrachten und in Acht nehmen sollen, was ich damit meinte, das Abraham, der in der Fremde, als im Elend herumzog und eine andere Religion hatte, als alle andere Völker, dennoch unter denselben mancherlei und feindseligen Völkern sicher lebte, dazu mit einer geringen Anzahl Kriegsleute vier mächtige Könige überwunden und ihr Kriegsheer getrennt und zerstört hat. Welches alles genügend deutliche und klare Zeugnisse waren, dass er von Gott geliebt, regiert und geschützt würde: Wie auch des israelitischen Volkes, so vom Abraham hergekommen, wunderbare Fortpflanzung euch hätte lehren sollen und erinnern, dass dies Volk die rechte Lehre und Religion habe, so ihnen von Gott selbst gegeben wurde. (Denn obwohl die äußerliche zeitliche Wohlfahrt und ein glücklicher Zustand nicht immer Zeichen oder Zeugnis waren der göttlichen Gnaden und reiner Lehre, so ist dennoch dies ein unfehlbares Zeugnis, dass Gott sich seiner Kirche annehme und für sie sorge und dass man die Religion, so darin geübt wird, erkennen und für recht halten soll, weil dieselbe Kirche so wunderlich unter so viel Trübsal, Unruhe und Verfolgungen von Gott erhalten wird, dazu bleibt auch die rechte Religion in der Welt immer, da unterdes die Feinde der Kirche umgekommen und zugrunde gehen, also dass auch oftmals ihre Namen allerdings aus dem Gedächtnis der Menschen verlöschen.)

5. Da das die Inseln sahen, fürchteten sie sich und die Enden der Erde erschraken; sie nahten und kamen herzu.

Fürchteten: Das ist, obwohl die Heiden solches wussten und über des Abrahams Tun sich verwundern mussten, wie auch danach über der Israeliten glücklichen Fortgang von Herzen erschraken, so ließen sie doch darum von ihrer Abgötterei nicht ab, ja sie fuhren vielmehr desto halsstarriger in derselben fort, ob sie wohl merkten, dass Gott für die Israeliten stritte. (Denn obwohl die Heiden zur selben Zeit das Predigtamt des Wortes Gottes nicht hatten. So hat ihnen dennoch Gott so viel Anweisungen gegeben und sehen lassen, dass die Israeliten den wahren Gott ehrten, daher die halsstarrigen Heiden mit ihrer angemaßten Unwissenheit sich nicht zu entschuldigen hatten. Denn man weiß aus den Historien des Alten Testaments, dass etliche aus den Heiden durch die Betrachtung der wunderbaren Regierung und Erhaltung der israelitischen Kirche, die israelitische Religion angenommen haben. Aber der meiste Teil aus den Heiden ist in ihrer Abgötterei halsstarrig fortgefahren.)

Herzu: Das ist, sie machten einen Bund miteinander wider die rechte Religion und beratschlagten, wie sie ihre alte Abgötterei erhalten könnten.

6. Einer half dem anderen und sprach zu seinem Nächsten: Sei getrost!

Nach Luther: Es spottet aber der Prophet hiermit der Heiden, wie sie sich ängstigen, dass sie wider Gott und sein Wort ihr Tun verteidigen. Denn sie fürchten sich, dass sie unterliegen und verlieren müssten.

7. Der Zimmermann nahm den Goldschmied zu sich und machte mit dem Hammer das Blech glatt auf dem Amboss und sprach: Das wird fein stehen! Und heftete es mit Nägeln, dass es nicht sollte wackeln.

Zu sich: Das ist, die Abgöttischen ließen ihnen ihre nichtige Sache mit großem Ernst angelegen sein. Denn der Zimmermann oder Bildhauer schnitzten ein Bild von Holz und damit es um der schlechten Materie willen nicht in Verachtung geriete, so rief er den Goldschmied zu Hilfe, dass er dünnes silbernes oder goldenes Blech machte und das Bild damit überzöge und gleichsam bedeckte, damit es ein Ansehen hätte, als wäre es aus lauterem klaren Silber oder Gold gemacht: Wenn sie denn also die dünne und glitzernden Bleche darauf geklebt, so freuten sie sich, dass sie ein feines und hübsches Bild gemacht, welches man mit Verwunderung anschauen müsste. Damit aber der hölzerne Gott, so mit Silber oder Gold überzogen wurde, nicht leicht umfiele, so hefteten sie ihn mit Nägeln an die Wand oder auf den Boden. Ist es aber nicht ein ungereimtes Ding, dass man mit großer Mühe solche Götter macht, die selbst nicht stehen können, viel weniger anderen helfen mögen? (Es werden aber auch mit diesen Worten des Propheten diejenigen artig beschrieben, welche, wenn sie die Lehre des Evangeliums mit der Heiligen Schrift keines Irrtums überweisen können noch ihre eigenen Irrtümer und Abgötterei mit dem Wort Gottes schützen mögen, so gehen sie dennoch durch heimliche Bündnis auf Reichstagen und Konzilen damit um, dass sie ihre eingewurzelte Abgötterei steif behalten.)

8. Du aber, Israel, mein Knecht, Jakob, den ich erwählt habe, du Same Abrahams, meines Geliebten {Lk 1v54},

Du aber: Jetzt wirft und mengt der Prophet einen Trost mit unter für das Volk Gottes.

Samen Abrahams: Als wollte er sprechen: Ihr frommen Israeliten gebt euch zufrieden, denn weil ihr von den Patriarchen Abraham und Jakob herkommt, die mir besonders lieb gewesen, so liebe ich euch auch und sorge für euch und kann die nicht verlassen, welche sich mir ganz und gar ergeben. (Es sind aber heutigentags die rechten Israeliten und der wahrhaftige Samen Abrahams, nicht die verstockten Juden, welche allerdings aus der Art geschlagen, sondern die Christen, welche Abrahams und Israels Glauben folgen {Röm 4 Gal 6}.

9. der ich dich gestärkt habe von der Welt Ende her und dich berufen habe von ihren Gewaltigen und sprach zu dir: Du sollst mein Knecht sein, denn ich erwähle dich und verwerfe dich nicht,

Gestärkt: H.L. Erwischt, ergriffe, gefasst.

Ende her: Nämlich da du außerhalb dem Lande Kanaan im Königreich Ägypten dich aufhieltest, daraus ich dich erlöst habe.

Gewaltigen: Nämlich von den ägyptischen Tyrannen, welcher Joch ich von deinem Halse genommen und dich zur Freiheit berufen habe. (Nach Luther) Das ist, von dem Fürsten Ägyptens.

Mein Knecht: Dass du mir dienst und nicht den ägyptischen Tyrannen und sollst mich nicht als einen grausamen, sondern als einen gütigen und gnädigen Herrn finden.

Erwähle dich: Das ich den Reichtum meiner Barmherzigkeit und Güte an dir erzeige.

Dich nicht: Ich bin dir nicht feind, ob es gleich das Ansehen hat, als ob ich dich eine Zeit lang verlassen hätte. Denn ob du wohl mit deinen Sünden mich zum öfter schwer erzürnt und beleidigt hast. So sollst doch wissen, so oft du ernstliche Buße tust, dass ich dir wiederum versöhnt bin, und steht mein Bund wieder in seinen Kräften, den ich vor der Zeit mit dir gemacht habe.

10. fürchte dich nicht, ich bin mit dir; weiche nicht, denn ich bin dein Gott! Ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich erhalte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit.

Fürchte dich nicht: Ob dir gleich etwas Widerwärtiges zu Händen stößt.

Mit dir: Als der Herr Himmels und der Erde, mit unzähligen und mächtigen Engeln, die ich bei und um mich habe, dass ich dir helfe und dich aus allen Trübsalen errette, damit es alles dir zum Besten diene.

Dein Gott: Nämlich barmherzig und gnädig, der ich meine göttliche Güte in deiner Hilfe und Rettung erklären will.

Helfe: Ich will dir Kraft und Stärke geben, dass du unter dem Kreuz nicht verzagst.

Erhalte: Ich will dich nicht verlassen, dass du möchtest etwa umkommen, sondern will dich mit meiner unermesslichen Gewalt erhalten und als ein gerechter Gott dir Gerechtigkeit widerfahren lassen wider deine Feinde. (Mit diesen und dergleichen Verheißungen soll ein jeder frommer Christ, der durch den Glauben an Christus, ein Glied der Kirche Gottes ist, in Widerwärtigkeit und in Verfolgungen sich aufrichten und aufhalten. Denn obwohl Gott bisweilen mit der Hilfe verzieht oder nicht auf die Weise hilft, wie wir es gerne sehen, so hat er doch immer unser also acht, dass wir endlich erkennen und bekennen müssen, wie er es so väterlich mit uns gemeint habe.)

11. Siehe, sie sollen zu Spott und zuschanden werden, alle, die dir gram sind; sie sollen werden als nichts; und die Leute, so mit dir hadern, sollen umkommen,

Nichts: Denn sie sollen zugrunde vertilgt werden.

Hadern: Und der Wahrheit der göttlichen Lehre widersprechen.

Umkommen: (Denn es werden die Ketzer vertilgt und nehmen oft ein schändliches Ende.)

12. dass du nach ihnen fragen möchtest und wirst sie nicht finden. Die Leute, so mit dir zanken, sollen werden als nichts und die Leute, so wieder dich streiten, sollen ein Ende haben.

Nicht finden: Wenn du dich nach ihnen umsehen wirst, so wird sie der Teufel schon hinweggeführt haben. (Soll deswegen niemand sich unterstehen fromme Leute zu plagen oder unterzudrücken, er wolle denn selber zugrunde gehen.)

13. Denn ich bin der Herr, dein Gott, der deine rechte Hand stärkt und zu dir spricht: Fürchte dich nicht, ich helfe dir!

Dein Gott: Der ich dich mit väterlicher Sorge aufnehme.

Stärkt: Wenn sich es ansehen lässt, als ob du vor deinen Feinden fallen würdest.

Spricht: In seinem Wort und mit einem innerlichen Trost des Geistes. (Denn wenn die Kirche von der Feinde Anlauf, dem Ansehen nach, fallen will, so ergreift sie Gott gleichsam bei der Hand und erhält sie wunderlich.)

14. So fürchte dich nicht, du Würmlein Jakob, ihr armer Haufen Israel! Ich helfe dir, spricht der Herr und dein Erlöser, der Heilige in Israel.

Würmlein: Das ist, du Kirche Gottes sei zufrieden und Gutes Muts, ob du gleich in der Welt verachtet bist, geplagt und wie ein Würmlein mit Füßen getreten wirst.

Heilige: Der Sohn Gottes, an dem keine Sünde oder Unrecht zu finden. (Denn wenn Gott mit uns ist, dass er uns hilft, wer will wider uns sein {Röm 8}?

15. Siehe, ich habe dich zum scharfen neuen Dreschwagen gemacht, der Zacken hat, dass du sollst Berge zerdreschen und zermalmen und die Hügel wie Spreu machen.

Dreschwagen: Wie die Juden im jüdischen Land vorzeiten gebraucht, zu denen Früchten, die nicht leicht sonst aus den Ähren können gebracht werden.

Zermalmen: Dass sie zu Staub werden, so stark wirst du darauf schlagen und dreschen.

16. Du sollst sie zerstreuen, dass sie der Wind wegführe und der Wirbel verwebe. Du aber wirst fröhlich sein am Herrn und wirst dich rühmen des Heiligen in Israel.

Zerstreuen: Gleichwie die Bauersleute das Korn werfen und also von den Spreuern gegen den Wind absondern.

Verwebe: Nämlich die Spreuer, das man sie nirgends mehr sehen oder finden kann. Will so viel sagen: Du Kirche Gottes wirst die große und kleine Königreiche stürzen und deines Gefallens mit ihnen umgehen und werden die Gottlosen vor dir zerstreut werden, wie Spreuer, du aber wirst dich sehr freuen über die Hilfe Gottes und dieselbe rühmen, dass du so große Dinge dadurch verrichtet hast. (Diese Verheißungen sind nicht also zu verstehen, als ob die Kirche mit leiblichen Waffen alle ihre Feinde überwältigen werde. Denn das Reich Christi ist nicht von dieser Welt, sondern ist ein geistliches Reich, darum auch der Sieg geistlich sein muss. Es sind aber damals die Königreiche unter dem Gehorsam gebracht worden, da die Apostel das Evangelium gepredigt und viel stattliche Heiden dem Überwinder Christo unterworfen haben. Und geschieht solches noch heutigentags, wenn die Königreiche und Fürstentümer christlich reformiert werden, dass, nachdem die Abgötterei und Irrtümer ausgemustert sind, die rechte Religion die Oberhand behalte und im Schwange gehe. Von welchem geistlichen Sieg der Apostel Paulus also redet: (2. Kor. 10). Die Waffen unsere Ritterschaft sind nicht fleischlich, sondern mächtig vor Gott, zu zerstören die Befestigungen, damit wir zerstören die Anschläge und alle Höhen, die sich erhebt wider die Erkenntnis Gottes und nehmen gefangen alle Vernunft unter dem Gehorsam Christi und sind bereit zu rächen allen Ungehorsam, wenn euer Gehorsam erfüllt ist.)

17. Die Elenden und Armen suchen Wasser und ist nichts da; ihre Zunge verdorrt vor Durst. Aber ich, der Herr, will sie erhören; ich, der Gott Israels, will sie nicht verlassen,

Die Elenden: Das ist, die angefochtenen betrübten Gewissen, welche den Zorn Gottes empfinden und um ihrer Sünde willen in Ängsten sind, werden in der Pharisäer, Schriftgelehrten und Hohepriester Lehre Trost suchen, aber keinen darin finden können. Doch will ich, der Herr, mich über sie erbarmen, ihr Seufzen und Wehklagen erhören und sie in ihren Anfechtungen nicht verschmachten lassen. Denn ich will ihnen meinen eingeborenen Sohn schicken, der wird die Mühseligen und welche von der Sünden Last beschwert sind, mit den allerlieblichsten Predigten des Evangeliums wieder erquicken {Mt 11}. (Eben die selbige Wohltat empfinden die Zuhörer des Evangeliums heutigentags auch, sofern sie nur dem Evangelium glauben.)

18. sondern ich will Wasserflüsse auf den Höhen öffnen und Brunnen mitten auf den Feldern ich will die Wüste zu Wasserseen machen und das dürre Land zu Wasserquellen;

Öffnen: Das ist, ich will verschaffen, dass an hohen Orten, da sonst man sich keines Wassers versehen hätte, Flüsse hervorkommen und fließen sollen.

Wasserquellen: Das überall Wasser hervorspringe und die Menschen damit erquickt werden. (Denn die dem Evangelium glauben, werden mit dem Heiligen Geiste begabt, der die Herzen erquickt, wie frisches Wasser einen müden Menschen erlabt.)

19. ich will in der Wüste geben Zedern, Föhren, Myrten und Kiefern; ich will auf dem Gefilde geben Tannen, Buchen und Buchsbaum miteinander,

Wüste: Da zuvor vor großer Dürre kaum niedriges Gesträuch wachsen könne.

Gefilde: Auf einer dürren Heide, da zuvor nie kein Baum gestanden. Will so viel sagen: Ich will verschaffen, dass an dürren Orten, welche immer an der Sonnen Hitze liegen, viel und allerlei hohe Bäume wachsen, darunter die Leute, wenn sie matt und müde geworden sind, ruhen und sich von derselben lieblichen Geruch wiederum erquicken mögen. (Durch diese hohen und ästigen Bäume werden verstanden gottselige Obrigkeiten, unter derer Schutz die Kirche sich wieder erholt. Solche sind gewesen der große Kaiser Constantinus, Theodosius und andere mehr und sind es heutigentags in Deutschland fromme Fürsten, unter derer Schatten Gott seine Kirche vor der Hitze der Verfolgung bedeckt.)

20. auf dass man sehe, und erkenne und merke und verstehe zugleich, dass des Herrn Hand habe solches getan und der Heilige in Israel habe solches geschaffen.

Sehe: Das ist, (Die Kirche Gottes wird mit dankbarem Herzen erkennen und verstehen, dass sie den innerlichen Frieden des Gewissens und die äußerliche Ruhe habe und erlange, durch die wunderbare Kraft und Güte Gottes, dem sie auch darum dankt.)

Heilige: Der wahre Gott Israels, welcher alles zu seines Namens Ehre und zu seiner Kirche Wohlfahrt anordnet und solche Ding lange zuvor verkündigt, davon die erdichteten nichtigen Götzen der Heiden nichts wissen.

21. So lasst eure Sache herkommen, spricht der Herr; bringt her, worauf ihr steht, spricht der König in Jakob.

Lasst: Nämlich ihr Heiden, die ihr mit mir einen Rechtshandel angefangen habt.

Steht: Worauf und auf was Gründen eure Sache beruht.

König: Der ewige Sohn Gottes und Heiland des israelitischen Volkes, das ist, seiner Kirche: Handhabt (spricht er) eure Sache wider mich vor dem ordentlichen Gericht. Ich biete euch den Kampf an und sollt ihr nicht Ausflüchte suchen, im Prozess einen Aufschub begehren und auf die lange Bank schieben, wie die tun, so ihrer Sache nicht wohl trauen.

22. lasst sie herzutreten und uns verkündigen, was künftig ist! Verkündigt uns und weissagt etwas zuvor; lasst uns mit unserem Herzen darauf achten und merken, wie es später gehen soll; oder lasst uns doch hören, was zukünftig ist!

Verkündigen: Wenn sie Götter sind und ihre Wahrsager nicht Leutebetrüger, sondern rechte Propheten. (Denn von zukünftigen Dingen weissagen und mit allen notwendigen Umständen recht und wahrhaftig zuvor verkündigen, ist ein göttliches Werk. Und obwohl der Satan, als ein sehr listiger und verschlagener Geist, aus dem, was vorher gegangen, viele Dinge mutmaßen kann und bisweilen, was zukünftig ist, anzeigen, so weiß er doch alle Umstände nicht, wie ein Ding geschehen und wie es damit ergehen wird. Und sind der heidnischen Götter Aussprüche oft so zweifelhaft gewesen, dass man sie auf zweierlei, dazu widerwärtigen Verstand auslegen könne.

Merken: Das wir der Sachen fleißig nachdenken und sehen, ob eure Weissagungen mit der Wahrheit übereinstimmen.

23. Verkündigt uns, was später kommen wird, so wollen wir merken, dass ihr Götter seid. Trotz, tut Gutes oder Schaden, so wollen wir davon reden und miteinander schauen.

Reden: Das ist, wenn ihr Götter der Heiden einem Menschen eures Gefallens Gutes tun oder ihn beschädigen könnt, so wollen wir danach davon handeln und sehen, ob euch die Ehre der Gottheit könne zugelegt werden. (Denn die Teufel, welche der Heiden Götter sind {1Kor 10} und sonst große Gewalt haben, können einem Menschen weder Gutes tun noch Schaden zufügen, ohne allein so viel ihnen Gott zulässt, wie des Hiobs Historie bezeugt.)

24. Siehe, ihr seid aus nichts und euer Tun ist auch aus nichts und euch wählen ist ein Gräuel.

Ihr: Nämlich ihr Götter der Heiden oder ihr Teufel, seid keine Schöpfer, sondern nur ein Geschöpf, und zwar aus nichts erschaffen, so ist euer Wesen auch aus dem, das vor Erschaffung der Welt nichts war: Aber nach der Erschaffung seid ihr von Gott eurem Schöpfer abgefallen, zu eurem selbst ewigen Verderben, wie auch zu derer unwiederbringlichem Schaden, die euch folgen.

Gräuel: Das ist, der euch ehrt, ist ein Gräuel vor Gott. (Sind deswegen die abgöttischen Heiden von Gott verworfen, wo sie nicht Buße tun. Und die Schwarzkünstler, welche mit den Teufeln einen Bund machen und Guttaten von ihnen gewärtig sein oder auch mit ihrer Hilfe anderen zuschanden sich bemühen, die sind vor Gott ein Gräuel, verflucht und des höllischen Feuers eigen.) * (Nach Luther) Wer etwas von euch hält und euer Ding annimmt, der ist ein Gräuel.

25. Ich aber erwecke einen von Mitternacht und komme vom Aufgang der Sonne. Er wird ihnen meinen Namen predigen und wird über die Gewaltigen gehen wie über Leimen und wird den Kot treten wie ein Töpfer.

Ich aber: Von der Heiden nichtigen Göttern wendet der Prophet sich wiederum zu dem wahren Gott, unserem Herrn und Heiland Jesu Christo: Und will so viel sagen, Christus wird aus Nazareth seinem Vaterland kommen, darin er zwar nicht geboren, aber doch erzogen wurde. Welche Stadt von Jerusalem zu rechnen gegen Mitternacht und Morgen gelegen ist. Derselbe wird mit seiner Predigt die Hohepriester, Pharisäer und Schriftgelehrten in große Verachtung bringen, weil das Volk spüren und merken wird, dass er viel anders lehre und nicht so schläfrig, wie die Hohepriester, Pharisäer und Schriftgelehrten {Mt 7}. (Denn die rechte wahrhafte Lehre macht den falschen Propheten zuschanden.) * (Nach Luther) Gewaltigen heißt er hier Saganim, das sind die Obersten im geistlichen Stande, als die Hohepriester, Leviten, Bischöfe, Pfaffen.

26. Wer kann etwas verkündigen von Anfang? So wollen wir es vernehmen; oder weissagen zuvor? So wollen wir sagen: Du redest recht. Aber da ist kein Verkündiger, keiner, der etwas hören ließe, keiner, der von euch ein Wort hören möge.

Wer kann: Als wollte er sprechen, hat auch jemand aus den Göttern der Heiden vor vielen Jahren zuvor verkündigen können, was gewisslich geschehen werde, dass man daraus abnehmen mögen, er sei der rechte Gott und man ihm daher das Lob der Wahrheit und Gerechtigkeit zueignen könnte, dass er der wahrhaftige, gütige und gerechte Gott sei?

Ein Wort: Der jemals etwas Gewisses von euch gehört hätte, was in künftigen Zeiten merkliches geschehen werde.

27. Ich bin der Erste, der zu Zion sagt: Siehe, da ist es! Und ich gebe Jerusalem Prediger.

Da ist es: Welches zukünftig geschehen wird, dass ich einen Prediger senden will, nämlich Jesum Christus, meinen eingeborenen lieben Sohn. (Denn Christus ist der Ursache halben in die Welt gekommen, dass er uns die fröhliche Botschaft brächte von der Gnade des himmlischen Vaters gegen dem menschlichen Geschlecht {Jes 61}. Von solcher Sendung des Sohnes Gottes und seinem Amt auf Erde hat kein einziger Wahrsager der Heiden, jemals etwas zuvor verkündigen können. Denn die Weissagungen der Sybillen, so von Christo unter ihrem Rahmen herumgeschleift werden, sind richtig verdächtig und werden von hochgelehrten verständigen Leuten für falsche eingeschobene Schriften gehalten. Denn wenn solche Geheimnisse zur selben Zeit den Heiden wären kundgetan worden, so hätten sie eine größere und klarere Erkenntnis Christi, als die Apostel selber, welches ein ungereimtes Ding wäre.)

28. Dort aber schaue ich, aber da ist niemand; und sehe unter sie, aber da ist kein Ratgeber; ich frage sie, aber da antworten sie nichts.

Ist niemand: Der Heiden Wahrsager haben um solches Geheimnis nichts gewusst, wie auch ihre Götter nicht.

Ratgeber: Wie man, nämlich durch die Menschwerdung des Sohnes Gottes aus Glauben die Seligkeit erlangen müsse.

Sie nichts: Sie wissen nichts vorzubringen, das sich zur Sache reime. (Soll man deswegen die Heilige Schrift aller Heiden Bücher weit vorziehen, obwohl ihrer etliche die weltlichen Schriften höher halten als die Bibel.)

29. Siehe, es ist alles eitel Mühe und nichts mit ihrem Tun; ihre Götzen sind Wind und eitel.

Und nichts: Der Heiden Götzen können nichts ausrichten, sie sind alle miteinander nichts wert und werden sonst geehrt. Denn sie wissen von zukünftigen Sachen nichts Rechtes oder eigentliches vorzubringen noch den rechten Weg zur ewigen Seligkeit zu lehren, können auch niemand Gutes erzeigen oder Schaden tun. (Man muss sich aber nicht unrecht darüber verwundern, dass etliche Christen dennoch der Heiden Götzen Namen so lieb und wert halten, dass sie sich selber überreden, es gebe ihren Schriften eine besondere Zierde, wenn sie in ihrer Anrufung derselben Götter Namen benutzen. Denn dass sie sagen, sie verstehen unter denselben Rahmen den wahren Gott, ist ebenso viel, als wenn man die heilige Jungfrau Maria wollte Venus oder Flora heißen.)


Das 42. Kapitel

  • Ist erstlich eine Weissagung von den Guttaten des zukünftigen Messias. v. 1.
  • Darauf eine Danksagung folgt, besonders von wegen der Heiden Berufung zu der Gemeinschaft des Evangeliums. v. 10.
  • Danach wird den Feinden Christi der Tod gedroht, denen aber die sich weisen lassen, der Segen und Friede verheißen. v. 14.
  • Endlich geschieht von der Juden Blindheit und gerechten Verstoßung Meldung. v. 20.

1. Siehe, das ist mein Knecht, ich erhalte ihn; und mein Auserwählter, an welchem meine Seele Wohlgefallen hat. Ich habe ihm meinen Geist gegeben; er wird das Recht unter die Heiden bringen.

Siehe: Nach dem der Heiden Götzen für nichtig erkannt und verworfen wurden, so weist uns der Prophet abermals auf Christus, durch welchen wir die Seligkeit erlangen müssen. Denn wie die folgenden Worte von Christo zu verstehen sind, zeigt der Evangelist (Matthäus klar an, Kapitel 12).

Knecht: Jesus Christus, den sollt ihr ehren. (Er wird aber ein Knecht genannt (Ob er wohl sonst mit dem Vater gleich ewig und eines Wesens ist) weil er Knechtsgestalt an sich genommen {Phil 2} und seinem himmlischen Vater in Erlösung des menschlichen Geschlechts treulich gedient hat.)

Erhalte: Das ist, ich will in unter so viel Leiden, Trübsal und Feinde erhalten, dass er nicht allerdings umkomme, sondern gewaltig überwinde. (Denn Christus hat in seinem Leiden seinen himmlischen Vater angerufen um Rettung und ihm dafür gedankt, dass er nicht versank {Ps 16 18}. Nicht zwar dass er nach seiner Gottheit geringer sei als der Vater, sondern dass er im Stande seiner Erniedrigung und Demut seine göttliche Majestät heimlich gehalten und verborgen, auf dass er leiden und sterben könnte.)

Auserwählter: Nämlich Christus, den ich zum höchsten liebe und zum Erlöser des menschlichen Geschlechts bestimmt habe.

Wohlgefallen: Diese Stimme des Vaters von seinem Sohn hat man auch am Jordan gehört, da Christus getauft wurde {Mt 3} und danach wiederum, als Christus auf dem Berge im Beisein dreier seiner Jünger verklärt wurde {Mt 17}. (Es hat aber der himmlische Vater an seinen Sohn Jesu Christo ein solch großes Wohlgefallen, dass er um seinetwillen auch uns arme Sünder liebt, wenn wir an denselben seinen Sohn glauben {Eph 1}.

Gegeben: Das ist, ich habe über seine Menschheit aufs allerreichlichste alle Gaben des Heiligen Geistes ausgegossen. (Denn dem Herrn Christo ist der Heilige Geist nicht nach dem Maß gegeben {Joh 3} gleichwie anderen Frommen und gottseligen Menschen ein gewisses Maß der Gaben ausgeteilt wird, sondern er hat nach seiner Menschheit alle Gaben des Heiligen Geistes empfangen: Welches bezeugt der Heilige Geist sichtbarlicher Weise, bei der Taufe Christi, in Gestalt einer Taube über ihn herabgefahren {Mt 3}.

Recht: Das ist, gleichwie die weltlichen Regenten ihren Untertanen einen gerichtlichen Ausspruch widerfahren lassen, also wird auch er, Christus, sein Urteil aussprechen, welches doch ganz glimpflich und lieblich sein wird allen geängstigten Gewissen, nämlich die Lehre des Evangeliums (welche sowohl den Heiden als den Juden gehört) wird er hervorbringen. Welcher Inhalt ist, dass wer an ihn glaubt, nicht verloren werde, sondern das ewige Leben habe.

2. Er wird nicht schreien noch rufen und seine Stimme wird man nicht hören auf den Gassen.

Schreien: Er wird nicht ein Polterer oder Schnarcher sein, den man über eine Gasse möchte hören, wie etliche tyrannische Obrigkeiten bei den Untertanen nur mit großem Geschrei und Hader ihre Sachen ausrichten wollen, sondern er wird ganz sanftmütig sein. (Also sollen die Christen auch gesinnt sein {Kol 3}.

3. Das zerstoßene Rohr wird er nicht zerbrechen und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen. Er wird das Recht wahrhaftig halten lehren.

Zerstoßen: Das ist, er wird die armen elenden Leute, (besonders aber diejenigen, welcher Herz vom Gesetz zerschlagen und bedrückt werden und welche kaum noch ein Fünklein des Glaubens haben, dass sie der Verzweiflung ganz nahe sind) nicht vollends ins Verderben stürzen und zunichtemachen, sondern sanft mit ihnen umgehen und die zerschlagenen Herzen mit seinem Evangelium heilen {Jes 61}. Wird auch das Fünklein des Glaubens mit seinem Wort und Heiligem Geist aufblasen, dass endlich eine große Flamme, eines beständigen Vertrauens daraus werden. (Diesen Trost soll man denen vorhalten, die um ihrer Sünde willen und von wegen ihres schwachen Glaubens sich besorgen, dass sie möchten von Christo verstoßen werden.)

Recht: Nämlich die rechte Lehre wird er wiederum hervorbringen, welche von den Hohepriestern, Pharisäern und Schriftgelehrten verkehrt und verfälscht wurden. Denn durch das Recht versteht der Prophet die Lehre: Und handhabt ein Lehrer in der Kirche alsdann das Recht, wenn er lehrt, was wahr und recht ist.

4. Er wird nicht mürrisch noch gräulich sein, auf dass er auf Erde das Recht anrichte; und die Inseln werden auf sein Gesetz warten.

Mürrisch: Er wird die Leute nicht krumm ansehen noch wider jemand Wüterei treiben oder Gewalt üben, sondern sanftmütig, freundlich, holdselig und wohltätig sich erzeigen. (Deswegen sollen wir mit unserem Gebet vor ihn treten, so oft wir mit Widerwärtigkeit überfallen oder mit Anfechtungen bedrückt werden. Denn er spricht {Mt 11}: Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken.)

Gräulich: (Nach Luther) Er wird nicht hart oder sauer, sondern freundlich, gelinde und gütig sein.

Warten: Das ist, er wird den Menschen durch das Evangelium, welches er durch die ganze Welt, nicht allein unter den Juden, sondern auch unter den Heiden ausbreiten wird, aufs allergnädigste Rat schaffen. Denn durch die Inseln versteht der Prophet hier, wie an anderen Orten mehr die Heiden: Und nennt das Evangelium ein Gesetz, in Maßen er sonst auch im Brauch hat. (Es werden aber die Menschen ihn allewege als ihren gnädigen Helfer und Heiland spüren, wenn sie nur an ihn glauben, und wird solch seine Gnade immer wehren, bis an den Jüngsten Tag, da er endlich wiederkommen wird, zu richten die Lebendigen und die Toten.)

5. So spricht Gott, der Herr, der die Himmel schafft und ausbreitet, der die Erde macht und ihr Gewächs, der dem Volk, so darauf ist, den Odem gibt und den Geist denen, die darauf gehen:

Ausbreitet: Dass er sie, wie ein Fell, ausgespannt hat.

Gewächse: Dass er sie mit allerlei Gras, Kräutern, Bäumen und anderem Gesträuch ziert.

Odem gibt: Der allen Einwohnern der Erde das Leben und die Seele gibt. (Darum alle Menschen diesen Gott richtig ehren und fürchten sollen, als derer Leben und Heil in seiner Hand und Gewalt steht.)

6. Ich, der Herr, habe dich gerufen mit Gerechtigkeit und habe dich bei deiner Hand gefasst und habe dich behütet und habe dich zum Bund unter das Volk gegeben, zum Licht der Heiden,

Herr: Schöpfer und Erhalter Himmels und der Erde.

Gerechtigkeit: Will so viel sagen. (Ich (spricht der himmlische Vater zu seinem Sohn Jesus Christus) Sende dich in die Welt, dass die Menschen durch dein Verdienst die wahre Gerechtigkeit vor Gott erlangen. Das ist, dass sie durch den Glauben an dich für gerecht gehalten werden {Röm 3}.

Gefasst: Ich will für dich sorgen, dich behüten und erhalten, bis du die geistlichen Feinde des menschlichen Geschlechts überwindest. Für solche Erhaltung hat der Sohn Gottes gebeten kurz zuvor, ehe er an sein Leiden gegangen ist {Joh 12}, da er sagt, Vater hilf mir aus dieser Stunde.

Bund: Das ist, durch dich will ich einen Bund und Frieden mit den Menschen aufrichten, dass sie mit mir versöhnt, das ewige Leben zu erlangen. (Denn wenn wir durch den Glauben gerechtfertigt sind, so haben wir Friede mit Gott {Röm 5}. Ja der himmlische Vater verbindet sich mit uns um Christi willen in der Taufe, dass er uns die Sünde verzeihen wolle und väterliche Sorge für uns trage. Wir aber sind ihm wieder gebunden zum Gehorsam gegen seine Gebote. Solches Neuen Testaments und Bundes Urheber und Anfänger ist Christus.)

7. dass du sollst öffnen die Augen der Blinden und die Gefangenen aus dem Gefängnis führen und die da sitzen in Finsternis, aus dem Kerker.

Öffnen: Das ist, ich (Gott der himmlische Vater) schicke dich, meinen Sohn, in die Welt, dass du mit deinem Evangelium nicht allein die Juden, sondern auch die Heiden erleuchtest, auf dass sie mit ihren von dir geöffneten Augen des Herzen Gott erkennen und den Weg sehen, dadurch man zu der wahren und ewigen Seligkeit kommen muss. Du wirst die durch die Kraft deines Verdienstes erlösen, welche unter der Sünde, Tod und Tyrannei des Teufels sonst in einer ewigen und jämmerlichen Dienstbarkeit müssten stecken bleiben. (Für welche große Wohltat Christi wir ihm danke sollen und weil wir in die Freiheit gesetzt sind, sollen wir nicht uns selber mutwillig wiederum in des Teufels Dienstbarkeit stürzen.)

8. Ich, der Herr, das ist mein Name und will meine Ehre keinem anderen geben noch meinen Ruhm den Götzen {2Mos 6v3 Ps 83v19}.

Name: Damit ich von allen anderen Kreaturen und erdichteten falschen Göttern unterschieden werde. Ich bin der wahre Gott, der ich dies durch dich, meinen eingeborenen Sohn, der du mit mir gleich ewig und eines Wesens bist, ausrichte.

Keinem anderen: Denn dass ich das menschliche Geschlecht erhalte und selig mache, steht allein bei mir und hat man es mir zu danken. (Darum sollen wir Gott dem Vater, der seinen Sohn in die Welt gesandt hat, samt dem Sohn, unserem Erlöser und dem Heiligen Geiste, der zu unserer Seligkeit mitwirkt, als dem einzigen wahren Gott, in drei Personen, die Ehre und das Lob unserer Erlösung aus der ewigen Verdammnis allein zumessen. Denn obwohl nur der Sohn Mensch geworden, so sind doch auch der Vater und der Heilige Geist unserer Seligkeit eine Ursache. Aus welchem gut zu lesen ist, dass man keinem Heiligen solches zumessen soll, als ob wir durch dasselbe Verdienst die Seligkeit erlangen könnten. Denn das hieße, die Ehre und das Lob, so allein Gott dem Vater, Sohn und Heiligem Geist gebührt, den Kreaturen zueignen und aus den Heiligen Abgötter machen.)

9. Siehe, was kommen soll, verkündige ich zuvor und verkündige Neues; ehe denn es aufgeht, lasse ich es euch hören.

Zuvor: Wie denn bisher der Ausgang es bezeugt hat, dass meine Weissagung nie gefehlt, so habe ich auch mein Volk nie angeführt oder betrogen mit ungewissen und zweifelhaften Wahrsagungen.

Neues: Nämlich von meinem Sohn, dass er Mensch geworden und das menschliche Geschlecht erlösen soll. Welches auch nicht falsch, sondern gewisslich geschehen soll. (Es wird aber das Evangelium eine neue Lehre geheißen, gegen dem Alten Testament zu rechnen, welches durch das Neue Testament abgetan werde, obwohl das Evangelium an ihm selbst auch alt genug ist und im Paradies, doch etwas dunkel, gepredigt wurde.)

10. Singt dem Herrn ein neues Lied! Sein Ruhm ist an der Welt Ende; die im Meer fahren und was darin ist, die Inseln und die darin wohnen!

Singt: Weil der Prophet die Größe der göttlichen Guttaten bei sich selbst betrachtet und sich zu Gemüte führt, fängt er ein Danklied an und ermahnt, dass alle Menschen Gott den Herrn für solche große Guttaten rühmen sollen.

Herrn: Gott dem Vater, Sohn und Heiligem Geiste.

Neues Lied: Darin ihr die neuen Guttaten Gottes, des Neuen Testaments, mit neuem Lob preist.

Welt Ende: Das ist, die weitab gelegensten Völker werden seine große Gnade und Güte rühmen.

Wohnen: Sollen, nämlich ihren Erlöser Christus loben. (Und gibt der Prophet hiermit zu verstehen, dass auch die Heiden, so hin und wieder in den Inseln ihre Wohnungen haben, Christus erkennen und ihn preisen werden.)

11. Ruft laut, ihr Wüsten und die Städte darin samt den Dörfern, da Kedar wohnt. Es jauchzen, die in Felsen wohnen und rufen von den Höhen der Berge.

Kedar: Das sind die Araber, welche vom Kedar des Ismaels Sohn ihre Herkunft hatten. Sind raue und wilde Leute gewesen, die weder Kunst noch Geschick wussten, ja vielmehr grausam und räuberisch sich verhalten, dieselben, will der Prophet sagen, sollen Christus auch erkennen und ihn loben.

Jauchzten: Dass sie frohlocken über ihren Heiland Christus. (Diese Ermahnung gibt so viel zu verstehen, dass aus allen, ja auch den allergrausamsten Heiden und wilden Völkern etliche durch die Predigt des Evangeliums zu Christo sollen bekehrt und selig wird. Denn man soll kein Volk von der Seligkeit ausschließen, es sei gleich so wild und ungeheuer als es immer wolle, wenn es nur das Evangelium von Christo annimmt.)

12. lasst sie dem Herrn die Ehre geben und seinen Ruhm in den Inseln verkündigen!

13. Der Herr wird ausziehen wie ein Riese; er wird den Eifer aufwecken wie ein Kriegsmann; er wird jauchzen und tönen; er wird seinen Feinden obliegen.

Ausziehen: Dass er seinen Feinden eine Schlacht liefere. (Es weissagt aber der Prophet noch von Christo und versteht den geistlichen Streit, da Christus mit der Predigt des Evangeliums und nicht mit äußerlichen Waffen, die ganze Welt durchstreift, wider aller Tyrannen Willen hindurch bricht und alle Hindernisse aus dem Wege räumt, dadurch der Lauf des Evangeliums möchte aufgehalten werden.)

Aufwecken: Er wird sich selber aufmuntern und mit einem Eifer entzündet werden, damit er an seinen Feinden ernstliche Rache übe.

Jauchzten: Gleichwie die beherzten Kriegsleute, so mit einem tapferen Heldenmut die Schlacht antreten.

Obliegen: Er wird die Oberhand behalten und einen herrlichen Sieg davon bringen.

14. Ich schweige wohl eine Zeit lang und bin still und enthalte mich. Nun aber will ich, wie eine Gebärerin, schreien; ich will sie verwüsten und alle verschlingen.

Schweige: Nämlich ich der Sohn Gottes, sehe wohl eine Weile durch die Finger, zu der Unbilligkeit und Schmach, die meinen Aposteln und Bekennern meines Wortes angelegt wird.

Verschlingen: Nämlich die Tyrannen, welche die Predigt meines Evangeliums mit Feuer und Schwert hindern und verfolgen. (Mit diesen Worten wird angedeutet, dass man wieder die Obrigkeit nicht soll zur Wehr greifen, unter dem Schein, dass man das Evangelium dergestalt fortpflanzen wolle: Sondern dass Christus der Allmächtige Sohn Gottes und des Menschen, der da sitzt zur Rechten des Vaters, der Verfolgung des Evangeliums zwar eine Zeit lang zusehe, aber endlich wohl Wege zu finden wisse, die Tyrannen zu vertilgen und der Kirche Ruhe zu verschaffen, damit das Evangelium ohne Hindernisse gepredigt werde. Wie dergleichen Beispiel wir auch zu unseren Zeiten erfahren haben.)

15. Ich will Berge und Hügel verwüsten und all ihr Gras verdorren; und will die Wasserströme zu Inseln machen und die Seen austrocknen.

Ich will: Der Sohn Gottes fährt noch weiter fort, den Tyrannen und anderen verstockten Leuten zu drohen, die sich dem Evangelium mutwillig widersetzen.

Verwüsten: Das ist, ich will die allermächtigsten Königreiche in der Welt zunichtemachen und zerstören und die Heuchler umbringen, welche von wegen ihrer eigenen vermeinten Heiligkeit und Weisheit aufgeblasen sind.

Verdorren: Es soll ihnen all ihr Schmuck und großes Ansehen genommen werden, dass sie gleichwie ein dürres Gras oder Kraut verderben.

Austrocknen: Das ist, aus den gewaltigsten Königreichen, will ich ein wüstes Land machen und durch die Hitze und Brunst der Trübsal und von wegen Mangel des Trostes vergehen lassen, alle die, welche mein Evangelium verachten, lästern und verfolgen. (Denn welche das Evangelium Christi Mutwillens von sich stoßen, die müssen endlich in ihren Sünden verzweifeln, wo sie nicht Buße tun.)

16. Aber die Blinden will ich auf dem Wege leiten, den sie nicht wissen; ich will sie führen auf den Steigen, die sie nicht kennen; ich will die Finsternis vor ihnen her zum Licht machen und das Bergige zur Ebene. Solches will ich ihnen tun und sie nicht verlassen.

Aber: Jetzt verheißt Christus im Gegenteil allen denen seine Gnade, die dem Evangelium nicht widerstreben, sondern sich damit unterrichten lassen.

Leiten: Das ist, Christus erleuchtet mit der Predigt des Evangeliums die Blinden, dass sie den Weg finden, welcher gerade zum Himmel führt. Und zeigt ihnen den Steig oder Fußpfad, darauf sie wandeln und Gott recht ehren: Er vertreibt auch die Finsternis der Unwissenheit und die Irrtümer und richtet alles also zu ihrer Seligkeit, dass auch der finstere und krumme Weg, darauf viel Hindernis ist, (nämlich da sie durch mancherlei Trübsal und durch den Tod selbst wandeln) Licht und richtig sei und gerade zum ewigen Leben führe.

Nicht verlassen: Denn Christus will nicht allein zu Anfang die höchsten Guttaten uns mitteilen, sondern das gute Werk, so er in uns angefangen hat, auch vollführen und das Auskommen geben, dass wir bis ans Ende beharren können. (Für welche seine große Güte und Gnade sollen wir uns mit Mund, Herzen und in der Tat dankbar erzeigen.)

17. Aber die sich auf Götzen verlassen und sprechen zum gegossenen Bilde: Ihr seid unsere Götter! Die sollen zurückkehren und zuschanden werden.

Verlassen: Und solche große Guttat Christi nicht annehmen, sondern das Evangelium verachten und in ihrer eingewurzelten Bosheit beharren, denen kann es zuletzt nicht wohl gehen. (Denn obgleich das Licht des Evangeliums aufs hellste leuchtet, so verteidigen dennoch ihrer viele die alte Abgötterei halsstarrig. Wie die Katholiken heutigentags auch tun, aber sie werden endlich mit Spott und Schanden bestehen.)

18. hört, ihr Tauben und schaut her, ihr Blinden, dass ihr seht!

Hört: Weil Gott der Herr zuvor sah, dass nicht allein etliche Heiden in ihrer Abgötterei beharren und dieselbe handhaben würden, sondern auch die Juden, dazu die Vornehmsten darunter, als die Hohepriester, Pharisäer und Schriftgelehrten dem Evangelium Christi sich würden widersetzen. So schilt er sie jetzt heftig und hält ihnen ihre Blindheit und verkehrtes Wesen zu betrachten vor.

Tauben: Nämlich ihr Juden, so ihr anders Ohren habt zu hören.

Seht: Da ihr anders Augen habt zu sehen, so merkt doch endlich einmal, was für verkehrte Lehrer ihr habt. Denn ein Blinder führt den anderen. Die Pharisäer sind blind, welche sich für eure Lehrer ausgeben und ihr seid auch blind, dass ihr ihnen folgt {Mt 15}.

19. Wer ist so blind als mein Knecht und wer ist so taub wie mein Bote, den ich sende? Wer ist so blind als der Vollkommene und so blind als der Knecht des Herrn?

So blind: Dass er den Weg der Seligkeit nicht sehen kann.

Taub: Dass er die Wahrheit weder hören noch leiden will.

Bote: Damit versteht er besonders (wie auch durch das Wörtlein, Knecht) Die Hohepriester, Schriftgelehrten und Pharisäer, denen das Amt zu lehren auferlegt und befohlen war, und sollten getreue Diener und Boten Gottes sein, die er ausgesandt, dass sie das Volk lehren und unterrichten sollten, siehe, so herrschen sie über das Volk Gottes: Und da sie sollten anderen den Weg zum ewigen Leben zeigen, so wissen sie ihn selber nicht, führt also ein Blinder den anderen, bis sie beide in die Grube fallen {Mt 15}. (Wir sollen Gott bitten, dass er uns vor solche Lehrer behüten wolle und sollen uns vorsehen, dass wir nicht durch Undankbarkeit gegen dem Worte Gottes dergleichen Übel uns auf den Hals laden, dass wenn wir die Wahrheit verachtet haben, der Lüge glauben, wie Paulus der Apostel denen droht, so die Liebe zur Wahrheit nicht haben {2Thes 2}. (Nach Luther) Das sind die Hohepriester und die das Amt haben im Volk, so andere sollten lehren. Aber sie sind die Blindesten, wie im Evangelium Christus bezeugt vom Salz, das dumm ist {Mt 5v13} und die Gelehrten die Verkehrten.

20. man predigt wohl viel, aber sie halten es nicht; man sagt ihnen genug, aber sie wollen es nicht hören.

Nicht hören: Das ist, obwohl ihnen Gott Ohren gegeben hat, so sind sie doch so taub zu den heilsamen Vermahnungen und die Lehre des heiligen Evangelium zu hören, als ob sie gar keine Ohren hätten. (Eben also geht es den Katholiken heutigentags auch, dass sie zu der allereinfältigsten und deutlichsten Lehre des Evangeliums, so blind und taub sind, als wenn sie weder Augen noch Ohren hätten.)

21. Der Herr wollte wohl um seiner Gerechtigkeit willen, dass er das Gesetz herrlich und groß mache.

Groß mache: Das ist, Gott will, dass die Lehre des Evangeliums ihnen Hölle und lauter gepredigt und also weiter auskommen und groß geachtet werde, auf dass die Gläubigen durch den Glauben gerecht und selig werden. Denn durch das Wörtlein Gesetz wird hier im Allgemeinen die ganze göttliche Lehre verstanden.

22. Es ist ein beraubt und geplündert Volk; sie sind allzumal verstrickt in Höhlen und versteckt in den Kerkern; sie sind zum Raub worden und ist kein Erretter da, geplündert und ist niemand, der da sage: Gib sie wieder her!

Volk: Denn die Pharisäer und Schriftgelehrten sind reißende Wölfe, welche die Herde des Herrn zerreißen und die elenden Leute mit ihren Menschensatzungen gefangen halten, dass sie sich aus ihren Stricken, Tyrannei und Peinigung der Gewissen nicht können herauswickeln. (Und sollen wir mit denen ein herzliches Mitleiden haben, welche in Irrtum sich verwickelt und gleichsam gefangen gehalten werden. Sollen auch Gott bitten, dass er nach seiner großen Güte über die elenden Leute sich erbarme.)

23. Wer ist unter euch, der solches zu Ohren nehme, der aufmerke und höre, das später kommt?

Wer ist: Als wollte er sagen: Bei solcher Blindheit und elendem Zustand des jüdischen Volkes, wird sich auch noch so eine große Sicherheit und Unempfindlichkeit zeigen, dass sie ihr eigenes Unglück nicht werden spüren oder merken, auch nicht Bedenken, was es endlich möchte für einen Ausgang nehmen. (Es steht aber damals am allerübelsten, wenn die Leute vor Wahnsinnigkeit und Unbesonnenheit ihr Elend nicht erkennen, denn dergestalt achten sie sich auch keine Arznei oder Hilfe.)

24. Wer hat Jakob übergeben zu plündern und Israel den Räubern? Hat es nicht der Herr getan, an dem wir gesündigt haben? Und sie wollten auf seinen Wegen nicht wandeln und gehorchten seinem Gesetz nicht.

Wer: Jetzt weissagt der Prophet auch von dem zeitlichen Unfall, der über das Volk Israel ergehen soll.

Jakob: Nämlich desselben Patriarchen Nachkömmlinge.

Gesetz nicht: Das ist, sie, die Juden, wollen der Lehre des Evangeliums nicht glauben noch dem Worte des Herrn folgen, darum wird sie Gott den Tyrannen zu plagen übergeben. (Denn als dann sind keine Kräfte mehr vorhanden zum Widerstand wider die Feinde, wenn Gott über unsere großen Sünden und gottloses Wesen heftig zürnt.)

25. Darum hat er über sie ausgeschüttet den Grimm seines Zorns und eine Kriegsmacht und hat sie umher angezündet, aber sie merken es nicht; und hat sie angesteckt, aber sie nehmen es nicht zu Herzen.

Kriegsmacht: Die er über sie hat kommen lassen.

Angezündet: Das ist, er hat alles überall jämmerlich verwüsten lassen.

Merken es nicht: Für Wahnsinnigkeit des Herzens, wissen sie (die Juden) nicht, was die Ursache solches Unfalls sei.

Zu Herzen: Sie denken nicht daran, warum sie doch so hart von Gott gestraft werden. (Und hat man sich noch heutzutage über der Juden unsinnige und verstockte Bosheit wohl zu verwundern, dass, da sie jetzt über die fünfzehnhundert Jahre im Elend herum ziehen, dennoch ihr großes Unglück nicht erkennen noch die Ursache ihres Elends betrachten, dass sie, nämlich den Sohn Gottes gekreuzigt und das Evangelium von sich gestoßen haben. Darum tun sie auch nicht Buße, sondern werden ewig verloren. Wir aber, wenn wir von Gott gezüchtigt werden, sollen unsere Sünden erkennen, damit wir Gott erzürnt haben und um Verzeihung bitten, auf dass wir durch Christus die ewige Seligkeit erlangen.)


Das 43. Kapitel

  • Ist ein Trost der Kirche, besonders im Neue Testament, welche der Messias mit seinen Guttaten verheißen wird. v. 1.
  • Gott beweist aus der Verkündigung zukünftiger Sachen, dass er der wahre Gott sei, und beruft sich auf das Zeugnis der Kirche. v. 10.
  • Danach wird geweissagt von der Erlösung der Juden aus dem babylonischen Gefängnis und von Ausbreitung der Kirche. v. 14.
  • Und wird erwiesen, dass die Seligkeit der Kirche aus lauter Gnaden widerfahre und nicht aus ihrem eigenem oder ihrer Vorfahren Verdienst. v. 25.

1. Und nun spricht der Herr, der dich geschaffen hat, Jakob und dich gemacht hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!

Und nun: Weil der Prophet im vorhergehenden Kapitel von der Blendung und Verstoßung des jüdischen Volkes geweissagt hatte, so setzt er jetzt einen Trost hinzu, für die Kirche Gottes, damit dieselbe nicht meinen möchte, sie würde auch zugleich mit verstoßen werden. (Und gehören diese hier gesetzten liebreichen Tröstungen uns Christen zu. Denn wir sind die rechten Israeliten, die an Christus glauben, wie Paulus bezeugt {Gal 6}. Darum sollen wir auch daher einen Trost schöpfen, dass wir von Gott erschaffen sind und im Mutterleibe formiert worden. Denn es hat uns Gott nicht der Ursache halben zu vernünftigen Kreaturen gemacht, dass wir sollten verloren sein, sondern dass wir selig werden.)

Bist mein: Das ist, ich habe dich aus vielen und großen Nöten erlöst und bin dir mit einer besonderen väterlichen Zuneigung gewogen, trage auch Sorge für dich. In der Summe, du bist ganz und gar mein eigen und hab dich zum Erben des ewigen Lebens angenommen. Darum sollst du dich auch weiter alles Gutes zu mir versehen. (Und sollen die vorhergegangenen Erlösungen uns beherzt und einen Mut machen, dass wir auch zukünftig gute Hoffnung haben. So ist die leibliche Erlösung aus Ägypten, darauf der Prophet hier deutet, eine Figur und Vorbild gewesen der wahren Erlösung, da uns der Sohn Gottes mit seinem Tode am Kreuz von des Teufels Tyrannei erlöst hat. Darum wir leben oder sterben, so sind wir des Herrn {Röm 14}.

2. Denn so du durch Wasser gehst, will ich bei dir sein, dass dich die Ströme nicht sollen ersäufen und so du ins Feuer gehst, sollst du nicht brennen und die Flamme soll dich nicht anzünden.

Denn so: Das ist, ich will dich in aller Gefahr erhalten, dass du nicht umkommst, und will dir als ein Beschützer und Helfer beistehen. (Und obwohl Gott uns nicht immer zeitlich erlöst, so erhält er uns doch also dass wir auch mitten im Tode nicht verderben: Weil denen, die Gott lieben, alles zum Besten dienen muss {Röm 8}. Auch sollen wir alle Vertröstungen, so in der Kirche geschehen, auf uns insbesondere ziehen. Denn gleichwie Gott die ganze Kirche nicht verlässt, also lässt er auch kein Glied derselben aus der acht.)

3. Denn ich bin der Herr, dein Gott, der Heilige in Israel, dein Heiland. Ich habe Ägypten, Mohren und Seba an deiner statt zur Versöhnung gegeben.

Heilige: An dem nie nichts Böses oder unrecht befunden wurde.

Heiland: Oder Helfer. Der dein Heil und Seligkeit befördert. (Denn Gottes Macht und Herrlichkeit erzeigt sich zu unserer Seligkeit und nicht zu unserem Verderben.)
* (Nach Luther) Seba ist eine Hauptstadt in Mohrenland.

Zur Versöhnung: Das ist, ich habe um deinetwillen, die Ägypter, Mohren und die zu Seba geplagt und gestraft. Und ist die Geschichte von den Ägyptern, wie sie im Roten Meer ersoffen, ganz wohl bekannt. welchergestalt aber die Mohren, darunter die zu Seba auch begriffen werden, durch den König Assa darnieder gelegt wurden, wird (2. Chron. 14) beschrieben. (Denn welche die Kirche betrüben, die geraten in großes Unglück und endlich ganz ins Verderben.)

4. Weil du so wert bist vor meinen Augen geachtet, musst du auch herrlich sein und ich habe dich lieb; darum gebe ich Menschen an deiner statt und Völker für deine Seele.

Wert bist: Denn die Kirche Gottes ist vor dem Angesicht Gottes lieb und wert gehalten und achtet sie Gott der Herr so hoch, dass er um ihretwillen und sie zu erhalten, die Tyrannen und Verfolger umbringt, bisweilen auch ganze Länder heftig plagt. (Darum sollen wir nicht verzagen, wenn wir gleich in dieser Welt in großer Verachtung leben.) * (Nach Luther) Das ist, ich lasse andere Länder zerstören durch den König zu Assur, auf dass du erhalten wirst.

5. So fürchte dich nun nicht, denn ich bin bei dir. Ich will vom Morgen deinen Samen bringen und will dich vom Abend sammeln {Jer 30v10 46v27};

Nicht: Du meine liebe Kirche sollst nicht erschrecken, ob sich gleich viel und große Gefahr hin und wieder sehen lässt.

Bei dir: In der Not, dass ich dich herausreiße und errette.

Samen: Nämlich deine geistlichen Kinder, die mit wahrem Glauben mich werden lernen erkennen, die will ich aus allen vier Orten der Welt zusammen bringen.

6. und will sagen gegen Mitternacht: Gib her! Und gegen Mittag: Wehre nicht! Bringe meine Söhne von ferne her und meine Töchter von der Welt Ende,

Gib her: Meine Kinder, die du bisher gefangen gehalten hast.

Wehre nicht: Wieder zu kommen, welche im Elend gewesen.

Welt Ende: Dahin mein Volk verstreut ist. (Ob nun wohl dies, wenn man es oben hin ansieht, scheint, als ob es der Prophet redete von der Wiederkunft des jüdischen Volkes aus der Babylonischen Gefangenschaft, so weissagt er doch in der Wahrheit von der Versammlung der Kirche aus allen Völkern in der ganzen Welt, welches geschehen ist durch die Predigt des Evangeliums, die Christus angefangen und nach ihm den Aposteln befohlen hat. Von welcher Versammlung der Kirche der Evangelist Johannes spricht, Kapitel 11. Christus soll sterben für das (jüdische) Volk und nicht allein für das Volk, sondern dass er die Kinder Gottes, welche verstreut waren, zusammenbrächte: Das ist, dass er die Auserwählten durch das Evangelium aus Juden und Heiden in eine Kirche versammelte. Und Christus spricht {Mt 8}: Ich sage euch, dass viel vom Morgen und Abend kommen werden und mit Abraham, Isaac und Jakob im Himmelreich zu Tische sitzen.)

7. alle, die mit meinem Namen genannt sind, nämlich die ich geschaffen habe zu meiner Herrlichkeit und sie zubereitet und gemacht.

Genannt sind: Dass sie wahrhaftig und recht von mir, ihrem Heiland Christo, Christen können genannt werden, sie sind gleich von Juden oder Heiden hergekommen, die hab ich zum ewigen Leben erschaffen, dass ich an ihnen den Reichtum meiner Gnade und Barmherzigkeit erzeige in alle Ewigkeit. (Diesen herrlichen und lieblichen Trost sollen wir uns wohl einbilden.)

8. Lass hervortreten das blinde Volk, welches doch Augen hat und die Tauben, die doch Ohren haben.

Blinde Volk: Nämlich die verstockten Juden. Denn ob sie wohl in weltlichen Sachen Verstandes genug haben, so sind sie doch in Religionssachen so ganz geblendet, dass sie die Wahrheit des Evangeliums nicht sehen können noch leiden wollen. (Das ist eben dasselbe, das Christus von der Juden Blendung und Verstoßung sagt, da er an oben angeregtem Ort spricht: Die Kinder aber des Reiches (das ist, die Juden, welche zum Himmelreich berufen waren) werden in die äußerste Finsternis hinausgeworfen werden, da wird sein Heulen und Zähneklappern. Daher die Deutschen ein Sprichwort haben, dass sie von einem Ding, dazu man keine Hoffnung mehr haben kann, sagen: Es ist verloren, wie eines Juden Seele.)

9. Lasst alle Heiden zusammenkommen zuhauf und sich die Völker versammeln. Welcher ist unter ihnen, der solches verkündigen möge und uns hören lasse, was geschehen soll. Lass sie ihre Zeugen darstellen und beweisen, so wird man es hören und sagen: Es ist die Wahrheit.

Lasst: Gott fordert die abgöttischen Heiden und ihre Wahrsager abermals aus zum Kampf, dass sie beweisen sollen, wenn sie können, dass ihre Götter rechte und wahre Götter sind, die große zukünftige Dinge zuvor verkündigen können.

Versammeln: Mit ihren abgöttischen Wahrsagern, dass sie etwas vorbringen, was sie zum Besten haben, so zur Handhabung ihrer Götter Gottheit dienlich sei.

Solches: Dass, nämlich ich von dem Messias, der Welt Heiland durch meine Propheten zuvor verkündige.

Hören: Nämlich vor Gericht, was ihre Beweise sind.

Wahrheit: Sie haben recht geredet und ihrer Götter Gottheit erwiesen. (Will so viel sagen: Wenn alle Heiden, alle ihre Weissagungen und alle Wahrsager hervorbrächten, so können sie doch nichts von dem zukünftigen Messias und Christo weissagen, weil sein Reich ihnen allerdings unbekannt ist. So wissen sie auch kein einziges Wort von den allervornehmsten Sachen in der Religion, welchergestalt, nämlich wir durch Christus dem himmlischen Vater wiederum versöhnt werden und das ewige Leben erlangen müssen. Denn dass die Weissagungen der Sibyllen allererst nach Christi Geburt erdacht und hervorgebracht wurden, ist aller Frommen, Gelehrten und verständigen Leute Meinung. Gleichwie aber die Heiden ihre Religion nicht verteidigen können, also können die Katholiken ihre selbsterwählten Gottesdienste, die sie guter Meinung angerichtet, ebenso wenig aus der Heiligen Schrift beweisen. Gleichwie auch die Juden ihre talmudische Märlein nicht noch die Türken ihren Koran.)

10. Ihr aber seid meine Zeugen, spricht der Herr und mein Knecht, den ich erwählt habe, auf dass ihr wisst und mir glaubt und versteht, dass ich es bin. Vor mir ist kein Gott gemacht, so wird auch nach mir keiner sein.

Erwählt: Dass ich mich demselben israelitischen Volk, so meine Knechte sind, geoffenbart habe, welches sie von mir mit Wahrheit zeugen können. Denn die Israeliten haben aus Mose Schriften und der Propheten Weissagungen die rechte Lehre von Gott gelernt.

Wisst: Als wollte er sprechen, euch Israeliten habe ich mich geoffenbart und euch meinen Willen kundgetan, da ich euren Voreltern erschienen und mit ihnen geredet, auch eure Propheten Lehre mit herrlichen Wunderwerken bestätigt habe und das darum, auf dass ihr mich als den wahren Gott erkennt, mir vertraut und in der göttlichen Lehre je mehr und mehr zunehmt.

Vor mir: Denn ich bin von Ewigkeit, aber der Heiden Götzen sind lange später gemacht worden, da die Welt bereits erschaffen war.

Nach mir: Denn ich lebe ewig, aber der Heiden Götzen ist keiner, der nicht untergehe und sein Gedächtnis endlich vertilgt werde. (Denn der Heiden Götzen sind verschwunden und zunichtegeworden. Welches auch ein Zeugnis der Wahrheit ist, zur Bestätigung der christlichen Lehre.)

11. Ich, ich bin der Herr und ist außer mir kein Heiland {Apg 4v12}:

Der Herr: Der rechte, wahre, wesentliche ewige Gott, Schöpfer Himmels und der Erde.

Kein Heiland: (Welche deswegen bei den Heiligen oder Engeln um ihrer Seelen und Leibes Wohlfahrt anhalten, die machen andere mehr Heilande und Seligmacher, als den einzigen Gott in drei Personen und begehen eine Abgötterei.)

12. Ich hab es verkündigt und hab auch geholfen und hab es euch sagen lassen; und ist kein fremder (Gott) unter euch. Ihr seid meine Zeugen, spricht der Herr; so bin ich Gott.

Verkündigt: Nämlich eine lange Zeit zuvor, ehe es geschehen, was für ein Unglück kommen soll.

Geholfen: Ich hab mein Volk aus demselben Unglück errettet, das ich zuvor verkündigen lassen.

Sagen lassen: Nämlich durch meine Propheten, was geschehen würde.

Kein Fremder: Es hat solches kein anderer Gott unter euch zuvor verkündigt noch, da ihr in Gefahr gesteckt, ein anderer euch daraus geholfen, als ich selber allein.

Zeugen: Dass ihr mir Zeugnis geben müsst, von den göttlichen Werken, so ich unter euch vielfältig zu eurer Erhaltung habe sehen lassen.

Ich Gott: Nämlich euer Gott, dessen göttliche Güte und Allmacht ihr oft gespürt und erfahren habt. (Denn wen die Frommen von Gott aus ihren Trübsalen errettet wurden, so zeugen sie später bei anderen von der Güte und Allmacht des himmlischen Vaters, welch ihr Zeugnis Gott zu Lob und Ehren gereicht und ist ihm ganz angenehm.)

13. Auch bin ich, ehe denn nie kein Tag war; und ist niemand, der aus meiner Hand erretten kann. Ich wirke; wer will es abwenden?

Tag war: Denn ich habe mir nicht einen falschen Wahn und vergeblichen Namen der Gottheit gemacht und zuwege gebracht, wie der Heiden Götter meistenteils getan, welche vorzeiten Menschen gewesen und viele Jahre nach Erschaffung der Welt gelebt haben, auch allererst nach ihrem Tode, von den Gottlosen und närrischen Leuten aus einem Aberglauben, unter die Götter gezählt wurden, welche meinen, sie führen im Himmel ein seliges Leben, da sie doch in der Hölle von den Teufeln geplagt werden: Aber ich bin der allerälteste und mächtigste Gott.

Erretten: Denn wenn ich einen strafen und ins Verderben stürzen will, so kann ihn niemand erretten oder erhalten: Wenn ich etwas bei mir beschlossen habe und zu verrichten mich unterfange, so ist keiner in der Welt, der es hindern oder wehren könne. (Sollen wir deswegen diesen mächtigen König fürchten und ihn in der Gottseligkeit ehren, damit wir ihn viel eher einen Vater, als Feind empfinden und uns vor ihm scheuen, der Seele und Leib ins höllische Feuer stürzen kann {Mt 10}. Danach kann man auch aus diesem Spruch einen Trost nehmen, wenn wir uns zu Gemüt führen, dass solches, was Gott zu unserer Seligkeit zu wirken angefangen, weder von den Menschen noch vom Teufel kann gehindert werden. Darum kann uns keine Kreatur absondern von der Liebe Gottes, welche da ist in Christo Jesu unserem Herrn {Röm 8}.

14. So spricht der Herr, eurer Erlöser, der Heilige in Israel: Um euretwillen habe ich gen Babel geschickt und habe die Riegel alle heruntergestoßen und die klagenden Chaldäer in die Schiffe gejagt.

So spricht: Weil der Prophet die Babylonische Gefangenschaft zuvor gedroht hatte, so weissagt er jetzt auch von der Erlösung aus derselben, damit die Frommen nicht ganz zu kleinmütig würden. (Und ist beides vom Propheten lange zuvor verkündigt worden, ehe es geschehen, auf dass wir sehen, wie Gott nicht allein die Strafen, sondern auch die Erlösung zugleich bestimme.)

Heilige: Nämlich der Sohn Gottes, der euch und eure Voreltern bisher aus großem Unglück erlöst, aber damals besonders als ein Erlöser sich erzeigen wird, wenn er das menschliche Geschlecht mit seinem Tode von der Sünde und Hölle erretten und endlich die Auserwählten von allem Übel erlösen wird. Derselbe euer Erlöser ist der allerheiligste und unsträfliche, als der nie keine Sünde getan hat und in dessen Munde nie kein Betrug gefunden wurde.

Geschickt: Nämlich die Perser, dass sie das babylonische Königreich für sich erobern und euch eure Freiheit wieder zustellen sollen.

Riegel: Damit die Tore zu Babel verriegelt und verschlossen wurden. Dass also die Stadt den Persern offen stehe und die Babylonier oder Chaldäer sie nicht länger schützen können. * (Nach Luther) Das ist, die Fürsten und Gewaltigen zu Babel habe ich durch den König Cores verstört.

Gejagt: Das ist, ich hab die Chaldäer und Babylonier gestürzt und ihnen eine solche Furcht und Schrecken eingejagt, dass sie sich nicht allein in die Flucht begeben, sondern auch auf dem Lande nicht mehr sicher zu sein getrauen und werden mit Schiffen sich ferne von Babel hinwegmachen und im fortschiffen in denselben ihr Unglück mit vielem Klagen und Heulen beweinen. (Man muss aber hier auch das wohl in Acht nehmen, dass Gott von der Zerstörung Babel, welche der Juden Wohlfahrt sein würde, also redet, als wenn sie bereits geschehen wäre, da doch die Juden zur selben Zeit noch nicht gen Babel gefangen weggeführt wurden. Denn Gott will, dass wir es gewisslich so halten sollen, dass uns kein Unglück zu Händen stoße, da er nicht längst zuvor bereits demselben ein Ziel gesetzt und das Ende bestimmt hat, wie lange es dauern soll, ehe denn es über uns kommt. Welcher Trost uns in Trübsal hoch vonnöten tut. Denn wenn wir im Herzen geängstigt werden, so meinen und überreden wir uns selber fälschlich, es werde des Jammers nie kein Ende sein.)

15. Ich bin der Herr, eurer Heiliger, der ich Israel geschaffen habe, euer König.

Heilige: In dem kein Betrug ist, darum ich euch nicht verführen will.

König: Der ich euch aus allem Übel erlösen will. Denn weil ich euch zur himmlischen und ewigen Seligkeit erschaffen habe und mich für euren König ausgebe, euch aber für meine Untertanen erkenne, so kann ich euch auch mitten im Unglück nicht verlassen.

16. So spricht der Herr, der im Meer Weg und in starken Wassern Bahn macht {2Mos 14v22};

Herr: Und nicht ein ruhmrediger Mensch, der von sich selbst viel Rühmens triebe, da nichts dahinter wäre.

Bahn macht: Der ich vorzeiten eure Voreltern durch das Rote Meer geführt habe, damit sie der Tyrannei Pharao und aller Gefahr entgingen.

17. der herausbringt Wagen und Ross, Heer und Macht, dass sie auf einem Haufen daliegen und nicht aufstehen, dass sie verlöschen, wie ein Docht verlischt:

Da liegen: Nämlich der König Pharao in Ägypten mit seinem mächtigen und gewaltigen Kriegsheer: Denselben hab ich herausgelockt aus seinem Lande in die Wüste, dass er euch nachziehen und verfolgen soll, welches ich doch nicht darum getan, dass ich euch begehrte zu vertilgen, sondern damit ihr mit großer Herrlichkeit erlöst würdet. Denn ich ihn mit allen den Seinen im Meer lasse ersaufen und umkommen, dass ihrer keiner entronnen oder ausgeschwommen ist, sondern sind tot am Ufer gelegen, dass ihr keiner mehr aufgestanden ist. Wenn ich nun damals mein Volk habe können erlösen, meint ihr denn, ich sei jetzt schwächer geworden, dass ich mein Volk nicht mehr erretten könne oder dass ich nicht mehr so gnädig sei, dass ich es erretten wolle? (Denn wir sollen durch die geschehenen Erlösungen unseren Glauben und Hoffnung stärken, auf dass wir Gott Vertrauen und gewisslich glauben, er werde uns auch in den gegenwärtigen unseren Nöten nicht verlassen.)

18. gedenkt nicht an das Alte und achtet nicht auf das Vorige!

Gedenkt: Als wollte Gott sprechen: Ich will noch größere Ding tun, denn bis daher und zuvor geschehen, also dass meine künftigen Taten die vorigen etlichermaßen verdunkeln möchten. Denn es hat nicht hier die Meinung, als ob das Volk Gottes die vorigen göttliche Guttaten, als die Erlösung aus Ägypten und Einführung ins Land Kanaan, samt anderen mehr dergleichen in Vergess stellen sollte, sondern Gott hat mit diesen Worten darauf deuten wollen, dass die folgenden Guttaten, besonders, welche durch Christus uns widerfahren, so herrlich sein werden, dass sie die vorigen verdunkeln möchten. Als wenn einer zu seinem Freunde, der ihm für eine Guttat dankte, spreche: Lass das jetzt bleiben, du darfst von dem, was ich jetzt dir erzeigt habe, nicht so viel Worte machen. Ich will dir zukünftig so viel Gutes erzeigen, dass das vorige als nichts dagegen wird zu rechnen sein.

19. Denn siehe, ich will ein Neues machen; jetzt soll es aufwachsen; dass ihr erfahren werdet, dass ich Weg in der Wüste mache und Wasserströme in der Einöde {2Kor 5v17 Apg 21v5},

Jetzt: Das ist, zu seiner Zeit. (Denn obwohl von des Propheten Jesaja Zeit an bis auf die Zukunft des Messias noch über die siebenhundert Jahre sich verlaufen. Jedoch weil vor Gott tausend Jahr sind wie ein Tag, so sollen wir nicht meinen, Gott hab sich geirrt, wenn er sagt, dass es bald geschehen werde, was allererst nach etlichen vielen Jahren erfüllt wird. Denn es erfolgt gewisslich und wird in der Wahrheit erkannt, dass es gewiss sei. Und ob sich es gleich bisweilen eine Zeit lang verzieht und aufgeschoben wird, so wird es doch darum nicht ganz aufgehoben.)

20. dass mich das Tier auf dem Felde preise, die Drachen und Strauße. Denn ich will Wasser in der Wüste und Ströme in der Einöde geben zu tränken mein Volk; meine Auserwählten.

Auserwählten: Die ich zum ewigen Leben erwählt habe, dass ich meine Güte an ihnen erzeige. Das ist, ich will mit meinem Evangelium auch bis in dieselben Länder durchdringen und zu deinen Völkern kommen, dahin man zuvor nicht gemeint, dass ein Weg sei oder gefunden werden könne, zur Fortpflanzung und Ausbreitung meines Evangeliums: Und will verschaffen, dass, welche zuvor, als einer Wüste, allerdings dürre und unfruchtbar gewesen, gute Werke hervorzubringen, mit dem Evangelium aufs reichlichste befeuchtet werden, als mit einem Fluss, dass sie durch den Glauben an Christus die besten und viele Früchte bringen. (Soll man deswegen an keinem Land oder Volk verzagen, als ob Christus mit der Predigt seines Evangeliums dort nicht hinkommen könnte und sollen wir wissen, dass keiner so ganz übergeben sei, den Gott nicht könne ändern, dass er gute Früchte bringe.) Darum (spricht Gott) Sollen die ungeheuren, wilden und grausamen Völker, die man den wilden Tieren, Drachen und Strauße nicht unbillig vergleichen möchte, durch die Predigt des Evangeliums sanftmütig werden und ihre Bosheit und Grausamkeit allerdings ablegen, dazu mich loben und preisen, dass ich sie zu der Erkenntnis des Evangeliums berufen und zu meinem Volk erwählt habe.

21. Dies Volk habe ich mir zugerichtet, es soll meinen Ruhm erzählen.

Dies Volk: Nämlich dass ich von den Heiden gesammelt und zuvor allerdings für verworfen geschätzt wurde.

Erzählen: Das ist, die Heiden sollen mich preisen in dieser und jener Welt. (Denn es ist kein Volk so roh und wild, das durch das Evangelium Christi nicht könnte zur Lindigkeit gebracht werden. Und wenn das Evangelium mit Glauben ergriffen wird, so wird dadurch der Heilige Geist gegeben, der die Herzen erweicht und erneuert.)

22. Nicht dass du mich hättest gerufen, Jakob oder dass du um mich gearbeitet hättest, Israel.

Nicht dass: Jetzt redet Gott die Kirche an, so aus den Juden gesammelt wurden und lehrt, wie ihr das Heil widerfahre, nicht aus den Werken oder menschlichen Verdiensten, sondern aus lauter Gnade und Güte Gottes. Und war diese Erinnerung bei den Juden besonders hoch vonnöten, als die um ihres Gottesdienstes willen, der ihnen im Gesetz vorgeschrieben war, sich Bedenken ließen, dass sie nicht allerdings ohne Verdienst der Werke wären, da sie doch nichts recht taten, von dem, das ihnen im Gesetz geboten war.

Gearbeitet: Dass du zu mir bekehrt bist, hast nicht dir noch deiner Arbeit oder deinem Verdienst zu danken. Denn du hast mich nicht gesucht, sondern ich habe euch verlorene, israelitische Schafe gesucht: Du hast mich nicht gerufen, sondern ich habe dich zur Buße berufen (und hört man hier eigentlich Christus mit den Israeliten reden. Du hast es nicht durch deine Arbeit, die du in Verrichtung des Gottesdienstes auf dich genommen, erlangt oder verdient, dass ich mich deiner erbarmt, menschlich Natur angenommen und mein Leben für dich am Kreuz dahin gegeben habe. Denn es redet Christus von zukünftigen Sachen hier, als wenn sie bereits geschehen wären.

23. Mir zwar hast du nicht gebracht Schafe deines Brandopfers noch mich geehrt mit deinen Opfern; mich hat deines Dienstes nicht gelüstet im Speiseopfer, habe auch nicht Lust an deiner Arbeit im Weihrauch {Ps 50v9};

Nicht gebracht: Denn ob du dich wohl mit den äußerlichen Zeremonien des Gesetzes Mose oft und viel bemüht hast, als mit den Opfern und anderen dergleichen Gottesdiensten, so ist mir doch nichts damit gedient gewesen, sondern hast mich damit vielmehr beleidigt, als versöhnt, weil du vor deiner Bekehrung alles auf den Gottlosen Schlag und falschen Wahn tatest, als wären solche deine Werke so heilig und vollkommen, dass du um derselben willen Vergebung der Sünden und das ewig Leben erlangen könntest: Sind deswegen solche deine Werke ebenso gut, als wenn sie nie geschehen wären.

Geehrt: Als deinen Messias, sondern hast deine Heiligkeit gerühmt und gepriesen. Und da du mein Leiden und Verdienst mit deinen Opfern hättest sollen dir vorbilden, so hast, was zu meiner Ehre geschehen soll, auf deinen eigenen Ruhm und Wahn einer falschen Heiligkeit und Genugtuung gewandt.

Nicht gelüstet: Du hättest solches alles ganz wohl können unterwegen lassen und dich nicht so sehr bemühen dürfen, wenn du keiner anderen Meinung hättest wollen opfern, denn du mir einen schlechten Gefallen daran getan.

24. mir hast du nicht um Geld Kalmus gekauft; mich hast du mit dem Fetten deiner Opfer nicht gefüllt. Ja, mir hast du Arbeit gemacht in deinen Sünden und hast mir Mühe gemacht in deinen Missetaten.

Nach Luther: Das ist alles so viel gesagt, dass unsere Werke vor Gott nicht Sünde tilgen, sondern allein seine Gnade. Wie er hier sagt: Mich, mir, spricht er, das ist, mich zu versöhnen.

Nicht gefüllt: Denn es ist mir um vorerzählter Ursachen willen deren keins angenehm gewesen, sintemal ich dessen alles nicht bedurft, sondern was ich für einen Gottesdienst eingesetzt habe, ist darum geschehen, dass du mich erkennen sollst und meine, aber nicht deine Verdienste groß achtest. (Also Missfallen auch noch heutzutage Gott dem Herrn solche Gottesdienste, die zwar für sich selbst gut sind (als das Gebet und andere) wenn sie aus dem Wahn eines eigenen Verdienstes geschehen und die Heuchler meinen, Gott werde mit solchen Sachen versöhnt. Denn ein solcher Wahn gereicht dem Verdienst unseres einzigen Erlösers Jesu Christi zur Schmach.)

Arbeit gemacht: Denn die Sünden des menschlichen Geschlechts haben auf keine andere Weise ausgesöhnt oder vertilgt werden können, als dass der Sohn Gottes Mensch würde und Knechtsgestalt an sich nehme {Phil 2}. Auch die allerbeschwerlichste und mühseligste Arbeit verrichtete, mit Erleiden der allergräulichsten Schmerzen an Leib und Seele, damit er den gerechten Zorn seines himmlischen Vaters versöhnte.)

25. Ich, ich tilge deine Übertretung um meinetwillen und gedenke deiner Sünden nicht.

Meinetwillen: Nicht von wegen dein Verdienst, sondern aus unermesslicher Liebe, da ich (spricht der Sohn Gottes) mich über das menschliche Geschlecht erbarmt habe und um meiner Ehre und Ruhms willen, dass ich einig und allein der Erlöser des menschlichen Geschlechts sei und dafür gehalten, gerühmt und gepriesen werde.

Sünde nicht: Sofern du nur wahrhaftig an mich glaubst. (Hat deswegen kein heiliger Mensch irgendeine einzige und die geringste Sünde jemals vertilgt, sondern allein Christus hat für alle Sünden gebüßt und bezahlt. Und ist solches nicht geschehen, um unserer Werke willen, die entweder vorher gegangen oder später geschehen, sondern aus Gnaden werden wir selig {Tit 3}. Es sind aber unsere Sünden vertilgt, also dass sie uns Gläubigen nicht zugerechnet werden. Denn Christo geben alle Propheten Zeugnis, dass Vergebung der Sünden empfangen, alle die an ihn glauben {Apg 10}.

26. Erinnere mich, lass uns miteinander rechten; sage an, wie du gerecht willst sein!

Erinnere mich: Was deine Voreltern Gutes gehandelt und verrichtet haben: Als wollte er sprechen, bisher hast du gehört, wie man zur Seligkeit kommen müsse. Wenn aber ihr Israeliten, ob ihr gleich euren eigenen Verdienst hinten setzt, dennoch von eurer Voreltern Heiligkeit viel Rühmens treiben wolltet, dass von ihres Verdienstes wegen ihr die Seligkeit erlangen könntet, so will ich euch die Hindernisse auch aus dem Wege räumen und anzeigen, dass es ein vergebliches Ding sei.

Rechten: Wir wollen die Sache vor Gericht bringen und darin handeln lassen.

Sage an: Bringe hervor, was du meinst, das zu Erhaltung deiner Sachen dienlich sein möchte. Ich aber will das Widerspiel ganz leicht beweisen und handhaben.

27. Deine Voreltern haben gesündigt und deine Lehrer haben wider mich mißgehandelt.

Voreltern: Als zuerst der Adam, der gesündigt hat: Und weil durch die Sünde auch des Menschen ganze Natur verdorben wurde, so hat er keine anderen Kinder zeugen können, als die ihm gleich gewesen, nämlich Sünder, wie geschrieben steht (1. Mose 5). Adam zeugte einen Sohn, der seinem Bilde ähnlich war. Darum sind auch alle Patriarchen Sünder gewesen. (Ein Sünder aber kann mit all seinem Verdienst nicht für eine einzige Sünde genug tun noch die selbige versöhnen. Denn ob er gleich ein gutes Werk tut, so ist er doch solches Gott schuldig, wenn er gleich nie gesündigt hätte. Darum kann solches Werk nicht eine Bezahlung einer anderen Schuld sein. Denn das hieße Schuld mit Schulden bezahlen.)

Lehrer: Nämlich Mose und Aaron, die in meinem Namen zu euch geredet haben, von denen ihr über hochhaltet.

Misshandelt: Denn Mose hat durch Unglauben sich vergriffen, da er sollte Wasser aus den Felsen bringen {4Mos 20}. Aaron aber hat euch ein goldenes Kalb anzubeten vorgestellt {2Mos 32}. Also haben auch ihre Nachkommen, die Hohepriester, Richter und besonders die Könige große und schwere Sünden begangen.

28. Darum habe ich die Fürsten des Heiligtums entheiligt und habe Jakob zum Bann gemacht und Israel zum Hohn.

Entheiligt: Das ist, ich hab sie für unrein geurteilt und ausgesprochen, die aus dem heiligen Volk Gottes ihre Herkunft hatten und heilige Ämter trugen.

Hohn: Das ist, um der Priester und Regenten Bosheit willen, denen auch das Volk gefolgt, habe ich bis daher das jüdische Volk oftmals in der Feinde Hände übergeben, dass es schier vertilgt wurde und die Israeliten von den benachbarten Völkern umher verspottet wurden. Darum könnt ihr weder von euren noch von euren Voreltern Verdiensten nicht viel Rühmens treiben. (Denn aus Gnaden werden wir selig, durch den Glauben und solches nicht aus uns, Gottes Gabe ist es, nicht aus den Werken, auf dass sich nicht jemand rühme {Eph 2}.


Das 44. Kapitel

  • Gott verheißt die Erhaltung seiner Kirche. v. 1.
  • Und beweist, dass er allein wahrer Gott sei. v. 6.
  • Malt danach der Götzen Eitelkeit und der Götzendiener Torheit ab. v. 9.
  • Endlich wird geweissagt von der Majestät Christi und seinen Guttaten, wie auch von der Erlösung aus dem babylonischen Gefängnis und vom Cores oder Cyro, der Perser Könige. v. 21.

1. So höre nun, mein Knecht Jakob und Israel, den ich erwählt habe!

So höre: Der Prophet versichert das Volk Israel abermals mit Trost und Erinnerungen, wider das Ärgernis, so aus der herzunahenden gefänglichen Wegführung entstehen möchte. Er tröstet aber die Israeliten damit, dass die Kirche Gottes nicht allein nicht untergehen, sondern auch einmal weiter werde ausgebreitet werden, nämlich durch das Evangelium Christi. Und warnt zugleich die Israeliten, dass sie sich vor der Abgötterei hüten sollen, weil es eine erkennbare Torheit sei, derer Nichtigkeit man leicht spüren könne.

Erwählt: Das ist, ihr Israeliten, die ihr von dem Patriarchen Jakob eure Herkunft habt und die ich mir zu Knechten und Dienern auserlesen habe, denen ich auch Gutes zu tun und ihnen die wahren himmlischen Güter mitzuteilen gesinnt bin.

2. So spricht der Herr, der dich gemacht und zubereitet hat und der dir beisteht von Mutterleibe an: Fürchte dich nicht, mein Knecht Jakob und du Frommer, den ich erwählt habe {Jer 30v10 46v27}!

Mutterleibe: Der ich euch Leib und Seele im Mutterleibe gegeben habe und habe euch zum ewigen Leben erschaffen, auch von Mutterleibe an meinen geneigten Willen mit genügenden Anweisungen und väterlicher Hilfe bewiesen, den ich dazu noch weiter beweisen will, darum heiße ich euch, dass ihr sollt getrost sein. (Denn wenn wir in Ängsten sind, so sollen wir betrachten, wie wunderlich wir von Gott im Mutterleibe erschaffen sind und von ihm in diese Welt gebracht wurden, auf dass wir einem solchen mächtigen und gütigen Schöpfer und Vater trauen und nicht zweifeln, er werde uns in keiner Gefahr stecken lassen. So gebührt sich es auch, dass wir aus den vorhergegangenen Guttaten, die wir empfangen haben, uns gute und starke Hoffnung machen, zukünftig mehr zu empfangen.)

Frommer: Es werden aber die Gläubigen an Gott fromm geheißen, nicht dass sie allerdings ohne Sünde sind oder in keiner Sache sich vergreifen, sondern darum, weil sie durch den Glauben gerechtfertigt und durch den Heiligen Geist also wieder geboren worden, dass sie einen festen Vorsatz haben, recht zu tun und was sie Gutes tun, das tun sie mit reinem und aufrichtigem Herzen, ohne Heuchelei.)

3. Denn ich will Wasser gießen auf die Durstigen und Ströme auf die Dürre; ich will meinen Geist auf deinen Samen gießen und meinen Segen auf deine Nachkommen {Joel 2v28 Joh 7v38 Apg 2v17}.

Denn: Jetzt folgen die Verheißungen von der Erhaltung und Fortpflanzung der Kirche.

Wasser gießen: Was das gießen sei, wird in den folgenden Worten erklärt.

Deine Nachkommen: Das ist, ich will den Aposteln, die deine Kinder und Nachkommen sein werden, den Heiligen Geist reichlich geben, wie auch den anderen elenden Menschen, die einer dürren Wüste, als den wohlerbauten Gärten ähnlicher gewesen und weder am heiligen Wandel noch weltlicher Herrlichkeit ein Ansehen hatten, denen will ich die Himmlische Gaben des Heiligen Geistes mitteilen, wie auch andere geistliche Guttaten, derer sie in Ewigkeit sich werden zu freuen haben. (Denn die wahre Erkenntnis Christi, der Friede und Ruhe des Gewissens, die Liebe gegen Gott und dem Nächsten. Die Hoffnung in Widerwärtigkeit, sein wahrhaftig himmlischer Segen, welche alle denen allgemeines sind, die an Christus glauben. Danach gießt Gott auch etliche besondere Gaben des Heiligen Geistes über die aus, welche dem Kirchenregiment vorgesetzt werden.)

4. dass sie wachsen sollen wie Gras, wie die Weiden an den Wasserbächen.

Wachsen: (Denn wenn die Lehrer der Kirche ihre Gaben recht gebrauchen und wohl anlegen, so nimmt die Kirche in großer Eile und kurzer Zeit gewaltig zu in der Erkenntnis Gottes und in der wahren Gottseligkeit.)

5. Dieser wird sagen: Ich bin des Herrn und jener wird genannt werden mit dem Namen Jakob; und dieser wird sich mit seiner Hand dem Herrn zuschreiben und wird mit dem Namen Israel genannt werden.

Dieser: (Nach Luther) Jener, das ist, hier und dort und überall werden Christen sein, auch unter den Heiden.

Sagen: Das ist, er wird öffentlich bekennen, dass er zu der christlichen Kirche gehöre. (Denn die Christen sind die rechten Israeliten {Gal 6}.)

Zuschreiben: Das ist, es wird täglich ein großer Zusatz zu der Kirche Christi geschehen. Und wird einer Christus mit dem Munde öffentlich bekennen und andere von Christo lehren: Ein anderer wird eben desselben Christi Ehre mit Schriften herausstreichen und es für eine Ehre achten, dass er ein Christ heiße. (Denn wer sich Christi und seines Evangeliums schämt, dessen wird sich auch einmal des Menschen Sohn schämen vor seinem himmlischen Vater {Lk 9}. Darum obwohl die Kirche Gottes zur Zeit des babylonischen Gefängnisses, eine Zeit lang unterdrückt wurde, so hat man sie doch nicht ganz vertilgen können, ja es wird die rechte und wahre Kirche Christi niemals vertilgt werden.

6. So spricht der Herr, der König Israels; und sein Erlöser, der Herr Zebaoth: Ich bin der Erste und ich bin der Letzte und außer mir ist kein Gott {Apg 1v17 22v13}.

So spricht: Jetzt schreitet der Prophet zum anderen Teil dieses Kapitel und predigt von der Abgötterei.

König: Nämlich der ewige Sohn Gottes.

Erlöser: Der das menschliche Geschlecht erlöst von seinen Sünden.

Zebaoth: Unter dessen Panier alle Kreaturen zu Felde liegen. (Denn unser Erlöser, der Sohn Gottes, ist kein anderer Gott, als der Vater, ob er wohl eine andere Person ist, darum wird er auch recht der Herr Zebaoth, das ist, der Heerscharen, genannt.)

Letzte: Diese Worte redet der Sohn Gottes in der Offenbarung Johannes von sich selbst zu etlichen Malen. Als wollte er sprechen: Ich habe nach meiner Gottheit weder Anfang noch Ende.

Kein Gott: (Mit welchen Worten doch der Vater und Heilige Geist von der Gottheit nicht ausgeschlossen werden, weil sie eines Wesens mit dem Sohn sind. Aber der Heiden Götter, so von abergläubischen Leuten geehrt werden, sind meistenteils Menschen gewesen, so auf der Erde gelebt haben, dazu mit vielen Lastern behaftet: Nach dem sie aber gestorben, haben sie andere Leute, entweder aus Heuchelei oder Aberglauben oder Wahnsinnigkeit unter die Götter gerechnet, da sie doch von der Welt vertilgt und in der Hölle gepeinigt werden, wie könnten sie denn Götter sein? Bleibt es deswegen dabei, dass ich (spricht Christus) allein Gott bin, der ich weder Anfang noch Ende habe. Denn ich regiere in Ewigkeit. Und obwohl in der Welt Monarchen, Könige, Fürsten und andere Obrigkeiten sind, die auch in der Heilige Schrift Götter genannt werden, weil sie an Gottes statt auf der Erde die Gerechtigkeit handhaben sollen. So sind sie aber doch sterbliche Menschen und weil sie leben, nicht allmächtig, ja es sind ihrer viel mit großen Lastern behaftet, dergleichen bei unserem Gott sich nichts findet, der ewig, allmächtig, fromm und gerecht ist.)

7. Und wer ist mir gleich, der da rufe und verkündige und mir es zurichte, der ich von der Welt her die Völker setze? Lass sie ihnen die Zeichen und was kommen soll, verkündigen!

Mir gleich: Freilich wird man keinen finden, oder aber da irgend ein anderer Gott außer mir ist oder einer mir gleich ist, der ordne, schaffe und verrichte, was er will, gleichwie ich, als der wahre Gott, dem rufe, dass er nichts ist, dass es sei {Röm 4}.

Setze: Dass ich einem jeden Volk seinen Ort bestimme, wo es wohnen soll.

Sie: Die Götter der Heiden, wo sie anders Götter sind.

Verkündigen: Aber sie können dergleichen nichts leisten. Denn sie von zukünftigen Sachen nichts Gewisses noch Wahrhaftiges zuvor verkündigen können, sondern mengen immer etwas Unwahrhaftes mit unter und machen es so dunkel und zweifelhaft, dass man keinen eigentlichen Verstand daraus schöpfen kann.

8. Fürchtet euch nicht und erschreckt nicht! Habe ich es nicht damals dich hören lassen und verkündigt? Denn ihr seid meine Zeugen. Ist auch ein Gott außer mir? Es ist kein Hort, ich weiß ja keinen.

Euch nicht: Nämlich vor der Heiden Götter, dass sie euch etwa möchten Schaden zufügen, wenn ihr sie gleich aus der acht lasst, denn wie sie von zukünftigen Sachen nichts wissen, also können sie auch weder schaden noch nutzen.

Zeugen: Das ist, ich habe euch Israeliten vorzeiten und bis daher allewege durch meine Propheten offenbart und verkündigt, was zukünftig sein würde, und hat der Ausgang immer zugetroffen, wie er auch zukünftig nicht fehlen wird: Dessen alles ihr mir selber Zeugen sein könnt, dass es in der Wahrheit also erging, wie ich es zuvor verkündigt habe.

Ja keinen: Man kann ja keinen anderen Gott nennen oder zeigen in der ganzen Welt, der die nicht lasse zuschanden werden, so auf ihn trauen, außer mir einig ein Gott. (Wer aber auf irgendein Ding sein Vertrauen setzt, ohne auf den lebendigen Gott, der wird endlich zuschanden.)

9. Die Götzenmacher sind allzumal eitel und ihr Köstliches ist kein, nütze. Sie sind ihre Zeugen und sehen nichts, merken auch nichts; darum müssen sie zuschanden werden.

Die: Jetzt stellt uns der Prophet ganz eigentlich vor Augen, was das für elende törichte Leute sind, so die Götzen machen und dieselben an Gottes statt anbeten.

Eitel: Sie sind große Fantasten und gehen mit Narrenwerk um.

Zeugen: Das ist, die Abgöttischen haben zwar große Lust zu ihrer Abgötterei und zu ihren Götzen, die sie machen und verehren: Und dennoch, wenn sie die Wahrheit bekennen wollen, so müssen sie bezeugen, dass sie von solchen Göttern weder Hilfe oder Nutzen haben können, nichtsdestoweniger sind sie so blind und töricht, dass sie ihren Irrtum nicht merken wollen oder Buße tun. Darum werden sie auch in dieser Welt, wenn sie in Gefahr sind, keine Erleichterung oder Linderung empfinden und in der anderen Welt ewig zuschanden werden. (Denn obwohl diejenigen, welche vor den Bildern niederfallen, ihres Vermeinens Hilfe erlangen, so muss man doch solches den Götzen nicht zuschreiben, sondern Gott lässt es bisweilen nach seinem gerechten Gerichte geschehen, dass bei den abgöttischen Bildern falsche Wunderzeichen geschehen, damit der gottlosen Leute Herzen, weil sie die Wahrheit nicht lieb haben, desto mehr geblendet werden {2Thes 2}. Und sind derer vielmehr, die keine Hilfe empfinden, denn die da meinen, dass ihnen sei geholfen worden. Darum auch einer, da ihm in des Abgotts Neptun Tempel etliche Tafeln gezeigt wurden, so die dahin gehängt hatten, welche, nachdem sie den Neptun als einen Gott des Meers angerufen, im Schiffbruch erhalten wurden, ohne Scheu darauf zur Antwort geben: Wenn aber auch jemand derjenigen Tafeln dahin gehängt hätte, die, nachdem sie den Neptun angerufen, dennoch im Wasser ersoffen sind, so würden derselben ohne allen Zweifel vielmehr sein, als der anderen, die, nachdem sie der Gefahr entgangen, ihre Tafeln dahin gehängt hätten.)

10. Wer sind sie, die einen Gott machen und Götzen gießen, der keinem nütze ist?

Sind sie: Als wollte der Prophet sprechen, auf dass ihr desto besser versteht, was es für ein nichtiges Ding sei um die Götzen, Lieber, so betrachtet doch, woher die Götzen sind? Denn sie sind von sich selbst geworden, sondern nur von sterblichen Menschen gemacht. Wie kann aber ein Mensch einen Gott machen? Freilich, wird eine Kreatur ihren Schöpfer machen können? Was sollten dann die Bilder für eine Gottheit haben, die dazu von keinen Göttern, sondern nur von Menschen gemacht wurden?

11. Siehe, alle ihre Genossen werden zuschanden; denn es sind Meister aus Menschen. Wenn sie gleich alle zusammentreten, müssen sie dennoch sich fürchten und zuschanden werden.

Genossen: Nämlich welche die Götzen machen und die sie verehren, müssen beiderseits miteinander darüber zuschanden werden.

Menschen: Die sie gemacht haben. Darum ist ihr Werke nicht göttlich, sondern menschlich und kann nicht helfen.

Treten: Ihrer Götter Gottheit zu schützen und handzuhaben. So werden sie dennoch, wenn eine Gefahr sich erzeigt, kein Trost noch Hilfe bei ihren Götzen finden. (Denn nicht die Götzen, sondern der wahre ewige Gott allein kann rechtschaffen helfen in aller Gefahr und Not.)

12. Es schmiedet einer das Eisen in der Zange, arbeitet in der Glut und bereitet es mit Hämmern und arbeitet daran mit ganzer Kraft seines Arms, leidet auch Hunger, bis er nicht mehr kann, trinkt auch nicht Wasser, bis er matt wird.

Es schmiedet: Als wollte er sagen, Lieber seht doch, mit was großem Fleiß sie ihre Fantasterei treiben, welche die Götzen machen.

Kraft: Er braucht alle seine Stärke zu solchem Werk.

Matt wird: Das ist, er legt solchen großen Fleiß auf dasselbe Werk, damit er es vollenden und ausmachen möge, dass er auch neue Instrumente macht, mit denen er die Götzen verfertigen könne und leidet Hunger und Durst darüber, bis er ganz kraftlos und matt wird, nur damit er das angefangene Götzenwerk zum Ende bringe. (Denn die Götzendiener sind in der Beförderung der Abgötterei viel eifriger, als die Rechtgläubigen in Fortpflanzung der rechten Religion.) Also verhält sich deswegen der Schmied, auf dass er ein Götzenwerk verfertigen könne. Möcht aber einer fragen, was tut denn der Zimmermann dazu, lässt er sich nicht auch benutzen? Ja freilich, wie folgt.

13. Der andere zimmert Holz und misst es mit der Schwiegermuttertochter und zeichnet es mit Rötelstein und behaut es und zirkelt es ab und macht es wie ein Mannsbild, wie einen schönen Menschen, der im Hause wohne {Jer 10v3}.

Der andere: Nämlich der Zimmerman, lässt sich auch benutzen und hilft zur Abgötterei.

Zirkelt es: Er misst ein jegliches Glied mit dem Zirkel ab, damit die Glieder der Gebühr nach ihre rechte Größe haben.

Wohne: Das ist, er macht es darum, dass solche Bilder in ein Gotteshaus oder Kirche gestellt werden und man ihm da göttliche Ehre erzeige.

14. Er geht frisch daran unter den Bäumen im Walde, dass er Zedern abhaue und nehme Buchen und Eichen, ja, eine Zeder, die gepflanzt und die vom Regen gewachsen ist

Frisch daran: Er lässt sich keine Mühe dauern, bis er einen Baum fälle.

Walde: Denn auf dass der Zimmermann solche Bilder bauen könne, so sieht er sich um, wo er Materie dazu bekomme, die tauglich sei und zu solcher Arbeit füge.

Zedern: Welches ein Holz ist, das lange währt und nicht bald faul wird.

15. und die den Leuten Feuerwerk gibt, davon man nimmt, dass man sich dabei wärme und die man anzündet und Brot dabei backt. dort macht er einen Gott von und betet es an; er macht einen Götzen daraus und kniet davor nieder.

16. Die Hälfte verbrennt er im Feuer und über der anderen Hälfte isst er Fleisch; er brät einen Braten und sättigt sich, wärmt sich auch und spricht: Ho ja! Ich bin warm geworden; ich sehe meine Lust am Feuer.

Hälfte: Nämlich von dem Holz, daraus er einen Gott gemacht hat.

Fleisch: Dass er bei demselben Holz gekocht hat.

17. Aber das übrige macht er zum Gott, dass es sein Götze sei, davor er kniet und niederfällt und betet und spricht: Errette mich; denn du bist mein Gott.

Mein Gott: Auf den ich all meine Hoffnung setze. Ein Teil desselben Holzes hat er gebraucht zum Fleisch kochen, und den Leib damit zu wärmen und das anderer Teil desselben Holzes ehrt der Mensch für seinen Gott. Ist das nicht ein toller Unverstand? Daher einer nicht unrecht der Abgötterei gespottet, da er gesagt, sein Sautrog sei des Abgotts Bruder. Denn sie doch beide aus einem Holz gemacht wurden.

18. Sie wissen nichts und verstehen nichts; denn sie sind verblendet, dass ihre Augen nicht sehen und ihre Herzen nicht merken können,

Wissen nichts: Welche die Götzen verehren, sind wie ein unvernünftiges Vieh, wo nicht ärger.

Nicht sehen: Was sie für einen Gräuel begehen.

Nicht merken: Was dies für ein unsinniges Tun sei, wenn man die Götzen ehrt und anbetet. Denn wenn sie nur allein ihre Vernunft recht gebrauchen wollten, so könnten sie leicht dabei abnehmen, dass keine Gottheit im Götzen wäre.

19. und gehen nicht in ihr Herz; keine Vernunft noch Witz ist da, dass sie doch dächten: Ich habe die Hälfte mit Feuer verbrannt und habe auf den Kohlen Brot gebacken und Fleisch gebraten und gegessen und sollst das übrige zum Gräuel machen und sollst knien vor einem Klotz?

Ihr Herz: Sie gehen nicht in sich selbst, dass sie gedächten und wohl betrachteten, was sie vorhätten.

Hälfte: Von dem, das ich jetzt anbete.

Gräuel: Denn die Götzen sind ein Gräuel vor Gott.

Klotz: Ist das nicht ein ungereimtes Ding, ja vielmehr eine gräuliche Sünde, solches sollten die Götzendiener bedenken.

20. Es gibt Asche und täuscht das Herz, das sich zu ihm neigt und kann seine Seele nicht erretten. Noch denkt er nicht: Ist das auch Trügerei, das meine rechte Hand treibt?

Gibt Asche: Denn was ist der Götze anders, als ein Feuerbrand, damit man das Feuer anmacht und unterhält, bis er zu Asche verbrannt werde.

Neigt: Dass es Abgötterei damit treibe.

Erretten: Das ist, der Mensch gerate gleich in eine Gefahr, wie sie auch mag Namen haben, so wird er von keinem Bilde eine Hilfe empfinden.

Er: Der elende Mensch, welcher sich in der Abgötterei vertieft hat.

Trug: Was treibe ich doch nur für Narrenwerk und folge der Eitelkeit, daran nichts ist? In dem ich solche Götter ehre, welche ein Mensch gemacht hat, von denen man doch weder Trost noch Schutz haben kann. (Denn man sich über die abgöttischen Leute groben Unverstand richtig verwundern muss, also dass einem Bedenken möchte, sie hätten nicht allein keine Intelligenz, sondern auch keine menschliche Vernunft mehr. Aber es liegen nicht allein die ungläubigen Heiden in diesem Spital krank, sondern es sind auch die Katholiken mit dieser Seuche behaftet, weil sie vor den Bildern niederknien und da beten, der Meinung, dass sie mit solchem Tun dem ewigen Gott und den Heiligen im Himmel einen angenehmen Gottesdienst erzeigen, dafür sie allerlei zeitliche und himmlische Guttaten von ihnen wiederum gewärtig sind. Und kann sie diese Ausrede nicht entschuldigen, dass sie vorwenden, sie beten weder Holz noch Steine an, sondern ehren Gott und die Heiligen. Denn es haben die Heiden auch wohl gewusst, dass die Götzen von Holz und Steinen gemacht wären, dennoch, weil sie durch den Gottesdienst, den sie den Bildern erzeigten, ihr Heil und Wohlfahrt zu erlangen hofften, so wird ihnen von dem Propheten Schuld geben, dass sie die Bilder anbeten und zu ihnen sagen: Errette mich, denn du bist mein Gott: Also auch die Katholiken, wenn sie meinen, dass sie mit dem Gottesdienst der Bilder Gott und die Heiligen sich wollen gewogen machen, so sprechen sie zum Holz und Steinen, errette mich, denn du bist mein Gott. Solchen abscheulichen Schandflecken der Abgötterei, werden die Katholiken niemals abwischen, es sei denn, dass sie ernstliche Buße tun, den Bilderdienst abschaffen und Gott im Geist und in der Wahrheit anbeten {Joh 4}.

21. Daran gedenke, Jakob und Israel, denn du bist mein Knecht. Ich habe dich zubereitet, dass du mein Knecht seist; Israel, vergiss mein nicht!

Daran: Jetzt spricht der Sohn Gottes seiner Kirche zu und ermahnt sie, dass sie in Betrachtung der Eitelkeit und Nichtigkeit der heidnischen Götter, in seiner Erkenntnis und rechten Religion beständig verharren.

Gedenke: Was ich dir allererst gesagt habe, auf dass du dich vor dem Götzendienst und vor aller Abgötterei hütest, weil kein Heil oder Schutz dabei zu hoffen ist.

Knecht: Darum bist du mir allein allen Gehorsam schuldig. (Denn wir können nicht zugleich Gott und den Götzen dienen, sondern wir müssen entweder von Gott abfallen oder die Abgötterei fahren lassen.)

Zubereitet: Ich habe dich darum erschaffen, dass du mir allein in der wahren Gottseligkeit, nach meinem dir vorgeschriebenem Wort, dienen sollst und keine Bilder ehren.

Mein nicht: Du sollst mich darum nicht aus der acht lassen, dass du mir nicht dienen wolltest, ob du gleich in andere Länder bist weggeführt worden und da andere falsche Gottesdienste gewahr wirst. (Denn wir sollen unsere Religion nicht nach derer Völker Gottesdienst und weise richten und lenken, darunter wir leben, sondern in der wahren Gottseligkeit auch mitten unter den Abgöttischen standhaft bleiben.)

22. Ich vertilge deine Missetat wie eine Wolke und deine Sünde wie den Nebel. Kehre dich zu mir; denn ich erlöse dich.

Zu mir: Siehe auf mich deinem Erretter und Erlöser und ehre mich allein. Denn ich erlöse dich von deinen Sünden, ich vertilge mit meinem Verdienst und Leiden alle deine Sünden, also dass, wenn du an mich glaubst, alle deine Sünde vor dem Gerichte Gottes verschwinden sollen, gleichwie ein Wind die Wolken vertreibt, dass kein einziges Wölklein mehr am Himmel bleibt oder wenn die Sonne den Nebel unterdrückt und verzehrt und die Luft säubert. (Denn Christo gebe alle Propheten Zeugnis, das durch seinen Namen, alle die an ihn glauben, Vergebung der Sünden empfangen sollen {Apg 10}.

23. jauchzt, ihr Himmel, denn der Herr hat es getan; rufe, du Erde, herunter; ihr Berge, frohlockt mit Jauchzen; der Wald und alle Bäume darin; denn der Herr hat Jakob erlöst und ist in Israel herrlich.

Jauchzt: In dem der Prophet solche große Güte des Erlösers Christi bei sich selbst betrachtet, so bricht er vor großer geistlicher Freude heraus, zur Danksagung gegen Gott, für solche großen Guttaten.

Getan: Nämlich große Ding, die zur wahren und ewigen Seligkeit seines Volkes dienlich sind. Will so viel sagen: Die Engel im Himmel und die Menschen überall, wo sie auf Erde wohnen, ja alle Kreaturen, sollen jauchzen, frohlocken und Gott unseren Herrn, Jesum Christus, rühmen, weil er das menschliche Geschlecht von der ewigen Verdammnis erlöst hat. Und ist eine besondere feine Art zu reden, die einen besonderen Nachdruck hat, auch in der Heiligen Schrift oft gebraucht wird, wie nicht weniger in anderen weltlichen Schriften ebenmäßig zu finden, da man den leblosen Dingen eine Sprache oder Stimme zueignet. (Es gibt aber der Prophet damit zu verstehen, dass dies die größte Guttat sei, so einem Menschen widerfahren könne, wenn man, nämlich Vergebung der Sünden erlange. Denn wenn man solche Guttat bekommen hat, so ist es alles richtig.) * (Nach Luther) Er ist ein Täter und nicht ein falscher Wäscher ohne Tat, wie die Götzen sind.

24. So spricht der Herr, dein Erlöser, der dich von Mutterleibe hat zubereitet: Ich bin der Herr, der alles tut, der den Himmel ausbreitet allein und die Erde weit machte ohne Gehilfen,

So spricht: Folgt jetzt eine andere Predigt, in welcher der Sohn Gottes seine Majestät rühmt, der gottseligen Hoffnung damit zu unterhalten, und weissagt zugleich auch von der leiblichen Erlösung aus dem babylonischen Gefängnis.

Erlöser: Der Sohn Gottes, der dich im Mutterleibe erschaffen hat und bis daher immer Sorge für dich getragen. (Denn Gott sorgt für die gottseligen Kinder auch im Mutterleibe, nach dem Spruch (1. Mose 17). Ich will dein Gott sein und deines Samens nach dir.)

Alles: (Denn es ist alles durch ihn, den Sohn Gottes, gemacht oder erschaffen und ohne ihn ist nichts gemacht, was gemacht ist {Joh 1 Kol 1}.

Alleine: Mit welchen Worten doch der Vater und Heilige Geist nicht ausgeschlossen werden von der Schöpfung, denn es sind drei Personen in einem Wesen. Aber es werden alle anderen Götter ausgeschlossen, ja auch die Engel, welche zu der Erschaffung der Welt nicht geholfen haben.

25. der die Zeichen der Wahrsager zunichte und die Weissager toll macht, der die Weisen zurückkehrt und ihre Kunst zur Torheit macht,

Zunichte: Das ist, ich mache aller Wahrsager und dergleichen abergläubischen Leute Kunst und Weisheit zunichte, dass es der Ausgang nicht gibt, was sie zuvor verkündigt hatten, sondern sie darüber zu Narren, ja zu Spott und Schanden werden müssen, weil es nicht geschieht, wie sie prophezeit haben. (Also geht es oft auch den Sternguckern, dass sie ein anderes weissagen und ein anderes geschieht. Denn obwohl die Sternkunst ohne Aberglauben gebraucht, ihren Nutzen hat und keineswegs zu verwerfen ist, so hat doch Gott das ganze Gestirn samt seiner Wirkung in seiner Hand, dass er es entweder mildern oder allerdings abwenden kann, was ihre Bedeutung sonst ausweist. Darum sind die nicht recht daran, welche meinen, es könne ihnen nicht fehlen, sondern müsse gewisslich geschehen, wie sie es verkündigt haben.)

Zurück: Das ist, ich mache und verschaffe, dass ihre Anschläge zunichtewerden und keinen Fortgang haben. (Denn gleichwie Gott der allerweisesten Leute Vorhaben auf dieser Welt, die wider die Kirche sich auflehnen und die selbige begehren, zu unterdrücken, zunichtemacht. Also bezeugt er auch mit der Predigt seines Wortes die Weisen in dieser Welt ihre Torheit und groben Unwissenheit in geistlichen Sachen.)

26. bestätigt aber das Wort seines Knechts und den Rat seiner Boten vollführt, der zu Jerusalem spricht: Sei bewohnt! Und zu den Städten Judas: Seid gebaut! Und der ich ihre Verwüstung aufrichte;

Rat: (Nach Luther) Das ist, ihre Predigt, damit sie den Leuten raten {Ps 1v1}.

Vollführt: Das ist: Der Sohn Gottes erfüllt wahrhaftig und im Werke, was er durch seine Diener und Knechte, die Propheten, zuvor verkündigen lassen. Darum man der Propheten Weissagungen glauben soll.)

Bewohnt: Das ist, auch vor der Zerstörung der Stadt Jerusalem und des jüdischen Landes sage und verkündige ich euch zuvor, dass dieselbe Stadt samt dem jüdischen Land, zu seiner Zeit soll wiederum bewohnt werden, das man Städte und Häuser aufrichten und Äcker und Weinberge darin bauen wird. (Denn Gott der Herr ist so gnädig, dass er vor dem zukünftigen Unglück, nicht allein zuvor weiß, was geschehen soll, sondern auch ordnet, dass die Erlösung darauf erfolge. Darum sollen wir in Widerwärtigkeit auf die zukünftige Erlösung sehen, welche gewisslich nicht außen bleiben wird.)

27. der ich spreche zu der Tiefe: Versiege! Und zu den Strömen: Vertrocknet!

Tiefe: Dadurch der Fluss Euphrates angedeutet wird.

Versiege: Auf dass des Cores Kriegsleute dadurch setzen und also die Stadt Babel erobern und einnehmen können, dass danach mein Volk durch Cores oder Cyrum wiederum in sein Land zu kommen Gelegenheit habe. Denn als Cyrus die Stadt Babel belagert, hat er mit großer Mühe und sonderbarer Kunst zuwege gebracht, dass der Strom des Flusses Euphrat anders wohin geleitet wurde und seine Kriegsleute um Mitternacht, durch den Fluss, welcher nicht mehr so ganz tief, gesetzt und also in die Stadt gekommen, wie Justinus und Herodotus bezeugen.

28. Der ich spreche zu Kores: Der ist mein Hirte und soll allen meinen Willen vollenden, dass man sage zu Jerusalem: Sei gebaut! Und zum Tempel: Sei gegründet!

Hirte: Welchen ich zum Regenten und Monarchen eingesetzt habe, dass er meine Untertanen regieren soll, gleichwie ein Hirte seine Herde weidet und regiert. (Denn eine fromme Obrigkeit ist ein Hirte ihrer Untertanen, die sie versorgen, beschützen und handhaben soll. Ein Tyrann aber ist ein Wolf, der die Herde schindet und zerreißt.)

Vollenden: Denn er wird die Babylonische Tyrannei zunichtemachen und aufheben und meinem Volk, die Freiheit wieder geben, dass sie meinen Gottesdienst zu Jerusalem wieder anrichten. Welche Weissagung später erfüllt wurde, wie (Esra Kapitel 1) bezeugt. (Es ist aber wohl zu verwundern, dass Gott den König Cores mit Namen nennt, fast in die anderthalbhundert Jahr zuvor, ehe denn er geboren wurde: Also gewiss und unfehlbar sind die göttlichen Weissagungen.)


Das 45. Kapitel

  • Gott redet noch weiter vom Cores. v. 1.
  • verheißt den Messias, v. 8.
  • Gibt seine Weisheit zu erkennen, durch die künftige Erlösung aus dem babylonischen Gefängnis und Ausbreitung der Kirche. v. 9.
  • . Und lehrt, dass man ihn allein ehren soll, alle andere erdichteten Götzen nach hinten setzt, v. 14.

1. So spricht der Herr zu seinem Gesalbten, dem Kores, den ich bei seiner rechten Hand ergreife, dass ich die Heiden vor ihm unterwerfe und den Königen das Schwert abgürte, auf dass vor ihm die Türen geöffnet werden und die Tore nicht verschlossen bleiben:

So: Der Sohn Gottes fährt noch weiter fort, durch den Propheten von dem König Cores oder Cyro zu weissagen.

Gesalbten: Nämlich zu dem König Cores. Denn der Sohn Gottes nennt den König Cores einen Gesalbten, nach Gewohnheit der hebräischen Sprache, weil die Könige vor Zeiten mit köstlichem Öl gesalbt wurden, anstatt der Krönung zum Königreich. Und will so viel sagen. Dies, was ich jetzt vorbringen werde, hat mein himmlischer Vater über den König der Perser Cores geordnet und beschlossen.

Ergreife: Das ich ihn erhalte, regiere und ihn gleichsam bei der Hand führe.

Abgürte: Das ist, ich will den Königen ihre Gewalt und Stärke nehmen, dass sie gleichsam als unbewehrt und ohnmächtig, sind (des Cores oder Cyri) Gewalt nicht werden aufhalten können.

Geöffnet: Das ist, ich will verschaffen, dass er feste Städte und Schlösser erobern soll und sollen ihrer viel ihm die Tore freiwillig auftun und die Schlüssel entgegentragen.

2. Ich will vor dir hergehen und die Höcker eben machen; ich will die eisernen Türen zerschlagen und die eisernen Riegel zerbrechen

Höcker: Das ist, die krummen und rauen Wege will ich gerade und eben machen, auf dass, wo du begehrst hinzugehen, durch alle Königreiche, es sei den Herrn derselben Länder gleich lieb oder Leid, durchdringst und sie entweder vertilgst oder gefangen mit dir herumführst, wie dem Könige Croeso in Lydia widerfahren.

Zerbrechen: Also, dass dir alles offen stehen soll, wo du deine Waffen hinwendest. (Sollen deswegen Fürsten und Herren wissen, dass es Gott sei, der ihnen die festen Städte und Schlösser auftut. Darum sollen sie ihren Sieg dem Herrn zuschreiben und ihm in der wahren Gottseligkeit davor danken, auch des Sieges recht und wohl gebrauchen. Die überwundenen aber sollen erkennen, dass ihnen solches Unglück von Gott über den Hals geschickt werden, um ihrer Sünde willen, die sie demütig bekennen sollen und Gott bitten, dass er solche Übel gnädiglich lindern und die Änderungen der Regierung zu seines Namens Ehre und der Kirche Wohlfahrt richten wolle.)

3. und will dir geben die heimlichen Schätze und die verborgenen Kleinode, auf dass du erkennst, dass ich, der Herr, der Gott Israels, dich bei deinem Namen genannt habe

Erkennst: Als wollte er sprechen: Ich, der Sohn Gottes, will solches tun, auf dass du mich, den wahren und ewigen Gott Israels erkennst, der ich dich zu solchen Kriegsverrichtungen ausersehen und mit Namen bestimmt habe, ehe du geboren wurdest. Und hat zwar Cores, ob er wohl zuerst ein Heide gewesen, dennoch endlich den wahren Gott Israels erkannt und seinen Gottesdienst mit allem Fleiß befördern helfen, wie im Buch (Esra Kapitel 1) zu sehen. (Denn Gott tut uns darum Gutes, dass wir ihn erkennen und mit dankbarem Herzen gottseliglich ehren.)

4. um Jakobs, meines Knechts, willen und um Israels, meines Auserwählten, willen. Ja, ich rief dich bei deinem Namen und nannte dich, da du mich noch nicht kanntest.

Willen: Denn ich solches nicht allein von wegen deiner Person tun will, spricht der Sohn Gottes, sondern besonders darum, auf dass mein Volk seine vorige Freiheit wiederum erlange. (Und gibt Gott den Königen und Fürsten Glück, nicht dass sie die Kirche plagen und unterdrücken sollen, sondern dass sie derselben mit ihren Diensten aufhelfen und ihr Schutz halten.)

Namen: Ich habe jetzt bereits deinen Namen zuvor verkündigt und dich dazu ausersehen, dass du große Sachen ausrichten sollst und ein Monarch der ganzen Welt sein und heißen. (Denn die göttlichen Guttaten widerfahren uns nicht um unserer Verdienste willen, sondern aus lauter Gnaden und Güte Gottes, der uns solche Güter verordnet, ehe wir geboren werden.)

5. Ich bin der Herr und sonst keiner mehr; kein Gott ist ohne ich. Ich habe dich gerüstet, da du mich noch nicht kanntest,

Kein Gott: Denn die Götter der Heiden sind entweder Teufel oder gar nichts. Darum muss man es mir allein zumessen, was in der Welt vortreffliches und herrliches verrichtet wird.

Gerüstet: Ich habe beschlossen, dass ich dir Stärke, Sieg und Triumph verleihen wolle, ehe du etwas von mir hast wissen oder mich erkennen können, weil du noch nicht geboren bist.

6. auf dass man erfahre beide von der Sonnen Aufgang und der Sonnen Niedergang, dass außer mir nichts sei. Ich bin der Herr und keiner mehr,

Erfahre: Und den Heiden umher bekannt werde, wie ich allein der wahre ewige Gott sei, der ich dir solch großes Glück verleihe und die Monarchie übergebe, auf dass mein Volk Israel erlöst werde, dessen Gott ich mich zu sein bekenne. Und ist kein Zweifel, es sind ihrer ganz viel aus den Heiden zu der wahren Erkenntnis Gottes gekommen und selig geworden, weil der König Cores regiert und die jüdische Religion befördert hat. (Denn Gott nimmt überall die Gelegenheit wahr, dass er die Auserwählten erleuchte und selig mache.)

Herr: Der wahre Gott, Jehova und ist außer mir kein anderer Gott. (Gleichwie aber der Sohn Gottes, da er ihm allein die Schöpfung zumisst, den Vater und Heiligen Geist davon nicht ausschließt. Also, da er ihm hier die wahre Gottheit allein zueignet, spricht er sie darum dem Vater und Heiligem Geiste nicht ab, die mit ihm eines Wesens sind, sondern entzieht die selbige allen Göttern der Heiden und der Heuchler.)

7. der ich das Licht mache und schaffe die Finsternis, der ich Frieden gebe und schaffe das Übel. Ich bin der Herr; der solches alles tut.

Finsternis: Das ist, ich bin derselbe Gott, der ich gutes Glück gebe, welches er durch das Licht andeutet und auch das Unglück schicke, dass er durch die Finsternis zu verstehen gibt.

Friede: Das ist, alle glückliche Wohlfahrt, denn der Friede bedeutet Glückseligkeit.

Übel: Der ich Unglück über das menschliche Geschlecht führe und kommen lasse. Von mir kommt alles Gutes und das Übel der Strafen auch. (Denn obwohl Gott keine Ursache der Schuld oder Sünden ist, so schickt er doch die Strafen, dass er ein Unglück über ein Volk ergehen lässt, damit aus seinem gerechten Gericht, der Menschen Sünden gestraft werden. Wenn uns deswegen etwas widerwärtiges zu Händen stößt, so sollen wir nicht murmeln oder brummen wider die Werkzeuge, welche Gott uns zu züchtigen gebraucht, sondern sollen es mit Geduld aufnehmen, was uns Gott zu leiden zuschickt und nicht zweifeln, er hätte es nicht über uns kommen lassen, wo er nicht wüsste, dass etwas Gutes daraus erfolgen würde.

8. Träufelt, ihr Himmel, von oben und die Wolken regnen die Gerechtigkeit; die Erde tue sich auf und bringe Heil und Gerechtigkeit wachse mit zu! Ich, der Herr, schaffe es

Träufelt: Obwohl es eine große Guttat ist, warum die Erlösung aus der Babylonischen Gefangenschaft, welche Gott seinem Volk verhieß, jedoch weil die Kirche Gottes durch den Heiligen Geist versteht, dass die wahre und ewige Seligkeit nicht auf die äußerliche Erlösung beruhe, so bittet sie in diesem Kapitel noch um eine größere Guttat, dass sie ihr von dem Herrn widerfahren möchte, nämlich dass Christus geschickt würde, und bringt solches mit einer verblümten Rede vor.

Sich auf: Dass sie Frucht bringe. Will so viel sagen: O ihr Himmel, lasst uns den Sohn Gottes herabkommen und du Erde bringe uns hervor den Sohn der Jungfrau Maria, auf dass derselbe wahre Gott und Mensch, der vom Himmel und von der Erde seine Herkunft hat, unser Heil und Gerechtigkeit sei, aus Kraft seines Verdienstes und seines allerheiligsten Leidens. (Denn die rechten Gottseligen haben darauf besonders Acht, dass sie durch den Glauben an Christus gerechtfertigt werden und ziehen die geistlichen Güter dem zeitlichen Nutzen in allewege vor.) * (Nach Luther) Vom Könige Cores redet der Prophet, dass derselbe kommen soll und helfen dem Volk Israel.

Schaffe es: Dies ist die Antwort, welche Gott seiner Kirche ganz gnädiglich widerfahren lässt: Als wollte er sagen: Ich will verschaffen und die Sache dahin richten, dass du meine Kirche deiner Bitte gewehrt wirst. (Und sind wir nie so begierig nach unserer Seligkeit, als willig Gott ist, uns dieselbe mitzuteilen.)

9. Wehe dem, der mit seinem Schöpfer hadert, nämlich der Scherbe mit dem Töpfer des Tons. Spricht auch der Ton zu seinem Töpfer: Was machst du? Du beweist deine Hände nicht an deinem Werke {Jer 18v6 Röm 9v20}?

Wehe: Jetzt schilt der Prophet diejenigen, welche aus Ungeduld, besonders in der Babylonischen Gefangenschaft, wider die göttliche Verordnung murren würden, als ob Gott den Ausgang der menschlichen Händel nicht recht anstellte.

Schöpfer: Wider Gott, der ihn geschaffen hat und einem jeden den Lauf seines Lebens bestimmt, auch verordnet was ihm vor Glück oder Unglück zustehen werde.

Tons: Denn es je ein ungereimtes Ding wäre, wenn ein irdischer Topf den Töpfer meistern wollte.

Hände nicht: Warum machst du mir eine solche Gestalt, du beweist dein Meisterstück nicht an mir, deine Arbeit hat weder Hand noch Fuß. (Eben also tun ihm auch diejenigen, welche wider Gott murren und ihn beschuldigen, dass er seine Sachen nicht recht oder weislich genug vornehme.)

10. Wehe dem, der zum Vater sagt: Warum hast du mich gezeugt? Und zum Weibe: Warum gebierst du?

Wehe: Folgt noch ein anderes Gleichnis, damit solcher Leute Unbilligkeit erwiesen wird, die Gott der Ungerechtigkeit bezichtigen.

Gezeugt: Auf gleichen Schlag sagen die Deutschen im Sprichwort: Lieber lehre deinen Vater nicht Kinder zeugen, wenn, nämlich ein Unverständiger einen weisen Mann meistern will. (Und greift diese des Propheten Lehre weit um sich. Denn er nicht allein lehrt, dass man in Widerwärtigkeit nicht wider Gott murren, sondern auch im Handel von der ewigen Vorsehung und Wahl Gottes mit Gott keinen Hader anfangen soll, warum er diese erleuchte, jene aber in der Blindheit ihres Herzen und in ihrer Verstockung bleiben und verderben lasse. Auf diese Meinung zieht der Apostel Paulus diesen Spruch des Propheten an, von dem Töpfer {Röm 9}. Darum sollen wir alles was Gott, als unser Töpfer, macht, ungetadelt lassen und glauben, dass es recht und heilig sei, ob wir gleich vieler göttlichen Verrichtungen Ursachen in diesem Leben mit unserer Vernunft nicht begreifen noch verstehen können.)

11. So spricht der Herr, der Heilige in Israel und ihr Meister: Fordert von mir die Zeichen; weist meine Kinder und das Werk meiner Hände zu mir!

Heilige: An dem nichts ist, das da richtig könnte getadelt werden.

Meister: Der nicht allein sein Volk erschaffen, sondern es auch von neuen wieder geboren und ihre Herzen mit dem Heiligen Geiste erneuert hat. * (Nach Luther) Das ist, welcher auch sie wohl wieder zu Ehren machen kann, gleichwie ein Töpfer, als ein Meister und Herr des Tons, kann aus dem Ton ein Gefäß machen, wie er es haben will {Jer 18v4 v6}.

Fordert: Nämlich ihr, die ihr euch bedünkt so klug zu sein, dass ihr mir vorschreibt, was und wie viel ich könne oder vermöge und was ich tun oder nicht tun soll, begehrt von mir, wenn es euch gelüstet, die Zeichen, damit erwiesen werde, dass ich tun könne, was ich gesagt habe.

Zu mir: Lehrt mich, wie ich mit meinen Kindern, die meiner Hände Werke sind, umgehen soll, wie ich sie Strafen und wiederum erlösen müsse. Gerade als ob ich eurer Weisheit so hoch bedürfte: Denn es redet Gott der Herr solches spottweise. ** nach Luther) Dass Gott der Herr so eigentlich spricht: Weist das Werke meiner Hände zu mir, will er hiermit warnen, dass sie nicht für Ungeduld andere Götter anrufen sollen, denn, spricht er, ich will ihnen wohl weissagen, wenn ihr Elend sollt ein Ende haben. Darum schafft, dass sie sich zu mir halten allein. Ich kann und habe schon erweckt, der ihnen helfen soll.

12. Ich habe die Erde gemacht und den Menschen darauf geschaffen. Ich bin es, des Hände den Himmel ausgebreitet haben und habe all seinem Heer geboten.

Geschaffen: Und bedürfte zum selben mal eurer Weisheit nicht dazu.

Hände: Es sind aber die Hände und Finger Gottes, der Sohn Gottes und der Heilige Geist.

Geboten: Ich habe den Sternen ihren Lauf vorgeschrieben und bedürfte damals eurer Weisheit auch nicht, darum will ich auch weiter eures Rats nicht begehren oder von euch allererst lernen, wie ich mit meinem Volk umgehen soll und wie ich es erlösen müsse.

13. Ich habe ihn erweckt in Gerechtigkeit und alle seine Wege will ich eben machen. Er soll meine Stadt bauen und meine Gefangenen loslassen, nicht um Geld noch um Geschenke, spricht der Herr Zebaoth.

Ihn: Nämlich den Helden und König, Cores, von dem habe ich recht und richtig bei mir beschlossen, dass ich ihn erwecken wolle.

Eben machen: Dass er mit einem wunderbaren glücklichen Fortgang seiner Sachen, in allem was er anfangen wird, sehr berühmt werden soll. (Wenn deswegen uns unsere Sachen, besonders eine gute lange Zeit, nach unserem Wunsch glücklich vonstattengehen, so sollen wir solches unserem Fleiß nicht zuschreiben, sondern der Güte Gottes danken, der unsere Sachen zum guten Ende richtet und befördert.)

Stadt: Nämlich Jerusalem, von der er wird Befehl geben, dass man sie wieder bauen soll.

Um Geld: Sondern umsonst, dass er kein Geld dafür nehme noch mit Geschenken sich bestechen lasse. (Denn es steht einer frommen und gottseligen Obrigkeit zu, dass sie den elenden Leuten Gutes erzeige, nicht aus Hoffnung einiges Geldes oder Gewinns, sondern in Betrachtung ihres Amtes und aus Gottseligem und großmütigem Herzen.)

Zebaoth: Der allermächtigste Herr, unter dessen Gebiet alle Kreaturen sind und ihm zu Verrichtung seiner Befehle dienen müssen, darum wird solches alles, was er hier zuvor verkündigen lässt, gewisslich geschehen.

14. So spricht der Herr: Der Ägypter Handel und der Mohren Gewerbe und der langen Leute zu Seba werden sich dir ergeben und dein eigenen sein; sie werden dir folgen; in Fesseln werden sie gehen und werden vor dir niederfallen und zu dir flehen; denn bei dir ist Gott und ist sonst kein Gott nicht mehr.

So: Weil die Erlösung aus der Babylonischen Gefangenschaft gleichsam eine Vorbereitung sein soll, zum Anfang des Reiches Christi, welches durch die Predigt des Evangeliums in der ganzen Welt würde besetzt werden, also dass nicht nur die Juden, sondern auch die Heiden zu der Kirche und zum Reich Christi sich versammeln würden, so schreitet jetzt der Prophet mit gutem Fug zur Weissagung von der Fortpflanzung der Kirche Gottes, auf dass die Israeliten wüste, wie das babylonische Gefängnis die Kirche Gottes nicht unterdrücken würde, sondern dass, nachdem sie dies Unglück überstanden, zu seiner Zeit, die Anzahl des Volkes Gottes viel größer sein würde, als sie zuvor je gewesen.

Handel: Das ist, die Ägypter, welche ganz geschäftig sind und mehr teils mit der Fischerei ihre Nahrung suchen, desgleichen die Mohren, so Kaufmannschaft treiben und die zu Seba, welche oft große Leute und von Person lang sind, werden die Abgötterei verlassen und verwerfen, die wahre christliche Religion annehmen und der rechten Kirche Glieder werden. Und bezeugt zwar die Kirchen Historie, wie willig die Ägypter das Evangelium Christi angenommen haben. So liest man von dem Kämmerer der Königin Candaces in Mohrenland, dass er von Philippo das Evangelium Christi auf der Reise auf dem Wagen gehört und von ihm sei getauft worden {Apg 8}. Welcher ohne allen Zweifel die christliche Religion später im Mohrenlande weiter ausbrachte. Also soll man in keinen Zweifel setzen, es sei diese Weissagung an denen zu Seba auch erfüllt worden. (Im Allgemeinen aber hat der Prophet damit wollen zu verstehen geben, dass auch die Heiden, und zwar in großer Anzahl zu der Kirche Christi kommen würden.)

Folgen: Nämlich dieselben vorgemeldeten Völker, werden deinen Fußstapfen nachfolgen und von dir gleichsam gefangen geführt werden, dir auch große Ehre erzeigen und dich um Verzeihung bitten, dass sie bisher so unrecht wider dich gehandelt und so grausam mit dir umgegangen sind. (Es wird aber mit diesen Worten das geistliche und selige Gefängnis derjenigen abgemalt, die, nachdem sie das Evangelium von Christo gehört, in ihrem Herzen und Gewissen, gleichsam als mit Banden verstrickt und gefangen werden, dass sie der Wahrheit nicht mehr widerstreben können. Sie werden aber also gefangen geführt, dass sie von ihren Götzen und Irrtümern zu dem wahren Gott und zu der heilsamen Lehre der Wahrheit kommen. Sie werden geführt aus der Finsternis ins Licht, aus dem Tode zum Leben, aus der Hölle zum Himmel. Und da sie zuvor die Kirche verachtet und verfolgt haben, so ehren sie solche später und es tut ihnen herzlich wehe, da sie jemals etwas Ungebührliches dagegen geredet oder getan, bemühen sich auch weiter derselben, mit ihren Diensten zu helfen und sich wieder bei ihr auszusöhnen.)

Bei dir: Nämlich (In der Kirche, da wird Gott allein gefunden und geehrt. Darum welche außer der Kirche sind, die haben keinen Gott, weil sie den rechten Gott nicht erkennen noch ehren. Und ist auch außer der Kirche keine Seligkeit. Die Kirche Christi aber ist nicht das Geschwür der römischen Päpste, Kardinäle und dergleichen, sondern ist eine Versammlung solcher Leute, die das Evangelium Christi hören und mit Glauben annehmen und die Sakrament recht gebrauchen, wie sie von Christo eingesetzt sind.)

15. Fürwahr, du bist ein verborgener Gott, du Gott Israels, der Heiland!

Fürwahr: Jetzt singt die Kirche dem Sohn Gottes zu Ehren wiederum einen Lobgesang, zwar mit ganz wenig, aber trefflichen Worten.

Verborgen: Das ist, du Sohn Gottes, ob du wohl unter der menschlichen Schwachheit in deinem Fleisch eine Zeit lang deine Gottheit verbirgst und dieselbe nicht, als einen Raub übermütig rühmst und sehen lässt, sondern vielmehr heimlich hältst und Knechtsgestalt an dich nimmst {Phil 2}. So bist du doch nichtsdestoweniger wahrhaftiger Gott und ein Seligmacher aller, die an dich glauben. (Denn wer an den Sohn glaubt, der hat das ewig Leben {Joh 3}.

16. Aber die Götzenmacher müssen allesamt mit Schanden und Hohn bestehen und miteinander schamrot hingehen.

Aber: Weil demnach Christus allein der Heiland ist des menschlichen Geschlechts, so lehrt jetzt der Prophet, wie übel es denen ausschlagen werde, die diesen Gott und Heiland verachten.

Götzenmacher: Die keine Hilfe noch Trost, sondern nur Schmerzen und Peinigungen der Gewissen verursachen. (Und wird hier die ewige Schande, das ist, die Verdammnis, denen gedroht, welche die Götzen machen, denen auch gleich sind, die sie ehren, wie der (115. Psalm) bezeugt. Es sind aber Götzendiener nicht allein die, welche vor den Bildern niederknien, sondern auch, die solche Gottesdienst anrichten, so von Gott nicht geboten sind und durch derselben Verrichtung sich zeitliche und ewige Güter einbilden.)

17. Israel aber wird erlöst durch den Herrn, durch eine ewige Erlösung und wird nicht zuschanden noch zu Spott immer und ewig.

Erlöst: Das ist, die rechten Israeliten, nämlich alle Menschen, so an den Sohn Gottes glauben und ihm in der wahren Gottseligkeit dienen, werden durch ihn die ewige Seligkeit erlangen. Und ob sie wohl auf dieser Welt mit mancherlei Widerwärtigkeit umgetrieben werden, so werden sie doch von Gott nicht verlassen noch in der anderen Welt, wie die Abgöttischen, mit Schanden bestehen, sondern mit himmlischer und ewiger Herrlichkeit begabt werden. (Und soll man zwar den wahren Gott richtig ehren, alle anderen Götzen nach hinten gesetzt, weil er sich durch so viel und mancherlei Guttaten, die er dem menschlichen Geschlecht geleistet, schier greifen lässt.

18. Denn so spricht der Herr, der den Himmel geschaffen hat, der Gott, der die Erde zubereitet hat und hat sie gemacht und zugerichtet und sie nicht gemacht hat, dass sie leer soll sein, sondern sie zubereitet hat, dass man darauf wohnen soll: Ich bin der Herr und ist keiner mehr.

Geschaffen hat: Und durch die Erschaffung Himmels und der Erde seine Majestät, Weisheit, Gewalt und Güte erklärt. Denn es ist alles so zugerichtet, dass es nicht allein die göttliche Majestät uns täglich vorhält, sondern es gereicht auch alles dem menschlichen Geschlecht zu Nutzen.

Herr: Spricht der Sohn Gottes, darum ist es richtig, dass ihr mich allein ehrt und nicht die Götzen, denn durch mich empfangt ihr alle Guttaten, die ihr habt. (Wenn es deswegen ein ungeschicktes Ding wäre, da einer eine Behausung bewohnte, die mit allen notwendigen Sachen nach dem besten versehen und ihm von einem frommen Mann aus freien Stücken geschenkt wäre und er dennoch nicht fragen möchte, wer der fromme Mann wäre, noch ihm einzige Ehre erböte: Wie viel ungereimter, ja schandloser ist es denn, dass man in der Welt wohnt und der göttlichen Guttaten täglich geniest, aber doch Gott, als einen Geber solcher Güter nicht erkennt oder in der Gottseligkeit ehrt? In welchem Tun nicht allein die Abgöttischen, sondern auch viel träge Leute, so allein mit dem Namen Christen sind, schwer sündigen.)

19. Ich habe nicht ins Verborgene geredet, im finsteren Ort der Erde. Ich habe nicht zum Samen Jakobs vergeblich gesagt: Sucht mich! Denn ich bin der Herr, der von Gerechtigkeit redet und verkündige, das da recht ist {Joh 18v20}.

Verborgen: (Nach Luther) Das ist, wie in die Luft oder da nicht Leute sind, die es hören mögen.

Finsteren: Welches denn auch noch eine Ursache ist, dass ihr meine Worte groß achten und mir allein dienen und anhangen sollt, weil ich, da ich euch mein Gesetz und die Weise des Gottesdienstes vorhielte, nicht in einem finsteren Winkel gebrummelt habe, wie der Heiden Wahrsager tun, so vom Teufel, als einem lichtflüchtigen Geist eingenommen, aus einem finsteren Winkel, ungewisse, zweifelhafte, ja auch oft schädliche Weissagungen hervor murmeln, sondern ich habe mein Gesetz zwar in der Wüste, aber auf einem hohen Berge bei hellem Tage und mit lauter Stimme im Beisein sechsmal hunderttausend Mannspersonen aufgekündigt.

Samen Jakob: Zu des Patriarchen Jakobs Nachkommen.

Sucht mich: Erkennt und ehrt mich und nicht fremde Götter.

Recht ist: Was gottselig und ehrlich ist. (Darum, wer sich vom Worte Gottes regieren und unterweisen lässt, der kann des rechten wahren Gottesdienstes noch dessen, was richtig und recht ist, nicht verfehlen, deswegen eine große Bosheit und Undankbarkeit, wenn man das Wort Gottes, welches durch so viel Wunderwerke an Tag gebracht und bestätigt wurde, fahren lässt und in Sachen, die zum Gottesdienst und zu der wahren Gottseligkeit gehören, der menschlichen Vernunft folgt.)

20. Lass sich versammeln und kommen miteinander herzu die Helden der Heiden, die nichts wissen und tragen sich mit den Klötzen ihrer Götzen und flehen dem Gott, der nicht helfen kann.

Versammeln: Nämlich ihr Götter und Wahrsager der Heiden tretet herzu und kämpft mit mir darüber, wer unter uns sein Volk erlöst hat, so wird meine Majestät und eure Nichtigkeit bald bekannt werde.

Nichts wissen: Es sind unverständige und unbesonnene Leute.

Flehen: Sie tragen die Bilder ihrer Götzen mit sich herum und rufen solche Götter an, die selbst weder gehen noch stehen, viel weniger anderen helfen können.

21. Verkündigt und macht euch herzu; ratschlagt miteinander! Wer hat dies lassen sagen von alters her und damals verkündigt? Habe ich es nicht getan, der Herr? Und ist sonst kein Gott ohne ich, ein gerechter Gott und Heiland; und keiner ist ohne mich.

Verkündigt: Nämlich ihr Wahrsager der Heiden, was zukünftig ist.

Ratschlagt: Bringt alle eure Weisheit zusammen.

Alters: Das ist, wer hat jemals solange Zeit, ja etliche hundert Jahr zuvor, eher sie geschehen, viel herrliche und nützliche Sachen zuvor verkündigt?

Getan: Nämlich durch meine Patriarchen und Propheten, welches euch freilich ein gewisses und unfehlbares Zeugnis sein soll, dass ich allein der wahre Gott bin, der solches alles allein verrichten kann.

Kein Gott: Denn der Heiden Götter haben solche Dinge niemals verrichtet, sondern es sind ihre Weissagungen, zum Teil falsch, zum Teil so dunkel und zweifelhaft, dass man sie deuten kann, wie man will. Als da war: Wenn Crösus über den Fluss Halim zieht, so wird er ein groß Königreich zugrunde richten. Denn da Crösus meinte, er würde nach laut der Weissagung ein anderes Königreich verwüsten, so war es sein eigenes, dessen er von Cyro beraubt wurde. Aber die Weissagungen des wahren Gottes sind gewiss und gibt es der Ausgang alle Tage, wie sie so genau eintreffen.

Ohne mich: Spricht der Sohn Gottes. (Darum wer die wahre Gerechtigkeit und die ewige Seligkeit suchen will, der suche sie in Christo, dem gerechten und gerecht machenden Gott {Röm 3}.

22. Wendet euch zu mir: So werdet ihr selig, aller Welt Ende! Denn ich bin Gott und keiner mehr.

Zu mir: Mit den Augen des Glaubens.

Welt Ende: Das ist, wer an mich glaubt, der soll die ewige Seligkeit erlangen, niemand ausgenommen in der ganzen Welt.

Keiner mehr: Wer deswegen an mich glaubt, der glaubt an den rechten Gott und wird selig. (Denn gleichwie Mose in der Wüste eine Schlange erhöht hat, auf dass, wer sie ansehe, nicht stürbe: Also hat der Gott, Christus am Kreuz erhöht werden müssen, auf dass alle, die ihn mit den Augen des Glaubens ansehen, das ist, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben {Joh 3}.)

23. Ich schwöre bei mir selbst und ein Wort der Gerechtigkeit geht aus meinem Munde, da soll es bei bleiben, nämlich: Mir sollen sich alle Knie beugen und alle Zungen schwören

Selbst: Denn ich (der Sohn Gottes) bei keinem höheren schwören kann, weil keiner über mir ist.

Bleiben: Es soll mein Dekret unwandelbar sein und niemals widerrufen werden.

Beugen: Das ist, alle Menschen, ja auch die engelischen, böse und gute Geister, werden mich für ihren Herrn erkennen müssen. Tuns nicht alle Menschen in diesem Leben, so wird es doch am Jüngsten Tage geschehen, wenn ich kommen werde, als ein Richter der Lebendigen und der Toten. Denn es hat Gott Christus erhöht (welche Erhöhung der menschlichen Natur zusteht) und hat sich einen Namen gegeben, der über alle Namen ist, dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen, alle der Knie, die im Himmel und auf Erde und unter der Erde sind und alle Zungen bekennen sollen, dass Jesus Christus der Herr sei, zur Ehre Gottes des Vaters {Phil 2}. (Der Apostel Paulus beweist aus diesem Ort, in seiner Epistel zu {Röm 14}, dass wir alle werden vor den Richtstuhl Christi dargestellt werden, nachdem geschrieben steht, so wahr als ich lebe, spricht der Herr, mir sollen alle Knie gebeugt werden. Weil aber der Prophet diesen Christus, mit dem Namen Herr (Jehova) nennt, so ist es gewiss, dass Christus der ewige wahre Gott sei, vor dessen Richtstuhl alle Menschen werden erscheinen müssen.)

24. und sagen: Im Herrn habe ich Gerechtigkeit und Stärke. Solche werden auch zu ihm kommen; aber alle, die ihm widerstehen, müssen zuschanden werden.

Solche: Nämlich alle auserwählten, frommen und gläubigen Menschen, welche dem strengen Gericht Gottes begehren zu entrinnen und die Seligkeit zu erlangen, die werden mit Glauben zu Christo treten, nach dem Spruch {Mt 11}: Kommt her zu mir alle: Und {Joh 6} wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen: Und werden erkennen, dass sie ihre Gerechtigkeit und Stärke in Christo haben, auf dass sie wider des Teufels Anklage, wider den Fluch des Gesetzes, wider den Tod und Hölle bestehen und den gewissen Sieg erhalten können.

Widerstehen: Welche diesen Heiland nicht annehmen wollen noch die wahre Gerechtigkeit in seinem Verdienst suchen, die werden ewig zuschanden werden. (Denn wer an den Sohn nicht glaubt, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt über ihm {Joh 3}.

25. Denn im Herrn werden gerecht aller Same Israels und sich sein rühmen.

Same Israel: Das ist, alle rechtschaffenen Israeliten: Welche die Christen sind {Gal 6}: Ist deswegen Christus uns von Gott gemacht zur Weisheit, Gerechtigkeit, Heiligkeit und zur Erlösung, auf dass wie geschrieben steht, wer sich rühmen will, der rühme sich des Herrn {1Kor 1}. Das ist, Christus ist mit seinem allerheiligsten und vollkommensten Verdienst unsere Gerechtigkeit vor Gott, darum rühmen wir uns nicht unser, sondern Christi Gerechtigkeit, die uns durch den Glauben zugerechnet wird.)


Das 46. Kapitel

  • Der Sohn Gottes lehrt, dass man ihn, als den wahren und einzigen Heiland der Kirche allein ehren soll und verlacht der Heiden nichtige Götzen.

1. Der Bel ist gebeugt, der Nebo ist gefallen, ihre Götzen sind den Tieren und Vieh zuteil geworden, dass sie sich müde tragen an eurer Last.

2. Ja, sie fallen und beugen sich allesamt und können die Last nicht wegbringen, sondern ihre Seelen müssen ins Gefängnis gehen.

3. hört mir zu, ihr vom Hause Jakob und alle übrigen vom Hause Israel, die ihr von mir im Leibe getragen werdet und mir in der Mutter liegt!

Hört: Folgt jetzt ganz eine liebliche Trostpredigt des Sohnes Gottes, darin er seine Kirche tröstet und verheißt, dass er sie nie verstoßen oder verlassen wolle.

Übrigen: Das ist, ihr Israeliten, die ihr noch aus vielem Jammer und Unfall übergeblieben seid und vor der Welt allerdings für verlassen geschätzt werdet, merkt und habt Acht auf meine Rede.

Liegt: Ich habe so große Vorsorge für euch, die ihr meine Kirche seid, dass ihr nicht umkommen mögt, gleichwie ein schwanger Weib fleißig Sorge trägt für ihre Frucht in ihrem Leibe, dass dieselbe nicht Schaden nehme.

4. Ja, ich will euch tragen bis ins Alter und bis ihr grau werdet. Ich will es tun; ich will heben und tragen und erretten.

Erretten: Von dem zeitlichen und ewigen Übel und will euch das ewige Leben schenken. (Dies ist ein herrlicher Trost, dass Christus seine Kirche so gnädiglich auch im Alter unterhalten wolle. Das Alter aber der Kirche ist, wenn sie schwach wird und in der Gottseligkeit nicht mehr so eifrig und inbrünstig ist, wie sich es wohl gebührte. Also war die Kirche sehr schwach und alt geworden, vor der Geburt Christi, da ihrer wenig der Verheißungen vom Messias sich mit Ernst annahmen und in der wahren Gottseligkeit nicht fast beständig war. Also ist auch jetzt vor der letzten Zukunft Christi die Kirche ganz schwach, weil der Eifer zu der wahren Religion schier ganz erloschen und die brüderliche Liebe erkaltet ist. Dennoch will Christus die, so an ihn glauben, nicht wegwerfen, sofern sie nur den Glauben nicht von sich werfen und nicht allerdings unfruchtbar und ohne gute Werke sind.)

5. Nach wem bildet und wem vergleicht ihr mich denn? Gegen wen messt ihr mich, dem ich gleich sein soll?

Bildet: Als wollte der Sohn Gottes sprechen, weil meine Güte und Gnade gegen euch so groß ist, so ist es je ein ungereimtes Ding, dass etliche aus euch zu anderen Göttern sich wenden und Abgötter machen, bei denen doch weder Trost noch Hilfe ist, weil sie kein Leben haben, darum können sie auch niemand erhören, ja sie können zum wenigsten auch keinen Finger regen. (Sündigen deswegen diejenigen ganz grob, welche den allmächtigen Gott durch die Bilder verehren wollen und handeln unter anderen auch darin Unrecht, dass sie den Allmächtigen lebendigen Gott mit einem Klotz vergleichen, darum wiederholt der Prophet einerlei Meinung zum vierten Mal, auf dass er uns derselben Leute Torheit desto besser einbilde.)

6. Sie schütten das Gold aus dem Beutel und wägen dar das Silber mit der Waage und lohnen dem Goldschmied, dass er einen Gott daraus mache, vor dem sie knien und anbeten.

Schütten: Mit Haufen, dass man einen Götzen daraus mache. (Denn die Abgöttischen sind in Beförderung der Abgötterei ganz freigiebig oder schier verschwenderisch, dagegen aber sind sie in gottseligen und ehrlichen Sachen ganz karg und filzig.)

Silber: Daraus sie wollen einen Götzen schmieden lassen.

Mache: Aus dem Gold oder Silber: Sind aber das nicht tolle und törichte Leute, welche einen Menschen bitten, dass er einen Gott machen soll.

Anbeten: Da aber einer von zwei anzubeten wäre, so sollten sie viel eher den Goldschmied anbeten, der den Gott gemacht hat, als den Gott, der vom Goldschmiede ist gemacht worden.

7. Sie heben ihn auf die Achsel und tragen ihn und setzen ihn an seine Stätte. Da steht er und kommt von seinem Ort nicht. Schreit einer zu ihm, so antwortet er nicht und hilft ihm nicht aus seiner Not.

Heben ihn: Ihren gemachten Götzen, welches denn auch kein Wunder ist, weil er sich selbst nicht regen noch bewegen kann.

Stätte: In irgendeine abgöttische Kapelle, die sie ihm geweiht haben, da sie ihn für einen Gott ehren.

Ort nicht: Wenn gleich die Kapelle verbrennen soll, so könnte er doch nicht herausgehen.

Er nicht: Weil er nicht hören kann, was sie ihm in ihrem Gebet vorbringen. (Sind deswegen die Abgöttischen unverständiger, als Holz und Stein, ob sie gleich von den Leuten für die allerwitzigsten angesehen werden.)

8. An solches gedenkt doch und seid fest; ihr Übertreter, geht in euer Herz!

Übertreter: Nämlich ihr Israeliten, die ihr zu der Abgötterei so ganz geneigt seid, dass ihr der Heiden falsche Gottesdienste so leicht annehmt, betrachtet solches mit Fleiß und erwägt es wohl in euren Herzen, was es für ein ungereimtes Wesen sei, wenn man die Götzen ehrt und stärkt euren Glauben mit dem Worte Gottes, auf dass ihr nicht in Abgötterei fallt, wie ihr oft und leicht zu tun pflegt. (Denn es steht einem frommen Menschen wohl an, wenn er in der rechten Religion beständig verharrt und nicht von einem jeden Wind der Lehre sich umtreiben lässt {Eph 4}.

9. Gedenkt des Vorigen von alters her, denn ich bin Gott und keiner mehr, ein Gott, desgleichen nirgend ist,

Vorigen: Führt euch die Offenbarungen des wahren Gottes wieder zu Gemüt, welche von Anfang der Welt her den Patriarchen und Propheten geschehen sind.

Nirgend: Sind deswegen der Heiden Götter nichts wert und haben nichts Göttliches an sich. (Also auch, wenn wir in der Schrift des Alten und Neuen Testaments fleißig forschen, so finden wir, dass die päpstliche Abgötterei ein neuer Irrtum sei, gegen den die alten Prophetischen und Apostolischen Schriften zu rechnen, darum man sie richtig verwerfen und fahren lassen soll.)

10. der ich verkündige zuvor, was später kommen soll und vorhin, ehe denn es geschieht und sage: Mein Anschlag besteht und ich tue alles, was mir gefällt {Ps 33v11 Spr 19v21}.

Zuvor: Ich kann von künftigen Dingen, die allererst nach etlichen hundert Jahren geschehen werden, zuvor sagen und verkündigen und hab sie nicht allein längst zuvor gesehen, sondern es auch also beschlossen, dass sie von niemandem können geändert werden, darum ich nicht unrecht der ganzen Welt Trotz bieten kann.

Besteht: Das ist: Was ich längst beschlossen habe, das wird beständig und gewiss sein und wird keiner meine Dekrete ändern können noch ihre Vollstreckung hindern. (Dieser Spruch soll uns einen großen Trost geben. Denn Gott hat es also beschlossen, dass er die Kirche erhalten wolle, wider alle Pforten der Hölle, das ist: Wider alle Gewalt des Teufels {Mt 16}. Darum wird keiner die Kirche Gottes unterdrücken oder vertilgen können und wird niemand die Schafe Christi aus seiner Hand reißen {Joh 10}. So wird uns auch niemand scheiden können von der Liebe Gottes, welche da ist in Jesu Christo unserem Herrn {Röm 8}.

11. Ich rufe einem Vogel vom Aufgang und einem Mann, der meinen Anschlag tue, aus fernem Lande. Was ich sage, das lasse ich kommen; was ich denke, das tue ich auch.

Vogel: Nämlich dem Könige Cores, den will ich erwecken und aufbringen, dass er aus Persien, als ein Vogel, aufs allerschnellste (ob es wohl ein weiter Weg ist) mit einem Kriegsvolk gen Babel komme und da meinen Rat und Anschlag ausrichte, von der Stadt Babel Verwüstung und Erlösung meines Volkes. Denn gleichwie in allen anderen Sachen, mein Vorsatz besteht, also soll auch fest und unbeweglich bleiben, was ich von dem Könige der Perser Cores bei mir beschlossen und euch zuvor verkündigt habe, dass er, nämlich mein Volk aus der Babylonischen Gefangenschaft erlösen soll. Denn ich will meinem Volk keine vergebliche Hoffnung machen. * (Nach Luther) Also nennt er den König Cyrum, weil er schnell über Babel kommen würde, als flöge er.

Sage: Von der vorgemeldeten Sache, durch meine Propheten.

Tue: (Denn Gott ist nicht unbeständig oder wankelmütig in seinen Verheißungen.)

12. hört mir zu, ihr von stolzem Herzen, die ihr ferne seid von der Gerechtigkeit!

13. Ich habe meine Gerechtigkeit nahe gebracht, sie ist nicht ferne und mein Heil säumt sich nicht; denn ich will zu Zion das Heil geben und in Israel meine Herrlichkeit.


Das 47. Kapitel

  • Der Prophet droht die Zerstörung des chaldäischen Königreichs und solches zum Teil von wegen ihrer geübten Grausamkeit wider das Volk Gottes, zum Teil von wegen ihres Trotzes auf eigene Stärke und ihrer großen Sicherheit halben. v. 1.
  • Dass auch der Chaldäer abergläubische Sternseher, so den Ausgang künftiger Sachen nicht wissen, zugleich mit ihrem Volk zugrunde gehen werden. v. 6.

1. Herunter, Jungfrau, du Tochter Babel, setze dich in den Staub, setze dich auf die Erde! Denn die Tochter der Chaldäer hat keinen Stuhl mehr. Man wird dich nicht mehr nennen: Du Zarte und Üppige.

Herunter: Mit diesen Worten redet Gott die Chaldäer an, als wollte er sprechen: Du mächtige Babylonische Monarchie musst von deinem Thron gestürzt und gedemütigt werden. Denn weil die Babylonische Gefangenschaft nach und nach heranrückte, so streut Gott der Herr nach seiner unaussprechlichen Gnade und Güte, zum öfteren den Trost mit unter, dass er von der Zerstörung der Stadt Babel und von seiner Kirche Erlösung weissagt. Und tut gleich, als wie gutherzige Eltern, welche, wenn sie ihr Kindlein gestrichen haben, danach demselben zu Trost die Rute brechen und hinwegwerfen: Also, da Gott sein Volk trösten will, verkündigt er ihnen, wie die Babylonische Macht werde zu Trümmern gehen und fallen.

Staub: Das ist: Die du bisher von keinem äußerlichen Feinde hast können überwältigt werden, sondern Stolz und prächtig geschmückt in dem hohen Thron deiner Herrschaft und Majestät gesessen bist, wirst einmal hernieder im Staub, das ist: In der äußersten Verachtung sitzen und verstoßen werden.

Keinen Stuhl: Das ist: Babel wird nicht mehr regieren, sondern ihre Herrschaft verlieren und auf die Erde geworfen, ihr Elend beklagen und bejammern.

Zarte: Man wird nicht so zart und sanft mit dir umgehen, wie bisher geschehen, da dich die anderen Könige und Fürsten gleichsam ganz sanft auf den Händen tragen müssen und fleißig Acht hatten, damit sie dich nicht erzürnten, weil sie sich vor deiner großen Macht fürchteten: Aber jetzt werden sie viel anders mit dir hausen.

2. Nimm die Mühle und mahle Mehl, flicht deine Zöpfe aus, entblöße den Fuß, entdecke den Schenkel, wate durch das Wasser,

Mühle: Als wollte er sprechen: Hörst du es du zarte Tochter, musst als eine Magd in die Mühle gestoßen werden und darin harte und schwere Arbeit verrichten, das ist: Du wirst in eine elende Dienstbarkeit geraten.

Zöpfe: Das ist: Deine Zierde, damit du bisher geprangt hast, wirst du müssen ablegen.

3. dass deine Scham aufgedeckt und deine Schande gesehen werde. Ich will mich rächen und soll mir kein Mensch abbitten.

Gesehen: Das ist: Gleichwie die Weibspersonen, wenn sie durch ein Wasser gehen müssen, die Kleider aufheben, dass man ihnen nicht allein die Knie und Waden sieht, sondern auch, mit schlechter Zucht, solche Glieder, welche die Natur sonst will bedeckt haben: Also wird die stolze Babel durch das tiefe Wasser des Jammers und Unglücks gehen, und ein Spott werden, aller die sie anschauen. (Sollen deswegen die Königreiche und Herrschaften, denen es ganz glücklich und wohl geht, nicht Stolz werden, sondern Gott fürchten, auf dass sie nicht vom Stuhl herunter gestoßen und jedermanns Gespött werden.)

Rächen: An der Chaldäer Bosheit, Grausamkeit und anderen gräulichen Lastern.

4. (Solches tut: Unser Erlöser, welcher heißt der Herr Zebaoth, der Heilige in Israel.

Heilige: Nämlich der Sohn Gottes, welcher der allermächtigst ist und ausrichten kann, was er will, darüber aber doch auch keiner Unbilligkeit in irgendeiner Sache, mag beschuldigt werden. (Darum er niemand Unrecht tut, wenn er gleich ein ganzes Königreich lässt zugrunde gehen und zerstört werden.)

5. Setzte dich in das Stille, gehe in die Finsternis, du Tochter der Chaldäer; denn du sollst nicht mehr heißen: Frau über Königreiche.

Stille: H.L. Das ist: In den Tod und ins Nichtige.

Finsternis: Dass du nicht mehr so berühmt und scheinbar bist, sondern gleichsam an einem dunklen oder finsteren Ort verborgen liegst und deinen großen Namen samt der Herrschaft ganz und gar verlierst.

Frau: Du wirst nicht mehr über alle anderen Länder mit großem Übermut herrschen. (Denn Gott demütigt die Stolzen und erhöht die Niedrigen. Solches widerfährt auch dem römischen Papsttum, dessen Vorbild Babel gewesen {Apg 18}. Denn die Babylonische Hure, das ist: Die päpstliche Tyrannei in der Kirche, ist durch Doktor Luther, heiliger Gedächtnis, als einen vortrefflichen Helden, gestürzt und in die höchste Verachtung gebracht worden, dass der Papst mit seinen Dekreten heutigentags von den wahren Christen verachtet, verlacht und verspottet wird. Und welche unterm Papsttum die selbige alte, runzlige und stinkende Hure noch in Ehren halten, die tun solches nicht von Herzen, sondern um zeitlicher Ehre und Gewinns willen.)

6. Denn da ich über mein Volk zornig war und entweihte mein Erbe, übergab ich sie in deine Hand; aber du beweisest ihnen keine Barmherzigkeit; auch über die Alten machtest du dein Joch allzu schwer

Denn: Jetzt erzählt Gott die Sünden, um welcher willen die Babylonische oder Chaldäische Monarchie würde zugrunde gehen, nicht zwar alle und die sie sonst mit anderen Königreichen mehr Allgemeines hatte, sondern die sie insbesondere begangen, darunter die geübte Grausamkeit an dem Volk Gottes nicht die geringste war.

Deine Hand: Das ist: Da ich die Israeliten von wegen ihrer Sünden, damit sie sich verunreinigt, eine Zeit lang verlassen und als ein unheiliges Volk mich ihrer nicht angenommen, habe ich sie in deine Hand übergeben und dich gebraucht als einen Knecht, der meine widerspenstigen und ungehorsamen Kinder gezüchtigt hat.

Keine: Du hast in der Strafe kein Maß gehalten noch zum Mitleiden dich bewegen lassen, dass du dich deines Sieges gemäßigt und der armen Überwundenen oder Gefangenen verschont hättest.

Allzu schwer: Denn du nicht allein den Jungen, die noch stark und bei ihren Kräften waren, sondern auch den alten verlebten und kraftlosen Leuten ein ganz zu schweres und unleidentliches Joch der Dienstbarkeit aufgelegt und bist gräulich mit ihnen umgegangen, da doch andere auch zornige Krieger derselben zu schonen pflegen. Was aber die Chaldäer für Grausamkeit und Tyrannei gegen Junge und Alte, Weibern und Jungfrauen geübt, findet man in den Klageliedern Jeremia. (Denn wenn gleich Gott über die Sünden seines Volkes heftig erzürnt ist, so wird er doch danach über die Feinde derselben viel zorniger, weil sie mit einer besonderen Lust und Freude, das Urteil Gottes oft vollstrecken und es ganz zu gräulich machen, welche Bosheit Gott nicht ungerächt lässt. Als wenn ein Vater seinen Sohn einem Knecht übergebe, dass er ihn züchtigen soll, der Knecht aber es ganz zu grob machte, so würde der Vater dadurch zu Zorn wider den Knecht bewegt werden, weil das väterliche Herz ein Mitleiden mit dem Sohn haben würde. Es soll auch ein jeder in seinem Amt mit der Strafe gebührliche Maß halten und keine Freude daran haben, sondern wenn er Amts wegen Strafen muss, so soll er das Urteil Gottes wider die Laster recht vollstrecken, auf dass man spüre, wie er an der Menschen Unglück oder Verderben kein Gefallen trage.)

7. und dachtest: Ich bin eine Königin ewig. Du hast solches bisher noch nicht zu Herzen gefasst noch daran gedacht, wie es mit ihnen später werden sollte {Apg 18v7}.

Königin: über alle anderen Königreiche und werde meine Gewalt nie verlieren. Welches denn auch eine besondere Sünde der Chaldäer gewesen, nämlich die Hoffart und fleischliche Sicherheit.

Gefasst: Und nicht gemeint, dass es einmal dazu kommen möchte, dass Gott dich um der Laster willen strafen und ein Ende an deiner Bosheit machen würde. (Den die Bosheit des menschlichen Herzens ist so groß, dass es im gegenwärtigen Unglück der vergangenen Erlösungen nicht mehr bedenkt ist, und in gutem Glück an kein künftig Unglück gedenkt.)

Mit ihnen: Nämlich mit den Israeliten, dass sie einmal möchten wiederum erlöst werden.

8. So höre nun dies, die du in Wollust lebst und so sicher sitzt und sprichst in deinem Herzen: Ich bin es und keine mehr; ich werde keine Witwe werden noch unfruchtbar sein {Apg 18v7}.

Lebst: Die du in allerlei Wollüsten und üppigem Wesen ganz und gar ersoffen bist.

Ich bin es: Nämlich die mächtigste und höchste über alle andere Königreiche und ist auf der ganzen Welt nirgends eine solche Gewalt, wie bei mir, dass alle andere Könige sich vor mir fürchten müssen.

Unfruchtbar sein: Es wird mir weder an Männern noch Kindern mangeln. Das ist: Ich werde immer gewaltige und glückselige Könige haben, dazu willige und gehorsame Untertanen in großer Menge.

9. Aber es werden dir solche alle beide kommen plötzlich auf einen Tag, dass du Witwe und unfruchtbar seist; ja, vollkommen werden sie über dich kommen um der Menge willen deiner Zauberer und um deiner Beschwörer willen, deren ein großer Haufen bei dir ist.

Kommen plötzlich: Wenn du am wenigsten daran denken wirst, so wird es geschehen, was Gott zuvor über dich beschlossen hat. Denn es wird dein König umgekommen, die Stadt erobert werden, deine Bürgerschaft durch das Schwert fallen und die Herrschaft dir allerdings entzogen werden. Dass aber solches alles vom Cores ins Werk gerichtet und erfüllt worden, bezeugen beide die Heiligen Schriften und andere weltliche Historien.

Zauberer: Denn es seien die Chaldäer vor allen anderen Völkern der Zauberei und der schwarzen Kunst sehr ergeben gewesen, von welcher ihrer Bosheit bald später weitläufiger folgen wird.

10. Denn du hast dich auf deine Bosheit verlassen, da du dachtest: Man sieht mich nicht; deine Weisheit und Kunst hat dich gestürzt und sprichst in deinem Herzen: Ich bin es und sonst keine.

Bosheit verlassen: Und bist darin ungescheut fortgefahren.

Mich nicht: Die Menschen wissen um meine heimlichen Bubenstücke nicht, so nimmt sich Gott der menschlichen Händel wenig an und wird um meine Laster mich nicht strafen.

Gestürzt: (Denn welche sich auf ihre menschliche Weisheit und Verstand verlassen oder sich dessen überheben, dass sie viel gesehen und erfahren haben und überreden sich danach selbst, dass sie alles gewaltig zuvor merken und spüren können, wie es zukünftig hinausgehen werde, auch die Sachen mit ihrer Weisheit danach zu richten und anzustellen wissen, die macht Gott zuschanden, dass sie wider all ihr Erhoffen in großes Unglück geraten und von wegen ihres gottlosen Übermuts rechte Strafe empfangen. Denn auf den Herrn soll man trauen und ihn in der wahren Gottseligkeit ehren.)

Sonst keine: Ich bin die allermächtigste Regentin in der ganzen Welt, darum wird sich keiner an mich reiben dürfen, dass er sich wollte unterstehen, mit Gewalt mich zu überfallen.

11. Darum wird über dich ein Unglück kommen, dass du nicht weißt, wenn es daher bricht, und wird ein Unfall auf dich fallen, den du nicht sühnen kannst; denn es wird plötzlich ein Getümmel über dich kommen, des du dich nicht versiehst.

Nicht weißt: Dieweil es unversehens über dich kommen wird, eher du dich versiehst und wird dich unterdrücken, da du meinst, dass noch nichts vorhanden sei.

Nicht sühnen: Du wirst weder mit Opfern noch Beten, dein künftiges Unglück abwenden können.

Nicht versiehst: Nämlich wenn der Feind die Stadt Babel erobern wird. (Denn wenn die Leute am allersichersten sind und ohne Sorge leben, so ist ihnen das Unglück am allernächsten, weil Gott die große fleischliche Sicherheit samt der Verachtung sein und seines Wortes nicht ungestraft lässt.)

12. So tritt nun auf mit deinen Beschwörern und mit der Menge deiner Zauberer, unter welchen du dich von deiner Jugend auf bemüht hast, ob du dir möchtest raten, ob du möchtest dich stärken.

So tritt: Folgt die dritte Sünde der Chaldäer, nämlich die Übung der Schwarzen Kunst, davon oben auch der Prophet mit wenig Worten Anregung getan. Und redet er die chaldäische Monarchie mit spöttischen Worten an: Als wollte er sprechen, fordere deine Wahrsager zusammen, dass sie dir raten und helfen. Denn es pflegten die Chaldäer in zweifelhaften und schweren Sachen, ihre Wahrsager um Rat zu fragen {Dan 2}.

Bemüht: Dass du von Anfang an deiner Regierung großen Fleiß darauf gelegt hast.

Raten: Wie du dem künftigen Unglück entrinnen könntest.

Stärken: Dass sie dir könnten Kraft verleihen, deinem herzunahenden Untergang abzuwehren.

13. Denn du bist müde vor der Menge deiner Anschläge. Lass her treten und dir helfen die Meister des Himmelslaufs und die Sterngucker, die nach den Monden rechnen, was über dich kommen werde.

Müde: Du wirst vor lauter großer Schlauheit zur Närrin werden und dir selbst weder raten noch helfen können. (Denn Gott schickt den Weisen in dieser Welt, wenn sie gottlos sind, einen Schwindelgeist zu, dass sie in ihren Ratschlägen fehlen und das Ärgste für das Beste erwählen und am allernärrischsten handeln, wenn sie am schlausten sein sollen.) * (Nach Luther) Das ist, so viele Anschläge machen dich irre und unselig, so doch keiner taugt.

Treten: In deiner höchsten Not und Gefahr.

Rechnen: Das ist, welche aus der Planeten und anderen Sternenlauf durch eine besondere Ausrechnung zu erkundigen pflegen, auf welchen Monat oder Tag die Planeten ihre Wirkung haben. Aber eben die selbigen, welche in geringen Sachen abergläubischerweise bisher viel Dinges zuvor verkündigt haben, werden von dem allergrößten Unglück nichts wissen, sie werden die Nadel sehen, aber das Scheunentor werden sie übergaffen. (Hier wird zu zuerst die Schwarze Kunst oder Zauberei verworfen, an denen, welche mit den Teufeln Gemeinschaft haben. Danach wird die Sternkündigung als Unrecht erkannt, welche nämlich mit der Teufels Beschwörung etwas zum Zusatz gebraucht. Weiter werden alle anderen abergläubischen Künste der Zeichendeuter und Wahrsager von künftigen Dingen verdammt, so keine natürlichen Ursachen haben. Noch wird auch der schlechte Missbrauch der Sternkunst getadelt, wenn man aus des Himmels Lauf von künftigen Sachen ganz freventlich und ungescheut etwas zuvor sagen darf, dass es gewisslich also und nicht anders ergehen werde: Gerade als ob Gott nicht könnte und auch oft pflegte die Wirkung der Sterne abzuwenden oder auch ganz das Gegenteil vorgehen lassen und als ob Gott nicht viele und große Ding in der Welt verrichtete, deshalb keine Anweisungen am Gestirn zu spüren.)

14. Siehe, sie sind wie Stoppeln, die das Feuer verbrannt; sie können ihr Leben nicht erretten vor der Flamme; denn es wird nicht eine Glut sein, dabei man sich wärme oder ein Feuer, da man um sitzen möge.

Nicht erretten: Als wollte der Prophet sprechen, was wollten die Wahrsager von anderen Leuten künftigen Zufällen wissen, da sie doch ihren eigenen Untergang nicht zuvor sehen oder merken können. Denn es werden die Schwarzkünstler, Zeichendeuter, Wahrsager, Teufelsbeschwörer und die Gottlosen abergläubischen Sterndeuter zunichtewerden und umkommen, gleichwie die Stoppeln vom Feuer verzehrt werden: Ja sie werden nach diesem Leben im ewigen Feuer gequält und gemartert werden {Gal 5}.

Wärme: Dass man die erkalteten Glieder, welche vor großer Kälte allerdings erstarrt sind, damit wiederum richtig und in ihren Gang bringe, sondern es wird ein Feuer sein, welches sie verderben und zunichtemachen wird. (Und geschieht es oft, dass diejenigen, welche anderen Leuten abergläubischerweise, was zukünftig ist, zuvor verkündigen wollen, selbst in ein unverhofftes Unglück geraten. Und in dem sie abergläubischerweise den Himmel angaffen, sehen sie nicht, was vor ihnen auf Erde geschieht.)

15. Also sind sie, unter welchen du dich bemüht hast, deine Hantierer von deiner Jugend auf; ein jeglicher wird seines Ganges hier- und daher gehen und hast keinen Helfer.

Sind sie: Nämlich die Sternseher und Wahrsager, damit du so viel zu tun hast, dass sie sich selbst und dir nichts nutzen.

Hantierer: Damit du stetig umgegangen und deine Lust an ihnen hattest, die werden dir auch nichts nutzen.

Jugend auf: Von vielen Jahren her, da du meintest, dass auf ihre große und vielfältige Hantierung, dein Glück und Reichtum und all dein Einkommen bestehe.

Gehen: Das ist, die Kaufleute werden Zerstreute werden und hin und wieder herum schweifen, wenn dein Regiment zerstört ist.

Keinen Helfer: Denn es werden die abergläubische Wahrsager dir keinen Weg zeigen können, dadurch du dem herzu nahenden Unglück entfliehen möchtest. So werden auch die allerreichsten Kaufleute deinen Unfall nicht wenden können. (Denn wenn die Könige, Fürsten und andere mächtige Regierungen, auf die Größe und Vortrefflichkeit ihrer Hantierung sich verlassen und meinen, dass sie daher, wenn es vonnöten tut, eine große Summe Geldes in der Eile aufbringen können, so stürzt Gott beide, die Obrigkeit und Kaufleute, dass jene zwar den Gehorsam bei ihren Untertanen verlieren, diese aber mit Krieg und Aufruhr in die äußerste Armut gesetzt werden und dazu von wegen großer Schulden ausreißen und im Elend jämmerlich herumschweifen. Darum soll man auf Gott sein Vertrauen setzen und nicht auf große Gewalt oder stattliche Einkommen und Gott soll man fürchten, der reich und arm macht, wenn und wie oft er will.)


Das 48. Kapitel

  • Die Juden werden der Heuchelei, Halsstarrigkeit und Verachtung der göttlichen Weissagungen, wegen des babylonischen Gefängnisses beschuldigt. v. 1.
  • Und wird um der Frommen willen ein Trost hinten angehängt, von der Erlösung aus demselben Gefängnis. v. 9.

1. Hört das, ihr vom Hause Jakob, die ihr heißt mit Namen Israel und aus dem Wasser Judas geflossen seid, die ihr schwört bei dem Namen des Herrn und gedenkt des Gottes in Israel, aber nicht in der Wahrheit noch Gerechtigkeit.

Vom Hause: Die ihr des Patriarchen Jakobs Geschlecht und seine Nachkommen seid.

Namen Israel: Welchen Namen ihr von dem heiligen Patriarchen Jakob empfangen habt und euer viel, besonders eure Obrigkeit aus dem vortrefflichsten Geschlecht Juda her entsprungen seid.

Des Herrn: Und nicht bei fremden oder heidnischen Göttern.

Wahrheit: Es ist euch kein Ernst damit und geht nicht von Herzen.

Gerechtigkeit: Es geschieht nicht aus einfältigem reinem Herzen oder aus irgendeiner Frömmigkeit.

2. Denn sie nennen sich aus der heiligen Stadt und trotzen auf den Gott Israels, der da heißt der Herr Zebaoth:

Heiligen Stadt: Sie rühmen sich, dass sie Bürger sind in der heiligen Stadt Jerusalem.

Trotzen: Sie rühmen sich, dass Gott ihr Helfer und Beschützer sei, welcher der allermächtigste Herr ist im Himmel und auf Erde. Aber von allen dem, dessen sie sich rühmen, ist keines wahr (Von dem größten Teil unter den Juden geredet). Denn sie weder dem Glauben noch der Frömmigkeit der heiligen Patriarchen nachfolgen, sondern verunreinigen vielmehr, die Heilige Stadt Jerusalem mit ihren Sünden und Lastern: Und ob sie sich gleich rühmen, dass sie ihr Vertrauen Gott setzen, so zittern sie doch vor einem rauschenden Blatt, wollen Gott nicht trauen und suchen menschlichen Schutz und ungeheuerliche Hilfe. (Also rühmen sich auch noch heutigentags ihrer viel des Evangeliums von Christo und wie sie so einen starken Glauben haben, sagen auch ausdrücklich, dass sie die Heiligen nicht anrufen noch die Bilder anbeten, sind aber dennoch unterdes nur mit dem Namen Christen: Denn sie leben nach ihren freien Willen, hängen den bösen Gelüsten nach und wenn Gefahr da ist, so verharren sie nicht beständig in dem Bekenntnis der himmlischen Lehre: Zu denen, sofern sie anders ihre Heuchelei nicht ablegen und Buße tun, wird Christus sagen am Jüngsten Tage: Ich kenne euer nicht.)

3. Ich hab es zuvor verkündigt dies Zukünftige; aus meinem Munde ist es gekommen und ich habe es lassen sagen; ich tue es auch plötzlich, dass es kommt.

Ich: Jetzt verweist Gott den Juden die vorigen Guttaten, aus denen sie sich doch nicht gebessert. Denn ob sie wohl wussten, dass Gott vorzeiten die Erlösung aus Ägypten verheißen hatte und die selbige auch bald später ins Werk gerichtet, so glaubten sie dennoch den göttlichen Verheißungen nicht.

Kommt: Was ich verheißen habe. Will so viel sagen: Ich habe vor Zeiten vorher verkündigt, dass ich mein Volk aus der Ägypter Tyrannei erlösen wollte und habe auch die selbige Erlösung nicht über die gebührliche Zeit aufgeschoben, sondern viel eher geleistet, als man gemeint hätte.

4. Denn ich weiß, dass du hart bist; und dein Nacken ist eine eiserne Ader und deine Stirn ist ehern.

Hart bist: Ich habe deinen harten, unbeugsamen und widersinnigen Kopf wohl erkannt, wie, nämlich das jüdische Volk, wenn es nicht von Stunde an die gegenwärtige göttliche Hilfe empfindet, unseren Herrn Gott bald Lügen straft und sucht bei fremden Göttern Zuflucht, lässt sich auch von solchem gottlosen Vorhaben nicht abwenden, sondern verteidigt und handhabt die Abgötterei mit halsstarrigem Gemüt.

5. Ich habe dir es verkündigt zuvor und habe dir es lassen sagen, ehe denn es gekommen ist, auf dass du nicht sagen mögest: Mein Götze tut es und mein Bild und Götze hat es befohlen.

Zuvor: Ich habe dir deine Erlösung zeitlich genug zu wissen getan.

Götze: Dem ich diene und Gottesdienst erzeige. Denn ich dich wohl überwiesen, dass deine Erlösung mein Werk sei und nicht der heidnischen Götzen, denen ihrer viel unter euch bereits damals heimlich anhingen.

6. Solches alles hörst du und siehst es und hast es doch nicht verkündigt. Denn ich habe dir zuvor Neues sagen lassen und Verborgenes, das du nicht wusstest.

Siehst es: Als wollte er sprechen, Lieber gehe in dich selber, so wirst du müssen bekennen, dass ich dies alles getan habe. Denn du hast es von deinen Voreltern vernommen, von denen es auf dich gekommen ist, was ich in Ägypten getan habe, und hast es dennoch nicht geachtet, noch wie dir wohl gebührt hätte, mir vertraut, dazu ehrst du auch mich nicht allein mit schuldiger Gottseligkeit. (Denn das menschliche Herz, wenn es sich selbst überlassen wird, ist so gottlos, das es aus den zuvor empfangenen Guttaten Gottes nicht so viel lernt, damit es Gott künftig glaubte und traute. Wenn man aber Gott nicht glaubt, so straft man ihn Lügen, will man ihm denn nicht trauen, so beschuldigt man ihn in der Unbarmherzigkeit oder Fahrlässigkeit.)

7. Nun aber ist es geschaffen und nicht damals und hast nicht einen Tag zuvor davon gehört, auf dass du nicht sagen mögest: Siehe, das wusste ich wohl.

Geschaffen: Oder, aus Licht gekommen und offenbar geworden.

Gehört: Das ist, jetzt verkündige ich dir etwas Neues, das dir zuvor verborgen war, nämlich dass du musst in die Babylonische Gefangenschaft weggeführt und daraus durch Cores wiederum erlöst werdest. Welches ich darum dir zuvor verkündige und meine Weissagungen vorher gehen lasse, ehe denn es geschieht, auf dass du einmal wissest und verstehst, wie es mein Werk sei und nicht ungefähr also ergangen. Siehe, so verkündige ich dir es zuvor mit allen notwendigen Umständen, welches du von dir selber nimmermehr würdest wissen können.

8. Denn du hörtest es nicht und wusstest es auch nicht und dein Ohr war damals nicht geöffnet; ich aber wusste wohl, dass du verachten würdest und von Mutterleibe an ein Übertreter genannt bist.

Geöffnet: Dass du es von jemand hättest hören können. Darum auf dass du wissest, wie ich dir um deiner Sünden willen solches Unglück der Gefangenschaft zuschicken werde und dass ich ein Ursacher der künftigen Erlösung sei, so sage ich dir es alles jetzt bei guter Zeit zuvor, auf dass, wenn es kommt, du dich demütigst und der Erlösung von mir, deinem Gott, gewärtig seist, aber nicht zu den babylonischen Götzen von mir abfällst.

Übertreter: Als wollte er sagen, es ist mir unverborgen, wie geneigt du seist zum Abfall und zur Übertretung, also dass du auch von Kind auf, da ich dich zu meinem Volk allererst angenommen, meine Gebote immer übergangen hast. Darum ich längst Ursache genug hatte, dass ich dich von meinem Angesicht verstieße und allerdings vertilgte.

9. Darum bin ich um meines Namens willen geduldig und um meines Ruhms willen will ich mich dir zugut enthalten, dass du nicht ausgerottet wirst.

Namens: Dass derselbe unter den Heiden nicht verlästert werde und du von wegen meiner Barmherzigkeit Ursache hast, mich zu rühmen. (Es lebt aber kein Mensch auf Erde, der nicht der ewigen Verdammnis wert wäre, wenn Gott die verdorbene Natur und Sünden ansehen wollte. Aber er hat seinen allerheiligsten Namen in acht und will von uns gerühmt und gepriesen werden. Darum vergibt er den Bußfertigen die Sünden und lindert auch die zeitlichen Strafen, dass wir nicht nach der Größe und Schwere unserer Sünden heimgesucht werden {Ps 103}.)

10. Siehe, ich will dich läutern, aber nicht wie Silber; sondern ich will dich auserwählt machen im Ofen des Elends.

Läutern: Das ist, ich will dich reinigen, doch nicht also wie man das Silber läutert, da von demselben abgeht und verzehrt wird, was nicht gut und fein Silber ist. Denn wenn ich in dem babylonischen Gefängnis alle vertilgen wollte, was nicht rechte und reine Israeliten wären, so würde ich ihrer wenig wieder ins Land Kanaan bringen. Aber also will ich dich in denselben Ängsten und Trübsalen reinigen und fegen, dass man von dir sagen könne, du seist Gottes auserwähltes Volk, für die Gott sorge. (Denn die äußerliche Versammlung der Kirche ist niemals allerdings rein und sauber: Und sind auch die wahren Gottseligen noch mit vielen Schwachheiten behaftet. Aber Gott nimmt für gut, wenn das Herz nicht voller Heuchelei steckt und wenn ein guter Teil Gott mit Ernst ehrt. Die Heuchler wird er zu seiner Zeit auch wohl finden.)

11. Um meinetwillen, ja um meinetwillen will ich es tun, dass ich nicht gelästert werde; denn ich will meine Ehre keinem anderen lassen.

Tun: Dass ich mich deiner erbarme und dich wieder aus der Gefangenschaft führe.

Gelästert: Unter den Heiden, als ob ich nicht mächtig genug wäre, mein Volk zu erlösen, oder wäre so unbarmherzig, dass ich mich seiner nicht annehmen wollte. * (Nach Luther) Merkt hier, dass Gott lästern heißt, so man seine eigenen Werke und Verdienst rühmt.

Keinem anderen: Ich will mir allein solches Lob und die Ehre vorbehalten und meine Hoheit in Achthaben, dass ich als ein allmächtiger und gnädiger Gott erkannt werde. (Wenn deswegen uns unsere Unwürdigkeit zuvorkommt und wir besorgen, dass uns Gott um derselben willen in der Gefahr verlasse und verwerfe, so soll uns diese liebliche Verheißung Gottes aufhalten und trösten, dass uns Gott erlösen wolle, nicht von wegen unserer Würdigkeit, sondern um seines allerheiligsten Namens willen und dass er seine Ehre räche, welche er freilich nicht aus der acht lassen will.

12. Höre mir zu, Jakob und du, Israel, mein Berufener: Ich bin es, ich bin der Erste, dazu auch der Letzte.

Höre: Der Sohn Gottes fährt noch weiter fort, von der Erlösung aus der Babylonischen Gefangenschaft zu weissagen.

Berufener: Nämlich ihr Israeliten, die ich durch mein Wort zu meiner Erkenntnis berufen habe, dass sie sollen des ewigen Lebens teilhaftig werden.

Letzte: Ich habe weder Anfang noch Ende und ist kein anderer Gott vor mir gewesen. (Wenn denn Gott der Vater vor dem Sohn gewesen wäre, so wäre der Sohn Gottes nicht der Erste. Ist er aber der Erste, so ist je nichts vor ihm gewesen. Darum es eine gräuliche Lästerung des Arii ist, der gesagt: Es sei (eine Zeit) gewesen, da der Sohn Gottes noch nicht war. Noch viel gräulicher aber lästern Gott die neuen Arianer, welche leugnen dürfen, dass der Sohn Gottes vor seiner Menschwerdung gewesen.)

13. Meine Hand hat den Erdboden gegründet und meine rechte Hand hat den Himmel umspannt: Was ich rufe, das steht alles da.

Umspannt: (Ist deswegen der Sohn Gottes ewiger Gott, weil er der Schöpfer der Welt ist. Und soll man hier auch die Majestät des Sohnes Gottes wahrnehmen, weil er sagt, dass er den Himmel mit der Hand umspannen könne.)

Alles da: Und ist nötig, dass ich mich viel bemühe oder viel Arbeit darauf wende, wenn ich etwas erschaffen will. Denn sobald ich etwas nenne, so ist es von Stand an da, weil Gottes Nennen Erschaffen ist. (Darum es an den Zwinglianern eine große Bosheit ist, dass sie dem Sohn Gottes vorschreiben dürfen, was er könne oder nicht könne und leugnen dürfen, wie es nicht sein könne, dass Christus mit seinem Leibe im Himmel und zugleich auch auf Erde gegenwärtig sein könne. Weil demnach (will der Sohn Gottes sagen) ich ein Schöpfer bin Himmels und der Erde und der wahre, ewige und allmächtige Gott, so wird es gewisslich ins Werk gerichtet werden, was ich von der Erlösung aus der Babylonischen Gefangenschaft zuvor gesagt habe.)

14. Sammelt euch alle und hörte: Wer ist unter diesen, der solches verkündigen kann? Der Herr liebt ihn; darum wird er seinen Willen an Babel und seinen Arm an den Chaldäern beweisen.

Alle: Ihr Götter der Heiden, samt euren Wahrsagern und seht, ob jemand unter euch sei, der dies könne wissen und zuvor weissagen, was ich von dem Cores zuvor anzeige und so eine lange Zeit zuvor verkündige, ehe denn es geschieht, ja ich sehe und verkündige es nicht allein zuvor, sondern verordne und richte es auch also dass Babel vom Cores muss zerstört werden, auf dass mein Volk aus der Gefangenschaft komme.

Ihn: Nämlich den König Cores in Persien.

Arm: Das ist, seine Gewalt wird er sehen lassen.

Chaldäern: Dass er sie vertilge. (Denn wenn Gott der Herr seiner Feinde Grausamkeit und Bosheit lange zugesehen, so findet er endlich ein Instrument und Werkzeug, dadurch er sein gerechtes Urteil wider der Menschen Sünden vollstrecke.)

15. Ich, ja ich habe es gesagt, ich habe ihm gerufen; ich will ihn auch kommen lassen und sein Weg soll ihm gelingen.

Gesagt: Von der babylonischen Monarchie Zerstörung und will es auch in der Tat erfüllen, was ich geredet habe.

Gelingen: Es wird dem Cores alles glücklich und wohl vonstattengehen, was er zu verrichten vornehmen wird. (Denn Gott erweckt vortreffliche Männer zu Verrichtung großer Sachen und führt sie gleichsam bei der Hand, dass sie solche Sachen zu Ende bringen, welche alle menschliche Kräfte und Vermögen übersteigen. Sie aber sollen erkennen, dass sie solches Glück von Gott haben und sollen ihm die Ehre geben, aber nicht, was geschehen, ihrer Kraft und Weisheit zumessen.)

16. Tretet her zu mir und hörte dies; ich hab es nicht im Verborgenen zuvor geredet. Von der Zeit an, da es geredet wird, bin ich da; und nun sendet mich der Herr und sein Geist {Joh 18v20}.

Hörte: Nämlich ihr Israeliten, was ich von eurer Erlösung rede, denn eurethalben rede ich.

Geredet: Das ist, was ich durch meine Propheten verkündige, das brummle ich nicht aus einer finsteren Höhle oder Kluft hervor, mit einer verwirrten, dunklen und zweifelhaften Rede, sondern spreche es deutlich und klar heraus und ehe denn etwas davon geschieht, so bin ich dabei und ordne alles, dass es also ergehe, wie ich gesagt habe und nicht anders. (Denn des Teufels Weissagungen sind nichtig, ungewiss und fehlen, aber die göttlichen Weissagungen sind wahrhaftig und unwandelbar.)

Herr: Nämlich Gott der Vater sendet mich seinen eingeborenen Sohn, wie auch der Heilige Geist zugleich mit dem Vater mich gesandt hat, dass ich die Erlösung meines Volkes verkündige und verschaffe. (Hier hat man das Zeugnis der Heiligen Dreifaltigkeit abermals in Acht zu nehmen. Denn vom Vater und Heiligen Geiste wird gesagt, dass sie den Sohn senden, weil die Personen der Heiligen Dreifaltigkeit in ihren Werken miteinander wirken.)

17. So spricht der Herr, dein Erlöser, der Heilige in Israel: Ich bin der Herr, dein Gott, der dich lehrt, was nützlich ist und leite dich auf dem Wege, den du gehst.

So spricht: Der Sohn Gottes hat dennoch auch die Ursache nicht verschweigen wollen, warum die Israeliten einen solchen Jammer der Babylonischen Gefangenschaft ausstehen würden.

Erlöser: Der Sohn Gottes, der dich nicht allein aus der Babylonischen Gefangenschaft, sondern auch aus der ewigen Verdammnis erlösen wird.

Heilige: An dem keine Ungerechtigkeit noch Unbilligkeit zu spüren.

Lehrt: Wenn nur du meiner Lehre folgen wolltest.

Gehst: Dass ich dir zu allen deinem Tun Glück und Segen verleihe, darum solltest du mich hören, wenn ich dich lehre und mit deinem Gehorsam deine Dankbarkeit gegen mir bezeugen. (Denn es sind herrliche und große Guttaten Gottes, die Offenbarung des göttlichen Willens und ein glücklicher Fortgang.)

18. O dass du auf meine Gebote merktest! So würde dein Friede sein wie ein Wasserstrom und deine Gerechtigkeit wie Meereswellen {5Mos 32v19 Ps 81v14}!

Gebote merktest: Und denselben Gehorsam geleistet hättest, weil du aber solches nicht getan hast, so müssen auch schwere Strafen über dich kommen.

Wellen: Es wäre dir alles Glück zugeschneit und hättest von wegen deines gerechten Wandels reichliche Belohnungen mit allem Überfluss bekommen.

19. und dein Same würde sein wie Sand und das Gewächs deines Leibes wie desgleichen Kies, des Name nicht würde ausgerottet noch vertilgt vor mir.

Wie Sand: Am Ufer des Meers, so unzählig ist, also würdest du auch ein unzählig und allerdings unüberwindliches Volk sein, aber weil du dich mit großen und schweren Lastern besudelt hast, so wirst du auch mit vielem und großem Unglück überfallen werden und um deiner Ungerechtigkeit willen schwere Strafen leiden müssen, dazu werden deiner sehr wenig werden und wird nicht viel fehlen, dass dein Name nicht ganz zugrunde gehe. (Denn obwohl kein Mensch die Gebote Gottes vollkommen hält und darum auch niemand aus den Werken vor Gott gerecht werden kann, so vergilt doch Gott auch einen unvollkommenen Gehorsam an uns, der aus dem Glauben kommt, mit leiblichen und himmlischen Belohnungen. Aber die Verachtung seiner Gebote rächt er mit zeitlichen und ewigen Strafen.)

20. Geht aus von Babel, flieht von den Chaldäern mit fröhlichem Schall; verkündigt und lasst solches hören; bringt es aus bis an der Welt Ende! Sprecht: Der Herr hat seinen Knecht Jakob erlöst {Jer 50v8 51v6 v45 Apg 18v4}.

Geht aus: Als wollte er sprechen, wohlan ihr Israeliten, die Sache steht noch wohl, Gott wird über die bußfertigen Sünder nicht ewig zürnen. Darum, wenn mein Volk (spricht der Sohn Gottes) unter dem Kreuz wird gedemütigt sein, so wird mein himmlischer Vater sich sein wieder erbarmen.

Hören: Rühmt die große Guttat, welche euch Gott erzeigt hat und breitet sein Lob überall aus.

Knecht Jakob: Sein Volk Israel, welches sich zu seinem Gottesdienst bekennt, hat Gott aus der Gefangenschaft befreit. (Obwohl nun die Zeit der Erlösung damals noch nicht vorhanden war, wie auch der Gefangenschaft nicht, so heißt dennoch der Sohn Gottes sein Volk ausziehen, nicht anders, als wenn Babel vom Cores bereits erobert wäre, damit anzuzeigen, dass man seinem Worte und Verheißungen, so fest glauben soll, als wenn wir das Gute, so uns versprochen wird, bereits in Händen hätten. Er ermahne aber auch zugleich, dass wir die göttliche Guttaten, so wir empfangen, mit Stillschweigen nicht verhehlen sollen, denn Gott erzeigt uns darum Gutes, dass wir solches von ihm rühmen sollen.)

21. Sie hatten keinen Durst, da er sie leitete in der Wüste; er ließ ihnen Wasser aus Felsen fließen; er riss den Fels, dass Wasser herausrann {2Mos 17v6 4Mos 20v11}.

Felsen fließen: Das ist, gleichwie Gott die Israeliten, da er sie aus Ägypten durch die dürre und grausame Wüste geführt, nicht hat lassen Durstes sterben, sondern viel eher einen harten Felsen mit des Moses Stabe spalten lassen, der mit Haufen Wasser gebe {2Mos 17}. Also wird Gott in der Ausführung seines Volkes aus der Babylonischen Gefangenschaft, dasselbe geleiten und ihnen an nötigen Sachen keinen Mangel lassen, sondern den Israeliten mit väterlicher Sorge und Beschützung beistehen, wie denn, dass solches treulich geleistet wurde, die Historie Esra bezeugt. (Ob nun wohl die Zeiten und Personen sich ändern, so ändert sich doch die väterliche Zuneigung Gottes gegen seine Kirche und derselben rechtschaffenen Glieder nicht. Darum uns eben derselbe himmlische Vater aus diesem Leben, als aus einem Gefängnis in das himmlische Vaterland ausführen wird.)

22. Aber die Gottlosen, spricht der Herr, haben keinen Frieden.

Keinen Frieden: Die Gottlosen und Unbußfertigen werden keine wahre und beständige Glückseligkeit haben. (Den ob sie wohl eine Zeit lang, dem Ansehen nach, in großem Glück schweben, so haben sie doch kein ruhiges Gewissen dabei und gereicht ihnen ihr zeitliches Glück zur ewigen Verdammnis, ja sie werden auch in diesem Leben hoch erhaben, auf dass sie desto tiefer fallen.)


Das 49. Kapitel

  • Des Messias Berufung, Lehre, Amt und Guttaten, v. 1.
  • Wie auch de